Tag: Archäologie

  • Sklaverei in der Antike: Griechische Stadt-Staaten am Pontus Euxinus

    Sklaverei in der Antike: Griechische Stadt-Staaten am Pontus Euxinus





    Sklaverei ist in der heutigen Welt nicht mehr hinnehmbar. Sie gilt als eine der schlimmsten Formen der Verletzung der Menschenwürde und ist ein Verbrechen, das sowohl völkerrechtlich als auch nach nationalem Recht strafbar ist. In der Vergangenheit war die Sklaverei jedoch nicht immer mit einem unwürdigen Status verbunden, weil das Menschenbild damals ein anderes war als heute. Sicherlich kann ein Mensch ohne Freiheit nicht als glücklich bezeichnet werden, doch der Sklave wurde in der Vergangenheit nicht immer als unglücklicher, ausgebeuteter Mensch wahrgenommen, der nach dem Gutdünken seines Besitzers lebte.



    Sklaverei ist in allen historischen Epochen und in allen von Menschen bewohnten Erdteilen bezeugt, und im heutigen rumänischen Raum gibt es Anhaltspunkte für ihre Präsenz. Die Ufer des Pontus Euxinus, wie man das Schwarze Meer in der Antike bezeichnete, wurden erstmals von den Griechen im 8. bis 6. Jahrhundert v. Chr. besiedelt. Dabei kamen sie mit anderen Völkern in Kontakt, die sie als Barbaren“ bezeichneten und mit denen sie wirtschaftliche Beziehungen eingingen und mal friedlich zusammenlebten, mal in kriegerische Auseinandersetzungen gerieten. Eine dieser Bevölkerungsgruppen waren die Geten, möglicherweise ein Stamm der Daker, die als Vorfahren der Rumänen gelten und am Westufer des Schwarzen Meeres lebten. Zum Wirtschaftsgeflecht zwischen den Griechen und den Eingeborenen gehörte auch die Sklaverei, d. h. die Arbeit in der Landwirtschaft, im Bergbau, im Handwerk, im Bauwesen und bei öffentlichen Arbeiten in den Städten.



    Archäologen haben sowohl nach materiellen als auch nach schriftlichen Beweisen gesucht, um ihre Hypothesen über die Existenz von Sklaverei am Pontnus Euxinus zu untermauern. Einer von ihnen ist Dragoș Hălmagi, Forscher am Vasile-Pârvan-Institut für Archäologie der Rumänischen Akademie, der sich auf beide Arten von Quellen konzentriert hat. Hălmagi ist der Ansicht, dass der Begriff abhängige Bevölkerung“ besser geeignet als Sklaverei“ ist, um die sozialökonomischen Beziehungen der Griechen zur einheimischen Bevölkerung zu beschreiben.



    In ihren Stadt-Staaten am Schwarzen Meer arbeiteten die Griechen nicht mit Sklaven, obwohl der Sklavenhandel am Pontus Euxinus, in Thrakien und sogar Skythien sowohl aus literarischen als auch epigraphischen Quellen (also antiken Inschriften) bekannt ist. Da es keine direkten Quellen gibt, die Sklavenarbeit am Pontus Euxinus belegen, wurde die Arbeit hier von abhängigen Bevölkerungsgruppen geleistet. Die Frage der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, einem sehr wichtigen Wirtschaftszweig der Antike, wird in einigen Quellen erörtert, weniger jedoch die der Haussklaven oder der Sklaven mit anderen Berufen. Ein Gedanke, der von griechischen Autoren wie Platon und Aristoteles geäu‎ßert wird, besagt, dass es im Allgemeinen vorteilhaft war, Sklaven mit verschiedenen Muttersprachen einzusetzen, um die Gefahr einer Rebellion zu vermeiden. Da die Griechen von den Geten im Westen umgeben waren, konnten sie keine Sklaven aus deren Reihen nehmen. Die Gefahr eines Aufstandes oder einer kriegerischen Auseinandersetzung wäre zu gro‎ß gewesen, weshalb sie es vorzogen, auf diese Weise mit ihnen zu arbeiten. Viele Inschriften berichten von Griechen, die mit Barbaren zusammenlebten.“




    Archäologische Ausgrabungen an antiken Stätten würden nahelegen, dass die Sklaverei nicht unbedingt eine Tragödie im Leben der damaligen Menschen war, führt der Archäologe Dragoș Hălmagi weiter aus.



    Wenn wir uns die Ausgrabungen an Orten anschauen, von denen wir wissen, dass es Sklaven dort gab, dann ist ihre archäologische Präsenz sehr ähnlich wie die der freien Menschen. Sie hatten zwar etwas ärmere Gräber mit weniger Gaben wie Gefä‎ßen und Metallgegenständen. Doch es gibt nichts Typisches in diesem Gräbern, was uns dazu verleiten würde zu sagen, dass es Sklavengräber sind. Archäologisch gesehen gibt es nichts, was einen Sklaven von einem freien Mann unterscheiden würde. Oft übernahmen die Sklaven die Traditionen des Ortes, und das zeigt sich an den Haussklaven, deren Kleidung und Gräber ähnlich jener der Familien aussahen, denen sie gehörten.“




    Die abhängige Bevölkerung hatte allerdings den gleichen Status wie die Sklaven. Aus ihrer Mitte wurden Arbeitskräfte rekrutiert, deren sozialer Status unsicher war. Nur wenige schriftliche Quellen erwähnen den Einsatz von Sklaven in der Landwirtschaft, doch Ausgrabungen haben ergeben, dass der Einsatz von Sklaven im Handwerk und im Bauwesen sehr wahrscheinlich war, insbesondere dort, wo Festungen, Siedlungen oder befestigte Anwesen entdeckt wurden. Die griechischen Quellen beziehen sich jedoch nicht nur auf die Geten, sondern sprechen von einer Vielzahl von Völkern. Neben den Geten tauchen in hellenistischen Texten aus dem 4. bis 1. Jahrhundert v. Chr. auch Skythen, Sarmaten, Thraker und andere Völkerschaften auf. Sie bildeten ein wahres ethnisches Mosaik, in dem die politische Herrschaft abwechselnd durch die militärische Macht eines einzelnen Anführers ausgeübt wurde. Dem Archäologen Dragoș Hălmagi zufolge sei eine zuverlässige Quelle für die These des ethnischen Mosaiks der römische Dichter Ovid, der bekannterweise seinen letzten Lebensabschnitt im Exil am Pontus Euxinus verbrachte und die örtlichen Gepflogenheiten in seinen Schriften thematisierte.



    Der erste antike Autor, der sagt, dass hier mit Sicherheit Geten lebten, ist Ovid. Er sagt sogar mehr als das. Er erwähnt nicht nur die Geten, sondern auch ‚zahllose andere Bevölkerungen hier‘. Manchmal schreibt er das vielleicht, um seine Leser in der Ferne zu beeindrucken, an anderen Stellen spricht er möglicherweise über reale Dinge — das ist heute schwer zu sagen. Es gibt einige Passagen in Ovids Schriften, in denen er die Geten und die iranischstämmigen Sarmaten gemeinsam erwähnt. Ovid bezeichnet die Geten und die Sarmaten als Bogenschützen-Völker und behauptet auch, ihre Sprachen zu beherrschen. Auf jeden Fall schrieb er, dass die Geten und die Sarmaten am Schwarzen Meer stets gemeinsam auftreten. Schon bei der ersten Erwähnung der Geten tauchen sie in solchen Zusammenhängen auf.“

  • First Kings of Europe: Ausstellung mit rumänischer Beteiligung in Chicago

    First Kings of Europe: Ausstellung mit rumänischer Beteiligung in Chicago

    Dieses beispiellose Kulturprojekt, das vor sechs Jahren von dem amerikanischen Museum initiiert wurde, präsentiert herausragende Stücke aus dem Erbe von 26 Museen in 11 Ländern Südosteuropas, darunter Albanien, Bulgarien, Kroatien, Montenegro, Serbien, Slowenien, Ungarn und Rumänien. Wir sprachen mit der Museografin Corina Borș, die die Ausstellung im Namen Rumäniens über das Nationalmuseum für rumänische Geschichte koordiniert, über das Projekt, seine Entstehung und den Vorschlag für diese umfangreiche Ausstellung.



