Tag: Anina-Bahn

  • Hörerpostsendung 16.4.2017

    Hörerpostsendung 16.4.2017

    Liebe Freunde, frohe Ostern und herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Zu aller erst möchte ich mich für die vielen Ostergrü‎ße bedanken, die wir per E-Mail erhalten haben und bestimmt auch per Post eingegangen sind und noch eintreffen werden. Die Poststelle hat diese Woche schon am Mittwoch dicht gemacht, also konnte ich mir keine Briefe aushändigen lassen. Stellvertretend für alle Hörer möchte ich die Zeilen von Andreas Pawelczyk aus Mannheim zitieren, der uns auch ein kleines Gedicht schickte:



    Schön, dass wir dieses Jahr mit den orthodoxen Christen in Rumänien etwas Gemeinsames haben, nämlich das gemeinsame Osterfest. Deshalb wünsche ich Ihnen, der gesamten Redaktion und den Hörern von RRI ein frohes, gesundes und ereignisreiches Osterfest.



    Ich möchte deshalb zum jetzigen Osterfest einige Gedanken äu‎ßern:



    Durch Ostern erwacht das Leben.


    Ein Reichtum durch Gottes Hand.


    Mit dem Regen kommt der Segen.


    Frohe Kunde zieht durchs Land:


    Es wird ew’gen Frieden geben.


    Bleiben wir gespannt.“



    Ostern: Friede, Freude, Eiersuchen.


    Ostern, Neuzeit:


    Christus lebt, die Hasen sterben aus.“



    Nun denn: Schönes Wetter für unser gro‎ßes Fest!



    Mit besten Grü‎ßen nach Bukarest von


    Andreas Pawelczyk, Mannheim




    Vielen Dank für Ihre teils scherzhaften Zeilen, lieber Herr Pawelczyk. In Rumänien könnte man vom Lämmersterben sprechen. Zwar sind die Rumänen generell keine gro‎ßen Lammfleischkonsumenten, aber zu Ostern sind viele geradezu davon besessen, den traditionellen Lammbraten auf den Tisch zu bekommen. Einige kochen auch Lammsuppe und zu den traditionellen Osterspeisen gehört auch eine drob“ genannte Pastete aus den Eingeweiden des niedlichen Tiers. Ein in Deutschland mit seiner Familie lebender Rumäne hat mir vor wenigen Tagen erzählt, dass er extra für Ostern kurz nach Rumänien gekommen sei, um ein tiefgefrorenes Lamm zu kaufen und es dann per Flugzeug nach Deutschland zu verfrachten, weil in Rumänien Lammfleisch viel billiger sei.



    Bei mir zu Hause wurde Lamm so gut wie nie zu Tisch getragen, weil mein Vater sogar den Geruch von Lamm- und generell Schafsfleisch nicht verträgt. Auch die Pastete hat meine Mutter daher immer mit Geflügelinnereien zubereitet. Ich selbst bin ein Allesfresser in Ma‎ßen, muss mich aber wegen meines Cholesterinspiegels in Acht nehmen, mein Arzt hat mir geraten, von allen Fleischsorten nur noch mageres Geflügelfleisch zu essen. Und da ich kein Vielfra‎ß oder Gourmet bin, fällt mir das nicht schwer.




    Von den Essgewohnheiten geht es nun zu anderen Themen und damit landen wir bei Lutz Winkler, der in Schmitten im Taunus zu Hause ist und uns folgende Zeilen per E-Mail schickte:



    Liebe Freunde der deutschen Redaktion in Bukarest,



    kaum zu glauben, dass schon das erste Viertel des gerade erst begonnenen Jahres 2017 vorbei sein soll. Wir schreiben den April, der vom Wetter her recht wechselhaft und ungemütlich sein soll.



    Aber zurzeit herrscht in Deutschland schönstes Frühlingswetter, die Sonne lädt schon zum Verweilen im Garten ein und die Natur erwacht mit ganzer Kraft.



    In der Süddeutschen Zeitung gab es unlängst einen gro‎ßen Artikel über Rumänien nach den Protesten. Ich muss ehrlich sagen: Es war ein Artikel, der einem nicht viel Hoffnung gemacht hat, dass die Proteste wirklich Änderung gebracht haben. Vielleicht haben die Proteste aber bei dem einen oder anderen Politiker auch bewirkt, dass alle Gesetzesänderungen von den Menschen genau beobachtet werden. Welche Schicht hat denn eigentlich protestiert — waren das eher Arbeiter oder Akademiker?



