Tag: 2. Weltkrieg

  • 2. Weltkrieg: Französische Resistance war auch in Rumänien aktiv

    2. Weltkrieg: Französische Resistance war auch in Rumänien aktiv

    Rumänien war im Sommer 1941 in den Zweiten Weltkrieg eingetreten, nachdem es 1940 eine dreifache territoriale Amputation erlitten hatte. Im Juni 1940 annektierte die Sowjetunion die moldauischen Gebiete zwischen Prut und Dnjestr, bekannt unter den Namen Bessarabien und Nordbukowina. Im August 1940 annektierte Ungarn einen Teil des rumänischen Territoriums, die nördliche Hälfte Siebenbürgens und die Maramures. Und im September 1940 hatte Bulgarien die südliche Dobrudscha besetzt. Die darauf folgende tiefe Krise führte zur Absetzung von König Karl II., woraufhin Marschall Ion Antonescu die Macht übernahm. Das neue Regime, an dem auch die antisemitischen Legionäre beteiligt waren, richtete Rumänien auf das von Nazi-Deutschland geführte Bündnis und dessen Kriegspolitik aus. Währenddessen hatte Frankreich vor den Nazis kapituliert. Das war der historische Kontext. Selbst in den schwierigen Jahren haben einige Menschen jedoch nicht resigniert. Auch wenn alles verloren schien und der Kampf gegen einen viel zu mächtigen Gegner aussichtslos war, haben sie bewiesen, dass auch kleine Aktionen wichtig sein können. Die Historikerin Oana Demetriade vom Nationalen Rat für das Studium der Archive der ehemaligen Securitate erzählt die Geschichte dreier mutiger Menschen aus Frankreich, die damals in Rumänien lebten und sich nicht unterkriegen lie‎ßen: “Es geht um eine Gruppe französischer Bürger, die in Rumänien, das sich auf den Krieg vorbereitet, mit gro‎ßem Mut beschlie‎ßen, Spionage zu betreiben. Sie spionierten für das Freie Frankreich, sie spionierten für die Briten. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Henriette Sümpt, eine Französin, die nacheinander zwei Rumänen heiratete und sich 1928 in Rumänien niederlie‎ß. Sie wollte etwas für ihr Land tun, das bereits einen Waffenstillstand mit Deutschland unterzeichnet hatte. Sie fand einen Kommunikationsweg zur britischen SOE in Istanbul und beginnt, Informationen an die Briten dort weiterzugeben. Sie ahnte aber nicht, dass der Kanal vom rumänischen Geheimdienst überwacht wurde,” erzählt Demetriade.



    Henriette Sümpt war Sekretärin im Bukarester Büro der berühmten französischen Nachrichtenagentur Havas. Am Vorabend des Krieges, ab 1940, begann sie, die Datenbanken der Agentur zu nutzen, um Frankreich und Gro‎ßbritannien mit Informationen zu versorgen. Es begann mit Informationen über die Bewegungen der deutschen Armee in Rumänien: militärische Abzeichen, Kennzeichen von Militärfahrzeugen, Waffenarten, die Routen der deutschen Truppen und ihre Anzahl. Henriette Sümpt ging früher im Bukarester Stadtteil Floreasca spazieren, wo sie vom Flughafen Băneasa aus die Bewegungen der deutschen Flugzeuge beobachten konnte. Sie reiste auch in andere Städte wie Galați, Râmnicu Sărat, Focșani, Bacău, Iași, Botoșani, alle an der Ostgrenze Rumäniens.



    “Zusammen mit einem französischen Journalisten, Maurice Négre, gelingt es ihr, ein kleines Netz von Spionen aufzubauen und einige Zeichnungen zu schicken. Sie schienen trivial oder lustig. Da waren ein paar Laubblätter, ein Reh, ein Welpe, eine Schlange, die eigentlich die getarnten Abzeichen der in Rumänien stationierten deutschen Militäreinheiten waren, die an die Balkanfront gingen und sich darauf vorbereiteten, auch in die UdSSR einzumarschieren.”