    Dies ist praktisch die zweite internationale Ausstellung, an der das Nationalmuseum für rumänische Geschichte in den Vereinigten Staaten und Kanada teilnimmt. Die Initiative wurde vom renommierten Field Museum of Natural History in Chicago ins Leben gerufen. Trotz des Titels, der nur dazu dient, die Öffentlichkeit anzusprechen und eine ganz besondere Idee zu markieren, hat die Ausstellung ein prähistorisches archäologisches Thema und beginnt damit, dem Publikum eine über 7.000 Jahre alte Geschichte zu präsentieren. Das Projekt wurde von Vertretern des Field Museum vor mehr als 6 Jahren initiiert, beginnend mit dem Besuch des amerikanischen Archäologen William Parkinson und seines Forschungspartners Attila Gyucha in Bukarest und der anschließenden Realisierung der Ausstellung.


    Das Thema der Ausstellung ist archäologisch und konzentriert sich auf die prähistorische Zeit vom Neolithikum bis zum Ende der zweiten Eisenzeit. Es ist eine Ausstellung, die das Publikum einlädt, den Aufstieg der ersten dynastischen, wie wir sie heute nennen, Könige und Königinnen des alten Europas zu erkunden. Sie lädt dazu ein, zu entdecken, wie egalitäre bäuerliche Gemeinschaften erstmals Konzepte von Macht, sozialer Ungleichheit und Hierarchie entwickelten. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, fast 5.000 Jahre vor Christus, eine Reise, die durch eine ganze Reihe bedeutender prähistorischer Artefakte aus den Sammlungen von 26 Museen in 11 südosteuropäischen Ländern gekennzeichnet ist.


    Diese prähistorischen Artefakte, bestehend aus Werkzeugen, Waffen, Skulpturen, Ornamenten und einer ganzen Reihe anderer Gegenstände aus Keramik, Metall, Knochen oder Stein, laden dazu ein, das Leben in der Vorgeschichte dieser alten Gesellschaften der Balkanregion zu entdecken. Wenn Sie mich fragen, lädt die Ausstellung zu einem Abenteuer entlang einer Reihe von Handelsrouten ein, die die Welt, wie wir sie heute kennen, geprägt haben. Artefakte markieren auch Meilensteine im Zusammenhang mit den Zeremonien jener fernen Zeiten, von der Rekonstruktion eines neolithischen Altars bis zu einer Begräbnisszene. Nicht zuletzt gibt es besonders wertvolle Gegenstände wie Waffen, aber auch Machtsymbole, die aus Kriegern Dynasten machten.



    Die Museografin Corina Borș erläuterte uns den Aufbau der Ausstellung:



    Die Ausstellung ist in vier Hauptthemen gegliedert. Auch sie ist chronologisch geordnet, vom Neolithikum bis zur frühen Eisenzeit. Der erste Abschnitt, der der Jungsteinzeit gewidmet ist, zeigt, wie das Land aussah, in dem sich diese prähistorischen Zivilisationen vor dem Auftreten der ersten Könige entwickelten. Die Kupferzeit oder Jungsteinzeit ist die Zeit, in der die ersten Edelmetallgegenstände, die zu den ältesten der Welt gehören, auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens und Bulgariens gefunden wurden. Der dritte Abschnitt, der der Bronzezeit gewidmet ist, hat als zentrale Idee die Entstehung neuer Wege, wenn man so will, der Macht und, buchstäblich, das Auftauchen der ersten Dynastien, in dem Sinne, dass man von Königtum sprechen könnte. Der letzte Teil der Ausstellung, der der Eisenzeit, also dem ersten Jahrtausend vor Christus, gewidmet ist, zeigt die Entstehung der Idee des Königtums.



    Was ist der Beitrag Rumäniens zu diesem Projekt? – fragten wir Corina Borş:



    In Rumänien nehmen 6 Museen an dieser wichtigen Ausstellung teil, wobei das Nationalmuseum für rumänische Geschichte der Koordinator dieses Ausstellungsprojekts ist. Es arbeitet mit dem Nationalen Museum für Geschichte Siebenbürgens in Klausenburg, dem Nationalen Museumskomplex in Piatra-Neamt, dem Museum der Gumelnita-Zivilisation in Oltenița, dem Oltenia-Museum in Craiova und dem Kreismuseum Buzău zusammen. Eine Auswahl von 90 vor- und frühgeschichtlichen Artefakten aus der Jungsteinzeit, der Bronzezeit und der zweiten Eisenzeit ist Teil der Sammlungen dieser sechs Museen.



    Wie wurde die Ausstellung von der Öffentlichkeit in Übersee aufgenommen? Corina Borș ist sich noch nicht ganz sicher.



    Es ist schwierig, diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt zu beantworten, da wir erst am Anfang der Ausstellung in unserem zweiten Veranstaltungsort stehen. In einer mehr als zweieinhalb Jahre dauernden Ausstellungsreise wurden drei Ziele in Betracht gezogen: New York, Chicago und Gatineau in Kanada. Wir glauben, dass die Ausstellung ein echter Erfolg werden wird, da es sich um ein völlig neues Thema für das amerikanische Publikum handelt. Aber es ist nur fair, auf ihre Reaktionen und Meinungen zu warten.

  • NeoNlitic: neolithische Kulturen Südosteuropas im Geschichtsmuseum ausgestellt

    NeoNlitic: neolithische Kulturen Südosteuropas im Geschichtsmuseum ausgestellt

    Im Geschichtsmuseum in Bukarest findet zum zweiten Mal die Ausstellung NeoNlitic“ statt. Der bildende Künstler Daniel Loagăr von der Kulturstiftung Wood Be Nice“, die die Ausstellung organisiert, erläutert das Konzept:



    Die Idee beruht auf einer persönlichen Erkundung: Ich habe gelesen, dass bei Picasso der Wendepunkt zum Kubismus eine Ausstellung afrikanischer und iberischer Masken war. So bin ich auf die Idee gekommen, Inspirationsquellen in der rumänischen Geschichte zu finden und sie in die Aufmerksamkeit des Publikums zu bringen. So haben wir die Jungsteinzeit und ihre Kultur entdeckt, die weit in die Geschichte zurückgeht. Wir haben diese Periode und ihre Kultur auf dem Balkan näher betrachtet, denn man wei‎ß viel über die Cucuteni-Kultur, die Hamangia-Kultur und den sogenannten Denker von Hamangia, aber das ist schon ziemlich alles. »NeoNlitic« findet bereits zum zweiten Mal statt und ist dieses Jahr auch über die Grenzen des Landes gegangen. Die erste Ausgabe fand in Rumänien mit einheimischen Künstlern statt und erkundete die Kulturen Hamangia und Cucuteni als Inspirationsquelle, dieses Jahr brachten wir die Cucuteni-Kultur in der Ukraine in den Vordergrund, dort gibt es die Tripolje-Kultur, die als Pendant der Cucuteni-Kultur angesehen wird, sowie die Warna-Kultur in Bulgarien. Warum wir das Neolithikum als Inspirationsquelle auswählten? Weil wir der Ansicht sind, das diese Zeit dem Beginn des modernen Menschen und sogar der Kunst in der Welt gleichkommt.“




