Tag: Ada Hausvater

  • Europäische Kulturhauptstadt Temeswar: offizieller Veranstaltungskalender zu Ende

    Europäische Kulturhauptstadt Temeswar: offizieller Veranstaltungskalender zu Ende





    Die Gala wurde im Kulturpalast der Stadt in Anwesenheit von hochrangigen Lokalpolitikern, Kulturschaffenden und Gästen aus dem In- und Ausland gefeiert. Im Laufe des Wochenendes wurden zum Abschluss mehr als 100 Kultur-Veranstaltungen ausgetragen. Dazu gehörten Konzerte auf dem Vereinigungsplatz und dem Opernplatz, wobei die mit Spannung erwartete Luftakrobatik-Show am Freitagabend die meiste Aufmerksamkeit erhielt.



    Im Laufe des zu Ende gehenden Jahres 2023 haben mehr als 2 000 Veranstaltungen stattgefunden, die der europäischen Kulturhauptstadt Temeswar gewidmet waren und zahlreiche Künstler und Besucher anzogen. Au‎ßerdem wurden fünf neue Kulturräume in Kinos, Kunstgalerien und Mehrzweckhallen eröffnet. Laut Dominic Fritz, dem Bürgermeister von Temeswar, haben der Titel europäische Kulturhauptstadt“ und die dazugehörenden Veranstaltungen die volle Aufmerksamkeit auf die westrumänische Metropole gelenkt, so dass man das Programm symbolisch unter den Schlagworten Forever Temeswar“ fortsetzen wolle:



    Für uns als Stadt geht es darum, diesen Titel in einen langfristigen strategischen Vorteil zu verwandeln, einerseits durch die Art und Weise, wie wir uns auf Kultur beziehen und das Engagement der Stadt einbringen, andererseits auch, um unsere europäische Bestimmung zu betonen, denn Europa braucht die Geschichte Temeswars und all die positiven Beispiele, mit denen unsere Stadt vorangehen kann.“



    Rumänien braucht Phantasie, und Europa braucht Phantasie“, sagte noch Dominic Fritz. Er wies darauf hin, dass Temeswar im Jahr 2023 gezeigt habe, dass es möglich sei, sich eine kreative, wohlhabende und solidarische Zukunft vorzustellen, und zwar nicht nur für diese Stadt, sondern für ganz Europa: Eine Zukunft Europas, in der unsere Einheit auf Vielfalt und nicht auf Eintönigkeit beruhe, so der Bürgermeister von Temeswar.



    Ada Hausvater, Intendantin des Nationaltheaters von Temeswar, sagte ihrerseits, dass in diesem Jahr viele brillante Aufführungen in ihrem Hause stattgefunden haben; zudem habe die ehrwürdige Kulturinstitution einen neuen Aufführungsraum erhalten, der den Titel Kulturhauptstadt Europas trägt. Das zugereiste Publikum aus verschiedenen Regionen des Landes habe au‎ßerdem gezeigt, dass es ein unvermindertes Interesse an Kultur gebe, so die Intendantin Ada Hausvater. Der Generaldirektor der Rumänischen Nationaloper in Temeswar, Cristian Rudic, merkte seinerseits an, dass die Stadt nach diesem Jahr eine Menge Adrenalin angesammelt habe und dass der Nachahmungseifer spürbar sei.



    Tatsächlich werden einige Veranstaltungen fortgeführt. Obwohl das Veranstaltungsjahr Temeswar — Kulturhauptstadt Europas“ offiziell beendet ist, kann die dem gro‎ßen rumänischen Bildhauer Constantin Brâncuși gewidmete Ausstellung noch bis zum 28. Januar 2024 im Nationalen Kunstmuseum der Stadt besucht werden. In der Ausstellung sind berühmte Werke wie Die schlafende Muse“ und Fräulein Pogany“ zu sehen, die vorübergehend als Leihgaben aus dem Centre Pompidou in Paris, dem Tate Museum in London und der Guggenheim-Stiftung nach Temeswar gebracht wurden. Aufgrund des Publikumsandrangs hat der Vorsitzende des Kreisrates Temesch, Alin Nica, angekündigt, dass die Brâncuși-Ausstellung am 20. Dezember rund um die Uhr geöffnet sein wird.