    Mit den Frühlingstagen tauchen auch wieder die Motorradfahrer im Taunus auf. Mit lauter und teilweise sehr unvorsichtiger Fahrweise werden die normalen Stra‎ßen zu Rennstrecken. Es sind nicht alle Motorradfahrer so — aber die, die sich nicht an die Regeln halten, zerstören das Image der ganzen Motorradfahrer. Und so hat es bereits die ersten Toten und Schwerverletzten gegeben. Alle Versuche, die Regelverstö‎ße in Sachen Raserei zu bändigen, verlaufen im Sand. Rüttelstreifen auf der Fahrbahn regen dazu an, noch schneller zu fahren. Und in engen Kurven werden für die Effekte Metallkappen an die Knie angelegt — so dass diese bei Berührung mit der Fahrbahn Funken werfen… Als Autofahrer hoffe ich immer, dass mir nichts passiert. Ist solch ein extremes Verhalten auch in Rumänien festzustellen? Gibt es für Motorradfahrer beliebte Strecken in Rumänien?




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Winkler, ich werde versuchen, einen Teil Ihrer Fragen zu beantworten. Zu den Protesten: Sie haben tatsächlich gezeigt, wie gespalten Rumänien ist. Die Protestierenden waren überwiegend junge, gut ausgebildete und gut verdienende Menschen, die am meisten vertretene Altersgruppe war 25 bis 40 Jahre, man könnte sie die neue junge urbane Mittelschicht nennen. Viele arbeiten bei Multis oder sind selbstständig, auch die sogenannte Creative-Branche der Werbetexter hat kräftig mitgemischt, wovon die witzigen bis unflätigen Slogans zeugten. Die kleine unabhängige linke Szene hat während der Proteste ständig moniert, dass es sich nur um ein selbstgefälliges Selbstinszenieren der neoliberalen Yuppies gehandelt habe. Nun, das finde ich übertrieben und diese Meinung gehört zu den Obsessionen der unabhängigen Linke hierzulande, aber es gab schon Momente, wo die Demos fast zu einem mondänen Event geworden waren. Und es gab auch Stellungnahmen von konservativen Medien und sonstigen Kommentatoren, die die jungen, schönen, gebildeten, weltoffenen Bürger den alten, hässlichen, ignoranten und daher leicht zu manipulierenden Menschen der Unterschichten gegenüberstellten. Es war wieder mal die Rede vom tiefen“ Rumänien, das sich vom Rumänien der Eliten so sehr unterscheide, ähnlich wie in Deutschland anlässlich der Flüchtlingskrise von einem hellen“ vs. dunklen“ Deutschland die Rede war. Ich kann mit solchen Konzepten nicht gut leben, egal ob sie jetzt von Linksau‎ßen, aus dem erzkonservativen oder neoliberalen Spektrum kommen, schlie‎ßlich braucht man in einem Staat einen minimalen sozialen Zusammenhalt und einen Konsens über Grundwerte, wenn man als moderne Nation gelten will.



    Ihre Frage zu den Motorradfahrern werde ich an unseren freien Mitarbeiter Mihai Stoicescu weitergeben — er ist ein begeisterter Kawasaki-Fahrer und dürfte sich in der Szene besser auskennen.




    Aus dem Taunus geht es nun nach Eisleben in Sachsen-Anhalt, wo unser Hörer Ralf Urbanczyk zu Hause ist. Gleich zwei Empfangsberichte mit Anmerkungen zum Programm schickte er uns diese Woche per E-Mail, aus denen ich zusammenfassend zitieren möchte:



    Interessant fand ich den Bericht über das touristische Angebot zur Entdeckung Rumäniens mit der Siebenbürgischen Bahn. Es gab viele Informationen über die Reiseziele an der Strecke, leider aber viel zu wenig Information über die Streckenführung und den Touristenzug selbst, au‎ßer dass er 5 Waggons hat. Dabei spricht dieses Angebot doch vor allem die Eisenbahnfans an, denen das Erlebnis des Bahnreisens mindestens genauso viel Wert ist wie die Reiseziele. Es gab vor einiger Zeit einmal einen interessanten Film über die Wassertal-Bahn im deutschen Fernsehen, und auch in Ihren Sendungen berichteten Sie schon darüber. Gibt es noch mehr von diesen romantischen Eisenbahnstrecken in Rumänien?



