Tag: Aktionsgruppe Banat

  • Schriftsteller-Proteste im Kommunismus: Der Dissident Paul Goma und seine Menschenrechtsbewegung

    Schriftsteller-Proteste im Kommunismus: Der Dissident Paul Goma und seine Menschenrechtsbewegung

    Der Samisdat Ellenpontok“ (Kontrapunkte“), verfasst und herausgegeben von mehreren ungarischen Intellektuellen, die Aktionsgruppe Banat, eine Protestbewegung der deutschsprachigen Schriftsteller, und die Goma-Bewegung waren die wichtigsten Protestformen in den 1970er Jahren in der rumänischen Gesellschaft gegen das kommunistische Regime.



    Die Goma-Bewegung wurde nach dem Schriftsteller Paul Goma benannt, der den Protest initiiert hatte. Paul Goma wurde 1935 auf dem Gebiet der heutigen Republik Moldau in einer Familie von Lehrern geboren, die 1944 nach der Besetzung Bessarabiens durch die Sowjetunion nach Rumänien geflüchtet ist. Goma veröffentlichte 30 Bände, darunter zahlreiche Romane und seine Memoiren, und wurde politisch inhaftiert. Laut Cristina Petrescu, Professorin an der Fakultät für Politikwissenschaften der Universität Bukarest, gibt es einen Unterschied zwischen dem Initiator des Protestes und denjenigen, die ihn unterstützt haben:



    Schon jetzt wird die Bezeichnung »Goma-Bewegung« in geschichtswissenschaftlichen Texten verwendet, und auf diese Weise wurde dieser kollektive Protest in gewisser Weise kanonisiert. Tatsächlich entspricht dieser unglückliche Ausdruck aber der Bezeichnung, die von der Sicherheitspolizei Securitate dieser Gruppe gegeben wurde. In diesem Fall ist alles etwas komplizierter, gerade weil es eine viel grö‎ßere Gruppe als Ellenpontok oder die Aktionsgruppe Banat war. Ich werde versuchen, diese Bewegung neu zu interpretieren. Zunächst werde ich unterscheiden zwischen der Frage, wer der kanonisierte Goma als kultureller Gegner des kommunistischen Regimes war, und was die Goma-Bewegung bedeutete, bei der eine völlig andere Art und Weise der Kanonisierung vollzogen wurde.“




    Gomas Beziehung zum Regime war eine gewundene, die von der radikalen Opposition bis zu seiner Unterstützung reichte, besonders 1968, als der neue Generalsekretär der Kommunistischen Partei in Bukarest, Nicolae Ceauşescu, sich offen mit Moskau anlegte, in dem er den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei und die Zerschlagung des Prager Frühlings öffentlich verurteilte. Cristina Petrescu:



    Wir betrachten die Gegner des Regimes und verfolgen immer die Dynamik der Beziehungen zwischen Dissidenten und dem Regime. Und Goma hatte das Privileg, einer der dauerhaftesten Gegner gewesen zu sein. Er begann mit der Teilnahme an den Revolten der Studenten in Bukarest, die 1956 zeitgleich mit denen in Budapest begannen. Er wurde politischer Gefangener, später stand er unter Hausarrest, danach wurde er an der Universität wieder zugelassen. Man hat versucht, ihn als Spitzel zu rekrutieren, der Versuch scheiterte jedoch. 1968 wurde er freiwillig Mitglied der Kommunistischen Partei und begann das Ceauşescu-Regime zu unterstützen, das gesteht er selbst.“




    Goma blieb jedoch ein unberechenbarer und unangenehmer Gesprächspartner der kommunistischen Behörden. Cristina Petrescu erläutert, wie der Initiator der rumänischen Menschenrechtsbewegung das Regime weiter schikaniert hat:



    In den 1970er Jahren war Goma ein Beispiel des Nonkonformismus unter den rumänischen Schriftstellern. Er schaffte es, im Ausland einige Bände zu veröffentlichen, die die Zensur hierzulande abgelehnt hatte. Einer dieser Bände ist stark gegen das Regime gerichtet. Der Band erzählt von Gefangenen, die von der Freiheit besessen sind. Diese Bücher waren sehr erfolgreich, weil sie zu der Zeit veröffentlicht wurden, als auch »Der Archipel Gulag« von Solschenizyn in mehrere Weltsprachen übersetzt worden war. Deshalb wurde Goma der rumänische Solschenizyn genannt.“




    Goma trat 1977 erneut in Konflikt mit den kommunistischen Behörden, als er einen gemeinsamen Protestbrief an die Belgrader Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa unterzeichnete, der bei Radio Freies Europa verlesen wurde. Der Brief prangerte die Verletzung der Menschenrechte in Rumänien an. Cristina Petrescu:



    Es ist bekannt, dass Goma der Initiator der Menschenrechtsbewegung war, die als Vorbild die Charta 77 in der Tschechoslowakei hatte. Das Regime versuchte zunächst, Goma zu vereinnahmen und für Propagandazwecke einzuspannen, was teilweise auch gelang, wenn man sich die Artikel ansieht, die er bis zu seiner Verhaftung veröffentlich hatte. Im Gefängnis schwor er vieler seiner geäu‎ßerten Meinungen ab. Infolge des internationalen Drucks wurde er aus dem Gefängnis entlassen und des Landes verwiesen. Bis 1989 war er ein bedeutendes Mitglied des demokratischen rumänischen Exils. Er bleibt auch nach 1989 eine kontroverse Persönlichkeit, vor allem wegen seiner Stellungnahme gegenüber der Sowjetisierung Bessarabiens. Zum Schluss würde ich sagen, dass Paul Goma in gewisser Weise ein vergessener Held unserer jüngeren Geschichte bleibt; die Geschichtsschreibung hat für ihn einfach noch nicht den geeigneten Platz gefunden.“




