Tag: Alexandru Dabija

  • Nationales Theaterfestival im Oktober 2019: neue Tendenzen und Vielfalt

    Nationales Theaterfestival im Oktober 2019: neue Tendenzen und Vielfalt

    41 Aufführungen von 32 Theatern und Ensembles aus dem ganzen Land sollen beim 29. Nationalen Theaterfestival auf die Bühne gebracht werden. Die Auswahl der Aufführungen für die Festspiele, die zwischen dem 18. und dem 27. Oktober stattfinden, steht fest. Die Festivalintendantin Marina Constantinescu sagte auf einer Pressekonferenz, im Mittelpunkt des diesjährigen Festivals stehe die Vielfalt:



    Mit dieser Auswahl möchten wir das Publikum und die Künstler auf die neuesten Tendenzen und auf junge Regisseure aufmerksam machen. Ich verfolge diese Theatermacher und ihre Aufführungen schon seit langem und ich glaube, dass das rumänische Theater jetzt eine ganz gute Zeit erlebt. Ich hoffe, dass unsere Auswahl genau das widerspiegelt, die gute Zeit, die das rumänische Theater jetzt erlebt, sowie die Vielfalt der Aufführungen. Jede dieser Aufführungen ist wichtig für mich und sie bringen uns alle, Zuschauer und Theatermacher, zusammen.“




    Radu Afrim, Victor Ioan Frunză, Alexandru Dabija sind die Regisseure mit den meisten Aufführungen auf dem Programm. Die Auswahl basierte auf einer eher komplizierten Spielzeit für das rumänische Theater, 2018–2019: einige Aufführungen fanden nicht mehr statt, andere wurden mit einer gewissen Verspätung auf die Bühne gebracht, sagte unsere Gesprächspartnerin:



    »Der Wald der Gehenkten«, nach dem gleichnamigen Roman von Liviu Rebreanu, Regisseur und Drehbuchautor Radu Afrim, Bühnenbildung Cosmin Florea, Choreographie Andreea Gavriliu, eine Produktion des Nationaltheaters »I.L. Caragiale« in Bukarest, ist meiner Ansicht nach die mit der grö‎ßten Begeisterung erwartete Aufführung des Theaterfestivals. Ich glaube, dass diese Aufführung eine besondere Bedeutung auch für den Regisseur trägt und dass die Modernität des Schriftstellers zum grö‎ßten Teil den Motor des Drehbuches darstellte. Die Aufführung würde ich als komplex und intelligent beschreiben. Eine andere Aufführung, die wir für die diesjährigen Festspiele ausgewählt haben, ist »Republica Melania« von Irina Nechit, in der Regie von Gelu Colceag, es handelt sich um eine One Woman Show mit Rodica Mandache, einen Text, den die moldauische Dichterin Irina Nechit seit langem geschrieben hat. Die Darstellerin Rodica Mandache bringt der Figur ein Plus an Vulnerabilität, es handelt sich um eine Figur, die in ihren Erinnerungen einen Ausweg aus ihrer Existenzkrise findet.“



    Marina Constantinescu hat auch über die neue visuelle Identität der Festspiele gesprochen, die laut unserer Gesprächspartnerin einem Foto des Künstlers Jean Louis Fernandez zu verdanken ist. Das Bild wurde in Paris beim Théâtre de la Ville ausgestellt und gibt einen Einblick in die Umwandlung des Gesichts des Darstellers in eine Maske.

  • Theater am Montag in Green Hours: Kaderschmiede des unabhängigen Theaters wird 20

    Theater am Montag in Green Hours: Kaderschmiede des unabhängigen Theaters wird 20

    Am 1. Dezember 1997 wurde im Untergeschoss eines Gebäudes auf der zentralen Stra‎ße Calea Victoriei (Siegesstra‎ße) in Bukarest das erste unabhängige Theater in Rumänien ins Leben gerufen. Bald wurde es als Theater am Montag“ bei Green Hours bezeichnet, weil es in der Bar Green Hours zum Leben kam, einer angesagten Bar in der rumänischen Hauptstadt, die der Besitzer Voicu Rădescu im Jahr 1994 gründete. Sein Bruder ist der Darsteller Vlad Rădescu, der dank seiner Rolle im Streifen Ciprian Porumbescu“ in der Regie von Gheorghe Vitanidis über die Landesgrenzen hinaus berühmt wurde. Aus Liebe zur Kunst und aus dem Bedarf der Darsteller jener Zeit hinaus, sich mehr als im Staatstheater frei auf der Bühne ausdrücken zu können, entstand das unabhängige Theater Green Hours. Voicu Rădescu erinnert sich, wie seine Initiative allmählich Gestalt annahm:



    Damals betrieb ich hier schon seit drei Jahren einen Jazz-Club, der Green Hours hie‎ß. Über meinen Bruder und meine Schwägerin, die bekannte Theatermenschen sind, habe ich Theaterstudenten kennengelernt, die aus eigener Initiative hier in der Bar während der Konzertpausen Theatersketsche präsentierten. Es war der Winter 1994-1995. Auf den Plakaten zu den jeweiligen Aufführungen stand »Acting Performances« mit verschiedenen Darstellern — Mihaela Rădescu, Dragoş Bucur, Bogdan Dumitrache u.a.m. Zwei Jahre später, als ich die renommierte Schauspielerin Maia Morgenstern kennenlernte, bin ich auf die Idee gekommen, sie zu fragen, ob sie in einer Theateraufführung im Jazz-Club Green Hours auftreten möchte. Zusammen mit der Darstellerin Dorina Crişan Rusu hat sie mich zu einer Aufführung im Nationaltheater eingeladen, wo sie am Klavier einen gro‎ßen Teil der Aufführung »Chantan au Lait« gespielt haben. Diese Aufführung eröffnete ein paar Wochen später die ständige Spielzeit am Montagstheater, das allerdings damals nicht so hie‎ß.“




    Nachdem Maia Morgenstern und Dorina Crişan Rusu sozusagen das Eis gebrochen hatten, lockte das Untergeschoss der beliebten Bar auf der Calea Victoriei immer mehr junge Darsteller und Theatermacher an:



    Die Zahl der Schauspieler, die bei uns auftreten wollten, nahm allmählich zu. Die berühmte Darstellerin Coca Bloos kam auf die Bühne mit einer One Woman Show. Ich konnte es nicht fassen, als sie unsere Einladung akzeptierte, denn in derselben Zeit trat sie mit einer erfolgreichen Aufführung auf der Bühne des Nationaltheaters auf. Das gab uns den Antrieb und die Kraft, weiterzumachen. Es wurde klar, dass wir nicht aufgeben sollen, denn unser Projekt fand nicht nur beim Publikum eine positive Resonanz, sondern auch bei Theatermenschen.“




    Schritt für Schritt haben sich sowohl junge Regisseurinnen und Regisseure wie Theodora Herghelegiu, Gianina Cărbunariu, Radu Afrim, Ana Mărgineanu als auch bereits bekannte Theatermacher — Alexandru Dabija, Alexandru Tocilescu und die Darstellerinnen und Darsteller Andreea Bibiri, Daniel Popa, Dorina Chiriac, Lia Bugnar, Şerban Pavlu — dem Projekt angeschlossen. Alle stellen einen Teil der zwanzigjährigen Geschichte des Theaters dar.



    Einen Wendemoment erlebte das Theater, als sich auch Florin Piersic Jr. dem Projekt anschloss. Der Darsteller inszenierte hier seit Anfang der Jahre 2000 vier Aufführungen. Die erste war Würfel und Karten“ von Sam Henry Kass im Jahr 2001. 2003 wurde Florin Piersic Jr. für seine Rolle in der Aufführung Sex, Drugs, Rock & Roll“ von Eric Bogosian mit dem Preis des Rumänischen Theaterverbands UNITER in der Kategorie Bester Darsteller“ ausgezeichnet. Das war der erste Preis, den UNITER der Aufführung eines unabhängigen Theaters vergab. Der Schauspieler erinnert sich an seine erste Begegnung mit dem Theater am Montag:



    Es war ein Silvesterabend in Bukarest und ich hatte nichts für die Nacht zwischen den Jahren vor. Auf einem Flugblatt stand, dass in der Bar Green Hours um 8-9 Uhr abends eine Theateraufführung präsentiert wird. Die Bar war total anders und einzigartig im damaligen Bukarest. Später, als ich beruflich eine schwere Zeit durchmachte, habe ich mich daran erinnert, den Barbesitzer kontaktiert, und er stand sehr offen gegenüber meinem Vorschlag, in einer der Aufführungen aufzutreten. So haben wir diesen Prozess in Gang gesetzt. Ich habe es immer wieder hervorgehoben und das mache ich jetzt noch einmal: Ohne Green Hours hätte ich nicht existiert. Es war für mich wie ein Sprungbrett. Dort wurde ich als Darsteller entdeckt und dank meinen Auftritten bei Green Hours habe ich später viele Arbeitsaufträge bekommen.“




    Das Theater Am Montag mit den 100 Zuschauern, die ihm am Anfang zur Seite standen und die im kleinen Raum der Bar Green Hours passten, war für viele eine Theaterschule, eine Emotion, die Ausdrucksfreiheit. Florin Piersic Jr:



