Tag: Adipositas

  • Fettleibigkeit: Gesunde Ernährung wird über Generationen anerzogen

    Fettleibigkeit: Gesunde Ernährung wird über Generationen anerzogen

     

     

    Fettleibigkeit – gekennzeichnet durch eine Zunahme des Körpergewichts aufgrund von Fettgewebe – ist nicht nur eine Frage des Aussehens oder der Gewichtskontrolle, sondern ein medizinischer Zustand, der vielfältige gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Er kann Herz-Kreislauf-Probleme, endokrine Störungen, Gelenkerkrankungen und sogar einige Formen von Krebs verursachen oder verschlimmern. Fettleibigkeit hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität und kann zu geringem Selbstvertrauen oder sozialer Stigmatisierung führen.

    Laut international verfügbaren Daten litten im Jahr 2020 weltweit fast 1 Milliarde Menschen an Fettleibigkeit, d. h. jeder siebte Mensch auf unserem Planeten hat ein ungesundes Körpergewicht Schätzungen zufolge könnte diese Zahl bis 2035 auf 1,9 Milliarden ansteigen. Was die Kinder betrifft, so neigen diejenigen, die vom Kindergartenalter an unkontrolliert zunehmen, dazu, fettleibig zu werden, bevor sie die weiterführende Schule abschließen, sagen Experten. Bei Kleinkindern werde die Fettleibigkeit von 2020 bis 2035 voraussichtlich um 100 % zunehmen.

    Doch wie ist es in Rumänien um die Adipositas bestellt? Nach Angaben des Nationalen Instituts für öffentliche Gesundheitspolitik waren im Jahr 2022 nur 2 % der in Rumänien lebenden Menschen als fettleibig diagnostiziert worden. Was die Neuerkrankungen im Jahr 2022 betrifft, so waren die meisten davon bei Frauen und in städtischen Gebieten zu verzeichnen.

    Gegen Adipositas hilft nur ein gesunder Lebensstil, sagen Experten. Auf individueller Ebene wird empfohlen, den Fett- und Zuckerkonsum einzuschränken, stattdessen den Verzehr von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen zu erhöhen und sich regelmäßig moderat zu bewegen. Darüber hinaus sind Schlaf- und Erholungsgewohnheiten sowie insgesamt ein Lebensstil erforderlich, die dem Alter, dem Geschlecht und der emotionalen Verfassung angepasst sind. Kurz gesagt, ein individuelles Programm, wie die Ärztin und Ernährungsexpertin Lygia Alexandrescu erläutert:

    Der Begriff »Diät« stammt aus dem antiken Griechenland, wo man den Lebensstil als »daiata« bezeichnete: Darunter verstand man eine Reihe von Begriffen, die den Schlaf, also die Ruhe, die Flüssigkeitszufuhr, die Ernährung, die Bewegung, das Wohlbefinden umfassen, die alle die »Diät« ausmachen. Wenn wir heutzutage »Diät« sagen, meinen wir Nahrung, jedoch nicht, WAS wir essen, sondern was wir NICHT essen. Wenn wir von »Diät« sprechen, meinen wir Einschränkung, was völlig falsch ist. Wenn wir über Lebensmittel sprechen, müssen wir darüber reden, was wir brauchen, was unsere Körperzellen gesund hält, und gerade hier ist die individuelle Anpassung sehr wichtig. Denn die gleiche Diät funktioniert nicht bei allen. Was man so alles im Internet findet – die proteinreiche Diät oder die kohlehydratreiche Diät oder die Reis-Diät oder die Apfel-Diät –, das ist alles blanker Unsinn – all diese Diäten sind völlig unausgewogen.

