Tag: Alexandru Ivasiuc

  • Literatur im Kommunismus: Vom sozialistischen Realismus zum sozialistischen Humanismus (1965-1974)

    Literatur im Kommunismus: Vom sozialistischen Realismus zum sozialistischen Humanismus (1965-1974)

    Die Literatur war eine der von den Kommunisten bevorzugten Kunstformen. Die Überzeugungskraft des literarischen Textes, die Profile der rudimentär skizzierten Charaktere, die auf die Instinkte der Menschen einwirkten, verhalfen dem Regime zu viel grö‎ßeren Erfolgen, als es Literaturhistoriker einräumen wollen.



    Die Methode des literarischen Schaffens in den 1950er Jahren wurde als sozialistischer Realismus bezeichnet und von den sowjetischen Kulturagenten eingeführt. Ab 1965 hatte das Regime des jungen Führers Nicolae Ceauşescu die Erneuerung des Landes durch eine vermeintliche Aufhebung der Ideologie geplant. Im Zuge dessen wurde die Literatur von den Zwängen des sozialistischen Realismus befreit. So konnte das Regime einige Intellektuelle zur Zusammenarbeit überreden, die in der Tat dachten, ein neues Zeitalter würde gerade eingeläutet. Allerdings sollten die Hoffnungen derjenigen, die ihre Dienste zur Verfügung gestellt hatten, in den 1980er Jahren zertrümmert werden: Es stellte sich heraus, dass das Regime von Nicolae Ceauşescu nichts Anderes als ein Stalinismus mit verändertem Antlitz war.



    Der Historiker Cristian Vasile vom Nicolae Iorga“ – Institut in Bukarest nennt zwei Fälle von Intellektuellen, die sich dem neuen literarischen Kanon des kommunistischen Regimes von Ceaușescu zwischen 1965 und 1974 angepasst hatten. Das war zum einen der Übersetzer und Literaturhistoriker Alexandru Balaci und zum anderen der Schriftsteller Alexandru Ivasiuc. Über Alexandru Balaci sagte Vasile, er habe als stellvertretender Kulturminister versucht, bei einem Besuch in Bulgarien 1967 die neue literarische Methode des sozialistischen Humanismus in Schutz zu nehmen.



    Balaci hatte auch Treffen mit den Parteiaktivisten in mehreren Städten, mit Kulturpersönlichkeiten, er besuchte unterschiedliche Kultureinrichtungen und, was mir am wichtigsten scheint, er hielt mehrere Konferenzen an der Oberen Parteischule in Sofia. Die rumänischen Quellen erwähnen vier Konferenzen mit Alexandru Balaci in der Hauptrolle, bei denen er nicht weniger als 80 Fragen gestellt bekam. Darunter waren einige Fragen, die ihn vielleicht nicht vor ein Problem stellten, aber immerhin eine aufmerksame, nuancierte Haltung verlangten, begleitet von diplomatischem Geschick und eventuell ausweichenden Antworten. Einige der Fragen bezogen sich zum Beispiel auf die Literatur der mitwohnenden Nationalitäten und den Stand der kulturellen Beziehungen zur UdSSR. Die interessanteste Frage aber lautete wie folgt: ‚Welchen Standpunkt haben die rumänischen Intellektuellen zum sozialistischen Realismus?‘ Die Frage schien einen anachronisch-dogmatischen und irgendwie provozierenden Charakter zu haben, und das aus zwei Gründen: Der sozialistische Realismus war die einzige zulässige Schaffensmethode, die mit dem Stalinismus in Verbindung gebracht und von den Sowjets auferzwungen wurde, dazu standen die bulgarischen Kommunisten dem Kreml noch näher als die Rumänen. Zweitens hatten Nicolae Ceauşescu und die Parteibürokratie zumindest offiziell darauf verzichtet, von den Intellektuellen die Einhaltung des sozialistischen Realismus zu verlangen. Die einzige Schaffensmethode der 1950er Jahre war im Prinzip von dem sozialistischen Humanismus ersetzt worden, ein Begriff, der in den Parteidokumenten und den Vorträgen von Ceauşescu vorkam. Alexandru Balaci hat seine Verwirrung zum Ausdruck gebracht und seine Gesprächspartner gebeten, den sozialistischen Realismus im neuen Kontext zu definieren.“




    Der zweite Fall, der des Schriftstellers Alexandru Ivasiuc, birgt eine viel traurigere Geschichte, wie der Historiker Cristian Vasile erzählt.



