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  • 100 Jahre seit der Einbürgerung der Juden in Rumänien

    100 Jahre seit der Einbürgerung der Juden in Rumänien

    Bis 1919 hatten die rumänischen Juden keine Bürgerrechte, da die Verfassung von 1866 im berüchtigten Artikel 7 vorsah, dass nur die christlich-orthodoxen Religionsangehörigen rumänische Staatsbürger sein konnten. Viele Juden leisteten jedoch ihren Beitrag zur rumänischen Wirtschaft, Kultur und Kunst, und viele kämpften in der rumänischen Armee im Unabhängigkeitskrieg von 1877–1878 und in den Jahren des Ersten Weltkrieges.



    1919, am Ende des Ersten Weltkrieges, erhielten die Juden des alten Königreichs Rumänien das Recht, Bürger Gro‎ßrumäniens zu werden. Die internationalen Friedensverträge zwangen Rumänien, die Rechte der nationalen Minderheiten anzuerkennen, die gleichzeitig mit den überwiegend von Rumänen bewohnten Gebieten zum Teil des neuen Staates wurden. Die rumänische Gesetzgebung von 1919 bestätigte blo‎ß eine internationale Realität, nach jahrzehntelangen Anstrengungen jüdischer Organisationen, die Bürgerrechte gefordert hatten.



    100 Jahre nach der Anerkennung der rumänischen Staatsbürgerschaft erzählte die Historikerin Lya Benjamin die Geschichte der rumänischen Bürger, die der mosaischen Religion angehörten. Es ist nicht nur die Geschichte der Juden in Rumänien, sondern von Rumänien selbst vor einem Jahrhundert.



    Die politische Geschichte der Juden im rumänischen Kontext, die Geschichte des Kampfes um den Erwerb politischer Rechte begann 1857, als vor der Vereinigung von 1859 in Rumänien eine Reihe von politischen Ereignissen stattfand. Der Initiator des Kampfes ist Iuliu Barasch, der Verfasser eines Memorandums, das 1857 dem stellvertretenden Regenten Prinz Ghica überreicht wurde. Darin verlangt er eine Reihe von Rechten und sagt: ‚Wir erwarten die Rechtegleichheit, die die meisten unserer Glaubensgenossen in ganz Europa genie‎ßen.‘ Diese neue Forderung wird erst nach dem Ersten Weltkrieg, nach vielem Zögern und mit nicht wenigen Einschränkungen gelöst.“




    Rumänien war vor 1918 eine ländliche Gesellschaft, wie die meisten Mittel- und Osteuropas, weniger urbanisiert und fremdenfeindlich. Der rumänische Antisemitismus schrieb sich jedoch in die allgemeine europäische Haltung ein. Trotz der intensiven Aufklärungskampagnen der Öffentlichkeit und der rumänischen Politiker blieb der rechtliche Status der Juden bis zum Frühjahr 1918 unverändert, als das besiegte Rumänien das Bukarester Abkommen unterzeichnete. Die Historikerin Lya Benjamin erläutert die Umstände:



    Die Unterzeichnung des Friedensabkommens in Bukarest am 24. April 1918 stellt einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg dar, der schlie‎ßlich zur Anerkennung der bürgerlichen und politischen Rechte der Juden in Rumänien führte. Die deutsche Seite forderte, dass dieses Friedensabkommen unter anderem einen Sonderartikel zur Gewährung von Minderheitenrechten und einen Artikel, Artikel 28, enthält, der speziell die Juden betrifft. In dem Artikel hei‎ßt es, dass die Glaubensunterschiede keinen Einfluss auf den Zivilstand und insbesondere auf die politischen Rechte haben kann. In diesem Abkommen ist auch das Dekret vorgesehen, wodurch all diejenigen, die keine ‚Untertanen einer fremden Macht‘ waren, die an den Kriegen Rumäniens teilgenommen hatten, in diesem Land von hier geborenen Eltern geboren wurden, hier eingebürgert werden und gleiche Rechte wie die Rumänen erhalten.“




    Der erste Schritt wurde daher kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges unternommen. Die von dem konservativen Premierminister Alexandru Marghiloman geführte Regierung versuchte, die Bestimmungen des Friedensabkommens umzusetzen, aber die Opposition war stark. Historikerin Lya Benjamin mit Einzelheiten:



    Diese Bestimmung des Friedensabkommens zwischen Rumänien und Deutschland sei nach einigen Annahmen auf Vorschlag der jüdischen Gemeinde in Deutschland zustande gekommen. Im Sinne der Bestimmungen dieses Abkommens wurde im Sommer 1918 das sogenannte Marghiloman-Gesetz verabschiedet, das eine Reihe von Ma‎ßnahmen im Zusammenhang mit der Einbürgerung der Juden vorsah. Die Bestimmungen sind jedoch ziemlich restriktiv und ziemlich kompliziert. Die Union der Einheimischen Juden protestiert am 25. Juli 1918 im Parlament und erklärt, das Gesetz versto‎ße gegen den Geist des Friedensvertrages. Die Fassung des Gesetzes wurde als zu vage betrachtet, denn das Wort ‚Jude‘ war nicht enthalten. Zahlreiche Unterlagen mit den Zeugnissen der Antragsteller und ihrer Eltern mussten vorgelegt werden. Der Präsident der Union der Einheimischen Juden, Wilhelm Filderman, und die Union der Einheimischen Juden hielten das Gesetz für unrealistisch und unwirksam.“




    Der Herbst 1918 brachte gro‎ße Veränderungen im Leben Rumäniens mit sich, das aus dem besiegten Land ein Siegerland wurde. Alexandru Marghiloman, der als Verräter angesehen wurde, trat im November 1918 zurück und wurde durch seinen Rivalen, den Liberalen Ionel Brătianu ersetzt. Das Gesetz von Marghiloman teilte das Schicksal desjenigen, der dieses entworfen hatte. Aber auch das von Brătianu entworfene Gesetz war den Juden gegenüber nicht freundlicher gesinnt, denn diesen wurden viele Formalitäten abverlangt, um die rumänische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Es war eine völlig absurde Situation: Die Juden in Bessarabien, dem Banat, der Bukowina und Siebenbürgen erhielten automatisch die rumänische Staatsbürgerschaft, blo‎ß nicht die 270.000 vollständig rumänisierten Juden aus dem Altreich. Jüdische Organisationen forderten, dass die Juden im alten Königreich Rumänien die Staatsbürgerschaft einfach anhand einer eigenverantwortlichen Erklärung erhalten sollten, dass sie in Rumänien geboren wurden und keine andere Staatsangehörigkeit mehr besa‎ßen. Schlie‎ßlich griff Ionel Brătianu ein. Historikerin Lya Benjamin dazu:



    Unter dem Druck dieser Proteste übermittelt Brătianu, der im Frühjahr 1919 noch im Ausland lebte, den Text eines neuen Einbürgerungsgesetzes, das nach Ansicht von Filderman in allgemeiner Orientierung seiner Option entsprach, wie er in seinem Tagebuch schrieb. Warum? Weil es das erste Gesetz war, das aufgrund einer Erklärung des Antragstellers tatsächlich eine Einbürgerung vorsah. Das Gesetz erscheint im Amtsblatt vom 28. Mai 1919.“




    Dieses Gesetz garantierte jedoch nicht das Schicksal der Juden. 1938 wurde das Gesetz zur Überprüfung der rumänischen Staatsbürgerschaft erlassen, das insbesondere die Juden traf, ein Gesetz, das den Weg in den Holocaust ebnete.

  • Kontrafaktuale Geschichte: Wie sähe der rumänische Raum ohne die Vereinigung von 1918 aus?

    Kontrafaktuale Geschichte: Wie sähe der rumänische Raum ohne die Vereinigung von 1918 aus?

    Die Alternativgeschichte, die auch als Gegengeschichte oder kontrafaktuale Geschichte bezeichnet wird, ist ein Literaturgenre, in dem man sich die Geschichte anders vorstellt als jene, die uns bis in die Gegenwart geführt hat. Diese Art von Literatur ist sehr reichhaltig. Derjenige, der zum ersten Mal den Begriff Uchronie“ verwendet hat, war der französische Philosoph und Schriftsteller Charles Renouvier, der Autor eines gleichnamigen Textes im Jahr 1876. Seitdem lie‎ßen die Schriftsteller ihrer Imagination freien Lauf, und zahlreiche Alternativszenarien wurden aufs Papier niedergeschrieben.