    In den Augen der anderen waren wir diese Enfants terribles des rumänischen Theaters, diese Au‎ßenseiter, die durch ihr Benehmen auffielen. Damals galt ein selbstständiger Darsteller nicht als wahrer Darsteller, in Wahrheit war es aber andersrum, denn es gab so viele an verschiedenen Theatern festangestellte Darsteller, die mit ihrem Status nicht zufrieden waren und hier, im unabhängigen Theater, eine Stimme bekamen. Hier hatten sie die Gelegenheit, unvergessliche Rollen zu verkörpern, auf einer 2 qm gro‎ßen Bühne vor 70 oder 100 Zuschauern aufzutreten und für ihren Auftritt begehrte Preise zu erhalten. Für manche mag das seltsam vorkommen, dass ein Darsteller für ein paar Zuschauer all seine Energie bündelt, während man als Schauspieler, der im Fernsehen auftritt, Millionen Menschen auf einmal erreichen kann. Ich sehe aber die Sachen ganz anders. Das Theater und seine Stimmung kann man nicht ersetzen.“




    Zwei Jahrzehnte später sind in Bukarest lauter unkonventionelle Räume entstanden, die den unabhängigen Darstellern eine Bühne bieten. Das Theater am Montag bleibt jedoch in den Herzen zahlreicher Theaterfreunde. Das erste unabhängige Theater Rumäniens erfüllt auch heute in der Bar Green Hours, seine Rolle, junge Darsteller zu unterstützen. Seiner Gastfreundschaft erfreut sich auch die Theatergruppe Frilensăr“ aus dem ostrumänischen Iaşi. Geleitet wird die Gruppe vom Darsteller und Regisseur Daniel Chirilă:



    Kaum zu glauben, dass wir bereits zur fünften Aufführung gekommen sind. Die Erinnerungen, als wir sagten, ‚Schau mal, Lia Bugnar und Marius Manole treten bei Green Hours auf, das muss cool sein‘, habe ich noch so frisch im Gedächtnis. Und auf einmal kriegt man eine Einladung von Voicu, ein paar Worte in einem Interview über das 20. Jubiläum dieses Theaters zu sagen. Hier genie‎ßen wir immer eine ganz schöne Atmosphäre und wir fühlen wirklich, dass wir dazugehören. In diesem Theater fühlen wir die Freiheit und das ist uns sehr wichtig. Das Theater am Montag ist der Motor des rumänischen unabhängigen Theaters.“

  • HOP: Gala der jungen Schauspieler erreicht 20. Auflage

    HOP: Gala der jungen Schauspieler erreicht 20. Auflage

    Seit 20 Jahren findet schon die Gala junger Schauspieler — die Gala HOP — an der rumänischen Schwarzmeerküste statt. Veranstalter des Ereignisses ist UNITER — der Theaterverein in Rumänien. Die Veranstaltung ist seit Jahren schon kein reiner Wettbewerb mehr, sondern viel mehr ein Ort, wo über Schauspielkunst geredet wird. Es ist eine gute Möglichkeit für junge Künstler, ihresgleichen kennenzulernen. 21 junge Schauhauspieler wählte die Jury dieses Jahr im Rahmen der Vorauswahlverfahrens aus. Diese sollten am Wettbewerb teilnehmen, der vom 4. bis zum 7. September im Ferienort Costineşti ausgetragen wurde. Künstlerischer Leiter der Gala war der Professor und Schauspieler Miklós Bács. Die jungen Schauspieler wurden eingeladen, an 4 Werkstätten im Zeitraum vom 31. August bis zum 7. September in Bukarest und Costineşti teilzunehmen. Die Werkstätte wurden von renommierten Theatermenschen geleitet, unter anderem von Veniamin Filshtinsky, Professor für Schauspielkunst am Institut für Theaterkunst in Sankt Petersburg, vom Regisseur Alexandru Dabija, hochgeschätzt für die Zusammenarbeit mit den Schauspielern, vom deutschen Regisseur und Schriftsteller Stephan Perdekamp, Urheber von PEM (The Perdekamp Emotional Method), und von Andrei Flaviu Fălcuşan, Fachmann für Kinesiotherapie und Bewegungswissenschaft.




    Berufsausbildung sei von höchster Bedeutung, meinen viele junge Schauspieler, darunter auch ehemalige Gewinner der Gala. Die Schauspielerin Mirela Oprişor, gekürt als beste Hauptdarstellerin beim Filmfestival in Sarajevo für die Rolle im Film Dienstag nach Weihnachten“ in der Regie von Radu Munteanu, wurde als beste Darstellerin bei der Gala junger Schauspieler HOP im Jahr 2002 ausgezeichnet. 15 Jahre später habe das Interesse für junge Schauspieler zugelegt, so Mirela Oprişor. Ihnen sei derzeit viel mehr als früher geholfen:



    Dieses Jahr beteiligte sich ein Professor aus Russland an der Gala. Er unterrichtete die Schauspieler. Und es war nicht irgendein Professor. Eine andere Werkstatt wurde von Dabija geleitet. Zu meiner Zeit gab es so etwas nicht. Ich bemerke eine positive Entwicklung. Hätte ich vor 15 Jahren Herrn Dabija begegnet… was für ein Traum! Es ist hochzuschätzen, dass er sich so aktiv einbringt. Er wirkt immer ganz locker und ermuntert die Leute um ihn herum. Auch wir hätten so einen Einsatz zu schätzen gewusst. Es war Anfang 2000. Damals suchte ein jeder von uns noch seinen Weg…“




    Die Schauspielerin Cosmina Olariu absolvierte dieses Jahr die Theater- und Filmakademie I.L.Caragiale“ in Bukarest. Sie ist die Gewinnerin des Preises Ştefan Iordache“ — des wichtigsten Preises, der bei der Gala verliehen wird.



    Derartige Begegnungen sind sehr wichtig. Ich möchte Herrn Miklós Bács danken — die Teilnahme an der Gala war eine besondere Erfahrung für mich. Es war anstrengend, aber schön. Das Treffen mit Perdekamp werde ich nie in meinem Leben vergessen. Es war eine intime Begegnung mit unseren Gefühlen und Gedanken. Seine Theorie geht davon aus, dass jedes Organ eine bestimmte Emotion auslöst. Wird man sich dessen bewusst ist, so können bestimmte Gefühle ausgelöst werden. Wir erlebten unglaubliche Reaktionen. Ich hatte beinahe einen Panikanfall. Die Gefühle, die Aufregung, die ausgelöste Energie sind einfach fabelhaft. Die Begegnung mit Herrn Dabija war ebenfalls etwas Besonderes. Nur selten hat einer die Gelegenheit, einen bewährten, renommierten Regisseur kennenzulernen und unmittelbar zu erleben.“




    Die HOP-Gala — ein vom Rumänischen Theaterverein UNITER veranstaltetes Ereignis — öffnete sich in den letzten Jahren immer mehr der Filmwelt gegenüber. An der Gala beteiligten sich unter anderem zahlreiche Casting-Leiter und Filmregisseure. Ada Solomon, Filmemacherin und Produzentin international anerkannter Filme wie Die Stellung des Kindes“, Aferim!“, Vernarbte Herzen“ oder Toni Erdmann“ war Jurymitglied. Die Gala spiele eine wichtige Rolle für die Laufbahn junger Schauspieler, so Ada Solomon:



    Es ist kein einfaches Unterfangen, die Aufregung ist gro‎ß — denn die Gala bedeutet viel für die jungen Teilnehmer. Es ist eine sichtbare Veranstaltung, die den jungen Schauspielern entgegenkommt. Es ist ein Trampolin, eine Gelegenheit, weiter zu kommen. Mein Ratschlag für sie wäre: ehrlich zu sein und Vertrauen zu haben. Aber vor allem ehrlich und offen zu sein. Ich rate ihnen, den Mut aufzubringen, in den Spiegel zu schauen und sich selber vorzuzeigen. Die direkte Interaktion ist wichtig in allen Kunstbereichen. Das Networking, die Möglichkeit, sich über ein Theaterstück gleich nach der Aufführung zu unterhalten, einen anderen Standpunkt kennenzulernen — das alles ist besonders wichtig.“




    Dieses Jahr wurde die Gala zum 20. Mal organisiert — ein zusätzlicher Grund, zu feiern. Demnach beteiligten sich an der Gala zahlreiche renommierte Schauspieler, Vertreter aller Generationen. Manche von ihnen sind ehemalige Gewinner des Wettbewerbs. Mariana Mihuţ ist eine davon. Die Gala junger Schauspieler habe eine besondere Bedeutung für alle Schauspieler, nicht nur für die jungen, so die renommierte rumänische Schauspielerin:



    Die Gala hat eine gro‎ße Bedeutung für die jungen Schauspieler. Sie ist allerdings nicht weniger relevant für erfahrene Schauspieler, für Schauspieler wie ich, für meine Generation. Es freut uns festzustellen, dass neue Generationen nach uns kommen. Und dass einschlie‎ßlich die rumänische Theatertradition fortgesetzt wird. Ich war höchst gerührt, zu schauen, wie begabt, wie gut vorbereitet die jungen Schauspieler sind. Sicher trifft das nicht für alle zu, doch diejenigen, die an der Gala mitwirkten, waren hervorragend. Sie sind so erwachsen, wirken viel erwachsener als wir in ihrem Alter waren. Sie wissen viel besser, was sie erreichen wollen. Ihre Errungenschaften sind bemerkenswert. Die Interaktion mit prominenten Persönlichkeiten ist diesbezüglich mit Sicherheit hilfreich.“




