Tag: Antike

  • Kamele im rumänischen Raum: bereits in der Antike als Nutztiere verbreitet

    Kamele im rumänischen Raum: bereits in der Antike als Nutztiere verbreitet

     

     

    Die Geschichte der Menschheit und die Entwicklung von Gemeinschaften und Individuen können auch durch die Tiere erforscht werden, die sie in unterschiedlichen Zeiten als Nutz- oder Haustiere begleitet haben. Archäologen, die für uns heute die erstaunlichsten Objekte aus dem Boden graben, bringen auch die Überreste von Haustieren ans Tageslicht. Die Archäozoologie ist die Disziplin, die sich mit den Beziehungen zwischen dem historischen Menschen und der Tierwelt befasst, d. h. mit der Domestizierung, der Ernährung des Menschen, der Tierhaltung, den Bestattungsriten usw. Die Archäozoologie unterscheidet sich von der Paläontologie, die sich mit der Entwicklung von Tieren und Menschen befasst, ohne sich um ihre möglichen Beziehungen zu kümmern, und von der Paläozoologie, die ausgestorbene Tiere erforscht. Dank der Archäozoologie erfahren wir, dass das Kamel, ein typisches Säugetier der tropischen und Wüstenregionen Afrikas, Asiens und Australiens, einen Platz auch in der rumänischen Geschichte hat.

    Das Kamel ist ein großes, wiederkäuendes, pflanzenfressendes Säugetier, das auch in Rumänien in drei Varianten vorkommt: das Dromedar oder einhöckrige Kamel, das Trampeltier oder zweihöckrige Kamel und Hybriden der beiden, die einen großen und einen kleinen Höcker haben. Das Kamel, das auch als „Wüstenschiff“ bezeichnet wird, wurde als Transporttier eingesetzt, da es mit nur wenigen Wasser- und Nahrungsvorräten weite Strecken zurücklegen kann. Das Kamel, das vor etwa 5 000 Jahren domestiziert wurde, liefert Fleisch, Milch und Wolle und kann bei Nahrungsmangel auch verzehrt werden.

    Adrian Bălășescu hat in Biologie und Geschichte promoviert und ist Archäozoologe am „Vasile Pârvan“-Institut für Archäologie der Rumänischen Akademie. Er erforscht Kamelreste, die an archäologischen Stätten in Rumänien gefunden wurden, und hat eine Chronologie der Funde vorgelegt. Das älteste Kamel in Rumänien stammt aus dem 2. bis 4. Jahrhundert und wurde in der Dobrudscha, nahe der Festung Ibida im Landkreis Tulcea entdeckt.

    Vor 60 Jahren wurden die ersten Kamelreste ausgegraben, die in Dinogetia bei Garvăn im Kreis Tulcea entdeckt wurden. Damals gab es dort eine systematische archäologische Erforschung der byzantinischen Epoche aus dem 9. bis 12. Jahrhundert. Es wurde ein Zehenglied der Art camelus bactrianus entdeckt, also ein Kamel mit zwei Höckern. Mehr als 40 Jahre später, im Jahr 2007, wurden weitere Überreste in Noviodunum, dem heutigen Isaccea, ebenfalls im Kreis Tulcea, am Donauufer entdeckt. Diese Überreste stammen aus dem 11. Jahrhundert.“

     

    2007 wurden auch in Agighiol, ebenfalls in der Dobrudscha, weitere wichtige Funde gemacht. Es handelt sich um sechs erwachsene Kamele, die anhand ihrer Kiefer identifiziert werden konnten, deren Knochen keine Anzeichen menschlicher Eingriffe und keine Spuren von Raubtierzähnen aufweisen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sie schnell begraben wurden, wie der Forscher Adrian Bălășescu erläutert.

    Wir haben uns gefragt, wie die Knochen dieser Tiere in den Boden gekommen sind? Wir haben nicht viele Informationen vom Ausgrabungsort, und daher ist diese Frage schwer zu beantworten. Ich habe die Theorie, dass das Fehlen von Schnitt- und Zerlegungsspuren darauf hindeuten könnte, dass diese Tiere innerhalb kurzer Zeit an einer Krankheit starben und schnell begraben wurden, um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Jüngste paläogenetische und mikrobiologische Studien belegen, dass Kamele als Überträger der Pest in Frage kommen. Die großen Epidemien kamen aus Asien, und neben Mäusen und Ratten als Träger des Pesterregers scheinen auch Kamele eine sehr wichtige Rolle gespielt zu haben. Dieses Bakterium, das die Pest verursacht, wurde sogar bei den von mir untersuchten Überresten im Zahnstein gefunden.“

     

    Weitere Kamelspuren wurden in der westrumänischen Stadt Timișoara (Temeswar) gefunden. Die Temeswarer Festung wurde 1552 von den Türken erobert und bis 1716 von ihnen beherrscht. Hier handelt es sich um zwei Unterkiefer, die bei Ausgrabungen im Stadtzentrum gefunden wurden. Doch Kamele gab es in Mittel- und Osteuropa schon lange vor der Ankunft der Osmanen, sagt weiter Adrian Bălășescu.

    In Mittel- und Südosteuropa sind Kamele seit der Römerzeit bekannt. Ihr Vorkommen dürfte vor allem auf die Ausdehnung des Römischen Reiches und die Verlegung von Militäreinheiten aus den Provinzen des Nahen Ostens oder Afrikas zurückzuführen sein, wo diese Tierart häufig anzutreffen war. So wurden osteologische Beweise in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Ungarn, Serbien und Bulgarien gefunden. Für das frühe Mittelalter sind die Funde in Dinogetia und Noviodunum (9.-12. Jahrhundert) belegt, wo diese Tiere aufgrund des römisch-byzantinischen Einflusses in der Region vorkommen.“

     

    Die Anwesenheit der Osmanen in Mitteleuropa beginnend mit der zweiten Hälfte des 16. Jh. und insbesondere ab dem 17. Jh. hat auch eine Wiederbelebung des Kamelhandels bewirkt, führt zum Schluss unseres Geschichtsmagazins der Archäologe Adrian Bălășescu aus.

    Mit dem Vordringen der Türken nach Europa kehrte auch diese Tierart zurück. Das ist insbesondere in Ungarn für die Zeit vom 15. bis zum 17. Jh. relativ gut dokumentiert. Die Anwesenheit dieser Tiere auf rumänischem Gebiet ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sie als Transporttiere für militärische und zivile Zwecke verwendet wurden. Wahrscheinlich wurden sie in Zeiten des Nahrungsmangels auch verzehrt. Im 16. und 17. Jahrhundert gab es in der türkisch besetzten Region Banat Gasthäuser, in denen Kamelfleisch serviert wurde. Die Anwesenheit dieser Tiere in Rumänien ist bis ins 20. Jahrhundert bezeugt. Es gibt ein Fotoarchiv eines Artillerieregiments aus der Zeit des Ersten Weltkriegs in der Dobrudscha, wo zu sehen ist, dass die Kanonen mit Kamelen befördert wurden.“

  • Sklaverei in der Antike: Griechische Stadt-Staaten am Pontus Euxinus

    Sklaverei in der Antike: Griechische Stadt-Staaten am Pontus Euxinus





    Sklaverei ist in der heutigen Welt nicht mehr hinnehmbar. Sie gilt als eine der schlimmsten Formen der Verletzung der Menschenwürde und ist ein Verbrechen, das sowohl völkerrechtlich als auch nach nationalem Recht strafbar ist. In der Vergangenheit war die Sklaverei jedoch nicht immer mit einem unwürdigen Status verbunden, weil das Menschenbild damals ein anderes war als heute. Sicherlich kann ein Mensch ohne Freiheit nicht als glücklich bezeichnet werden, doch der Sklave wurde in der Vergangenheit nicht immer als unglücklicher, ausgebeuteter Mensch wahrgenommen, der nach dem Gutdünken seines Besitzers lebte.