    So entstand die Goma-Bewegung, zu der insgesamt 430 Personen gehörten. Diese hatten Beziehungen zum Bartträger“ — so wurde Goma von der Securitate genannt. Zu den wichtigsten Namen, die Goma unterstützt haben, gehörten der Literaturkritiker Ion Negoiţescu, der Psychiater Ion Vianu und der Arbeiter Vasile Paraschiv. Von den Unterstützern Gomas erhielten 186 einen Pass, um auszuwandern, nachdem die Bewegung unterdrückt wurde. Cristina Petrescu:



    Die Goma-Bewegung wird als einer der Höhepunkte der Mobilisierung gegen das ehemalige kommunistische Regime beschrieben. Eine Bewegung, die fast 200 Unterstützer erreicht hatte, eine Zahl, die mit der Zahl der Unterstützer der Charta 77 vergleichbar ist. Aber die beiden Bewegungen befolgten völlig andere Wege. Während die Goma-Bewegung mit der Verhaftung ihres Anführers endete, überlebte die Charta 77 das kommunistische Regime und gab der Tschechoslowakei und der Tschechischen Republik nach dem Fall des Kommunismus einen Präsidenten.“




    Am 1. April 1977 wurde Paul Goma verhaftet und im gleichen Jahr, am 20. November 1977, wurde seiner Frau und seinem Kind die rumänische Staatsbürgerschaft entzogen und sie wurden aus Rumänien ausgewiesen. Sie reisten nach Paris, wo sie politisches Asyl beantragten. Goma wollte aber nicht die französische Staatsbürgerschaft. Nach 1989 bekam er die rumänische Staatsbürgerschaft zurück.

  • Mişcarea Goma

    Mişcarea Goma

    Samizdatul Ellenpontok (Contrapuncte), scris de
    câţiva intelectuali maghiari în anii 1970, Aktionsgruppe Banat, mişcare de
    protest a scriitorilor de limbă germană apărută tot în anii 1970, şi Mişcarea
    Goma au fost cele mai importante forme de protest civic ale societăţii
    româneşti împotriva regimului comunist. Mişcarea Goma a primit acest nume de la
    romancierul Paul Goma, cel care a iniţiat protestul.


    Paul
    Goma s-a născut în 1935 în Republica Moldova de azi într-o familie de
    învăţători, care s-au refugiat în România după ocuparea Basarabiei de către
    URSS în 1944. A publicat 30 de volume de ficţiune şi memorialistică şi a fost
    deţinut politic. Cristina Petrescu, profesor la Facultatea de Ştiinţe Politice
    a Universităţii Bucureşti, spune că există o diferenţă între iniţiatorul
    protestului şi cei care l-au sprijinit. Deja există această sintagmă, Mişcarea Goma, care circulă în scrierile
    istorice, şi care reprezintă modul în care fost canonizat acest protest
    colectiv. De fapt, această nefericită sintagmă corespunde definiţiei
    Securităţii dată acestui grup. În acest caz, liniile grupului sunt puţin mai
    complicate tocmai pentru că este un grup mult mai mare decât Ellenpontok sau
    Aktionsgruppe Banat. Eu voi încerca să fac o uşoară reinterpretare a acestei
    mişcări. În primul rând, voi diferenţia între cine a fost Goma, ca oponent
    cultural faţă de regimul comunist şi care are parte de o anumită canonizare, şi
    mişcarea Goma, care are o cu totul şi cu totul altă canonizare.


    Relaţia
    lui Goma cu regimul a fost una sinuoasă, mergând de la opoziţie radicală la
    susţinerea sa, mai ales în 1968, când noul lider de la Bucureşti Nicolae
    Ceauşescu a exprimat deschis opinia împotriva centrului lagărului socialist de
    la Moscova. Cristina Petrescu. Noi
    ne uităm la oponenţii regimului mereu urmărind dinamica relaţiilor dintre
    oponent şi regim. Iar Goma are privilegiul de a fi unul dintre oponenţii de cea
    mai lungă durată, cel mai andurant dintre ei, este chiar o performanţă printre
    toţi cei care sunt cunoscuţi ca iniţiatori ai unor mişcări împotriva regimului.
    El a început prin participarea la revoltele studenţilor din Bucureşti care au
    început în acelaşi timp cu cele de la Budapesta din 1956. A devenit deţinut
    politic, ulterior a avut domiciliul obligatoriu, după care este reintegrat în
    Universitate. Există o încercare de a fi racolat ca informator care însă
    eşuează, pentru ca în 1968 să ajungă, de bună voie, în partidul comunist, şi să
    susţină regimul Ceauşescu, după cum el însuşi
    mărturiseşte.