    Ion Caramitru, der Vorsitzende des Rumänischen Theatervereins UNITER, unterbreitete den Vorschalg, einen Schauspieler-Klub nach dem Vorbild des Actors Studio in New York zu gründen. Dazu Ion Caramitru:



    Ich dachte, es wäre nicht schlecht, einen Klub HOP zu stiften. Einen Klub der Leute, die im Laufe der Zeit an der Gala teilnahmen oder im Rahmen der Gala ausgezeichnet wurden. Denn das ist eine Elite. Wir tauschten uns schon über die mögliche Satzung des Klubs aus, über das Programm, die regelmä‎ßigen Treffen. Unser Verein arbeitet mit Projekten, also sind jedwede Vorschläge willkommen. Ich glaube, es bestehen günstige Voraussetzungen, um so einen Klub zu gründen.“

  • Festival für Neues Theater in Arad: Alltagsgeschichten im Vordergrund

    Festival für Neues Theater in Arad: Alltagsgeschichten im Vordergrund

    Seit mehreren Jahren veranstaltet das Klassische Theater Ioan Slavici“ in Arad das Internationale Festival für Neues Theater. Bei der 5. Auflage des Festivals, die vom 6. bis 14. Mai stattfindet, haben sich die Organisatoren vorgenommen, unter dem Motto MicROmania“ das kleine Rumänien, das Alltagsrumänien, das Rumänien der alltäglichen Begebenheiten und der guten oder schlechten Angewohnheiten, die zu unserem Leben gehören, zu präsentieren“, sagte uns Claudiu Groza, Theaterkritiker und Kurator des Festivals. Was bedeutet aber das Neue Theater in der rumänischen Theaterlandschaft des letzten Jahres? Claudiu Groza:



    Neuheit bedeutet nicht unbedingt, Theaterstücke neu zu inszenieren, sondern sich für Texte und Inszenierungsvarianten zu entscheiden, die das rumänische Theater bereichern. Da ich mich mit soziologischen Auslegungen der Kunst beschäftige, habe ich auch eine Theorie, laut der jede Epoche eine eigene Art des öffentlichen Diskurses durch die Theaterkunst hat. Zum Beispiel: vor 2000 Jahren die Tragödie, in einer anderen Epoche das deklamatorische Theater… Zurzeit haben wir in Rumänien das synkretische Theater, der das Visuelle mit dem Text kombiniert, wobei das Visuelle des öfteren wichtiger ist. Der Motor, der zu diesem Zeitpunkt die Theaterkunst nach vorne treibt, ist das soziale Theater, das dokumentarische Theater, das in der Wirklichkeit, im Hier und Jetzt fest verankert ist. Was mich in diesen fünf Jahren am meisten erfreut hat, ist, dass in Arad das Neue Theater sein eigenes, treues Publikum hat, ein Publikum, das mit dem Festival gewachsen ist und immer ein ehrliches Feedback gegeben hat. Mit der Zeit begann das Publikum, eigene Wünsche zu äu‎ßern, uns Ideen zu geben. Die Leute sprachen mich an und sagten, sie möchten gewisse Aufführungen von gewissen Regisseuren sehen, die sie interessant fanden. Ich reagierte sofort darauf, und versuchte, den Wünschen des Publikums nachzukommen. So entstand eine enge Verbindung zwischen den Theatersachaffenden und ihren Zuschauern.“




    Die Aufführung mit dem Stück Der kleine Prinz“ nach Antoine de Saint-Exupéry, inszeniert von Alexandru Dabija am Bukarester Komödientheater, gastierte beim Internationalen Festival für Neues Theater in Arad. Die Hauptrolle spielt die in Rumänien bekannte und beliebte Schauspielerin Dorina Chiriac. Neues Theater bedeutet für Dorina Chiriac eine neue, eigene Ausdrucksweise und die Pflicht, auf der Bühne die Wahrheit zu sagen. Die Neuheit in Alexandru Dabijas Inszenierung ist die Haltung, meint Dorina Chiriac:



    Alexandru Dabija hat sich nicht vorgenommen, ein Klischee zu zerstören — er wollte die Geschichte des kleinen Prinzen direkt und ehrlich erzählen, er wollte diese Geschichte den Kindern unmittelbar darstellen, ohne ihre Intelligenz zu unterschätzen. Für Alexandru Dabija befinden sich die Kinder keineswegs unter dem Verstandsniveau der Erwachsenen — Kinder sind Wesen mit einem hohen Intelligenzpotential, die sich in einer anderen Etappe ihrer Entwicklung auf diesem Planeten befinden. Daher sprach er die Kinder im Publikum aufrichtig und direkt an, er entschied sich für einen ehrlichen Diskurs. Die Ideen des Regisseurs wurden auf wunderbarer Weise mit den Videoprojektionen von Mircea Cantor ergänzt. Was daraus entstand, war magisch. Ich hoffe, dass auch die Zuschauer im Saal ein magisches Erlebnis hatten.“




    Sechs Aufführungen waren im Rahmen des Festivals MicROmania zu sehen. Das sind Lebensgeschichten, Neckereien unter Kollegen, traurige Geschichten, schmerzhafte Geschichten, Geschichten, die unter die Haut gehen, aber auch Parabeln unserer Existenz“, sagt Claudiu Groza, Kurator des Festivals. Manchmal geht aber die Erdichtung der Wirklichkeit voraus, wie bei der Aufführung mit dem Titel Vier kleine politische Stückchen über Feinde“. Claudiu Groza dazu:



    Es ist äu‎ßerst interessant, zu sehen, wie eine Aufführung vom November 2016, die in unserem Festival am 9. Mai 2017 gespielt wurde, sich genau mit der politischen und sozialen Wirklichkeit in Rumänien deckte. Obwohl die Aufführung vor den Protestdemonstrationen und vor den politischen Skandalen im Frühjahr 2017 in Rumänien konzipiert und gespielt wurde, schien es am 9. Mai, dass »Vier kleine politische Stückchen über Feinde« genau zu diesem Anla‎ß geschrieben und inszeniert wurden. Es ging dabei um Intoleranz, um Fremdenfeindlichkeit, um politische Heuchelei, um Betrug seitens der Machthaber gegenüber dem Volk, das sie eigentlich vertreten sollten. Auf einmal schien die Theateraufführung eine Reportageaufführung zu sein. Dieses MicROmania, dieses ‚kleine‘ Rumänien, das wir in den Aufführungen unseres Festivals darzustellen versuchten, ist ein Beweis für eine etwas traurige Tatsache: Durch Erdichtung, durch Kunst, beginnt die Wirklichkeit sich nach den Mustern der Voraussagungen im ästhetischen Bereich zu gestalten.“

  • Bukarester Odeon-Theater wurde 70

    Bukarester Odeon-Theater wurde 70

    Im September 1946 öffnete das sog. Theater der Eisenbahnarbeiter“ seine Tore im Bukarester Arbeiterbezirk Giuleşti. Kurz darauf erhielt es einen neuen Namen und wurde zum Theater Giuleşti. 1974 zog die Truppe des Theaters Giuleşti in ein schönes, historisches Gebäude auf der Calea Victoriei (Siegesstra‎ße), das berühmte Comedia Majestic. 1990, auf Initiative des damaligen Direktors, des Regisseurs Vlad Mugur, wurde das Theater Giuleşti zum Theater Odeon. Und das mit gutem Grund: Laut der Historikerin Maria-Magdalena Ioniţă hatte der Direktor den Namen Odeon nicht zufällig gewählt — er wusste, dass der Architekt Grigore Cerchez beim Planen des eleganten Gebäudes auf der Calea Victoriei sich von der Architektur des Odeon-Theaters in Paris hatte inspirieren lassen.



    Das Bukarester Theater Odeon feierte neulich 70 Jahre seit seiner Gründung; zu diesem Anlass wurden zwei Büsten in Erinnerung an zwei Prominente dieses Theaters feierlich enthüllt — die Büste der Direktorin Elena Deleanu, die das Theater Giuleşti 38 Jahre lang leitete und es erreichte, einen zweiten Saal, den Saal Majestic in der Calea Victoriei, zu bekommen, und die Büste des beliebten Schauspielers Stefan Bănică, der als Star des Theater Giuleşti das Publikum jahrzehntelang mit seinem komödiantischen Talent unterhielt.



    Bei der 70-Jahre-Feier des Theaters Odeon wurde auch der Jubiläumsband Odeon 70. Ein historisches Abenteuer und eine Hommage“ vorgestellt. Die Autorin, Miruna Runcan, war von 1991 bis 1994 Dramaturgin des Theaters Odeon.



