Tag: Altstadt

  • UNESCO-Weltkulturerbe: Die Altstadt von Schässburg

    UNESCO-Weltkulturerbe: Die Altstadt von Schässburg

    Im Mittelalter hatte die Schässburg 14 Verteidigungstürme, von denen heute noch neun erhalten sind. Sie sind nach den Handwerkerzünften benannt, die für ihre Verteidigung verantwortlich waren. Da die Stadt nicht von einem stehenden Heer, sondern von ihren Einwohnern verteidigt wurde, hatte jede Zunft ihren eigenen Turm.
    Erhalten geblieben sind, unter anderem, der Turm der Gerber, der Turm der Metzger, oder der Turm der Schuhmacher.
    Auch das Verteidigungssystem mit den fast einen Kilometer langen Mauern der alten Festungsanlagen ist weitgehend erhalten. Zudem sind beide alten Eingangstore zur Festung noch zu sehen, und beim Betreten fällt der Blick auf den imposanten Uhrturm. Im Mittelalter gehörte er nicht den Zünften, sondern der Gemeinde, da er als Rathaus diente.

    Dr. Rareș Șopterean ist der Leiter zweier Ausstellungen in der Stadt, des Hauses der Waffen und Karten und des Hauses der Zünfte in der Schäßburger Festung. Er erklärte uns, wie die Zivilisation des Ortes in den beiden kleinen Museen konzentriert ist:

    Im Haus der Waffen und Landkarten befindet sich eine beeindruckende Sammlung von Landkarten, Stichen, Zeichnungen und Lithografien sowie eine der größten Sammlungen alter Bücher in Siebenbürgen und ganz Rumänien – mit Werken vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Darüber hinaus umfasst die Sammlung zahlreiche Waffen, Rüstungen und Münzen aus aller Welt – von der Vorgeschichte bis zur Gegenwart.

    Die Exponate sind so angeordnet, dass sie Wissenschaft und Kunst harmonisch vereinen. Im Haus der Zünfte gibt es eine Sonderausstellung mit Werkzeugen, Geräten und Maschinen, die vor Jahrhunderten von Handwerkern aus Schässburg und Umgebung genutzt wurden. Die Ausstellung rekonstruiert 12 Zunftwerkstätten, die im Mittelalter die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt prägten. Ein faszinierender Einblick in die Geschichte für alle Kulturliebhaber.

    Im Kartenmuseum wurde im Januar „Varlaams Predigt“ ausgestellt – das erste Buch, das in rumänischer Sprache verfasst wurde. In naher Zukunft können Besucher ein weiteres historisches Werk bewundern: die Bukarester Bibel von 1688.

    Wir haben Rareș Șopterean gefragt, welche Orte in Schässburg er empfehlen würde.

    Zusätzlich zu unseren beiden Standorten empfehle ich den Uhrturm – eines der architektonischen Juwelen der Festung. Ein weiteres Highlight ist die überdachte Schülertreppe, die seit Jahrhunderten von Gymnasiasten täglich genutzt wird und deren 176 Stufen eine besondere Atmosphäre schaffen. Auch die Hügelkirche, ein weiteres Juwel der Stadt, sowie die Klosterkirche neben dem Uhrturm sind einen Besuch wert.

    Es gibt viele solcher Orte – dies sind nur einige davon. Doch egal, an welchem Punkt der Festung der Besucher seine Erkundung beginnt, er wird mühelos die gesamte Geschichte entdecken. Wir laden alle Kulturliebhaber ein, die Festung und die Geschichte von Schässburg zu erkunden – ein Erlebnis, das jeder in vollen Zügen genießen kann.

    In den Straßen der Festung finden regelmäßig Ausstellungen statt, bei denen lokale Handwerker ihre Produkte präsentieren. Gleichzeitig laden Restaurants und Cafés mit einer Vielfalt an traditionellen rumänischen sowie internationalen Gerichten zum Verweilen ein.