    Ich habe mich gefreut, dass im Musikprogramm ein Lied von Margareta Pâslaru enthalten war. Einer der schönsten Kinderfilme meiner Zeit war “Veronica” aus den frühen 1970er Jahren. Irgendwie hatte dieser Film damals so viel Eindruck auf mich gemacht, dass ich mich auch heute noch daran erinnere. Und mit ihm an Margareta Pâslaru, die in diesem Film gleich mehrere wichtige Rollen hatte. Soweit ich mich erinnere, lief dieser Film damals in rumänischer Originalsprache mit einem Sprecher, welcher die Dialoge und Texte der Lieder grob in deutscher Sprache wiedergab. Leider ist dieser schöne Film so völlig aus dem Programm der Fernsehsender verschwunden, hier in Deutschland jedenfalls.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Urbanczyk. Die Siebenbürgische Bahn (Transilvania Train, wie das Projekt auf englisch hei‎ßt) soll ab dem 31. August fahren. Eine eigene Webseite hat das Unternehmen noch nicht, auf der Facebook-Seite ist nur ein vager Abriss der angefahrenen Städte zu sehen. Demnach soll es aus Kronstadt losgehen, über Schä‎ßburg und Mediasch gelangt man nach Alba Iulia (Karlsburg oder Wei‎ßenburg auf deutsch), dann geht es über Sebeş (dt. Mühlbach), Hermannstadt und Fogarasch zurück nach Kronstadt. Auf der Strecke wird mehrmals Halt gemacht und es ist auch die Rede von Werkstätten zwischendurch. Vielleicht wartet der Betreiber bis zum Sommer mit mehr Info auf.



    Und ja, es gibt auch andere interessante Bahnstrecken in Rumänien, beispielsweise die sogenannte Banater Semmering-Bahn. Sie wurde nach dem österreichischen Vorbild so benannt, der ersten gro‎ßspurigen Gebirgsbahn in Europa, die neun Jahre zuvor gebaut worden war. Die rumänische Semmering-Bahn wird auch Anina-Bahn genannt, sie führt durch 14 Tunnels und über 10 Viadukte von Oraviţa (dt. Orawitz) an der Donau nach Anina im Banater Bergland und wurde in den Jahren 1861 bis 1863 gebaut. Grund für den Bau der Bergbahn im Osten der damals österreichisch-ungarischen Monarchie, heute im Westen Rumäniens, war die Beförderung der Kohle von den Gruben aus dem Karpatenbogen an die Donau. Und der Bergarbeiterort Anina im Banater Bergland wird auf deutsch Steierdorf genannt, wohl nach der Herkunft der ersten Siedler aus der Steiermark. Und auch eine Ortschaft namens Tirol ist auf der Strecke zu finden. Der SWR hat unlängst eine Dokumentation dazu gesendet, die Reportage Bahnraritäten im Banat“ kann immer noch in der SWR-Mediathek abgerufen werden.



    Und dank des Internets kann man auch den rumänischen Kindermusikfilm Veronica“ sehen. (Im Rumänischen betont man den Namen eigentlich auf der vorletzten Silbe, also Veronìca.) Der 1972 gedrehte Film mit vielen Stars der damaligen Filmbranche ist tatsächlich der beliebteste rumänische Kinderfilm aller Zeiten; laut einer Statistik des Rumänischen Filmförderungszentrums (CNC) wurde der Film seit seiner Premiere bis Ende 2014 von über 3,6 Mio. Zuschauern im Kino gesehen. 1973 wurde auch eine Fortsetzung in derselben Besetzung gedreht, die den etwas phantasielosen Titel Veronica kommt zurück“ hat. Auch dieser Film wurde von über 2,6 Mio. Kinobesuchern gesehen. Beide Filme kann man in voller Länge auf Youtube sehen (hier: Veronica und Veronica se întoarce), allerdings ohne Untertitel.