    Das Alternativ-Rumänien“ oder das Mehrfache Rumänien“ ist ein Fiktionsdiskurs, in dem Autoren wie der Literaturkritiker und Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft Virgil Nemoianu, Professor an einigen amerikanischen Universitäten, eine Geschichte aufgebaut hat, in der die Vereinigung von 1918 nicht stattgefunden hätte. In seiner Jugend war Nemoianu ein leidenschaftlicher Leser von Geschichtsromanen.



    Das ich immer wieder Geschichtsromane las, bin ich in letzter Zeit dazu gekommen, die Gegengeschichte zu entdecken. Diese geht von Ereignissen aus, die nicht stattgefunden haben und manchmal sogar absurd sein können, wie z.B. der Eingriff einiger Au‎ßerirdischen in den Zweiten Weltkrieg. Der populäre Romanschriftsteller Harry Turtledove schrieb unter seinen zahlreichen Romanen den Band »Ruled Britannia«. Er stellt sich vor, dass die Unbesiegbare Armada 1588 England erobert hat. Dabei wird Königin Elisabeth im Tower of London eingekerkert und England wird wieder katholisiert. Lope de Vega ist ein junger Leutnant, der sich Shakespeare nähert, um von ihm etwas über die Dramaturgie zu erfahren. Alte Politiker bereiten allerdings einen Aufstand vor, der letztendlich siegreich ist. Er hat auch einen weiteren Roman, der »Die beiden Georges« hei‎ßt. Darin versöhnen sich George III. mit George Washington, anstatt dass es zu einer Aufspaltung zwischen den USA und England kommt.“




    1918 entstand Gro‎ßrumänien durch die Vereinigung zwischen dem Rumänischen Königreich und Siebenbürgen, dem Banat und der Bukowina. Diese Situation nehmen die Historiker so wahr, wie sie sich ereignete, und sind der Meinung, dass eine Alternativgeschichte nicht der Geschichtswissenschaft wert ist. Virgil Nemoianu glaubt nicht, dass eine Alternativgeschichte etwas Absurdes sein würde.



    Mehrere Staaten, in denen dieselbe Sprache gesprochen wird, gibt es sowohl in Europa als auch weltweit. Welche wären die Vorteile gewesen? Wie hätte man die Dinge verstanden? Erstens standen die Rumänen fast ein Jahrtausend lang an der Kreuzung und zwischen dem Druck gro‎ßer Reichsmächte aus dem Osten, aus dem Süden, aus dem Westen. Das bedeutet zugleich mindestens drei unterschiedliche Einflüsse. Sie veränderten die Natur, die Art des Seins und die Bräuche in jedem dieser Länder. Im alten Königreich gab es einen französischen und einen russischen Einfluss. Jenseits der Karpaten gab es einen deutsch-österreichischen Einfluss, trotz der ungarischen Domination. Wie hätten sich diese Staaten einzeln entwickelt? Ich stelle mir vor, dass der Umzug der Menschen von einer Seite der Karpaten auf die andere einfach und vorteilhaft gewesen wäre. Bevölkerungsumzüge hat es sowieso gegeben. Auch nach der Gründung Gro‎ßrumäniens wei‎ß man, dass es gegensätzliche Tendenzen gegeben hat. Einerseits die Anziehung Mitteleuropas, andererseits das Balkanbündnis, in dem sich Rumänien eher mit Ländern wie Jugoslawien, Bulgarien und Griechenland, verbunden sah.“




    Das heutige Rumänien ist aus zwei unterschiedlichen geokulturellen Räumen gebildet, dem extrakarpatischen Raum, wo der Einfluss des Osmanischen Reiches und die christlich-orthodoxe Religion dominierend waren, und dem mitteleuropäischen Raum, wo der Einfluss Ungarns, des Habsburgischen Reiches und des Katholizismus ausgeprägt waren. Auf diesen Voraussetzungen baute Virgil Nemoianu seine Alternativgeschichte des mehrfachen Rumäniens auf.



    Die interne Natur der beiden Staaten wäre unterschiedlich gewesen. Wir können uns vorstellen, dass im transkarpatischen Raum es eine höhere Verstädterung gegeben hätte, vielleicht eine mitte-links-gerichtete politische Orientierung, denn hier gab es eine etablierte sozialdemokratische Tradition, ein gutes Finanznetz, mit recht kleinen Banken und Industrieanfängen. Dieser imaginäre Staat könnte der heutigen Slowakei, Slowenien oder Kroatien ähnlich sein. Das, was das alte Königreich war, wäre vielleicht intellektuell stärker entwickelt, denn hier gab es sehr solide Universitäten, eine solide intellektuelle Tradition, und auch die Landwirtschaft hätte sehr entwickelt sein können. Dieser Staat hätte zuversichtlicher nach Süden, auf den Balkan blicken können. Aus religiösem Gesichtspunkt hätte es im imaginären transkarpatischen Staat eine gewisse Zusammenarbeit zwischen Orthodoxen und Griechisch-Katholiken gegeben. Es gab auch Konflikte, allerdings bestand eine gewisse Freundschaft. Das alte Königreich war überwiegend orthodox, stand also dem Balkan und dem Osten näher. Ich denke au‎ßerdem, dass keine Rechtsextreme auf dieselbe Weise entstanden wäre. Es hätte auch Nachteile gegeben. Das vereinte Rumänien hatte eine gewisse Wirtschaftsmacht, die in der Zwischenkriegszeit und sogar während des Kommunismus zum Ausdruck kam. Aus intellektueller und kultureller Sicht kann man über Zusammenarbeit und über Kontakte zwischen den beiden Seiten der Karpaten sprechen. Ich möchte nicht behaupten, dass es besser gewesen wäre, wären die beiden Seiten getrennt, hätte es zwei rumänische Staaten gegeben. Ich wollte nur sagen, dass es sowohl Vorteile als auch Nachteile gegeben hätte. Deshalb habe ich dieses mehrfache Rumänien verbildlicht.“




    Die Geschichte hat so stattgefunden, wie wir sie heute kennen. Denn diese war für die Menschen jener Zeit die gültigste Formel. Die Alternativgeschichte tut nichts anderes, als sich Szenarien vorzustellen, und sie ist ein literarisches Gedankenspiel. Das mehrfache Rumänien oder das Alternativ-Rumänien findet im Mentalitätsunterschied Substanz, den man auch heute feststellt, aber dieses blieb blo‎ß eine Variante, die für die Staatsraison nicht glaubwürdig war.

  • Alba Iulia – die Stadt der Großen Vereinigung

    Alba Iulia – die Stadt der Großen Vereinigung

    Am 1. Dezember 1918 tagte in der siebenbürgischen Stadt Alba Iulia (dt. Karlsburg od. Wei‎ßenburg) im Zentrum des heutigen Rumäniens die Gro‎ße Nationalversammlung, die die Vereinigung der Provinzen Siebenbürgen, Banat, Kreischgebiet (rum. Crişana), Marmarosch (rum. Maramureş) und Sathmar (rum. Sătmar, heute Satu Mare) mit dem Königreich Rumänien ausrief. Der 1. Dezember ist seit 1990 der Nationalfeiertag Rumäniens.




    Die Fragen sind gar nicht kompliziert:




    Was wird am 1. Dezember gefeiert und welche Bedeutung hat dieser Festtag?



    Wo fand die Gro‎ße Nationalversammlung vom 1. Dezember 1918 statt?



    In welchem Teil Rumäniens liegt Alba Iulia?




    Unter den Teilnehmern, die die richtigen Antworten einsenden, losen wir zwei Gro‎ße Preise aus: je eine Reise, für eine Person, vom 10. zum 18. September 2018, getragen vom Hotel Transilvania in Alba Iulia bzw. der Herberge Casa Moţului“ in Arieşeni, Landkreis Alba. Die Anreise müssen die Gewinner allerdings selbst bezahlen. Zu gewinnen gibt es natürlich auch andere kleinere Preise, vor allem Kulturprodukte. Das Quiz veranstalten wir zusammen mit dem Landkreisrat Alba, der Stadtverwaltung Alba Iulia, der Filiale Alba Iulia des Verbands Bildender Künstler, dem Orthodoxen Erzbistum Alba Iulia und der Porzellanfabrik Apulum in Alba Iulia.



    Unsere Koordinaten bleiben unverändert:



    Radio România Internaţional,


    General-Berthelot-Str. Nr. 60-64, Sektor 1, Bukarest, PO Box 111, PLZ 010171.


    Fax: 00.40.21.319.05.62


    E-Mail: germ[at]rri.ro.



    Der Wettbewerb läuft bis zum 30. Juni 2018, es gilt das Datum des Poststempels. Die letzten Antworten über die Online-Kanäle sollten um 24.00 Uhr rumänischer Zeit am 30. Juni 2018 abgegeben sein.