    Die eine Diät, die für eine Person geeignet ist, passt nicht automatisch zu einer anderen. Es gibt viele Kriterien, die wir berücksichtigen müssen, wenn wir einen Diätplan aufstellen. Ich würde es nicht einmal als Diät bezeichnen, denn das ist etwas Einschränkendes, etwas, das man gerade so lange einhält, bis man in ein Kleid passt, gerade so lange, bis man sein Hemd leichter zuknöpfen oder seinen Gürtel enger schnallen kann. Es geht nicht nur ums Essen, es geht um den Lebensstil! Und dann sind wir wieder bei der Personalisierung. Alter, Geschlecht, Art der Anstrengung, Art des emotionalen Zustands, Genetik, aktuelle medizinische Befunde sind ausschlaggebend. Ein Gespräch mit Ihrem Hausarzt, ein Gespräch mit Ihrem Ernährungsberater, ein Gespräch mit Ihrem Sporttrainer – all das führt zur Erstellung eines individuellen Ernährungsprogramms. Keine zwei Diäten sollten gleich sein. Genau wie Medikamente sollten auch sie individuell angepasst werden.“

     

    Dazu gibt es auch konkrete Tipps. Unverarbeitete Lebensmittel essen, nach jeder Mahlzeit 100 Schritte gehen, viel Wasser trinken, auf traditionelle Küche mit zubereiteten Gerichten zurückgreifen. „Wenn wir vor allem in der zweiten Tageshälfte Lebensmittel in großen Mengen und in falschen Kombinationen essen, altern wir schneller“, sagt weiter die Ernährungsexpertin Lygia Alexandrescu:

    Man muss kein Ernährungswissenschaftler sein oder die Biochemie der Lebensmittel kennen! Wir müssen nur wissen, dass wir Energie verbrauchen und dass wir dem Körper Treibstoff geben müssen, und zwar qualitativ hochwertigen Treibstoff. Und das kann man mit Lebensmitteln tun, die sehr naturnah sind und so wenig wie möglich verarbeitet wurden. Der Kauf von Fertiggerichten führt natürlich zu einer Gewichtszunahme, denn sie enthalten auch viel Salz, sie sind frittiert, sie haben nicht die ursprüngliche Qualität der frischen Lebensmittel. Es gibt eine Menge Details. Alles hängt mit der Erziehung zusammen. Die Chinesen sagen dazu: Wenn Sie eine gesunde Bevölkerung haben wollen, müssen Sie die Menschen 30–40 Jahre lang erziehen, erst dann werden Sie eine gesunde Generation haben. Ähnlich wie für die Reisernte jedes Jahr die Felder bearbeitet werden müssen, werden gesunde, ausgewogene und vollständige Menschen nur durch die Erziehung von ganzen Generationen erreicht.“

     

    Die Hochschule für Medizin und Pharmazie „Carol Davila“ in Bukarest hat vor einigen Jahren die Kampagne „Kontrolle der Fettleibigkeit“ ins Leben gerufen, bei der die Menschen lernen sollen, sich gesund zu ernähren und Sport zu treiben. In diesem Jahr wird die Kampagne im Rahmen von Informations-, Sensibilisierungs- und medizinischen Aufklärungsveranstaltungen in acht rumänischen Städten durchgeführt. Jede Aktion hat zwei Komponenten: eine, die sich an die breite Öffentlichkeit, die Behörden und die Presse richtet, und eine wissenschaftliche Informationstagung, die sich an medizinische Fachkräfte richtet, die mit der Behandlung von Menschen mit Adipositas befasst sind. „Unser Ziel ist es, die Tatsache hervorzuheben, dass Fettleibigkeit ein Problem der öffentlichen Gesundheit ist, das sofortige und koordinierte Maßnahmen erfordert“, sagte dazu die Hochschullehrerin Cătălina Poiană, Initiatorin der Kampagne „Fettleibigkeit unter Kontrolle halten“.

    Ohne umfassende und koordinierte Maßnahmen werde die Zahl der Adipositasfälle weiter ansteigen, und immer mehr Menschen werden vorzeitig an Adipositas erkranken oder an einer Krankheit sterben, die sich darauf zurückführen lässt, sind sich die Experten einig. Darüber hinaus treten chronische Krankheiten im Zusammenhang mit Fettleibigkeit, die früher nur bei Erwachsenen vorkamen, immer häufiger in sehr viel jüngeren Jahren auf. Die Weltgesundheitsorganisation hatte bereits 2013 als weltweit wünschenswertes Ziel angegeben, die Adipositasprävalenz bis 2030 zu stoppen. Bislang hat allerdings kein Land auf der Welt bemerkenswerte Fortschritte gemacht, um dem Ziel der WHO näher zu kommen.