  • Timişoara 2023 la nesfârşit

    Timişoara 2023 la nesfârşit

    Programul Timişoara – Capitală Europeană a
    Culturii” a ajuns la final, iar închiderea a fost marcată printr-o gală care a
    avut loc, vineri seara, la Palatul Culturii din oraş, în prezenţa a sute de oficiali, operatori
    culturali, invitaţi din ţară şi din străinătate. Cu acest prilej au fost
    organizate, la sfârșitul săptămânii care a trecut, peste 100 de evenimente.
    Manifestările dedicate încheierii acestui titlu au inclus concerte în Pieţele
    Unirii şi Operei, cel mai aşteptat moment fiind spectacolul aerian de acrobaţie
    de vineri seară. De-a lungul întregului an, au avut loc mai mult de 2.000
    de manifestări culturale, la care au luat parte sute de mii de artişti şi
    vizitatori şi au fost deschise cinci noi spaţii culturale în cinematografe,
    galerii de artă şi săli multifuncţionale.


    Primarul oraşului, Dominic
    Fritz, este de părere că acest an a atras şi mai multă atenţie asupra oraşului,
    astfel că programul va fi continuat simbolic, sub genericul sugestiv
    Timişoara, la nesfârşit”.
    Dominic Fritz: Miza pentru noi, ca oraş, este să
    transformăm acest titlu într-un avantaj strategic pe termen lung, pe de o
    parte, prin felul în care ne raportăm la cultură, în care ne raportăm la
    implicare în oraş, dar, în acelaşi timp, să ne asumăm misiunea noastră
    europeană, pentru că Europa are nevoie de povestea Timişoarei, de exemplul
    pozitiv pe care poate să îl dea Timişoaraˮ
    .

    România are nevoie de
    imaginaţie. Europa are nevoie de imaginaţie,
    a mai spus Dominic Fritz. Acesta
    a subliniat că Timişoara 2023 a arătat
    că se poate imagina un viitor creativ şi prosper şi solidar, şi nu doar pentru
    acest oraş, ci pentru întreaga Europă.
    Un viitor al Europei în care unitatea
    noastră este construită pe diversitate, nu pe uniformitateˮ,
    a afirmat Dominic


    Fritz. La rândul ei, directoarea Teatrului Naţional Timişoara, Ada Hausvater, a
    afirmat că, în acest an, teatrul a câştigat foarte multe spectacole strălucite
    şi o nouă sală de spectacole, ca moştenire a titlului de capitală culturală
    europeană.
    Anul acesta a adus public din
    diverse regiuni şi a arătat că interesul pentru cultură este realˮ,
    a punctat
    Ada Hausvater.
    În același timp, managerul general al Operei Naţionale Române
    din Timişoara, Cristian Rudic, a remarcat că, după acest an, oraşul are multă
    adrenalină şi emulaţia se resimte pe holurile Operei.


    Deși proiectul Timișoara
    – Capitală Culturală Europeanăˮ a ajuns, oficial, la final, expoziția dedicată
    marelui sculptor român Constantin Brâncuși și care face parte din seria de
    evenimente organizate în cadrul programului este deschisă, până pe 28 ianuarie,
    la Muzeul Național de Artă din oraș. Expoziția reuneşte lucrări celebre precum
    Muza adormită sau Domnişoara Poganyˮ, aduse temporar de la Centrul
    Pompidou din Paris, de la Tate din Londra sau de la Fundaţia Guggenheim. Pentru
    că există un interes crescut, preşedintele Consiliului Judeţean Timiş, Alin
    Nica, a anunţat că, pe 20 decembrie, expoziţia va fi deschisă non-stop, 24 de
    ore din 24.



