Tag: Ängste

  • Publikationsprojekt mit Jugendlichen: Teenies sind sehr mitteilungsbedürftig

    Publikationsprojekt mit Jugendlichen: Teenies sind sehr mitteilungsbedürftig

     

     

    Doch ist dem auch so? Die Schriftstellerin Iulia Iordan nahm sich vor, im Rahmen eines von einer NGO und dem Seneca-Verlag initiierten Bildungsprojekts herauszufinden, wie die Jugendlichen von heute ticken. Ausgangspunkt war die berühmte Schrift „Briefe an Lucilius“ des römischen Dichters und Philosophen Seneca. Im Buch erteilt Seneca einem gewissen Lucilius Ratschläge, sein Leben im Sinne der stoischen Philosophie sinnvoll zu gestalten. Im Projekt des Seneca-Verlags wurden Jugendliche ermutigt, ihre Gedanken niederzuschreiben. Projektkoordinatorin Cristina Pârvu mit Einzelheiten:

    Am Anfang stand der Wunsch, Senecas Lehren in praktische Ratschläge für die Jugend von heute umzuwandeln, sozusagen einen Ratgeber für den Alltag zu erarbeiten. Wir arbeiteten dabei mit der Schriftstellerin Iulia Iordan und der Illustratorin Oana Ispir zusammen. Es handelt sich um einen Briefaustausch zwischen der Schriftstellerin Iulia Iordan und 18 Jugendlichen im Alter von 15 bis 17 Jahren. Die Jugendlichen schickten Iulia Iordan Briefe über ihre Sorgen, Ängste, Glücksmomente und existenziellen Fragen. Auf der Grundlage ihrer Briefe schrieb Iulia Iordan ihrerseits Antworten, die von den Lehren Senecas und den Briefen an seinen jüngeren Freund Lucilius inspiriert sind.“

     

    Philosophie als Taschenbuch“ bezeichnete der Seneca-Verlag das Projekt mit redaktioneller Beteiligung von Jugendlichen, doch die Texte, die anschließend in einem Sammelband mit dem Titel „Bleib bei dir“ veröffentlicht werden sollen, will die Autorin Iulia Iordan in Form von Gedichten verarbeiten. Bei den 18 teilnehmenden Jugendlichen handelt es sich um junge Menschen, mit denen die Autorin in anderen Bildungsprojekten zusammengearbeitet hat und die das Bedürfnis haben, ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Denn die Jugendlichen brauchen jemanden, der ihnen zuhört und dem sie Geständnisse machen können, sagt die Autorin Iulia Iordan.

    Es ist sicherlich eine Form der Ermutigung, wie einer von ihnen in seinem Brief ausdrücklich sagt: ‚Wir haben dieses ständige Bedürfnis, uns Gehör zu verschaffen und Zuspruch von anderen zu erfahren.‘ In meinen Gesprächen mit jungen Menschen oder sogar mit immer jüngeren Kindern, die ich unabhängig von diesem Projekt führe, erkenne ich dieses Bedürfnis, sich mitzuteilen, und sie sagen mir oft, dass sie niemanden hätten, mit dem ich reden könnten, nicht einmal unter ihren Freunden. Andere schrieben: ‚Ich traue mich nicht, bestimmte Dinge zu sagen. Und es ist sehr traurig und unfair, dass wir trotz der vielen Kommunikationsmittel, die uns heute zur Verfügung stehen, immer noch das Gefühl haben, nicht gehört und nicht verstanden zu werden. Deshalb war ich sehr froh, dass der Seneca-Verlag für dieses Projekt offen war, bei dem der ursprüngliche Vorschlag darin bestand, einige von Senecas Briefen an Lucilius in eine jugendfreundlichere Form der Poesie zu bringen. Letztendlich stimmte der Verlag jedoch zu, noch direkter vorzugehen und die Stimmen der Jugendlichen selbst in die Gedichte einzubeziehen, die schließlich aus dem Projekt hervorgehen werden.“

     

    Doch was beschäftigt diese jungen Menschen und was haben die Teenager dieser Generation gemeinsam? „Die Ernsthaftigkeit, mit der sie sich Fragen stellen“, hat die Autorin Iulia Iordan beobachtet.

    Für mich war die Tatsache erhellend, dass sie einen klaren Verstand haben und sich der Antworten auf ihre Fragen sehr bewusst sind. Sie haben einen wirklich geübten Verstand und eine gewisse Leseerfahrung. Ich möchte daher einer möglichen Kritik an diesem Buch entgegenwirken, die in anderen Zusammenhängen an mich herangetragen wurde. Mir wurde etwa gesagt, dass wir uns bestimmte Jugendliche aus bildungsaffinen Milieus ausgesucht hätten und dass unser Projekt daher nicht repräsentativ sei, denn schließlich seien nicht alle Jugendliche so. Dem möchte ich widersprechen – doch, die Jugendlichen ähneln einander sehr, und es sind dieselben Fragen, die sie bewegen. Allerdings muss man ihnen die Gelegenheit bieten, diesen kritischen und klaren Verstand zu üben, und wir Erwachsenen sollten ihnen Bücher zur Verfügung stellen, und nicht nur darauf abzielen, sie in eine extrem formalisierte Bildung einzubinden, wie es leider in den rumänischen Schulen am häufigsten geschieht. Ich glaube, dass alle Jugendliche bewegende Geständnisse schreiben könnten, wenn sie ein paar kleine Werkzeuge parat hätten, die die Erwachsenen in ihrem Umfeld zur Verfügung stellen sollten. Jugendliche haben vieles gemeinsam. Die Freiheit, mit der sie sich ausdrücken, die Kühnheit, mit der sie sich äußern, den Mut, mit dem sie Fragen stellen, die sie anschließend selbst beantworten. Nach dem Lesen all dieser Briefe kann man nicht anders, als ihren jungen und offenen Geist zu bewundern.“

