Tag: Arbeitsmigration

  • Arbeitsnomaden: Rumänien von Arbeitsmigration betroffen

    Arbeitsnomaden: Rumänien von Arbeitsmigration betroffen





    Laut Angaben des rumänischen Au‎ßenministeriums, die sich auf den Erhebungen der letzten Volkszählung stützen, leben mehr als 5,7 Millionen rumänische Staatsbürger legal im Ausland. Inoffiziell gibt es auch eine nicht eruierbare Dunkelziffer von nicht angemeldeten“ Rumänen, die in Westeuropa in nicht klar geregelten Verhältnissen arbeiten.



    Die demografische Krise verstärkt die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen sich Rumänien ohnehin konfrontiert. Während der Pandemie waren viele Auslandsrumänen in die Heimat zurückgekehrt, doch die wirtschaftliche Situation zwingt viele, erneut das Weite zu suchen. Immer mehr Rumänen zieht es nach Westeuropa, weil die Löhne hierzulande mit der Inflation nicht Schritt halten, was sich in der Lebensqualität und der fehlenden langfristigen Perspektive niederschlägt.



    Traditionelle Zielländer für rumänische Arbeitsmigranten waren bisher Deutschland, die Niederlande, Gro‎ßbritannien, Spanien und Italien, doch neuerdings sind auch die skandinavischen Länder Schweden, Norwegen und Finnland beliebt. Dennoch sei in diesem Jahr ein Abwärtstrend in der Bewerbung für Arbeitsstellen im Ausland feststellbar, sagt Ana Călugăru, Kommunikationsbeauftragte bei der Vermittlungsplattform e-jobs:



    Von Anfang Januar bis jetzt ist die Zahl der Anträge auf Jobs im Ausland zurückgegangen. In diesem Zeitraum hatten wir knapp 34 000 Bewerbungen für das Ausland. Das sind rund 1,4 % der Gesamtzahl der Anträge. Die Länder, für die die meisten Bewerbungen eingereicht wurden, waren Deutschland, die Niederlande, Belgien, Frankreich, Irland, Zypern und Gro‎ßbritannien. Spanien und Italien sind in der Rangliste im Vergleich zur Zeit vor 6-7-8 Jahren, als sie noch sehr beliebt waren, ziemlich weit zurückgefallen.“




    Die meisten Bewerber sind auf der Suche nach Stellen, für die keine Qualifikation erforderlich ist. Dies verkürze die Zeit der Stellensuche und erweitere auch das Spektrum der Möglichkeiten, führt Ana Călugăru weiter aus:



    Schauen wir uns die Bereiche an, in denen die meisten Stellen ausgeschrieben werden. Arbeitgeber im Ausland haben seit Anfang des Jahres bis jetzt 55 000 Stellen für rumänische Bewerber ausgeschrieben. Die meisten Stellen kommen aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Italien, England, Spanien, Belgien und Dänemark. Die Bereiche, in denen rumänische Bewerber am meisten gesucht werden, sind Transport, Logistik, Schifffahrt, Luftfahrt, verarbeitende Industrie, Bauwesen, Tourismus, Dienstleistungen, Lebensmittelbranche, Einzelhandel und Medizin ( der Gesundheitssektor im Allgemeinen).“




    Doch wie viel verdienen rumänische Arbeitgeber im Ausland und welche Arbeitskräfte sind in den unterschiedlichen Ländern gefragt? In der Landwirtschaft schwanken die Löhne zwischen 8,45 und 10 Euro netto pro Stunde, was monatlichen Einkünften von etwa 1 000 Euro entspricht. Das ist immerhin erheblich mehr als der gesetzliche Mindestlohn in Rumänien, der aktuell — auch nach der Erhöhung am 1. Oktober — bei nur 660 Euro liegt.



    In Spanien kann man in der Verwaltung 1 900 Euro brutto verdienen, in der Landwirtschaft fast 1 700, im Bereich Kunst und Kultur 1 900, im Baugewerbe 2 400, im Bergbau und der Metallindustrie 2 300, im Gesundheitswesen 2 000 Euro. Am niedrigsten ist das Gehalt eines Erntehelfers — rund 1 100 Euro im Monat.