    Schreiben Sie uns bitte auch, was Sie zur Teilnahme veranlasst hat.



    Viel Erfolg!




    
    Allgemeine Teilnahmbedingungen für das Gewinnspiel
    
    Alba Iulia -- die Stadt der Gro‎ßen Vereinigung



    1. Der Veranstalter



    Die Rumänische Rundfunkgesellschaft (Societatea Română de Radiodifuziune), mit Sitz in Bukarest, General-Berthelot-Stra‎ße Nr. 60-64, Steuernummer RO8296093, organisiert über Radio Rumänien International (RRI) ein Gewinnspiel unter den Stichworten Alba Iulia die Stadt der Gro‎ßen Vereinigung“.



    Der Veranstalter behält sein Recht vor, Konzept und Format des Gewinnspiels jederzeit bei Bedarf zu ändern oder das Gewinnspiel jederzeit während der Durchführung einzustellen. Die Veränderungen werden dem Publikum vor Inkrafttreten durch Ansagen im Sender RRI und im Internet unter www.rri.ro mitgeteilt.




    2. Dauer der Durchführung



    Das Gewinnspiel findet statt im Zeitraum 1. April — 30. Juni 2018. Es gilt das Datum des Poststempels (bzw. 30. Juni 2018, 24.00 Uhr, rumänische Ortszeit). Das Gewinnspiel findet in allen Sendesprachen von RRI statt.




    3. Teilnahmeberechtigung und Teilnahmebedingungen



    Teilnehmen am Gewinnspiel dürfen sämtliche natürliche Personen, die das Alter von 18 Jahren bis zum 1. April 2018 erreicht haben. Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Beschäftigte und vertragliche Mitarbeiter der Partner sowie Beschäftigte und vertragliche Mitarbeiter der Rumänischen Rundfunkgesellschaft und deren Verwandte bis zum zweiten Grad.




    4. Konzept



    a) Das Gewinnspiel findet im Zeitraum 1. April — 30. Juni 2018 in allen Sendesprachen von RRI statt.



    b) Ein Hörer oder Nutzer kann jeweils einen einzigen Preis gewinnen, der aus Produkten zur kulturellen und touristischen Förderung des rumänischen Landkreises Maramureş besteht.



    c) Die Quizfragen werden regelmä‎ßig in den Sendungen von RRI ausgestrahlt bzw. im Internet unter www.rri.ro sowie im Rahmen der Social-Media-Auftritte von RRI (Facebook, Google+, LinkedIn) veröffentlicht.



    d) Die Teilnehmer müssen schriftlich auf alle Quizfragen antworten. Zu schicken sind die Antworten per Post an Radio România Internaţional, Str. G-ral Berthelot Nr. 60-64, sector 1, Bucureşti, PO Box 111, Cod 010171; per Fax an 00.40.21.319.05.62; per E-Mail an die Adressen der jeweiligen Sprachdienste. Sie können auch im Facebook-, Google+- oder LinkedIn-Profil des jeweiligen Sprachdienstes veröffentlicht werden. Wir ermutigen die Teilnehmer, uns auch mitzuteilen, warum sie am Gewinnspiel teilnehmen und vor allem warum sie die Sendungen von RRI einschalten oder die Berichterstattung von RRI online verfolgen.



    e) Schreibt ein Hörer oder Nutzer mehrere Sprachdienste an, zählen nur die Antworten an den ersten angeschriebenen Dienst.



    f) Der jeweilige Preis wird ausschlie‎ßlich als Gegenstand zur Kulturförderung vergeben (z.B. CDs, Alben, Broschüren, DVDs); der Geldwert des Preises kann nicht beantragt oder ausgezahlt werden.




    5. Bestätigung der Gewinner und Empfang der Gewinnpreise



    a) Der teilnehmende Hörer oder Nutzer wird gebeten, die vollständigen Identifikationsdaten und die Anschrift (sowie die Wohnortadresse, falls unterschiedich) per Post oder E-Mail an RRI mitzuteilen, um in Besitz eines eventuellen Preises kommen zu können.



    b) Für die Vergabe der Preise zählen nur richtige, vollständige und fristgemä‎ß abgeschickte Antworten.



    c) Die Preise werden auf Kosten von RRI, in den Grenzen staatlicher Zuwendungen, schnellstmöglichst per Post verschickt.



    d) Erhaltene Preise können nur aus sachlichen, schriftlich vorgetragenen Gründen abgelehnt oder zurückgeschickt werden, um Zusatzkosten für RRI zu vermeiden. Sollte ein Preis ohne klare, von RRI schriflich akzeptierte Begründung abgelehnt oder zurückgeschickt werden, führt dies zum Auschluss der Person von dem nächsten Gewinnspiel, das die Rumänische Rundfunkgesellschaft über RRI veranstaltet. Das Gleiche trifft zu, wenn aus Verschuldung der Teilnehmer die Wohnanschrift falsch mitgeteilt wird.



    e) Gewinner werden gebeten, RRI den Erhalt des Pakets und dessen Inhalt auf jedem Weg schriftlich mitzuteilen, um die die Vollständigkeit der Postsendung überprüfen zu können.




    6. Verantwortung



    Durch die Einschickung der Quizantworten erklären sich alle Teilnehmer mit den Anforderungen und Bedingungen vorliegender Teilnahmeordnung einverstanden und verpflichten sich zu deren Einhaltung.




    7. Datenschutzbestimmungen



    Gemä‎ß der geltenden Gesetzgebung ist der Veranstalter verpflichtet, die Namen der Gewinner dieses Preisausschreibens und die verliehenen Preise zu veröffentlichen. Der Veranstalter verpflichtet sich desgleichen, die Verordnung (EU) 2016/679 (Datenschutzgrundverordnung DSGVO“) zum Schutz natürlicher Personen bei der Bearbeitung personenbezogener Daten zum freien Datenverkehr der während des Preisausschreibens gespeicherten Daten zu respektieren. Der Veranstalter verpflichtet sich somit, die Vertraulichkeit der personenbezogenen Daten der Teilnehmer am Preisausschreiben zu gewährleisten. Mit der Teilnahme am Preisausschreiben und der Weitergabe der personenbezogenen Daten erteilen die Teilnehmer ihre Zustimmung für die Erfassung dieser in einer Datenbank des Veranstalters. Auf ausdrückliches schriftliches Ersuchen der Teilnehmer wird der Veranstalter die personenbezogenen Daten nach Ablauf des Preisausschreibens löschen.





    8. Höhere Gewalt



    Im Sinne dieser Teilnahmebedingungen gilt als höhere Gewalt jedes Ereignis, das vom Veranstalter nicht kontrolliert, beseitigt oder vorhergesehen werden kann und dessen Eintreten es ihm unmöglich macht, seine durch diese Teilnahmebedingungen angenommenen Verpflichtungen einzuhalten; dazu gehören nicht ausschlie‎ßlich Kriege, Brände, Überschwemmungen, Streiks und Blockaden, Erdbeben, andere Katastrophen jeder Art. Verhindert eine Situation der höheren Gewalt teilweise oder vollständig die Abwicklung des Gewinnspiels nach den Bedingungen in vorliegender Ausführung, ist der Veranstalter von seiner Verantwortung für die von der Situation der höheren Gewalt betroffenen Zeitdauer befreit.




    9. Rechtsstreitigkeiten



    Eventuelle Streitigkeiten zwischen dem Veranstalter und den Teilnehmern des Wettbewerbs werden einvernehmlich gelöst. Ist eine gütliche Einigung nicht möglich, wird die Streitigkeit zur Beilegung an die in Bukarest zuständigen rumänischen Gerichte verwiesen.




    10. Veröffentlichung der Teilnahmebedingungen



    Die Teilnahmebedingungen werden im Internet unter www.rri.ro sowie innerhalb der Social-Media-Auftritte von RRI (Facebook, Google+, LinkedIn) veröffentlicht. Als Grundlage dient die englische Sprachfassung.

  • Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien 1918: Umstrittener Akt staatlicher Raison

    Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien 1918: Umstrittener Akt staatlicher Raison

    Nach dem Kriegsaustritt Russlands war Rumänien alleine an der Ostfront geblieben und hatte deshalb ein Friedensabkommen beantragt. Das Land sollte sich anschlie‎ßend einerseits mit der Besetzung durch die Mittelmächte und andererseits mit der Evakuierung der vom Revolutionsdrang erfassten russischen Armee konfrontieren.