    Die auf das Neolithikum zurückzuführende Cucuteni-Kultur weist auf eine der ältesten Zivilisationen in Europa hin. Das Dorf Cucuteni, von dem der Name der Kultur abgeleitet wurde, liegt im nordöstlich gelegenen Landeskreis Iaşi. 1884 wurden hier die ersten Funde aus der genannten Zeit ausgegraben. Die dort lebenden Menschen wurden demnach verallgemeinernd Cucuteni-Siedler“ (rum. cucutenieni“) genannt. Siedlungsreste wurden auf das heutige Gebiet Rumäniens, im Norden der Republik Moldau und in der Ukraine entdeckt. Repräsentativ für die Cucuteni-Kultur ist die hochwertige Keramik. Die Hamangia-Kultur ist nach der Fundstätte Baia-Hamangia im rumänischen Donaumündungsgebiet benannt. Sie ist auf das 4.-2. Jahrtausend v. Chr. zurückzuführen und entwickelte sich später auch in Bulgarien. Über die ausländischen Künstler, die sich an der Ausstellung beteiligten, haben wir Einzelheiten vom bildenden Künstler Andrei Cornea, ebenfalls Organisator des Projektes erhalten:



    Dieses Jahr haben sich an der Ausstellung 16 Künstler aus Bulgarien, Rumänien und aus der Ukraine beteiligt, ausgestellt werden Werke gemischter Medien. Skulptur, Video-Mapping, Malerei, Linoschnitt. Die Künstler haben sich über unsere Einladung gefreut. Dieses Jahr haben wir eine wandernde Ausstellung organisiert, wir begannen in Bulgarien Anfang Oktober, dann Czernowitz, in der Ukraine, und am Ende in Rumänien, im Gesichtsmuseum in Bukarest, vom 14. bis 28. Oktober.“




    Auch die Gumelniţa-Kultur war in der Ausstellung als Inspirationsquelle für moderne Kunstwerke vertreten. Die Gumelniţa-Kultur ist eine kupferzeitliche Kultur, die zwischen 4600 und 4250 v. Chr. Ihre Blütezeit hatte. Die Gumelniţa-Kultur folgt in der Walachei der Boian-Kultur, in der Dobrudscha der Hamangia-Kultur, erstreckt sich im Osten in das südliche Bessarabien und in Ost-Bulgarien bis zum Balkangebirge. Die Gumelniţa-Kultur erhielt ihren Namen nach den ersten Funden in der Umgebung des Gumelniţa-Massivs. Sie wurde durch den rumänischen Archäologen Vasile Pârvan im Jahr 1922 bekannt gemacht.



    Zum Schluss haben wir Daniel Loagăr gefragt, wie die Planung eines solchen Projektes in Corona-Zeiten erfolgte:



    Die zweite Ausgabe haben wir vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie geplant, sie fand trotzdem, mit der strikter Einhaltung der coronabedingten Ma‎ßnahmen, statt, und ich kann sagen, dass das ganze Projekt deswegen nicht reibungslos verlaufen ist. Wir wollten das Projekt ursprünglich im Monat Juni oder Juli zu Ende bringen, aber die Quarantäne hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir mussten zudem mit Künstlern aus drei Ländern kommunizieren, zwei dieser Völker nutzen das kyrillische Alphabet, und deswegen war auch die Kommunikation schwierig, aber wir sind mit dem Endergebnis zufrieden, und dasselbe haben wir beim Publikum in allen drei Ländern festgestellt.“

  • Pantheon 3D: Vereinigungsmuseum in Alba Iulia im digitalen Zeitalter

    Pantheon 3D: Vereinigungsmuseum in Alba Iulia im digitalen Zeitalter

    Das Museum der nationalen Vereinigung (rum. Muzeul Naţional al Unirii) in Alba Iulia (dt. Karlsburg) ist dieses Jahr noch attraktiver geworden. Ein Besuch im Vereinigungsmuseum bietet Ihnen die Möglichkeit, in die Vorgeschichte einzutauchen, die Zeit der Römer und Daker zu erforschen oder das Mittelalter auf diesen Gebieten kennenzulernen. Sie können an den Aufstand von Horea teilnehmen oder die Weltkriege aus rumänischer Perspektive erleben. All diese Etappen werden durch verschiedene Ausstellungen im Vereinigungsmuseum in Alba Iulia veranschaulicht. Das Gebäude wurde 1851–1853 errichtet. Es ist das grö‎ßte Bauwerk in der Stadt, das im romantischen Stil errichtet wurde.



    Ab diesem Jahr werden sämtliche Kunstwerke, die Gottheiten oder mythologische Gestalten verkörpern, mit Hilfe moderner Technologie ausgerüstet. Mit anderen Worten: Sie werden durch 3D-Technologie aufgewertet, so dass unter anderem auch sehbehinderte Besucher Zugang zu den Kunstwerken haben. Konkret — die Besucher des Vereinigungsmuseums werden die Möglichkeit haben, dreidimensionale Repliken der Kunstwerke zu betrachten, die mit Hilfe eines 3D-Druckers geschaffen wurden.



    Pantheon 3D — so hei‎ßt das Projekt, das im Einheitsmuseum in Alba Iulia umgesetzt wird. George Bounegru, Archäologe und Mitglied im Projektteam, lieferte uns mehr Einzelheiten dazu:



    Im vergangenen Herbst planten wir ein Kulturprogramm, dass im Vereinigungsmuseum in Alba Iulia im Zeitraum 2018–2019 umgesetzt werden sollte. Pantheon 3D ist ein mehrjähriges Programm. Sein Ziel ist, das archäologische Erbe aus der Römerzeit interdisziplinär anzugehen. Dabei soll moderne Technologie zur Aufwertung römischer Kunstwerke eingesetzt werden. Anders gesagt, die Kunstwerke, die Gottheiten oder mythologische Gestalten verkörpern, sollen im 3D-Digitalformat angeboten werden. Darüber hinaus wollen wir eine virtuelle Kollektion sowie eine interaktive 3D-Plattform — also eine mobile Ausstellung — schaffen. Au‎ßerdem wollen wir unser archäologisches Erbe auch durch klassische Methoden fördern. Wir haben nämlich vor, vier temporäre Ausstellungen zu veranstalten. Im Mittelpunkt der Ausstellungen stehen dabei Themen wie Religion und römische Kunst. Zu diesem Anlass werden wir Vorstellungsbroschüren herausgeben, die den Besuchern im Museum zur Verfügung stehen werden.“




    Abgesehen von der Digitalisierung der Artefakte werden im Museum auch Workshops organisiert, so George Bounegru, Archäologe im Vereinigungsmuseum und Mitglied im Projektteam:



    Wir werden auch Lehrwerkstätte organisieren. Ein Workshop hat schon stattgefunden — »3D-Mythologie« hie‎ß es. Es war ein Mythologie-Workshop und wir haben ihn zusammen mit den Schülern vom Kunstgymnasium »Regina Maria« (dt. »Königin Maria«) in Alba Iulia veranstaltet. Wir haben den Schülern einige mythologische Themen vorgestellt. Davon ausgehend haben sie verschiedene Kunstwerke geschaffen, die im Museum »Principia« ausgestellt wurden.“




    Das Projekt wurde anlässlich des Europäischen Jahres des Kulturerbes entwickelt. George Bounegru erwähnte weitere Besonderheiten des Vorhabens:



    Das Projekt wurde 2018 gestartet. Die erste Veranstaltung im Rahmen des Projektes war der Workshop »3D-Mythologie«. Im Zeitraum vom 19. Mai bis zum 1. August werden diesbezüglich Kunstwerke im Vereinigungsmuseum sowie im Museum »Principia« ausgestellt, die einen Bezug zur römischen Mythologie haben. Es geht um Skulpturen oder Bronzestatuen mit mythologischem Charakter, die in moderner, europäischer Weise ausgestellt werden. Die Schaufenster, in denen die Gegenstände ausgestellt sind, werden entsprechend beleuchtet, die beschreibenden Schilder beinhalten Erklärungen, die sowohl auf Rumänisch wie auch auf Englisch verfasst sind. Die Beschreibungen erläutern sowohl das dem Projekt zugrunde liegende Konzept wie auch jeden einzelnen angedeuteten Mythos, der durch die ausgestellten Gegenstände veranschaulicht wird. Im Herbst soll eine weitere Veranstaltung organisiert werden — eine Ausstellung zum Thema der klassischen Mythologie. Und für das kommende Jahr sind zwei weitere Ausstellungen geplant. Jegliche Ausstellung verfügt über einen entsprechenden Katalog, der den Besuchern im Museum angeboten wird.“