    Cu
    toate acestea, Goma a rămas un interlocutor imprevizibil şi incomod pentru
    autorităţi. Cristina Petrescu susţine că liderul mişcării române pentru
    drepturile omului a continuat să şicaneze regimul. Goma s-a remarcat prin faptul că în anii 1970 a fost un
    vârf al nonconformismului în rândurile scriitorilor români pentru că este
    primul care reuşeşte să publice undeva în afara României două volume care îi
    fuseseră refuzate de cenzură. Unul dintre ele este pronunţat împotriva
    regimului, este un volum în care vorbeşte despre deţinuţi obsedaţi de
    libertate. Au avut mare succes pentru că au venit în momentul lui Soljeniţîn i se
    traducea Arhipelagul Gulag în limbi de circulaţie internaţională, motiv pentru
    care Goma este denumit Soljeniţîn român.


    Goma reintră în conflict deschis cu
    autorităţile comuniste în 1977 când semnează o scrisoare colectivă de protest
    adresată Conferinţei pentru Securitate şi Cooperare în Europa de la Belgrad din
    acelaşi an şi difuzată la postul de radio Europa liberă. Scrisoarea era un
    denunţ al încălcării drepturilor omului în România. Cristina Petrescu. Se ştie că Goma a fost
    iniţiatorul mişcării pentru drepturile omului care a avut ca model Charta 77
    din Cehoslovacia, după care Goma a încercat să fie cooptat de către regim, şi
    parţial s-a reuşit aceasta, dacă ne uităm la articolele pe care el le publică
    până este arestat. Aflat în închisoare, retractează foarte mult din poziţiile
    exprimate, este în final eliberat datorită presiunii internaţionale pentru a
    ajunge să fie expulzat şi deveni unul dintre membrii marcaţi ai exilului
    democratic până în 1989. Rămâne un personaj controversat şi după 1989 mai ales
    datorită poziţiilor pe care le-a luat în privinţa sovietizării Basarabiei. Am
    să conchid şi am să spun că, în mare măsură, Paul Goma este un erou uitat al
    istoriei noastre recente, tocmai că nu şi-a găsit un loc potrivit.


    Aşa s-a
    născut Mişcarea Goma, care a cuprins în total 430 de persoane care au avut
    legături cu Bărbosul, numele de cod dat de Securitate lui Goma. Printre
    numele cele mai importante care au susţinut demersul lui Goma au fost criticul
    literar Ion Negoiţescu, medicul psihiatru Ion Vianu şi muncitorul Vasile
    Paraschiv. Dintre aceştia, 186 au obţinut paşaport pentru emigrare după ce
    mişcarea a fost reprimată. Cristina Petrescu. Mişcarea Goma este descrisă ca unul dintre momentele
    culminante de mobilizare împotriva fostului regim comunist. O mişcare care a
    atins aproape 200 de susţinători, ceea ce reprezintă un număr comparabil cu al
    susţinătorilor Chartei 77. Dar cele două mişcări au urmat traiectorii complet
    diferite. În timp ce mişcarea Goma a luat sfârşit odată cu arestarea lui,
    Charta 77 a supravieţuit regimului comunist şi a dat Cehoslovaciei şi Cehiei un
    preşedinte după căderea comunismului.



    Pe 1 aprilie 1977 Paul Goma este arestat şi în
    acelaşi an, pe 20 noiembrie 1977, lui, soţiei şi copilului le-a fost retrasă
    cetăţenia română şi au fost expulzaţi din România. Au ajuns la Paris unde au
    cerut azil politic, însă Goma nu a dorit să ceară cetăţenia franceză. Ca o
    reparaţie, regimul de după 1989 i-a redat oponentului cetăţenia română.

  • Aktionsgruppe Banat

    Aktionsgruppe Banat

    Initially, the movement emerged in 1972 in the form of a literary circle, made up of nine members, at a high-school in Sannicolau Mare, against the background of the ideological relaxation announced in the mid 1960s. In April 1972, the newspaper in German “Neue Banater Zeitung, issued in Timisoara, carried an article expressing the views of young writers on literature and social reality, and the situation of the youth in general. The members embarked on a mission to become an action group on behalf of the young writers, hence the name of the movement. Soon, Aktionsgruppe Banat became an unconventional cultural group, driven by social criticism and political action against the Ceausescu regime.



    According to historian Corneliu Pintilescu from the “George Baritiu History Institute in Cluj-Napoca, the group was influential from the very beginning. Just like all intellectuals during the Communist regime, when censorship was powerful, the members of the Banat Action Group, too, were faced with problems relating to the articles they wanted to publish. And, just like many other young writers of the time, the young German writers resorted to humour. Also, at first, the group was difficult to repress, because ideologically it stemmed from Marxism.



    Corneliu Pintilescu: “The group activated in Timisoara, but it then spread to other towns in Banat, between 1972-1975 in particular. Later, it would also influence many writers such as Herta Muller. Even if they were not part of the Aktionsgruppe Banat as such, Muller and other writers like her were influenced by the group. The circle would be reinvented later in other forms. Whats specific about this Aktionsgruppe Banat is that it assumed to have stemmed from the Western critical Marxism and to have tried to emulate, to imitate the spirit of revolt in the 1968 western universities. One of the achievements of that literary circle was that they produced a series of texts, which subtly criticized the realities of Romania between 1970-1980. Their criticism was made from a Marxist perspective, which somehow puzzled the then secret police, the Securitate. These writers managed to have a lot of their writings published, despite the fact that they were carefully surveyed and some of them even arrested and investigated. The Criterion publishers, for instance, published many of these writers texts, which points to a certain ambiguity in their relationship with the power. Another interesting aspect was the network of connections with the Marxist media in the Federal Republic of Germany and Austria. In the 1970s they had many texts carried by left-wing magazines in the West.



