Tag: 23. August 1944

  • Rumänischer Rundfunk: Meilensteine der Geschichte

    Rumänischer Rundfunk: Meilensteine der Geschichte

    Seitdem hat Radio Rumänien alle Veränderungen mitgemacht, die die rumänische Gesellschaft infolge der gro‎ßen Ereignisse des 20. Jahrhunderts erlebt hat. Im Folgenden wollen wir heute einige historische Momente bei Radio Rumänien Revue passieren lassen.



    Am 23. August 1944 trat Rumänien dem Bündnis der Vereinten Nationen bei; es war ein Schritt, der den Zweiten Weltkrieg verkürzen und menschliche und materielle Verluste begrenzen sollte. Vasile Ionescu, der damalige Generalintendant von Radio Rumänien, war auch bei dem Treffen des Rates anwesend, den König Michael I. an jenem Abend einberufen hatte. Vasile Ionescu:



    Im Büro des Königs diskutierten die Ratsmitglieder am 23. August 1944 vier Stunden lang, von 18 Uhr bis 22 Uhr, über alle Vorbereitungen und Formalitäten für die Konsolidierung des Staatsstreichs, der bis zu jener Stunde nach der Verhaftung von Marschall Antonescu und seinen wichtigsten Mitarbeitern durchgeführt worden war. Die Mitarbeiter von Marschall Antonescu, die verhaftet wurden, waren der Vizepräsident des Ministerrates, Au‎ßenminister und Propagandaminister Mihai Antonescu, der Kriegsminister Constantin Pantazi, der Staatssekretär im Innenministerium und Generalinspekteur der Gendarmerie, General Piki Vasiliu, der Ex-Gouverneur von Transnistrien, Universitätsprofessor Gheorghe Alexianu und der ehemalige Regierungskommissar für jüdische Angelegenheiten I. Lecca.“




    1968 drangen Truppen aus den Ländern des Warschauer Pakts mit Ausnahme Rumäniens in die Tschechoslowakei ein, um die reformistische Politik von Alexander Dubček zu liquidieren. Ingenieur Ilie Drăgan gehörte zum technischen Team von Radio Rumänien, das die Rede von Nicolae Ceauşescu, in der er die bewaffnete Intervention verurteilte, live übertragen hat. Ilie Drăgan:



    1968 wurden wir dringend aufgefordert, zum Sitz der Rundfunkgesellschaft zu kommen. Wir kamen etwa eine Stunde früher an, und man sagte uns, dass wir sofort eine Live-Übertragung von einer Kundgebung auf dem Platz der Republik machen mussten. Ich fuhr schnellstens mit einem technischen Team dorthin. Ich erinnere mich, dass wir eine Übertragungsanlage in einem TV-Minibus hatten. Oben auf dem Wagen improvisierten wir einen Platz für den Reporter. Ich habe die ganze Übertragungsanlage unter sehr schwierigen Bedingungen aufgebaut, die Fahrt zum Platz der Republik war sehr schwierig, weil die Bevölkerung von Bukarest sich massiv auf diesem Platz versammelte. Ich erinnere mich, dass ich das Auto irgendwo um die Ecke zum Eingang C auf einer Grünfläche abgestellt hatte, direkt unter einem Fenster. Zusammen mit einigen Technikern von der Telefongesellschaft schafften wir es, schnell die Leitungen zu sichern, und eine Viertelstunde vor Beginn der Kundgebung standen wir in direkter Verbindung mit dem Sendestudio der Rundfunkgesellschaft.“




    Bei Radio Rumänien International wurden gro‎ße Momente der Weltgeschichte auf Tonband aufgenommen, Momente, die die politischen Barrieren überschritten haben. Die Mondlandung war einer dieser Momente. Sergiu Levescu, Rundfunkredakteur beim französischen Dienst von Radio Rumänien International, erinnerte sich deutlich an den 20. Juli 1969, den Tag, an dem die Besatzung von Apollo 11 auf den Mond landete. Sergiu Levescu:



    Ein gro‎ßartiger, nicht politischer Moment bei Radio Rumänien International war die Mondlandung am 20. Juli 1969, als Neil Armstrong als erster Mensch auf den Mond schritt. Wir hatten uns alle im Büro der Chefredakteurin Hortensia Roman versammelt, um die Liveübertragung im Radio zu hören. Armstrong war sehr aufgeregt: »Noch 100 Meter, noch 50 Meter… «, und als die Mondlandung gelang, haben wir alle vor Freude laut geschrien.“




    In einer Aufzeichnung von den Olympischen Spielen 1960 in Rom kommentierte der damalige Sportmoderator Ion Ghiţulescu den Moment, als die rumänische Hochspringerin Iolanda Balaş Olympiasiegerin wurde:



    Wieder einmal Ruhe auf dem Olympiastadion. Iolanda Balaş bereitet sich darauf vor, zum dritten Mal 1,85 Meter hoch zu springen. Sie nimmt ihren Anlauf, macht den Ansprung… und überquert die Latte! Wir werden an der Olympia-Preisverleihung im Hochsprung der Damen teilnehmen. An höchster Stelle auf dem Podest steht nun die rumänische Rekordträgerin, die emeritierte Meisterin des Sports, Iolanda Balaş. Für ihre Leistung, für ihre Bemühungen gratulieren wir Iolanda aus ganzem Herzen!“




    Die Dichterin Ana Blandiana war eine der ersten Intellektuellen, die in den turbulenten Tagen der rumänischen Revolution vom 22. Dezember 1989 im Rundfunk sprach:



    Freunde, ich bin gerade zum Radio gekommen. Ich kam direkt vom Palastplatz, wo ich mit Zehntausenden Menschen zusammen war, die nicht glauben konnten, dass sie den heutigen Tag erleben dürfen. Es ist sehr schwer zu glauben, dass wir nach so vielen Jahren der Unterdrückung durch unseren eigenen Willen und durch unsere eigenen Kräfte — nicht durch eine politische Vereinbarung, nicht mit Unterstützung anderer, die grö‎ßer und mächtiger sind als wir, sondern wir selbst, mit unserer Seelenkraft, an die wir nicht mehr glaubten, so etwas vollbringen konnten. Diejenige, die in Timişoara und in Bukarest dafür gestorben sind, haben uns auf einmal das Selbstvertrauen und die Macht wiedergegeben, unser Leben selbst zu bestimmen.“




    Am 1. Januar 2007 trat Rumänien der Europäischen Union bei, und wurde Mitglied im Club der entwickelten und zivilisierten Länder der Welt. Am 20. Dezember 2006 übertrug Radio Rumänien live die feierliche Sitzung des rumänischen Parlaments, die das Ereignis feierte. Dabei sprach der damalige Präsident Traian Băsescu:



    Einige kurze, prägnante Worte, die von au‎ßergewöhnlichem politischem Wert sind, werden von nun an in der Geschichte Rumäniens, aber auch in der Geschichte der Europäischen Union bleiben. Der Europäische Rat begrü‎ßt nachdrücklich den Beitritt Rumäniens und Bulgariens als Mitgliedstaaten der Europäischen Union mit vollen Rechten ab 1. Januar 2007.“

  • Rumänischer Rundfunk: 90 Jahre bewegter Geschichte

    Rumänischer Rundfunk: 90 Jahre bewegter Geschichte

    Ausgehend von der Initiative einiger leidenschaftlicher Radiofans und mit staatlicher Unterstützung war Radio Rumänien zeitgemä‎ß, mit den gro‎ßen Momenten der Zwischenkriegszeit verbunden und stets bemüht, den Anforderungen der Zuhörer gerecht zu werden.