  • Theaterpremieren in Temeswar: gelebte Multikulturalität

    Theaterpremieren in Temeswar: gelebte Multikulturalität

    Es gibt keine Gegend in ganz Europa, in der die Ethnien so vielfältig sind wie im Banat“, schrieb im letzten Jahrhundert der englische Historiker und Politiker R. W. Seton Watson in seinem Werk Europe in the Melting Pot“. Temeswar, ein ausgesprochen multikultureller Raum, ist eine Stadt, die drei öffentliche Theater im demselben Gebäude beherbergt, die Schauspiele in drei unterschiedlichen Sprachen inszenieren: Rumänisch, Deutsch und Ungarisch. Es handelt sich um das rumänische Nationaltheater, das Deutsche Staatstheater und das Ungarische Staatstheater Gergely Csiky“ in Temeswar. Neben den rumänischen Regisseuren, die hier tätig sind, gehört zur Strategie der drei Theater die Einladung ausländischer Regisseure. Beweis dafür stehen die drei Premieren, die am Ende des Jahres aufgeführt werden und über die wir heute sprechen.



    Pál Frenák, einer der bekanntesten europäischen Choreografen und Tänzer teilt sein Künstlerleben zwischen Paris und Budapest. Die Temeswarer sind mit seinen Schöpfungen bereits vertraut, denn Frenák wurde an mehreren Auflagen des FEST — FDR (das Europäische Schauspielfestival Temeswar — Festival der Rumänischen Dramaturgie) eingeladen und war auch der erste ausländische Gastregisseur, der unter dem Motto sWitch“ eine Tanztheateraufführung am Temeswarer Nationaltheater inszenierte. Anfang Dezember schlugen Pál Frenák und das Temeswarer Nationaltheater dem Publikum die Theater- und Tanzaufführung Im Traum“ vor, einen umgekehrten Road-Movie, in dem sich Theater, Tanz und Kino verflechten. Ada Hausvater, die Leiterin des Nationaltheaters Temeswar:



    Es handelt sich um Geschichten unserer Zeit, die auf zeitgerechte Art erzählt werden. Es sind verschiedene Geschichten, die durch den Körper erzählt werden. Und auch viel Energie. Es sind wunderbare Bilder, die Schauspieler sind wunderbar, es sind einige fabelhafte Tänzer dabei. Alles wird durch den Tanz erlebt! Es ist eine schöne Geschichte, mit einem echten Cadillac in der Mitte der Bühne. Wir befinden uns im Auto, auf der Autobahn; abhängig von den persönlichen Anhaltspunkten haben wir die Gelegenheit, an berühmte Persönlichkeiten zu denken. Je mehr man wei‎ß, desto glücklicher ist man. Es ist ein besonders herausforderndes und intelligentes Schauspiel. Das ist für mich das Wichtigste, was Pál geschaffen hat. In diesem Schauspiel bleibt die Emotion der Hauptantrieb.“




    Der Multikulturalismus der Stadt am Bega-Fluss widerspiegelt sich auch in der Strategie des Nationaltheaters Temeswar. Ada Hausvater, die Leiterin der Anstalt:



    Es ist für uns sehr wichtig, mit Künstlern aus anderen Ländern zu arbeiten, gemeinsam unsere Erfahrungen und Ideale ins Nationaltheater zu bringen und jene Gemeinsamkeiten zu finden, die das Theater und das Schauspiel weiterbringen. Meiner Ansicht nach ist es unsere Pflicht, als Nationaltheater unsere Türen dem Neuen gegenüber zu öffnen. Damit uns das gelingt, müssen wir der Vielfalt Bedeutung verleihen. Es war wichtig für mich von Anfang an, dass das Theater sich nicht nur in einer Richtung öffnet und nicht zu urteilen: Das ist gut, das ist schlecht. Was uns wichtig als Mentalität erscheint, ist, die Kreativität zu fördern, die Fähigkeit des Einzelnen, originell und sensibel zu sein.“




    Zur Strategie des Deutschen Staatstheaters Temeswar gehört auch die Einladung einiger Regisseure aus dem Ausland. Lucian Vărşăndan, Leiter des Deutschen Staatstheaters in Temeswar (DSTT):