    Der Arzt Daniel Ciugureanu war einer der aktivsten Anhänger der Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien. Sein Sohn, Gheorghe Ciugureanu, gab 1993 ein Interview für das Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks, indem es auch um seinen Vater ging. Ciugureanu stammte aus einer traditionsreichen Bojarenfamilie aus Hotin in der heute zur Ukraine gehörenden Nordbukowina, er promovierte in Medizin an der Universität Kiew. Während des Studiums gründete er den Kulturkreis Deşteptarea“ (Erwachen“), gemeinsam mit dem Historiker Ştefan Ciobanu, dem Schriftsteller Alexe Mateevici, dem Ingenieur Nicolae Codreanu und anderen Nationalgesinnte. Im Interview von 1993 erinnerte sich Gheorghe Ciugureanu an die von seinem Vater erwähnte politische Zusammensetzung des Landesrates Bessarabiens, dem die entscheidende Rolle bei der Vereinigung der Provinz mit Rumänien zukommen sollte.



    Im Jahre 1917 hat mein Vater Daniel an der Gründung des Landesrates, also des Parlaments der ehemaligen Moldauischen Republik teilgenommen, das zum ersten Mal am 25. November 1917 tagte. In der Sitzung vom 27. November 1917 proklamierte es die Autonomie der Demokratischen Moldauischen Republik, die jedoch weiterhin dem Zarenreich einverleibt blieb. Die Zusammensetzung des Landesrates sah in etwa wie folgt aus: Au‎ßer einiger weniger bedeutenden politischen Fraktionen, die eher nach ethnischen Kriterien zustande gekommen waren, wie etwa die Union der Deutschen, die Union der Gagausen, Juden sowie Ukrainer und Polen, gab es eigentlich zwei politische Fraktionen, die sich gegenüber standen. Es gab die sogenannte Bauernfraktion, die von Ion Inculeţ angeführt wurde, ihm folgten Pantelimon Erhan und Pantelimon Halippa sowie andere, die für die Autonomie Bessarabiens plädierten, jedoch weiter Teil des Russischen Reiches bleiben wollten. Der Moldauer Block hatte Daniel Ciugureanu als Anführer, gefolgt von Buzdugan, Anton Crihan, Ştefan Holban, Dimitrie Bogoz und anderen.“




    Der Vereinigungsprozess verlief nicht glatt, auch wenn viele Bessarabier nationalistische Überzeugungen hatten. Die Anarchieperiode nach der Machtübernahme durch die Sowjets in Petersburg habe gro‎ße Unruhen erzeugt, erzählte Gheorghe Ciugureanu.



    In einer ersten Phase hatte die Bauernfraktion die Macht ergriffen, Ion Inculeţ wurde zum Präsidenten des Landesrates gewählt, wobei die Regierung von Pantelimon Erhan geführt wurde. Die Exekutive war damals irgendwie der Zentralregierung in Petersburg untergeordnet. Die erste Phase dauerte von der ersten Sitzung am 25. November 1917 bis zum 14. Januar 1918. In diesem Zeitraum und vor der Gründung des Landesrates, aber vor allem während dieser Zeitspanne, intensivierte sich die Invasion der russischen Deserteure von der moldauischen Front. Diese massenhafte Fahnenflucht war die Folge der in Russland beginnenden Revolution. Auf ihrem Weg ins Land marschierten sie durch Bessarabien und verübten dort Raubüberfälle und Morde, wobei sie auch von Einheimischen aus den untersten Schichten gefolgt wurden. Die Lage war unerträglich geworden, da sie von den sowjetischen Volkskommissaren gelenkt wurden und eine regelrechte Hetzjagd gegen die Oberhäupter der rumänischen Volksbewegung gestartet hatten. In diesem Zusammenhang wurde Simion Gurafa getötet, der, nebenbei gesagt, mein Taufpate war. Er starb im Weingarten von Hodorogea, einem weiteren rumänischen Nationalisten, ihn tötete eine Bande von Deserteuren. Mein Vater musste sich damals verstecken, abtauchen, denn sonst hätte er sicherlich zu den ersten Opfern gehört.“




    Angesichts der offensichtlichen Gefahr der völligen Zerstörung forderten die Anführer der Bessarabien-Rumänen die Unterstützung der rumänischen Armee für die Wiederherstellung der Ordnung an. Nichtsdestotrotz lie‎ßen die Bessarabier die Operationen der rumänischen Armee nicht ohne eigene Protestaktionen gewähren, sagte Gheorghe Ciugureanu im Interview mit dem Zentrum für Mündliche Geschichte.



    Die Krise hatte ihren Höhepunkt erreicht. Anfang Januar 1918 waren die siebenbürgischen Freiwilligen, die den Bessarabiern im Kampf gegen die Banden helfen wollten, im Bahnhof von Chişinău massakriert worden. Jenen Ereignissen folgte eine geheime Beratung der Anführer des Moldauischen Blocks aus der damaligen Opposition, eine Beratung, die im Haus des Ingenieurs Nicolae Codreanu stattfand und bei dem mein Vater den Vorsitz hatte. Bei diesem Treffen beschloss man, einige Entsandte nach Iaşi zu schicken, die der rumänischen Regierung in Iaşi die Unterstützung der rumänischen Armee gegen die verübten Massaker und Morde verlangen sollten. Die Entsandten des Moldauischen Blocks kamen in Iaşi an, wo sie ihr entsprechendes Schreiben überreichten. Die rumänische Armee reagierte blitzartig, gleich am nächsten Tag wurde ein Armeekorps von der Karpatenfront unter dem Befehl des Generals Ernest Broşteanu nach Bessarabien beordert. Der Korps drang etwa am 9. Januar nach Bessarabien ein, also gleich nach drei Tagen wurde der Pruth überquert und in Richtung Chişinău losmarschiert. In dem Moment gab es einen völlig ungewöhnlichen Eingriff seitens des Landesrates und der bessarabischen Regierung — sie schickten der rumänischen Regierung in Iaşi ein Protesttelegramm, gezeichnet von Ion Inculeţ und gegengezeichnet von Regierungschef Pantelimon Erhan, in dem in scharfem Ton gegen den Einmarsch der rumänischen Armee in Bessarabien protestiert wurde.“




    Die Vereinigung Bessarabiens mit Rumänien im März 1918 wurde in der Tat nicht von allen Bessarabiern willkommen gehei‎ßen. Allerdings brachte das Ereignis den lang ersehnten Frieden nach den vier blutigen Kriegsjahren.

  • 1. Dezember 1918: Zur Bedeutung des rumänischen Nationalfeiertages

    1. Dezember 1918: Zur Bedeutung des rumänischen Nationalfeiertages

    Der 1. Weltkrieg, der von der Entente gewonnen wurde, führte zu einer tiefgreifenden Veränderung der geopolitischen Karte Europas. Neue Staaten entstanden auf den Trümmern ehemaliger Reiche, andere haben ihre Landesfläche vergrö‎ßert. Rumänien war auf der Gewinnerseite. Am 1. Dezember 1918 entstand durch die Vereinigung des bis dahin aus der Walachei und der Moldau bestehenden Königreichs Rumänien mit den Provinzen Bessarabien, Bukowina, Banat, Kreischland und Siebenbürgen der Staat Gro‎ßrumänien. Die neue geopolitische Karte Europas bedeutete auch eine Umgestaltung der politischen Strukturen nach nationalen Kriterien und war ein letzter Ausdruck der Moderne in ihrer Auseinandersetzung mit den Weltreichen. Der Grundsatz der nationalen Selbstbestimmung war entscheidend beim Entstehen der neuen Staaten, und bis heute funktioniert dieser Grundsatz im Rahmen der internationalen Beziehungen.