    Vasile Ionescu war zwischen 1935 und 1944 der erste Intendant der rumänischen Rundfunkgesellschaft. Er war Zeuge eines der wichtigsten politischen Momente in der Geschichte Rumäniens, zu dem die rumänische Rundfunkanstalt direkt beigetragen hat, nämlich des Aktes vom 23. August 1944, der die Ausrichtung der Au‎ßenpolitik veränderte. Rumänien verlie‎ß die Allianz der Achsenmächte unter deutscher Führung und trat der Koalition der Vereinten Nationen bei. Das Interview mit Vasile Ionescu im Archiv des Zentrums für Mündliche Geschichte der rumänischen Rundfunkgesellschaft stammt aus dem Jahr 1974.



    Die rumänische Rundfunkgesellschaft, die seit ihrer Gründung stets im Dienste des Landes stand, sowohl in Zeiten politischer und sozialer Ruhe als auch in schwierigen Zeiten für die Nation, spielte eine entscheidende Rolle in Sachen Information in der rumänischen Öffentlichkeit sowie im Ausland. Das Radio stand an der Seite der Rumänen in dem Moment, als Seine Majestät König Michael zusammen mit den wahren Vertretern des nationalen Willens, den Befehlshabern der gro‎ßen Streitkräfte-Einheiten und den Patrioten, die sich im Palast an der Calea Victoriei (Siegesstra‎ße) um ihn herum versammelten, den Staatsstreich vom 23. August 1944 beschloss. Die Tätigkeit des Rundfunks bei der Vorbereitung und Durchführung des späteren historischen Aktes hatte lange zuvor begonnen.“




    Am 6. Juni 1944 wurde Rundfunkintendant Vasile Ionescu zu einer Audienz bei König Michael I. nach Sinaia ins Schloss Pelişor einbestellt. Er wurde dort nach der Reichweite des nationalen Radiosenders gefragt und aufgefordert, den Empfang der Sendung aus Bukarest auch in Kairo zu gewährleisten, wo Geheimverhandlungen über den Austritt Rumäniens aus dem Bündnis mit Deutschland geführt wurden. Die Antonescu-Regierung verhandelte mit den Sowjets, während die demokratische Opposition mit den Briten und den Amerikanern verhandelte und die Delegierten mussten Informationen aus Rumänien erhalten können. Mit der Installation von Sende-Empfänger-Anlagen sei die Verbindung hergestellt worden, erinnerte sich Vasile Ionescu.



    Es wurde festgelegt, dass eine Rundfunkstation in Bukarest unter dem Schutz des Königspalastes in der Calea Victoriei installiert werden sollte. Diese nannten wir »Karpaten«. Eine weitere in Sinaia in der Villa des Armee-Generals Gheorghe Racoviceanu, des Taufpaten des Königs. Diese Station wurde »Bucegi« genannt. Und die dritte mit dem Codenamen »Piatra« sollte in Predeal, hinter der Villa von Marschall Antonescu installiert werden. Dies alles mit der Begründung, dass die Deutschen nur an diesen Orten nicht gewagt hätten, eine Durchsuchung anzuordnen, obwohl die Kurzwellen aufgrund ihrer besonderen Ausbreitungseigenschaften vom Goniometer sowieso nicht entdeckt werden konnten. Innerhalb von 3 Tagen wurden diese Kurzwellensendestationen installiert und in Empfang genommen. Die Station »Karpaten« aus dem Königspalast in Bukarest wurde vom auszubildenden Ingenieur C. Bonifaciu installiert, die Station »Bucegi« in Sinaia vom Ingenieur Gheorghiu Vladimir und die Station »Piatra« in Predeal vom Techniker Niculae Davidescu.“




    Vasile Ionescu erlebte die Tage nach dem 23. August 1944 und dem Seitenwechsel Rumäniens im Krieg sehr intensiv.



    Am Mittwoch, dem 23. August 1944, um 17:00 Uhr, wurde ich per Telefon zum Militärkommando der Hauptstadt einberufen und mir wurde befohlen, die Militäruniform zu tragen. Gegen 17:30 Uhr war ich im Kabinett des Generalkommandanten der Hauptstadt, wo ich zu meiner Überraschung Armeegeneral Iosif Teodorescu und seinen Generalstabschef, den Oberstadjutanten Demeter Dămăceanu, in Zivilkleidung vorfand, obwohl sie Karrieremilitärs waren. Armeekorps-General Iosif Teodorescu sagte zu mir: ‚Herr Generalintendant, ab diesem Moment hören Sie nur noch auf die Befehle Seiner Majestät König Michael und des Generaladjutanten Constantin Sănătescu, des Premierministers. Und Sie werden auf dem kürzesten Weg zum Palast gehen.‘ Der Oberstadjutant Demeter Dămăceanu stellte sofort die Telefonverbindung zum Königspalast in der Calea Victoriei her und sprach mit Divisions-General Aurel Aldea, dem damaligen Innenminister der Regierung des Generaladjutanten Constantin Sănătescu, den er über meine Ankunft informierte.“




    Bei dem Rat, den der König am Abend des 23. August 1944 einberufen hatte, war auch der Rundfunkintendant Vasile Ionescu zugegen. Diese Einladung belegte die strategische Bedeutung des Radios in der Architektur des rumänischen Staates, sagt er.



    Im Kabinett des Königs nahm ich ab dem 23. August 1944 um 18 Uhr bis um 22.05 Uhr für 4 Stunden an allen Vorbereitungen und Formalitäten des Staatsstreichs teil. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Verhaftungen Marschall Antonescus und seiner wichtigsten Mitarbeiter stattgefunden, nämlich Professor Mihai Antonescu, Vizepräsident des Ministerrates, Au‎ßenminister und Propagandaminister; Armeekorps-General Piki Vasiliu, Staatssekretär im Innenministerium und Generalinspekteur der Gendarmerie; Professor George Leseanu, ehemaliger Gouverneur von Transnistrien. I. Lecca, ein ehemaliger Regierungskommissar im Jüdischen Gemeindehaus, war bereits zwischen 15:30 und 16 Uhr festgenommen worden, bis zur Unterzeichnung des Dekrets für die Amnestie, Begnadigung und Abschaffung der Konzentrationslager, Dokumente, die vom Kommunistenführer Lucreţiu Pătrăşcanu, vorgelegt wurden.“




    Radio Rumänien war stets dort, wo es gebraucht wurde, als es gebraucht wurde. Nach 90 Jahren hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine Geschichte, die immer noch ihren Lauf nimmt.