  • Fettleibigkeit im jungen Alter

    Fettleibigkeit im jungen Alter

    Die Internationale Gesundheitsorganisation warnt vor einem zunehmenden Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder und Jugendlichen in den EU-Staaten. Da Fettleibigkeit immer früher auftritt, erhöht dies nicht nur das Krankheitsrisiko, sondern erzeugt auch erhebliche soziale Probleme.



    Fettleibigkeit hat sich in den letzten Jahren in den EU-Staaten zu einem gro‎ßen Problem entwickelt. Immer mehr Kinder und Erwachsene in der Europäischen Union leiden heutzutage an Adipositas. Wie die Europäische Statistikbehörde Eurostat 2011 erklärte, sei jeder fünfte Erwachsene in den EU-Staaten stark übergewichtig. In England leiden 23,9 Prozent der Frauen und 22,1 Prozent der Männer an Fettleibigkeit. Neben Gro‎ßbritannien liegen Malta und Ungarn an der Spitze im EU-Vergleich. Besonders wenig Menschen mit Fettleibigkeit gibt es den Eurostat-Zahlen zufolge hingegen in Rumänien, Italien, Bulgarien und Frankreich.



    2007 warnte die Internationale Gesundheitsorganisation vor einem zunehmenden Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder und Jugendliche in den EU-Staaten. Die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendliche stieg demzufolge auf 20%, während ein Drittel der europäischen Kinder und Jugendliche an Fettleibigkeit leide. Heutzutage wird es heftig über die Ursachen der Zunahme des Übergewichts debattiert. Genetische Faktoren können einen gro‎ßen Effekt auf die individuelle Prädisposition für Fettleibigkeit haben. Jedoch erklären die Gene allein nicht die dramatische Zunahme der Fettleibigkeitsrate bei Kindern in den letzten Jahren. Wie sieht die derzeitige Situation in Rumänien in Bezug auf dieses Problem aus? Einer neulich in der rumänischen Öffentlichkeit bekanntgemachten Information zufolge, liege Rumänien auf dem dritten Platz unter den EU-Ländern mit einer hohen Fettleibigkeitsrate bei Kindern.



    Das Rumänische Endokrinologische Institut und die Fachklinik des Bukarester Krankenhauses Elias” führten diesbezüglich Mai 2011 eine epidemiologische Studie durch. Es handelte sich um eine Beobachtungsstudie an Kindern mit dem Alter zwischen 6 und 18 Jahren, die eine direkte Abschätzung des Fettleibigkeitsrisikos bei Bukarester Kindern und Teenagers erlaubte. Endokrinologie-Fachärztin Carmen Barbu erläutert die Ergebnisse:



    Wie die Studie gezeigt hat, haben 32% der beobachteten Kinder Übergewichtsprobleme, d.h. 11,5% sind fettleibig und 20,5% übergewichtig. Die letztere Kategorie liegt in der Mitte zwischen normal und fettleibig. Im Vergleich zum Rest des Landes stellten wir fest dass die Bukarester Kinder am stärksten davon betroffen werden. Einer 2009 in westrumänischen Timişoara (Temeswar) veröffentlichten Studie zufolge, liege der Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder in Timişoara nicht so hoch wie in Bukarest. Dies zeigt wie unterschiedlich die Umweltbedingungen sind und wie sie sich auf den Gesundheitszustand der Kinder auswirken lassen.



    Es hat sich gezeigt, dass es au‎ßerdem erhebliche geographische Unterschiede in der Ausbreitung dieser Krankheit gibt, wobei die Gro‎ßstädte im Vergelich zum Dorfmilieu höhere Verbreitungsraten von Fettleibigkeit und Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen aufweisen. Neben körperlichen und emotionalen Problemen, die in der Kindheit auftreten, haben zudem Studien gezeigt, dass jugendliche Fettleibigkeit ein ma‎ßgebliches Vorzeichen für Fettleibigkeit im Erwachsenenalter ist, insbesondere dann, wenn die Eltern ebenfalls übergewichtig waren. Das ist aber keine Regel und eine besondere Besorgnis erregt die Feststellung, dass es in der heutigen Gesellschaft zahlreiche Kinder ebenso zu Übergewicht oder Fettleibigkeit neigen, .selbst wenn kein Elternteil übergewichtig oder fettleibig ist. Fachärztin Carmen Barbu vertritt der Ansicht, eine der wichtigsten Ursachen dieser Krankheit seien die ungesunden Gewohnheiten:



    Eine in Bukarest besonders ausgebreitete ungesunde Gewohnheit ist nach 22 Uhr zu essen. Über 90% der beftragten Kinder erklärten sie essen nach 22 Uhr und ebenso über 90% sagten sie haben sogannanten Sü‎ßigkeiten-Reseven zuhause zur Verfügung. Es handelt sich zudem um keine hausgemachte Sü‎ßigkeiten. Au‎ßerdem zeigte der von den Kindern ausgefüllte Fragebogen, dass sie zuhause kein komplettes Essen kriegen, das Proteine, Kohlenhydrate und unterschiedliche essentielle Bestanteile der Nahrung beinhaltet. Über 90% der Kinder erklärten zudem sie essen vor dem Fernseher oder Computer. Wie sich deutlich herausstellte, treiben die Kinder auch zu wenig Sport. Nicht zuletzt ist diese mangelnde Bewegung ein erhebliches Risiko in der Entwicklung der Kinder und Jugendliche. Viele von ihnen beschränken sich lediglich auf den Sportunterricht in der Schule.“



    Beim ungesunden Essen handelt es sich nicht nur um Sü‎ßigkeiten, sondern auch um Fast-food-Essen, das zu viel Salz, Fett und suchterzeugende Stoffe enthält. Dies sei dadurch zu erklären dass die Eltern die Essensgewohnheiten der Kinder aus Zeitmangel vernachlässigen, sagt Ernährungsexperte Gheorghe Mencinicopschi.



    Die Eltern und Gro‎ßeltern müssen dessen bewu‎ßt werden, dass die 10-oder 11-jährigen Kinder alleine zwischen gesunden und ungesunden Nahrungsmitteln nicht unterscheiden können. In diesem Alter lern das Kind durch Nachahmung und der Lebensstil in seiner Familie wird höchstwahrscheinlich später sein ganzes Leben prägen. Einmal die Gewohnheit fest verankert, führt der Jugedliche oder Erwachsene meistens einen hoffnungslosen Kampf gegen seinen ungesunden Lebensstil.



    Ungesundes Essen erhöht das Risiko von Herzeekrankungen, Typ 2 Diabetes, Bluthochdruck, sowie von verschiedenen Krebsarten und Arthritis. Bei jungen Männern schlie‎ß man sogar das Risiko der Senkung der Zeugungsfähigkeit nicht aus. Was kann man gegen die Zunahme dieses Alltagsphänomens machen? Ernährungsexperte Gheorghe Mencinicopschi:



    Die Lösung istdas hausgemachte Essen. Selbst wenn es manche als altmodisch betrachten, stellt das hausgemachte Essen eine Garantie für unsere Gesundheit dar weil man die Zutaten selber auswählen kann. Heute schenken die Menschen ihrer Ernährung keine Aufmerksamkeit, sie sind nichteinmal neugierig, das zu lesen was auf der Verpackung steht. Würden sie das Etikett lesen, könnten sie Angaben zu Zutaten oder zu Nährwerten finden. Zumindest könnte man so erfahren, wieviel Zucker oder Salz in unseren Lebensmitteln steckt. Die beste Option wäre aber die Zutaten selber auszuwählen und das Essen selber zu Hause zu kochen oder Bio-Produkte zu kaufen, wenn wir uns das leisten.“



    Leider sind heutzutage ganz gesunde Lebensmittel schwer zu finden, da viele davon Pestizid-Rückstände und Hilfsstoffe enthalten oder industriell verarbeitet werden. Das Zuhause-Kochen alleine kann uns dabei helfen, gewisserma‎ßen die Kontrolle über die Ernährung unserer Kinder zu übernehmen.



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