    The Banat action group experimented a lot, they signed the texts both individually and collectively. Consequently, the repression bodies changed their attitude to face the newly created situation.



    Corneliu Pintilescu: “The case of the Banat group was special, it very well illustrated the general policies of the Communist regime and of the Securitate regarding the intellectuals in the 1970-1980. The group managed to document well the whole process of the Securitates transforming their methods, techniques and policies from one period to another. In 1971, William Totok was arrested and investigated by the Securitate for having sent a letter to Radio Free Europe. But at the end of the investigation he was released because the Securitate officers considered that his gesture was not that serious. They suggested that the author should be re-educated at a meeting of the Communist Youth Union. By way of comparison, in the 1980s, the Securitate put aside the moderate measures of domesticating the cultural opposition to resort to more violent, repressive measures. This is also relevant for the Securitates policies regarding the intellectual elites of the German minority during Ceausescus regime, as it captured the specificity of the German minority, namely its strong ties with the Federal Republic of Germany, with the German-speaking space in the West.



    In order to decode the humour in the texts that presented the epochs social reality, the Securitate used literary experts. Thus, according to some historians, the repression apparatus also specialized in literary interpretations, while others said that a “political police aesthetics was created. Humour could hardly be transformed into political guilt and the Securitate did understand that. As regards writer William Totok, they tried to make him one of their collaborators.



    Corneliu Pintilescu: “Source Thomas, namely writer William Totok, best exemplifies how an individual experienced the three stages of the relationship one could have with the Securitate. He was followed, investigated and turned into a source of information. He started being monitored in 1971 when the Securitate discovered the letters he had sent to Radio Free Europe in the late 1960s from Sannicolau Mare. They discovered that totally by chance, as Totoks mother wrote about that issue in a letter to another person. Totok was arrested and investigated and although his file was quite big, the Securitate chose not to arraign him. In the mid 1970s when Totok was an active participant in the Aktionsgruppe Banat meetings, the Securitate became interested in attracting him into collaboration with them. Ţotok chose to provide the information required, but he told his colleagues about that.



    Aktionsgruppe Banat, like all the other opposition movements, ended up being annihilated.

  • Aktionsgruppe Banat

    Aktionsgruppe Banat

    Initially, the movement emerged in 1972 in the form of a literary circle, made up of nine members, at a high-school in Sannicolau Mare, against the background of the ideological relaxation announced in the mid 1960s. In April 1972, the newspaper in German “Neue Banater Zeitung, issued in Timisoara, carried an article expressing the views of young writers on literature and social reality, and the situation of the youth in general. The members embarked on a mission to become an action group on behalf of the young writers, hence the name of the movement. Soon, Aktionsgruppe Banat became an unconventional cultural group, driven by social criticism and political action against the Ceausescu regime.



    According to historian Corneliu Pintilescu from the “George Baritiu History Institute in Cluj-Napoca, the group was influential from the very beginning. Just like all intellectuals during the Communist regime, when censorship was powerful, the members of the Banat Action Group, too, were faced with problems relating to the articles they wanted to publish. And, just like many other young writers of the time, the young German writers resorted to humour. Also, at first, the group was difficult to repress, because ideologically it stemmed from Marxism.



    Corneliu Pintilescu: “The group activated in Timisoara, but it then spread to other towns in Banat, between 1972-1975 in particular. Later, it would also influence many writers such as Herta Muller. Even if they were not part of the Aktionsgruppe Banat as such, Muller and other writers like her were influenced by the group. The circle would be reinvented later in other forms. Whats specific about this Aktionsgruppe Banat is that it assumed to have stemmed from the Western critical Marxism and to have tried to emulate, to imitate the spirit of revolt in the 1968 western universities. One of the achievements of that literary circle was that they produced a series of texts, which subtly criticized the realities of Romania between 1970-1980. Their criticism was made from a Marxist perspective, which somehow puzzled the then secret police, the Securitate. These writers managed to have a lot of their writings published, despite the fact that they were carefully surveyed and some of them even arrested and investigated. The Criterion publishers, for instance, published many of these writers texts, which points to a certain ambiguity in their relationship with the power. Another interesting aspect was the network of connections with the Marxist media in the Federal Republic of Germany and Austria. In the 1970s they had many texts carried by left-wing magazines in the West.



    The Banat action group experimented a lot, they signed the texts both individually and collectively. Consequently, the repression bodies changed their attitude to face the newly created situation.



    Corneliu Pintilescu: “The case of the Banat group was special, it very well illustrated the general policies of the Communist regime and of the Securitate regarding the intellectuals in the 1970-1980. The group managed to document well the whole process of the Securitates transforming their methods, techniques and policies from one period to another. In 1971, William Totok was arrested and investigated by the Securitate for having sent a letter to Radio Free Europe. But at the end of the investigation he was released because the Securitate officers considered that his gesture was not that serious. They suggested that the author should be re-educated at a meeting of the Communist Youth Union. By way of comparison, in the 1980s, the Securitate put aside the moderate measures of domesticating the cultural opposition to resort to more violent, repressive measures. This is also relevant for the Securitates policies regarding the intellectual elites of the German minority during Ceausescus regime, as it captured the specificity of the German minority, namely its strong ties with the Federal Republic of Germany, with the German-speaking space in the West.



    In order to decode the humour in the texts that presented the epochs social reality, the Securitate used literary experts. Thus, according to some historians, the repression apparatus also specialized in literary interpretations, while others said that a “political police aesthetics was created. Humour could hardly be transformed into political guilt and the Securitate did understand that. As regards writer William Totok, they tried to make him one of their collaborators.