    Sklaverei ist in allen historischen Epochen und in allen von Menschen bewohnten Erdteilen bezeugt, und im heutigen rumänischen Raum gibt es Anhaltspunkte für ihre Präsenz. Die Ufer des Pontus Euxinus, wie man das Schwarze Meer in der Antike bezeichnete, wurden erstmals von den Griechen im 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. besiedelt. Dabei kamen sie mit anderen Völkern in Kontakt, die sie als Barbaren“ bezeichneten und mit denen sie wirtschaftliche Beziehungen eingingen und mal friedlich zusammenlebten, mal in kriegerische Auseinandersetzungen gerieten. Eine dieser Bevölkerungsgruppen waren die Geten, möglicherweise ein Stamm der Daker, die als Vorfahren der Rumänen gelten und am Westufer des Schwarzen Meeres lebten. Zum Wirtschaftsgeflecht zwischen den Griechen und den Eingeborenen gehörte auch die Sklaverei, d. h. die Arbeit in der Landwirtschaft, im Bergbau, im Handwerk, im Bauwesen und bei öffentlichen Arbeiten in den Städten.



    Archäologen haben sowohl nach materiellen als auch nach schriftlichen Beweisen gesucht, um ihre Hypothesen über die Existenz von Sklaverei am Pontnus Euxinus zu untermauern. Einer von ihnen ist Dragoș Hălmagi, Forscher am Vasile-Pârvan-Institut für Archäologie der Rumänischen Akademie, der sich auf beide Arten von Quellen konzentriert hat. Hălmagi ist der Ansicht, dass der Begriff abhängige Bevölkerung“ besser geeignet als Sklaverei“ ist, um die sozialökonomischen Beziehungen der Griechen zur einheimischen Bevölkerung zu beschreiben.



    In ihren Stadt-Staaten am Schwarzen Meer arbeiteten die Griechen nicht mit Sklaven, obwohl der Sklavenhandel am Pontus Euxinus, in Thrakien und sogar Skythien sowohl aus literarischen als auch epigraphischen Quellen (also antiken Inschriften) bekannt ist. Da es keine direkten Quellen gibt, die Sklavenarbeit am Pontus Euxinus belegen, wurde die Arbeit hier von abhängigen Bevölkerungsgruppen geleistet. Die Frage der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, einem sehr wichtigen Wirtschaftszweig der Antike, wird in einigen Quellen erörtert, weniger jedoch die der Haussklaven oder der Sklaven mit anderen Berufen. Ein Gedanke, der von griechischen Autoren wie Platon und Aristoteles geäu‎ßert wird, besagt, dass es im Allgemeinen vorteilhaft war, Sklaven mit verschiedenen Muttersprachen einzusetzen, um die Gefahr einer Rebellion zu vermeiden. Da die Griechen von den Geten im Westen umgeben waren, konnten sie keine Sklaven aus deren Reihen nehmen. Die Gefahr eines Aufstandes oder einer kriegerischen Auseinandersetzung wäre zu gro‎ß gewesen, weshalb sie es vorzogen, auf diese Weise mit ihnen zu arbeiten. Viele Inschriften berichten von Griechen, die mit Barbaren zusammenlebten.“




    Archäologische Ausgrabungen an antiken Stätten würden nahelegen, dass die Sklaverei nicht unbedingt eine Tragödie im Leben der damaligen Menschen war, führt der Archäologe Dragoș Hălmagi weiter aus.



    Wenn wir uns die Ausgrabungen an Orten anschauen, von denen wir wissen, dass es Sklaven dort gab, dann ist ihre archäologische Präsenz sehr ähnlich wie die der freien Menschen. Sie hatten zwar etwas ärmere Gräber mit weniger Gaben wie Gefä‎ßen und Metallgegenständen. Doch es gibt nichts Typisches in diesem Gräbern, was uns dazu verleiten würde zu sagen, dass es Sklavengräber sind. Archäologisch gesehen gibt es nichts, was einen Sklaven von einem freien Mann unterscheiden würde. Oft übernahmen die Sklaven die Traditionen des Ortes, und das zeigt sich an den Haussklaven, deren Kleidung und Gräber ähnlich jener der Familien aussahen, denen sie gehörten.“




    Die abhängige Bevölkerung hatte allerdings den gleichen Status wie die Sklaven. Aus ihrer Mitte wurden Arbeitskräfte rekrutiert, deren sozialer Status unsicher war. Nur wenige schriftliche Quellen erwähnen den Einsatz von Sklaven in der Landwirtschaft, doch Ausgrabungen haben ergeben, dass der Einsatz von Sklaven im Handwerk und im Bauwesen sehr wahrscheinlich war, insbesondere dort, wo Festungen, Siedlungen oder befestigte Anwesen entdeckt wurden. Die griechischen Quellen beziehen sich jedoch nicht nur auf die Geten, sondern sprechen von einer Vielzahl von Völkern. Neben den Geten tauchen in hellenistischen Texten aus dem 4. bis 1. Jahrhundert v. Chr. auch Skythen, Sarmaten, Thraker und andere Völkerschaften auf. Sie bildeten ein wahres ethnisches Mosaik, in dem die politische Herrschaft abwechselnd durch die militärische Macht eines einzelnen Anführers ausgeübt wurde. Dem Archäologen Dragoș Hălmagi zufolge sei eine zuverlässige Quelle für die These des ethnischen Mosaiks der römische Dichter Ovid, der bekannterweise seinen letzten Lebensabschnitt im Exil am Pontus Euxinus verbrachte und die örtlichen Gepflogenheiten in seinen Schriften thematisierte.



    Der erste antike Autor, der sagt, dass hier mit Sicherheit Geten lebten, ist Ovid. Er sagt sogar mehr als das. Er erwähnt nicht nur die Geten, sondern auch ‚zahllose andere Bevölkerungen hier‘. Manchmal schreibt er das vielleicht, um seine Leser in der Ferne zu beeindrucken, an anderen Stellen spricht er möglicherweise über reale Dinge — das ist heute schwer zu sagen. Es gibt einige Passagen in Ovids Schriften, in denen er die Geten und die iranischstämmigen Sarmaten gemeinsam erwähnt. Ovid bezeichnet die Geten und die Sarmaten als Bogenschützen-Völker und behauptet auch, ihre Sprachen zu beherrschen. Auf jeden Fall schrieb er, dass die Geten und die Sarmaten am Schwarzen Meer stets gemeinsam auftreten. Schon bei der ersten Erwähnung der Geten tauchen sie in solchen Zusammenhängen auf.“

  • Museum für Geschichte und Archäologie in Constanţa: spannende Ausstellungen

    Museum für Geschichte und Archäologie in Constanţa: spannende Ausstellungen

    Das Geschichtsmuseum in Constanţa ist das zweitgrö‎ßte Museum seiner Art in Rumänien, nach dem Nationalmuseum für die Geschichte Rumäniens in Bukarest. Mehr als 430.000 Exponate können hier betrachtet werden. Sie stammen aus Epochen beginnend mit dem Paläolithikum und gehen bis in die Moderne hinein.