    In den besser betuchten Niederlanden liegt das Gehalt in der Landwirtschaft bei 2 850 € im Monat, im Bereich Kunst und Kultur bei etwa 3 170 €. LKW-Fahrer können zwischen 2 070 € und 4 450 € verdienen. Das Gehalt eines Arztes liegt zwischen 3 000 € und 7 100 €.



    In Deutschland besteht ein gro‎ßer Bedarf in der Altenpflege. Der demografische Wandel lässt die Nachfrage sogar wachsen. Deutschland lockt rumänische Arbeitnehmer mit Erfahrung in diesem Bereich mit Gehältern von 32 500 bis 39 000 Euro im Jahr an. Hinzu kommen weitere Leistungen wie Mietzuschüsse für die ersten Monate, kostenlose Sprachkurse, möblierte Wohnungen und 30 Tage Urlaub pro Jahr.



    In Italien kann eine ungelernte Arbeitskraft beispielsweise im Baugewerbe rund 1 250 Euro im Monat verdienen.



    In Dänemark ist für die Arbeit auf einem Bauernhof keine Qualifikation erforderlich. Das Gehalt beträgt 1 600 €. Für eine Tätigkeit auf dem Bau oder in einem Schlachthof liegen die Löhne zwischen 2 100 und 2 500 €.



    Ana Ana Călugăru, Kommunikationsbeauftragte bei der Arbeitsvermittlungsplattform e-jobs, zählt weitere Vorteile auf, die westeuropäische Arbeitgeber bei der Anwerbung rumänischer Arbeitskräfte bieten:



    Die Krankenversicherung gehört dazu, einige Arbeitgeber übernehmen auch die Kosten für die Unterkunft für einen oder zwei Monate, bis der Arbeitgeber eine Wohnung gefunden hat. Für bestimmte Stellen bieten sie auch eine Umzugsprämie.“




    Statistiken belegen auch, dass rumänische Migranten, die in Spanien arbeiten, am zufriedensten sind. Dieses Land bietet ihnen eine sehr attraktive Work-Life-Balance. Somit könnte sich der Trend wieder umkehren: Immer mehr Auslandsrumänen entscheiden sich dafür, Deutschland gegen Spanien zu tauschen.

  • Das “Italien-Syndrom”: eine neue Berufskrankheit?

    Das “Italien-Syndrom”: eine neue Berufskrankheit?

    Anfang der 2000er Jahre, als sich die Auswanderungswelle aus Rumänien in andere EU-Mitgliedstaaten verstärkte, waren es oft unterprivilegierte Frauen, die das Land verlie‎ßen und im Ausland als Haushaltshilfen anheuerten. Im Laufe der Jahre hat ihre Zahl zugenommen, und immer mehr von ihnen leiden unter psychischen Störungen, die als “Italien-Syndrom” bekannt sind – denn die meisten dieser Frauen, die nicht nur aus Rumänien kommen, arbeiten hier. Italien ist die Heimat der grö‎ßten rumänischen Gemeinschaft in der EU, also kommen sehr viele Patientinnen aus Rumänien. Bei ihrer Heimkehr werden viele von ihnen im psychiatrischen Institut Socola in Iaşi behandelt, wo Petronela Nechita, Allgemeinärztin und Psychiaterin, arbeitet.



    “Ich habe als Praktikantin bei Socola im Januar 2008 begonnen. Schon damals hörte ich von Patientinnen, die mit psychiatrischen Störungen wie Depressionen oder psychotischen Störungen aus dem Ausland zurückkamen. Italien hat bekanntlich eine alternde Bevölkerung. Das Land hat viele rumänische Arbeitskräfte aufgenommen, die sich vor allem um ältere Menschen kümmern. Das sind die berühmten “Badante”, die in der Altenpflege arbeiten. Aber die Rolle geht über Pflege hinaus. Sie verabreichen auch Medikamente und leisten einen Teil der medizinischen Versorgung, für die sie nicht ausgebildet sind. Für sie ist das extrem stressig. Manche ältere Menschen brauchen eine Rundumbetreuung, vor allem wenn sie neuropsychologische Probleme haben. Man bräuchte drei Personen, um das 24 Stunden am Stück zu leisten, denn wir alle brauchen ja acht Stunden Schlaf, acht Stunden Arbeit und acht Stunden aktive Erholung. Viele der Frauen, die ins Ausland gehen, arbeiten aber weit mehr als acht Stunden am Tag. Sie haben kaum Zeit, sich während der Woche eine Pause zu gönnen, und in manchen Fällen haben sie nicht einmal einen freien Tag. Bevor sie ins Ausland gehen, sollten sie sich vergewissern, dass sie einen Arbeitsvertrag haben, der ihnen Ruhetage garantiert, oder zumindest einen Vertrag mit klar festgelegten Pausen- und Arbeitszeiten”, empfiehlt die Psychiaterin.