  • Bukarest: Die Sehenswürdigkeiten im Überblick

    Bukarest: Die Sehenswürdigkeiten im Überblick

    Viele Besucher zieht es in die Altstadt von Bukarest – fasziniert von ihrer Geschichte, aber auch von den zahlreichen Terrassen und Restaurants. Dan Anghelescu, ein erfahrener Gastronom, kennt die Gäste der Stadt bestens. Wir haben ihn gefragt, was das alte Zentrum Bukarests so besonders macht.

    Erstens bietet die Altstadt von Bukarest Unterhaltung, Geschichte und erstklassige Unterkünfte – von Boutique- bis Fünf-Sterne-Hotels. Dazu kommen ausgezeichnete Restaurants mit köstlichem Essen und deutlich niedrigeren Preisen als in vielen anderen Ländern. Zweitens: das Nachtleben – die Stadt pulsiert! Zudem begeistern historische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit ihrer außergewöhnlichen Schönheit. Wer einen Blick auf die Balkone in der Altstadt wirft, wird von der kunstvollen Schmiedearbeit dieser Epoche fasziniert sein.

    Die Altstadt, begrenzt von der Calea Victoriei, dem Universitätsplatz und dem Unirii-Platz, beherbergt zahlreiche historische Gebäude und Plätze. Unweit des Nationalmuseums für rumänische Geschichte steht die Stavropoleos-Kirche – das letzte erhaltene Bauwerk des gleichnamigen Klosters aus dem Jahr 1724. In der Nähe des Unirii-Platzes finden sich zudem die Ruinen des Fürstlichen Hofes aus dem 16. Jahrhundert.

    Hier steht auch die älteste Kirche Bukarests, die 1558 von Mircea Ciobanul, dem Herrscher der Walachei, erbaut wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Fürstenhof-Kirche durch Brände und Kriege beschädigt, doch stets wiederaufgebaut. Heute ist sie ein wertvolles Beispiel feudaler religiöser Architektur, das in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben ist. Auf dem Gelände des Fürstenhofs befindet sich zudem das Gasthaus Manuc, das Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet wurde und noch heute Reisende beherbergt. Abschließend fragten wir Dan Anghelescu welche die meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der rumänischen Hauptstadt sind.

    An erster Stelle steht der Parlamentspalast. In letzter Zeit verzeichnen wir auch ein steigendes Interesse am Frühlingspalast, der ehemaligen Residenz von Nicolae Ceaușescu. Zudem werden Museen wie das Bukarester Stadtmuseum häufig besucht. Auffällig ist, dass ausländische Touristen nicht nur zu Konzerten und Fußballspielen kommen, sondern auch – wenn sie Rumänisch sprechen – Theateraufführungen in Bukarest besuchen. Und natürlich zieht das George-Enescu-Festival für klassische Musik, das dieses Jahr am 24. August beginnt, ebenfalls viele internationale Gäste an.

    Wer die Geschichte der rumänischen Hauptstadt entdecken möchte, sollte das Bukarester Stadtmuseum besuchen. Es liegt in der Altstadt, nahe dem Universitätsplatz, wo sich die Universität Bukarest und das Nationaltheater befinden, sowie ein ikonisches Hotel, das in vielen Reiseführern abgebildet ist. Das Museum ist im Șuțu-Palast untergebracht – einem vergleichsweise kleinen Gebäude, das von den umliegenden Hochhäusern überragt wird. Errichtet wurde der Palast 1833 von der Familie Șuțu und erlangte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Berühmtheit durch die hier veranstalteten Bälle und Karnevals. 1932 ging das Gebäude in den Besitz einer Bank über, bevor es an die Stadt Bukarest übergeben wurde. Seit Januar 1959 dient es als Museum.