    Als Siegermacht im Ersten Weltkrieg bestimmte die Entente die Friedensbedingungen für die besiegten Mittelmächte. Abgesehen von den wichtigen Gebietsabtretungen mussten Deutschland, Österreich-Ungarn und ihre Alliierten nach dem Ersten Weltkrieg auch Reparationen zahlen. 1916 hatte Rumänien einen Vertrag mit der Entente unterzeichnet, um in den Krieg einzutreten, und war dadurch berechtigt, beim Friedensschluss maximale Reparationen zu verlangen. Mehr über die Situation der europäischen Länder nach dem Ersten Weltkrieg erfahren wir von Ion Scurtu, Professor für rumänische Gegenwartsgeschichte an der Universität Bukarest:



    Der Waffenstillstand bedeutete das Einstellen aller militärischen Operationen; auf dieser Basis wurde die Friedenskonferenz vom Januar 1919 einberufen. Der Friedensvertrag von Versailles wurde bei der Pariser Friedenskonferenz 1919 im Schloss von Versailles von den Mächten der Triple Entente und ihren Verbündeten bis Mai 1919 ausgehandelt. Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags endete der Erste Weltkrieg völkerrechtlich. Der Vertrag konstatierte die alleinige Verantwortung Deutschlands und seiner Verbündeten für den Ausbruch des Weltkriegs und verpflichtete es zu Gebietsabtretungen, Abrüstung und Reparationszahlungen an die Siegermächte. Nach ultimativer Aufforderung unterzeichnete Deutschland am 28. Juni 1919 den Vertrag im Spiegelsaal von Versailles. Nach der Ratifizierung und dem Austausch der Urkunden trat der Vertrag am 10. Januar 1920 in Kraft. Laut dem Friedensvertrag von Versailles war Deutschland verpflichtet, die neuen Grenzen Rumäniens anzuerkennen, Kriegsreparationen und Kompensationen für die Besatzungszeit zu zahlen. Ferner musste Deutschland Kompensationen für das Drucken von Lei durch die Generalbank der Walachei, die keine Golddeckung hatten, und von der Besatzungsmacht als Währung vorgeschrieben wurden. Im Friedensvertrag von Versailles waren Bestimmungen über alle am Krieg beteiligten Staaten enthalten. Als weitere Pariser Vorortverträge mit den Verlierern folgten am 10. September 1919 der Vertrag von St. Germain mit Deutschösterreich, am 27. November 1919 der Vertrag von Neuilly-sur-Seine mit Bulgarien, am 4. Juni 1920 der Vertrag von Trianon mit Ungarn sowie am 10. August 1920 der Vertrag von Sèvres mit dem Osmanischen Reich. Die Rumänen in Österreich-Ungarn sprachen sich für die Vereinigung mit dem Königreich Rumänien aus. Am 28. November 1918 wurde im Synodensaal der Erzbischöflichen Residenz in Czernowitz durch einen Rumänischen Kongress mit Unterstützung der deutschen und polnischen Vertreter die Vereinigung der Bukowina mit dem Königreich Rumänien proklamiert. Die Rumänen Siebenbürgens sprachen sich am 1. Dezember 1918 im sogen. »Karlsburger Beschluss« (rum. Rezoluţia de la Alba Iulia) für die Vereinigung mit Rumänien aus. Bei der Nationalen Versammlung in Alba Iulia/Karlsburg haben Tausende Rumänen aus Siebenbürgen und dem Banat die Vereinigung mit dem Königreich Rumänien abgesegnet. Die von der Nationalversammlung festgelegten Beschlüsse wurden von Vasile Goldiş verlesen. Am 3. Dezember hat eine Delegation bestehend aus Alexandru Vaida Voevod, Vasile Goldiş, dem griechisch-katholischen Bischof Iuliu Hossu und dem orthodxen Bischof Miron Cristea dem König Ferdinand I. die Karlsburger Beschlüsse eingereicht. Durch ein königliches Dekret wurde am 25. Dezember 1918 der Staat Gro‎ßrumänien proklamiert.“




    Als Gro‎ßrumänien (rumänisch România Mare“) wurde umgangssprachlich das Königreich Rumänien in der Zeitspanne 1919–1940 bezeichnet, als es seine grö‎ßte territoriale Ausdehnung erreichte. Das Königreich Rumänien (umgangssprachlich: Altreich) erhielt nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ungarisch-Rumänischen Krieg mehrere Territorien von Ungarn (Siebenbürgen und Teile der historischen Provinzen Banat, Kreischland und Maramuresch), von Österreich (die Bukowina), Russland (Bessarabien) und Bulgarien (Rückgabe der Süddobrudscha). In diesen Gebieten wurde der Anschluss an Rumänien durch Volksversammlungen gefordert. Der neue Staat musste aber international anerkannt werden, was nicht besonders einfach war. Professor Ioan Scurtu dazu:



    Der damalige Ministerpräsident und Leiter der rumänischen Delegation bei der Friedenskonferenz, Ionel Brätianu, war davon überzeugt, dass Rumänien die gleiche Behandlung wie die anderen Gewinnerstaaten genie‎ßen würde. ‚Bei den Kämpfen und bei der Aufopferung waren wir gleich; bei der Friedenskonferenz müssen wir auch gleichberechtigt behandelt werden‘, sagte Ionel Brătianu. Bei der Friedenskonferenz bildete sich aber eine Staatengruppe, der sog. Rat der Fünf, der eigentlich als Rat der Vier funktionierte. Der Rat der Vier, auch die Gro‎ßen Vier genannt, traf die wichtigsten Entscheidungen nach dem Ersten Weltkrieg im Rahmen der Pariser Friedenskonferenz von 1919. Er bestand aus den vier Regierungschefs der mächtigsten Siegernationen, Georges Clemenceau (Frankreich), David Lloyd George (Gro‎ßbritannien), Vittorio Emanuele Orlando (Italien) und Woodrow Wilson (USA), die unter den 32 insgesamt anwesenden Nationen ausschlaggebend waren. Ionel Brătianu bestand auf die Beibehaltung der Gleichheit unter den Gewinnerstaaten, aber der US-Präsident Wilson präzisierte bei der Konferenz, dass jedes Land nur so viel Gewicht habe, wie viel seine jeweilige militärische Macht wert sei. Verglichen zu den anderen Siegerstaaten war Rumänien keine gro‎ße militärische Macht. Das war das wichtigste Problem. Ferner gab es auch gewisse Schwierigkeiten in Bezug auf das Unterzeichnen des separaten Friedens und auf die Tatsache, dass der Vertrag von 1916 sich nicht auch auf Bessarabien (Teile Bessarabiens bilden die heutige Republik Moldau) sondern nur auf die rumänischen Territorien in Österreich-Ungarn bezog. Dann gab es Probleme mit den Reparationen, mit dem freien Verkehr von Waren, Personen sowie von Gütern der Entente auf rumänischem Territorium, und auch mit dem Schutz der Volksminderheiten. Zum letzten Punkt könnte ich Ionel Brătianu zitieren; er erklärte bei der Friedenskonferenz, Rumänien sei in jedem Moment bereit, dieselben Minderheitenrechte anzuerkennen, die die Mitgliedsstaaten vom Rat der Vier auch garantieren. Mit anderen Worten sollten Rumänien, die Tschechoslowakei, Jugoslawien und Griechenland nicht diskriminiert werden. Leider wurden Brătianus Vorschläge nicht angenommen.“




    Letzten Endes erreichte der rumänische Ministerpräsident Ionel Brătianu die Anerkennung des neuen rumänischen Staates mit der Unterstützung Frankreichs. Die Friedensverträge wurden aber vom Ministerpräsidenten Alexandru Vaida Voevod unterzeichnet, dem ersten siebenbürgischen Ministerpräsidenten Gro‎ßrumäniens. Gro‎ßrumänien war ein grandioses Projekt, das von allen Rumänen verwirklicht wurde, aber die wichtigsten Figuren, die eine besondere Rolle dabei spielten, waren der König Ferdinand I., seine Ehegattin, Königin Maria, und der liberale Politiker Ion I. C. Brătianu, besser bekannt als Ionel Brătianu. Der königliche Text der Proklamation vom 25. Dezember bestätigte mit kargen, ernsten Worten den nationalen Willen aller Rumänen: In Anbetracht der einstimmigen Entscheidung der Nationalen Versammlung in Alba Iulia dekretieren wir: Die in dem Beschluss der Nationalen Versammlung in Alba Iulia vom November und Dezember 1918 enthaltenen Territorien sind und bleiben für immer vereinigt mit dem Königreich Rumänien.“

  • Erster Weltkrieg: Rumänen kämpften auf beiden Seiten der Barrikaden

    Erster Weltkrieg: Rumänen kämpften auf beiden Seiten der Barrikaden

    Rumänien ist in den Ersten Weltkrieg 1916, nach zwei Jahren der Neutralität getreten. Dennoch waren die Zahl der Toten und die Sachschäden nicht weniger verheerend. Obwohl Rumänien nur zwei Jahre gekämpft hat, entspricht der Anteil der toten rumänischen Soldaten auf Seite der Entente 6% der gesamten Todesopfer, während die USA 1% nach einer einjährigen Beteiligung verzeichnet haben. In Zahlen ausgedrückt verlor Rumänien ungefähr 500.000 Soldaten und einige weitere hunderttausende Zivilisten wegen der Flecktyphusepidemie. Hinzu kommt noch der Verlust des Staatsschatzes, der 1916 nach Russland verlagert wurde und von dort nie mehr zurückkam.



