Tag: Alkoholkonsum

  • Parlament verabschiedet strengere Gesetze

    Parlament verabschiedet strengere Gesetze

    Der Gesetzesentwurf zur Verschärfung der Strafen für Autofahrer, die betrunken oder unter Drogeneinfluss am Steuer erwischt werden, wurde von der Abgeordnetenkammer in Bukarest mit großer Mehrheit angenommen. Das Dokument verbietet auch den Aufschub der Gefängnisstrafe im Falle von Personen, die unter dem Einfluss von alkoholischen Getränken oder psychoaktiven Substanzen tödliche Unfälle verursacht haben. Praktisch wird ab dem Zeitpunkt der Verkündung und des Inkrafttretens jeder, der im Straßenverkehr am Steuer unter dem Einfluss von Alkohol oder psychoaktiven Substanzen erwischt wird, zusätzlich zur Verurteilung ein Fahrverbot von bis zu 10 Jahren erhalten, erklärte der Sozialsenator und Demokrat Robert Cazanciuc, der Initiator des Gesetzesvorhabens. Derzeit könnten die Richter keine längeren Strafen als 5 Jahre verhängen. Die Strafe gilt nur für Fahrer, deren Blutalkoholspiegel über dem Schwellenwert liegt, ab dem Alkoholkonsum eine Straftat darstellt, nämlich 0,80 g/L reiner Blutalkohol. Verursachen sie zudem einen Verkehrsunfall mit Todesfolge, so liegt die Strafe zwischen 15 und 25 Jahren Gefängnis.

    Darüber hinaus sieht der normative Akt vor, dass Personen, die mit verbotenen Substanzen angetroffen werden, nicht mehr mit Geldstrafen, sondern mit Freiheitsstrafen belegt werden. Das Dokument ergänzt das seit letztem Jahr geltende Anastasia-Gesetz, das Haftstrafen ohne die Möglichkeit der Aussetzung für betrunkene oder unter Drogeneinfluss stehende Fahrer vorsieht, die Unfälle mit Todesfolge verursachen. Das Anastasia-Gesetz ist nach dem vierjährigen Mädchen benannt, das im Jahr 2022 durch einen Fahrer ohne Führerschein ums Leben kam. Gleichzeitig wurde auch die Liste der risikoreichen Drogen aktualisiert, indem sechs neue, durch synthetische Verfahren gewonnene Substanzen aufgenommen wurden.

    Andererseits verabschiedete die Abgeordnetenkammer als Entscheidungsgremium einen normativen Akt, der flüchtige Personen, die sich der Strafverfolgung oder der Vollstreckung von Urteilen entzogen haben, zur Zahlung der Gerichtskosten verpflichtet, wenn sie ins Land gebracht werden. Genauer gesagt, würde der Staat seine Kosten für die Auslieferung dieser Personen zurückerhalten. Laut Justizministerin Alina Gorghiu schwanken die Kosten für jede Person, die zur Verbüßung ihrer Strafe nach Rumänien gebracht wird, zwischen mehreren Tausend Euro und 25.000 Euro, Geld, das nun vom Staat zur Verfügung gestellt wird, während das Phänomen der Flüchtigen von Jahr zu Jahr zunimmt. Das Gesetz gilt für international gesuchte Personen, gegen die ein europäischer Haftbefehl vorliegt, aber auch für Personen, die außerhalb der EU geflohen sind und gegen die ein Auslieferungsverfahren läuft. Der ehemalige Bürgermeister von Bukarest, der Arzt Sorin Oprescu, Alina Bica (ehemalige Leiterin der Anti-Mafia-Behörde), Mario Iorgulescu (Sohn des Präsidenten der Fußball-Profiliga, Gino Iorgulescu) oder Prinz Paul Philippe (Neffe von König Carol II.) sind nur einige Namen auf der Liste berühmter Flüchtiger, die nach ihrer Verurteilung in anderen Ländern Zuflucht fanden, viele davon in Italien und Griechenland. Rumänien ist seit Jahren nicht in der Lage, einige von ihnen ins Land zu holen.

