Tag: Akklimatisierung

  • Kiwi, Pawpaw, Jojoba: exotische Früchte in Rumänien angebaut

    Kiwi, Pawpaw, Jojoba: exotische Früchte in Rumänien angebaut

    Exotische Früchte sind reich an Vitaminen und widerstandsfähig gegen Temperaturschwankungen und Schädlinge. Demnach sind sie besonders geeignet für den organisch-biologischen Anbau. Sie wären also auch für die Landwirte in Rumänien eine denkbare Alternative.



    Florin Stănică ist Professor für Baumzucht an der Universität für Agrarwissenschaften und Veterinärmedizin in Bukarest. Die Geschichte geht auf das Jahr 1992 zurück, als eine Gruppe von der Universität durch ein Tempus-Förderprogramm eine Studienreise nach Italien unternahm. Die Vertreter der Bukarester Universität besuchten die Universität in Perugia. Dort hatten sie die Gelegenheit, die Kiwi-Frucht näher kennenzulernen. Sie stellten fest, dass die Zuchtbedingungen ähnlich waren zu den Zuchtbedingungen der Pfirsichbäume. Sie kamen somit auf die Idee, Kiwi-Früchte in Ostrov am Donauufer anzubauen. Dort seien die Zuchtbedingungen am günstigsten für Pfirsichbäume wie auch für Weinreben. Folglich auch für die Zucht von Kiwi-Früchten — überlegten die Fachleute. Mehr Einzelheiten dazu brachte Florin Stănică:



    Gesagt, getan — im Frühjahr 1993 gründeten wir mit Hilfe des örtlichen Staatsunternehmens für Landwirtschaft eine Kiwi-Frucht-Plantage, die sich auf 2 Hektar erstreckte. Wir lie‎ßen aus Italien 1000 Stück einer hybriden Kiwi-Fruchtart nach Rumänien bringen — es handelte sich um die sogenannte kleinfruchtige Kiwi. Diese Kiwi-Fruchtart ist besonders frostbeständig, also kann sie auch in Pflaumen-Anbaugebieten gezüchtet werden. Seit 1993 untersuchen wir an der Universität für Gartenbauwirtschaft die Akklimatisierungsmöglichkeiten für Kiwi-früchte. Drei Kiwi-Fruchtarten interessierten uns für ihre Ernährungszwecke: die Kiwi-Frucht mit behaarter Schale, die gelbe Kiwi sowie die frostbeständige Kiwi-Sorte. In der Zwischenzeit lernten wir, Kiwi-Früchte zu vermehren, die richtige Technologie für ihre Zucht einzusetzen und letztendlich sogar zwei rumänische Kiwi-Sorten genehmigt zu bekommen — ein Ergebnis der rumänisch-italienischen Zusammenarbeit. Die zwei in Rumänien zugelassenen Sorten wurden bei der EU unter der Bezeichnung Vip Green und Vip Red registriert. Dabei handelt es sich um zwei frostbeständige Sorten, eine grüne und eine rote.“



    Seit fast 10 Jahren werden an der Universität Auswahlarbeiten durchgeführt, um grüne und gelbe Hybridsorten abzutrennen. Derzeit gibt es schon vier sehr interessante Fruchtauslesen, die gro‎ße, gut schmeckende Früchte anbieten. Professor Florin Stănică fügte Folgendes hinzu:



    Es gibt in Rumänien günstige Bedingungen für den Kiwi-Frucht-Anbau. Gro‎ße Früchte können tatsächlich nur in begrenzten Anbaugebieten angebaut werden, dort wo auch Pfirsichbäume gezüchtet werden können — also vor allem im Süden und Westen des Landes. Doch die widerstandsfähigeren Sorten können fast überall, in allen Baumzuchtgebieten in Rumänien gezüchtet werden. Die Züchter brauchen nur ein bisschen Mut.“