    Corneliu Pintilescu: “Source Thomas, namely writer William Totok, best exemplifies how an individual experienced the three stages of the relationship one could have with the Securitate. He was followed, investigated and turned into a source of information. He started being monitored in 1971 when the Securitate discovered the letters he had sent to Radio Free Europe in the late 1960s from Sannicolau Mare. They discovered that totally by chance, as Totoks mother wrote about that issue in a letter to another person. Totok was arrested and investigated and although his file was quite big, the Securitate chose not to arraign him. In the mid 1970s when Totok was an active participant in the Aktionsgruppe Banat meetings, the Securitate became interested in attracting him into collaboration with them. Ţotok chose to provide the information required, but he told his colleagues about that.



    Aktionsgruppe Banat, like all the other opposition movements, ended up being annihilated.

  • «Aktionsgruppe Banat»

    «Aktionsgruppe Banat»

    «Aktionsgruppe Banat» або «Група дій Банат» – була як літературним, так і опозиційним рухом групи румунських письменників німецького
    походження до політики комуністичного режиму. Вона була створена у 1972
    році як літературний гурток
    ліцею міста Синніколау Маре, з дев’ятьма засновниками, на тлі ідеологічної «відлиги», оголошеної
    в середині 1960-х рр.


    У квітні 1972 року в німецькомовній газеті Neue Banater Zeitung в Тімішоарі, була опублікована стаття, що містила думки молодих письменників про літературу та соціальну дійсність, про
    стан молоді в цілому. Назву група отримала з урахуванням поставленої перед собою мети: бути групою дій молодих письменників. Незабаром «Aktionsgruppe Banat» стала неконформістською культурною групою, що виступала з соціальною та політичною критикою
    проти режиму Чаушеску.





    Корнеліу Пінтілеску, історик
    Інституту історії ім. Джордже Баріціу міста Клуж-Напока стверджує, що група
    була впливовою з самого початку. Як будь-який інтелігент в умовах комуністичного
    режиму, коли цензура була потужною і члени «Групи дій Банат» опинилися перед дилемою публікації своїх
    текстів. Корнеліу Пінтілеску каже, що як і в інших випадках молоді німецькі
    письменники вдалися до гумору. Крім того, на початковому етапі, групу було
    важко покарати, тому що її члени стверджували, що сповідують марксистську
    ідеологію. «Група діяла в Тімішоарі, звідки поширилася в інші міста Банату
    (західної Румунії) з 1972 по 1975 роки, але значно вплинула на інших
    письменників і після цього періоду, в тому числі на роботи таких авторів, як
    Герта Мюллер. Навіть якщо не входила до складу «Aktionsgruppe
    Banat» Герта Мюллер та інші письменники
    сформувалися під її впливом. Цей гурток був відтворений пізніше в інших формах.
    Специфічною особливістю цієї групи є те, що вона декларує свою ідеологічну приналежність до західного
    марксизму та імітує культурний дух протестних рухів у західних вищих навчальних
    закладах 1968 року. Чим відзначився з літературної
    точки зору цей гурток? Низкою статей, що містять завуальовану критику, особливо
    з допомогою гри слів, на адресу реалій Румунії 1970-1980 років. Вони критикували
    режим з марксистських позицій, чим дещо спантеличили Секурітатє і стали справжнім
    викликом для цієї служби безпеки. Ці письменники, незважаючи не те, що за багатьма
    з них уважно стежили, їх затримували та допитували, опублікували багато статей,
    тобто вони були присутні. Видавництво «Критеріон», наприклад, опублікувало безліч їх творів, те що показує їх двозначність у відносинах з владою. Іншим цікавим
    аспектом був їх зв’язок марксистськими рухами у ФРН та Австрії. У 1970 році
    вони опублікували свої твори в численних журналах лівого спрямування на Заході.»








    «Група дій Банат» багато
    експериментувала, друкуючи як індивідуальні, так і колективні статті. Але
    репресивні органи змінюють своє ставлення до неї відповідно до ситуації.
    Корнеліу Пінтілеску. ««Група дій Банат» є особливим випадком, але я кажу, що це є гарним
    прикладом, який добре ілюструє загальну політику комуністичного режиму і Секурітатє
    в 1970-1980 роках по відношенню до інтелігенції. Цей приклад добре фіксує зміну
    методів, техніки та політики Секурітатє в різні періоди. У 1971 році Вільям
    Тоток був заарештований та допитаний Секрутітає за відправлення листа на Радіо «Вільна
    Європа». Але врешті-решт він був звільнений, тому що Секурітатє не знайшла в
    його діях нічого небезпечного і запропонувала реабілітацію автора шляхом участі у зібраннях Союзу комуністичної молоді. Для порівняння, у 80-х роках, в інших справах,
    схожих з «Aktionsgruppe
    Banat» були кримінальні
    провадження та засудження до позбавлення
    волі. Інакше кажучи, ми маємо справу з поступовим переходом від приборкання культурної
    опозиції до використання більш жорстоких, більш репресивних методів. Цей
    випадок є прикладовим і з точки зору політики Секрутатє щодо інтелектуальної
    еліти німецької меншини в епоху Чаушеску, оскільки вловлює специфіку німецької
    меншини: міцні зв’язки з ФРН, німецькомовним простором Заходу.»