    George Bounegru lud uns auf einen Rundgang durch das Museum ein:



    Das Museum der nationalen Einheit in Alba Iulia ist eines der bedeutendsten Museen in Rumänien. Es verfügt über ein signifikantes historisches und archäologisches Erbe — vor allem aus der Römerzeit –, denn Alba Iulia ist eine Stadt, die über andere Städte errichtet wurde. Im Laufe der Zeit wurden viele archäologische Funde aus der Römerzeit ausgegraben. Alba Iulia liegt an dem Ort wo in der Antike die Siedlung Apulum war. Die Stadt ist die ehemalige Hauptstadt von Siebenbürgen, es ist der Ort, wo die Gro‎ßversammlung 1918 stattfand. Das Einheitsmuseum besitzt ein Kulturerbe, das all diese Schlüsselmomente in der Geschichte Rumäniens veranschaulicht. Demzufolge laden wir Sie herzlichst ein, das Museum zu besuchen. Es lohnt sich auf jeden Fall!“




    Die im Museum ausgestellten Sammlungen umfassen etwa 200.000 Exponate. Das Museum beherbergt jährlich rund 50 Ausstellungen — eine beeindruckende Zahl, die das Museum zu den allerbesten landesweit gehören lässt.

  • Kunst im Neolithikum: Die Cucuteni-Tripolje-Kultur

    Kunst im Neolithikum: Die Cucuteni-Tripolje-Kultur

    1884 wurden hier die ersten Funde aus der genannten Zeit ausgegraben. Die dort lebenden Menschen wurden demnach verallgemeinernd Cucuteni-Siedler“ (rum. cucutenieni“) genannt. Das Verbreitungsgebiet der Cucuteni-Zivilisation erstreckte sich auf 350.000 Km2. Siedlungsreste wurden auf das heutige Gebiet Rumäniens, im Norden der Republik Moldau und in der Ukraine entdeckt. Repräsentativ für die Cucuteni-Kultur ist die hochwertige Keramik.



    Constantin Preoteasa arbeitet als Forscher im Museum der Cucuteni-Kultur in Piatra Neamţ, einer im Nordosten Rumäniens gelegenen Stadt. Die bisherigen Ausgrabungen, die auf Cucuteni-Siedlungen schlie‎ßen lassen, beziehen sich auf die Erwägung mehrerer sich überschneidender Zivilisationsschichten, erklärte der Forscher:



    Nicht nur die Salzvorkommen lockten die Cucuteni-Siedler hierher, sondern viele andere natürliche Ressourcen. Die Überschneidung mehrerer Ausgrabungsstätten innerhalb der Cucuteni-Siedlungen ist eben auf diese Vielfalt zurückzuführen. Im Osten wurden Siedlungen ausgegraben, die eine beachtliche Grö‎ße erreichen — das sind die riesigen Tripolje-Siedlungen, wie sie die Ukrainer zu nennen pflegen. Es sind Ausgrabungsstätten, die eine einzige Siedlung aufdeckten, die allerdings von beachtlicher Grö‎ße ist. Die Siedlung bei Talianaki in der Region Uman erstreckt sich z.B. auf einer Oberfläche von 500 Hektar — ein riesengro‎ßes Gebiet für die damalige Zeit. Etwa 2.000 Bauten wurden durch geomagnetische Prospektion aufgefunden. Die Bauten sind planmä‎ßig in 12 konzentrischen Ringen angelegt. Man ging von einer Bevölkerung von 20.000 Menschen aus. Die Cucuteni-Siedlungen lassen allerdings nicht nur auf Wohnungen schlie‎ßen. Es wurden auch andere zum Haushalt gehörende Nebengebäude sowie Werkstätte für die Erzeugung unterschiedlicher Werkzeuge ausgegraben. Die damaligen Keramiker waren sehr begabt. Sie schufen die Keramikteile, die heutzutage in unserem Museum bewundert werden können. Au‎ßerdem wurden mehrere Kultbauten und Sanktuare aufgedeckt. Diese waren vermutlich die bedeutendsten Konstruktionen der Cucuteni-Bewohner.“




    Die Cucuteni-Kultur umfasst zwei Hauptrichtungen: die dekorative Kunst, die auf Spiralmotive setzt, und die plastische Kunst, die überwiegend anthropo- und zoomorphe Figuren darstellt. Dazu Constantin Preoteasa:



    Innerhalb der Cucuteni-Kultur können zwei verschiedene Entwicklungsphasen deutlich unterschieden werden. Die erste Entwicklungsphase ist auf den Zeitraum zwischen 5000 und 4000 v. Chr. zurückzuführen. Die zweite Etappe beginnt um etwa 4000 v. Chr. und dauert rund 500 Jahre. Aus der ersten künstlerischen Zeitspanne stammen hauptsächlich weniger gro‎ße Keramikgefä‎ße, mit zwei- oder dreifarbigen Dekorationen. An diesen Keramikteilen können verschiedene dekorative Ein- und Ausschnitte erkannt werden. Die Dreifarbigkeit der Cucuteni-Kultur setzte insbesondere auf drei Farben — wei‎ß, rot und schwarz. Wurden die Keramikteile nur zweifarbig ausgemalt, so wurde entweder die Farbenkombination wei‎ß/schwarz oder wei‎ß/rot gewählt, jedoch niemals rot/schwarz. Zu Beginn wurden die Motive erst nach der Verbrennung auf die Keramikgefä‎ße gemalt — das Verfahren der sogenannten rohen Malerei. Aus diesem Grund blieben nur wenige Keramikteile erhalten und die Dekorationen verblassten mit der Zeit. Später verbesserten die Kunsthandwerker ihre Technik. Sie malten die Motive vor der Tonverbrennung auf den Gefä‎ßen. Die so erzeugten Keramikteile blieben viel besser erhalten. Die Qualität dieser Artefakte ist hervorragend.“




    Constantin Preoteasa zeigte ferner auf, wie die Cucuteni-Keramik hergestellt wurde.



    Bei allen modernen Mitteln, die uns heute zur Verfügung stellen, ist die Qualität der heutigen Erzeugnisse niedriger. Und es gibt auch heute traditionelle Handwerker, die um Nachbildungen der Cucuteni-Artefakte bemüht sind. Menschliche Gemeinschaften haben es im Laufe der Zeit nie wieder geschafft, eine Feinarbeit von derartiger Qualität zu erreichen wie die Handwerksmeister von Cucuteni. Alle namhaften Stücke sind aus einer sehr feinen und zugleich dichten Paste hergestellt. Auch wenn die Gefä‎ße etwas kleiner sind, ist ihr Gewicht aufgrund der Dichte und der gleichmä‎ßigen Tonverbrennung sehr hoch. Die Verbrennung fand in den Flammofen statt, dort gab es aber keinen Kontakt zwischen den Gefä‎ßen und dem Feuer — die Erwärmung im Ofen fand mittels der hei‎ßen Dämpfe aus der Flammkammer unter der Trittplatte statt, aus dem Untergeschoss würde man heute sagen. Auf der Platte wurde eine sehr solide Tondecke gebaut, mit Löchern, auf der die Gefä‎ße lagen. Durch die Strahlwärme der hei‎ßen Luftströme erreichte man Temperaturen von bis zu 900 Grad Celsius, so wurden die Gefä‎ße gebrannt. Am Anfang gab es noch diese Gefä‎ße in Grau und Schwarztönen, die im sogenannten Reduktionsbrand entstanden, mit einer geringeren Widerstandskraft. Die Gefä‎ße werden aber generell mit viel Sauerstoff gebrannt. Dieser Tatsache verdanken sie die schönen, gelblich-braunen Töne.“




    Die spirituellen Repräsentationen der Cucuteni-Bewohner kreisten rund um die Numerologie, wei‎ß Constantin Preoteasa noch.