    Der spätere Schriftsteller hatte 1956, als Philosophie-Student und vor dem Hintergrund der Revolte in Budapest, den Sinn der Vorlesung »Grundlagen des Marxismus-Leninismus« hinterfragt, eine Vorlesung, die an allen Universitäten zur Grundausbildung gehörte. Ivasiuc lehnte die marxistisch-leninistische Disziplin ab und wurde wegen seiner trotzenden Haltung zu sieben Jahren Haft und Hausarrest verurteilt. Neben der Anfechtung des Studienplans hatte er eine Solidarisierungsaktion der Studenten mit der Revolte in Ungarn geplant. Als Erwachsener erlebt Alexandru Ivasiuc allerdings einen tiefen Wandel. Er wählt eine seltsame Form von Marxismus, die ihm eine Annäherung an das politische Regime ermöglicht, das ihn zehn Jahre zuvor als Feind, Anstifter und Konterrevolutionär bezeichnet und ins Gefängnis geschickt hatte. Obwohl er zwischen 1956 und 1963 allen Erniedrigungen der einsamen Haft und des Hausarrests ausgesetzt worden war, schien er jetzt von den Beziehungen zwischen dem Individuum und der Machthaber besessen zu sein. In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre strebte er eine soziale Wiedereingliederung an, die ihn den ideologischen Herrschern näherbringen sollte. Unmittelbar nach Verbü‎ßung der Strafen 1963 wird er zum Beamten in der US-Botschaft in Bukarest. Gleichzeitig widmet er sich der literarischen Arbeit, später wird er in Führungsämter gelangen. Und in derselben Zeitspanne wird die Verwandlung von Ivasiuc bemerkbar, die in seinen Romanen »Intervall«, »Nachtforschung«, »Die Vögel«, »Erleuchtungen« zu spüren ist. Einige Kritiker und Literaturhistoriker haben auf eine bemerkenswerte Tatsache hingewiesen: In der politischen Prosa jener Zeit, den sogenannten Romanen des sogen. ‚eindringlichen Jahrzehnts‘, wurden die von dem Regime bedrängten Personen fiktiv rehabilitiert, während in den Schriften des ehemaligen politischen Häftlings Ivasiuc die Folterer rehabilitiert und die Opfer noch einmal verurteilt werden. Unabhängig der Frage, ob Ivasiuc ein ehrlicher konvertierter Marxist oder lediglich ein Zyniker war, spiegelt sein Fall offenbar den Erfolg der perversen Mechanismen der kommunistischen Pädagogie wider. Viele seiner Ausdrucksformen in der Öffentlichkeit haben den Eindruck hinterlassen, dass sie von einem Menschen stammten, der einen starken inneren Wandel erlitten hat.“



    Der sozialistische Humanismus ist 1989 mit der gesamten Kulturpolitik des Ceaușescu-Regimes verschwunden. Er war lediglich ein weiteres Kapitel der betrügerischen Kunst, die auch mit politischer Unterstützung sich nicht als authentischer Wert etablieren kann.



    Audiobeitrag hören:



  • Littérature et politique entre 1965 et 1974

    Littérature et politique entre 1965 et 1974

    La littérature a été un des arts favoris des communistes. Grâce à la force persuasive du texte littéraire, aux portraits simplistes des personnages et à l’exaltation des sentiments les plus instinctuels de l’homme, le régime communiste a remporté des succès plus importants que ne l’admettent les historiens littéraires. Dans les années 1950, le courant dominant a été de celui du réalisme socialiste, d’inspiration soviétique. A compter de 1965, le régime du jeune leader communiste Nicolae Ceauşescu allait proposer le renouveau de la Roumanie en délaissant apparemment l’idéologie. Cela revient à dire que les belles lettres étaient, en théorie, affranchies de l’emprise du réalisme socialiste. Le régime s’est ainsi attiré la collaboration de certains intellectuels convaincus que l’heure du changement avait bel et bien sonné. Malheureusement, dans les années 1980, ils allaient se détromper en constatant que le régime de Nicolae Ceauşescu n’avait été en fait qu’un autre visage du stalinisme.



    L’historien Cristian Vasile de l’Institut Nicolae Iorga de Bucarest détaille la situation de deux intellectuels qui se sont pliés au nouveau canon littéraire entre 1965 et 1974. Il s’agit du traducteur et historien littéraire Alexandru Balaci (1916 – 2002) et de l’écrivain Alexandru Ivasiuc (1933 – 1977). Lors d’une visite en Bulgarie en 1967, en tant qu’adjoint au ministre de la Culture, Alexandru Balaci a essayé de défendre la nouvelle méthode de création littéraire, celle de l’humanisme socialiste.