    Auch in Italien ist die Zahl der Arbeitsstunden durch einen gesetzlichen Vertrag natürlich begrenzt – wenn es einen gibt. Aber viele dieser Frauen haben keinen Vertrag und kommen so in schwierige Situationen – und auch wenn es einen Vertrag gibt, ist es nicht immer einfach, hat die Aktivistin Silvia Dumitrache, Präsidentin des Verbandes der rumänischen Frauen in Italien, festgestellt.



    “In der Regel haben diese Pflegerinnen Arbeitsverträge über 40 Stunden pro Woche. Die Realität sieht aber ganz anders aus. Es kommt häufig vor, dass diese Frauen an ihrem Arbeitsplatz untergebracht sind, in der Wohnung der Betreuten. Diese Wohnung verlassen sie kaum. Das ist inakzeptabel. Sie sind ihrem Arbeitgeber ausgeliefert, den sie nicht einmal kennen. Ich habe das Gleiche auch in anderen Ländern gesehen – es ist nicht mehr klar, wer den Vertrag anbietet und wer dafür sorgt, dass er ordnungsgemä‎ß umgesetzt wird. Die Unklarheit ist wahrscheinlich beabsichtigt. Diese Arbeitnehmer haben kein soziales Leben, und viele von ihnen können nachts nicht schlafen, weil die von ihnen betreuten Menschen auch nachts ständig versorgt werden müssen. Die Familie des Patienten kommt dann mit weiteren Forderungen, die im Vertrag nicht genannt wurden. Diese Familien sind nicht bereit zu akzeptieren, dass die Pflegerinnen auch Rechte, nicht nur Pflichten haben”, klagt Silvia Dumitrache.



    Bei aller Müdigkeit, der Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit und des Mangels an Privatsphäre ist es aber die Abwesenheit ihrer eigenen Familie, die diese Frauen am meisten belastet. Dr. Petronela Nechita erklärt, wie diese Störungen entstehen:



    “Es ist die Sehnsucht nach Partnern, Kindern, Eltern, Brüdern und Schwestern, die sie am meisten trifft. Viele sind gegangen, weil sie in finanziellen Schwierigkeiten waren. Sie gehen ins Ausland, um dort auf der Suche nach einem Lohn zu arbeiten, der es ihnen ermöglicht, für ihre Kinder zu sorgen. Deshalb schicken sie das Geld, das sie verdienen, nach Hause, um die Kinder zu unterstützen. Viele planen, nur für ein paar Monate wegzugehen, bleiben dann aber doch mehrere Jahre im Ausland. Gerade diese Trennung hat negative Folgen. Viele dieser Frauen lassen sich am Ende scheiden, da die Entfernung ihre Beziehung beschädigt. Die Kinder neigen zudem dazu, sich vom Elternteil zu distanzieren, der im Ausland lebt. Und wenn diese Frauen schlie‎ßlich nach mehreren Jahren zurückkehren, finden sie nicht mehr den einstigen emotionalen Komfort vor. Sie leiden unter einer Flut von Vorwürfen ihrer Kinder, die ihre Anwesenheit mehr brauchten als finanzielle Sicherheit”, so die Ärztin aus Iaşi.



    Nach vielen Jahren der Aufklärung glaubt Aktivistin Silvia Dumitrache, dass die rumänischen Behörden sowie die Behörden anderer Mitgliedstaaten sich der Situation der Opfer des “Italien-Syndroms” durchaus bewusst sind. Die vollständige Umsetzung der Vorschriften und das verstärkte Vorgehen gegen illegale Zustände stehen aber noch aus. Die Kampagnen von Aktivistinnen wie Silvia Dumitrache gehen inzwischen in eine neue Richtung.