    Das Deutsche Staatstheater Temeswar hat als Ziel die Vorführung von deutschsprachigen Künstlern in Rumänien. Das erinnert mich an ein Gespräch mit einer Zuschauerin vor einigen Jahren, die mir gesagt hat, sie möchte im Deutschen Theater ab und zu sehen, wie man Theater im deutschsprachigen Raum macht. Die heutige Dramatik gehört zu den interessantesten und ist den grundlegenden Themen des zeitgenössischen Menschen gewidmet. In diesem Kontext ist es für uns wichtig, die Werke bedeutender Regisseure aus diesem Raum vorzustellen, von Regisseuren, die ihren Ruhm nicht nur im deutschsprachigen Raum erlangt haben, sondern auch über die Grenzen dieses Kulturraums hinaus bekannt sind. Ganz gewiss ist Volker Schmidt einer der Künstler, die all diese Voraussetzungen erfüllen. Seine Unterschrift, sei es als Regisseur oder als Dramaturg, findet sich auf Plakaten in vielen europäischen Ländern wieder, in zahlreichen Sprachen. Er ist also ein Regisseur und ein Schöpfer, der dem zeitgenössischen Theater stark verbunden ist.“




    Der Österreicher Volker Schmidt verzeichnet seine dritte Zusammenarbeit mit dem Deutschen Staatstheater in Temeswar. Er hat an diesem Jahresende seinen eigenen Text inszeniert — Eigentlich schön“ hei‎ßt die Produktion. Ein Schauspiel über das persönliche Leben der Menschen im heutigen Europa, das manchmal bei Weitem nicht so schön und fröhlich ist, wie sie in den Social Media oft inszenieren. Volker Schmidt:



    ›Eigentlich/actually/de fapt‹ ist das das Wort unserer Generation, sagt man. Dieses sagt aus, dass alles in Ordnung sei, aber in Wirklichkeit fehlt etwas. Ich hatte die Idee, diesen Titel zu verwenden, um darüber ein Theaterstück zu schreiben. Dieses dreht sich um diese leere Mitte. Es handelt von der Generation im Alter von rund 30 Jahren oder der Generation ›Eigentlich‹, die in einer Welt aufgewachsen ist, die alles hatte, aber politisch nicht korrekt handelt. Sie wollen alles offen lassen, alle Möglichkeiten haben, die ganze Zeit die Wahl haben, aber sie wollen sich nicht selbst erklären, sich selbst definieren.“




    Wir schlie‎ßen mit dem Ungarischen Staatstheater Gergely Csiky“, natürlich in Temeswar. Hier hat auch am Ende dieses Jahres Zoltán Puskás, unabhängiger Regisseur und Schauspieler aus Zenta (Serbien), das berühmte Musical Hair“ inszeniert. Die Einladung ausländischer Regisseure gehört auch zur Strategie des Theaters Gergely Csiky“. Schauspieler Attila Balázs, Leiter der Anstalt:



    Wir sind in diesem Teil des Banats, wo wir sehr nahe an Ungarn, an Serbien leben… Man kann sogar sagen, dass wir dieselbe Sprache sprechen. Auch wenn wir unterschiedliche Sprachen sprechen, verstehen wir uns sehr gut. Regisseur Zoltán Puskás hat bereits Musikaufführungen auf der Bühne des Ungarischen Theaters in Temeswar inszeniert. Ich denke, dass wir uns jetzt Mut gemacht haben und mit dem Musical »Hair« einen gro‎ßen Schritt nach vorne gemacht haben. In dieser Spielzeit haben wir auch eine Zusammenarbeit mit einem weiteren Regisseur aus Serbien, der in Montenegro geboren wurde. Der Balkan ist sehr interessant und lebendig. Da wir uns in unmittelbarer Nähe befinden, wissen wir, was da passiert, denn es gibt das Euroregionale Theaterfestival TESZT. Natürlich möchten wir auch weitere Regisseure einladen. Z.B. ziehen wir auch einen amerikanischen Regisseur in Erwägung. Aber nicht das ist wichtig. Die Linie, die das Ungarische Theater in Temeswar befolgt, ist wichtig. Es ist eine zeitgenössische Linie, mit lebendigen Schauspielen, mit einem energischen Ensemble, das gute Ergebnisse erzielen möchte.“

  • Europäisches Theaterfestival Temeswar (FEST): Starkmachen für Kulturhauptstadt 2021

    Europäisches Theaterfestival Temeswar (FEST): Starkmachen für Kulturhauptstadt 2021

    Das Europäische Theaterfestival Temeswar (FEST) und der Programmteil, der der rumänischen Dramaturgie gewidmet ist, werben für das westrumänische Temeswar als Kulturhauptstadt 2021. Die Organisatoren haben sich zum Ziel gesetzt, Menschen, Ideen, Emotionen durch Stra‎ßentheater zusammenzubringen und die nationale Identität der Rumänen in Europa zu definieren.