    Cristian Vasile: « Balaci a également eu des rencontres avec les activistes politiques de plusieurs villes, avec des personnalités culturelles. Par la même occasion, il a visité différentes institutions culturelles et artistiques et donné une conférence à l’Ecole politique supérieure de Sofia. Des sources roumaines mentionnent au total 4 conférences tenues par Alexandru Balaci lors desquelles on lui aurait posé pas moins de 80 questions. Pour certaines d’entre elles, il lui a fallu faire attention aux nuances et faire preuve de tact et de diplomatie. On lui a entre autres demandé des détails sur la littérature des minorités ethniques de Roumanie et sur le stade des relations culturelles avec l’URSS. Pourtant, la plus intéressante de toutes ces questions a été celle de savoir la position de l’intellectualité roumaine à l’égard du réalisme socialiste. Une question apparemment anachronique et quelque peu provocatrice. Il y avait deux raisons à cela. Premièrement, le réalisme socialiste était l’unique méthode de création acceptée, associée au stalinisme et imposée par les Soviétiques. Les communistes bulgares étaient, eux, plus proches du Kremlin que ne l’étaient les Roumains. Deuxièmement, Nicolae Ceauşescu et la bureaucratie culturelle et politique avaient renoncé, au moins au niveau déclaratif, de prétendre aux intellectuels d’obéir aux normes du réalisme socialiste. En quelque sorte, la méthode unique de création des années 1950 avait été remplacée par l’humanisme socialiste, mentionné dans les documents du parti et les discours de Ceauşescu. Alexandru Balaci se serait dit étonné et aurait prié ses interlocuteurs de définir le réalisme socialiste dans le nouveau contexte ».



    L’autre cas de figure, celui de l’écrivain Alexandru Ivasiuc, est bien plus triste, affirme l’historien Cristian Vasile : « Plus tard, en 1956, lorsquil est écrivain et étudiant en philosophie, dans le contexte du déclenchement de la révolution de Budapest, Alexandru Ivasiuc conteste la raison même denseigner ce cours, considéré comme fondamental jusque là: “Les bases du marxisme – léninisme”. Ivasiuc refuse de promouvoir la discipline marxiste – léniniste, payant ce défi par 7 années de prison et de domicile obligatoire. A part cette contestation, il avait lintention de rallier les étudiants roumains à la révolution hongroise. Adulte, Alexandru Ivasiuc subit une transformation. Il opte pour une forme étrange de marxisme qui lapproche du même régime politique qui, une décennie auparavant, le considérait comme ennemi, instigateur et contre-révolutionnaire et qui lavait même jeté en prison. Bien quil ait connu de 1956 à 1963 toutes les humiliations de lunivers prisonnier et du domicile obligatoire, les rapports entre lindividu et le pouvoir lobsèdent à tel point quil tente, dans la seconde moitié des années 1960, une réinsertion sociale qui le rapproche des maîtres de l’idéologie. Juste après 1963, il devient fonctionnaire à lambassade des Etats-Unis à Bucarest. En même temps, il se consacre à lécriture et occupe différentes fonctions de direction. Durant cette période on remarque le changement qui se produit en lui, visible également dans ses romans (“Intervalle”, “Les oiseaux” et autres.). Dans la prose politique contemporaine avec Ivasiuc, à savoir le roman de lobsédante décennie (comme les intellectuels vivant sous la terreur avaient appelé les années 1950), sont réhabilitées en fiction les personnes agressées par le régime. Par contre, les critiques et historiens de la littérature constatent que dans les oeuvres dAlexandru Ivasiuc, les personnages réhabilités sont les tortionnaires, alors que les victimes sont condamnées encore une fois. Peu importe si Ivasiuc a été un marxiste sincère ou tout simplement cynique, son cas en dit long sur le succès des mécanismes pervers de la pédagogie communiste. Son comportement dans la sphère politique donnait limpression que cétait une personne qui avait subi de fortes transformations intérieures ».



    Lhumanisme socialiste a disparu en 1989, comme dailleurs lensemble de la politique culturelle du régime de Ceausescu. Ce nest quun autre exemple de la manière dont limposture dans lart, bien quelle bénéficie temporairement du soutien du pouvoir politique, ne peut pas simposer en tant que valeur authentique. (Trad. Valentina Beleavski)

  • Literature and politics between 1965 and 1974

    Literature and politics between 1965 and 1974

    Through the special persuasion enforced by literary texts, through the characters’ rather primitive outline, but very generous in elating people’s purely instinctual feelings, the regime had gained more success than literary historians are willing to admit.