    So, die Zeit drückt schon — zum Schluss die Postliste. Postbriefe habe ich diese Woche wie eingangs gesagt nicht unter die Fingernägel bekommen. E-Mails erhielten wir bis einschlie‎ßlich Freitagnachmittag von Osmany Cabrera Herrera (aus Kuba) sowie von Martina Pohl, Lutz Winkler, Anna Seiser, Joachim Kalkbrenner, Andreas Pawelczyk, Herbert Jörger, Calvin Knott, Andreas Fessler, Birgit Denker und Siegbert Gerhard, Reiner Holtmann, Christian Laubach, Ralf Urbanczyk, Jörg-Clemens Hoffmann und Rolf Endris (alle aus Deutschland).



    Das Internetformular nutzte Calvin Knott aus Deutschland.




    Liebe Freunde, danke fürs Zuhören und frohe Ostertage mit Ihren Lieben!




    Audiobeitrag hören:




  • Hörerpostsendung 4.12.2016

    Hörerpostsendung 4.12.2016

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI. Zu aller erst möchte ich mich für die von mehreren Hörern übermittelten Grü‎ße zum Nationalfeiertag Rumäniens am 1. Dezember bedanken. Der war in Rumänien ein arbeitsloser Tag, der mit einer Militärparade und einem Aufmarsch mit Panzerfahrzeugen, Raketen und Gewehr präsentierenden Soldaten direkt unter dem Bukarester Triumphbogen gefeiert wurde, in Anwesenheit des Staatschefs und anderer hochrangiger Politiker. Nun, das mag man sich vielleicht ein bisschen an Frankreich abgeguckt haben, ich fand es aber etwas befremdend, bei manchen TV-Sendern und in den sozialen Netzwerken Kommentare über die Schönheit“ der Panzer und Raketen zu hören bzw. zu lesen. Denn Waffen haben — au‎ßer vielleicht für Waffennarren oder Liebhabern von phallischen Symbolen — nichts Schönes an sich, sondern dienen der Tötung von Menschen, auch wenn der Einsatz von Waffen im Fall der Selbstverteidigung oder der Notwehr als legitim erscheinen mag.



    Das bringt mich direkt zu einer Frage von unserem Hörer Andreas Pawelczyk aus Mannheim:



    Ich hätte eine Frage zum Waffenbesitz und zu den Tötungsdelikten in Rumänien. In Deutschland gibt es zurzeit 5,5 Millionen legale Schusswaffen, die verteilt 1,45 Millionen Besitzer haben. Es sind Jäger, Sportschützen, Sammler und Sicherheitsunternehmer. Die Tötungsrate ist dazu in Deutschland etwa 2000 Tötungsdelikte pro Jahr, die aber nicht unbedingt mit einer Schusswaffe in Verbindung zu bringen sind. Wie sieht es da in Rumänien aus? Gibt es statistisches Zahlenmaterial dazu?




    Vielen Dank für Ihre interessante Frage, lieber Herr Pawelczyk. Ich muss zugeben, dass ich mir nie dazu Gedanken gemacht habe, zumal es in den Medien hierzulande selten Berichte über Tötungsdelikte im Zusammenhang mit Schusswaffen gibt. Auch ist es schwierig, an aktuelle Statistiken zu kommen, die Polizei und die Staatsanwaltschaft veröffentlichen nur selten derart Statistiken, man bekommt sie möglicherweise als Journalist oder als Forschungseinrichtung nur auf Anfrage und nach langem Warten und Nachhaken. Und auf der Webseite des Rumänischen Statistikamts muss man registrierter und zahlender Benutzer sein, um an vollständige und detaillierte Informationen zu kommen, was aber beim Statistischen Bundesamt in Deutschland auch nicht anders ist. Die kostenpflichtige Auskunft ist aber letztendlich normal, denn die Beantwortung jeder Anfrage ist natürlich mit einem gewissen Aufwand verbunden.



    Ich habe dennoch ein paar Zahlen im Internet gefunden, die zwar nicht ganz aktuell und auch nicht aus direkter Quelle sind, aber zumindest einen Einblick ermöglichen. So wurde etwa in einer Presseagenturmeldung von 2014 eine Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2012 zitiert, laut der im genannten Jahr die Tötungsrate in Rumänien bei 2,09 je 100.000 Einwohnern gelegen habe. Auf 19 Mio. Einwohnern hochgerechnet waren das rund 397 Tötungsdelikte im Jahr 2012. In 28% der Fälle sei die Tat mit einem Messer oder anderen scharfen Gegenständen verübt worden, bei 10% sei brachiale Gewalt zur Anwendung gekommen, in 34% der Fälle sei die Todesursache ungeklärt gewesen und nur in 3% sei der Tod des Opfers infolge des Gebrauchs einer Schusswaffe eingetreten. Über die restlichen 15% klärt das Presseportal nicht auf, auch werden keine genaueren juristischen Kategorien wie fahrlässige Tötung, Körperverletzung mit tödlichen Folgen, Totschlag und Mord angeführt, was für den Durchschnittsleser sicherlich auch nicht unbedingt interessant gewesen wäre.