    Aber ihre Aktionen und die der Gruppe bleiben nicht unbemerkt. Sie sollte bald verhaftet, aber dann auch begnadigt werden, erläutert Oana Demetriade weiter. “Das gesamte Netzwerk flog auf, die Mitglieder wurden auf Drängen der Deutschen verhaftet, Henriette zuerst. Bei der Durchsuchung wurde bei ihr Informationsmaterial gefunden. Der SSI-Agent, der sie festnahm, beschrieb sie in einem Satz: Sie sei eine schöne Frau, sehr intelligent, au‎ßerordentlich aufmerksam, zeichnerisch begabt, die zum Zeitpunkt ihrer Festnahme sehr ruhig war und sich beherrschen konnte. Es war ein sehr schneller Prozess, innerhalb eines Monats war die ganze Angelegenheit vorbei. Maurice Négre wurde nach einigen Monaten durch die Intervention des französischen Staates freigelassen, Henriette blieb im Gefängnis. Sie war in mehreren Gefängnisse, am längsten im Frauengefängnis in Mislea. Ihre ex-Ehemänner, die ihr besonders zugetan waren, halfen ihr, beim Staatsoberhaupt und über ihn bei König Michael um Begnadigung vorstellig zu werden. Von 10 Jahren Zwangsarbeit wurde ihre Strafe in ein Jahr Haft umgewandelt und sie wurde am 22. August 1944 freigelassen, ohne jeden Zusammenhang mit dem, was am nächsten Tag, dem 23. August 1944, passieren sollte.”




    Die Geschichte von Henriette Sümpt sollte nach dem Krieg weitergehen, sagt die Geschichtsforscherin. Sie wurde Krankenschwester für wohltätige Zwecke und Masseurin in Sportrehabilitationszentren. Sie wurde vom kommunistischen Sicherheitsdienst beobachtet, und die Spitzel beschreiben sie im Allgemeinen positiv. Auf Vermittlung ihres dritten rumänischen Ehemannes, dem die Ausreise nach Frankreich gelungen war, und ihrer dortigen Verwandten erhielt sie 1959 einen Reisepass und wurde repatriiert. Neben Henriette Sümpt und Maurice Négre ist auch Jean Paul Lenseigne zu erwähnen, der dritte französische Journalist in der mutigen Gruppe, die ihr Land und ihre Überzeugungen entschlossen verteidigte.



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  • Ausgebürgert und entrechtet: Rumänische Juden im Visier von Rassengesetzen

    Ausgebürgert und entrechtet: Rumänische Juden im Visier von Rassengesetzen

    Die Krise der Demokratie im Jahr 1938 brachte in Rumänien ein autoritäres Regime auf die Bühne, das nach deutscher Vorlage Rassengesetze gegen die jüdische Bevölkerung erlie‎ß. Juden wurden aus dem öffentlichen Dienst entfernt, sie durften in mehreren Berufen nicht mehr arbeiten, ihr Besitz wurde zum Teil enteignet. Die jüdische Historikerin Lya Beniamin hat die Auswirkungen der damaligen Gesetze in den 1940er Jahren miterlebt.




    Die neue Rechtslage erschien noch vor der Machtübernahme durch das Regime von Antonescu, und zwar im August 1940 unter der Regierung von Ion Gigurtu, unter der Bezeichnung »Rechtlicher Status der Juden in Rumänien«. Und schon 1938 verabschiedete die Regierung Goga das Gesetz zur Umstellung der Staatsbürgerschaft, das ab 1939 umgesetzt wurde. Rund 200 Tausend Juden wurde die rumänische Staatsangehörigkeit aberkannt, sie verloren so Ansprüche wie das Arbeits- oder Besitzrecht. Doch das Gesetz zum rechtlichen Status der Juden enthielt auch Definitionen zur Rasse selbst — es war die Vorschrift, die besagte, wer zu den Juden gehört und auf wen das Gesetz Anwendung findet. Und es ist die Grundlage der Rassengesetze, die später unter Antonescu erlassen wurden“, sagt die Zeitzeugin und Historikerin Lya Beniamin.