  • Hörerpostsendung 11.2.2018

    Hörerpostsendung 11.2.2018

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    In der vergangenen Woche haben wir zwar einige Empfangsberichte erhalten, aber nicht sonderlich viel Feedback zu unserem Programm. Daher werde ich heute ein paar Hörerfragen beantworten, die ich mir in den vergangenen Wochen aufgeschrieben habe. Und im Zusammenhang mit der Beantwortung der Fragen bringe ich zwei Aufzeichnungen aus unserem Audioarchiv.



    Christoph Paustian (aus Häusern, Baden-Württemberg) fragte uns in einem Brief, den er Ende 2017 verfasste:



    An welchem Tag war der Nationalfeiertag während der kommunistischen Herrschaftszeit?



    Danke für die Frage, lieber Herr Paustian. Nationalfeiertag in der Sozialistischen Republik Rumänien war der 23. August. Am 23. August 1944 wurde in Rumänien Marschall Ion Antonescu, ein Verbündeter Nazi-Deutschlands, entmachtet, und das Land wechselte die Fronten auf Seite der Alliierten. Historiker sind sich nicht einig über die Wertung der Ereignisse — manche bezeichnen die Geschehnisse als Staatsstreich, andere hingegen als legitime Entmachtung eines Diktators und Kriegsverbrechers, der das Land mit eiserner Faust geführt und militärisch ins Desaster geführt hatte und für die Deportation der Juden und Roma verantwortlich gewesen war.



    In der kommunistischen Deutung wurde der Tag offiziell als bewaffneter antifaschistischer und antiimperialistischer nationaler Aufstand“ oder — kürzer — Befreiung vom faschistischen Joch“ bezeichnet. In der Ceauşescu-Diktatur wurde die Rolle der Kommunistischen Partei während der Ereignisse von 1944 ma‎ßlos übertrieben, die Kommunisten wurden zu Helden hochstilisiert.



    Am Nationalfeiertag wurde in den staatlichen Medien Propaganda in diesem Sinne gesendet. Unser Sender, der sich damals Radio Bukarest nannte, machte keine Ausnahme: Auf einem Tonband aus unserem Archiv wurden in einer Literatursendung am 23. August 1975 Gedichte von rumänischen Dichtern in deutscher Übersetzung oder von rumäniendeutschen Lyrikern vorgetragen — allesamt dem Nationalfeiertag oder der Kommunistischen Partei gewidmet und mit pompöser Musik untermalt. Damit Sie sich eine Vorstellung machen können, wie das klang, hören wir nun ein etwa dreieinhalbminütiges Fragment.




    Eine weitere Frage erhielten wir von Herbert Jörger, der in Bühl, ebenfalls in Baden-Württemberg, zu Hause ist.



    Ihre Sendung hat mir sehr gut gefallen. Neben dem Funkbriefkasten ist Ihre Radiotour immer wieder ausgezeichnet, ohne Landkarte erfährt man immer wieder Neues über Rumänien. Eine Frage hätte ich noch. Wird in Ihrem Land auch Fasching gefeiert?




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Jörger. Diese Frage habe ich eigentlich schon in den vergangenen Jahren mehrmals beantwortet, aber gerne wiederhole ich die Antwort:



    Fasching, Karneval, Fastnacht, Saalfastnacht — wie man diese Bräuche in diverser regionaler Ausprägung auch immer nennt — gibt oder gab es es in Rumänien eher bei den Siebenbürger Sachsen und den Banater Schwaben. Darüber habe ich ausführlich im Funkbriefkasten am 8.3.2015 berichtet. Die Faschingstraditionen in Siebenbürgen hatten ihre lokalen Besonderheiten und zeigten viele Varianten auf. Es gab in dieser Periode verschiedene Arten von Feierlichkeiten:



    Die Faschingsbälle, die von der Jugend oder von den früher existierenden Vereinen organisiert wurden (Frauenverein, Freiwillige Feuerwehr etc.). Höhepunkt war der Marienball am 2. Februar. In Anlehnung an diese Tradition veranstaltet das Demokratische Forum der Deutschen in Hermannstadt heute noch jährlich den Marienball in Hermannstadt. Es ist ein Tanznachmittag mit Blasmusik vom Band, zu dem hauptsächlich Senioren kommen.



    Und in den deutschsprachigen Schulen, wo nicht selten auch Gastlehrer aus Deutschland unterrichten, feiert man Fasching meistens Mitte Februar, und Kindern und Eltern macht es einen Heidenspa‎ß. Meine Kollegin Adina Olaru hat im vergangenen Jahr darüber berichtet, denn ihre Kinder gehen auf die deutsche Schule in Bukarest. Hören wir ihre Eindrücke vom vergangenen Jahr:



    Februar. Freitagmorgen. Der längst ersehnte Tag ist endlich da. Heute dürfen wir uns verkleiden. Meine 8-jährigen Drillinge — zwei Buben und ein Mädel — sind in der zweiten Klasse. Im Goethe-Kolleg Bukarest. Deutsch wird im Goethe-Kolleg als Muttersprache unterrichtet. Da wurden auch alle Traditionen aus dem deutschsprachigen Raum übernommen, inklusive Fasching.



    Die Anweisungen der Lehrerin — Frau Ioana — waren klar. Dieses Jahr machen auch die Eltern beim Fasching mit. Wir haben uns thematisch zu verkleiden — jede Familie sucht sich aus, was es sein will. Wir sind die Piratenfamilie. Piratenkostüme fand ich einfacher zu zaubern. Ein paar alte Lumpen, ein Rock, gebrauchte Hosen, Augenschutz. Alles tipptopp. Klar gehört auch ein bisschen Schminke dazu, wie denn sonst!



    Nun ist es an die Zeit, aufzubrechen. Schön verkleidet schlendern wir zum Auto. Die paar Passanten, die an uns vorbeigehen, schauen uns komisch, jedoch amüsiert an. In Rumänien gibt es keine Fasching-Tradition. Lediglich in deutschen Schulen wird Karneval gefeiert. Im Auto werden zum aller letzten Mal die Gedichte wiederholt, die die Kinder beim Fasching vortragen werden.



    Im kleinen Turnsaal des Goethe-Kollegs herrscht gute Laune. Im gemeinsamen Umkleideraum geht es hektisch zu. Viele Kinder ziehen erst in der Schule ihre Kostüme an. Da passt nicht immer alles, wie es sich gehört. Und manches wurde aus Versehen zu Hause vergessen.