    The literary art and craft of the 1950s was that of Socialist Realism, a method implemented by Soviet cultural agents. As early as 1965, young communist leader Nicolae Ceusescu’s regime seemed set out to initiate Romania’s renewal, by ostensibly giving up on ideology. Thus, literature was freed from the tight straps of Socialist Realism, a style of realistic art.



    By implementing such a measure, the regime won the support of a string of intellectuals, who were gullible enough to believe the time of change had really come. Yet, those who kept such a hope alive and had offered their services to the regime, realized in the 1980s that Nicolae Ceausescu’s regime was little short of a differently disguised Stalinist regime.



    Historian Cristian Vasile, with the Bucharest-based “Nicolae Iorga” History Institute will now be presenting two cases of intellectuals who worked closely with the new literary canon imposed by Ceausescu’s regime between 1965 and 1974. They are the literary historian and translator Alexandru Balaci (1916-2002) and prose writer Alexandru Ivasiuc (1933-1977).



    Cristian Vasile recalled that Alexandru Balaci, in his capacity as deputy culture minister, tried to defend the new literary writing method, specific to Socialist Realism, while on a visit to Bulgaria, in 1967.



    Cristian Vasile: ”Balaci held meetings with Communist Party activists from several cities, with cultural personalities, he visited various cultural and arts institutions. Furthermore, he gave lectures at the Higher Party School in Sofia. According to Romanian sources, Alexandru Balaci gave four lectures, at the end of which he had to answer at least 80 questions. There were a couple of questions which, even if they were not tricky, begged for an answer formulated with utmost care, paying special heed to nuances and deep meanings, requiring diplomatic ability. Some of the participants asked questions about the literature of ethnic minorities living in Romania and the stage of cultural relations between Romania and the USSR. But the most interesting question, by far, was the following: what is the Romanian intellectuals’ stance on Socialist Realism? At first sight, there was something anachronistic-dogmatic and provocative about the question, for two reasons: Socialist Realism was the only accepted literary writing method. Associated with Stalinism, it was imposed by the Soviets. In this context, it is worth mentioning that the Bulgarian communists were much closer to the Kremlin than the Romanians. Secondly, Nicolae Ceausescu and the party and cultural bureaucracy had allegedly ceased to demand from intellectuals to stick to the conventions of Socialist Realism. They did so at least at a declarative level. The only writing method of the 1950s had somehow been replaced by Socialist Humanism, which was very often mentioned in party documents and in Ceausescu’s speeches. When hearing the question, Alexandru Balaci seemed rather confused and asked his interlocutors to define Socialist Realism, in the new context.”



    The other case mentioned by historian Cristian Vasile is that of writer Alexandru Ivasiuc, which is, by far, more saddening.



    Historian Cristian Vasile has further details: “Against the backdrop of the 1956 Budapest Revolution, the future writer, at the time a philosophy student, contested the very idea of teaching a course entitled ‘The Fundamentals of Marxism-Leninism’, which was considered of utmost importance at the time. Ivasiuc refused to get disciplined from a Marxist-Leninist ideological perspective and paid for his defiance, being sentenced to 7-year imprisonment and compelled to forced domicile. Apart from contesting the reason behind teaching this course, he planned to take action and rally Romanian students to the Hungarian Revolution. During his maturity years, Alexandru Ivasiuc experienced a strange transformation. He chose to embrace a strange form of Marxism, which brought him closer to a political regime, which less than a decade before, had considered him an enemy, instigator and counter-revolutionary person, and which had thrown him into prison. Although he experienced all types of humiliations specific to the concentrationary universe and was compelled to forced domicile between 1956 and 1963, he seemed obsessed with the relation between the individual and power and tried to get reintegrated into society in the mid 1960’s, in an attempt to get closer to his ideological masters. Shortly after 1963, he was a member of the staff of the US embassy in Bucharest. Concurrently, he started writing a lot, holding various leading positions. His change became visible, even in his novels ‘Interval’, ‘Knowledge of Night’, ‘Birds’, and ‘Illumination’. Some literary critics and historians underlined that unlike the then political prose, namely ‘the novel of the obsessive decade’, which was apparently rehabilitating those aggressed by the regime, from a fictional perspective, the former political detainee Alexandru Ivasiuc’s writings were actually rehabilitating torturers, condemning the real victims once more. Whether or not Ivasiuc was honestly, sincerely and not cynically converted to Marxism, his case illustrates the success of the perverse mechanism of communist pedagogy. Many of his public appearances left the audience with the impression that he was a man who had undergone deep inner transformations.”



    Just like the whole cultural policy pursued by the Ceausescu regime, Socialist Humanism disappeared in 1989. It is one more example that imposture in art, in spite of the temporary support of the political power, can’t impose itself as a real value.