  • Hilfe für Alkoholsüchtige in Rumänien

    Hilfe für Alkoholsüchtige in Rumänien

    Rumänien belegt einen der ersten Plätze in Europa beim Alkoholkonsum. Es gibt kein exaktes Profil des Alkohol-Verbrauchers, Fachleuten zufolge spiele aber der genetische Faktor eine wichtige Rolle. Personen mit engen Verwandten, die ein Alkohol-Problem haben, sind dem Risiko ausgesetzt, selbst eine Alkohol-Abhängigkeit zu entwickeln. Laut der Allianz für die Bekämpfung des Alkoholismus und der Drogensüchte (ALIAT) liegt in Rumänien der Alkohol-Konsum bei 9 Litern purer Alkohol pro Kopf im Jahr. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht darauf aufmerksam, dass der Alkoholkonsum bei Jugendlichen weltweit steigt.



    Trotz dessen gebe es in Rumänien kein solides Programm zur Konsum-Vorbeugung und für die Heilung der Alkohol-Abhängigen, meint Dan Prelipceanu, Psychiater und Ehrenvorsitzender der Allianz für Bekämpfung des Alkoholismus und der Drogensüchte (ALIAT):



    Das ist ein in Rumänien, aber auch in Europa gro‎ßes ungelöstes Problem. Man erkennt seit langer Zeit enormes Desinteresse, sogar eine Gleichgültigkeit der Gesellschaft und der Behörden gegenüber diesem Alkohol-Problem. Die aufgetretenen Sozialkosten stellen in diesem Zusammenhang ein wichtiges Problem dar. Es werden Dutzende Milliarden Euro für die Bekämpfung der Folgen des Alkoholmissbrauchs ausgegeben. Dazu zählen die direkten Kosten für Folgeschäden, aber auch die indirekten Kosten für frühzeitige Todesfälle, Pensionierungen, verlorene Jahre und Traumen der Minderjährigen, die aus Alkoholiker-Familien stammen, häusliche Gewalt.“



    Der gemä‎ßigte Konsum von Wein — ein Glas täglich — habe laut Spezialisten nur bei Nichtrauchern positive Folgen. Die Statistiken zeigen, dass in Rumänien etwa 2 Millionen Menschen exzessiv Alkohol trinken. 70% der Fälle häuslicher Gewalt und knapp 50% der Mordfälle sind auf den Alkohol-Konsum zurückzuführen. Für jeden Alkoholiker haben weitere sieben Personen zu leiden. Die Daten der Weltgesundheitsorganisation zeigen, dass der Alkohol mehrere Menschen tötet als AIDS und Tuberkulose zusammen. Dan Prelipceanu:



    Das findet man in allen Ländern. Bei uns aber viel mehr. Der Alkohol ist eine legale Droge und eine gute Gelegenheit, riesige Geschäfte zu entwickeln. Das ist die Kultur, in der wir leben.“



    Um denen, die Probleme mit dem Alhokol-Konsum haben, entgegen zu kommen, hat die Allianz für Bekämpfung des Alkoholismus und der Drogensüchte (ALIAT), die 1993 von Fachleuten gegründet wurde, vor 3 Jahren zwei Behandlungs-Zentren in Bukarest und Târgovişte eröffnet. Das ist das erste kostenlose Projekt für die Behandlung der Alkohol-Abhängigkeit, das in Rumänien mit Hilfe europäischer Fonds entwickelt wurde. In den drei Jahren seit der Eröffnung wurden mehr als 1.200 Patienten von den ALIAT-Fachleuten behandelt. Die meisten gehörten der Altersgruppe 25-54 Jahre an.



    66% der Behandelten hatten einen Abitur-Abschluss oder waren Akademiker. 42% hatten einen Arbeitsplatz, als sie die kostenlose Behandlung anfingen. Die Spezialisten von ALIAT haben in den letzten 20 Jahren versucht, den Alkohol-und Drogenabhängigen zu helfen. Gabriela Bondoc, ärztlicher Direktor von ALIAT:



    In den mehr als 20 Jahren seit der Gründung hat ALIAT ihre Dienstleistungen für die Behandlung unterschiedlicher Substanzen-Erkrankungen (Alkohol und Drogen) 18.300 Personen angeboten. Wir haben alle möglichen Eingriffsbreiche in puncto Alkohol-Konsum angesprochen, weil wir die grö‎ßte Organisation sind, die sich mit der Alkohol-Problematik beschäftigt. Wir haben primäre Präventions-Tätigkeiten in den Schulen abgewickelt, haben unter Jugendlichen die Folgen des Alkohol-Konsums bekannt gemacht. Weiter haben wir sekundäre und tertiäre Präventions-Tätigkeiten durchgeführt. Zudem hat ALIAT die wichtigste Fachliteratur, die sich mit Alhokol-Problemen beschäftigt, nach Rumänien gebracht. Wir haben auch über 800 Spezialisten in diesem Bereich ausgebildet.“