    Die Kinder laufen herum, lachen laut, schubsen sich gegenseitig. Sie spielen miteinander. Die bösen Piraten nehmen Rotkäppchen und Elsa, die Eiskönigin. gefangen. Die Mädels schreien. Darth Vader greift ein, er will die Prinzessinnen retten. Ja, diesmal hat seine gute Seite die Oberhand gehabt!



    Endlich ist es soweit. Eltern, Kinder und Frau Ioana, wir versammeln uns alle im Turnsaal. Jede Familie stellt seine Kostüme vor. Es wird laut geklatscht. Und viel gelacht. Meine kleinen Piraten duellieren sich kurz, um ihre Fähigkeiten zu beweisen. Die Demonstration kommt gut an! Dann tragen sie die Verse vor. Frau Ioana hat sie selbst geschrieben. Sie passen zu den Kostümen. Und in der Klasse sind 32 Kinder — da musste sie schön kreativ sein. Es folgen lustige Proben: Sackspringen und Eltern in Klopapier verhüllen — das macht riesig Spa‎ß. Dann sind die Eltern wieder dran — beim Orangentanz. Diesmal klatschen die Kinder Beifall. Zum Schluss wird getanzt. Und Karaoke gesungen.



    Drei Stunden sind vorbei. Wir schauen durchs Fenster. Im Schulhof laufen viele verkleidete Kinder herum. Alle Schulklassen feierten Fasching zugleich. Der Schulhof sieht besonders bunt aus. Und irgendwie feierlich. Da kann ich nicht anders, als mir noch einmal gedanklich zu bestätigen: Ja, es war eine gute Entscheidung, die deutsche Schule zu wählen. Ich schaue durchs Fenster und erblicke noch einmal eine lebenslustige Gemeinschaft, die zusammenhält.



    Adina Olaru mit Eindrücken vom Fasching des vergangenen Jahres im Goethe-Kolleg, der deutschsprachigen Schule in Bukarest, die auch ihre Kinder besuchen.




    Damit Zeit für die Postliste: Postbriefe erhielten wir von Ulrich Wicke und Erhard Lauber (beide aus Deutschland).



    E-Mails erhielten wir bis Freitagnachmittag von Sergej Isjumow (Russland), Reinhard Schumann (Schweden), Paul Gager, Andreas Drahanek und Georg Pleschberger (alle drei aus Österreich) sowie von Heinz-Günter Hessenbruch, Gerd Brüschke, Herbert Jörger und Bernd Seiser (alle aus Deutschland).




    Audiobeitrag hören:




  • Propaganda im Zweiten Weltkrieg – der Sender Radio Donau

    Propaganda im Zweiten Weltkrieg – der Sender Radio Donau

    Die Kriegspropaganda war eines der wichtigsten Mittel, die Stimmung der Armee und der Zivilbevölkerung zu heben und zugleich die Entscheidungen und Handlungen des politischen Regimes zu rechtfertigen. Sowohl demokratische als auch totalitäre Regime haben die Radio-Propaganda eingesetzt. Die Information, die gesendet wurde, oblag der staatlichen Kontrolle.



    Der Radiosender Donau“ wurde gegründet, um Informationen aus dem deutschen Raum nach Mittel- und Südosteuropa zu senden. Die Redaktion befand sich in Wien, während die Sendeanlagen in den böhmischen Bergen zu finden waren. Im Juni 1940 begann Radio Donau auch auf Rumänisch zu senden. Nach dem 23. August 1944, als Rumänien die Front wechselte und auf die Seite der Alliierten übertrat, wurde in Wien eine rumänische faschistische Exilregierung unter der Leitung von Horia Sima gebildet. Die Botschaften dieser Regierung wurden vom rumänischen Dienst von Radio Donau gesendet. Dieser existierte bis Mai 1945.



    1942 ging der Temeswarer Iustin Liuba zum Studium an der Technischen Universität nach Dresden. 1944 zog er dann nach Wien. In einem Interview mit dem Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks von 1998 erinnerte er sich, dass für den Radiosender rumänische Studenten, die in der österreichischen Hauptstadt lebten, arbeiteten.



    Bei Radio Donau gab es ein kleines Team von drei Rumänen, die die zwei- oder maximal dreiminütige deutschen Kommentare ins Rumänische übersetzten, ihre Tätigkeit beschränkte sich fast nur auf die Nachrichten. Die Nachrichten kamen von der deutschen Obersten Heeresleitung. So wurde zum Beispiel bekannt gegeben, dass ‚unsere‘ U-Boote im Nordatlantik 50 Tausend Tonnen versenkt haben. Das bedeutete, dass man Alliierten-Frachter versenkt hatte. Drei Stunden später wurde das Programm unterbrochen und es hie‎ß erneut: ‚Wir haben eine Eilmeldung: Unsere U-Boote haben im mittleren Atlantik 80 Tausend Tonnen versenkt.‘ Diese Nachrichten wurde in mehrere Sprachen übersetzt, der rumänische Dienst war nur eine Abteilung, es wurde noch auf Tschechisch, Slowakisch, Ungarisch, Serbokroatisch sowie Japanisch und Italienisch, in den Sprachen der Achsenmächte ausgestrahlt.“




    Die Programme waren eher kurz, 15 Minuten lang, es handelte sich eigentlich um Nachrichtensendungen. Iustin Liuba erinnerte sich an das Programm von Radio Donau und an die Arbeitsweise:



    Man hat aufgezeichnet und dann zu unterschiedlichen Uhrzeiten ausgestrahlt. Aber es gab nicht allzu viele Sendestunden. Manche Sendungen wurden live übertragen, andere wurden vorher auf Vinylplatten aufgezeichnet, denn Magnetband gab es damals noch nicht. Gab es einen Versprecher, warf man die Platte weg und musste alles von vorne auf einer neuen Platte einsprechen — es war recht kompliziert. Die deutschen Geheimdienste lieferten die jüngsten Nachrichten aus dem Land, das sagte man aber nicht offiziell. Es hie‎ß: aus vertrauensvoller Quelle“, gewöhnlich handelte es sich um die Deutsche Nachrichten-Agentur (DENA). Es gab auch ein Team von Rumäniendeutschen, Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, die Rumänisch konnten. Deutsch war ihre Muttersprache und sie mussten darauf achten, dass die Übersetzungen korrekt waren und die Nachrichten ohne Abweichungen vom Text eingesprochen wurden.“




    Nach dem 23. August 1944 und dem Frontenwechsel wurde im Wiener Exil die sogenannte nationale Regierung“ von Anführern der Eisernen Garde gebildet. Kurz danach kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen der Regierung von Horia Sima und den anderen Rumänen in Wien. Radio Donau war der Sender, mittels dessen Horia Sima sich an die Rumänen wandte. Iustin Liuba erinnerte sich auch an diese Rivalitäten:



    In Wien wurde die nationale Regierung gegründet. Es gab damals eine Rivalität zwischen dem Anführer der Eisernen Garde, Horia Sima, und dem General Ion Gheorghe, der Antonescus Botschafter in Berlin gewesen war und nicht der Eisernen Garde angehörte. General Ion Gheorghe vertrat die Armee, die antikommunistische Tradition des rumänischen Volkes, während Horia Sima eine politisch rechtsextreme Organisation vertrat. Der General war Professor an der Bukarester Kriegsakademie, sein Fachgebiet waren die Panzer. Er pflegte zu sagen: ‚Wir kämpfen gegen die Sowjets, wir wollen aber nicht von der Eisernen Garde geführt werden.‘ Dieser Streit fand in Wien statt, und die Deutschen wussten nicht, wem sie die Leitung dieser Regierung anvertrauen sollten. Nach ihrer Vorstellung sollte diese Regierung eine Art Widerstand gegen die vorrückende sowjetische Armee organisieren.“




    Iustin Liuba erinnerte sich auch an das angespannte Treffen zwischen Horia Sima und den rumänischen Studenten in Wien, bei dem über die Gründung einer sogenannten nationalen Befreiungsarmee“ diskutiert wurde.