    Das Museum unterscheidet sich von anderen ähnlichen Kulturanstalten. Es legt zwar gro‎ßen Wert auf die Geschichte der Dobrudscha, deckt allerdings ein breiteres, landesweites Themenspektrum ab. Die Besucher können sich hier Keramikteile griechischer, römischer, byzantinischer oder mittelalterlicher Herkunft anschauen, aber auch Werkzeuge aus Stein, Bronze oder Eisen betrachten. Auch antike Architekturelemente können gesehen werden — Säulen, Turmspitzen, Giebel. Die Museumsbesucher werden an antiken Skulpturen vorbeischlendern, sich Glasgegenstände, Bronzestatuen und Schmuck anschauen. Die Münzensammlung umfasst vielfältige Münzen aus Silber, Gold und Bronze. Manche davon sind einmalig. Sämtliche ausgestellte Gegenstände haben eine gro‎ße historische Relevanz.



    Cristian Ceagra ist Museumsführer und Publizist. Er lieferte uns einige Einzelheiten dazu:



    Die Dobrudscha ist ein Wunderland, doch leider nur wenig bekannt. Es ist eine geschichtsträchtige Region. Überall sind Ruinen zu finden. Die Touristen lernen viele au‎ßerordentliche Geschichten des Ortes kennen. Hier treffen aufeinander die Donau, das Meer und das Festland. Das Donaudelta ist atemberaubend schön und es hat zahlreiche spannende Geschichten zu erzählen. Diese Geschichten gehen immer von einem wahren Kern aus. Sie stützen sich auf konkrete Spuren der Vergangenheit, manche einmalig in der ganzen Welt, wie z.B. die Glykon-Schlange. Das alles stellt eine gro‎ßartige Visitenkarte dar. Kein Ausländer wird sich hier fremd fühlen, denn die Dobrudscha ist eine multikulturelle und multiethnische Region.“




    Die Glykon-Schlange ist ein Fabeltier der griechischen Mythologie aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Das Kultobjekt kann im Erdgeschoss des Museums betrachtet werden, zusammen mit anderen Unikat-Exponaten. Auch das antike Standbild von Fortuna, zu seinen Fü‎ßen Pontus, kann hier gesehen werden. Fortuna war als Beschützerin der Hafenstadt Tomis bekannt. Und wer sich für Schmuck interessiert, kann im Archäologischen Museum Constanţa Sammlungen von Goldjuwelen bewundern. Im ersten Stock erblicken die Besucher die Sto‎ßzähne eines Mammuts. Denn hier öffnet sich ihnen eine durchaus neue Welt. Sie betreten nämlich eine andere historische Epoche. Dazu Cristian Ceagra, Museumsführer:



    Sie können hier einen Bärenschädel sehen. Er wurde in einer Grotte entdeckt. Die Tierwelt war zu der Zeit völlig verschieden. Die Menschen machten eine Entwicklung durch, sie waren nicht mehr ausschlie‎ßlich Jäger und Sammler, sondern lie‎ßen sich allmählich nieder, waren keine Nomaden mehr. Folglich erscheinen unterschiedliche neolithische Kulturen. Die Keramik wird immer wichtiger. Die Menschen bauten Wohnungen, lernten, diese zu verwalten. Wir stellen eine Nachbildung aus, die veranschaulicht, wie die Menschen vor 6–7000 Jahren ihre Lebensweise organisierten. Die Kleider aus Fell z.B. werden aufgegeben, die Menschen beginnen Gewebe zu tragen.“




    Das Museum beherbergt auch verschiedene Ausstellungen, so Cristan Cearga, Museumsführer und Publizist:



    Wir versuchen, so viele Besucher wie möglich durch unsere Ausstellungen anzuziehen. Wir wünschen uns, dass sowohl In- wie auch Ausländer durch die Museumstür gehen, sowohl hochgebildete Menschen wie auch weniger geschulte Leute. Daher setzen wir immer auf Innovation. Bei einer so reichen Geschichte wie die unsere ist es unmöglich, etwas Spannendes nicht zu finden. Wir organisieren regelmä‎ßig Ausstellungen. Es stimmt, dass die wichtigsten Sammlungen des Museums auf die Antike zurückgreifen, doch vernachlässigen wir die anderen Elemente auch nicht. Wir haben eine Ausstellung von Zeitungen — da stellen wir 100 Jahre alte, zweisprachige Publikationen vor, Zeitungen der örtlichen Minderheiten.“




    Ein Rundgang durch das Museum dauert im Schnitt zwei Stunden. Wir laden Sie herzlichst ein, das Archäologische Museum in Constanţa zu besuchen. Sie werden es nicht bereuen.

  • Tulcea – das Tor zum Donaudelta

    Tulcea – das Tor zum Donaudelta

    Tulcea liegt am rechten Donauufer, auf sieben Hügeln, genau an der Stelle, an der die Donau eine scharfe Biegung in Richtung Osten bildet. Tulcea ist die Hauptstadt des gleichnamigen Landkreises. Das Gebiet war schon zu Zeiten der Gumelniţa-Kultur bevölkert (2900-2200 v.Chr.) Die Stadt wurde unter anderem von dem griechischen Weltreisenden, Völkerkundler und Geographen Herodot von Halikarnassos im 3. Jahrhundert v. Chr. unter dem Namen Castrum Aegyssus erstmals erwähnt. Tulcea ist seit dem Altertum eine bedeutende Hafenstadt.



    Cristina Mucileanu, die Leiterin der Abteilung für Sport, Kultur und Au‎ßenangelegenheiten innerhalb der Stadtverwaltung Tulcea, stellte uns die Vorteile der Stadt vor:



    Die Touristen betrachten Tulcea viel mehr als eine Übergangsstadt. Wir sind aber der Meinung, dass unsere Stadt Vieles anzubieten hat. Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist das Unabhängigkeitsdenkmal, eine im Jahr 1879 im Auftrag des Königs Karl I. angefangene Konstruktion, die erst 25 Jahre später eingeweiht wurde. Der Hauptplatz — Piaţa Civică — wurde 1970-1972 gebaut und 2009 renoviert. Das zentrale Element ist der in der Mitte des Hauptplatzes angelegte Springbrunnen — Fântâna Vie. Eigentlich ist es eine aus mehreren Springbrunnen gebildete Anlage, entworfen als Fortsetzung der Donau, die bis ins Herz der Stadt flie‎ßt. Ebenfalls am Hauptplatz befindet sich auch die Pferdestatue des Fürsten Mircea cel Bătrân, eingeweiht im Jahr 1972. Die Statue wurde vom Architekten Ioan Jalea entworfen. Au‎ßerdem gibt es hier das Geschichtsmuseum des Donaudeltas. Ein Teil dieses Museums beherbergt das grö‎ßte Aquarium in Rumänien. Das Museum stellt einmalige spezifische Elemente des Donaudeltas vor. Ansonsten gibt es noch den Park und den See Ciuperca. Sie liegen in unmittelbarer Nähe zur Esplanade in Tulcea. Hier werden oft verschiedene Veranstaltungen sowie Wasser-Wettbewerbe organisiert. Ein solcher Wettkampf ist das Festival der Ruderboote in Rumänien. Im Park gibt es mehrere Kinderspielplätze sowie einen Fahrradweg.“




    Cristina Mucileanu erzählte uns des Weiteren, welche Sehenswürdigkeiten wir unbedingt nicht verpassen sollten:



    Das Geschichtsmuseum des Donaudeltas war früher im Gebäude Casa Avramide (dt. Avramide-Haus) untergebracht. Es ist ein interessantes Gebäude, das auf die moderne Geschichte der Stadt sowie auf die Geschichte der Familie Avramide schlie‎ßen lässt. Das Gedenkhaus des berühmten Malers Constantin Găvenea ist ein weiterer Anhaltspunkt. Das Gedenkhaus beherbergt eine beeindruckende Sammlung seiner Werke. Im Landkreis Tulcea gibt es viele Klöster, die einen Besuch wert sind. Das paläo-christliche Denkmal in Niculiţel ist ein einmaliges Denkmal in Europa. Der Naturpark Munţii Măcinului sowie das Klösterdreieck Celic Dere, Cocoş und Saon sind weitere Attraktionen in unserem Landkreis.“




    In Tulcea werden viele Kultur- und Sportveranstaltungen organisiert, wie z.B. das Internationale Folklore-Festival für Kinder Peştişorul de aur“ (dt. Das goldene Fischlein“), die Festtage der Stadt Tulcea, das Festival der Ruderboote, ein Triathlon, organisiert vom Verein Ivan Paţaichin Mila 23“, ein Theaterfestival, organisiert vom Theater Jean Bart“, sowie viele andere saisonbedingte Festivals.



    Über die Sehenswürdigkeiten hinweg ist das kulinarische Angebot in Tulcea besonders reizend. Vielfältige Fischgerichte, Marillenschnaps oder Wein vom Weingut Sarica Niculiţel — all das erwartet Sie in Tulcea. Zögern Sie also nicht mehr lange und buchen Sie einen Aufenthalt in Tulcea. Wir versprechen Ihnen, es lohnt sich!

  • „Auf den Spuren von Mars“ – Ausstellung über Waffenkunst der Antike in Sathmar

    „Auf den Spuren von Mars“ – Ausstellung über Waffenkunst der Antike in Sathmar

    Das älteste keltische Kettenhemd in Rumänien sowie mehrere über 2.500 Jahre alte Waffen, die im Nordwesten Rumäniens entdeckt wurden, sind nun im Landkreismuseum Satu Mare (Sathmar) ausgestellt. Auf den Spuren von Mars. Berühmte Krieger und Handwerker der Antike“ ist eine interaktive Ausstellung. Die Besucher haben die Möglichkeit, sich Waffen aus dem Altertum anzuschauen. Au‎ßerdem umfasst die Ausstellung auch Waffenschmied-Werkstätte, die den Besuchern zeigen, wie die Krieger früher lebten. Felician Pop, der Leiter des Landkreismuseums Satu Mare, schilderte uns die Entstehungsgeschichte der Ausstellung:



    »Auf den Spuren von Mars« ist eine Wanderausstellung. Mehrere Museen in Siebenbürgen haben ihren Beitrag erbracht, damit die Ausstellung zustande kommt. Die Ausstellung zeigt den Besuchern die Waffen, mit denen die Krieger im Altertum auf rumänischem Boden kämpften. Es ist allgemein bekannt, dass Mars als Kriegsgott verehrt wurde. Die im Museum ausgestellten Artefakte sind spektakulär. Darüber hinaus veranschaulichen sie die zeitliche Entwicklung, die die Waffen erfahren haben. Wir wurden auch von unseren Kollegen von »Omnis Barbaria« in Baia Mare bei diesem Unterfangen unterstützt. Demnach stellten wir auch eine Handwerker-Werkstatt für altertümliche Handwerke nach. Eigentlich handelt es sich um die Werkstatt eines Eisenschmieds, der Speere und andere Waffen aus Eisen herstellte. Die Ausstellung erntete gro‎ßen Erfolg. Sie wurde von vielen Schülern besucht, die die Möglichkeit hatten, selber Waffen zu schaffen, so wie sie vor gut 2.000 Jahren erzeugt wurden.“




    Die Ausstellung umfasst 16 Originalteile, allerdings auch mehrere Repliken von frühzeitig verwendeten griechischen, keltischen oder germanischen Waffen. Ein Beispiel dazu ist die keltische Kopfbedeckung in Ciumeşti, ein einmaliger Fund, der nun im Landesmuseum für Geschichte ausgestellt ist. Mehr Einzelheiten dazu bringt der Leiter des Landkreismuseums Satu Mare, Felician Pop:



    In unserem Museum können Speeren, Lanzen, Schutzausrüstungen, Kopfteile besichtigt werden. In Satu Mare wurde die einzige keltische Kopfbedeckung weltweit aufgefunden. Derzeit wird sie im Geschichtsmuseum des Landes ausgestellt. Bei uns im Museum liegt eine Nachstellung vor. Unsere Ausstellung zeigt viele andere Dinge, die uns helfen, einen Blick zurück in die antike Geschichte zu werfen. Somit erfahren wir mehr über die altertümlichen Krieger, die früher hier gelebt haben — damit meine ich die germanischen Volksstämme, allerdings auch die Kelten oder die Römer. Die Ausstellung will den Besuchern eine Menschengruppe näherbringen, die einen besonderen Ruf im Altertum genoss, nämlich die Krieger. Wie allgemein bekannt, wurden vielen von ihnen später göttliche Eigenschaften verliehen.“




    Die Zukunft der Museen hänge von der Interaktion mit dem Publikum ab, meint der Leiter des Landeskreismuseums Satu Mare, Felician Pop:



    Die Museen müssen sich weiter entwickeln. Das Modell verstaubter Regale mit Exponaten ist schon längst überholt. Die Museen müssen sich ändern, interaktiv werden. Die Besucher sollten aufgefordert werden, sich in den Prozessen einzubringen, selber zuzugreifen. Somit nimmt das Interesse der Besucher zu, denn indem sie sich selber einbringen, spüren sie, dass sie ein Teil der Geschichte werden.“




    Die Ausstellung Auf den Spuren von Mars. Berühmte Krieger und Handwerker der Antike“ umfasst wie gesagt mehrere Handwerkerstände. Diese wurden im Hof des Museums eingerichtet. Die Besucher haben demnach die Möglichkeit, zu schauen, wie früher Kettenhemde hergestellt wurden oder wie die Schmieden die Eisenteile in Waffen verwandelten. Wir wollten von unserem Gesprächspartner erfahren, wie die Menschen reagierten, die aufgefordert wurden, mitzumachen:



    Anfangs waren sie einfach neugierig. Sie haben sich schnell auf das Spiel eingelassen. Ich fand es gro‎ßartig, dass die Besucher selber Speere und Lanzen aus Eisen erzeugen konnten. Und das wie vor 2.500 Jahren. Sie waren begeistert. Das Interesse war sehr gro‎ß, manche Besucher blieben mehrere Stunden im Museum, um den ganzen Herstellungsprozess zu verfolgen.“




    Die Ausstellung Auf den Spuren von Mars. Berühmte Krieger und Handwerker der Antike“ kann im Landkreismuseum Satu Mare bis Ende Dezember besichtigt werden. Wo sie danach weiter hingeht, erfahren wir vom Leiter des Museums, Felician Pop:



    Die Ausstellung geht durch alle Landkreis-Hauptstädte im Nordwesten Rumäniens. Nach Satu Mare wird sie in Baia Mare, Oradea, Zalău und Cluj gezeigt. Die Ausstellung ist sehr interessant. Und da sie sich eines so gro‎ßen Erfolges erfreute, wollen wir eine zweite Ausstellung organisieren. Diesmal soll sie die Waffen der Daker vorstellen. Die Folgeausstellung wird von unserem Museum ins Leben gerufen. Satu Mare ist das Gebiet der freien Daker. Dieses Gebiet wurde niemals von den Römern erobert. Demnach bestand hier die dakische Zivilisation mehrere Jahrhunderte fort, gegenüber der römischen Welt.“




    Was künftige Projekte anbelangt, erzählte uns Felician Pop über eine weitere einmalige Ausstellung, die für die Zukunft geplant ist:



    Wir arbeiten an einem weiteren besonderen Projekt. Es hei‎ßt »Omas Topf mit Krautrouladen«. Die Ausstellung wird am 5. Dezember eröffnet. Wir sammelten aus mehreren Museen landesweit Töpfe, in denen rumänische Krautrouladen zubereitet werden, und brachten sie zusammen in einer Ausstellung. Die Besucher werden die Möglichkeit haben, zu schauen, wie die Krautrouladen im Mittelalter zubereitet, was für Zutaten verwendet wurden. Und selbstverständlich werden sie die Krautrouladen auch probieren können. Mancher Geschmack ist mit der Zeit verloren gegangen. Und eben das wollen wir wiederfinden.“




    Der Leiter des Landkreismuseums Satu Mare hofft, dass immer mehr Leute den hohen Wert der Museen erkennen und sich nicht scheuen, sie zu besuchen.

  • Ausstellung: Überlappte Zivilisationen im rumänischen Raum

    Ausstellung: Überlappte Zivilisationen im rumänischen Raum

    Es gibt kaum geopolitische Räume mit nur einer einzigen Kultur oder Zivilisation. Auch Rumänien hat nicht nur eine einzige Kultur und Zivilisation geerbt. Von der Prähistorie bis heute haben die Archäologen und Anthropologen versucht, verschiedene Spezifika und Einflüsse bei den Artefakten, die man in Museen und auf archäologischen Stätten findet, zu erkennen. Das Konzept der überlappten Zivilisationen erzählt dem Publikum etliche Geschichten, die in der Vergangenheit stattgefunden haben, Geschichten, die von keiner Chronik, Zeichnung, keinem Gemälde und keiner Ikone erzählt werden. Eine überlappte Geschichte bedeutet, dass zum Erbe eines heutigen Landes mehrere Völker beigetragen haben. Und da Zivilisation und Kultur Hand in Hand gehen, könnte man behaupten, dass überlappte Zivilisationen auch überlappte Kulturen darstellen.



    Es gibt viele überlappte Zivilisationen im rumänischen Raum, von der Prähistorie bis heute bilden sie ein spezifisches Identitätserbe. Die neolithischen Völker, die griechischen Einflüsse, die Kimmerer, die Skythen, die Daker, die Römer und die Siedler, die mit ihnen kamen, dutzende Wandervölker zwischen dem 2. und dem 13. Jh. nach Christus, alle bildeten eine Mischung aus materiellen und spirituellen Wechselwirkungen, die die Rumänen geerbt haben. Die Ausstellung Rumänien, überlappte Zivilisationen“, die von dem Nationalmuseum für die Landesgeschichte Rumäniens veranstaltet wurde, möchte ihren Besuchern Geschichten über die Vielfalt der Kultur- und Zivilisationselemente erzählen, die in das europäische und asiatische Einmündungsuniversum einflie‎ßen. Archäologin Corina Borş, Veranstalterin der Ausstellung, fasste die Anwesenheit der Zivilisationen zusammen, die sie in die Museumausstellung eingeschlossen hat.



    Von dem Paläolithikum, also von der Altsteinzeit bis zur Vormoderne werden zahlreiche prähistorische Zivilisationen von dem Neolithikum und dem End-Neolithikum, von dem Metallzeitalter, von der dakischen und der römischen Zivilisation und alles andere vorgestellt, was danach in der Geschichte des aktuellen Raumes Rumäniens kommt, im Mittelalter und in der Vormoderne. Ich bin Prähistorik-Archäologin und habe eine Leidenschaft für prähistorische Artefakte. Seit über eineinhalb Jahrzehnten hat man in Rumänien die absoluten Schätze der neolithischen Zivilisation nicht mehr bewundern können. In den letzten Jahren wurden mithilfe der rumänischen Behörden, aber auch durch internationale Zusammenarbeit, die zwei Stadttafeln von Troesmis, historische Urkunden von höchster Bedeutung, die sich in einer Weltrangliste wiederfinden, zurückgewonnen. Es ist richtig, zu behaupten, dass alle Gegenstände ihre Bedeutung haben, es handelt sich nicht nur um Ästhetik oder monetären Wert. Jedes Teil ist einzigartig und erzählt eine Geschichte über die Vergangenheit.“




    In den Vitrinen der Museen erscheinen die Gegenstände fragil, sie schienen keine Bedeutung für den Betrachter und keinen aktuellen Nutzen zu haben. Dennoch sich die Gegenstände der Vergangenheit besonders wertvoll, aus mehreren Gesichtspunkten, nicht nur aus Sicht der Ästhetik. Ihre Einzigartigkeit spricht auch über die Geschicklichkeit und den Geist jener, die sie geschaffen oder verwendet haben. Ganz wichtig in der Ausstellung ist die Cucuteni-Keramik, die einmalig in Europa ist. Es gibt gro‎ße Ähnlichkeiten mit einer neolithischen Kultur aus China. Die Cucuteni-Keramik hat viele spiralförmige Verzierungen in verschiedenen Kombinationen und Varianten. Archäologen haben Frauenstatuen mit flachem Oberkörper gefunden, die mit geometrischen Motiven geschmückt sind. Corina Borş.



    In der Keramik des Neu-End-Neolithikums ist die Keramik der Cucuteni– und Gumelnitza-Zivilisation die bedeutendste. Erstmalig gibt es einen Goldschatz aus der Bronzezeit, den Schatz von Sarasău zu sehen. Dieser wird gerade von dem Kulturministerium für das Geschichtsmuseum Rumäniens erworben. Es gibt auch noch die Tafeln von Troemis, die ich erwähnt habe, und die mittelalterlichen Artefakte, die eine gro‎ße Vielfalt bieten. Ich würde sagen, es ist eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen man Schmuck aus Edelmetallen sieht, überwiegend Silber, aus dem Mittelalter, aus dem 11. bis 14 Jahrhundert.“




    Die Ausstellung Rumänien, überlappte Zivilisationen“ ist nicht nur ein Werk der Historiker und der Archäologen, sondern auch der Architekten, die ihr Persönlichkeit und Struktur verliehen haben. Die Gegenstände der überlappten Zivilisationen sind selbst eine Schöpfung des polyvalenten menschlichen Geistes, der oft anonym bleibt. Corina Borş.