    Mit diesem Band zum 70-jährigen Jubiläum des Theaters Odeon, des ehemaligen Theaters Giuleşti, wollte ich eine Art Köder für Theaterliebhaber werfen — es handelt sich nicht blo‎ß um eine kommentierte Datenbank. Das Recherchieren war für mich ein echtes Abenteuer — es gibt nur sehr wenig Informationsmaterialien über dieses Theater. Im Archiv des Theaters Odeon gibt eine Reihe von Kritiken, die im Laufe der Jahre veröffentlicht wurden, aber nicht sehr viele. Für die Zeitspanne 1950-1960, das hei‎ßt gleich nach der Gründung des »Theaters der Eisenbahnarbeiter«, gibt es so gut wie nichts, und ich musste lange suchen, um überhaupt etwas zu finden. Ich fühle mich mit diesem Theater seelisch verbunden, ich wurde gegenüber dem Theater Giuleşti geboren, und mich interessierte, wie es dazu kam, dass in der Nähe des Bukarester Hauptbahnhofes, im Eisenbahner-Bezirk, ein Theater eröffnet wurde. Die kommunistische Ideologie verlangte, dass praktisch über Nacht in einem Arbeiterbezirk ein Theater funktionieren sollte.“




    Der Jubiläumsband ist chronologisch strukturiert. Die Autorin bezog sich einerseits auf die politische Situation der damaligen Zeit und auf die unterschiedlichen Etappen des Kommunismus in den 45 Jahren, so dass der Leser die Aktivität des Theaters Giuleşti in diesem Kontext versteht. Andererseits betonte sie die ästhetischen Debatten, die Entwicklung des Denkens über Theaterregie in Rumänien. Über die repräsentativsten Momente in der Geschichte des Theaters Odeon sagte Miruna Runcan:



    Ein erster wichtiger Moment ist das Jahr 1956. Das war ein Wendepunkt im ästhetischen Denken über Theaterregie. Ein zweiter wichtiger Moment waren die 1970er Jahre — es war eine äu‎ßerst fruchtbare Zeit für das Theater in Rumänien. Dann kamen die für ganz Rumänien und auch für das rumänische Theater besonders schlimmen 1980er Jahre. Nach der Wende erlebte das Theater Odeon eine gro‎ßartige Zeit, die Zeit der Regisseure Alexandru Dabija, Alexander Hausvater, Mihai Măniuţiu, Dragoş Galgoţiu. Und seit 1996 entwickelte sich das Theater Odeon konstant — es ist eines der wenigen Theater in Rumänien, die immer besser wurden.“




    Laut Miruna Runcan war das Theater Odeon das erste Theater, das nach 1990 seine Aufführungspalette stark gefächert hat — neben den auf dem Spielplan stehenden Aufführungen veranstaltete das Theater Odeon Lektüreveranstaltungen, Ausstellungen und Sonderprogramme für Kinder.



    Die Schauspielerin Dorina Lazăr, die seit 1969 der Truppe angehört, ist seit 20 Jahren Direktorin des Theaters Odeon. Über die Beziehung zwischen dem Theater Odeon und seinem Publikum sagte Dorina Lazăr:



    Sowohl dort, in Giuleşti, als auch hier, in der Calea Victoriei, besteht unser Publikum aus echten Theaterliebhabern. Zu uns kamen nicht unbedingt die Einwohner vom Bezirk Giuleşti, sondern vielmehr von anderen Bezirken Bukarests. Deshalb setzte sich die ehemalige Direktorin, Elena Deleanu, dafür ein, dass vor dem Theater eine Bushaltestelle platziert wird, so dass die Leute leichter ins Theater kommen. Wir haben ein treues Publikum — ältere Leute, die seit vielen Jahren in unser Theater kommen, bringen jetzt ihre Enkelkinder mit. Glücklicherweise haben wir Aufführungen für alle Altersgruppen, für Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Die Tore unseres Theaters sind immer für junge Menschen offen. Die Eintrittskarten sind bei uns nicht teurer geworden, damit alle sich so oft wie möglich einen Theaterabend leisten können.“

  • Premieren beim Internationalen Theaterfestival FITS 2016 in Hermannstadt

    Premieren beim Internationalen Theaterfestival FITS 2016 in Hermannstadt

    Das Internationale Theaterfestival in Sibiu (FITS) bringt jedes Jahr unzählige Künstler und Theatergruppen aus 70 Ländern der Welt zusammen. Vom 10. bis zum 19. Juni 2016 findet das Festival nun zum 23. Mal statt. Das Nationaltheater Radu Stanca“ in Sibiu/Hermannstadt präsentiert dabei drei Premieren.



    Das Stück Oameni obişnuiţi“ (Gewöhnliche Menschen“), Regie Gianina Cărbunariu, ist eine Aufführung im Rahmen des Projekts Be SpectACTive!“, das vom EU-Programm Kreatives Europa mitfinanziert wird. Von 2014 bis 2018 beteiligt sich auch das Hermannstädter Nationaltheater an diesem Programm. Das Projekt präsentiert acht Whistleblower-Fälle aus Italien, Gro‎ßbritannien und Rumänien — das sind Länder mit unterschiedlichen Kontexten und Gesetzen in Bezug auf Skandalaufdecker. Sechs Schauspieler bringen die acht Whistleblower-Geschichten auf die Bühne — sowohl das Publikum als auch die Darsteller erleben dabei eine besondere Theatererfahrung. Die Schauspielerin Ofelia Popii dazu:



    Es ist ein besonderes Erlebnis — von der Vorbereitungsarbeit bis zu dem Moment, wenn man die Rolle auf der Bühne verkörpert, verdoppelt sich die Verantwortung des Darstellers. Ich bin sowieso eine verantwortungsbewusste Schauspielerin, ich verantworte mich vor der Theaterfigur, vor mir selbst, vor meinem Beruf und vor dem Publikum. Die Tatsache aber, dass es einen Menschen aus Fleisch und Blut gibt, der all das auf eigener Haut erlebt hat und weiterhin dieses Drama erlebt, macht mich viel stärker — ich fühle, dass ich seine Geschichte erzählen muss. Gleichzeitig aber fühle ich mich verantwortlich dafür, ich spüre den Druck der Verantwortung.“



    Oameni obişnuiţi“ / Gewöhnliche Menschen“ — eine Aufführung, die nachdenklich stimmt. Wenn das Stück zu Ende ist, kann man nicht einfach unberührt nach Hause gehen. Ofelia Popii:



    Von dieser Aufführung versteht jeder, was er will, was er kann. Für mich geht es darum, den eigenen Instinkten, dem eigenen Gerechtigkeitssinn zu vertrauen. Und, vielleicht, weniger erwachsen zu sein, auch wenn das etwas komisch klingt. Als ich begann, erwachsen zu werden, als mir klar wurde, dass die Welt, in der wir leben, keine ideale Welt ist, bin ich gegen diese Denkart gesto‎ßen. Warum sollte ich mir vorstellen, es gäbe Gerechtigkeit auf diese Welt? Ich sollte lieber versuchen, zu überleben, unter Menschen zu leben, die nicht unbedingt ehrlich sind. Und das tue ich, mehr oder weniger. Während der Arbeit für diese Aufführung ist mir aber klar geworden, dass meine frühere, so zu sagen ‚noch nicht erwachsene‘ Art, zu denken und zu leben, eigentlich die richtige war. Es wurde mir klar, wie man mit der Zeit den Mut verliert, wie man Argumente findet, falsch zu handeln. Oder wie man nicht mehr darauf besteht, dass die anderen korrekt handeln. Das ist aber nicht in Ordnung. Darum geht es in dieser Aufführung. Wofür sollten wir uns entscheiden? Sollten wir den Kopf in den Sand stecken, sollten wir weggucken, sollten wir uns selbst vormachen, das wir ehrliche Menschen sind?“



    Für die Rolle Mephisto in der Faust-Aufführung des Regisseurs Silviu Purcărete wurde Ofelia Popii beim Internationalen Theaterfestival in Edinburgh 2010 mit dem Preis Harold Angel“ ausgezeichnet.




    Eine weitere Premiere des Nationaltheaters Sibiu, die beim Internationalen Theaterfestival FITS 2016 aufgeführt wird, ist Der 20. November“ nach Lars Noren, eine Inszenierung des Regisseurs Eugen Jebeleanu mit dem jungen Schauspieler Ali Deac in der Hauptrolle. Der Text bezieht sich auf den Amoklauf von Emsdetten am 20. November 2006. Der 18-jährige Sebastian Bosse betrat gegen 9:25 Uhr das Gelände seiner ehemaligen Schule maskiert, schoss auf Menschen und zündete Rohr-, Rauch- und Brandbomben. Anschlie‎ßend beging er Suizid. Mindestens sechs Personen wurden durch Geschosse, eine Person durch den Wurf einer Rauchgranate verletzt, weitere 30 mussten wegen eines Schocks oder einer Rauchgasvergiftung behandelt werden. Der Autor nimmt den echten Amoklauf als Grundlage und konstruiert eine dokumentierte Fiktion über das zerstörte Leben eines misshandelten Jungen. Der Schauspieler Ali Deac arbeitete zusammen mit dem Regisseur Eugen Jebeleanu auch an der Übersetzung des Textes ins Rumänische. Ali Deac:



    Als ich den Text zum ersten Mal las, empfand ich ihn als sehr hart, sehr radikal. Der Text war extrem hart, man brauchte fast nicht mehr zu spielen. Dann versuchte ich, diesen Jungen zu verstehen, ich wollte das Ganze auch von seinem Standpunkt aus sehen. Nach einer solchen Geschichte sagen alle, er sei verrückt gewesen. Die wenigsten wissen aber, dass nur zwei Jahre vorher Sebastian ein Musterschüler war. Es ist hochinteressant, dass nur einige Monate vor seinem Amoklauf, im August, er auf mehreren Online-Psychologie- und Psychiatrieforen geschrieben hatte, um Hilfe zu bekommen. Damals hatten sich die anderen über ihn lustig gemacht. Mit dieser Aufführung versuchten wir, Eugen Jebeleanu und ich, Sebastian den Zuschauern näher zu bringen, er sollte nicht abscheulich wirken. Nach der Aufführung sollten die Zuschauer nicht mit demselben Eindruck nach Hause gehen wie nach einer Nachrichtensendung. Es war mir wichtig, dies zu erreichen, und es wurde mir noch wichtiger, weil man einsehen sollte, wohin Missbrauch und Misshandlung von Kindern führen können. Manchmal kann ein Wort härter als eine Ohrfeige sein, es kann tiefe Schäden verursachen.“