    Die Zahl 12, genauso wie die 3, 7, 9, 21 — das ist nicht zufällig. Jede Zahl hat einen symbolischen Wert, uns entgehen heute jene Werte. Das ist bei der 4 oder der 6 genauso. Auf der berühmten »Hora von Frumuşica« gibt es sechs Karyatiden mit menschlichem, weiblich stilisierten Antlitz, die wie in einer Hora, einem ritualischen Rundtanz miteinander verfangen sind und die man von hinten sieht. Auf anderen Horen, etwa der von Bereşti im Landkreis Galatz, sind es nur vier Karyatiden. Aber bei einigen traditionellen Völkern gibt es die Auffassung, dass es zwei Sonnenaufgänge und zwei Untergänge gibt. Und dann gibt es nicht mehr vier, sondern sechs Himmelsrichtungen. Genauso ist es mit den Verbindungselementen vom Krongefä‎ß, es sind drei insgesamt, beim anderen Gefä‎ß vier. Ein Gefä‎ß mit sogenannten Kolonetten hat drei angewinkelte Verbindungselemente, ein anderes Gefä‎ß, das auch das Logo unserer Institution darstellt, hat vier. Und wenn wir vier solcher künstlerischen Produkte haben oder wenn wir vier kleine Statuen in den Kultstätten entdecken, dann sind sie meist nach den Himmelsrichtungen aufgestellt.“




    Die Cucuteni-Kultur ist also eine höhere Kunstform des Neolithikums. Gleichzeitig sind die urkundlichen Erwähnungen über die Praktiken, den Glauben und die sozialen Beziehungen der Cucuteni-Zivilisation nach wie vor geheimnisvoll.




    Deutsch von Alex Sterescu

  • Cernavodă: Archäologie und Geschichte an Ort und Stelle

    Cernavodă: Archäologie und Geschichte an Ort und Stelle

    Cernavodă hat dennoch vieles anzubieten und ist mit Sicherheit einen Besuch wert. Die Stadt wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Siedlern gegründet. Zu damaligen Zeit trug die Stadt den Namen Axiopolis. Sie war eine wichtige Handelsstadt in der Region. Sie war nämlich der Ort, an dem die griechischen Siedler ihre Geschäfte mit den Dakern in der Region abwickelten. Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde die Stadt wiedererbaut — diesmal von den Römern, im Auftrag des Kaisers Konstantin der Gro‎ße. Er lie‎ß eine Festung errichten. Au‎ßedem gab es früher an diesem Ort ein Bistum. Und es wurden unter anderem Ruinen von Kirchen aus dem 4. Jahrhundert gefunden.



    Die ersten historischen Funde wurden der Kultur Hamangia (im Früheneolitikum) zugeordnet. Es handelt sich um verschiedene Siedlungen und eine Nekropole, die etwa 400 Grabsteine umfasste. Im Jahr 1945 wurden die Statuetten Gânditorul de la Hamangia“ (dt. Der Denker von Hamangia) und sein weibliches Gegenüber, die Statuette Femeie şezând“ (dt. Sitzendes Weib) ausgegraben. Sie stammen aus der Zeit des späten 5. — frühen 6. Jahrtausend v. Chr.



    Cernavodă liegt am rechten Ufer des Flusses Dunărea Veche (dt. Alte Donau), an dem Punkt, wo der genannte Donauarm in die Donau mündet. Cernavodă ist ein wichtiger Verkehrsknoten in Rumänien. Hier treffen aufeinander die Autobahn, die die Hauptstadt mit Constanța verbindet, sowie wichtige Wasserwege und die Eisenbahnschienen. Die Stadt hat auch einen Hafen an der Donau. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch das Atomkraftwerk Cernavodă.



    Iulia Oanără arbeiet bei der Touristeninformation der Stadt. Sie lieferte uns mehr Einzelheiten zur Geschichte von Cernavodă:



    Cernavodă stellt den Zugangspunkt zur Region Dobrudscha und zum Schwarzen Meer dar. Kulturinteressierte Touristen können das Museum für Geschichte und Archäologie Axiopolis besuchen. Das Museum beherbergt eine Sammlung prähistorischer Kunstwerke. Manche davon stammen aus der Römerzeit. Sie umfasst auch einige Denkmäler aus dem 19. Jahrhundert. Sehenswert ist auch die Burg Axiopolis, die aus der Zeit unserer Vorfahren, der Geto-Daker, stammt. Merkwürdigerweise wurde festgestellt, dass die Bausteine, die für die Errichtung der Burg verwendet worden waren, später für das Fundament der orthodoxen Kirche in Cernavodă (Sfinţii Împăraţi Constantin şi Elena) eingesetzt wurden. Während dieser historischen Reise kann auch die Burg Capidava besichtigt werden. Die alte Festung wird schon seit einer guten Weile saniert.“




    Zwischen 1890 und 1895 baute der Ingenieur Anghel Saligny in Cernavodă eine Brücke über die Donau sowie über den Donauarm Borcea. Damals wurde die Brücke nach dem König Karl dem I. getauft. Später wurde sie aber nach dem Ingenieur umbenannt und ist heute als Podul Anghel Saligny bekannt. Die Brücke hat eine Länge von 4088 m und war zur Zeit ihrer Errichtung die längste Brücke in Europa. Bei der Einweihung der Brücke habe Anghel Saligny mit seiner Familie in einem Boot unter der Brücke gesessen, während über die Brücke schwere, mit Steinen beladene Wagen fuhren — ein Zeichen der Zuversichtlichkeit und eine Garantie für das Bauwerk.



    Nur 28 Km von Cernavodă entfernt befindet sich das Kunstmuseum Dinu und Sevasta Vintilă“, ein einmaliges Museum im ländlichen Raum in Rumänien. Das Museum verfügt über 13 Ausstellungssäle, in denen die Kunstsammlungen ausgestellt werden. Mehr als 200 Kunstwerke können hier besichtigt werden, darunter auch 16 Skulpturen. Das Kunstmuseum beherbergt Werke renommierter rumänischer Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts, unter anderem von Nicolae Grigorescu, Ioan Andreescu, Octav Băncila, Nicolae Grigorescu, Ştefan Luchian, Gheorghe Petraşcu, Nicolae Tonitza, Alexandru Ciucurencu, Dimitrie Paciurea, Theodor Aman, Nicolae Tonitza, Corneliu Baba, Nicolae Dărăscu.



    Drei-Sterne-Hotels und Pensionen vor Ort hei‎ßen ihre Gäste willkommen. Die rumänische und mancherorts türkische Küche empfängt die Kunden mit leckeren Speisen. Die allerleckerste kulinarische Attraktion bleibt allerdings die Fischsuppe (rum. borş de peşte).

  • Ausstellung: Überlappte Zivilisationen im rumänischen Raum

    Ausstellung: Überlappte Zivilisationen im rumänischen Raum

    Es gibt kaum geopolitische Räume mit nur einer einzigen Kultur oder Zivilisation. Auch Rumänien hat nicht nur eine einzige Kultur und Zivilisation geerbt. Von der Prähistorie bis heute haben die Archäologen und Anthropologen versucht, verschiedene Spezifika und Einflüsse bei den Artefakten, die man in Museen und auf archäologischen Stätten findet, zu erkennen. Das Konzept der überlappten Zivilisationen erzählt dem Publikum etliche Geschichten, die in der Vergangenheit stattgefunden haben, Geschichten, die von keiner Chronik, Zeichnung, keinem Gemälde und keiner Ikone erzählt werden. Eine überlappte Geschichte bedeutet, dass zum Erbe eines heutigen Landes mehrere Völker beigetragen haben. Und da Zivilisation und Kultur Hand in Hand gehen, könnte man behaupten, dass überlappte Zivilisationen auch überlappte Kulturen darstellen.