    Die Rumänen au‎ßerhalb des Altreichs haben allerdings vier Jahre in dem Gro‎ßen Krieg gekämpft. Als Bürger Österreich-Ungarns, Russlands und der Balkanländer waren die Rumänen dort im Einsatz, wohin sie die Verpflichtung gegenüber den Ländern, in denen sie lebten, gerufen hat. Viele von ihnen bezahlten mit dem Leben. Die Rumänen in Siebenbürgen, Banat und in der Bukowina, Territorien Österreich-Ungarns, waren von Anfang an an der Front des grö‎ßten militärischen Konfliktes bis zum damaligen Zeitpunkt. Hunderttausende fielen auf dem Kampffeld oder wurden gefangen genommen. Die Rumänen in Bessarabien, dem rumänischen Gebiet, das sich in der Gliederung Russlands befand, kämpften gegen die Armeen der Zentralmächte in der zaristischen Armee. Auch die Aromunen in Albanien, Griechenland, Bulgarien und Jugoslawien brachten dem Kriegsgott auch ihr Opfer zwischen 1914 und 1918.



    Nicht nur die Rumänen befanden sich aber in der Situation, an mehreren Fronten zu kämpfen, einige von ihnen sogar gegen die eigenen Überzeugungen. Die Nationalitäten in Österreich-Ungarn wählten die Loyalität gegenüber ihrem Land und gegenüber dem Kaiser. Wenn am Ende des Krieges alles anders gekommen ist, als sie es sich die Menschen vorgestellt hatten, ist es damit zu erklären, dass sich Meinungen verändert haben und alte Werte verfallen sind. Der Historiker Ion Bulei sagt, dass im Gro‎ßen Krieg nicht nur die Rumänen für beide Parteien gekämpft haben, sondern auch andere Völker wie die Polen. Ion Bulei glaubt, dass die Rumänen es sogat ein bisschen leichter hatten.



    Wir Rumänen hatten einen Staat, was die Slowaken, Tschechen und Polen nicht hatten. Wir zählten, gemeinsam mit den Serben, zu den glücklichen Völkern, die einen Kernstaat hatten, um den man einen grö‎ßeren Staat zusammenbilden konnte. Das war der Vorteil der Rumänen. Wir befanden uns zwischen den Reichen, standen diesen Reichen zur Verfügung. Die anderen Völker befanden sich in den Reichen, sei es das Habsburgische, Zaristische oder das Deutsche. Die Rumänen befanden sich nicht alleine in dieser Sondersituation, für andere war es viel komplizierter. Der Nationalismus, der das 19. Jahrhundert geprägt hat und Anfang des 20. bösartig ausartete, machte sich auch während des Ersten Weltkriegs stark bemerkbar. Dieser kam in einer Völkermischung zum Vorschein. Jedes Volk suchte seinen eigenen Weg. Auch die Rumänen waren auf der Suche. Sie waren auf der Suche nach einem grö‎ßeren Staat als den, den sie hatten.“




    Nationalismus war mit Sicherheit die stärkste Motivation für die Verklemmung im Gro‎ßen Krieg. Dieser erweckte das Gefühl der Bruderschaft zwischen den Sprechern derselben Sprache, die sich aber in verfeindeten Ländern befanden. Die grö‎ßten Schuldgefühle hatten die Menschen, als sie sich auf den beiden Seiten der Barrikaden befanden und zwischen der Verpflichtung und der Ehre einerseits und den persönlichen Überzeugungen andererseits gequetscht wurden. In der rumänischen Literatur schrieb der Schriftsteller Liviu Rebreanu den pointiertesten Roman Wald der Gehenkten“. Hier treffen die Zweifel, die Empörungen, die Verwirrtheit und die Überzeugungen des Hauptdarstellers, des rumänischen Offiziers in der österreichisch-ungarischen Armee Apostol Bologa, auf die der anderen. Ungewissheit, der Wunsch, aus dem Wahnsinn des Krieges auszubrechen, die Hoffnungen auf eine neue Welt gehören sowohl ihm als auch den anderen und alle betrachten das Ende durch eine apokalyptische Linse. Am Ende des Krieges sah alles anders aus. Die Rumänen, die in verfeindeten Lagern kämpften, fanden sich in Gro‎ßrumänien wieder. In Siebenbürgen, Banat und in der Bukowina bildeten sich Nationalgarden aus den von der Front zurückgekehrten rumänischen Militärs. Sie waren diejenigen, die die Ortschaften verteidigten und die Volksversammlung von Alba Iulia unterstützten, wo die Vereinigung mit Rumänien verkündet wurde. Der Historiker Liviu Maior, Autor des Buches Zwei Jahre früher. Siebenbürger, Bukowiner und Bessarabier im Krieg, 1914-1918“, sagte, dass ein Krieg, abgesehen von Siegern und Verlierern, Dinge hinterlässt, die nicht mehr wieder gut zu machen sind.



    Der Anfang des Gro‎ßen Krieges beweist, wie schnell und wie unvorhergesehen ein Krieg mit verheerenden Konsequenzen für die Menschheit ausbrechen kann. Es war ein grauenvoller Krieg. 77.000 Rumänen au‎ßerhalb des Altreichs starben auf den Kampffeldern, andere mussten sich mit Krankheiten und dem ganzen Elend auseinandersetzen, die der Krieg mit sich bringt. Ich habe mich über das Dorfleben, über das Leben des einfachen Menschen während des Krieges, über seine Reaktionen erkundigt. Alles ging von den Gefangenenlagern aus. Dort wurden die ehemaligen Soldaten und Offiziere radikalisiert. Nicht nur die rumänischen. In Siebenbürgen hat es Lager von italienischen und serbischen Soldaten gegeben. Z.B. sind in Arad ungefähr 4.000 Serben unter grauenvollen Bedingungen gestorben. Die italienischen Gefangenen wurde beim Stra‎ßenbau eingesetzt.“




    Nach 1918 hat die neue europäische Ordnung versucht, aufgrund der Nationalitätsgrundsätze das zu berichtigen, was man für falsch befand. Die Nationen gründeten ihre eigenen Staaten, die Menschen wurden erneut zu Bürgern. Die Rumänen, egal auf welcher Seite der Barrikaden sie zwischen 1914 und 1918 gekämpft hatten, vereinigten sich im als Gro‎ßrumänien bezeichneten Staat, ein Vorhaben, an das sie geglaubt haben und in dem sie ihre Ruhe und Freude wiederfinden wollten.

  • 1. Dezember 1918: politisches Gedankengut im rumänischen Raum der Epoche

    1. Dezember 1918: politisches Gedankengut im rumänischen Raum der Epoche

    Der 1. Weltkrieg, der von der Entente gewonnen wurde, führte zu einer tiefgreifenden Veränderung der geopolitischen Karte Europas. Neue Staaten entstanden auf den Trümmern ehemaliger Reiche, andere haben ihre Landesfläche vergrö‎ßert. Rumänien war auf der Gewinnerseite. Am 1. Dezember 1918 entstand durch die Vereinigung des bis dahin aus der Walachei und der Moldau bestehenden Königreichs Rumänien mit den Provinzen Bessarabien, Bukowina und Siebenbürgen der Staat Gro‎ßrumänien.



    Die wichtigsten Ideen, die zu dieser Vereinigung geführt haben, wurden von den Rumänen aus Österreich-Ungarn eingebracht, insbesondere in den ersten Kriegsjahren. Die Geschichtsschreibung nach 1918 brachte die Bedeutung des Ereignisses und das Opfer des rumänischen Volkes in den Vordergrund, mit dem Ziel, die Gründung eines Staates aller Rumänen rund um den Monarchen zu untermauern. Später hat das kommunistische Regime eine stark verzerrte Wahrnehmung des Ereignisses vom 1. Dezember 1918 propagiert — die Rede war dann vom jahrtausendealten Kampf des Volkes für die Realisierung des national-einheitlichen Nationalstaates“.



    Die Ideen, die den Kampf für die Rechte der Rumänen in Österreich-Ungarn begleitet haben, hatten in Wirklichkeit einen viel komplizierteren Weg, als es auf den ersten Blick erscheint, um an die Öffentlichkeit zu gelangen und Einstimmigkeit zu erzielen. Die Rumänen hatten unterschiedliche Meinungen über die Politik und die Rechte der Rumänen in Österreich-Ungarn, es herrschte keine Einigkeit. Ein solches Beispiel ist die Polemik zwischen der Zeitung Tribuna“ und der National-Rumänischen Partei betreffend die Wahltaktik der Rumänen in Ungarn, eine Polemik, die als regelrechter Bruderkrieg wahrgenommen wurde. Der Tribuna-Fall ist ma‎ßgeblich für das soziale und politische Klima der 1890er Jahre, als sich der Radikalismus der neuen Generation von jungen Intellektuellen unter der Leitung von Octavian Goga und Octavian Tăslăuanu entwickelte. Es war die Periode, in der Idee entstand, dass die Parteien ein Volk spalten, während die Kultur ein Volk vereint.