    Die Deutschen hatten sich entschlossen, Horia Sima zum Regierungschef zu ernennen. Dass die Regierung jetzt im Schatten der Eisernen Garde stand, gefiel uns ganz und gar nicht. Der General Ion Gheorghe, den wir unterstützten, wurde beiseite geschoben. Die Deutschen haben Horia Sima bevorzugt und haben ihn gebeten, eine Rede vor den Studenten zu halten und diese für die nationale Armee zu rekrutieren. Es war ein Misserfolg, niemand meldete sich an, nur 2-3 Medizin-Studentinnen haben das Papier unterschrieben, sie sagten: ‚Wir sind Ärztinnen, wir können im Krankenhaus arbeiten, das tun wir aber, weil wir Ärztinnen sind.‘ Horia Sima hat die Papiere eingesammelt, zerknüllt und auf den Boden geworfen. Dabei sagte er: ‚Ihr seid eine Schande! Euch ist nicht bewusst, was ihr anstellt, ich schäme mich für euch!‘ Und wir sagten dann: ‚Es tut uns sehr leid!‘. Das war unser Treffen mit Horia Sima, der den Saal wütend verlie‎ß und hinter sich die Tür zuschlug.“




    Die letzte Mission der rumänischen Armee im 2. Weltkrieg war, die Sendeanlagen von Radio Donau zu zerstören. Es war eine erfolgreiche Mission und mit dieser nahm die Teilnahme Rumäniens am 2. Weltkrieg ein Ende.

  • Hörerpostsendung 23.8.2015

    Hörerpostsendung 23.8.2015

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI. Die hei‎ßen Tage mit Temperaturen um die 36 Grad Celsius und mancherorts sogar mehr sind vorerst vorbei. Seit vergangenen Montag hat es deutlich abgekühlt, am vergangenen Donnerstag fiel die Temperatur in Bukarest bei prasselndem Regen sogar auf 16 Grad. Und mit dem heutigen 23. August sind ja auch die Hundstage vorbei, von denen unser Hörerfreund Paul Gager aus Österreich noch Anfang des Monats berichtete. Nun, ich hoffe, dass bis Anfang September die Sonne wieder jahreszeitgemä‎ß scheint, denn dann hei‎ßt es ab in den Urlaub und ich möchte mindestens 10 Tage davon am Schwarzen Meer verbringen. Bis dahin bin ich aber nach wie vor für Sie da und damit geht es gleich zu den Hörerzuschriften.



    Ralf Urbanczyk (aus Eisleben, Sachsen-Anhalt) gefiel unlängst eine Kultursendung von uns, in welcher der von der Renaissance inspirierte Architektur- und Kulturstil der Walachei im späten 17. und anfänglichen 18. Jh. vorgestellt wurde. Der Stil wurde nach dem damals herrschenden Fürsten benannt, der ein ausgesprochener Kulturförderer war. Herr Urbanczyk schrieb uns:



    Die Vorstellung des Brâncoveanu-Architekturstils in der Kulturchronik fand ich ganz spannend. Das ist ja in etwa das, was ich bisher immer als eine typische historische Architektur Rumäniens betrachtete und die sich in vielen Ansichten historischer Gebäude im Süden Rumäniens widerspiegelt. Jetzt habe ich endlich auch den richtigen wissenschaftlich korrekten Begriff dazu. Überhaupt hat die rumänische Architektur über die Jahrhunderte immer ihre typischen Elemente, die sie so sehr wiedererkennbar macht. Selbst der Stil der sozialistischen Zeit, wie er zum Beispiel am riesigen Parlamentsgebäude und einigen Wohnblocks an zentralen Stellen gezeigt wird, finde ich im Gegensatz zu vielen Kritikern gar nicht so schlecht. Er hat irgendwie etwas Eigenes an sich. Wenn da nicht der bittere Beigeschmack der dafür abgerissenen historischen Architektur und der sich schnell ins Monotone wandelnde Stil an weiter abseits gelegenen Stellen wäre.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Urbanczyk. Ich finde Wohnblocks und Plattenbauten auch nicht per se schlecht, zumal sie vielen Menschen Wohnraum bieten. Wenn die Bausubstanz und die Infrastruktur ordentlich sind, ist im Prinzip nichts einzuwenden. Andererseits stimmt es, dass in Bukarest beginnend mit den 1980er Jahren viel abgerissen wurde; nicht allein historisch wertvolle Architektur, sondern auch Teile von alten Stadtvierteln, die den Reiz der einst ruhigen Stadt Bukarest ausmachten: Ganze Stra‎ßenzüge von eher bescheidenen Häusern mit Weinlaube und Garten wurden einfach plattgemacht. Nur selten findet man heute noch solche Gegenden in Bukarest — das Flair des alten Bukarests ist einem fragwürdigen Fortschritt geopfert worden. Auch nach der Wende wurden viele Bauten dem Verfall preisgegeben oder von Grundstück-Haien gezielt zerstört. Was den grö‎ßenwahnsinnigen Bauplänen der kommunistischen Machthaber entging, wurde vom Turbo-Kapitalismus nach der Wende erledigt.




    Dieter Feltes (aus Pyrbaum, Bayern) schrieb uns zur Griechenland-Krise:



    Nachdem ich in den Medien vom Chaos in Griechenland erfahren habe, bin ich der Meinung, dass Rumänien bei seiner Landeswährung bleiben sollte. Eine Umstellung würde für die rumänische Bevölkerung nur eine Verteuerung des gesamten Lebensstandards hervorrufen. Seit Einführung des Euro bei uns hat sich alles im Preis verdoppelt und die Gehälter und Renten um die Hälfte gekürzt. Ich glaube, dass dies die Bevölkerung nicht verkraften würde.