    Die Ausstellung wurde von dem jungen Architekten Andrei Câmpean entworfen. Ausgehend von dem Konzept der überlappten Zivilisation wurden vier Bereiche definiert: die Prähistorie, die Antike, das Mittelalter und die Vormoderne. Gleicherma‎ßen wurde die Ausstellung in einem flie‎ßenden Sinne entworfen, nicht unbedingt zeitlich eingeteilt, sondern als eine Laufbahn, als eine Rückkehr in die Geschichte. Der Besichtigungsfluss kann von jedem Besucher frei gewählt werden. Die überlappte Zivilisation ist ein geografisches Merkmal, es ist der Ort, wo sich das heutige Rumänien befindet. Ausgehend von dem geografischen Merkmal werden die Zivilisationsüberlappungen im Laufe der Zeit vorgestellt. Es werden verschiedene Einflüsse, sei aus dem Osten, dem Westen, Süden oder Norden und natürlich die Einflüsse gro‎ßer Zivilisationen der Antike, besonders des Römischen Reiches, auf den Rumänischen Raum hervorgehoben.“




    Das Konzept der überlappten Zivilisationen regt zum Nachdenken über die Vergangenheit an, eine Vergangenheit, in der Qualität, Exzellenz und Überlegenheit nicht Merkmale eines einzigen Volkes sind. Die Zivilisationen und Kulturen schöpfen, leihen von den anderen aus und erfinden sich neu in den nachfolgenden historischen Zeitaltern. Die überlappten Zivilisationen sind dynamisch und der rumänische Raum bietet viele Beispiele von Quellen, die die Richtungen zeigen, von wo die Austausche gekommen sind oder wo diese hingegangen sind. Das Rumänien der überlappten Zivilisationen und Kulturen ist nicht nur das von heute, es ist insbesondere das von gestern.

  • Am Anfang war Callatis

    Am Anfang war Callatis

    Zwischen dem sechsten und achten Jahrhundert vor Christus fand ein Phänomen statt, dass die Historiker als gro‎ße griechische Kolonisation bezeichnen — Siedler wagten sich aus den Zivilisationshochburgen des alten Hellas heraus und gründeten Städte überall im Mittelmeerraum und am Schwarzen Meer. Die neuen Niederlassungen blieben im regen politischen, kulturellen und kommerziellen Austausch mit ihren jeweiligen Herkunftsstädten. Am westlichen Ufer des Schwarzen Meeres, auf dem heutigen Gebiet von Rumänien, erschienen auf diese Weise zum einen die Städte Histria und Tomis, die von Siedlern aus Milet auf dem östlichen Ufer des Ionischen Meers gegründet wurden. Zum anderen entstand weiter südlich davon Callatis — gegründet wurde die Burg von Siedlern aus der so genannten Heraclea Pontica am Südufer des Schwarzen Meeres, rund 100 km von der Bosporus-Meerenge entfernt.



    Die hellenischen Siedler mussten allerdings nicht ganz bei Null anfangen, sondern knüpften an eine getische Siedlung an, die in den Annalen der Geschichte als Acervetis oder Cerbates einging. Die Getodaker und die zugezogenen Hellenen bewohnten die neue Stadt Callatis gemeinsam. Heute liegt auf dem Standort von Callatis die rumänische Stadt Mangalia, mit einer Bevölkerung von etwa 33.000 Einwohnern. Spezialisten und Archäologen gehen davon aus, dass Callatis im Altertum das wichtigste Kulturzentrum in der Region war, die heute unter dem Namen Dobrudscha bekannt ist. Aber Callatis gehörte auch zu den wichtigsten Handelsplätzen, da der Wirtschaftsstandort durch den Hafen einwandfrei an die regionalen Seewege angebunden war. Das geschäftige Leben der Stadt lässt sich durchaus belegen, sagt Sorin Marcel Colesniuc, der Leiter des Museums Callatis im gleichnamigen Kulturkomplex in Mangalia.



    Es gibt erstens die Inschriften, die wir in Mangalia gefunden haben, dann auch die Darstellungen von Professoren auf Grabmalen. Und antike Schriftsteller der Burg Callatis Istros von Callatis, Demetrios von Callatis, Herakleides alias Lembos und den Rhetoriker Thales. In Mangalia ist der einzige antike Papyrus auf rumänischem Gebiet gefunden worden, im Jahr 1959.“




    Der Historiker Colesniuc erzählt weiterhin, dass damals in Rumänien keine richtigen Lagerungsbedingungen geschaffen werden konnten, also wurde der Papyrus aus dem 4. Jahrhundert vor Christus nach Moskau gebracht. Für die rumänischen Wissenschaftler galt das Schriftstück als verschollen, doch Colesniuc und sein Kollege Dr. Ion Pâslaru stie‎ßen letztendlich im Jahr 2011 nach zwei Jahren akribischer Suche auf das Fundstück beim Zentrum für Restaurierung und Konservierung in Moskau und brachten es zurück nach Rumänien. Niemand wei‎ß, was darauf steht, denn bei der Entdeckung fiel der Papyrus aufgrund der Einwirkung von Licht und Sonne komplett auseinander. Zum Glück konnte es in Moskau konserviert werden. Im Moment existieren 154 Fragmente — auf den grö‎ßeren können altgriechische Buchstaben erkannt werden, die allerdings kein vollständiges Wort ergeben. Doch auch sonst sind viele interessante Objekte im Callatis-Museum von Mangalia zu bewundern, sagt Sorin Marcel Colesniuc.



    Es gibt viele Architekturteile zu sehen, darunter Säulen, Kapitelle, Architrave, Friese mit Metopen, Simsstücke mit abgebildeten Rinderschädeln, Keramikgefä‎ße — vor allem Amphoren. Auch haben wir Öllichter, Aquädukte, Tanagra-Statuen, Glasgefä‎ße, Grabsterne, Inschriften, Götterdarstellungen, Schmuck, Münzen, Metallobjekte und vieles anderes mehr. Vor dem Museum sind viele Architekturteile zu sehen. Es gibt au‎ßerdem einen archäologischen Park und nicht zuletzt Fundstellen um Mangalia. Die Nordmauer der Burg Callatis und die Nordwestecke können besucht werden — und auch das Prinzengrabmal auf der Stra‎ße nach Albeşti, 3 km von der Stadt entfernt.“




    Aussagekräftig für die Wirtschafts- und Handelsmacht der Siedlung war der alte Hafen von Callatis — doch er liegt heute unter Wasser, sagt der Historiker und Archäologe Colesniuc.



    Der Hafen von Callatis wurde im 4. Jahrhundert vor Christus gebaut. In den letzten 200 Jahren ist der Meeresspiegel leider um etwa 2 Meter gestiegen, so dass der Hafen und dessen Anlagen heute unter dem Meer begraben sind. In den Jahren 1960-1970 hat der Forscher Constantin Scarlat mehrmals Taucharbeiten durchgeführt und eine Karte des Hafens gezeichnet. Dabei hat er viel Keramik gefunden, besonders Ziegeln und Amphoren. Die Karte hat er 1973 in einer Klausenburger Fachzeitschrift veröffentlicht. Eingezeichnet sind dort auch einige Schiffswracks. Wir haben mit Firmen aus Italien und Ungarn gearbeitet, die den Meeresboden gescannt haben, und auch dort erscheinen die Überreste der Schiffe aus dem Altertum.“




    Wie der Historiker weiter erzählt, verfällt Callatis nach einigen Jahrhunderten seiner Blütezeit und wird später quasi zur Ruine — eine Folge der Einfälle der Barbaren, wei‎ß der Wissenschaftler:



    Um das zweite Jahrhundert nach Christus erscheinen in der Region die Wandervölker — zuerst die Kostoboken, dann die Goten, Karpen und im 5. Jahrhundert die Hunnen. Ende des 6., Anfang des 7. Jahrhunderts fallen dann die Awaren und die Slawen ein, die die Burg Callatis vollständig zerstören. 300 Jahre lang verschwindet sie faktisch von der Bildfläche, archäologische Quellen gibt es keine mehr. Plötzlich erscheint dann im 13. Jahrhundert auf dem Standort des antiken Callatis zum ersten Mal eine Siedlung mit der Bezeichnung Pangalia, der Name Mangalia erscheint zum ersten Mal im Jahr 1593.“




    Callatis teilt das Schicksal vieler Städte, die sich uns nur noch durch archäologische Fundstücke offenbaren. Sie verraten wenig über die Menschen, die in der Burg lebten — aber auch die geahnten dunklen Geheimnisse der Vergangenheit wirken faszinierend auf die Menschen von heute.