    Для розшифровки гумору та інтерпретації
    статей, що представляли соціальну реальність, Секурітатє використовувала
    літературознавців. Таким чином, багато істориків вважають, що репресивний
    апарат спеціалізувався і на літературних тлумаченнях, тоді як інші історики
    говорили про народження «поліцейської естетики». Гумор було важко перетворити на
    політичну провину, а Секрітатє це
    зрозуміла. У відносинах з письменником Вільямом Тотоком служба безпеки намагалася схилити його до співпраці. Корнеліу
    Пінтілеску. «Джерело «Томас», тобто Вільям Тоток, пережив всі три іпостасі
    відносин, які людина могла мати з Секурітатє. За ним стежили, проти нього
    порушили провадження і він був джерелом інформації одночасно. Його
    переслідування починається в 1971 році, коли Секурітає дізналася, що листи, надіслані
    на Радіо «Вільна Європа» наприкінці 1960-х років з міста Синніколау Mare, були написані
    Тотоком. Його розкрили випадково, мама Токока написала про це в листі,
    адресованому іншій людині. Тоток був затриманий та допитаний. І хоча справа була
    солідною Секурітатє вирішила не передавати її до суду. У середині 70-х років,
    коли Тоток брав активну участь у засіданнях «Aktionsgruppe
    Banat». Секурітатє спробувала переконати його співробітничати, Тоток погодився давати інформацію, але повідомив про це
    своїх колег.»


    «Aktionsgruppe Banat» так само як інші опозиційні рухи врешті решт була заборонена.
    Багато істориків мінімізують її
    діяльність, але дії цих письменників слід розглядати виключно в контексті репресивної логіки злочинного режиму.

  • Aktionsgruppe Banat: Deutschsprachige Schriftstellergruppierung von Securitate zerschlagen

    Aktionsgruppe Banat: Deutschsprachige Schriftstellergruppierung von Securitate zerschlagen

    Hinter dem Namen Aktionsgruppe Banat“ steckt eine Gruppe deutschsprachiger Literaturschaffender aus Westrumänien. Sie erschien 1972 als Literaturkreis an einem Gymnasium in der Banater Stadt Sânnicolau Mare — deutsch Gro‎ßsanktnikolaus. Der Gruppe gehörten neun Gründungsmitglieder an. Hintergrund war die nach 1960 eingetretene Entspannung der Zensur. Im April 1972 erschien in der deutschsprachigen Neuen Banater Zeitung“ aus Timişoara/Temeswar ein Artikel mit der Meinung junger Schriftsteller über die Literatur und die gesellschaftlichen Zustände sowie die Situation junger Menschen in Rumänien. Sehr schnell etablierte sich die Gruppe als nonkonformistische Vereinigung, die die Gesellschaft — und somit auch das Regime von Nicolae Ceauşescu — kritisch hinterfragte.



    Der Historiker Corneliu Pintilescu vom Geschichtsinstitut George Bariţiu“ in Cluj/Klausenburg findet, dass die Gruppe schon von Anfang Einfluss hatte — die Probleme mit der Zensur waren differenzierter, weil sich die Autoren auf humoristische Weise und aus marxistischer Perspektive ausdrückten. Die Gruppe war in Timişoara und anderen Städten im Banat zwischen 1972 und 1975 aktiv, aber der Nachhall war gro‎ß und erfasste auch die Arbeit von Autorinnen und Autoren wie Herta Müller“, so Pintilescu. Sie und andere Schriftstellerkollegen waren zwar nicht Mitglieder der Gruppe, standen aber unter ihrem Einfluss und erfanden sich unter anderen Labels wieder.



    Besonders an der Aktionsgruppe Banat ist, dass sie sich im westlichen kritischen Marxismus verortete und eine Emulation des 1968er Geistes an den westlichen Universitäten versuchte, sagt der Historiker. In vielen Texten übten sie vor allem durch ausgeklügelte Wortspiele eine verschleierte Kritik am real existierenden Sozialismus im Rumänien der Jahre 1970–1980. Für den Geheimdienst Securitate war der Umgang mit dieser Art von Kritik aus marxistischen Positionen eine sehr komplizierte Herausforderung. Die Agenten behielten die Autoren zwar im Auge, nahmen sie fest und verhörten sie, lie‎ßen aber dennoch eine relativ reiche literarische Tätigkeit zu. Der staatliche Verlag Kriterion veröffentlichte viele ihrer Texte, was auf dieses doppeldeutige Verhältnis zum Regime hindeutet. Und interessanterweise durften sie auch eine Beziehung zu marxistischen Medien in der BRD und in Österreich pflegen. In den 1970er Jahren veröffentlichten sie in vielen linken westlichen Medien. Der Umgang der Geheimpolizei mit der Aktionsgruppe Banat ist sehr aufschlussreich, glaubt der Historiker Corneliu Pintilescu. Es gibt zwar bestimmte Partikularaspekte des Falles Aktionsgruppe Banat, aber insgesamt zeigt er doch klar vor, wie sich der Umgang des Regimes und der Securitate mit den Intellektuellen gestaltete — er widerspiegelt den Wandel der Methode, Technik und Politik der Geheimdienste“, meint Pintilescu.