  • „Bukarest ist eine sichere Stadt“ – Joyce Easton aus Schottland lebt gerne in Rumänien

    „Bukarest ist eine sichere Stadt“ – Joyce Easton aus Schottland lebt gerne in Rumänien

    Joyce Easton kam 2006 zum ersten Mal nach Rumänien. Das Land hinterlie‎ß keinen positiven Eindruck bei ihr. Zu der Zeit waren die Kinder klein. Als sie die Altstadt besuchten, mussten sie über Holzbretter gehen, denn die ganze Altstadt war eine Baustelle. Ihr Ehemann arbeitet beim Erdölunternehmen Petrom, also kam sie immer wieder zurück nach Rumänien. Als die ältere Tochter auf die Uni ging, beschloss die Familie, nach Rumänien zu ziehen. Die jüngere Tochter, damals im Alter von 15 Jahren, sollte ihre Ausbildung in einer Schule in Rumänien abschlie‎ßen. Was hielten sie von der Idee, nach Rumänien umzuziehen?



    Wir waren nicht besorgt wegen des Umzugs, denn wir waren schon oft davor in Rumänien. Rumänien hatte sich im Laufe der Zeit stark entwickelt. Wir wussten, was wir zu erwarten hatten. Meine Tochter wechselte die Schule — sie nahm das vermutlich als eine Herausforderung an. Die grö‎ßte Schwierigkeit für mich bestand darin, dass ich in Schottland als Physiotherapeutin gearbeitet hatte. Und hier hatte ich keine Arbeit mehr.“




    Joyce passte sich aber schnell der neuen Situation an. Sie fand eine Beschäftigung:



    Wir haben einen Hund, mit dem ich gerne durch den Park spazieren gehe. Ich beteiligte mich an einigen Wohltätigkeitsaktionen, so etwa in der Vorweihnachtszeit, als ich mich für ein paar Wochen an mehreren Tagen bei der Stiftung Casa Speranţei einbrachte. Ich arbeitete mit den Physiotherapeuten von dort zusammen. Darüber hinaus beteilige ich mich an sämtlichen schulischen Tätigkeiten und Projekten. Und ich lerne Rumänisch. Ich kenne schon viele Wörter, es fällt mir aber schwer, Sätze zu bilden. Ich habe eine gute Lehrerin und werde weiterhin Rumänisch lernen, solange wir hier leben.“




    Was ihre Lieblingsbeschäftigung betrifft — vermutlich können Sie es schon ahnen:



    Ich esse nun mal gerne. Ich mag alle Restaurants, die Vielfalt ist sehr gro‎ß hier. Au‎ßerdem halte ich mich gerne auf dem Obst- und Gemüsemarkt auf. Ich erlebe so die Leute und ihre Kultur näher. Ich beteilige mich gerne an Kulturveranstaltungen, gehe gerne in die Oper. Die Eintrittskarten sind hier nicht so teuer wie in Gro‎ßbritannien. Es werden viele Kulturveranstaltungen organisiert, daher finde ich, dass die Rumänen sehr gebildet sind.“




    Wir fragten Joyce, was sie einem ausländischen Tourist in Rumänien empfehlen würde:



    Die Landschaft ist wunderschön, sobald man aus der Stadt hinausfährt. Ich war noch nicht im Norden des Landes, war allerdings in Sinaia, und in Sibiu (dt. Hermannstadt). Ich bin in der Schulerau (Poiana Braşov) schigefahren. Die Landschaft, die Natur ist dort sehr verschieden im Vergleich zur Stadt. Erst nachdem ich nach Rumänien kam, lernte ich die gro‎ßartige Weinindustrie hierzulande kennen. Wir gehen oft aus, essen gerne in der Stadt. Die kulturelle Dimension ist hier gut ausgeprägt. Viele historische Gebäude sind einen Besuch wert. Das Ballett- und Opernhaus — ich hätte auch in Schottland häufiger eine Aufführung gesehen, nur waren die Eintrittskarten sehr teuer. Die Touristen haben viele Möglichkeiten hierzulande.“




    Auch Joyces Tochter passte sich gut an das Leben in Rumänien an. Sie fand zahlreiche Beschäftigungen entsprechend ihrem Alter — so unsere Gesprächspartnerin:



    Sie liebt Geschäfte, liebt die Mode. In Rumänien gibt es viele junge Designer und meine Tochter interessiert sich für ihre Kreationen. Ehrlich gesagt sind sie auch preisgünstiger. Sie geht gerne aus mit ihren Freunden. Bukarest ist ein sicheres Umfeld für Jugendliche. Hier sind junge Leute irgendwie freier im Vergleich zu Gro‎ßbritannien. Sie ist jetzt 15 Jahre alt, bleibt aber aus bis spät in der Nacht. Die Bukarester Altstadt ist ein positives Beispiel — dort kann man einer alten Frau und ihrem Hund begegnen. Sie sitzt an einem Tisch und trinkt einen Kaffee. Jugendliche, Teenager, Familien — alle treffen hier zusammen. Ich bemühe mich, nicht bis um 1-2 Uhr in der Nacht in der Bukarester Innenstadt zu bleiben. Dennoch, wenn es passiert, fühle ich mich sicher. Ich fahre mit der U-Bahn alleine und habe keine Angst, dass mir etwas zusto‎ßen könnte. Ich komme aus Schottland, dort bin ich ungerne alleine auf den Stra‎ßen um 10-11 Uhr abends.“



    Joyce hob noch einige kulturelle Unterschiede zwischen den beiden Ländern hervor:



    Als Expat fühle ich mich hier überhaupt nicht bedroht. Ich stellte fest, dass jüngere Leute einen besonderen Respekt vor älteren Menschen haben. Es wird ihnen gleich ein Sitzplatz in den öffentlichen Verkehrsmitteln angeboten. Das ist bei uns gar nicht so selbstverständlich.“




    Was sie an Rumänien nicht mag? Zum einen, wie hier geparkt wird. Parken sei unmöglich und Fahren… eine echte Herausforderung! Dennoch lernte sie, sich im Verkehr durchzusetzen.

  • Bucharest by night

    Bucharest by night

    Mit dem alten rumänischen Lied Hai să-ţi arăt Bucureştiul noaptea“ (Lass’ mich dir das nächtliche Bukarest zeigen“) im Kopf haben wir uns heute vorgenommen, Ihnen einige Tipps über das aufregende Nachtleben der rumänischen Hauptstadt zu geben. Wer Bukarest besucht, kann heute noch das Flair vom ehemaligen Paris des Ostens wiederfinden, wie die rumänische Hauptstadt in der Zwischenkriegszeit bezeichnet wurde. Wer eine schnelle Stadtführung machen will, sollte in den Doppeldeckerbus Bucharest City Tour einsteigen. Nicht vergessen aber: Die letzte Rundfahrt des Tages beginnt um 21.00 Uhr. Dann fährt der Bus am Platz der Freien Presse, in der Nähe des Parks Herăstrău, in Richtung Vereinigungsplatz (Piaţa Unirii) ab und kommt am Unirii-Platz um ca. 21:25 Uhr an.



    Sollten Sie Ihre Stadtrundfahrt in Richtung Norden, also Platz der Freien Presse starten, dann haben Sie die Gelegenheit, die Sehenswürdigkeiten Bukarests zu betrachten, die auf den gro‎ßen Boulevards der Stadt liegen: Der Bus fährt zuerst am Triumphbogen vorbei, der im Zeitraum 1921–1922 als Ehrenmal für den Sieg des Landes im Ersten Weltkrieg erbaut wurde. Weiter fährt der Bukarester Doppeldecker auf die Kiseleff-Stra‎ße mit ihren traditionsreichen Adelshäusern, dann durch den Siegesplatz (Piaţa Victoriei) und an der zentral gelegenen gleichnamigen Stra‎ße entlang. Auf der Calea Victoriei, zu deutsch Siegesstra‎ße, liegen einige der prächtigsten Gebäude Bukarests: das Museum George Enescu“, ehemaliger Cantacuzino-Palast, das Keramik- und Glasmuseum, das Athenäum, das gegenüber dem Nationalen Kunstmuseum, dem ehemaligem königlichen Palast liegt. Entlang des Flusses Dâmboviţa liegen der beeindruckende Palast des Sparhauses, auf rumänisch Casa CEC, und das Nationale Geschichtsmuseum. Sehenswert ist auch der berühmte Parlamentspalast oder Casa Poporului, zu deutsch Haus des Volkes, das flächenmä‎ßig das zweitgrö‎ßte Gebäude der Welt nach dem Pentagon in Washington ist. Das Bauwerk öffnet am Tag seine Pforten für Besucher, beherbergt aber auch zahlreiche Veranstaltungen im Freien.