    “Wir versuchen auch, das Bewusstsein der Arbeitnehmerinnen für ihre Gefährdung zu schärfen. Denn man kann eine solche Belastung ein, zwei oder drei Monate lang aushalten, vielleicht sogar ein Jahr lang, und dann in eine Depression fallen, aus der man nicht mehr herauskommt. Natürlich hat jeder die freie Wahl. Und nicht alle Fälle sind hoffnungslos.

    Es kommt vor, dass manche Frauen sehr gut mit ihrer neuen Situation im Ausland umgehen können. Doch es ist auf jeden Fall illegal, denn jeder, der Arbeitnehmer unter diesen Bedingungen bei sich aufnimmt, verstö‎ßt bereits gegen italienisches Recht”.



    Natürlich sind nicht alle Hausangestellten in Italien aus Rumänien. Aber die Situation der rumänischen Haushaltshilfen ist ernster, da Rumänien eines der ärmsten Länder der EU ist. Ihre Entscheidung, das Land zu verlassen, kann also zwar eine persönliche Entscheidung sein, die jedoch ma‎ßgeblich durch externe Faktoren beeinflusst wird. Viele der Patientinnen von Psychiaterin Petronela Nechita entscheiden sich aufgrund ihrer Notlage, wieder in den Pflegedienst einzutreten, nachdem sie in Behandlung waren. “Viele Patientinnen gehen dann wieder in Ausland zurück, weil sie in Rumänien keine Arbeit finden – viele behaupten, dass sie bei ihren Verwandten und Kindern bleiben werden, aber am Ende gehen sie zurück ins Ausland, oft zu den gleichen Arbeitsbedingungen, um Geld zu verdienen und ihre Familien zu unterstützen, hat die Psychiaterin festgestellt.


    Gerade deshalb kämpfen Vereine wie der von Silvia Dumitrache für einen besseren Schutz transnationaler Familien auf europäischer Ebene


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  • Studium für alle: in Rumänien eine Utopie

    Studium für alle: in Rumänien eine Utopie

    Die Universitäten boten nur wenige Studienplätze an, die Aufnahmeprüfungen waren sehr schwer und die Konkurrenz sehr gro‎ß. Rumänien hatte folglich Anfang der 1990er Jahren ein Defizit von Universitätsabsolventen. Im Jahr 1992 hatten nur 5,8% der Gesamtbevölkerung einen Hochschulabschluss. 25 Jahre später wurden zahlreiche Fakultäten gegründet. Die staatlichen Universitäten haben die Anzahl der Studienplätze vergrö‎ßert und die Situation hat sich bedeutend verbessert. Die Anzahl der Studenten blieb jedoch verglichen mit den anderen europäischen Staaten klein. Rumänien hat die kleinste Anzahl von Hochschulabsolventen in der EU. Nur 25,6% der rumänischen Bevölkerung im Alter von 30-34 Jahren haben eine Hochschule absolviert. Der europäische Durchschnitt liegt 39,1%. Mihai Dragoş, der Vorsitzende des Jugendrates in Rumänien, erklärte, die Ursachen seien die die materiell prekäre Lage der Bevölkerung und das rumänische Unterrichtssystem.



    Die Wurzel des Problems liegt in den Gymnasium. Nur 48% der Schüler bestehen die Reifeprüfung. Der Schulabbruch ist bis auf 18% gestiegen. Wir sprechen von Schulabbruch, auch wenn es um ein Hochschulstudium geht. Die meisten schlie‎ßen das Studium mit der Abschlussprüfung ab. Rund 35%-40% der Jugendlichen, die ein Hochschulstudium anfangen, absolvieren das Studium nicht. Die Studenten wählen nicht richtig, sie studieren Fächer, die gar nicht zu ihrem Profil passen. Nach einer Zeit bemerken sie, dass sie sich etwas ganz anderes wünschen und besuchen eine andere Hochschule, oder suchen sich verschiedene Jobs, um Geld zu gewinnen. Es gibt auch Studenten, die ihr Studium leider nicht mehr finanzieren können.“