    Nach einer anderen Statistik des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung sei die Tötungsrate in Rumänien 2012 in Höhe von 1,7 pro 100.000 Einwohner gewesen (auf Seite 132 im verlinkten Dokument), bei einer Gesamtanzahl von 378 Kapitalverbrechen, also niedriger als in der zuvor angegebenen Quelle. Die Statistiken sind also nicht besorgniserregend, zumal in Rumänien nicht jeder eine Waffe tragen darf, wie etwa in den USA. Au‎ßer Militär, Polizei, Sicherheitsdiensten, Jägern und Sportvereinen dürfen nur ganz wenige Bürger Waffen tragen, und auch das nur unter Erfüllung bestimmter Bedingungen und Auflagen. Laut einem weiteren Presseartikel von 2014, der sich auf Quellen aus dem Innenministerium beruft, gab es knapp 125.000 registrierte tödliche Schusswaffen in Rumänien, wovon etwas mehr als 107.000 Jagdwaffen waren, knapp 3.700 waren Schusswaffen für Selbstverteidigung und Schutzagenten und ca. 9.230 Sportschusswaffen.



    Laut dem Internet-Auftritt eines rumänischen Schützenvereins, der sich wiederum auf Polizeiquellen beruft, sei Rumänien EU-weit das Land mit den wenigsten Schusswaffen pro Einwohnerkopf. Demnach würden knapp 164.300 Personen in Rumänien insgesamt etwas mehr als 214.000 Waffen besitzen, davon seien über 117.000 tödliche Schusswaffen (knapp 0,60 je 100 Einwohner) und etwas mehr als 96.000 sogenannte nichttödliche Schusswaffen (knapp 0,50 je 100 Einwohner). Von den tödlichen Schusswaffen seien es zu 95% Jagdwaffen. Was man unter nichttödlichen Schusswaffen versteht, wird da nicht näher erläutert, es sind vermutlich Gas- und Luftdruckpistolen u. dgl. gemeint, die aber aus unmittelbarer Nähe sehr wohl tödlich sein können. Alles in allem: Ich finde es gut, dass der Waffenbesitz in Rumänien streng geregelt ist, vor allem wenn ich an die Gro‎ßstadtneurotiker denke, die sich sonst beispielsweise im Bukarester Stra‎ßenverkehr austoben.



    Dennoch kommt es auch in Rumänien, wenn auch selten, zu aufsehenerregenden Vorfällen im Zusammenhang mit Schusswaffen. So ereignete sich beispielsweise 2012 in Bukarest eine Tragödie, die als Frisiersalon-Amoklauf bezeichnet wurde. Dabei handelte es sich um ein Beziehungsdrama. Ein 51-jähriger Mann, der als Chauffeur beim rumänischen Innenministerium angestellt war, stürmte, mit einer Glock-Pistole bewaffnet, ein Bukarester Frisiersalon und eröffnete das Feuer. Im Kugelhagel starben seine als Friseurin arbeitende Frau und die Kassiererin, weitere sechs Menschen wurden z.T. schwer verletzt. Nach der Flucht und einer kurzen Verschanzung in einem benachbarten Gebäude stellte sich der Täter schlie‎ßlich der Polizei. Das Motiv der Tat soll Eifersucht gewesen sein, seine Ehefrau wollte sich von ihm trennen, was er nicht hinnehmen wollte oder konnte. Der Täter wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Dieser Fall warf damals viele Fragen auf, etwa ob Angestellte des Innenministeriums nicht zu leicht die Erlaubnis bekommen, eine Waffe zu tragen, und zwar ohne eine gründliche psychologische und psychiatrische Begutachtung. Wie auch immer, es gab auch Konsequenzen: Der Chef der Bukarester Polizei und weitere Mitarbeiter des Führungsstabs mussten ihre Posten räumen.




    Und nun zu einem friedlicheren Thema. Das Interesse der deutschen Medien für Rumänien hat scheinbar etwas zugenommen, denn es gibt immer wieder interessante Reportagen über und aus Rumänien in den verschiedenen TV-Sendern zu sehen. Mehrere Hörer (darunter Bernd Seiser und Andreas Pawelczyk) haben uns auf eine Ende September im SWR ausgestrahlte Reportage aufmerksam gemacht. In der Serie Eisenbahn-Romantik“ wurde die Folge Bahnraritäten im Banat“ gesendet, in der auch auf die Geschichte der Banater Schwaben eingegangen wurde und sogar der deutschen Redaktion von Radio Temeswar ein Besuch abgestattet wurde. Und damit bleiben wir bei Andreas Pawelczyk aus Mannheim, denn er fasste den Inhalt folgenderma‎ßen zusammen:



    Der Spätsommer im Banat hat viele Gesichter. Es ist eine historische Landschaft. Menschen aus Deutschland haben hier Geschichte geschrieben. In der Stadt Arad ist das Stra‎ßenbahnsystem gut ausgebaut. Die Eisenbahn hat hier einen schweren Stand, aber es gibt sie noch. In der Stadt fahren nach Bukarest die meisten Stra‎ßenbahnen. Arad hat 16 Linien mit 48 km Länge und ist ein Knotenpunkt. Das Depot gibt es seit 1920. Die deutschen Stra‎ßenbahnen, die hier fahren, sind gut in Schuss und sehr komfortabel. Stra‎ßenbahnen fahren sogar aus der Stadt raus.



    Im Industriegebiet von Arad sind viele deutsche Unternehmen ansässig. Das liegt an den niedrigen Löhnen und der gro‎ßen Motivation der Arbeiter. Hier ist auch die Modelleisenbahnschmiede. 1911 ist hier die erste Stra‎ßenbahn Südosteuropas gefahren. In Ghioroc gibt es ein Eisenbahnmuseum mit vielen Stra‎ßenbahnen. Star im Museum ist ein Triebwagen von 1905. In der Gegend gibt es einen Wallfahrtsort, dem der Priesternachwuchs fehlt. 1898 wurde in Arad der Bahnhof gebaut. Es ist ein Backsteingebäude. Hier gibt es auch die Malaxa-Firma mit den Vorkriegstriebwagen. Nicolae Malaxa hatte in Deutschland studiert und war von deutscher Eisenbahntechnik begeistert. Die Donauschwaben sind hier im 17. Jahrhundert aus Ulm gekommen. Gutenbrunn ist eine deutsche Enklave, aber es gibt hier nur noch wenige dieser Leute. In der Gegend sind noch Schienenbusse der DDR im Dienst. Etliche stammen aus dem Jahre 1986.



    Radio Temeswar sendet aus der Gegend täglich 60 Minuten. Es hat seine Hörerschaft auch in Deutschland. Im Umfeld finden die Hatzfelder Tage statt, weil hier vor 250 Jahren die Banater Schwaben eine Gemeinde gegründet haben. Zurzeit ist hier der Grenzverkehr zwischen Rumänien und Serbien eingestellt. Man kann hier auf die Semmering-Bahn treffen, die 33 Km fährt und von der Stilllegung bedroht ist.



    Soweit diese Sendung über das Banat, die bei mir gro‎ßes Interesse erzeugt hat.




    Vielen Dank für Ihr Interesse, liebe Freunde. Bei der Semmering-Bahn handelt es sich um die Banater Semmering-Bahn, die natürlich nach dem österreichischen Vorbild so benannt wurde, der ersten gro‎ßspurigen Gebirgsbahn in Europa, die neun Jahre zuvor gebaut worden war. Die rumänische Semmering-Bahn wird auch Anina-Bahn genannt, sie führt durch 14 Tunnels und über 10 Viadukte von Oraviţa an der Donau nach Anina im Banater Bergland und wurde in den Jahren 1861 bis 1863 gebaut. Grund für den Bau der Bergbahn im Osten der damals österreichisch-ungarischen Monarchie, heute im Westen Rumäniens, war die Beförderung der Kohle von den Gruben aus dem Karpatenbogen an die Donau. Und der Bergarbeiterort Anina im Banater Bergland wird im Deutschen Steierdorf genannt, wohl nach der Herkunft der ersten Siedler aus der Steiermark. Und auch eine Ortschaft namens Tirol ist auf der Strecke zu finden. Sie sehen also, die historischen Verbindungen zu Österreich sind im Banat immer noch zuhauf anzutreffen. Die Reportage Bahnraritäten im Banat“ kann immer noch in der SWR-Mediathek abgerufen werden (den Link werden Sie auf unserer Webseite finden), wer keine Internetverbindung hat, merke sich den nächsten Sendetermin: am Donnerstag, den 5. Januar 2017, um 14:45 Uhr im SWR.



    (Mehr Info und Fotos von der Anina-Bahn finden Sie in diesem Artikel eines deutschsprachigen Blogs: http://weltenfinder.de/2014-03-07-09-50-06/eur/rumaenien/166-aninabahn. Historische Fotos und weitere Info zur Bahnstrecke und zur Region finden Sie in englischer Sprache auch hier: http://www.oravita-anina.eu/en/history.php.)




    Zum Schluss noch einen aktuellen Kinotipp, den wir von unserem Hörer Georg Barth aus Passau erhielten. Es handelt sich um ein rumäniendeutsches Familiendrama und um eine pointierte Zeitreise zwischen Tragik und Komik, der Film hei‎ßt Die Reise mit Vater“ (Regie: Anca Miruna Lăzărescu), ist eine internationale Koproduktion Deutschland-Schweden-Ungarn-Rumänien und hatte seinen Start in deutschen Kinos am 17. November. Die Hauptdarsteller sind rumänische und deutsche Schauspieler; ich selbst habe den Film noch nicht gesehen, daher kann ich vorerst nur zitieren, was auf der Webseite filmstarts.de zum Inhalt steht:



    1968 in Rumänien: Seit dem Tod der Mutter ist es am jungen Arzt Mihai Reinholtz (Alex Mărgineanu), seine Familie zusammenzuhalten. Sein jüngerer Bruder Emil (Răzvan Enciu) hingegen verbringt viel Zeit damit, gegen den Staat zu rebellieren, und zu allem Überfluss ist Vater William (Ovidiu Schumacher) nicht nur langsam am Erblinden, sondern auch noch lebensbedrohlich erkrankt. Das einzige, was ihn jetzt noch retten könnte, ist eine Operation in der DDR. Gemeinsam ziehen Mihai, Emil und William also los in Richtung Ostdeutschland. Kaum angekommen, müssen die drei erfahren, dass sowjetische Panzer, die den Aufstand in der Tschechoslowakei unterdrücken, den Weg zurück versperren und die Männer darum in Deutschland festsitzen. In einem Auffanglager lernt Mihai die Studentin Ulrike (Susanne Bormann) kennen und verfällt ihr sofort. Als Familie Reinholtz dann dank eines Transitvisums unverhofft in der BRD landet, steht sie vor der gro‎ßen Frage: im Westen bleiben oder in die Heimat zurückkehren?



    So, das war’s für heute, ganz zum Schluss geschwind die Postliste. Briefe konnte ich mir auch diese Woche nicht aushändigen lassen, die Poststelle war Dienstagnachmittag schon geschlossen, denn nicht nur der Nationalfeiertag am 1. Dezember war ein freier Tag in Rumänien, sondern auch der vorangegangene Mittwoch am 30. November, dem Tag des Hl. Andreas. Andreas gilt als der Apostel Kleinasiens, Konstantinopels, der Russen und der Rumänen und er ist der Nationalheilige von Russland, Schottland und Rumänien. Seine Bedeutung soll für die Orthodoxe Kirche vergleichbar mit der seines Bruders Petrus für die Römisch-Katholische Kirche sein. Folglich haben sich viele Menschen auch am Freitag einen zusätzlichen freien Tag genommen und damit ein superverlängertes Wochenende genossen.



    E-Mails erhielten wir bis Freitagnachmittag von Wolodymyr Bondar (UA), Adam Grzenia (PL), Gérard Koopal (NL) sowie von Hans-Joachim Pellin, Bernd Seiser, Georg Barth und Heinz-Günter Hessenbruch (alle aus D).



    Das Internetformular nutzten Christian Laubach (D) und Paul Gager (A).



    Danke fürs Zuhören, tschüss und bis nächsten Sonntag!




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