    Bukarest ist auch eine Stadt, die niemals schläft. Das Nachtleben der rumänischen Hauptstadt spielt sich hauptsächlich rund um die Altstadt ab. Bogdan Tănăsescu ist Besitzer eines populären Nachtclubs. Er kommt zu Wort mit Einzelheiten über das Bukarester Nachtleben:



    Bei schönem Wetter lässt sich in Bukarest, genau wie in anderen Städten, ein positiver Trend abzeichnen, viele gehen die ganze Zeit während der Woche aus, beim schlechten Wetter hingegen gehen die meisten eher von Donnerstag bis Sonntag aus. Donnerstags gibt es meistens thematische Veranstaltungen für die Mitarbeiter internationaler Konzerne. Sie gehen meistens donnerstags nach dem Feierabend zusammen aus, um etwas zu trinken, und oftmals schmei‎ßen sie auch spontan eine Party. Die anderen sind, wie erwartet, am Wochenende unterwegs. Sonntags ist üblicherweise Familientag in Bukarest und das Nachtleben ist sonntags nicht so lebendig. Schlie‎ßlich sehen sich die Bars und Clubs gezwungen, den Schritt damit zu halten. Meistens beginnt man in Europa eine Bar oder ein Bistro gegen 12 Uhr zu besuchen, bei uns fängt man hingegen erst später an, nach 5 oder 6 Uhr am Abend. Daher haben viele Lokale ihr Programm verlängert, sie öffnen erst um 6 Uhr abends und bleiben auch während der Nacht von Sonntag auf Montag offen. Die Altstadt ist eine echte Partymeile in Bukarest und sie lockt deswegen zahlreiche Touristen an, weil eine Party dort zwei Tage dauert.“




    Die Bukarester Clubs erwarten das ganze Jahr lang ihre Besucher mit guter Musik und herausragender Stimmung. Womit locken die Besitzer der Bukarester Clubs ihre Besucher im Herbst an, erfahren wir in den folgenden Minuten von unserem Gesprächspartner Bogdan Tănăsescu:



    Sollten wir schönes und mildes Herbstwetter genie‎ßen, dann werden die Bukarester und die Touristen die Gelegenheit haben, in der Sonne auf einer 1000 qm gro‎ßen Terrasse zu sitzen. Wir bringen erstmals das Street-Food-Konzept nach Rumänien, das sich im restlichen Europa und in den USA bereits einer gro‎ßen Popularität erfreut. Mehrere Lokale schlie‎ßen sich dem Konzept an und bereiten zahlreiche Speisen vor Ort für ihre Gäste vor. Beim derzeitigen Wetter besuchen viele Bukarester auch Bars und Cocktail-Bars. Der Herbst hat also den Bukarestern und seine Gästen viel anzubieten.“

  • Städtische Raumgestaltung: Alt-Bukarest zu Fuß entdeckt

    Städtische Raumgestaltung: Alt-Bukarest zu Fuß entdeckt

    Sobald der Sommer kommt und das Wetter einen zu einem Spaziergang einlädt und der Tag lang genug dafür ist, beginnt auch die Stadt, ihre versteckten Schätze zu zeigen. Seit einigen Jahren tut sie das durch ihre Stadt- und Stra‎ßenfestivals. Ein Beispiel ist Femei pe Mătăsari“ (Frauen auf der Mătăsari Stra‎ße).