    Vielen Dank für Ihre Meinung, lieber Herr Feltes. Ich glaube, niemand in Rumänien denkt daran, den Euro überstürzt einzuführen. Auch wenn die gemeinsame europäische Währung noch nicht als offizielles Zahlungsmittel verwendet wird, gehört der Euro bereits zum Alltag der Rumänen. 70% der Darlehen und Kredite werden von den rumänischen Banken in Euro berechnet. Ebenfalls in Euro berechnet man auch die meisten Preise, von Telefonrechnungen bis zu Autos oder Wohnungen, so dass die Transaktionen über Kraftfahrzeuge, Grundstücke oder Eigentumswohnungen immer mit Bezug auf den Gegenwert in Euro betätigt werden. Und oft kann man in solchen Fällen auch in Euro bezahlen, natürlich nicht in der Kneipe oder beim Gemüsehändler, sondern eben bei grö‎ßeren Summen. Meine Zahnärztin berechnet die Kosten für bestimmte Zahnersatz-Erzeugnisse wie z.B. Zahnbrücken oder Implantate ebenfalls in Euro und bei ihr kann man in Euro oder in der Landeswährung bezahlen. Der Euro ist also in gewisser Weise schon da, für die tatsächliche Einführung in allen Bereichen muss Rumänien allerdings noch die sogenannten Konvergenzkriterien erfüllen, nämlich Preisstabilität, einen staatlichen Schuldenstand und ein Haushaltsdefizit unter bestimmten Parametern, Wechselkursstabilität und langfristige Zinssätze (der Zinssatz langfristiger Staatsanleihen darf nicht mehr als 2 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der drei preisstabilsten Mitgliedstaaten liegen). Derzeit erfüllt Rumänien nur die ersten beiden Kriterien, also die Preisstabilität und einen Schuldenstand unter 60% des Bruttoinlandsprodukts sowie ein Haushaltsdefizit unter 3% des Bruttoinlandsprodukts. Und nach den bitteren Erfahrungen mit Griechenland und anderen Ländern wird die EU wohl viel vorsichtiger sein, wenn es um die Erweiterung der Euro-Zone geht.




    Volker Willschrey (der in Dillingen an der Saar zuhause ist) meldete sich per E-Mail u.a. mit einem Reisebericht:



    Hallo, liebe Freunde von Radio Rumänien International,



    nachdem wir wieder seit über einem Monat zurück von unserer Reise auf die Seychellen zur Mutter meiner Frau zurück sind, habe ich wieder einige Empfangsberichte für Radio Rumänien International. Auch dieses Mal haben Sie mir wieder sehr vielfältige und interessante Programme geboten, so zum Beispiel berichteten Sie über die rumänische Schwarzmeerküste, Mamaia und das Donaudelta. Meine allererste Flugreise in meinem Leben war nach Mamaia und so kamen natürlich viele Erinnerungen an diese Zeit…







    Auch heute habe ich wieder einen Reisebericht, dieses Mal über unsere Reise auf die Seychellen im Juni 2015. Es war bereits unsere 15. gemeinsame Reise ins Heimatland meiner Frau. Ich hoffe, der Bericht ist interessant für Sie, zumindest enthält er viele Fotos von uns und auch den Schönheiten der Hauptinsel Mahé. src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg
    Foto: Volker Willschrey (zum Vergrö‎ßern anklicken)




    Allen Mitarbeitern der deutschen Redaktion die besten Grü‎ße (auch von meiner Familie) und bis zum nächsten Mal!




    Vielen Dank für Ihre Zeilen und für den interessanten Reisebericht, lieber Herr Willschrey. Ich selbst war noch nie au‎ßerhalb Europas auf Reisen, daher war Ihr bebilderter Bericht für mich auf jeden Fall lesenswert. Einen weiteren Reisebericht von unserem Hörerfreund Michael Lindner hebe ich mir für nächsten Sonntag auf.




    Jörg-Clemens Hoffmann (aus Alsbach-Hähnlein, Hessen) meldete sich per E-Mail, als es auch in Deutschland noch brühend hei‎ß war:



    Liebe deutsche Redaktion von Radio Rumänien International!



    Aus dem hochsommerlich-hei‎ßen Alsbach sende ich Ihnen herzliche Grü‎ße sowie meine aktuellen Empfangsberichte zu. Gleichzeitig danke ich Ihnen für die schönen Höhlen-QSL-Karten, die mich in den letzten Wochen erreicht haben. Diese beeindruckenden, unterirdischen Kathedralen wären jetzt ein angenehm temperierter Ort, um sich etwas von der Hitze zu erholen.



    Es freut mich wieder, Ihnen mitzuteilen, dass ich Ihre Kurzwellen-Sendungen weiterhin in ausgezeichneter Qualität empfangen kann. So macht es mir jedes Mal gro‎ße Freude, Radio Rumänien International einzuschalten und Wissenswertes aus Ihrem Land zu erfahren.



    Mit besonderem Interesse habe das Interview mit der Quizgewinnerin Beate Hansen gehört. Alleine die Tatsache, dass sie mit dem Fahrrad nach Rumänien gekommen ist, rechtfertigt den Hauptgewinn bei dem Hörerwettbewerb “Bad Govora”. Diese Leistung verdient gro‎ßen Respekt! Die 600 km, die ich gemeinsam mit meiner Partnerin in diesem Sommer geradelt bin, fallen dagegen etwas geringer aus. Dennoch haben wir 14 wunderschöne Tage auf dem Weg von Lüneburg über die mecklenburgische Seenplatte nach Berlin erlebt. Diese Tour ist wirklich zu empfehlen, da sie landschaftlich sehr reizvoll, abwechslungsreich und angenehm zu fahren ist.



    Soweit mein heutiges Schreiben.



    Ich grü‎ße Sie alle ganz herzlich und freue mich auf ein interessantes Wiederhören auf den Wellen von RRI.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Hoffmann. Ich bin kein besonders sportlicher Mensch, daher habe ich die Leistung von Frau Hansen ebenfalls bewundert.



    Zum Schluss habe ich wieder etwas aus unserem Audioarchiv vorbereitet. Zuvor jedoch die Postliste. Postbriefe erhielten wir von Michael Willruth, Erhard Lauber, Thomas Marschner, Stefan Druschke, Andreas Schäfer, Thomas Jeske (alle aus Deutschland) sowie von Kurt Rüegg (aus der Schweiz). E-Mails erhielten wir bis Freitagabend von Bernd und Willi Seiser, Erik Öffinger, Hansjörg Biener, Heinrich Eusterbrock, Fritz Andorf, Klaus Nindel, Dieter Feltes, Werner Hoffmann (alle aus Deutschland) sowie von Josef Robl (aus Österreich). Das Internetformular nutzte Frank Haberkamp (Deutschland).



    Wir schreiben heute den 23. August. Vor der Wende war es der Nationalfeiertag in der Sozialistischen Republik Rumänien. Am 23. August 1944 wurde in Rumänien Marschall Ion Antonescu, ein Verbündeter Nazi-Deutschlands, entmachtet, und das Land wechselte die Fronten. Die in ihrer Bedeutung umstrittenen Ereignisse wurden in der kommunistischen Deutung als bewaffneter antifaschistischer und antiimperialistischer nationaler Aufstand“ oder Befreiung vom faschistischen Joch“ bezeichnet. In der Ceauşescu-Diktatur wurde die Rolle der kommunistischen Partei während der Ereignisse von 1944 ma‎ßlos übertrieben, die Kommunisten wurden zu Helden hochstilisiert.