    Vom 7. bis 13. Juni hat im westrumänischen Temeswar die Sektion FEST (Kürzel des Europäischen Theaterfestival Temeswar“) im Rahmen der Festspiele FEST-FDR 2015 stattgefunden. Die Festspiele waren europäischen Aufführungen und der rumänischen Dramaturgie gewidmet (Festivalul European al Spectacolului Timişoara — Festival al Dramaturgiei Româneşti). Organisiert werden die Festspiele vom Temeswarer Staatstheater. So wie die Abkürzung schon andeutet, ist FEST ein Fest des Theaters und ein Dialog zwischen Zuschauer und Aufführung. Das Programm der europäischen Festspiele wurde um Aufführungen rumänischer Dramatiker ergänzt und wartete mit einer überraschenden Idee auf: Stra‎ßentheater-Aufführungen. Regisseurin Ada Hausvater, Intendantin des Temeswarer Nationaltheaters, erklärt, was das Festival ausmacht:



    Das Festival FEST bleibt unter dem Zeichen FEST-FDR, eines europäischen Festivals, das beides, europäische Aufführungen und rumänische Dramaturgie miteinander verschmelzt. Wir haben die Aufführungen nicht genau aufteilen wollen, sondern eher eine Mischung angestrebt. Zu den europäischen Freiluft-Aufführungen gehört dieses Jahr zum ersten Mal auch eine Indoor-Aufführung: »Dreamscape«, es gibt zudem ein paar Installation-Aufführungen wie »Medio Monte«, die der Kategorie rumänische Dramaturgie angehören. FEST-FDR schafft letztendlich ein Bild rumänischer Dramaturgie im Kontext der europäischen Dramaturgie. Mit diesem Festival wollen wir den eigenen Platz auf der europäischen Karte definieren und verstehen, wie weit unser künstlerisches Projekt aus dieser sozialen Perspektive gekommen ist. Das Festival hat meiner Ansicht nach diese Sache sehr klar aufgezeigt. »Medio Monte« ist eine moderne Installation, ein Sprungbrett für das Theater der Zukunft.“




    Medio Monte“ ist eine Performance-Installation, produziert vom Stadttheater Baia-Mare, und verbindet Theater, Musik und bildende Kunst. Die Regisseurin Mihaela Panainte sagte über ihr kunstspartenübergreifendes Konzept:



    Heutzutage kann das Theater nicht mehr allein leben. Deshalb haben wir die Malerei, die Musik und das Theater zusammengebracht. Das Theater als Bewegung. Der Laut als Impuls zur Bewegung. Diese künstlerischen Medien bringen einen deutlichen Beitrag zur Schaffung des totalen Theaters.“




    Vom Text des Dramatikers Marian Ilea, der Kunst des Malers Mircea Bochiş und der Bühnenmalerei von Helmut Sturmer ausgehend, versucht Mihaela Panainte den Zuschauern die Botschaft zu vermitteln, dass unsere innere Freiheit allein von der eigenen Wahl abhängt:



    Wir sagen üblicherweise, dass wir ins Museum, in die Oper oder ins Theater gehen. Wir versehen alles mit Labeln, aber ich glaube, dass wir in diesem Jahrhundert nicht mehr in getrennten Kategorien leben können. Maler mit Malern, Musiker mit Musikern, Theatermenschen mit Theatermenschen. Erst nachdem diese Leute zusammenkommen, können sie neue Kunstformen entwickeln, neue Ausdrucksweisen entdecken. Die Freiheit der Kunst ist Kenntnis, besser gesagt Selbstkenntnis. Man kann nicht frei sein, wenn man keine Kenntnisse hat und wenn man sich selbst nicht kennt. Denn nur so kann man den Begriff Freiheit verstehen.“