    Femei pe Mătăsari“ (Frauen auf der Mătăsari-Stra‎ße) ist ein Fest der kleinen Händler und Handwerker, das auf einer der Stra‎ßen des alten Bukarests stattfindet: Mătăsari. Einige Tage lang, Anfang Juni, wird die Stra‎ße für Autos gesperrt und den Fu‎ßgängern uneingeschränkt zur Verfügung gestellt. Somit können die Bukarester ihre Stadt zu Fu‎ß besser kennenlernen. Iulian Văcărean, der Veranstalter des besagten Festivals, glaubt, dass Bukarest auf diese Weise wieder zu einer Stadt der Menschen und nicht nur der Autos wird. Hören wir, was er zu sagen hat:



    Wir versuchen einfach die Menschen zusammenzubringen, damit wir uns daran erinnern, dass wir nicht nur Individuen sind, die auf einer Stra‎ße leben, sondern eine Gemeinschaft bilden. Im 19. Jh. wiesen die Bewohner einer Stra‎ße einen starken Zusammenhalt auf. Damals war das Tauschgeschäft sehr wichtig, was die Nachbarn vereinte. Es gab die Kneipe des Quartals, wo alle zusammenkamen. Es gab die Kirche und das öffentliche Bad, wo sich Menschen versammelten, um zu diskutieren. Genauso versuchen wir den Geist der Gemeinschaft wiederzubeleben, wodurch die Menschen zusammen schöne Dinge aufbauen.“




    Das Festival Femei pe Mătăsari“ (Frauen auf der Mătăsari-Stra‎ße) ist zu seiner fünften Auflage angelangt. Diese bietet au‎ßer einer entspannten und freundschaftlichen Atmosphäre Freilichtkonzerte, Handwerksprodukte — von Kleidung, Schmuck und Kosmetika bis zu Lebensmitteln. Es bietet au‎ßerdem Informationen, wie man seinen Mitmenschen als Volontär und mithilfe der NGOs helfen kann. All das, nicht nur um den Geist der Gemeinde wiederzubeleben, sondern um dieser Stra‎ße, die von 1990 bis 2000 als ein Standort der Prostituierten verrucht war, zu einem besseren Ansehen zu verhelfen.



    Die tiefergehende Geschichte der Stra‎ße ist aber eine andere. Der Rumänische Verband für Kultur, Bildung und Normalität, kurz ARCEN, bietet diese Geschichte den Bukarestern. Im Rahmen des Festivals veranstaltet ARCEN Spaziergänge durch das alte Randviertel. Dabei wird die Geschichte der Gegend geschildert, die dank einiger Gebäude noch lebendig ist. Was aber in der Vergangenheit auf der Mătăsari-Stra‎ße geschah, erfahren wir von Cristian Andrei Iosif von ARCEN.



    Die Geschichte des Randviertels Mătăsari ist sehr alt. Die Stra‎ße ist sehr alt und wurde um das Jahr 1770 urkundlich erwähnt. Ihre Bedeutung war so gro‎ß und das geht auch aus ihrem Namen hervor. Der Name kommt von den alten Seidenhändlern. Die Verbindung mit dem Obor (Markt) oder mit dem Târgul Moşilor (dem Mosilor-Markt), die sich in der Nähe befinden, ist offensichtlich. Die Mătăsari-Stra‎ße und die umliegende Gegend wurden gleich nach der Wende insbesondere für Prostitution und Drogenhandel bekannt. Gerade das war der Ausgangspunkt des Festivals: die Wiederbelebung der Gegend, um zu zeigen, dass sich Meinungen, Mentalitäten und sogar Sitten ändern können.“




    Während im östlichen Teil Bukarests sich ein Gro‎ßteil der (Alt)Stadt befindet, ist auch der nördliche Teil nicht schlecht. Neulich haben die Studenten der Architektur- und Städtebauuniversität gemeinsam mit dem Architektenorden die Interessenten eingeladen, den am meisten abgeschotteten Bezirk ebenfalls zu Fu‎ß zu erkunden. Dieser wurde als Randviertel im amerikanischen Stil gebaut und selbstredend Bucureştii Noi (Neubukarest) benannt. Alles begann Ende des 19. Jh., als der Rechtsanwalt Nicolae Bazilescu seine gro‎ße Landfläche in kleine Grundstücke parzellierte und zum Verkauf anbot. Diese standen zu niedrigen Preisen denjenigen zur Verfügung, die sich Wohnungen in der Nähe der Hauptstadt bauen wollten. Es ist ein schönes Viertel entstanden. Obwohl es gerade geschnittene Grundstücke und Stra‎ßen, genauso wie in den amerikanischen Randvierteln, enthält, behält es dennoch das Spezifikum Bukarests, durch die Verflechtung zwischen Städtischem und Vorstadt-Flair. Das Spezifikum und die Geschichte der Gegend lernt man in langen Spaziergängen von den unermüdlichen Mitgliedern von ARCEN kennen. Edmond Niculuşcă über die Quartale Bucureştii-Noi und Nicolae Bazilescu:



    Das neue Quartal musste alles haben: Kirche, Schule, Park usw. Die bereits existierende Kirche ist stehen geblieben. Bazilescu bot die Landflächen zum Verkauf an. Diese lie‎ßen sich schnell verkaufen und wurden neu eingeteilt. Er baute auch vier Fabriken auf, um die hiesige Gemeinde wirtschaftlich zu unterstützen. Die Backsteinfabrik z.B. erwirtschaftete niemals Gewinn, denn sie war ausschlie‎ßlich für den Bau der Häuser der dortigen Einwohner gedacht. Es hat auch eine Eisenbahnlinie gegeben, die das neue Viertel mit der Altstadt verband. Es gab auch umfangreichere Pläne, aber nicht alle wurden verwirklicht, denn das Schicksal der Familie Bazilescu nahm der Machtergreifung der Kommunisten eine andere Richtung.“




    Die Bazilescus konnten dennoch der Hauptstadt ein Quartal hinterlassen hat, das heute stark bewundert wird. Der Architekt Tudor Elian beschreibt es:



    Dessen Spezifikum ist die Normalität, mit Häusern, die ein für Bukarest typisches Aussehen haben: Es sind kleine Häuser mit wenigen Zimmern, die aber Platz für einen Garten haben. Hier findet ein Teil des Tages statt, hier hat man eine Weinrebe oder eine Katze… Nichts Beeindruckendes, aber sehr normal und beständig. Diese Art Häuser ist eher spezifisch für die Bukarester, die hier mehrere Generationen hintereinander leben, als für diejenigen, die vom Lande gekommen sind.“




    Obwohl diese Art von Wohnkultur noch überlebt, ist sie heute bedroht. Gerade um das in den Vordergrund zu stellen, haben die Architekturstudenten eine Fotoausstellung im Hof eines für Bucureştii-Noi typischen Hauses veranstaltet. Darüber wei‎ß der Architekt Tudor Elian, Koordinator der Studenten, mehr.



    Langsam haben sich die Dinge aus einer einfachen Aufgabe für Studenten in ein Projekt umgewandelt, das den Verband »Rettet die Bezirke Dămăroaia und Bucureştii Noi« unterstützen soll. Die besagten Bezirke wandten sich an die Justiz wegen verschiedener Illegalitäten, die in diesem Bezirk begangen werden. Es handelt sich entweder um illegal errichtete Bauten oder um Gebäude, die den Baugenehmigungen nicht entsprechen. In diesem Kontext treten wir mit einer kleinen Fotoausstellung auf, die in erster Linie die Entdeckungen der Studenten vorstellt: den normalen, alltäglichen Charakter einer Architektur und eines sehr angenehmen Ambientes der Nachbarschaft. Die Ausstellung schlägt auch eine weitere Reihe von Alternativprojekten zu den neuen Gebäuden vor. Diese Projekte entspringen der tiefen Beziehung zu den Menschen in diesem Bezirk und basieren auf der Architektur der bereits gebauten Häuser.“




    Die Ausstellung Wohnen in Bucureştii Noi“ wurde einige Tage lang von Jazzkonzerten, Lesungen und Gesprächsrunden begleitet, die alle im Hof des für den Bezirk typischen Hauses stattgefunden haben. Folglich war es wieder ein Ereignis, das Kulturveranstaltungen mit bürgerlichen Veranstaltungen zusammenbringt, um das Wohnen in Bukarest so angenehm und natürlich wie möglich zu gestalten.