    Eine weitere von Professor Florin Stănică empfohlene Kiwi-Sorte wartet derzeit auf die Zulassung. Die Frucht hei‎ßt Simina“, und kann dort angebaut werden, wo die Temperaturen im Winter die Grenze von -25 Grad Celsius nicht überschreiten. Sie bedarf keiner speziellen Behandlung:



    In Italien lernte ich auch die Fruchtsorte Asimina Triloba kennen. Die exotische Frucht ist unter anderem auch als Indianerbanane bekannt, die Amerikaner nennen sie Pawpaw. Ich brachte die Fruchtsorte im Jahr 2000 nach Rumänien. Sie stammt aus dem Osten des nordamerikanischen Kontinents und ist besonders frostbeständig, hält Temperaturen von bis zu -25 Grad Celsius aus. Die Indianerbanane sieht viel mehr wie ein Mango oder eine Papaya aus. Der Geschmack der Pawpaw kann am ehesten als eine Mischung aus Mango, Ananas, Aprikose und Banane mit einem Hauch von Vanille beschrieben werden, wobei das Fruchtfleisch ähnlich weich und cremig ist wie das von herkömmlichen Bananen. Die Pawpaw ist eine besondere exotische Fruchtsorte. Sie muss auch nicht phyto-sanitär behandelt werden, denn die Frucht ist sehr widerstandsfähig. Und auch besonders schön, sie kann auch zu dekorativen Zwecken verwendet werden, denn sie hat gro‎ße Blätter und die Blüten sind auch sehr schön.“




    Wir erfuhren, dass die Indianerbananen viele Mineralien beinhalten. Sie haben auch einen hohen Gehalt an Kalium — nur die Guave sei reicher an Kalium als die Pawpaw. Die exotische Frucht gelangte zum ersten Mal in Rumänien im Jahr 1926. Eine Familie siebenbürgischer Auswanderer brachte sie aus Ohio nach Rumänien. Familie Suciu wohnte in der Ortschaft Pianu Nou, im Kreis Alba.



    Professor Stănică erwähnte eine weitere besondere exotische Frucht — die Jojoba, oder die Dobrudscha-Dattel.



    Diese exotische Frucht kommt in der Dobrudscha vor, bei Ostrov, in der Nähe der ehemaligen Burg Durostorum. Wir stie‎ßen auf die Dobrudscha-Dattel auch bei Jurilovca, an der Donau, oder in der Ortschaft Mahmudia, in der Nähe der Burg Saslovia. Diese Früchte scheinen in der Nähe ehemaliger römischer oder griechischer Siedlungen zu wachsen. Wir wissen, dass die Sorte zu Zeiten des Kaisers Octavius Augustus hergebracht wurde. Die hierzulande wachsenden Sträucher bekommen kleine sü‎ß-säuerliche Früchte, die aber nicht besonders schmecken.“




    Auch diese exotische Fruchtsorte ist besonders widerstandsfähig. Sie hält sowohl sehr hohe wie auch sehr niedrige Temperaturen aus. Zum Schluss bleibt uns demnach nichts anderes übrig, als die lokalen Züchter anzuregen, die geschmacksvollen und vitaminreichen Früchte auch hierzulande anzubauen.

  • Invasive Spezies: Atlantische Blaukrabbe im Schwarzen Meer gesichtet

    Invasive Spezies: Atlantische Blaukrabbe im Schwarzen Meer gesichtet

    In den Fischernetzen entlang der rumänischen Schwarzmeerküste bleiben ab und zu manch seltene Fische, Krebs- und Weichtiere hängen. Manche werden von den Schiffen hergebracht, die aus weiter Ferne kommen. Dies trifft auch für die Blaukrabbe zu, eine Spezies, die an der Atlantikküste von Nordamerika zu Hause ist. Allerdings wurde das genannte Krebstier neuerdings auch an der Schwarzmeerküste gesichtet, wo gewöhnlich kleine Krabben, mit kaffeefarbigem Rückenpanzer leben. Nichtsdestotrotz gelangte vor kurzem eine Blaukrabbe von etwa einem halben Kilo beim Nationalen Forschungsinstitut Grigore Antipa“ in Constanţa. Die Forscher, die dort arbeiten, versuchten Antworten im Hinblick auf die Anwesenheit dieser invasiven Krebstierart an der rumänischen Schwarzmeerküste zu finden. Mehr Einzelheiten dazu lieferte der Leiter der Nationalen Forschungsinstituts in Constanta, Simion Nicolaev:



    Vor etwa 30 Jahren stie‎ßen wir zum ersten Mal hierzulande auf die Blaukrabbe. Wir dokumentierten uns diesbezüglich, denn wir wollten herausfinden, wie sich diese Krebstierart entwickelt und verhält und wovon sie sich ernährt. Unsere Recherche zeigte uns, dass die Blaukrabbe weniger tiefe Gewässer vorzieht. Darüber hinaus leben im Schwarzen Meer wenige Raubfische, die ihr Leben gefährden konnten, also fand sie hier günstige Bedingungen, um sich weiterzuentwickeln. Wir fanden die Blaukrabbe in Gewässern von 10–11 m Tiefe. Das ist eine erste Eigenschaft der Blaukrabbe, die wir erkannten. Au‎ßerdem lernten wir, dass sie vielfältige Nahrung zu sich nimmt. Wir stellten vor kurzem fest, dass sie auch Muscheln frisst. Vor ein paar Tagen steckten wir die Blaukrabbe in ein Aquarium und wir konnten beobachten, wie sie Miesmuscheln fra‎ß. Blaukrabben sind sehr kräftig. Und sie brechen die Muschelschalen mit Hilfe der Scheren!“




    Der Leiter des Forschungsinstituts an der Schwarzmeerküste erzählte uns, was für eine Auswirkung die Anwesenheit der Blaukrabbe auf das örtliche Ökosystem habe:



    Um die Auswirkung abzuschätzen, müssen wir uns erst ein Bild machen über die Anwesenheit und Verbreitung der Blaukrabbe im Schwarzmeerraum. Diese Spezies in Gefangenschaft zu halten, ist etwas heikel. Wir haben derzeit die Gelegenheit, zu beobachten, was sie aufnimmt, wovon sie sich ernährt. Doch sie stellt keine Gefahr für die anderen Fischarten im Schwarzen Meer dar. Wir haben ja nur wenige Exemplare gefunden, die meisten waren sehr gro‎ß. Der Rückenpanzer hatte einen Durchmesser von 16 bis 19 cm. Also können wir davon ausgehen, dass ihre Anwesenheit keinen gro‎ßen Unterschied macht.“




    Fischer und Freiwillige unterstützen oft die Forscher bei ihrer Arbeit. Dazu Simion Nicolaev:



    Wir erhalten viele Informationen übers Internet, einschlie‎ßlich von Arbeitern, die auf einer Bohrinsel arbeiten. Sie haben nämlich die Möglichkeit, vor Ort, weit drau‎ßen auf dem Meer, das Verhalten zahlreicher Seetiere zu beobachten. Manchmal berichten sie sogar über Robben — und diese Tierart gibt es im Schwarzen Meer nicht mehr, doch manche sind aus der Gefangenschaft geflüchtet und gelangen in die Nähe solcher Bohrinseln. Ich möchte mich auf diesem Wege bei allen Freiwilligen bedanken, die uns mit Informationen versorgen. Ihr Beitrag ist für die Forschungsarbeit besonders wichtig.“




    Falls sich die Blaukrabbe im Schwarzen Meer akklimatisiert, plant man, in Aquakulturen zu züchten, um in den örtlichen Restaurants serviert zu werden. Das Gleiche geschah auch im Falle einer anderen invasiven Tierart, der Schnecke Rapana Venosa. Sie gelangte als invasive Gattung vor 50 Jahren im Schwarzen Meer und kann nun auf vielen Speisekarten in Rumänien gefunden werden.