    Es gibt Familien in Rumänien, die sich die Kosten der Bildung nicht leisten können. Einige meinen sogar, es lohne sich nicht, so lange zu studieren, weil das nicht unbedingt den Erfolg im Leben sichert. Die Erhebungen beweisen, dass die meisten Arbeitslosen keine Hochschulabsolventen sind. Victoria Stoiciu von der rumänischen Vertretung der Friedrich Ebert“-Stiftung sagte, für die Uniabsolventen ist es einfacher, einen Arbeitsplatz zu finden:



    Eine Frage, die heute oft vorkommt, ist, ob es sich noch lohnt, eine Uni zu besuchen. Die Investition ist gar nicht klein. Es gibt zahlreiche Jugendliche, die nicht in Universitätsstädten geboren sind oder leben. Bildung bringt auch Kosten mit sich. Bildung bedeutet Geld. Man braucht Geld für die Wohnung, für den Transport, für die Nahrung. So kommen wir zum Verhältnis Kosten-Nutzen Effizienz. Ist es effizient, in meine Bildung vier Jahre lang zu investieren, um ein Diplom zu bekommen, mit dem man einen mittelmä‎ßig bezahlten Job finden kann? Eine andere Variante wäre, nach Italien oder Spanien auf Arbeitssuche zu fahren, wo man einen Mindestlohn von 800-900 Euro im Monat bekommt. Für die meisten Rumänen lautet daher die Antwort Nein, es bringt nicht viel, in Bildung zu investieren.“




    Die Realität widerspricht aber dieser Mentalität, die vom Unterrichtssystem und der Familie korrigiert werden muss, so Mihai Dragoş:




    Den Schülern und den Jugendlichen wird nicht geholfen, die Dynamik der Gesellschaft sehr gut zu verstehen. Die europäischen Statistiken zeigen, dass die Nachfrage für Arbeitsplätze für unqualifizierte Personen auf EU-Ebene abnimmt, während die Nachfrage für Personen mit abgeschlossenem Unistudium steigt. Die Welt bewegt sich in Richtung Automatisierung. Das passiert schon in einigen Fabriken. Bestimmte Berufe werden in kurzer Zeit nicht mehr existieren. Der rumänische Arbeitsmarkt bewegt sich ebenfalls in Richtung Hochschulstudium. Rumänien muss den Tendenzen gewachsen sein. Sonst werden wir die Zeugen einer höheren Arbeitslosenquote, besonders in den Reihen der Jugendlichen, sein. Es ist möglich, dass wir in 20-30 Jahren die Jugendarbeitslosigkeit nicht mehr eindämmen können.“



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    Die Friedrich Ebert“-Stiftung in Rumänien forschte nach den Ursachen der niedrigen Anzahl der Hochschulabsolventen in Rumänien durch das Projekt Soziales Amtsblatt und berücksichtigte das Brain drain“-Phänomen. Mit dem obengenannten Phänomen lassen sich aber nicht alle Probleme erklären. In Rumänien werden jährlich nur 10 Abschlussdiplome je 1000 Personen im Alter von 15-64 Jahren gewährt, viel unter dem EU-Durchschnitt, so das Soziale Amtsblatt. Victoria Stoiciu meint, das Studium, die Bildung haben in Rumänien an Wert verloren:




    Die Bildung wird nur aus der Sicht der Effizienz betrachtet und nach der Art und Weise, wie der Arbeitsmarkt darauf reagiert. Es ist nicht total falsch, doch die Universität bedeutet mehr. Die Bildung ist nicht da, nur um Arbeitskraft zu erzeugen. Das ist nicht die einzige Rolle der Bildung. Die Bildung formt Bürger, Menschen mit einem kritischen Denken, sie lehrt uns, uns zu entwickeln. Diese idealistische Dimension der Bildung, der Erziehung wird heute ganz vernachlässigt. Man bevorzugt das Praktische.“




    Die Experten, die das Soziale Amtsblatt koordinieren, empfehlen eine Erhöhung des Haushaltes, das der Bildung zugeteilt wird. In den letzten 10 Jahren wurden dem Unterrichtswesen nur rund 5% des Staatshaushaltes zugewiesen — den geringsten Anteil im europäischen Vergleich.