    Am Nationalfeiertag wurde in den staatlichen Medien Propaganda in diesem Sinne gesendet. Unser Sender, der sich damals Radio Bukarest nannte, machte keine Ausnahme — auf einem Tonband von 1975 wurden Gedichte von rumänischen Dichtern in deutscher Übersetzung oder von rumäniendeutschen Lyrikern vorgetragen — allesamt dem Nationalfeiertag oder der kommunistischen Partei gewidmet und mit pompöser Musik untermalt.








    Dem Tonband-Aufkleber zufolge wurde die Sendung am 23. August 1975 ausgestrahlt, also vor genau 40 Jahren. Für die mä‎ßige Audioqualität mögen Sie Verständnis haben — das Tonband war sehr verstaubt, der Ton blieb auch nach der Bearbeitung mit verschiedenen digitalen Filtern etwas dumpf. src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg
    Gebauter Beitrag von 1975 in voller Länge:




    An dieser Stelle verabschiedet sich Sorin Georgescu von Ihnen und nun hören Sie ein paar Minuten aus der Propaganda-Sendung von 1975.





    Audiodatei hören:




  • Hörerpostsendung 8.09.2013

    Hörerpostsendung 8.09.2013

    Heute möchten wir zu Beginn einen längeren Brief von Herrn Michael Lindner (aus Gera, Thüringen) verlesen, den er uns bereits im Juli zuschickte:



    Vor einigen Tagen stöberte ich in alten Reiseberichten, die ich in meiner Jugendzeit verfasst habe. Da ist mir aufgefallen, dass ich bereits 1973 den ersten Besuch beim damaligen Radio Bukarest geplant hatte, der allerdings nicht zustande kam, da ich vor verschlossener Tür stand. Das Timing war schlecht, es war der 21. August, also der Nationalfeiertag der Sozialistischen Republik Rumänien, und da war natürlich die Deutsche Redaktion personell nicht besetzt. Das war natürlich eine gro‎ße Enttäuschung, aber als Jugendlicher machte man sich über solche Dinge keine gro‎ßen Gedanken. Erst einige Jahre später, im August 1977, klappte es mit einem Studiobesuch bei Herrn Jürgen Salzer. Das war auch die Zeit des gro‎ßen Erdbebens von Vrancea, wo mir noch erschreckende Bilder in Erinnerung geblieben sind. Schade aber, dass ich damals nur sehr wenige Eindrücke von meinen Rumänien-Aufenthalten zu Papier gebracht habe. Ich kann mich aber noch gut daran erinnern, dass die rumänische Bevölkerung in den Stra‎ßen von Bukarest sehr einfach und schlicht gekleidet war, ganz zu schweigen von den ländlichen Gebieten, in denen ich mich auch aufhielt. Die Menschen waren freundlich und hilfsbereit, aber in einigen Situationen auch sehr distanziert und auf Abstand bedacht. Eine Antwort darauf hatte ich damals nicht, aber heute kann ich mir schon so einiges zusammenreimen! Naja, zum Glück haben sich die Zeiten geändert.



    Nach der politischen Wende in Rumänien besuchte ich die Gegend von Siebenbürgen bis ins rumänische Kreischgebiet in die Stadt Zalău, wo ich eine befreundete Familie besuchte. Nun erlebte ich ein vollkommen anderes Rumänien, worüber ich sehr erfreut war. Nicht nur optisch hatten sich die Dinge zum Positiven verändert, sondern sprachen die Menschen auch offen über politische Themen und über die zum Teil schwierige und schreckliche Vergangenheit. Ja, Ihr Lieben in der deutschen Redaktion, hätte es die deutschsprachigen Sendungen aus Bukarest nicht gegeben, hätte ich Ihr schönes und interessantes Land nie kennengelernt. Radio hören ist eben nicht nur eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, sondern auch ein sehr lebendiges Hobby im Sinne der gegenseitigen Verständigung, Achtung und des guten Willens. Jedenfalls bin ich sehr dankbar, dass ich schon als Jugendlicher die Möglichkeit hatte, Auslandsreisen zu unternehmen.



    Lieber Herr Lindner, vielen Dank für Ihre äu‎ßerst interessanten Zeilen — sie lesen sich fast wie ein Zeitzeugenbericht und lie‎ßen zumindest die nicht mehr allzu jungen Mitarbeiter in unserer Redaktion an jene Zeiten zurückdenken. Der Nationalfeiertag der Sozialistischen Republik Rumänien war übrigens der 23. August, nicht der 21. August. Er galt den Ereignissen vom 23. August 1944, als Rumänien während des Zweiten Weltkriegs die Fronten wechselte, nämlich das Bündnis mit den Achsen-Mächten brach und sich auf Seite der Alliierten stellte. Eingeleitet wurde dies durch eine von König Michael I. angeordnete Verhaftung des Marschalls und Staatsführers Ion Antonescu und Bildung einer neuen Regierung. Die Einordung der Geschehnisse und deren Bedeutung ist unter Historikern umstritten. In der Propagandasprache des kommunistischen Rumäniens wurden die Ereignisse von damals mit einer sehr langen Formel bedacht, die immer wieder heruntergeleiert wurde: der bewaffnete antifaschistische und antiimperialistische Aufstand vom 23. August 1944“ — kurz auch eliberare“ (Befreiung) genannt.



    Sie haben auch Jürgen Salzer erwähnt, er war jahrelang einer der begabtesten Redakteure, die damals bei der deutschen Sendung von Radio Bukarest mitmachten. Heute lebt er in Deutschland und hat sich einen Namen als Autor von Lehrbüchern und Wörterbüchern zum Erlernen des Rumänischen gemacht.



    In einem weiteren Brief hatte Herr Lindner auch einige Fragen:



    Am gestrigen Freitag haben die Sommerferien für die Thüringer Schüler begonnen. Sechs lange Wochen können sich nun die Kids vom Schulstress erholen. Die meisten Kinder werden natürlich mit ihren Eltern in den Urlaub fahren. Aber es gibt auch viele Kinder, deren Eltern aus verschiedenen Gründen keine Urlaubsreise unternehmen können. Da bietet das Land Thüringen einen ganz besonderen touristischen Leckerbissen an. Für alle Schüler für nur 22 Euro eine kombinierte Fahrkarte, die 6 Wochen lang gültig ist und beliebig viele Fahrten mit Bus, Stra‎ßenbahn oder Zug für ganz Thüringen beinhaltet. So können die Thüringer Schüler billig die Sehenswürdigkeiten des Freistaates kennenlernen. Besonders für sozial schwache Familien ist dieses Ticket interessant. Gibt es in Rumänien auch ähnliche Aktionen für Schüler? Weiterhin würde es mich interessieren, ob es bei Ihnen spezielle Reisebüros für Jugendtourismus gibt.