    Die Geschichte von Sebastian Bosse, wie sie in der Aufführung Der 20. November“ erzählt wird, sollte dem Publikum als Startpunkt zum Nachdenken dienen, meint Ali Deac:



    Ich möchte, dass der Zuschauer über Sebastian Bosse nachdenkt und sich fragt: ‚Was könnte ich tun? Ich kann das System nicht ändern, aber ich könnte schon mit kleineren Dingen anfangen, zum Beispiel mit der Art, wie ich meine Kinder erziehe. Ich sollte meinen Kindern zeigen, dass sie andere falsch behandeln.‘ Auch wenn die Zuschauer Sebastian ablehnen, sollten sie doch daran denken, dass der Amoklauf tatsächlich stattgefunden hat. Sie sollten daran denken, was sie tun können, damit unsere Welt einigerma‎ßen besser wird. Sie sollten einfach mit kleinen Schritten anfangen.“




    In der Aufführung Moroi“ (Wiedergänger“) inszenierte der Regisseur Alexandru Dabija Texte von Cătălin Ştefănescu und Ada Milea, die sich von der rumänischen Folklore inspirieren lie‎ßen. In dem Stück geht es um die geheimen Pfade zwischen dem Diesseits“ und dem Jenseits“. Viel zu schnell vergessen wir unsere Toten, und es ist nicht richtig, sie aus unserem Leben zu beseitigen. Das Jenseits macht uns Angst, weil wir es nicht kontrollieren können“, sagte der Regisseur Alexandru Dabija in einem Interview. Auch wenn der Tod immer präsent ist, wird bei der Aufführung mit dem Stück Wiedergänger“ viel gelacht. Dazu der Schauspieler Adrian Matioc vom Nationaltheater Sibiu:



    In dieser Aufführung spiele ich mit Begeisterung, und das Publikum empfängt alles mit Begeisterung! Diese Aufführung ist voller Überraschungen, die Spannung lässt nie nach, jede Minute bringt etwas Neues! Es ist ein wilder Reigen voller Geschichten, Mythologie, Speisen und Küchengerüchen, voller Menschen! Es geht um Menschen, es geht um uns, es geht um die Menschen, die uns gro‎ßgezogen haben. Es geht um gottesfürchtige Menschen, die aber auch an übernatürliche Wesen glaubten, welche auf ihre Gärten aufpassten und ihnen manchmal den Getreideboden mit Mais füllten… Es geht um die Geschichten, die uns die Gro‎ßeltern erzählten, und darum, wie wir uns fürchteten, wenn das Kerzenlicht unheimliche Schatten an die Wände warf… Darum geht es in unserer Aufführung.“

  • Hermannstädter Theaterfestival 2015 – eine Bilanz

    Hermannstädter Theaterfestival 2015 – eine Bilanz

    Beim 22. Internationalen Theaterfestival im mittelrumänischen Sibiu (Hermannstadt) hat dessen Intendant, der Schauspieler Constantin Chiriac, sein Versprechen auch dieses Jahr gehalten, das anerkannte Niveau der Festspiele hinsichtlich der Zahl der Veranstaltungen, der beteiligten Künstler und vor allem der Qualität der Aufführungen aufrecht zu erhalten. Zehn Tage lang wurde das mittelrumänische Hermannstadt zu einer Riesenbühne, die 2673 Künstler und Gäste aus 70 Ländern zusammenbrachte. Das Fazit der internationalen Festspiele kann mit einer weiteren Angabe ergänzt werden: 65.000 Zuschauer am Tag.



    Eine der Veranstaltungen, die die Festspiele stark prägten, war die Uraufführung Nathan der Weise“, eine Koproduktion des Nationaltheaters Radu Stanca“ Hermannstadt und des Theaters Schauspiel Stuttgart, unter der Regie von Armin Petras. Es handele sich um keine einfache Inszenierung des Textes von Lessing, wie die Schauspielerin Ofelia Popii sagte:



    Die Aufführung spricht aktuelle Themen an. Es hat mich auch überrascht, wie der Regisseur den Text gelesen hat, ohne ihn zu manipulieren oder irgendwie zu ändern. Er brachte Ideen in den Fokus, die uns heutzutage beschäftigen, Ideen in Bezug auf Religion, Politik und Alltagsleben: Was es bedeutet, Eltern zu sein, was die Beziehungen zwischen Menschen bedeuten. Es wäre mir ein Vergnügen, diese Aufführung als Zuschauerin zu sehen, weil sie viele Fragen aufwirft und einem die ganze Stimmung ändert.“




    Zur Besetzung gehören rumänische und deutsche Schauspieler, die das Stück auf Deutsch, Rumänisch und Englisch aufführen. Die Aufführung soll anschlie‎ßend auch in Stuttgart und Oslo präsentiert werden.



    Die Aufführung Mein Kampf“ von George Tabori hat das Publikum drei Stunden lang, bis Mitternacht, in Atem gehalten. Die Aufführung wurde von Alexandru Dabija vom Nationalen Staatstheater Cluj (Klausenburg) inszeniert. Mein Kampf“ ist eine anti-nazistische Farce, ein Freiheitsruf des Autors, der selber ein Opfer des Naziterrors war. Ionuţ Caras spielt die Rolle des Schlomo Herzl, eines alten Juden, der bei ihm im Altersheim einen jungen Mann Namens Hitler empfängt, der in Wien die Kunsthochschule besuchen wollte:



    Der Text spielt eine besondere Rolle, weil er sehr gut ist. Es handelt sich um eine schwarze Komödie, eine tragisch-komische Farce. Ein Gro‎ßteil der Familie Taboris ist in Konzentrationslagern ums Leben gekommen. Er sagte, der Humor sei die einzige Möglichkeit, das zu vergelten. Seinen Text inszenierte Alexandru Dabija, bekanntlich kein steifer, sondern ein offener Regisseur mit einer jungen und spielerischen Denkweise. Wir, das Theaterensemble von Cluj (Klausenburg) befinden uns gerade in einer guten Zeit, in der wir viel an Erfahrung mit Komödien gewonnen haben. Ich selber hatte also nicht so viel zu tun. Als ich zum ersten Mal den Text las, war ich total überrascht. Ich wusste nichts über Tabori und der Text weckte bei mir starke Gefühle: Ich wollte lachen, dann war ich mir hingegen nicht mehr sicher, ob das überhaupt zum Lachen sei, dann musste ich wieder lachen und es mir gleich verkneifen — und schon fing wieder alles von vorne an. Das war wie ein Achterbahn-Gefühl. Diese Aufführung löst sowohl beim Darsteller, als auch beim Zuschauer komplexe Gefühle aus. Es war mir ein gro‎ßes Vergnügen, Teil der Aufführung zu sein. Diese Rolle habe ich sehr lieb gewonnen und versuche irgendwie weiter auf diesem feinen Faden zwischen Komödie und Drama in der Luft zu schweben.“




    Drei Frauen, drei Generationen, drei Lebensstile: Gro‎ßmutter, Mutter und Tochter. Was bedeutete es, vor 50 Jahren ein Jude im kommunistischen Deutschland zu sein, und was bedeutet es, einer im heutigen Deutschland zu sein? Die Aufführung Mameloschn — limba în care să ne înţelegem cu toţii“ / Mother tongue Mameloschn“ / Muttermale Fenster blau“ wirft Fragen zur Identität, Zugehörigkeit und Heimat auf. Die Aufführung wurde am ersten Tag der Festspiele vom Deutschen Theater Berlin auf die Bühne gebracht. Der Dramaturg Ulrich Beck vom Deutschen Theater Berlin erläutert:



    Wir waren sehr glücklich, diesen Text zu haben, denn er ist sehr wichtig für Berlin und für die Geschichte der Menschen, die hier leben. Das ist nicht alleine auf den jüdischen Hintergrund zurückzuführen. Ich glaube, dass sowohl das rumänische als auch das Berliner Publikum die Witze, die Beziehungen zwischen Mutter, Tochter und Gro‎ßmutter sehr genossen haben. Wir haben immer das Gefühl, dass die Probleme zwischen ihnen, genau wie die Zuneigung und die Kommunikation dem Publikum sehr nah am Herzen liegt. Die sozialen und politischen Verbindungen zwischen Menschen und dem politischen System stellen meiner Meinung nach ein äu‎ßerst wichtiges Thema für das zeitgenössische Theater dar. Die politische Situation steht im engen Zusammenhang mit den Menschen, mit der Art und Weise, in der sie ihr Leben prägen.“




    Die Tanzaufführungen sind schon lange eine Attraktion für das Publikum der Internationalen Theaterfestspiele in Hermannstadt. Die Performance Derwisch“ von Ziya Azazi lässt sich bei den diesjährigen Festspielen als besonders gelungen bezeichnen. Der Choreograph Ziya Azazi hat sich zum zeitgenössischen Tänzer ausbilden lassen, mit drei‎ßig Jahren kehrte er zurück zu seinen Wurzeln. Selbst wenn Derwisch — der Tanz des Mönchs“ auf den ersten Blick traditionell scheint, handelt es sich eher um eine universelle Aufführung. Wenn er tanzt, legt Ziya einen besonderen Wert auf seine Modalität, die innere und die äu‎ßere Welt miteinander zu verbinden:



    Wenn man den Kanal zwischen den beiden Welten öffnet, gelangen alle Informationen aus der inneren Welt in die äu‎ßere und umgekehrt. Wem das gelingt, der erreicht im wahrsten Sinne des Wortes die Bewegungsfreiheit. Dank dieser Theorie versuche ich stets während meiner Performance, diesen Geisteszustand zu erreichen. Ich versuche, einen klaren Kopf zu kriegen, meinen Körper zu reinigen und mich für das Publikum vorzubereiten. Wenn ich auf der Bühne auftrete, stelle ich mir dieses Ziel in Aussicht. Selbstverständlich spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, meinen eigenen choreographischen Blickwinkel zum Ausdruck zu bringen, meine Fähigkeiten für den Tanz zu zeigen. Das Wichtigste für mich ist, auf der Bühne real zu wirken, diese zwei Welten miteinander zu verbinden. Ich glaube, dass das in dieser Performance dank der Trance, der mystischen Elemente, der Wiederholung und der allmählichen Variationen der Bewegungen gut funktioniert hat. Das alles hilft mir dabei, real und transzendental zu werden. Von daher spielt es keine Rolle, wo ich meine Aufführung auf die Bühne bringe, das Publikum versteht mich sowieso. Wie es auch hier in Rumänien der Fall war, ist der Effekt immer positiv.“

  • Rückblick auf Theaterereignisse des Jahres 2014

    Rückblick auf Theaterereignisse des Jahres 2014

    In diesem Jahr fand in Sibiu (Hermannstadt) die 21. Auflage des Internationalen Theaterfestivals statt. Im Zeitraum 6.-15. Juni fanden unter der Schirmherrschaft des Nationalen Theaters Radu Stanca“, des Bürgermeisteramtes und des Kreisrates Sibiu gut 400 Veranstaltungen statt. Alles unter dem Motto Einzigartigkeit in Vielfalt“. Zu den gro‎ßen Namen im Programmheft gehörten die Regisseure Peter Brook, Peter Stein, Lev Dodin, Pippo Delbono, aber auch Silviu Purcărete, Alexandru Dabija, Radu Afrim, Gianina Cărbunariu, oder der Dramatiker und Schauspieler Wajdi Mouawad, der insbesondere für sein Stück Verbrennungen bekannt ist, das unter dem gleichen Namen verfilmt wurde.



    Und weil von der Regisseurin und Dramatikerin Gianina Cărbunariu die Rede war, muss erwähnt werden, dass ihre Aufführung Einsamkeit“ in diesem Sommer in die offizielle Auswahl des Festivals in Avignon aufgenommen wurde. Das Stück ist eine Koproduktion des Nationaltheaters Sibiu, dem Théâtre National de la Communauté Française de Belgique, dem Odéon-Théâtre de l’Europe und Le Festival d’Avignon 2014. Darin behandelt die Autorin Themen wie Diskriminierung, Identitätsverlust und die Teilung der Gesellschaft. Cărbunarius Stück wurde während der Festivalteilnahme von einer Ausstellung des Künstlers Dan Perjovschi begleitet, der für seine visuellen Arbeiten internationale Anerkennung genie‎ßt. Bei seinen Zeichnungen möchte Perjovschi durch die Verwendung nur weniger Striche und Details mögliche Verwirrung im Verständnis vermeiden. Sein Hauptziel ist es, aktuelle Themen mit Ironie und Witz wiederzugeben.



    Ebenfalls in diesem Jahr inszenierte dieselbe Gianina Cărbunariu eine neue Theater-Doku am Bukarester Odeon-Theater. For sale“ handelt von dem massenhaften Aufkauf von Grundstücken durch Konzerne. Die Aufführung entstand im Rahmen des internationalen Projektes Hunger for trade“, ein internationales Theaternetzwerk, das die Probleme und Perspektiven des globalen Lebensmittelmarkts untersucht. Das Projekt wurde von dem Hamburger Schauspielhaus ins Leben gerufen, dazu gehören, neben Rumänien, weitere sieben Theatertruppen und Künstlerensembles aus Belgien, Brasilien, Burkina Faso, England, Indien, Südafrika und der Schweiz.



    Der Rumänische Rundfunk organisierte Mitte Juni die zweite Ausgabe des Internationalen Hörspiel-Festivals Grand Prix Nova“, unter der Schirmherrschaft ihrer Königlichen Hoheit, der Kronprinzessin Margareta von Rumänien. In diesem Jahr waren 44 Hörspiele aus 21 Ländern auf der Teilnehmerliste. Bereits seit der ersten Auflage haben sich die Organisatoren zum Ziel gesetzt, die Innovation für die Entwicklung von Hörspielen zu fördern. Dabei sollten aktuelle technische Mittel zum Hauptausdrucksmittel werden. Im Rahmen der Preisgala des Grand Prix Nova“ im Bukarester Elisabeta-Palast bot das Nationale Hörspieltheater auch drei Sonderpreise für Ausnahmerollen in den Hörspiel-Premieren der Spielzeit 2013.



    Von den zahlreichen Theaterfestivals im Herbst müssen mindestens zwei unbedingt Erwähnung finden. Das Festival des Rumänischen Theater-Verbandes UNITER feierte die bereits 24. Auflage. In diesem Jahr gehörte die Rückkehr der Kritikerin Marina Constantinescu als Künstlerische Leiterin des Festivals zu den Höhepunkten. Gleichzeitig hatte das Festival erneut eine internationale Komponente, dank der Teilnahme der Theater-Show Donka — Ein Brief an Tschechow, eine Produktion der Compagnia Finzi Pasca aus der Schweiz und des Tschechow-Festivals. Eine Premiere beim diesjährigen Nationalen Theater-Festival war die festivaleigene Aufführung der West Side Story“, die von dem Choreographen Răzvan Mazilu inszeniert wurde.



    Den Abschluss unseres Rückblicks stellt das Internationale Theater-Festival Interferenzen, das alle zwei Jahre von dem Ungarischen Staatstheater Klausenburg Ende November organisiert wird. Laut dem Festivaldirektor Gábor Tompa ist die Veranstaltung ein zu 90% internationales Festival, das keine zahlenmä‎ßigen Rekorde brechen will, sondern eher auch in Zukunft ein qualitativ solides und wertvolles Festival bleiben möchte“. Das diesjährige Thema, Geständnisse des Körpers“, brachte gro‎ße Namen des zeitgenössischen Welttheaters in die siebenbürgische Stadt: Thomas Ostermeier, Declan Donellan, Josef Nadj, Pippo Delbono, William Kentridge, Silviu Purcărete.

  • FestIn – das Theaterfest auf der Straße

    FestIn – das Theaterfest auf der Straße

    Mitte Oktober hat das Bukarester Nottara-Theater das Internationale Theater-Fest auf der Hauptstra‎ße vor dem Theatergebäude organisiert. Das war die zweite Auflage des Festivals. Eine Woche war die Komödie auf dem Boulevard zu Hause. Crenguţa Manea von der Theater-Redaktion von Radio Rumänien über dieses Ereignis:



    Das vom Nottara-Theater organisierte Fest, das Fest auf dem Boulevard, das sich erst bei der 2. Auflage befindet, geht vom Wunsch der Theaterleute aus, das Publikum nahe zu haben, ein Publikum, das sich beteiligt, zu haben.“




    Das Festival wurde vor dem Nottara-Theater mit dem Stück Ein Lächeln, ein Click und… Gong!“ eröffnet. Der Regisseur Mihai Lungeanu hat das Theater auf die Stra‎ße gebracht, um dann das Publikum ins Foyer und weiter in die Theater-Säle zu bringen. Im Foyer haben die Fotografen Maria Ştefănescu und Sorin Radu eine Ausstellung zur die 1. Auflage des Festivals organisiert. Sorin Radu dazu:



    Wir haben ein paar Bilder ausgesucht, die am besten die Rolle und den Schauspieler darstellen. Ich mag es nicht, wenn der Schauspieler wei‎ß, dass er fotografiert wird, denn er denkt dann an das Foto und nicht mehr an die Rolle. Ich lasse ihn seine Rolle spielen und, ohne dass er das wei‎ß, fotografiere ich.“




    Maria Ştefănescu fiel es schwer, die Fotos für die Ausstellung auszusuchen, denn:



    Es entstehen sehr viele Fotos, und du wei‎ßt nicht, was du auswählen sollst. Sollst man Panoramabilder auswählen, in denen auch die Bühnenbilder abgelichtet sind, oder eher Portraits. Du musst daran denken, die Schauspieler nicht zu ärgern, den Regisseuren oder Szenographen nicht zu ärgern. Ich glaube, das Publikum kommt zu einer Aufführung für einen Star. Deswegen habe ich den Star ausgesucht und diesen fotografiert. Ich hoffe, mehr Leute werden die Theater besuchen.“




    Am ersten Tag des Festivals fand auch die musikalische Aufführung von Don Quijote“ statt. Szenaristen waren Ada Milea und Mihai Măniuţiu, Regisseur Mihai war Măniuţiu und für die Musik war Ada Milea verantwortlich. Die Aufführung hatte einen Riesenerfolg beim Publikum, so dass am Ende des Festivals die Jury ihr den Preis für die populärste Aufführung in der Sektion Komödie-Boulevard verliehen hat. Die Darsteller gehörten der Liviu Rebreanu-Gruppe des Nationaltheaters in Târgu Mureș an. Alina Nelega, die künstlerische Leiterin der Gruppe:



    Don Quijote ist ein Mythos. Es ist mehr als ein Roman. Es ist ein Kunstwerk der Weltliteratur und eines der sogenannten archetypischen Werke. Charakteristisch für diese Werke ist, dass man sie in der einen oder anderen Form in allen Momenten unseres Lebens wiederfindet, in allen Kultur-Epochen. Ich glaube nicht, dass Don Quijote datiert ist. Ich glaube nicht, dass es heute weniger verrückte Künstler gibt als zu Zeiten von Cervantes. Ich glaube nicht, dass es viel weniger Idealisten gibt. Gerade die Tatsache, dass das Publikum es versteht und sich darin wiederfindet, beweist mir, zumindest teilweise, dass ich Recht habe. Ada Milea und Mihai Măniuţiu erzählen nicht die Geschichte von Don Quijote. Sie versetzen diese Aufführung in ein Universum, das einem Gefängnis ähnlich ist. Der Mensch ist auf der Suche nach seiner Freiheit, der Schriftsteller sucht seine eigene Freiheit und die eigenen Gestalten und diese suchen ihrerseits nach ihrer Freiheit. Es ist eine Aufführung, die auf mehreren Ebenen aufgebaut ist, es ist eine hermeneutische Aufführung, aber die Musik, die Bewegung und das Bild machen sie angenehmer.“




    Im Rahmen des Internationalen Theater-Festes auf dem Boulevard hat die Jury unter der Leitung des Theater-Kritikers Mircea Morariu den Preis für die beste Aufführung verliehen. Die Theater-Kritikerin Crenguţa Manea war auch Mitglied dieser Jury und berichtet:



    Es gab ein paar sehr starke Aufführungen, die uns einen Denkansto‎ß gegeben haben. Ich denke an »Titanic vals« des Odeon-Theaters, in der Regie von Alexandru Dabija, an »Weihnachtsbaum bei der Familie Ivanov« des ungarischen Staatstheaters in Cluj, in der Regie von András Urban oder an »Fleisch«, eine Produktion von Studio Rubin aus Prag. Unter diesen Bedingungen war die Aufgabe der Jury-Mitglieder keine leichte. Wir haben die Aufführung »Der neue Mieter« ausgezeichnet, weil sie sich durch eine gründliche Konstruktion und eine sehr gute Komposition durchsetzt. Das Bühnenbild stammt von Helmut Sturmer. Schauspieler waren der Spanier Francisco Alfosin und Ada Navrot, Gabriel Răuţă und Ion Grosu vom Nottara-Theater.“




    Der neue Mieter“ von Eugène Ionesco wurde vom Regisseur Gábor Tompa in Szene gesetzt. Die Aufführung ist auch eine der Premieren der aktuellen Theatersaison beim Nottara-Theater. Am Ende des Festivals hat die Theater-Kritikerin Doina Papp, die Vorsitzende des Kulturverbandes Master Class, der jungen Schauspielerin Nicoleta Lefter für ihre Rolle in der Aufführung Titanic vals“ den Silvia-Dumitrescu-Timică-Preis verliehen.

  • Das Theater „Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea

    Das Theater „Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea

    Ich glaube nicht, da‎ß es noch ein anderes Theater wie dieses in einer Ortschaft mit 200.000 Einwohnern gibt — neu, elegant, ausgestattet mit der besten modernen Technik. Ich werde auch das Internationale Theaterinstitut über diesen einmaligen glücklichen Fall informieren.“ Das sind die Worte des gro‎ßen rumänischen Schauspielers Radu Beligan über das Theater Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea, eine Bühne, auf der im Laufe der Jahre berühmte Regisseure wie Silviu Purcărete oder Alexandru Dabija inszeniert haben.



    Das Theater Anton Pann“ wurde in Mai 1990 als profesionelle Bühne offiziell eröffnet, aber die lokale Theatertradition ist über 100 Jahre alt. Das Volkstheater in Râmnicu Vâlcea war zwischen 1960 und 1980 eine der besten Bühnen für Laienschauspieler in Rumänien. Die Aufführungen Lăpuşneanul“ in der Regie von Dan Micu und Piaţeta“, inszeniert von Silviu Purcărete, sind als gro‎ße Ereignisse in die jüngste Geschichte dieses Theaters eingegangen. Seit mehr als einem Jahrzehnt leitet der Regisseur Adrian Roman das Theater Anton Pann“ — während dieser Zeit gelang es ihm, die Truppe zu verjüngen:



    Seit einigen Jahren bemühen wir uns, das Durchschnittsalter unserer Truppe auf das jüngste zu bringen. Ursprünglich war das Theater ‚Anton Pann‘ ein Volkstheater mit einer Truppe von Laienschauspielern. Als ich im Jahr 2000 die Leitung dieses Theaters übernahm, wollte ich eine Truppe von Profi-Schauspielern bilden. Am Anfang stellte ich mehrere junge Absolventen der Theaterschule in Craiova ein; später, das hei‎ßt vor etwa zwei Jahren, schaute ich nach Cluj und brachte eine Hälfte der Schauspielklasse des Professors Miklós Bács nach Râmnicu Vâlcea. Miklós Bács bewundere ich sehr, er ist ein fantastischer Professor und ein besonderer Mensch, der seinen Absolventen eine spezielle Geisteshaltung einflö‎ßt. Das sind nicht blo‎ß junge Schauspieler, sondern Menschen mit einer ausgezeichneten Einstellung in Bezug auf ihre Arbeit und die Bühne — das ist schon etwas Besonderes, so etwas habe ich bei anderen jungen Schauspielern, die in meinem Theater gearbeitet haben, nicht erlebt. Das war der Anfang der Geschichte — dann sind noch drei Absolventen von der Klasse der Professorin Miriam Cuibus zu uns gekommen. Insgesamt haben wir 15 Schauspieler — 5 von der alten Truppe und 10 junge Kollegen.“



    Einige Regisseure kannten bereits diese wunderbaren jungen Schauspieler von anderen Projekten. Cristi Juncu und Vlad Massaci zum Beispiel sind speziell nach Râmnicu Vâlcea gekommen, um mit dieser Truppe zu arbeiten. Adrian Roman dazu:



    Ich versuche, Regisseure, die wir schon kennen, die sich mit dem Theater ‚Anton Pann‘ angefreundet haben, hierher zu bringen. Gro‎ße Namen sind zu teuer, wir können uns nicht leisten, sie zu bezahlen. Die Regisseure, die bereits unsere Freunde sind, kommen gerne zu uns und machen uns auch ein Rabatt. Das Theater ‚Anton Pann‘ ist wirklich ein schönes Haus, wo man sehr gut arbeiten kann. Im Unterschied zu anderen Theatern, vor allem zu den Theatern in Bukarest, wohnen die Schauspieler hier, im Haus — es ist also sehr leicht, sie zusammenzubringen und mit dem gesamten Team kontinuierlich zu arbeiten, nicht nur bei der Generalprobe, wie in anderen Häusern. Im Sommer veranstalten wir auch Workshops – wir haben Unterkunftsmöglichkeiten, und es funktioniert sehr gut. Wir haben auch eine schöne Terrasse und einen exzellenten Probesaal, oben, auf dem Theatergebäude. Die Gäste, die uns besucht haben, haben versprochen, mit interessanten Projekten zurückzukommen. Wir versuchen, ein Team zu bilden, das unser Theater in eine gewisse Richtung orientieren soll.“



    Die Orientierung des Theaters Anton Pann“ bringt eine gewisse Publikumskategorie ins Theatersaal. Dazu der Intendant Adrian Roman:



    Wir zählen vor allem auf ein junges Publikum. Eine Truppe von jungen Schauspielern zieht ein junges Publikum an, das habe ich schon feststellen können. Die jungen Schauspieler besitzen die notwendige Offenheit und Mobilität. Für ein Provinztheater ist Mobilität besonders wichtig — in Kleinstädten sind die Leute nicht so beweglich, daher müssen wir ihnen entgegenkommen. Nach und nach hat unser Publikum gesehen, da‎ß wir eine gute Truppe sind, die gute Aufführungen auf die Bühne bringt. Die älteren Leute kommen eher ins Gewerkschaftshaus, wo Stücke mit bekannten Schauspielern aufgeführt werden. Langsam bilden wir aber unser eigenes Publikum. Wir haben auch eine Kindertheatertruppe, die sehr gut mit den jungen Zuschauern kommuniziert. So lernen die Kinder sehr früh den Weg ins Theater, sie verstehen, wie eine Theateraufführung funktioniert und so bilden wir unser Publikum von klein auf. Wir gewinnen sie fürs Theater.“



    Einer der Regisseure, die das Theater Anton Pann“ kennen- und liebengelernt haben, ist Cristi Juncu. In der Spielzeit 2013-2014 inszenierte Cristi Juncu eine Premiere auf der Bühne dieses Theaters — das bewegende Stück Die Belgrader Trilogie“ von Biljana Srbljanović über das Immigrantenleben in Prag, Sydney oder Los Angeles, gespielt von den 10 sehr jungen Schauspielern des Theaters. Zu dieser Truppe gehört auch Vlad Bârzanu, der 2012 die Theateruniversität in Cluj/Klausenburg absolviert hat. 2013 wurde Vlad Bârzanu bei den UNITER-Preisen in der Kategorie Nachwuchsschauspieler“ nominiert, für die Rolle des Bälgenflickers Flaut aus dem Stück Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare, inszeniert von Bálint Botos beim Theater Anton Pann“. In einer Zeit, in der junge Theaterschulabsolventen oft als unabhängige Schauspieler von einer Bühne zur anderen wechseln müssen, zieht Vlad Bârzanu den Status eines fest angestellten Schauspielers vor:



    Die gegenwärtige Tendenz ist, als unabhängiger Schauspieler von einem Theater zum anderen zu wechseln, aber ich fühle mich als festes Mitglied dieser Truppe besonders gut. Ich bin Teil eines Teams, das ich gut kenne — die meisten Schauspieler kannte ich schon von der Theaterschule, wir waren Kollegen. Es ist auch sehr gut, einen festen Arbeitsplatz zu haben — heutzutage gibt es sehr viele junge Schauspieler, die nach dem Abschlu‎ß keinen weiteren Weg sehen. Und da kommt auf einmal ein Theaterintendant auf einen zu und sagt: ‚Ich habe dich auf der Bühne gesehen, ich möchte dich in meine Truppe haben.‘ Was kann man dazu sagen? ‚Wow, danke, natürlich, ich bin dabei!‘ Für mich ist es perfekt so, ich habe einen sicheren Arbeitsplatz, ich bin nicht weit von Bukarest entfernt, ich kann weiter studieren und mein Magisterdiplom machen, was will ich mehr? Das traf sich wirklich gut!“



    Die Belgrader Trilogie“ präsentiert mit einem lachenden und einem weinenden Auge die Herausforderungen und die Schwierigkeiten der jungen Leute, die sich als Immigranten in einem neuen Land irgendwie durchschlagen müssen. Vlad Bârzanu spricht über die Art und Weise, wie er seine Rolle als Immigrant vorbereitet hat:



    Ich dachte nicht so viel an die Position des Immigranten — ich dachte mehr an die Beziehung zu meinem Bruder. Ich konzentrierte mich zuerst auf die Beziehung zwischen uns beiden, ich verarbeitete sie, und dann entwickelte sich auch die folgende Stufe der Beziehung zwischen Menschen, die nicht zuhause sind, die in einem fremden Land, allein, ohne Freunde, fern von ihren Lieben leben müssen… Es ist schwer, aber es ist auch schön. Als Schauspieler kann man in einer solchen Situation sehr viel erzählen. Was wollte ich mit der Rolle des Mika sagen? Das ist ein Stück aus der Erlebnis der Heimatferne und wie man damit zurecht kommt. Jeder von uns hat so etwas erlebt — fern von der Heimat leben, unsicher sein, nicht wissen, was der morgige Tag bringen wird, etwas tun, was man eigentlich nicht möchte, und all das als Existenz auf sich nehmen — eine ewige Unsicherheit und Sehnsucht nach seinen Lieben. Vielleicht habe auch ich so etwas zu spüren bekommen — ich bin in Baia Mare, im Nordwesten Rumäniens geboren und aufgewachsen, habe in Cluj/Klausenburg, in der Landesmitte, studiert, und jetzt lebe ich im Süden, in einer ganz anderen Region des Landes. Ich bin von zuhause weit entfernt, ich bin auch ein kleiner Emigrant — wenn man es so sehen will. Selbstverständlich ist meine Situation nicht so kompliziert wie die eines echten Emigranten, aber das hat meine Einbildungskraft angefeuert.“



    Erst seit dem 25. September 2009 hat das Theater Anton Pann“ ein eigenes Haus — an jenem Tag wurde das erste Theatergebäude, das als professionelles Schauspielhaus geplant, gebaut und eingerichtet wurde, in Râmnicu Vâlcea eröffnet. Das Haus hat zwei Theatersäle, ein Amphitheater im Freien, ein Probesaal, eine Terrasse und mehrere Unterkunftsräume — somit besitzt das Theater Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea eines der modernsten und am besten ausgestatteten Theatergebäude in Rumänien.



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  • Le dramaturge Szekely Csaba, gagnant du prix Imison

    Le dramaturge Szekely Csaba, gagnant du prix Imison

    Début 2013, l’écrivain Csaba Székely, de Târgu Mureş, ville du centre de la Roumanie, se voyait accorder par la Société des Auteurs du Royaume-Uni le prix Imison, qui récompense le meilleur scénario d’un dramaturge débutant. Il devient ainsi le premier écrivain étranger à recevoir cette distinction. Le scénario primé qui s’intitule Do You Like Banana, Comrades?”, avait déjà été distingué en mai 2009 du prix de la meilleure pièce européenne, lors du concours organisé par la BBC, laquelle en a par la suite diffusé l’adaptation radiophonique. Do You Like Banana, Comrades?”est la première pièce de théâtre écrite par Csaba Szekely, connu auparavant pour sa prose courte.




    Le succès de sa première pièce de théâtre l’a encouragé à en écrire une autre, Fleurs de mine” destinée, cette fois-ci, à la scène. Ce fut un deuxième succès, car en 2011, au Festival national de théâtre de Pecs, en Hongrie, elle remporta le prix Vilmos” du meilleur texte. Premier volet d’une trilogie, elle allait être suivie par Ténèbres de la mine” et Eau de mine”. Mises en scène aussi bien en Roumanie qu’en Hongrie, les deux premiers textes ont décroché des prix importants. Quant au troisième volet de la trilogie, Eau de mine”, il a gagné un concours de dramaturgie organisé par le Théâtre Orkeny Istvan” de Budapest et sera mis en scène cette année même.




    Bref, beaucoup de prix raflés en seulement quelques années.« C’est vrai que j’ai reçu pas mal de prix ces deux dernières années. Quand je croise une vieille connaissance que je n’ai pas vue depuis un certain temps, on me demande invariablement si j’ai reçu un nouveau prix. C’est que la chose n’est pas habituelle par chez nous. Ces prix me donnent bien de la force. Je n’étais pas du tout sûr de moi quand je me suis mis à écrire pour le concours organisé par la BBC. Ce sentiment d’incertitude ne m’a pas encore quitté… J’ignore toujours si j’ai assez de talent pour l’écriture ou si j’arriverai à écrire une bonne pièce. Voilà pourquoi les prix me donnent des ailes et me poussent à poursuivre mon travail. »




    L’action des trois pièces de la trilogie se passe dans un même village minier de Transylvanie. Si le langage et les personnages se ressemblent, la problématique abordée est différente.« Ce qui m’intéresse le plus ce sont les réactions des gens dans telle ou telle circonstance ou encore ce que veut dire «être un homme» ou «être quelqu’un de bien». Ces notions deviennent plus accessibles quand on traite des problèmes sociaux. Ils existent depuis toujours, mais à présent ils sont un peu plus spécifiques, du moins dans les villages de Transylvanie aux habitants de souche hongroise. Comme ces pièces ont été aussi jouées en Hongrie, j’ai pu constater, d’après les réactions des spectateurs, que les situations de vie présentées étaient connues de ce public. Dans la deuxième partie de la trilogie, je traite de la corruption et du nationalisme. Le public, soit-il de Roumanie ou de Hongrie, s’est montré très ouvert à cette problématique universelle. «Fleurs de mine» parle d’alcoolisme, du manque d’emplois, du taux élevé de suicide. Enfin, la troisième pièce, Eau de mine”, a pour thème la religion. L’action se passe dans la maison du prêtre. On fait la connaissance du prêtre et de l’instituteur du village. Il y est question de l’éducation spirituelle, de l’enseignement en Transylvanie, de l’échec de l’éducation, mais aussi de sujets embarrassants pour d’aucuns, tels que la pédophilie au sein de l’église. »




    Csaba Szekely place ces problèmes dans leur contexte social. Dans cette approche, qui lui a d’ailleurs valu le succès, il a eu comme repère les écrits de Tchekhov.« J’ai beaucoup à apprendre de Tchekhov, notamment de sa dramaturgie, de la structure de celle-ci, mais aussi de sa psychologie, de la manière dont il analyse le cœur russe et l’amour ou bien la mélancolie… J’aime beaucoup les phrases de Tchekhov. Il les réalise d’une manière intense et très simple. Il semble parler de la météo et pourtant il dit tout sur l’âme. J’ai moi même essayé avec mes propres techniques de faire de même. Je ne suis pas un pessimiste, au contraire, je suis assez optimiste, mais c’est le scepticisme qui me caractérise le plus souvent. Je suis plus optimiste que mes pièces et je crois que mon optimisme se voit dans l’humour que j’utilise dans ces pièces. A mon avis je dois être plus tragique et plus pessimiste lorsque j’écris, parce qu’autrement les gens perdent leur intérêt. Mon message ne touche plus le public. Pour moi il est très important que le public soit touché par ce qu’il voit sur scène. »




    A l’heure actuelle, Csaba Szekely écrit une pièce pour les comédiens de Figura Studio Gheorgheni, qui sera mise en scène par Alexandru Dabija. Celui-ci mettra en scène aussi la pièce que le dramaturge écrira spécialement pour les comédiens Marcel Iures et Nicu Mihoc, une pièce de théâtre imaginée comme un spectacle itinérant. Csaba Szekely s’apprête aussi à entrer dans le monde du film. Pour le mois d’avril, il écrira une adaptation pour la télévision de la pièce « Fleurs de mine ».




    Csaba Szekely participe aussi à un concours en Hongrie avec une pièce sur le prince régnant valaque Michel le Brave, sous le règne duquel les trois Etats moyenâgeux roumains de Valachie, Moldavie et Transylvanie ont été réunis pour une courte période de temps.


    (trad. Mariana Tudose, Alex Diaconescu)