  • Die Griechen in Rumänien

    Die Griechen in Rumänien

    Die Griechen sind das älteste Volk, das im rumänischen Raum ansässig wurde. Schon in der Antike haben die Griechen am Schwarzen Meer die Kolonien Histria, Tomis und Callatis gegründet. In der Dobrudscha, der Region zwischen der Donau und dem Schwarzen Meer, wurden in der Geschichte viele griechische Gemeinden gegründet. Einige Namensortschaften deuten auf diese hin. So gibt es im Norden der Dobrudscha die Ortschaft Greci, zu deutsch Griechen. Der höchste Berg der Dobrudscha Gebirge ist 467 Meter hoch und hei‎ßt ebenfalls Greci. Unweit der Dobrudscha Gebirge liegt die Burg Enisala. Diese gehörte byzantinischen Griechen und Genuesen am Ende des 13. Jahrhunderts an.



    In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, nachdem Konstantinopel 1453 von den Osmanen unter der Führung von Mehmet III. erobert wurde, beginnen die Griechen an den rumänischen Fürstentümern nördlich der Donau noch mehr interessiert zu sein. Die Historikerin Georgeta Penelea-Filiti dazu:



    Als das byzantinische Reich fiel, betrachteten die Griechen die Donaufürstentümer als mögliche Zufluchtsstätten. Kurz danach geschieht etwas: die erste urkundliche Erwähnung Bukarests. Vielleicht war das ein glücklicher Zufall: 1453 fällt das byzantinische Reich, 1459 wird dieses Städtchen erwähnt, das 200 Jahre später Hauptstadt werden sollte und heute eine der Metropolen Europas ist. Was ist 1453 geschehen? Eine Welt, gekennzeichnet durch eine unglaubliche Lebhaftigkeit, eine unglaubliche städtebauliche, politische, juristische und institutionelle Entwicklung, die den Griechen charakteristisch war, stürzt ein. Als sie von den Türken erobert wurden, hatten viele Griechen keine andere Wahl, als Byzanz zu verlassen. Die Türken kamen aus einer anderen Welt und gehörten einer anderen Kultur an und der Zusammensto‎ß war unvermeidlich. Die repräsentativste byzantinische Familie, die es in die Donaufürstentümer zog, war vielleicht die Cantacuzino-Familie. Sie waren sehr reiche und flei‎ßige Leute und zogen langsam-langsam aus Bulgarien in den rumänischen Raum. Diese Cantacuzino-Familie, die in der Geschichte Rumäniens eine sehr aktive Rolle gespielt hat, wird im 17. Jahrhundert, als das Land unter politischen Kämpfen zu leiden hatte, zu einem Befürworter des nationalen Geistes. Es kam zu einer Rumänisierung der Griechen.“



    Nach 1453 beginnt eine andere Geschichte der Griechen, ein Teil dieser wickelt sich im Norden der Donau ab. Die Niederlassung der Griechen in der Walachei, in Bukarest, muss als ein laufender, nichtlinearer Prozess betrachtet werden. Dieser verfolgte wirtschaftliche, politische und persönliche Gründe. Georgeta Penela-Filiti erläutert:



    Die Griechen kommen nach Bukarest nicht nur als Fürsten. Man bezeichnete sogar einen von ihnen als Fürsten-Fabrikant“, weil er sich alle seine Mitbewerber zum Thron der Walachei untergeordnet hatte. Diejenigen, die in die Walachei kommen, sind an den vielen Opportunitäten, insbesondere Profit-Opportunitäten, am Handel, am sü‎ßen Leben interessiert. Es kommen Leute aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Ohne eine Statistik erstellt zu haben, würde ich aufgrund der erforschten Dokumente sagen, dass die Griechen im Handel, im Finanzbereich und im Kulturbereich tätig waren. Hier stö‎ßt man auf ein Element, das die Geschichte Rumäniens in den nachfolgenden Jahrhunderten, nach 1453 charakterisieren wird. Die Rumänen waren freundlich, tolerant, aber passiv. Deshalb war ein dynamisches, aktives Element, das etwas zu Ende bringt, willkommen. Die Griechen wurden sowohl positiv, als auch negativ empfunden. Es kommen sowohl Finanzleute, Steuereinzieher, diese sind keine angenehme Personen. Aber es kommen auch Lehrer, Ärzte, Juristen. Diese tragen zur Entstehung unserer städtischen Gesellschaft bei, sie dynamisieren diese und bereichern ihre Kultur.“



    Der Höhepunkt der griechischen Anwesenheit in Bukarest ist das 18.Jahrhundert, die sogenannte Phanarioten-Periode. Griechische Fürsten besteigen den Thron. Manche dieser Familien haben das Kultur-Niveau der Provinz angehoben und wurden dann assimiliert. Georgeta Penelea-Filiti hat die Details.



    Wir dürfen die vielen Griechen, die hierher kommen, die reich werden, nicht vergessen. Sie hatten auch eine Ehe-Strategie. Aus Integrations-Gründen mussten sie Rumäninnen heiraten. Es gibt viele Griechen, die hier bleiben, so dass 1719 einer sagt: ‚Konstantinopel? Das ist eine Stadt, die mich nicht interessiert. Hier finde ich alles, was ich brauche‘. Ein anderer enthusiastischer Grieche erklärte im 18. Jahrhundert: ‚Wenn es ein Paradies gibt, dann muss es der Walachei ähnlich sein‘.“



    Zu den Persönlichkeiten mit griechischen Wurzeln zählen die Schriftsteller Ion Luca Caragiale und Panait Istrati, die Künstler Hariclea Darclée und Jean Moscopol, der Politiker I.G Duca, der Unternehmer Nicolae Malaxa und der Bankier Zanni Chrissoveloni. Das sind nur einige der griechischen Persönlichkeiten, die die Geschichte Bukarests geprägt haben.



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  • Die Bleitafeln von Câmpina: Eine „patriotische Fälschung“

    Die Bleitafeln von Câmpina: Eine „patriotische Fälschung“

    Die Existenz von 60 Bleitafeln mit einer Länge von 15 cm und einer Breite von 10 cm im Untergeschoss des Archäologie-Instituts Vasile Pârvan“ in Bukarest hat eine wahre Hysterie in den Reihen der Archäologie-und Geheimnis-Liebhaber verursacht. Auf den Bleitafeln sind Buchstaben, Symbole und Bilder zu sehen. Manche glauben, diese stammen von den Dakern, die in der Antike einen Teil des heutigen rumänischen Staates bewohnt haben. Um diese Tafeln entstanden phantasmagorische Geschichten. Spezialisten erklärten mehrmals, die Tafeln seien Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, jedoch ohne Erfolg. Das Publikum war eher gegenüber den Phantasien offen. Manche erklärten, auf den Tafeln, die in Câmpina, etwa 100 Km nördlich von Bukarest, gefunden wurden, sei eine dakische Schrift zu lesen.