    Ein gutes Beispiel dafür ist die Situation von William Totok, der heute in Berlin lebt. 1971 wurde er von dem Geheimdienst festgenommen und verhört, weil er einen Brief an Radio Freies Europa geschickt hatte. Doch am Ende der Ermittlungen lie‎ß ihn die Geheimpolizei laufen, weil sie den Vorfall als weniger schwer einstufte. Er musste sich nur die Kritik seiner Kollegen bei einer Sitzung des Jugendverbands der Partei anhören. In den 1980er Jahren kam es bei ähnlichen Verfahren im Zusammenhang mit der Aktionsgruppe Banat dafür schon zu Verurteilungen. Wir haben es also zu tun mit einem Wandel von Samthandschuhen zu repressiven, gewaltsamen Methoden, sagt der Historiker.



    Interessant ist, dass die Geheimpolizei anfangs mit den Texten nichts anfangen konnte — sie heuerte andere Literaten an, um sie zu entziffern. Die Geheimdienste spezialisierten sich auf Literaturdeutung — und Historiker spotteten schon über eine Polizeiästhetik“. Humor konnte schwerer politisch angekreidet werden, so viel kapierte auch die Securitate, die bei Totok die Gelegenheit am Schopf packte, ihn zur Mitarbeit als Spitzel zu überzeugen, berichtet Corneliu Pintilescu. William Totok wurde IM Thomas; er geht durch alle drei Zustände, die jemand im Verhältnis zur Geheimpolizei annehmen konnte. Er wurde überwacht, verhört und akzeptierte, zu bespitzeln“, so Historiker Pintilescu, dessen Einlassung nach die Geschichte komplizierter ist.



    Die Securitate wusste, dass jemand Ende der 1960er Jahre aus Gro‎ßsanktnikolaus Briefe an den Sender Freies Europa schickte — aber sie wusste nicht, wer das war. Sie ermittelte und stie‎ß auf Totok, weil dessen Mutter das in einem Brief an eine Drittperson eröffnete. Totok wurde dann verhaftet, verhört, die Securitate lie‎ß ihn aber danach in Ruhe. Als er Mitte der 1970er Jahre an Begegnungen der Aktionsgruppe Banat aktiv teilnahm, wurde die Securitate wieder auf ihn aufmerksam und drehte ihn zum Spitzel um. Aber er schenkte seinen Kameraden reinen Wein ein, so dass sie wussten, woran sie waren. Die Aktionsgruppe Banat wurde schlie‎ßlich zerschlagen, ihre Mitglieder ins Exil gezwungen. Ihre Mitglieder sind heute noch in Deutschland als Autoren und Übersetzer tätig — und Herta Müller gewann sogar den Literatur-Nobelpreis.

  • Herta Müller zu Gast in Iaşi

    Herta Müller zu Gast in Iaşi

    Im Oktober 2014 war die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller Ehrengast des Internationalen Festivals für Literatur und literarische Übersetzung FILIT in Iaşi. Die aus Rumänien stammende deutsche Schriftstellerin beteiligte sich im Nationaltheater an einem Literaturabend und Rundtischgespräch zusammen mit dem Schriftsteller und Journalisten Ion Vianu und dem Literaturübersetzer und Direktor des Literaturhauses Berlin Ernest Wichner, der auch Moderator des Abends war.



    Seit dem Treffen mit dem rumänischen Philosophen und Publizisten Gabriel Liiceanu im Bukarester Athenäum im Jahr 2011 hatte Herta Müller nicht mehr vor einem rumänischen Publikum gesprochen, so dass die Debatte im Rahmen des Internationalen Festivals für Literatur und literarische Übersetzung FILIT für die meisten Anwesenden eine echte Überraschung war. Vor vier Jahren hatte sich die Diskussion im Bukarester Athenäum eher auf Politik und politischen Widerstand konzentriert. Damals hatte Herta Müller ihrem Gesprächspartner Gabriel Liiceanu mit einer ziemlich bissigen Kritik an die meisten rumänischen Intellektuellen entgegnet, die sie der Passivität während des Kommunismus beschuldigte. Beim FILIT-Festival in Iaşi sprach aber die Nobelpreisträgerin vor allem über Literatur und las aus ihrem jüngst auf Rumänisch veröffentlichten Roman vor.



    Herta Müller, deren Familie zur deutschen Minderheit in Rumänien gehörte, wurde im Banat geboren. Als Schülerin in Timișoara/Temeswar lernte sie erst im Alter von 15 Jahren die rumänische Sprache. Nach dem Abitur studierte Herta Müller von 1973 bis 1976 an der Universität des Westens Timișoara Germanistik und Rumänistik. Ab 1976 arbeitete sie als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik, wurde allerdings 1979 nach ihrer Weigerung, mit dem Geheimdienst Securitate zusammenzuarbeiten, entlassen. Zeitweise war Herta Müller als Lehrerin tätig. In Temeswar stand Herta Müller zunächst den Autoren der Aktionsgruppe Banat nahe: Richard Wagner, Ernest Wichner, Gerhard Ortinau, Rolf Bossert, William Totok, Johann Lippet und anderen.