    Das Theaterfestival Temeswar (abgekürzt FEST) bedeutet vor allem Outdoor-Aufführungen und Stra‎ßentheater, denn diese sind die Aufführungen die laut Ada Hausvater Menschen zusammenbringen, Aufregung erregen, den Menschen das Theater, die Kunst und im Allgemeinen die Kultur näher bringen. Die Stra‎ßenaufführung, die die Sektion FEST eröffnet hat, ist Der Kirschgarten“ von Anton Tschechow, inszeniert vom Theater Voskresinnia“ aus dem ukrainischen Lwiw. Es handelt sich um eine Aufführung des Bildes und der Fantasie, voller Dynamik. Der künstlerische Leiter des Theaterensembles und Regisseur Yaroslav Fedoryshyn sagte dazu:



    »Der Kirschgarten« ist meiner Meinung nach das beste Stück von Tschechow, weil es alles von der Kindheit bis zum Tod in sich vereint. Das wollten wir auch mit unserem Stra‎ßentheater sichtbar machen, weil alles zum Kaufen und zum Verkaufen ist. Diese Handelsbeziehungen im Leben gab es seit immer und es gibt sie überall in der Welt. Man vergisst somit, das Leben zu leben. Das Leben ist wie ein Wassertropfen, der auf den Boden fällt und schnell versickert. Wir scheitern leider dabei, wenn wir versuchen, diesen Tropfen zu fangen. Darum geht es in dieser Aufführung. Ich habe mir gewünscht, dass alle Figuren während der Aufführung im wahrsten Sinne des Wortes über den Garten gehen. Das haben wir geschafft, indem wir die Schauspieler auf Stelzen gehen lie‎ßen. So kamen sie einem wie wei‎ße Schmetterlinge vor, die ihren Handel da oben durchführen. Bei uns fährt die Figur Lopachin nicht mit der Axt durch den Kirschgarten, wie bei Tschechow, sondern der Garten wird abgebrannt. Wir hatten diese Idee, weil wir den Symbolen Wasser und Feuer viel Wert verleihen wollten. Es handelt sich um zwei Geister des Lebens, die sich im Laufe der Jahrhunderte miteinander verschmolzen haben. Etwas wird errichtet, dann brennt es ab, alles ist dann vom Wasser überschwemmt, weil das Wasser das Feuer löscht. Wie Tschechow selber erklärte, steht der Kirschgarten als Symbol dafür, dass unserer Ansicht nach alles noch vor uns liegt, aber — genau wie im Leben — liegt alles eigentlich schon hinter uns.“




    FEST-FDR 2015 ist eine der Veranstaltungen, mit denen das Nationaltheater Temeswar die westrumänische Stadt im Kampf um den Titel Europäische Kulturhauptstadt 2021 unterstützt. Theaterintendantin Ada Hausvater dazu:



    Eines unserer Programme widmen wir der Zivilgesellschaft und deren Aufbau. Meiner Meinung nach kann man ohne Kultur und ohne ein wahres Engagement in der Gesellschaft nicht leben, man kann gar nicht von Zivilisation und Fortschritt reden. Europäische Kulturhauptstadt bedeutet eine Stadt mit einem wahren Potential zur Erkundung neuer Wirklichkeiten. Im Kampf treten so viele Städte gegeneinander an, aber jede darf hoffen. Temeswar ist einzigartig durch seine Vielfalt. Die Temeswarer sind au‎ßerdem auch sehr offen und neugierig, wenn es um Menschen geht, die eine andere Sprache sprechen und die Wirklichkeit anders ausdrücken. Wir haben dieses Projekt angesto‎ßen, das eine Definition nationaler Identität in Europa anstrebt, aber auch mit unserem Projekt der Freiluft-Aufführungen versuchen wir, Temeswar im Kampf um den begehrten Titel zu unterstützen, weil wir somit Menschen zusammenbringen. Wir bieten dem Publikum die Gelegenheit, ein gemeinsames Ziel zu identifizieren. Das bedeutet eigentlich eine Gemeinschaft: ein gemeinsames Ziel, ein Treffen der Ideen, der Erlebnisse, der Emotionen. Das ist eigentlich, was das Theater macht.“