    Radu Băjenaru ist Archäologe beim Archäologie-Institut Vasile Pârvan“ in Bukarest. Er stellt uns die Argumente der Spezialisten vor.



    Es gibt zwei Meinungen betreffend diese Tafeln. Die erste ist die Meinung der Archäologie-Spezialisten, der Fachleute. Diese bestreiten ihre Authentizität und die These, dass diese vor 2000 Jahren zu Daker-Zeiten entstanden sind. Die zweite Meinung gehört den Enthusiasten, den Liebhabern von Alter Geschichte. Diese betrachten die Tafeln als authentisch und versuchen anhand dieser die dakische Gesellschaft vor 2000 Jahren nachzubilden. Es gibt natürlich Argumente und Gegenargumente auf beiden Seiten. Meiner Meinung nach sind die Argumente, dass diese im 19. Jahrhundert geschaffen wurden, viel stärker. Die Metall-Analysen, die nicht vor langem durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass sie aus einem Blei hergestellt wurden, das typisch für die Druckereien des 19. Jahrhunderts war. Zweitens stellen alle Inschriften und die ganze Ikonographie auf diesen Tafeln Sachen vor, die im 19. Jahrhundert bekannt waren. Wir erfahren nichts Neues über die Geschichte der Daker. Das alles war schon vor 150 Jahren bekannt. Wir erfahren nichts über das, was nachher entdeckt wurde. Drittens waren diese Tafeln den wichtigen rumänischen Historikern der Antike bekannt. Auch Pârvan, dessen wissenschaftliche Kompetenz niemand bestreiten kann. Pârvan hat diese in seinem Werk keine Bedeutung geschenkt, weil er deren Geschichte kannte.“




    Welche waren aber die kulturellen Umstände unter denen die Tafeln entstanden? Radu Băjenaru:



    Diejenigen, die Echtheit bestreiten, nennen sie inkorrekt Fälschungen. Eine Fälschung stellt aber eine Kopie von etwas Authentischem dar. Diese Tafeln sind aber reine Schöpfungen des 19. Jahrhunderts und stammen sehr wahrscheinlich von Bogdan Petriceicu Haşdeu. Dieser war ein Enzyklopädist und ein gro‎ßer Gelehrter. Er hatte die finanzielle und intellektuelle Möglichkeit, so etwas zu schaffen. Mir scheint es offensichtlich, dass diese seine Vision über die Geschichte der Daker darstellen. Deswegen kann man diese Tafeln nicht berücksichtigen, wenn wir über Geschichte reden. Auch wenn wir diese berücksichtigen würden, hätten wir nichts Zusätzliches zu lernen, sie helfen uns nicht. Das einzige, was uns helfen könnte, ist diese sogenannte dakische Schrift, ein Gemisch von griechischen, kyrillischen, lateinischen und orientalischen Buchstaben. Für einen Sprachwissenschaftler wie Haşdeu war es einfach, diese zu mischen. Man hat versucht, diese zu entziffern. Wie ich verstanden habe, hat man das auch geschafft. Das finde ich absurd. Diese Buchstaben können keine eigentliche Sprache bilden. Das wäre die einzige Neuigkeit betreffend die Tafeln: die Information zu entziffern. Würden wir — unter Anführungszeichen — diese Schrift entziffern, auch wenn wir verstehen würden, was Haşdeu übermitteln wollte, würde uns das nicht allzu viel weiter helfen, wenn wir den Stand der Kenntnisse Mitte des 19. Jahrhunderts in Betracht ziehen.“




    Warum aber hat Haşdeu diese Tafeln geschaffen und wie sollten wir diese heute betrachten? Radu Băjenaru:



    Haşdeu wollte keineswegs in die Irre führen. Er war ein Mensch seiner Zeit, er wollte nichts fälschen, nichts Böses tun, wahrscheinlich hatte er gute Absichten. Man muss ihn als einen aufgeklärten, allwissenden Geist betrachten, der so viel wie möglich lernen wollte und so viel wie möglich verbreiten wollte. Es war eine seiner Ausdrucksweisen. Es war die Mode seiner Zeit, so etwas zu tun. Ich sehe nichts Böses darin. Schlecht ist es, wenn wir versuchen, diese Schöpfungen 2000 Jahre früher zu datieren. Würden wir diese Tafeln als Schöpfung eines Gelehrten betrachten, würde es wunderbar sein. Gravierend wird es, wenn einige Menschen versuchen, anhand dieser einer Geschichte zu begründen, die wir gar nicht kennen. Die von den Tafeln erzählte Geschichte entspricht sowieso der Geschichte der antiken Quellen, weil die Tafeln auf antike Quellen beruhen. Da gibt es keine Unstimmigkeiten. Ich verstehe nicht, warum man auf die Authentizität dieser Tafeln beharrt. In der ganzen Antike gab es keine solchen Inschriften. Ich verstehe nicht warum gerade wir in Rumänien diese haben müssten.“




    Mitte des 19. Jahrhunderts, während der Periode der nationalen Fälschungen“ herrschte der Geist der Romantik. Haşdeu gilt au‎ßerdem auch als Schöpfer“ zweier anderer Dokumente dieser Art. Er soll das sogenannte Diplom von Bârlad von 1134“ und die Urkunde von Jurij Korjatowitsch von 1347“ fingiert haben. Heute wird Geschichte anders als vor 150 Jahren geschrieben.



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  • Salzförderung im prähistorischen Karpatenraum

    Salzförderung im prähistorischen Karpatenraum


    Wenn wir heutzutage von wertvollen Ressourcen sprechen, denken wir vielleicht an Erdöl, Gas und vielleicht Edelmetalle wie Gold. Das war nicht immer der Fall. In der Antike und auch im Mittelalter nahm Salz eine wichtige Rolle im Handel ein. Salz ist unentbehrlich für den menschlichen Körper und es diente auch als Konservierungsmittel in einer Periode, in der es keine andere Möglichkeit gab, manche Lebensmittel wie Fleisch für eine längere Periode aufzubewahren.


    Im Karpatenbecken und der anliegenden Region befinden sich die grö‎ßten Salzvorkommen Europas. Archäologen haben schlu‎ßfolgert, dass die prähistorischen Spuren der Salzwege aus dem Karpatenbecken nach West-und Südeuropa eine Theorie bestätigen, laut der die erste europäische Identität im Zusammenhang mit dem Salzhandel steht. Im heutigen Italien gibt es die Via Salaria, eine antike Salzstra‎ße, die von Norditalien über Rom nach Mittelitalien führte. Manche Historiker sind der Ansicht, die römische Eroberung des antiken Dakiens wäre nicht ausschlie‎ßlich politisch gewesen. Den Römern war es auch wichtig, Ressourcen zu kontrollieren. Au‎ßer Gold, waren die Römer auf der Suche nach Salz.


    Salz war auch im Mittelalter und später von Bedeutung für die rumänische Wirtschaft. Im Westen der rumänischen Hauptstadt gibt es auch heute noch eine Stra‎ße, die Salzweg“ (rum. Drumu Sării) hei‎ßt. Heutzutage gibt es wenige Dinge, deren Geschichte bis in die Vorgeschichte reichen. Salz ist eines davon. Der Karpatenraum stellte die Hauptquelle von Salz für die Europäer dar. Zusammen mit dem Universitätsprofessor Carol Căpiţă von der Bukarester Geschichte-Fakultät versuchen wir in der Sendung, einige Aspekte der Bedeutung des Salzes für die prähistorischen menschlichen Gemeinden nachzuvollziehen.