    Vielen Dank für die Fragen, lieber Herr Lindner. So gro‎ßzügige Angebote wie jene mit der Kombi-Fahrkarte in Deutschland gibt es hierzulande leider nicht. Generell sind Schüler und Studenten bei Fahrten mit der Eisenbahn und auch im öffentlichen Nahverkehr zu einer Ermä‎ßigung berechtigt. Die Preise für Einzelfahrten bei der Eisenbahn und für Monatskarten sind in der Regel um die Hälfte reduziert. Dabei müssen die Jugendlichen stets den gültigen Schüler- oder Studentenausweis vorzeigen. Kostenlos dürfen in Bukarest mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur Rentner fahren.



    Ein spezielles Reisebüro für Jugendliche gab es bereits vor der Wende, es hie‎ß sinngemä‎ß Tourismusbüro für Jugendliche“ — kurz BTT, in den 1990er Jahren funktionierte es noch. Eine kurze Suche im Internet brachte die Überraschung, dass es heute noch eine entsprechende Einrichtung geben könnte, die Webseite www.btt.ro ist aber seit 2009 nicht mehr aktualisiert worden und viele Abschnitte sind einfach leer oder führen ins Nichts.



    Und jetzt zu einer weiteren Hörerzuschrift. Fritz Andorf (aus Meckenheim, NRW) schickte uns seinen Empfangsbericht für August über E-Mail:



    Liebe RRI-Redaktion,



    auch in diesem Monat will ich einen Empfangsbericht übersenden, auch wenn das schöne warme Sommerwetter so gar nicht dazu angetan ist, am Radio bzw. Computer zu sitzen. Doch gehört das Sonntagsprogramm von RRI ohnehin zu meinen Standardsendungen, die ich regelmä‎ßig einschalte, au‎ßerdem ist der Empfang der Abendsendung zurzeit ausgezeichnet. So fällt es mir nicht gar so schwer, auf einen Teil des Tatort“-Sonntagskrimis am Fernsehen zu verzichten, der ohnehin in den Sommermonaten weitgehend aus Wiederholungen früherer Sendungen besteht. Fällt eigentlich auch in Rumänien das Fernsehprogramm im Sommer deutlich ab gegenüber den Wintermonaten?



    Die Sonntagsstra‎ße“ beleuchtete ja heute zwei besonders traurige Kapitel, nämlich den Verfall denkmalgeschützter Häuser in Rumänien und den Niedergang der deutschen Kultur im Banat am Beispiel von Hatzfeld. Dass man für die die schönen Fassaden der Häuser in Bukarest trotz Denkmalschutz kein Geld hat, ist wirklich traurig. Dafür müssten doch eigentlich Gelder aus EU-Mitteln zur Verfügung gestellt werden. Hier in Deutschland gibt es für solche Zwecke auch Stiftungen, die Gelder einwerben, also beispielsweise die Stiftung Denkmalschutz“, oder es flie‎ßen Lottogelder für den Denkmalschutz. Gibt es so etwas auch in Rumänien?



    Und dass die deutsche Kultur in Rumänien nach 260 Jahren deutscher Besiedlung nun offenbar ausstirbt, ist ebenfalls beklagenswert. Aber daran trägt wohl auch das Ceauşescu-Regime eine Mitschuld. Existiert eigentlich noch eine deutschsprachige Zeitung in Rumänien und erscheinen noch Bücher in deutscher Sprache?



    Beim Bericht in der Radio-Tour über Mangalia wurden bei mir schöne Erinnerungen an die Reise an die Schwarzmeerküste vor einigen Jahren geweckt, die ich bei einem Wettbewerb bei RRI anlässlich der totalen Sonnenfinsternis gewonnen hatte. Letztere war in Mangalia ein unvergessliches Erlebnis!



    Lieber Herr Andorf, vielen Dank für Ihre Zuschrift. Ihre Fragen möchten wir auch beantworten. Ja, auch in Rumänien werden im Sommer bei den meisten TV-Sendern Wiederholungen ausgetrahlt. Auch in Rumänien können Lottogelder u.a. in den Denkmalschutz flie‎ßen. Die rumänische Lotterie hat eine gesetzlich geregelte Sponsoring-Aktivität. Laut eigener Webseite können unter bestimmten Auflagen kulturelle, künstlerische und sportliche Ereignisse aber auch medizinische, religiöse und Sozialschutz fördernde Aktionen gesponsert werden, die einen gemeinschaftlichen Zweck haben. Ferner kann man als Privatperson oder auch als Institution die finanzielle Förderung von Aktionen beantragen, die einen humanitären oder wohltätigen Zweck erfüllen sowie die Menschenrechte, den Umweltschutz oder Denkmalschutz unterstützen.



    Eine deutschsprachige Zeitung in Rumänien gibt es noch, sie hei‎ßt Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien (ADZ), erscheint täglich in Bukarest und ist auch im Internet unter www.adz.ro zu finden.



    Bücher in Minderheitensprachen (darunter auch Deutsch) und Übersetzung rumänischer Literatur in Fremdsprachen erschienen vor der Wende beim Bukarester Verlag Kriterion“. Ob der Verlag noch tätig ist, kann man aber nur schwer sagen, zumal die Webseite www.kriterion.ro auch nur halbwegs zu funktionieren scheint. Im Online-Katalog der erwähnten Webseite ergab die Suche nach deutschsprachigen Büchern gerade mal fünf Treffer, wobei es sich meistens um mehrsprachige Publikationen handelt. Der jüngste Titel ist z.B. ein mehrsprachiges Bildwörterbuch historischer Tragwerke“ aus dem Jahr 2005.



    Zum Schluss zur Posteingangsliste. Herkömmliche Briefe lassen wir uns erst nächste Woche wieder von unserer Bearbeitungsstelle zukommen.



    Ein Fax erhielten wir von Stefan Druschke (aus Kerpen, NRW).



    E-Mails erhielten wir bis einschlie‎ßlich Freitag von Georg Pleschberger (aus Österreich), Klaus Karusseit (aus Schweden) sowie von Eckhard Röscher, Bernd Seiser, Siegbert Gerhard, Christoph Preutenborbeck, Herbert Jörger, Yigal Benger, Dieter Feltes, Andreas Fessler, Peter Vaegler und Udo Becker (alle aus Deutschland).







    Herr Vaegler hat übrigens kürzlich seinen 60. Geburtstag gefeiert, dazu möchten wir ihm im Namen der ganzen Redaktion herzlich gratulieren.


    src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg

    Unser Hörerfreund Peter Vaegler und Gemahlin





    Das Internetformular für Empfangsberichte nutzte Claudio Alfredo Martijena (aus Argentinien).



    Audiobeitrag hören: