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  • Ostern auf der Törzburg: Bauernbräuche und Traditionen am Schloss

    Ostern auf der Törzburg: Bauernbräuche und Traditionen am Schloss

    An Ostern, Weihnachten oder anlässlich anderer Feiertage präsentiert sich das Schloss eben in… Feierlaune. In diesem Jahr haben die Sonderveranstaltungen zum Osterfest in der Törzburg bereits am 2. April begonnen — die Eventreihe geht am 23. April zu Ende. An Ostern ist die Törzburg in Festgewand gekleidet — das erwartet sie übrigens auch von ihren Besuchern. Warum sollte man aber dem Schloss gerade in den Osterferien einen Besuch abstatten? Bogdana Balmuş ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Törzburg und wei‎ß, wie sich die Frage beantworten lässt:



    In erster Linie ist die Törzburg, wie Sie wissen, lebendig. Über das ganze Jahr haben wir sehr viele öffentliche und private Veranstaltungen verteilt. Die Veranstaltung, die Sie meinen, gehört zu den öffentlichen und ist uns sehr ans Herz gewachsen. Sie begann vor einigen Tagen und wird bis Ende April dauern. In diesem Zeitraum werden die Besucher der Törzburg eine Ausstellung von Volkstrachten aus der ethnographischen Sammlung »Gabriel Boriceanu« vorfinden, sowie eine Fotoausstellung mit sehr alten Fotos, auf denen lokale Bräuche und Traditionen dargestellt sind. Au‎ßerdem sollen in einigen Räumen typische Inneneinrichtungen der Bauernhäuser aus der Gemeinde Mateiaş rekonstruiert werden.“




    Gabriel Boriceanu war ein leidenschaftlicher Sammler von Volkstrachten, er war wie magisch angezogen von ihrer Vielfalt und dem Reichtum. In seiner Sammlung befinden sich repräsentative Beispiele für Trachten aus unterschiedlichen Folklore-Gebieten des Landes, reich verziert und für alle festlichen Ereignisse gefertigt: von Hochzeiten bis hin zu all den anderen Feiertagen im Laufe eines Jahres. Was kann der Besucher von der jetzigen Ausstellung im Schloss Bran erwarten, fragten wir Bogdana Balmuş.



    Die Trachten sind hervorragend! Sie sind authentisch, es gibt einige besonders schöne Stücke, die die lokalen Traditionen sehr gut beleuchten. Wie Sie wissen, befindet sich die Gemeinde Mateiaş in der Schnittfläche dreier ethnographischer Gebiete: dem Alt-Land (rum. Ţara Oltului), dem Burzenland (rum. Ţara Bârsei) und dem Repser-Land (rum. Ţinutul Rupea), deshalb findet man hier eine Fülle an Traditionen und Bräuchen vor. Das trifft sowohl auf die Verzierungen und Gewänder als auch auf die Tanz und Spiel zu. Besucher können sich vor Ort ein Bild davon machen.“



    Bogdana Balmuş, die in der Törzburg für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, verspricht ferner auch andere Überraschungen, die den Urlauber in die Feststimmung einer lebendigen Dorfgemeinde einführen sollen.



    Damit alles lebendig und authentisch wirkt, wird eine Gruppe von Einheimischen, ein Volksensemble aus Mateiaş, am ersten Ostertag das sogenannte Gro‎ße Spiel rekonstruieren. Es ist ein uralter Brauch, der die Wiederauferstehung des Herrn und die Wiedergeburt der Natur zelebrieren soll. Wir kümmern uns darum, dass jeder wichtige Moment im Leben eines Rumänen in unserer Törzburg erlebt werden kann. Solche Sonderveranstaltungen gibt es auch an Weihnachten und Neujahr oder das ganze Jahr über.“




    Das lässt sich also als offene Einladung für einen Besuch im Schloss Bran deuten. Die Veranstalter versprechen, dass das jederzeit empfehlenswert ist, denn dort sei man schlie‎ßlich stets auf Gäste gefasst. Unlängst ist man auch zum Sommerprogramm übergegangen, also macht die Törzburg ihre Tore von 9-18 Uhr auf, und das von Dienstag bis Sonntag. Am Montag beginnt die Öffnungszeit erst um 12.