    Es gibt viele überlappte Zivilisationen im rumänischen Raum, von der Prähistorie bis heute bilden sie ein spezifisches Identitätserbe. Die neolithischen Völker, die griechischen Einflüsse, die Kimmerer, die Skythen, die Daker, die Römer und die Siedler, die mit ihnen kamen, dutzende Wandervölker zwischen dem 2. und dem 13. Jh. nach Christus, alle bildeten eine Mischung aus materiellen und spirituellen Wechselwirkungen, die die Rumänen geerbt haben. Die Ausstellung Rumänien, überlappte Zivilisationen“, die von dem Nationalmuseum für die Landesgeschichte Rumäniens veranstaltet wurde, möchte ihren Besuchern Geschichten über die Vielfalt der Kultur- und Zivilisationselemente erzählen, die in das europäische und asiatische Einmündungsuniversum einflie‎ßen. Archäologin Corina Borş, Veranstalterin der Ausstellung, fasste die Anwesenheit der Zivilisationen zusammen, die sie in die Museumausstellung eingeschlossen hat.



    Von dem Paläolithikum, also von der Altsteinzeit bis zur Vormoderne werden zahlreiche prähistorische Zivilisationen von dem Neolithikum und dem End-Neolithikum, von dem Metallzeitalter, von der dakischen und der römischen Zivilisation und alles andere vorgestellt, was danach in der Geschichte des aktuellen Raumes Rumäniens kommt, im Mittelalter und in der Vormoderne. Ich bin Prähistorik-Archäologin und habe eine Leidenschaft für prähistorische Artefakte. Seit über eineinhalb Jahrzehnten hat man in Rumänien die absoluten Schätze der neolithischen Zivilisation nicht mehr bewundern können. In den letzten Jahren wurden mithilfe der rumänischen Behörden, aber auch durch internationale Zusammenarbeit, die zwei Stadttafeln von Troesmis, historische Urkunden von höchster Bedeutung, die sich in einer Weltrangliste wiederfinden, zurückgewonnen. Es ist richtig, zu behaupten, dass alle Gegenstände ihre Bedeutung haben, es handelt sich nicht nur um Ästhetik oder monetären Wert. Jedes Teil ist einzigartig und erzählt eine Geschichte über die Vergangenheit.“




    In den Vitrinen der Museen erscheinen die Gegenstände fragil, sie schienen keine Bedeutung für den Betrachter und keinen aktuellen Nutzen zu haben. Dennoch sich die Gegenstände der Vergangenheit besonders wertvoll, aus mehreren Gesichtspunkten, nicht nur aus Sicht der Ästhetik. Ihre Einzigartigkeit spricht auch über die Geschicklichkeit und den Geist jener, die sie geschaffen oder verwendet haben. Ganz wichtig in der Ausstellung ist die Cucuteni-Keramik, die einmalig in Europa ist. Es gibt gro‎ße Ähnlichkeiten mit einer neolithischen Kultur aus China. Die Cucuteni-Keramik hat viele spiralförmige Verzierungen in verschiedenen Kombinationen und Varianten. Archäologen haben Frauenstatuen mit flachem Oberkörper gefunden, die mit geometrischen Motiven geschmückt sind. Corina Borş.



    In der Keramik des Neu-End-Neolithikums ist die Keramik der Cucuteni– und Gumelnitza-Zivilisation die bedeutendste. Erstmalig gibt es einen Goldschatz aus der Bronzezeit, den Schatz von Sarasău zu sehen. Dieser wird gerade von dem Kulturministerium für das Geschichtsmuseum Rumäniens erworben. Es gibt auch noch die Tafeln von Troemis, die ich erwähnt habe, und die mittelalterlichen Artefakte, die eine gro‎ße Vielfalt bieten. Ich würde sagen, es ist eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen man Schmuck aus Edelmetallen sieht, überwiegend Silber, aus dem Mittelalter, aus dem 11. bis 14 Jahrhundert.“




    Die Ausstellung Rumänien, überlappte Zivilisationen“ ist nicht nur ein Werk der Historiker und der Archäologen, sondern auch der Architekten, die ihr Persönlichkeit und Struktur verliehen haben. Die Gegenstände der überlappten Zivilisationen sind selbst eine Schöpfung des polyvalenten menschlichen Geistes, der oft anonym bleibt. Corina Borş.



    Die Ausstellung wurde von dem jungen Architekten Andrei Câmpean entworfen. Ausgehend von dem Konzept der überlappten Zivilisation wurden vier Bereiche definiert: die Prähistorie, die Antike, das Mittelalter und die Vormoderne. Gleicherma‎ßen wurde die Ausstellung in einem flie‎ßenden Sinne entworfen, nicht unbedingt zeitlich eingeteilt, sondern als eine Laufbahn, als eine Rückkehr in die Geschichte. Der Besichtigungsfluss kann von jedem Besucher frei gewählt werden. Die überlappte Zivilisation ist ein geografisches Merkmal, es ist der Ort, wo sich das heutige Rumänien befindet. Ausgehend von dem geografischen Merkmal werden die Zivilisationsüberlappungen im Laufe der Zeit vorgestellt. Es werden verschiedene Einflüsse, sei aus dem Osten, dem Westen, Süden oder Norden und natürlich die Einflüsse gro‎ßer Zivilisationen der Antike, besonders des Römischen Reiches, auf den Rumänischen Raum hervorgehoben.“




    Das Konzept der überlappten Zivilisationen regt zum Nachdenken über die Vergangenheit an, eine Vergangenheit, in der Qualität, Exzellenz und Überlegenheit nicht Merkmale eines einzigen Volkes sind. Die Zivilisationen und Kulturen schöpfen, leihen von den anderen aus und erfinden sich neu in den nachfolgenden historischen Zeitaltern. Die überlappten Zivilisationen sind dynamisch und der rumänische Raum bietet viele Beispiele von Quellen, die die Richtungen zeigen, von wo die Austausche gekommen sind oder wo diese hingegangen sind. Das Rumänien der überlappten Zivilisationen und Kulturen ist nicht nur das von heute, es ist insbesondere das von gestern.

  • Ausstellung „Wege und Scherben“: Archäologen profitieren von Bauarbeiten an Westautobahn

    Ausstellung „Wege und Scherben“: Archäologen profitieren von Bauarbeiten an Westautobahn

    13 Armbänder, Teile einer vor allem in Siebenbürgen wohl bekannten Serie aus der Bronzezeit, nachgestellte alte Keramikgefä‎ße oder Schutzhelme und Werkzeuge, die auf einer archäologischen Grabungsstätte verwendet werden — das sind nur ein paar Exponate der Ausstellung Wege und Scherben“. Das Museum der dakischen und römischen Zivilisation in Deva (dt. Diemrich), einer Stadt im Westen Rumäniens, beherbergt die eben erwähnte Sammlung.



    Fünf Monate lang dauerten die Ausgrabungen am Fundort in der Region. Die Sammlung nimmt sich vor, die damit zusammenhängenden Erfahrungen darzulegen. Sie erzählt über die vor Ort gefunden Teile sowie über die Zusammenarbeit mit den Fach- und Bauarbeitern. Die Ausgrabungen auf der Route Abucea – Ilia brachten Siedlungen und Wohnungen ans Licht, die aus der Endphase der Neuzeit stammen und bis auf das frühe Mittelalter zurückgehen, teilten uns die Archäologen mit.