    Adrian Mihai ist 40 Jahre alt und wurde bei ALIAT behandelt. Obwohl er in einem Supermarkt arbeitet und die Alkoholflaschen in die Regale stellt, hat er seit acht Monaten keinen Alkohol mehr getrunken. Während seines Militärdienstes begann er zu trinken. Zunächst war es ein Vergnügen. Danach kam die Gewohnheit. Weil er manchmal tagelang nicht nach Hause kam, versuchte seine Frau, ihn zu überzeugen, medizinische Hilfe zu suchen. Dass er ein Gesundheitsproblem hat, verstand er, als er begann, 7 Liter Bier am Tag zu trinken.



    Ich versäumte Tage und Nächte mit dem Trinken. Die Arbeitskapazität reduzierte sich. Es gab Auseinandersetzungen mit der Familie. Ich verprasste mein ganzes Geld. Die Familie hat mich dazu gebracht, zu versuchen, auf den Alkohol-Konsum zu verzichten. Jahrelang habe ich es für 2-3 Monate versucht. Ich habe auch private Zentren besucht, da wurde für meine Behandlung Geld ausgegeben, aber ohne Ergebnis. Mein Glück war, dieses ALIAT-Team zu treffen, es hat mir die Augen geöffnet. Ich kann sagen, ich fühle mich wie neugeboren!“



    Adrian Mihai ist einer der 1.200 Patienten der ALIAT-Zentren, die kostenlos behandelt wurden. Seit Dezember 2013 wird jedoch die Organisation nicht mehr mit Hilfe europäischer Fonds finanziert. Das bedeutet, die Patienten werden die Kosten für ihre Behandlung selbst tragen müssen. Das sind umgerechnet knapp 1.500 Euro für drei Monate.



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  • Rumänische Jugendliche und ihre Probleme

    Rumänische Jugendliche und ihre Probleme

    Die Heranwachsenden zwischen 10 und 18 Jahren werden entweder als Kinder oder als junge Leute betrachtet — die Öffentlichkeit nimmt sie meistens nicht als getrennte Kategorie wahr. Dies besagt u.a. eine Studie mit dem Titel Die Situation der Heranwachsenden in Rumänien“, die unter der Schirmherrschaft der UNICEF vom Zentrum für Städtische und Regionale Soziologie (CURS) und vom Institut für Erziehungswissenschaften durchgeführt wurde. Die Untersuchung konzentrierte sich auf Heranwachsende zwischen 10 und 18 Jahren und zielte auf die kulturellen Trends, die Probleme und Anfälligkeiten der Teenies ab. Dazu die UNICEF-Vertreterin in Rumänien, Sandie Blanchet:



    Es gibt 3 Kategorien von anfälligen Teenagers in Rumänien: die Behinderten, die Heranwachsenden aus den Roma-Gemeinschaften und die Drogenkonsumenten. Die häufigsten Probleme sind der Schulabbruch (16% der Rroma-Kinder verlassen die Schule nach der 4. Klasse), die verfrühten oder ungewollten Schwangerschaften (2012 gab es in Rumänien 17.000 Mädchen unter 18 Jahren, die schwanger wurden), der Alkoholkonsum (42% der Heranwachsenden haben mindestens einmal Alkohol getrunken), das Rauchen (23% der Teenies haben mindestens einmal geraucht) und der Drogenkonsum (5,4% der Teenagers über 14 Jahren haben mindestens einmal Drogen genommen).“



    Die Prozentzahl der Heranwachsenden, die mindestens einmal Alkohol getrunken haben ist in der Tat hoch, aber es gibt Unterschiede zwischen Stadt und Land einerseits und zwischen Mädchen und Jungen andererseits. Die Soziologin Ionela Şufaru vom Zentrum für Städtische und Regionale Soziologie (CURS) stellt die Situation dar:



    Die Prozentzahl der Jungs ist doppelt gegenüber den Mädchen. In den ländlichen Regionen erklärten die Befragten eine doppellte Menge an konsumiertem Alkohol, im Vergleich zu den Städten. Was das Rauchen betrifft, so erklärten 23% der befragten Heranwachsenden, sie hätten mindestens einmal geraucht; das sind doppelt so viel Jungs im Vergleich zu Mädchen und um 10% mehr in den Städten als auf dem Lande. Zu den Drogen: Fast 4% der Befragten sagten, sie hätten zu einem gewissen Zeitpunkt irgendeine Droge genommen. In der Altersstufe 14-18 Jahre steigt diese Zahl aber bis auf 5,4%, und wenn wir die Kategorie 14-18 Jahre in den Städten betrachten, so werden 7,4% erreicht. Das Einstiegsalter für den Konsum von Alkohol und Rauschgiftmittel liegt bei den rumänischen Heranwachsenden bei 14 einhalb Jahren — das Einstiegsalter beim Drogenkonsum variiert aber zwischen 11 unsd 15 Jahren.“



    Einige Ursachen für ein solches Risikoverhalten sind das Verlassen der Familie im Alter von 14 Jahren, die aggressive Werbung für alkoholische Getränke und Zigaretten und der leichte Zugang der Teenies zu solchen Produkten. Das riskante Sexualverhalten ist eine weitere Kategorie, die in der Studie Situation der Heranwachsenden in Rumänien“ untersucht wird. Die Soziologin Ionela Şufaru:



    15% der befragten Teenager erklärten, sie hätten bereits ihr Sexualleben begonnen — die Prozentzahl der Jungs war zweimal höher als die der Mädchen, und es gab mehr sexuell aktive Teenies in den Städten als auf dem Lande. Die Mädchen sind in der Regel vorsichtiger und stabiler als die Jungs — sie haben meistens stabile Sexualparter und benutzen Kondome. Leider erklärten 16% der befragten Heranwachsenden, sie würden niemals Kondome benutzen. Den ersten Geschlechtsverkehr hätten sie mit 15-einhalb Jahren gehabt.“



    Neben der Feststellung der wichtigsten Anfälligkeiten der Teenager präsentierte die Studie auch mehrere Empfehlungen der UNICEF, damit die Rechte der Heranwachsenden besser geschützt werden und die Gesellschaft ihnen die Hilfe bietet, die sie benötigen. Die UNICEF-Vertreterin in Rumänien, Sandie Blanchet:



    Das Ausbildungssystem sollte den Teenagern die notwendigen Kenntnisse und das entsprechende Verhalten durch Hygienekurse vermitteln, die zum Schulprogramm gehören müssten. Die Schulen und die Gemeinden müssen die anfälligen Teenies unterstützen, damit sie ihre Ausbildung fortsetzen und abschlie‎ßen können. Das Gesundheitssystem sollte Fachleute ausbilden, die den Heranwachsenden zu einer sozialen Inklusion ohne Diskriminierung helfen. Die Teenies sollten au‎ßerdem mehr Sport treiben — dadurch wird die Anfälligkeit für ein Risikoverhalten reduziert. Diese Dienstleistungen sollten immer lokal, ganz nah an den jungen Leuten angeboten werden. Nicht zuletzt müssen die Eltern einen besseren Zugang zu Informationen haben, so da‎ß die Teenager sich zu Hause wohl fühlen.“



    Der Minister für Jugend und Sport, Nicolae Bănicioiu, hat die Probleme der rumänischen Heranwachsenden erkannt, und besteht auf bessere Informierung:



    Ein Gro‎ßteil unserer Aktivität im Teenagerbereich konzentriert sich auf die Prävention und die Bekämpfung des Konsums von Alkohol, Drogen und anderen verbotenen Substanzen. Neben den spezialisierten Nichtregierungsorganisationen nehmen wir uns auch vor, die Partnerschaft mit der Nationalen Agentur für Drogenbekämpfung fortzusetzen. Alle Aktionen des Ministeriums für Jugend und Sport — dazu gehören Ferienlager für Schüler und Studenten sowie die kulturellen und sportlichen Aktivitäten — wurden von Fachleuten von der Nationalen Agentur für Drogenbekämpfung begleitet, die Informations- und Präventionsaktionen durchgeführt haben. Wir fördern einen gesunden Lebensstil schon im jungen Schulalter, um gute Ergebnisse zu erzielen. Dazu gehört auch eine bessere Kommunikation mit den Teenagern.“



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