    Eine intensiv diskutierte Idee war der Föderalismus. Dieser entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und wurde von den Intellektuellen gefördert, die sich die Modernisierung auf die Fahnen geschrieben hatten. In Österreich-Ungarn hatte die Idee noch mehr Erfolg, weil die dualistische Struktur des Staates eine Reform in diesem Sinne ermöglichte. Der Historiker Răzvan Pârâianu von der Universität Petru Maior in Târgu Mureş erläutert, dass der rumänische Föderalist Aurel C. Popovici einer der wichtigsten rumänischen Nationalisten der Epoche war.



    Aurel C. Popovici war einer der wichtigsten Nationalisten am Ende des 19. Jahrhunderts und hatte eine Theorie betreffend die Föderalisierung Österreichs-Ungarns entwickelt. Es handelte sich dabei um eine nationale Föderalisierung. Seine Theorie besagte, dass all diese Völker in Mittel -und Osteuropa alleine nicht überleben könnten. Früher oder später würden sie im Zusammenprall zwischen dem deutschen und dem slawischen Raum aufgerieben werden, meinte Popovici. Als Beispiel nannte er die Rumänen und die Ungarn, die in diesem Spannungsfeld, leben würden. Popovici starb im Exil im Jahr 1917, noch vor dem Ende des 1. Weltkriegs. Kurz vor seinem Tode hatte er allerdings eingesehen, dass seine Idee von den Vereinigten Staaten Gro‎ßösterreichs keine Lösung für die Rumänen darstellte, dass die Doppelmonarchie eine verlorene Causa war, insbesondere aufgrund der völlig uninspirierten Politik der ungarischen Regierung unter István Tisza.“




    Das nahende Kriegsende brachte radikale Lösungen mit sich, die von vielen Bürgern befürwortet wurden. Historiker Răzvan Pârâianu dazu:



    Man muss sagen, dass am Anfang des Krieges die Tisza-Regierung in Ungarn eine relativ positive Einstellung gegenüber den Rumänen hatte. Diese hatten ihn durch ihren Enthusiasmus, sich für den Krieg zu mobilisieren, überrascht. Er neigte dazu, sogar manche nationale Forderungen in Betracht zu ziehen. Die Lage änderte sich dramatisch, als Rumänien gegen Österreich-Ungarn in den Krieg eintrat. In dem Moment haben viele rumänische Persönlichkeiten in der Gegend um Braşov die rumänische Armee mit offenen Armen empfangen. Nachdem die rumänische Armee gezwungen wurde, sich zurückzuziehen, traf die ungarische Regierung Vergeltungsma‎ßnahmen nicht nur gegen jene Menschen, die ihren Enthusiasmus gezeigt hatten, sondern gegen alle Rumänen im Allgemeinen. Die Autonomie der Konfessionsschulen wurde zum Beispiel suspendiert und diese wurden in staatliche Schulen umgewandelt. Die Madjarisierungspolitik wurde verstärkt. Viele rumänische Priester und Lehrer wurden in Lagern eingesperrt. Gegen Ende des Krieges war die Unzufriedenheit gro‎ß. Nicht nur die rumänische Bevölkerung war unzufrieden, sondern es herrschte eine allgemeine Unzufriedenheit. In Budapest, Wien und in Deutschland brachen bolschewistische Revolutionen aus. Vor diesem Hintergrund kamen die Rumänen aus Siebenbürgen zur Schlussfolgerung, dass das Altreich Rumänien die Lösung für dieses Chaos darstellte, denn eine ganze Gesellschaft und der österreichisch-ungarische Staat brachen zusammen.“




    Gro‎ßrumänien entstand am 1. Dezember 1918 durch den Willen und die Abstimmung der Nationalversammlung in Alba Iulia. An dieser nahmen rumänische Persönlichkeiten aus Siebenbürgen wie Iuliu Maniu, Alexandru Vaida-Voevod, Vasile Goldiş wie auch hochrangige Vertreter der orthodoxen und griechisch-katholischen Kirche teil. Alle diese Staatsmänner sahen in der politischen Konstruktion des neuen rumänischen Staates ein Ende der Ungewissheit und die Hoffnung auf eine neue Gesellschaft.

  • Erster Weltkrieg: Warum Rumänien 1914–1916 neutral blieb

    Erster Weltkrieg: Warum Rumänien 1914–1916 neutral blieb

    Der Ausbruch des 1. Weltkriegs stellte das Altreich Rumänien vor die wichtige Entscheidung der Kriegsteilnahme. König Karl I. zusammen mit weiteren deutschlandfreundlichen Politikern zeigte sich natürlich skeptisch gegenüber einer Teilnahme an der Seite der Entente. Die Befürworter der Entente meinten, die Interessen Rumäniens betreffend die Rumänen in Österreich-Ungarn würden einen Kriegseintritt Rumäniens auf der Seite Deutschlands und Österreichs unmöglich machen. Somit hat man die Entscheidung über die Kriegsteilnahme aufgeschoben und die Neutralität bevorzugt. Ein anderer Grund, neutral zu bleiben, war die mangelhafte Ausrüstung der rumänischen Armee. Auch wenn die politischen Eliten des Landes versucht hatten, die Kluft zwischen Rumänien und dem Westen zu vermindern, waren die veraltete Struktur der Wirtschaft und die mangelhafte Ausrüstung wichtige Gründe für Rumänien, in den ersten beiden Jahren des Krieges neutral zu bleiben. Der Historiker Alin Ciupală dazu:



    Die Lage Rumäniens war sehr kompliziert, weil es schon einen Bündnis-Vertrag mit Deutschland und seinen Alliierten gab. Es handelte sich um ein Verteidigungsabkommen, das aber der Öffentlichkeit und dem Gro‎ßteil der rumänischen Politiker nicht bekannt war. Otto von Bismarck, Kanzler des Deutschen Reiches, hatte auf der Geheimhaltung des Abkommens beharrt. In Rumänien war es nur wenigen Politikern und dem König Karl I. bekannt. Diese Allianz von 1883, womit das Land praktisch dem Dreibund beigetreten war, brachte Rumänien die Sicherheitsgarantien, die der junge rumänische Staat nötig hatte. 1914 bereitete dieses Abkommen Rumänien Probleme, denn völkerrechtlich schränkte es auf internationaler Ebene die Bewegungsfreiheit der rumänischen Politiker ein.“




    Rumänien waren die Rechte der Rumänen in Siebenbürgen, im Banat und in der Bukowina wichtig. Das waren Gebiete Österreich-Ungarns, in denen die rumänische Bevölkerung in der Mehrheit war. Die Argumente für die Ablehnung der Forderungen der Mittelmächte und für die Beibehaltung der Neutralität des Landes wurden vom Ministerpräsidenten Ionel Brătianu mit folgenden Worten vorgestellt:



    Ein Land wie unser Land, das als souveräner und gleichberechtigter Staat dem Dreibund beigetreten ist, darf nicht so behandelt werden. Andererseits darf Rumänien nicht an einem Krieg teilnehmen, dessen Ziel die Vernichtung einer kleinen Nation ist. Die öffentliche Meinung ist fast einstimmig gegen den Krieg. Das Schicksal der Rumänen auf der anderen Seite der Karpaten, das nationale Ideal der Rumänen darf von keiner rumänischen Regierung vernachlässigt werden.“




    Der Historiker Alin Ciupală erläutert die Umstände, die dazu führten, dass der Kronrat Rumäniens zunächst die Beibehaltung der Neutralität beschlossen hat:



    Die Politiker und der Ministerpräsident Ionel Brătianu, der zugleich auch Vorsitzender der National-Liberalen Partei war, waren sich dessen bewusst, dass die rumänische Armee nicht bereit war und technisch nicht ausgestattet war, um einen modernen Krieg zu führen. Man hatte die militärische Unfähigkeit der rumänischen Armee 1913, während des 2. Balkankriegs, erkannt, als sie nach Bulgarien, südlich der Donau, geschickt wurde. Die Gespräche über den Kriegseintritt Rumäniens waren sehr angespannt. König Karl I. hat den Kronrat einberufen. An diesem nahmen sowohl die Anführer der National-Liberalen Partei und die liberalen Minister von damals als auch andere wichtige Politiker, auch der Kronprinz Ferdinand, teil. König Karl I. forderte ausdrücklich den Kriegseintritt Rumäniens an der Seite Deutschlands und seiner Alliierten. Hauptargument dafür war der Verteidigungsvertrag von 1883. Für das erste Mal in seiner Regierungszeit wurde der König tief enttäuscht, weil die meisten anwesenden Politiker der Ansicht waren, dass Rumänien nicht an der Seite Deutschlands in den Krieg eintreten muss. Das hätte den Verzicht auf das nationale Projekt bedeutet, eine Vereinigung mit Siebenbürgen wäre anschlie‎ßend unmöglich gewesen. Wegen der mangelhaften Ausrüstung der Armee haben die meisten Kronrat-Teilnehmer die Beibehaltung der Neutralität bevorzugt. Die Rolle der National-Liberalen Partei und ihrer Anführer war genauso wichtig wie die Rolle anderer Politiker der Zeit. Ionel Brătianu selbst war sich dessen bewusst, dass die Verantwortung für die Entscheidung über einen Kriegseintritt Rumäniens eine Angelegenheit der gesamten politischen Klasse war. Insbesondere die liberalen Minister hatten sich bemüht, Rumänien auf den Kriegseintritt vorzubereiten. Ionel Brătianu wollte diesen Moment aber so lange wie möglich verschieben.“




    In den nächsten beiden Jahren nach dem Tod Karl I. haben sowohl die Alliierten als auch die Mittelmächte versucht, Rumänien zu überreden. Sowohl König Ferdinand als auch Ministerpräsident Ionel Brătianu, ein Freund Frankreichs und Englands, wollten die Neutralität beibehalten, bis der Krieg vorhersehbar sein würde, um das nationale Ziel zu erreichen. Rumänien trat im August 1916 auf der Seite der Alliierten in den Krieg ein. Diese Entscheidung machte nach dem Ende des 1. Weltkriegs die Gründung Gro‎ßrumäniens durch die Vereinigung Siebenbürgens, des Banats, Bessarabiens und der Bukowina mit dem Altreich möglich.

  • Rumänien in den Kriegsjahren 1916-1918

    Rumänien in den Kriegsjahren 1916-1918

    Unter Besatzung der Armeen der Mittelmächte und mit einem schlechten Image in den Augen seiner Alliierten wegen des separat abgeschlossenen Friedens, versuchte Rumänien im Herbst 1918 eine verzweifelte Lage zu überwinden. Die Änderung der Machtverhältnisse zwischen den Mittelmächten und der Entente im Herbst 1918 brachte Rumänien ins Siegerlager. Die günstige Folge war die Vereinigung de alten Königreichs Rumänien mit Bessarabien, der Bukowina und Siebenbürgen. Das war aber keine leichte Unternehmung. Bis 1920 musste die politische Elite und die ganze Gesellschaft die Hürden im Wege der internationalen Anerkennung des neuen Staates überwinden.



    Der Historiker Ioan Scurtu erläutert die Geschehnisse im Rumänien der Kriegsjahre 1916-1918:



    Theoretisch hätte Rumänien vorbereitet sein müssen, weil es 1916 in den Krieg eingetreten war, also 2 Jahre nach Beginn des Weltkriegs. Das war eine Zeitspanne, die man normalerweise für die Aufrüstung und die Vorbereitung der Armee und der Reservisten hätte nutzen müssen. Leider war das nicht der Fall. Nach dem Enthusiasmus des Kriegseintrittes, als die Soldaten mit Gesang und Blumen in den Krieg einzogen und von der Menge applaudiert wurden, als ob sie zu einer Party gehen würden, kam nach etwa 10 Tagen das Desaster von Turtucaia. Ersta dann kam die Ernüchterung für die rumänische Regierung. Im November folgte der Rückzug aus Siebenbürgen und Anfang Dezember die Besetzung der Hauptstadt Bukarest. Es folgte der Rückzug nach Iași. Hier gab es schon Probleme wegen der vielen Flüchtlinge, dazu kam auch die Cholera, die tausende Menschen tötete. Als ob das nicht schon ausreichte, führte ein Bahnunfall zum Tod von über 1000 Menschen, als ein Zug in der Nähe von Iași entgleiste.“



    1917 folgten jedoch die glorreichen Momente. Die rumänische Armee stoppte in Mărăşeşti, Mărăşti und Oituz den Vormarsch der deutschen und österreich-ungarischen Truppen. Die russische Revolution führte aber zur Kapitulation Rumäniens und dessen Besatzung durch den Feind. Obwohl Rumäniens Goldschatz an Russland verloren ging, das Land einen separaten Frieden mit seinen Gegnern abschloss und mit den bolschewistischen Revolutionen in Russland und Ungarn konfrontiert wurde, war Rumänien dennoch im Stande, alle Hürden zu überwinden. All das sei einer visionären politischen Elite zu verdanken, glaubt der Historiker Ioan Scurtu.



    Alle diese Hürden wurden überwunden, weil Rumänien eine wertvolle politische Klasse hatte. Ich meine vor allem Ion I. C. Brătianu, den Vorsitzenden der Nationalliberalen Partei, der in den Ereignissen involviert war und eine wichtige Rolle bei der gro‎ßen Vereinigung spielte. Sowohl Bessarabier, als auch Bukowiner und Siebenbürger schickten vor der Vereinigungs-Erklärung Gesandte nach Iași. Sie diskutierten mit König Ferdinand und Ion I. C. Brătianu und anderen Politikern über die Vereinigung. Ion I. C. Brătianu hat die rumänische Delegation bei der Friedenskonferenz in Paris geleitet. Hier konfrontierte er sich mit gro‎ßen Politikern seiner Zeit, mit dem amerikanischen Präsidenten Wilson und dem britischen Premier. Das war letzen Endes ein Sieg, denn durch die Friedensverträge von 1919-1920 wurden die Vereinigungsakten von Kischinew, Czernowitz und Alba Iulia ratifiziert.“



    Das königliche Paar Ferdinand und Maria hat aber die Energie der Nation mobilisiert. Ioan Scurtu:



    König Ferdinand war ein Deutscher, er war früher Offizier im deutschen Heer gewesen. Als der Kronrat die Meinung für den Kriegseintritt Rumäniens gegen sein Herkunftsland und seine Familie äu‎ßerte, hat er seine persönlichen Überzeugungen aufgeopfert. Das war für Rumänien sehr wichtig. Gleich nach dem Kronrat gab es zwischen ihm und Petre P. Carp ein Wortgefecht. Carp warf ihm vor, er habe vergessen, dass er ein Deutscher sei. Der König antwortete, er wüsste sehr wohl, dass er ein Deutscher sei. »Wären die Interessen meines Landes im Einklang mit den Interessen Rumäniens gewesen, hätte ich gerne anders gehandelt«, sagte der König. Er war aber König der Rumänen und handelte im Interesse des Landes, das er führte.“



    Das Opfer des Volkes war auch das Opfer des königlichen Paares. Starke Persönlichkeiten kommen in schweren Momenten zum Zuge. Der Historiker Ioan Scurtu:



    Königin Maria war von Anfang an eine Anhängerin des Kriegseintrittes Rumäniens auf der Seite der Entente. Sie war Engländerin und spielte eine wichtige Rolle, als es um die Überzeugung Ferdinands ging, dieses persönliche Opfer im Interesse des rumänischen Volkes zu akzeptieren. Der König und die Königin waren ständig auf Seite der Rumänen, der Armee, der wichtigsten politischen Anführer. Als die Frage des Rückzugs von Iaşi nach Odessa, auf russisches Territorium, gestellt wurde, sagte König Ferdinand, er werde dieses Land nicht verlassen. Es gab die Gefahr der Besetzung der ganzen Moldau durch die deutschen Truppen. Genauso ging auch Ion I. C. Brătianu vor. Es war eine Geste, die das öffentliche Bewusstsein mobilisiert hat, auch einige Politiker, die es eilig hatten, in der Ukraine, in Städten fern von der Front Unterkunft zu bekommen.“



    Das als Gro‎ßrumänien“ bezeichnete Ziel der Generation Anfang des 20. Jahrhunderts war, alle mehrheitlich von Rumänen bewohnten Gebiete in einem Staat zu vereinigen. Ein Ziel, das von allen, die daran geglaubt haben, erreicht wurde. Möglich wurde dies durch die Befolgung einiger Vorbilder und Prinzipien, durch die Überwindung der Emotionen und des Zögerns und durch einen starken Willen.



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