    Cătălin Rişcuţa, der Leiter der Archäologieabteilung im Museum der dakischen und römischen Zivilisation in Deva, erzählte uns über die Idee, die der Ausstellung zugrunde liegt:



    Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die archäologische Forschungsarbeit, die wir in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Institut für Archäologie »Vasile Pârvan« in Bukarest ausführten. Sie erzählt die Geschichte der Forschungsarbeiten entlang eines Abschnittes der Autobahn im Landkreis Hunedoara. Genauer gesagt fanden die Forschungsarbeiten in der Umgebung des 3. Abschnittes der genannten Autobahn, zwischen Lugoj und Deva, statt. Die Strecke liegt an der Grenze des Landkreises Hunedoara zum Kreis Timiş. Das Publikum soll mittels der Ausstellung einen Einblick in die Kulissen der archäologischen Forschungsarbeit bekommen. Die Menschen gehen meistens davon aus, dass ein Grundstück nur deshalb archäologisch erkundet wird, damit im Nachhinein irgendein Gebäude darauf gebaut werden darf. Doch nur wenige können sich konkret vorstellen, was auf einer archäologischen Stätte vor sich geht. Demnach möchten wir den Menschen zeigen, was konkret auf dem Grundstück passiert. Das Konzept der klassischen Ausstellung hätte dazu nicht gepasst. Wir wollten nicht nur die ausgegrabenen Teile vorstellen und dem Publikum die dazugehörenden technischen Informationen liefern. Unser Ziel war, die Stimmung vor Ort wieder herzustellen, den Besuchern genau zu zeigen, wie die Prospektion am Fundort verläuft. Hierfür haben wir mehrere reich illustrierte Plakate vorbereitet. Sie stellen sämtliche Schritte unserer Arbeit vor. Wir haben versucht, die auf der Grabungsstätte erlebte Wirklichkeit nachzustellen. Dazu haben wir mehrere Plattformen aus Erde gebaut und darauf archäologische Materialien sowie Werkzeuge, mit denen der Archäologe arbeitet, ausgestellt. Die Besucher können Schutzhelme sowie spezifische Arbeitsinstrumente im Rahmen der Ausstellung sehen.“




    Sie haben versucht, eine Ausstellung auf die Beine zu bringen, die die Stimmung vor Ort vermittelt. Eine Ausstellung, welche gelebte Erfahrungen live überträgt, so unser Gesprächspartner. Die Arbeit der Archäologen sei keineswegs einfach. Archäologen arbeiten oft unter schweren Bedingungen, bei bitterer Kälte oder bei brühender Hitze. Das erzählte uns Cătălin Rişcuţa, der Leiter der Archäologieabteilung im Museum der dakischen und römischen Zivilisation in Deva. Allerdings umfasse die Ausstellung auch herkömmliche Exponate:



    Wir haben selbstverständlich auch die während der Grabungsarbeiten gefundenen Objekte ausgestellt. Es sind zum Teil Keramikgegenstände, wunderschöne Tongefä‎ße, sehr schön verzierte Töpferware. Wir haben einzelne Bruchstücke zusammengelegt und die Keramik nachgestellt. Wir haben auch viele Metall- und Bronzeobjekte ausgegraben, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind. Die fünf erkundeten und erfassten archäologischen Stätte sind auf das Ende der Bronzezeit zurückzuführen. Wir haben auch Werkzeug aus Bronze während der Grabungen gefunden. Die ganze Ausstellung ist mit wissenschaftlichen Erklärungen untermauert. Somit haben die Besucher die Gelegenheit, die archäologische Arbeit noch näher kennenzulernen. Die Theorie kann sowohl auf den von uns gebastelten Plakaten wie auch in den Erklärungen zu den einzeln in Glaskästen ausgestellten Objekten gelesen werden.“




    Wir wollten von Cătălin Rişcuţa erfahren, ob die Bauarbeiten an der Autobahn häufig Bruchstücke aus der Vergangenheit ans Tageslicht bringen:



    Die derzeit gebauten Autobahnen gehen das Tal des Flusses Mureş (dt. Mieresch od. Marosch) entlang. Das Marosch-Tal war schon in der Vergangenheit, vor tausenden Jahren, eine bekannte Handelsroute. Demnach gibt es in diesem Gebiet auch ehemalige Siedlungen, in denen die Bewohner der Gegend damals lebten. Die Bauarbeiten bieten den Archäologen eine gute Gelegenheit, sich einen Einblick in die Entwicklung der Gemeinschaften in diesem Gebiet zu verschaffen. Innerhalb von 22 Km gab es 5 Fundorte. Das sind wiederum auch nicht so viele Grabungsstätten. Zwei davon waren etwas grö‎ßer, es waren Siedlungen prähistorischer Gemeinschaften. Wir versuchen das zu retten, was es schon gibt. Wir verzögern nicht die Bauarbeiten an der Autobahn, unseren Teil haben wir schon seit einem Jahr beendet!“




    Alle erwähnten Objekte sind im Palast Magna Curia in Deva ausgestellt und erwarten interessierte Besucher.

  • Am Anfang war Callatis

    Am Anfang war Callatis

    Zwischen dem sechsten und achten Jahrhundert vor Christus fand ein Phänomen statt, dass die Historiker als gro‎ße griechische Kolonisation bezeichnen — Siedler wagten sich aus den Zivilisationshochburgen des alten Hellas heraus und gründeten Städte überall im Mittelmeerraum und am Schwarzen Meer. Die neuen Niederlassungen blieben im regen politischen, kulturellen und kommerziellen Austausch mit ihren jeweiligen Herkunftsstädten. Am westlichen Ufer des Schwarzen Meeres, auf dem heutigen Gebiet von Rumänien, erschienen auf diese Weise zum einen die Städte Histria und Tomis, die von Siedlern aus Milet auf dem östlichen Ufer des Ionischen Meers gegründet wurden. Zum anderen entstand weiter südlich davon Callatis — gegründet wurde die Burg von Siedlern aus der so genannten Heraclea Pontica am Südufer des Schwarzen Meeres, rund 100 km von der Bosporus-Meerenge entfernt.



    Die hellenischen Siedler mussten allerdings nicht ganz bei Null anfangen, sondern knüpften an eine getische Siedlung an, die in den Annalen der Geschichte als Acervetis oder Cerbates einging. Die Getodaker und die zugezogenen Hellenen bewohnten die neue Stadt Callatis gemeinsam. Heute liegt auf dem Standort von Callatis die rumänische Stadt Mangalia, mit einer Bevölkerung von etwa 33.000 Einwohnern. Spezialisten und Archäologen gehen davon aus, dass Callatis im Altertum das wichtigste Kulturzentrum in der Region war, die heute unter dem Namen Dobrudscha bekannt ist. Aber Callatis gehörte auch zu den wichtigsten Handelsplätzen, da der Wirtschaftsstandort durch den Hafen einwandfrei an die regionalen Seewege angebunden war. Das geschäftige Leben der Stadt lässt sich durchaus belegen, sagt Sorin Marcel Colesniuc, der Leiter des Museums Callatis im gleichnamigen Kulturkomplex in Mangalia.



    Es gibt erstens die Inschriften, die wir in Mangalia gefunden haben, dann auch die Darstellungen von Professoren auf Grabmalen. Und antike Schriftsteller der Burg Callatis Istros von Callatis, Demetrios von Callatis, Herakleides alias Lembos und den Rhetoriker Thales. In Mangalia ist der einzige antike Papyrus auf rumänischem Gebiet gefunden worden, im Jahr 1959.“




    Der Historiker Colesniuc erzählt weiterhin, dass damals in Rumänien keine richtigen Lagerungsbedingungen geschaffen werden konnten, also wurde der Papyrus aus dem 4. Jahrhundert vor Christus nach Moskau gebracht. Für die rumänischen Wissenschaftler galt das Schriftstück als verschollen, doch Colesniuc und sein Kollege Dr. Ion Pâslaru stie‎ßen letztendlich im Jahr 2011 nach zwei Jahren akribischer Suche auf das Fundstück beim Zentrum für Restaurierung und Konservierung in Moskau und brachten es zurück nach Rumänien. Niemand wei‎ß, was darauf steht, denn bei der Entdeckung fiel der Papyrus aufgrund der Einwirkung von Licht und Sonne komplett auseinander. Zum Glück konnte es in Moskau konserviert werden. Im Moment existieren 154 Fragmente — auf den grö‎ßeren können altgriechische Buchstaben erkannt werden, die allerdings kein vollständiges Wort ergeben. Doch auch sonst sind viele interessante Objekte im Callatis-Museum von Mangalia zu bewundern, sagt Sorin Marcel Colesniuc.