    An Ostern dürften vor allem die Kinder nicht zu kurz kommen, das sei auch in diesem Jahr so geplant, sagt Bogdana Balmuş abschlie‎ßend.



    Wie in den vergangenen Jahren auch, folgen wir unserer Tradition und weihen die Kleinsten und nicht nur in das typische Handwerk ein. Es werden einige Volkskünstler hier sein, die die Teilnehmer beim Erlernen der Eierbemalung betreuen sollen. Und für sie sind Holzeier bereitgestellt worden, damit sie anschlie‎ßend als Erinnerung mitgenommen werden können. Das wird vor allem die Kinder begeistern und an Ostern werden sie auch Schokoladeneier vom Osterhasen bekommen.“




    Damit die Räumlichkeiten im Schloss selbst optimal genutzt werden, soll der Osterhase im Musiksaal Schokoladeneier verteilen, und im Teehaus im Königlichen Park wird eine Eiersuche veranstaltet. Der Musiksaal gehörte der Königin Maria von Rumänien, die dort in der Zwischenkriegszeit ihre Konzerte und Empfänge hatte. Das Teehaus ist ebenfalls mit der Geschichte der Königin verbunden, auch dort wurden ab den 1930er Jahren Gäste empfangen.



    Und nicht zuletzt, weil Besucher der Törzburg oftmals auf der Suche nach einer furchteinflö‎ßenden Erfahrung sind, ist in vier der Räume das ganze Jahr über eine Ausstellung von Folterinstrumenten eingerichtet. Darunter die Eiserne Jungfrau“, Judas Wiege“ oder der Verhörstuhl“.

  • Die Anfänge der rumänischen Staatengebilde

    Die Anfänge der rumänischen Staatengebilde

    Der mittelalterliche rumänische Staat ist eines der spätesten politischen Gebilde in Europa. Die Gründung erfolgte erst Mitte des 14. Jahrhunderts. Historiker haben die langsamere Gründung durch politische Argumente erklärt und diese auf den wirtschaftlichen und sozialen Wandel zurückgeführt, der von der Völkerwanderung verursacht wurde. Der rumänische Raum zusammen mit dem nordslawischen Raum wurden periodisch den destabilisierenden Folgen der Übergriffe der türkisch-mongolischen Wandervölker aus Asien ausgesetzt.



    Über die Gründung der Walachei zwischen den Südkarpaten und der Donau wurde viel debattiert. Grund dafür ist der Mangel an historischen Quellen. Es gibt mehrere Thesen, die mehr oder weniger plausibel sind. Aus diesem Grund ist es schwer, diesen komplizierten und langen Prozess zu verstehen. Eine Theorie, die in den letzten Jahren für Aufruhr gesorgt hat, ist die Kumanen-Theorie des Historikers Neagu Djuvara. Laut dieser sollen die Kumanen, ein Turkvolk, erheblich zur Gründung der Walachei beigetragen haben.



    Der Historiker Matei Cazacu ist Spezialist in der Geschichte des Mittelalters. Er ist Forscher beim Nationalen Zentrum für Wissenschaftsforschung in Frankreich und Dozent beim Nationalen Institut für Orientalische Sprachen und Zivilisationen (INALCO) in Paris. Cazacu bestreitet die Kumanen-Theorie und erläutert den Stand der archäologischen Forschung betreffend die Gründung der Walachei:



    Man hat in Curtea de Argeş und Câmpulung ausgegraben. Hier wurden die Fürstenhäuser und alte Kirchen aus dem 13. Jahrhundert entdeckt. Es gab einige Woiwoden und Herrscher, die sich eines bestimmten Status erfreuten. Aufmerksame Forschungen haben gezeigt, wie sie allmählich ins Licht der gro‎ßen Geschichte eintraten. Bis dahin hatten sie in Gesellschaften mit einer mündlich überlieferten Kultur gelebt, die die Schrift nicht benutzte. Es musste die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzritter 1204 erfolgen und die Einbeziehung dieser Gebiete in eine riesige päpstliche Strategie, die die Heiden und die Schismatiker nördlich und südlich der Donau einschloss, um über die Existenz dieser walachischen Fürsten zu erfahren. Es handelte sich um Rumänen und Orthodoxe, sie lebten in Stein- und Holzhäusern. Die Kumanen und die anderen Nomaden lebten an den Donau-Ufern und an den Ufern der kleinen Flüsse, die in die Donau münden. Sie haben dort ihre Spuren hinterlassen. Ihre Gräber, 13 an der Zahl in der ganzen Walachei, sind insbesondere gen Osten gerichtet. Man kann daran erkennen, dass das Zentrum der kumanischen Macht im Osten lag, in der Dobrudscha und im Süden Bessarabiens. Wäre die Walachei von den Kumanen gegründet worden, dann hätte man nicht Curtea de Argeş, im Gebirge, als Hauptstadt gewählt und den Staat hätte man auf rumänisch nicht Muntenia — das Land der Bergbewohner — benannt. Die Hauptstadt hätte Lehliu oder Caracal sein müssen, dort, wo die Kumanen lebten, und nicht im Herzen der Karpaten.“