    Das Blut wurde zur Metapher und zum obersten wissenschaftlichen Kriterium. Die sogenannte Biopolitik zog sich als Leitmodell durch die gesamte Rechtsprechung der damaligen Zeit. Laut Lya Beniamin wurde die Volkszugehörigkeit unter der Regierung von Marschall Ion Antonescu aufgrund von ge- und vererbten genetischen Merkmalen bestimmt: Jedes unter Antonescu verabschiedete Gesetz hat einen solchen einführenden Teil, in dem die Eigenschaft als Jude definiert wird. Dabei war das Blutkriterium ausschlaggebend. Bei den Juden wird die Eigenschaft über die Mutter vererbt, doch für die Rassengesetze zählten sowohl der Vater als auch die Mutter. Die Blutstruktur der Männer galt als stärker als die der Frauen — gute oder schlechte Merkmale wurden besser vom Vater als von der Mutter übertragen. Sofort nach dem »Rechtlichen Status der Juden« vom 8. August 1940 erschien auch das Gesetz zum Verbot der Mischehen unter strenger Bestrafung. Das Standesamt durfte keine Ehen zwischen Rumänen und Juden abschlie‎ßen. Das Gesetz galt zwar nicht rückwirkend, aber in einigen Fällen trennten sich die Menschen, um dem jeweils anderen keine Schwierigkeiten zu bereiten.“




    Die neuen Gesetze regelten auch die rechtliche Lage der Kinder aus Mischehen, erklärt Lya Beniamin weiter. Das hat mit der Definition der Juden zu tun — war der Vater Jude, galt das Kind als Jude, auch wenn der Mann sich von seiner christlichen oder rumänischen Ehefrau getrennt hatte. Ich bin auf eine Beschwerde christlicher Mütter in Bukarest gesto‎ßen, in der sie protestierten, dass ihre Kinder aus dem Unterricht entfernt wurden, weil sie als jüdische Kinder galten.“




    Dieses Thema ist der Historikerin besonders nahe — denn als Kind wurde ihr aufgrund der neuen Rassengesetze verboten, zur Schule zu gehen, erinnert sie sich: Der erste Schock kam 1940, als ein einschlägiges Gesetz zum Rauswurf der Kinder von der Schule verabschiedet wurde. Meine Familie lebte damals in der Stadt Târnăveni. Ich war in der dritten Klasse und liebte es, in die Schule zu gehen, ich stand sogar um 6 Uhr früh auf, um ja nicht zu spät zu kommen. Der Direktor der Schule, an der ich zusammen mit anderen jüdischen Kindern lernte, wurde beauftragt, am nächsten Tag das Gesetz zu verkünden, dem zufolge jüdischen Kindern der Schulbesuch untersagt wurde. Der Direktor war ein anständiger Mensch und ging am Abend zum Rabbiner in unserer Kleinstadt. Er überzeugte ihn, zu den jüdischen Familien zu gehen und den Leuten zu sagen, die Kinder nicht mehr in die Schule zu schicken. Er wollte nicht, dass die Kinder der erniedrigenden Situation ausgesetzt sind, vor allen anderen nach Hause geschickt zu werden. Als meine Mutter mir dann um sechs Uhr Bescheid sagte, war ich schockiert“, erzählt Lya Beniamin. Die Rassengesetze wurden im Dezember 1944 au‎ßer Kraft gesetzt, wenige Monate, nachdem Rumänien im Krieg die Seiten gewechselt hatte. Beamte, die aufgrund der Gesetz aus dem Dienst entfernt worden waren, konnten beispielsweise jetzt Anträge auf Wiederaufnahme in den öffentlichen Dienst stellen.

  • Rumänien im 2. Weltkrieg – Operation Barbarossa

    Rumänien im 2. Weltkrieg – Operation Barbarossa

    An der Operation Barbarossa, die die Sowjetunion und ihr kommunistisches Regime vernichten sollte, beteiligten sich neben Deutschland auch verbündete Staaten wie Finnland, Italien, Ungarn und eben auch Rumänien. Ziel für Rumänien war, Bessarabien und die Nordbukowina zurückzuerobern, nachdem diese Gebiete ein Jahr früher an die Sowjetunion abgetreten worden waren.



    Wie der Historiker Ottmar Traşcă vom Historischen Institut George Bariţ“ in Cluj (Klausenburg) ausführt, war Rumänien sowohl ein Startpunkt der Offensive als auch eine Rohstoffressource für die Wehrmacht. Bei der Operation Barbarossa, wie der Codename des Angriffs auf die Sowjetunion hie‎ß, spielte Rumänien eine wichtige Rolle. Rumänien und Finnland sollten nach dem Befehl 21 vom 18. Dezember 1940 die Süd- bzw. die Nordflanke sichern und sich an Operationen der Wehrmacht beteiligen“, sagt der Historiker. Schon seit Herbst 1940 waren deutsche Truppen in Rumänien stationiert, Rumänien stellte das für die deutsche Kriegsmaschine so wichtige Erdöl bereit. Im Juni 1941 bildeten die 3. und 4. rumänische Armee und die 11. deutsche Armee die Armeegruppe General Antonescu“, die von Ion Antonescu höchstpersönlich geführt war — in einer ersten Phase ging es um die Befreiung Bessarabiens und der Nordbukowina.



    Dabei muss aber etwas bedacht werden, bemerkt Traşcă: Rumänien ist ein interessanter Fall. Es gab keine formelle Allianz mit Deutschland und später wurde diese Frage auch gar nicht mehr gestellt“, meint der Wissenschaftler. Die Deutsche Militärmission in Bukarest hatte im Februar–Juni 1941 die Kriegsbereitschaft Rumäniens geprüft und was zum Schluss gekommen, dass die Ausstattung und die Ausbildung der Truppen nicht ausreichend fortgeschritten waren. Die rumänische Armee war nicht fähig, selbstständig grö‎ßere Operationen zu führen — allenfalls konnten einige bestimmte Divisionen defensive Einsätze übernehmen. Der Kriegsverlauf bestätigte dann später die Einschätzung. Am besten kämpften die Finnen, die sich schon im Winterkrieg 1939–1940 zwischen Finnland und der UdSSR gut geschlagen hatten. Auch die etwa 26 rumänischen Divisionen kämpften gut und übertrafen die Erwartungen der deutschen Befehlshaber. Doch hätte Rumänien sich eigentlich von der Teilnahme drücken können?



    Als Historiker können wir zwar mit der Geschichte so nicht arbeiten, doch vorstellen können wir uns schon verschiedene Szenarien. Rumänien hatte aufgrund der 3. Punktes des Geheimen Zusatzprotokolls des Hitler-Stalin-Pakts vom 23. August 1939 Bessarabien und die Nordbukowina verloren — und das zeigte, wie desinteressiert Deutschland war. Es ist offensichtlich, dass für Rumänien das Motiv der Teilnahme die Rückeroberung dieser Gebiete war — und Deutschland zählte von Anfang an darauf. Schon bei seinem ersten Treffen mit Hitler gab Antonescu zu verstehen, dass Rumänien im Falles eines deutsch-sowjetischen Konflikts nicht Gewehr bei Fu‎ß warten würde. Also ist eine solche Alternative kaum denkbar“, so Ottmar Traşcă.



    Die Schlacht von Stalingrad läutete auch für Rumänien die gro‎ße Katastrophe ein. Nachdem die Rote Armee die Front in den von den rumänischen Truppen gesicherten Abschnitten durchbrach, wurden die Achsenmächte eingekesselt. Doch die Verantwortung für die Niederlage ist etwas differenzierter zu sehen, wirft der Historiker Ottmar Traşcă ein: 1941 war die deutsche Militärmission noch davon ausgegangen, dass die rumänische Armee für einen Feldzug nicht bereit war — doch 1942 übertraf sie die Erwartungen vielen deutscher Kommandanten. 1942 fallen die Bewertungen deshalb besser aus. Ausgehend von den Fronterfahrung von 1941 hie‎ß es dann, dass die rumänische Armee auch selbstständig Operationen abwickeln kann. Im Herbst 1942 wurden dann aufgrund der Frontlage immer mehr deutsche Divisionen von den Flanken abgezogen und in die Schlacht von Stalingrad geworfen — diese wurden dann durch rumänische Truppen ersetzt. Der sowjetische Generalstab war bestens informiert über die Unterschiede und spielte den Vorteil aus.“



    Wie der Historiker weiter ausführt, wusste das deutsche Oberkommando bestens Bescheid über die Schwächen der rumänischen Truppen und über die Tatsache, dass besonders der von der 3. Rumänischen Armee verteidigte Abschnitt verwundbar war. Alle waren im Bilde über einen bevorstehenden Angriff der Roten Armee, also liegt die Verantwortung nicht allein bei den rumänischen Befehlshabern, so Ottmar Traşcă.



    Die Operation Barbarossa versagte somit — und der Rest ist sozusagen eine bekannte Geschichte.

  • Europäische Feierlichkeiten in Danzig

    Europäische Feierlichkeiten in Danzig

    Auslöser für den Krieg am 1. September 1939, als das Nazideutschland in Polen einmarschiert ist, war die große Hafenstadt am Baltischen Meer, Danzig, am Donnerstag, Gastgeber mehrerer europäischer Spitzenpolitiker. Zahlreiche europäische Führer versammelten sich hier, um eine Botschaft der kontinentalen Einigkeit auszusenden. Alle teilen den Standpunkt des polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski, der erinnerte, dass der Krieg aus Mitschuld der totalitären nazistischen und bolschewistsischen Regimes ausgebrochen ist. Er erinnerte außerdem daran, dass das Ende der Kämpfe, am 9. Mai 1945, für die Ost-Europäer nicht der Freiheit gleichte, sondern mit der Einführung des Kommunismus und dem Fall des Eisernen Vorhangs über die Hälfte des Kontinents.



    Der EU-Ratsvorsitzende Donald Tusk sagte, dass Europa heute eine andere Art von Politik als jene der 30-40 Jahren vertritt und dass es nur wenige führende Politiker gebe, die sich an der Parade in Moskau beteiligen können und somit für den russischen Expansionismusausbruch in der Ukraine bürgen.



    In Danzig war auch Rumäniens Präsident Klaus Johannis dabei. Für dessen Land hat der 9. Mai eine mehrfache Bedeutung. Es ist, in erster Linie der Tag der Staatsunabhängigkeit. 1877 rief Außenminister Mihail Kogălniceanu vor dem Parlament die Trennung von der Suzeränmacht der damaligen Zeit, dem Osmanischen Reich, aus. Nach rund fünf Jahrhunderten türkischer Oberherrschaft wurden die Beziehungen Bukarests mit dem Osmanischen Reich eher formell und beschränkten sich auf die Zahlung einer symbolischen Abgabe. Dennoch tolerierten die Türken die Veröffentlichung dieser Trennung nicht und versuchten sie militärisch zu bestrafen.



    Auf den Kampffeldern geschützt und durch den Friedenskongress in Berlin anerkannt, wurde die Unabhängigkeit der Grundstein des modernen Rumäniens. Dieses bauten die Könige Karl der I und Ferdinand aus der deutschen Familie von Hohenzollern auf. Diese Dynastie kam auf den Tron in Bukarest am 10. Mai 1866. Diese verband ihr Schicksal auch mit dem Sieg der Vereinten Nationen gegen das Nazideutschald. Die Hystoriker meinen, dass die Entscheidung des letzten rumänischen Königs, des heute 90-Jährigen Mihai I, Rumänien im August 1944 aus der Allianz mit Hitler zurückzuziehen und wieder an die Seite der traditionellen Alliierten, der Anglo-Amerikaner zu stellen, den Zweiten Weltkrieg in Europa um mindestens sechs Monate gekürzt hat.



    Der Frieden gleichte aber auch für die Rumänen mit der Einführung der langlebisgsten und blutigsten Diktatur, die sie jemals gekannt haben. Vom Kommunismus zum Terror, zur Demütigung und Armut verurteilt, können sie sich jetzt, dank der Revolution von 1989 und des EU-Beitrittes 2007,den Europatag wie einen eigenen Feiertag feiern. Dieser geht bis auf die ersten Nachkriegsjahre zurück, als man eine neue Wirtschafts- und Sicherheitspolitik benötigte. Diese sollte unter den Staaten des Kontinents mehr Vertrauen schaffen.



    Damals, am 9. Mai 1950, rief der französische Außenminister Robert Schumann die ehemaligen Kriegsparteien auf, ihre Kohlen- und Stahlproduktionen, die Grundlage der Kriegsindustrie, zusammenzuschließen und somit einen ersten Gemeinschaftsmarkt zu schaffen. Aus diesem Embryo sollte dann der heutige Klub der 28, also die Europäische Union, mit einer halben Milliarde Einwohner, eine der stärksten Wirtschafts- und Politikmächte des Planeten, auf die Welt kommen.

  • Nachrichten 06.05.2015

    Nachrichten 06.05.2015

    Der rumänische Präsident Klaus Johannis nimmt am Donnerstag
    im polnischen Danzig an den Gedenkfeierlichkeiten zur 70. Jährung des Ende des
    zweiten Weltkriegs und des Beginns von 45 Jahren Sowjetherrschaft in Osteuropa teil.
    Russland bezeichnete die Zeremonie in Danzig als Ereignis in Konkurrenz zur
    traditionellen Parade am 9. Mai in Moskau. Die Parade findet dieses Jahr zwar
    statt, doch mehrere westliche Führungspolitiker bleiben ihr als Protest gegen
    die Mitwirkung Russlands am Konflikt in der östlichen Ukraine fern.




    Das rumänische Abgeordnetenhaus hat am Mittwoch das
    Kommunalwahlgesetz verabschiedet. Demnach sollen die Bürgermeister in einem
    einzigen Wahlgang mit einfacher Mehrheit gewählt werden. Für die Parteien gilt
    weiterhin eine 5%-Hürde für den Einzug in die kommunalen
    Legislativversammlungen. Die bisher direkt von den Bürgern gewählten
    Präsidenten der Kreisräte sollen nun von den Gremien selbst gewählt werden. Dem
    Gesetz zufolge, das bereits den Senat als Eingangskammer passiert hat, können
    auch Bürger der EU für ein Bürgermeisteramt antreten. Auch das Parteiengesetz wurde am Mittwoch
    novelliert – es lässt nun zu, dass Parteien von nur drei Mitgliedern gegründet
    werden können.




    Elektronische
    Kommunikation und Datenschutz im Internet könnten künftig in Rumänien sicherer werden.
    Einen entsprechenden Gesetzentwurf haben die politischen Parteien bei einem
    Treffen mit Präsident Klaus Johannis am Mittwoch unterzeichnet. Die
    Initiative im Bereich der Verarbeitung von personenbezogenen Daten
    und dem Schutz der Privatsphäre in der elektronischen Kommunikation steht nach Angaben des Präsidialamts in keiner Verbindung zum Gesetz
    der Cyber-Sicherheit und dem Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung,
    die
    bereits als verfassungswidrig erklärt worden sind. Die
    neue Gesetzesvorlage soll zusätzliche Garantien für den Schutz von
    personenbezogenen Daten und das Recht auf Privatsphäre bieten.
    Der Zugriff auf personenbezogenen Daten könne nur in
    einem vom Gericht streng festgestellten Rahmen erfolgen,
    um jedes Missbrauchsrisiko zu vermeiden. Präsident
    Johannis äußerte seine Hoffnung, dass der Gesetzentwurf vom Parlament
    verabschiedet wird. In einer demokratischen Gesellschaft müssten die
    Sicherheit, die Beachtung des Gesetzes und die Freiheit in
    Einklang gebracht werden, fügte der Präsident hinzu.





    Das
    Verfassungsgericht hat den Weg für weitere Ermittlungen der Nationalen
    Antikorruptionsbehörde DNA frei gemacht. Das Gericht liess am Mittwoch eine
    Klage der National-Liberalen Partei (PNL) zu. Diese hatte einen Beschluss des
    Senats angefochten, der einen Haftantrag der DNA gegen den ehemaligen
    Transportminister Dan Şova abgelehnt hatte. Der Beschluss des Senats sei verfassungswidrig gewesen,
    so das Gericht. Dem sozialdemokratischen Senator Dan
    Şovawird Amtsmissbrauch vorgeworfen. Am 25. März hatten die
    anwesenden Senatoren dem Antrag mit 79 Für- und 67 Gegenstimmen grünes Licht
    gegeben, die Senatsleitung erklärte ihn jedoch danach wegen Beschlussunfähigkeit
    für abgewiesen. Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts
    wurde eine Sondersitzung des Senat
    s einberufen.






    Die
    rumänische Tennisspielerin Irina Begu, Nummer 37 in der
    WTA-Weltrangliste
    hat sich für das Viertelfinale des Turniers in Madrid qualifiziert.
    Im Achtelfinale besiegte sie die Tschechin Barbora Strycova, Nummer 23 WTA, in
    zwei Sätzen 6-6 und 6-4 und ist nun um 100 Tausend Euro und 215 WTA-Punkte
    reicher. Die Rumänin trifft nun auf die Weltranglistenvierte Petra Kvitova aus
    Tschechien. Irina Begu schaffte
    es zudem, zusammen mit der Spanierin Lara Arruabarrena ins Viertelfinale im
    Damendoppel des mit 4,2 Millionen Euro dotierten Turniers einzuziehen. Das
    rumänisch-spanische Paar tritt demnächst gegen
    Garbine Muguruza/Carla Suarez Navarro aus Spanien an. Im Herrendoppel erreichte
    das Paar Florin Mergea aus Rumänien/Rohan
    Bopanna aus Indien das Achtelfinale, wo es auf das französische Paar Nicolas
    Mahut/Edouard Roger-Vasselin treffen soll.





  • Deportation der rumänischen Roma (1942): Der Völkermord und die Geschichte von den Pappkartonbooten

    Deportation der rumänischen Roma (1942): Der Völkermord und die Geschichte von den Pappkartonbooten

    Am 1. Juni 1942 begann das Regime des Marschalls Ion Antonescu mit der Deportation der Roma aus Rumänien in die Arbeitslager in Transnistrien. Zwischen 25.000 und 38.000 Roma wurden damals über den Dnjestr in Arbeitslager geschickt — am Ende des Zweiten Weltkrieges waren von den Deportierten nur etwa 1.500 Menschen am Leben geblieben. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Arbeitslagern waren äu‎ßerst schwer, Krankheiten wie Dysenterie und Typhus waren die Hauptursachen für die hohe Sterbensrate bei den Gefangenen. Trotz der Proteste des Königs Michael. I und der Mutterkönigin Elena hat das Antonescu-Regime überhaupt nichts unternommen, um die Roma aus den Arbeitslagern zu befreien oder ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Die offizielle Begründung war, da‎ß die nomadischen Roma eine Gefahr für die Gesellschaft darstellten.



    Die kollektive Tragödie der rumänischen Roma lie‎ß aber auch Mythen entstehen wie zum Beispiel die Geschichte der Pappkarton-Boote. Man erzählte, da‎ß die Roma gezwungen wurden, in Pappkarton-Boote einzusteigen; der Karton sog sich mit Wasser voll, die Boote gingen kaputt, kenterten in der Mitte des Flusses Bug, und alle Bootsinsassen ertranken. Der Soziologe Adrian Nicolae Furtună, der ein Forschungsteam im Bereich Geschichte und Kultur der rumänischen Roma leitet, sagt aber, die Geschichte der Pappkarton-Boote sei ein Mythos:



    Diese Episode wird in keinem Archiv, in keinem Dokument erwähnt. Wir haben auch Interviews mit Überlebenden von Deportationen geführt, und niemand wu‎ßte etwas über diese Pappkarton-Boote, es gab auch keine Augenzeugen. Wenn man daran denkt, wie die Juden in Transnistrien getötet wurden, klingt diese Geschichte über Roma, die auf Pappkarton-Booten auf den Bug trieben, bis die Boote sich mit Wasser vollsogen und die Menschen ertranken, sogar ein bi‎ßchen ironisch. Es gibt viele Fragezeichen in Bezug auf diese Pappkarton-Boote. Infolge unserer Forschungen sind wir zu dem Schlu‎ß gekommen, da‎ß dieser Mythos nach dem Kentern des Schiffes ‚Struma‘ entstanden war, das Februar 1942 von einem Torpedo versenkt wurde. Die Roma haben die Struma-Tragödie übernommen und an ihre eigene Kultur angepa‎ßt. Diese soziale Projektion eines vorangegangenen Ereignisses wurde durch mehrere Elemente ermöglicht, vor allem durch den ersten Plan des Marschalls Antonescu, der vorsah, dass die Roma über Wasser deportiert werden sollten. Vor der Deportierung fand eine Zählung der Roma-Bevölkerung statt; die Gendarmen gingen von Haus zu Haus und sagten den Leuten Bescheid, wer deportiert wird. Eine soziale Projektion ist aber eine Kette von einzelnen Elementen, und diese versuchen wir klarzustellen. Es gibt auch Dokumente über die Anzahl der Roma, die mit Lastkarren zu den Donauhäfen transportiert werden sollten. Und die Roma dachten, sie würden wie die Juden vom Schiff ‚Struma‘ ertrinken.“




    Die jungen Roma von heute erinnern sich kaum noch an den Völkermord gegen die Roma in Rumänien. Adrian Nicolae Furtună erklärt, wie die Erinnerungskette die Übernahme anderer Tragödien bewirkte und zum Entstehen des Mythos beitrug:



    Wir haben versucht, über den Mythos hinaus zu schauen, um zu sehen, welche Elemente noch in dieser Geschichte enthalten sind. Die meisten jungen Roma verfügen über keine konkreten Daten über die Deportation nach Transnistrien. Sie wissen nicht, in welchem Jahr die Deportation begann, sie kennen nicht einmal Schlüsselwörter wie ‚Transnistrien‘ oder ‚Bug‘, aber sie kennen die Geschichte mit den Pappkarton-Booten. Sie assoziieren diese Geschichte mit dem Holocaust im Westen, weil der Holocaust dort viel stärker mediatisiert wurde. Viele junge Roma sagen, dass die nach Transnistrien deportierten Roma vergast wurden, was aber nicht geschehen ist. Wir wollten aber die Art und Weise untersuchen, wie die historischen Ereignisse von einer Generation zur anderen übertragen werden. Bei den Roma geschieht das auf besondere Weise, denn sie erzählen einander viele Geschichten und Mythen. Die Roma aus dem Stamm der Holzschnitzer sagen zum Beispiel, dass die Mitglieder des Königshauses Holzlöffel und Holzzuber benutzen, und deshalb seien die Angehörigen dieser Berufsgruppe nicht deportiert worden. Es gab aber selbstverständlich auch Fälle von deportierten Holzschnitzern unter den Roma, und jene, die nicht deportiert wurden, sagten, sie hätten bessere Löffel oder Zuber geschnitzt als diejenigen, die nach Transnistrien verschleppt wurden. Sie hätten schönere Holzgegenstände hergestellt, die vom königlichen Haus verwendet wurden, und das habe sie vor der Deportation gerettet. Das ist vielmehr ein weiterer Mythos, der über die Kultur der rumänischen Roma Auskunft gibt.“




    Der Mythos der Pappkarton-Boote hat aber auch die Funktion, die Erinnerung an den Völkermord an den Roma aufrecht zu erhalten, auch wenn dies auf ungewöhnliche Art geschieht. Der Soziologe Adrian Nicolae Furtună dazu:



    Ich führte ein Interview mit einer 90 Jahre alten Frau. Sie selbst war nicht deportiert worden, aber weil sie so alt war, konnte sie mir konkrete Informationen über die damalige Situation der Roma liefern. Während des Interviews kam ihr Enkel zu uns und sagte der Frau, sie möge mal erzählen, wie Marschall Antonescu die Roma in Pappkarton-Booten über den Bug geschickt hatte. Und dabei lachte er. Immer wenn ich die Roma-Gemeinden aufsuche, manchmal mit Kamerateams, zeigen sich die Leute sehr daran interessiert, Auskunft zu geben, sie wissen schon, da‎ß wir Überlebende von Deportationen suchen. Da sagen die Leute lachend zueinander: ‚Du, Costică, erzähl’ ihnen mal, du warst doch auch am Bug!‘ So beziehen sich die Roma auf die Ereignisse, und die historischen Wurzeln der Deportation zeigen, dass es dafür soziale Kriterien gegeben hatte. Deportiert wurden vor allem die Roma, die keine Wohnung und keinen Arbeitsplatz hatten, es handelte sich um eine soziale ‚Säuberungsaktion‘. Und das führte zu Prahl- und Spottgeschichten innerhalb der Roma-Gemeinde: ‚Schau mal, mein Nachbar, der keinen Arbeitsplatz hat, wird deportiert, ich aber nicht!‘ Es gab keine Solidarität zwischen den Menschen, und der Mythos der Pappkarton-Boote hat die Funktion, die Erinnerung wachzuhalten. Die Erinnerung wird aber auf ironische Weise aufrechterhalten, im Unterschied zu ähnlichen Ereignissen in der westlichen Kultur, von denen Menschen in Westeuropa die klare Erkenntnis haben, dass es sich um Tragödien wie Verschleppung handelte. Ein Mensch, der in der westlichen Kultur lebt, würde über ein so tragisches Ereignis wie Deportation niemals ironisch sprechen.“




    Auch wenn die Episode der Pappkarton-Boote in Wirklichkeit nicht stattgefunden hat, kann man die Tragödie der Roma, der ärmsten Mitglieder der rumänischen Gesellschaft, nicht ignorieren. Und das Umkrempeln ganzer Gesellschaften, um neue Gesellschaftsordnungen durch die Beseitigung ganzer Völker oder sozialer Schichten herzustellen, war unweigerlich unmenschlich und kriminell.



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