    Nach der Zerschlagung der Gruppe durch die Securitate im Jahre 1976 organisierten sich die Autoren erneut im offiziellen Literaturkreis Schriftstellervereinigung Adam Müller-Guttenbrunn“ in Temeswar um den Dichter Nikolaus Berwanger, Chefredakteur der örtlichen deutschsprachigen Zeitung. In diesem Schriftstellerkreis, zu dem nun auch Helmuth Frauendorfer, Roland Kirsch, Horst Samson und Werner Söllner gehörten, war Herta Müller die einzige Frau. Ihr Debütroman Niederungen“, dessen Manuskript vor der Veröffentlichung über vier Jahre vom Verlag zurückgehalten wurde, erschien 1982 in Rumänien in zensierter Fassung. 1985 bekam sie Schreibverbot in Rumänien. 1987 reiste Herta Müller nach Deutschland aus. Dort erschienen ihre Prosaschriften: Der Mensch ist ein gro‎ßer Fasan auf der Welt“ (1986), Reisende auf einem Bein“ (1989), Der Fuchs war damals schon der Jäger“ (1992), Herztier“ (1994), Heute wär ich mir lieber nicht begegnet“ (1997), Der König verneigt sich und tötet“ (2003), Atemschaukel“ (2009), Immer derselbe Schnee und immer derselbe Onkel“ (2011).



    Der Abend im Rahmen des Internationalen Festivals für Literatur und literarische Übersetzung FILIT begann mit einer Lesung der Schriftstellerin Herta Müller aus ihrem beim Humanitas-Verlag in rumänischer Übersetzung veröffentlichten Roman Heute wär ich mir lieber nicht begegnet“. Über diesen Roman schrieben die Kritiker: Im Wahnsinn des Totalitarismus will eine junge Frau nicht darauf verzichten, glücklich zu sein. Der Roman besitzt eine harte Wortkraft, die sich in Poesie und Schönheit verwandelt. Es handelt sich um einen der wichtigsten Romane der in Rumänien geborenen deutschen Autorin. Mit ihrem Roman bietet Herta Müller eine tiefe, beeindruckende Erkundung der Art und Weise, wie eine Diktatur die Seele eines Menschen erobern kann.“ Durch die ähnliche Thematik bilden die drei Romane Der Mensch ist ein gro‎ßer Fasan auf der Welt“, Herztier“ und Heute wär ich mir lieber nicht begegnet“ eine Trilogie, meinen die Literaturkritiker. Herta Müller dazu:



    Die Kritiker sagen immer, es handele sich um eine Trilogie. Ich sehe es aber anders. Es handelt sich in der Tat um drei Bücher, aber das war nicht so geplant. Es ist einfach dazu gekommen: Nachdem ich einen Roman beendet hatte, begann ich einen neuen zu schreiben. Es könnte daran liegen, dass meine eigene Problematik noch nicht erschöpft war, ich hatte mich noch nicht beruhigt, ich fühlte, dass diese Probleme mich weiterhin verfolgten. Als ich Rumänien verlie‎ß, war ich innerlich so zerstört, dass ich an nichts Anderes denken konnte. Insbesondere in den ersten Jahren nach meiner Ausreise, weil ich wusste, dass in Rumänien das Ceauşescu-Regime immer noch an der Macht war. In Rumänien lebten einige Dutzend Leute, die ich sehr lieb hatte, und ich wusste, dass sie jeden Tag den furchtbaren Dingen ausgesetzt werden könnten, die ich erlitten hatte. Und diese Menschen hatten nicht, wie ich, die Möglichkeit, davonzukommen. Deshalb sind all diese Probleme für mich lebendig geblieben, und es wäre mir nie in den Sinn gekommen, über etwas Anderes zu schreiben. In der Tat — ich hätte nie über etwas Anderes schreiben können.“




    Wir wählen unsere Themen nicht aus; es sind unsere Themen, die uns auswählen“, sagte auch der Schriftsteller Ion Vianu, und Herta Müller setzte ihre Erörterungen fort:



    Es gibt eine gewisse Kategorie von Schriftstellern, und dazu würde ich auch Ion Vianu zählen, die viel zu starke Erfahrungen gemacht haben, um unversehrt zu bleiben. Ein solcher Schriftsteller war auch Alexander Solschenizyn. Es gibt Menschen, die Kriege, Arbeitslager, den Gulag erlitten haben. Vielleicht die Hälfte der Weltliteratur besteht aus Büchern, die über solche Erfahrungen erzählen. Das sind Werke von Menschen, die ihre Themen nicht selbst ausgewählt haben. Die Themen waren so stark, so hart, dass sie die Schriftsteller fast dazu gezwungen haben, sich damit zu befassen. Das Thema hat sich mit mir beschäftigt, und nicht umgekehrt.“




    Der Schriftsteller Ion Vianu über Herta Müller:



    Was mich an Herta Müllers Schreiben fasziniert, ist die au‎ßergewöhnliche Breite und Komplexität der Gefühle. Es gibt eine ätzende, ironische Seite, eine traurige, trauervolle Seite und auch eine poetische, anmutige Seite. Hinzu kommen noch Liebe und Farben. Und alles wird mit einer Art Humor erzählt. Die Literatur Herta Müllers ist nicht immer ernst. Sie ist auch humorvoll. Durch diese Vielfalt ist Herta Müller eine gro‎ße Schriftstellerin, sie ist eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen. Herta Müller ist eine Metaphervermittlerin, weil sie mit dem Leben direkt Kontakt aufgenommen und alle Nuancen wahrgenommen hat.“




    2009 hat die Schwedische Akademie die rumäniendeutsche Schriftstellerin Herta Müller mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet. Müller habe mittels Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit“ gezeichnet, hie‎ß es in der Würdigung des Nobelpreiskomitees. Die Literatur spricht jeden Einzelnen an — sie ist Privateigentum und bleibt einem immer in den Gedanken… Nichts anders spricht zu uns so beharrlich wie ein Buch… und es will nichts zurück haben, au‎ßer die Menschen zu Denken und zu Fühlen zu veranlassen“, sagte Herta Müller.