    Zahlreiche Historiker meinen, in der Walachei oder im heutigen Süden Rumäniens habe es zwei Staaten gegeben. Der Norden, in der Nähe der Karpaten, der von rumänischen Herrschern kontrolliert wurde, und der Süden, in der Nähe der Donau, der unter kumanischer Kontrolle lag. Auf mittelalterlichen Karten steht für den Osten und Süden der Walachei der Name Cumania. Der Historiker Şerban Papacostea mit Einzelheiten:



    In der westlichen Geographie in lateinischer Sprache erscheint der Raum östlich des Alt-Flusses unter dem Namen Cumania. Vom heutigen Landeskreis Argeş und der Kleinen Walachei (Oltenia) begann die Expansion des rumänischen Staates, der unter Basarab I. gegründet worden war. Dessen [möglicherweise kumanische] Herkunft spielt weniger eine Rolle. Er identifizierte sich mit dem rumänischen Staat und trug zu seiner Genese bei. Der Begriff Kumanien erscheint bis zum späten Mittelalter als Reich der Steppen. Ein Jahrtausend lang waren wir unter dem Einfluss oder sogar unter der Herrschaft dieses Reiches. Die Ausdehnung des rumänischen Staates begann im 13. Jh. in Richtung Osten nach Kumanien. In der westlichen Geographie unterschied man Cumania Neagră, das Schwarze Kumanien, das ist der westliche Teil, und das Wei‎ße Kumanien im Osten und nördlich des Schwarzen Meers. Der staatsbildende Prozess begann mit der Ankunft der Teutonen in den Karpaten im Jahr 1211. Im 14. Jh. wurde wurde dieser Prozess mit Basarabs Sohn und der Allianz zwischen dem ungarischen und polnischen Königreich gegen die Tataren fortgeführt. Diese Allianz drängte das unter dem Namen Goldene Horde bekannte Mongolische Reich aus der russischen Steppe nach Osten. Mit dem Begriff Schwarzes Kumanien bezeichnete man damals das walachische Gebiet östlich des Alt-Flusses und die Moldau.“



    Der Mediävist Matei Cazacu hat auch andere Belege für den Begriff Kumanien als regional bedeutendes Staatsgebilde parat:



    Dieses Kumanien kann durch die vorhandene Toponymie (Gesamtheit der Ortsnamen in einer Region) erkundet werden. Dort, wo wir Ortsnamen wie Bărăgan, Burnaz, Teleorman haben, handelt es sich um alte turksprachige Namen. Wir können also schlussfolgern, dass hier Kumanen lebten. Iorga hat ganz diese Tatsache ganz richtig gemerkt. Wir haben einerseits den kumanischen Teil im Süden der Walachei, die Bărăgan-Ebene bis zur Donaumündung und der Norddobrudscha. Ansererseits gibt es die Regionen, die von Rumänen bewohnt wurden, Vlăsia und Vlaşca. Im Banat kann man auch Slawen antreffen. Die Kumanen lebten in der Ebene, auf den Weiden kleiner Flüsse. Sie dominierten die Rumänen, die sich mit Fischfang und Landwirtschaft beschäftigten, und wurden von diesen assimiliert.“



    Die Herausbildung der Walachei als Staat im letzten Viertel des 13. Jh. und im 14. Jh. wurde durch den autochthonen Beitrag der Rumänen und unter den Einflüssen der Kumanen erzielt. Gemeinsam haben sie einen Staat gegründet, der später als Walachei bezeichnet wurde.



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