     

    Doch welche sind konkret die Themen, die Jugendliche bewegen? Die Frage beantwortet zum Schluss unseres Sozialreports erneut die Autorin Iulia Iordan:

    Einige von ihnen schrieben über den Tod und wie sie damit umgehen. Einige andere schrieben über den Krieg, und ich fand diesen Ansatz in seiner Unschuld sehr reif, vor allem, weil die meisten Erwachsenen in meinem Umfeld bereits aufgehört haben, über das Thema Krieg zu sprechen, obwohl er immer noch unweit der Grenzen unseres Landes weiter tobt. Doch siehe da, diese Jugendlichen denken immer noch über diese Dinge nach. Andere haben über Liebe, Philosophie, Literatur, Mut oder Angst geschrieben. Die Themen sind sehr vielfältig.“

  • Umfrage: Knapp 70 % der Befragten sehen Rumäniens Entwicklung negativ





    Die Mehrheit der Rumänen glaubt, dass sich die Dinge in Rumänien eher in die falsche Richtung bewegen, so die Ergebnisse einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage des Zentrums für Stadt- und Regionalsoziologie (CURS). Der Umfrage zufolge glauben 69 % der Befragten an einer negativen Entwicklung des Landes, während nur 22 % der Meinung sind, dass es einen positiven Lauf der Dinge gibt; weitere 9 % haben keine Meinung dazu oder wollten nicht antworten. Au‎ßerdem glauben 41 % der Befragten, dass sich ihre Situation in einem Jahr verschlechtern wird, 38 %, dass sie gleich bleiben wird, und 18 %, dass sie sich verbessern wird.



    Der Umfrage zufolge identifizieren die Befragten als Hauptprobleme des Landes die Inflation (19 %), niedrige Einkommen und damit einen sinkenden Lebensstandard (17 %) sowie Korruption und Raubwirtschaft (16 %). Grenzüberschreitende Themen wie Migration und der Krieg in der benachbarten Ukraine machen überraschenderweise nur 3 % der Befragten Sorgen, und ebenso wenige Menschen bezeichneten die Qualität des politischen Establishments und die mangelhafte Infrastruktur Rumäniens als ein gewichtiges Problem.



    Was das Vertrauen in nationale Institutionen angeht, so steht die Feuerwehr mit 73 % an erster Stelle, gefolgt von der Armee mit 68 % und der Kirche mit 63 %. Der NATO vertrauen 42 % der Rumänen, während 52 % wenig oder sehr wenig Vertrauen in die nordatlantische Allianz haben. Ebenso haben nur 35 % der Befragten viel und sehr viel Vertrauen in die Europäische Union, während 59 % wenig und sehr wenig Vertrauen in die EU haben. Die politische Klasse und die Staatsführung bilden das Schlusslicht in der Rangliste des Vertrauens der Rumänen. 13 % vertrauen der Präsidentschaft und dem Parlament in Bukarest und nur 10 % schenken den politischen Parteien Vertrauen.



    Die Hindernisse, mit denen Rumänien auf dem Weg in den Schengen-Raum konfrontiert ist, haben den Optimismus der Bürger des Landes gedämpft. So glauben 60 % der Befragten, dass das Land in diesem Jahr nicht in den europäischen Raum der Freizügigkeit aufgenommen wird, und nur 27 % glauben, dass Rumänien im Jahr 2023 dem Schengen-Raum beitreten wird können. Österreich wird von 41 % der Rumänen für den Nichtbeitritt Rumäniens zu Schengen verantwortlich gemacht, während 21 % die rumänische Regierung und 12 % den Rat der Europäischen Union dafür verantwortlich machen.



    Die Umfrage versuchte, auch das potentielle Wahlverhalten der Rumänen zu eruieren. Fänden am nächsten Sonntag Parlamentswahlen statt, würde die Hälfte der Rumänen für die beiden Parteien stimmen, die derzeit die Regierungskoalition bilden — die Sozialdemokratische Partei (PSD) und die Nationalliberale Partei (PNL). So würden 31 % der Befragten der PSD ihr Vertrauen schenken, 19 % der PNL, während die Oppositionsparteien — die rechtsnationalistische Allianz für die Union der Rumänen (AUR) und die linksliberale Union Rettet Rumänien (USR) — 18 % bzw. 11 % der Stimmen erhalten würden. Der Demokratische Verband der Rumänienungarn (UDMR) bliebe allerdings konstant bei etwa 5 % der Wählerstimmen.



    Die CURS-Umfrage wurde vom 12. bis 22. September in einer landesweit repräsentativen Stichprobe von 1 008 Befragten durchgeführt und hat laut den Urhebern eine maximale Fehlerspanne von plus-minus 3,1 %.