    Es gibt viele Architekturteile zu sehen, darunter Säulen, Kapitelle, Architrave, Friese mit Metopen, Simsstücke mit abgebildeten Rinderschädeln, Keramikgefä‎ße — vor allem Amphoren. Auch haben wir Öllichter, Aquädukte, Tanagra-Statuen, Glasgefä‎ße, Grabsterne, Inschriften, Götterdarstellungen, Schmuck, Münzen, Metallobjekte und vieles anderes mehr. Vor dem Museum sind viele Architekturteile zu sehen. Es gibt au‎ßerdem einen archäologischen Park und nicht zuletzt Fundstellen um Mangalia. Die Nordmauer der Burg Callatis und die Nordwestecke können besucht werden — und auch das Prinzengrabmal auf der Stra‎ße nach Albeşti, 3 km von der Stadt entfernt.“




    Aussagekräftig für die Wirtschafts- und Handelsmacht der Siedlung war der alte Hafen von Callatis — doch er liegt heute unter Wasser, sagt der Historiker und Archäologe Colesniuc.



    Der Hafen von Callatis wurde im 4. Jahrhundert vor Christus gebaut. In den letzten 200 Jahren ist der Meeresspiegel leider um etwa 2 Meter gestiegen, so dass der Hafen und dessen Anlagen heute unter dem Meer begraben sind. In den Jahren 1960-1970 hat der Forscher Constantin Scarlat mehrmals Taucharbeiten durchgeführt und eine Karte des Hafens gezeichnet. Dabei hat er viel Keramik gefunden, besonders Ziegeln und Amphoren. Die Karte hat er 1973 in einer Klausenburger Fachzeitschrift veröffentlicht. Eingezeichnet sind dort auch einige Schiffswracks. Wir haben mit Firmen aus Italien und Ungarn gearbeitet, die den Meeresboden gescannt haben, und auch dort erscheinen die Überreste der Schiffe aus dem Altertum.“




    Wie der Historiker weiter erzählt, verfällt Callatis nach einigen Jahrhunderten seiner Blütezeit und wird später quasi zur Ruine — eine Folge der Einfälle der Barbaren, wei‎ß der Wissenschaftler:



    Um das zweite Jahrhundert nach Christus erscheinen in der Region die Wandervölker — zuerst die Kostoboken, dann die Goten, Karpen und im 5. Jahrhundert die Hunnen. Ende des 6., Anfang des 7. Jahrhunderts fallen dann die Awaren und die Slawen ein, die die Burg Callatis vollständig zerstören. 300 Jahre lang verschwindet sie faktisch von der Bildfläche, archäologische Quellen gibt es keine mehr. Plötzlich erscheint dann im 13. Jahrhundert auf dem Standort des antiken Callatis zum ersten Mal eine Siedlung mit der Bezeichnung Pangalia, der Name Mangalia erscheint zum ersten Mal im Jahr 1593.“




    Callatis teilt das Schicksal vieler Städte, die sich uns nur noch durch archäologische Fundstücke offenbaren. Sie verraten wenig über die Menschen, die in der Burg lebten — aber auch die geahnten dunklen Geheimnisse der Vergangenheit wirken faszinierend auf die Menschen von heute.

  • Die Bleitafeln von Câmpina: Eine „patriotische Fälschung“

    Die Bleitafeln von Câmpina: Eine „patriotische Fälschung“

    Die Existenz von 60 Bleitafeln mit einer Länge von 15 cm und einer Breite von 10 cm im Untergeschoss des Archäologie-Instituts Vasile Pârvan“ in Bukarest hat eine wahre Hysterie in den Reihen der Archäologie-und Geheimnis-Liebhaber verursacht. Auf den Bleitafeln sind Buchstaben, Symbole und Bilder zu sehen. Manche glauben, diese stammen von den Dakern, die in der Antike einen Teil des heutigen rumänischen Staates bewohnt haben. Um diese Tafeln entstanden phantasmagorische Geschichten. Spezialisten erklärten mehrmals, die Tafeln seien Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden, jedoch ohne Erfolg. Das Publikum war eher gegenüber den Phantasien offen. Manche erklärten, auf den Tafeln, die in Câmpina, etwa 100 Km nördlich von Bukarest, gefunden wurden, sei eine dakische Schrift zu lesen.




    Radu Băjenaru ist Archäologe beim Archäologie-Institut Vasile Pârvan“ in Bukarest. Er stellt uns die Argumente der Spezialisten vor.



    Es gibt zwei Meinungen betreffend diese Tafeln. Die erste ist die Meinung der Archäologie-Spezialisten, der Fachleute. Diese bestreiten ihre Authentizität und die These, dass diese vor 2000 Jahren zu Daker-Zeiten entstanden sind. Die zweite Meinung gehört den Enthusiasten, den Liebhabern von Alter Geschichte. Diese betrachten die Tafeln als authentisch und versuchen anhand dieser die dakische Gesellschaft vor 2000 Jahren nachzubilden. Es gibt natürlich Argumente und Gegenargumente auf beiden Seiten. Meiner Meinung nach sind die Argumente, dass diese im 19. Jahrhundert geschaffen wurden, viel stärker. Die Metall-Analysen, die nicht vor langem durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass sie aus einem Blei hergestellt wurden, das typisch für die Druckereien des 19. Jahrhunderts war. Zweitens stellen alle Inschriften und die ganze Ikonographie auf diesen Tafeln Sachen vor, die im 19. Jahrhundert bekannt waren. Wir erfahren nichts Neues über die Geschichte der Daker. Das alles war schon vor 150 Jahren bekannt. Wir erfahren nichts über das, was nachher entdeckt wurde. Drittens waren diese Tafeln den wichtigen rumänischen Historikern der Antike bekannt. Auch Pârvan, dessen wissenschaftliche Kompetenz niemand bestreiten kann. Pârvan hat diese in seinem Werk keine Bedeutung geschenkt, weil er deren Geschichte kannte.“




    Welche waren aber die kulturellen Umstände unter denen die Tafeln entstanden? Radu Băjenaru:



    Diejenigen, die Echtheit bestreiten, nennen sie inkorrekt Fälschungen. Eine Fälschung stellt aber eine Kopie von etwas Authentischem dar. Diese Tafeln sind aber reine Schöpfungen des 19. Jahrhunderts und stammen sehr wahrscheinlich von Bogdan Petriceicu Haşdeu. Dieser war ein Enzyklopädist und ein gro‎ßer Gelehrter. Er hatte die finanzielle und intellektuelle Möglichkeit, so etwas zu schaffen. Mir scheint es offensichtlich, dass diese seine Vision über die Geschichte der Daker darstellen. Deswegen kann man diese Tafeln nicht berücksichtigen, wenn wir über Geschichte reden. Auch wenn wir diese berücksichtigen würden, hätten wir nichts Zusätzliches zu lernen, sie helfen uns nicht. Das einzige, was uns helfen könnte, ist diese sogenannte dakische Schrift, ein Gemisch von griechischen, kyrillischen, lateinischen und orientalischen Buchstaben. Für einen Sprachwissenschaftler wie Haşdeu war es einfach, diese zu mischen. Man hat versucht, diese zu entziffern. Wie ich verstanden habe, hat man das auch geschafft. Das finde ich absurd. Diese Buchstaben können keine eigentliche Sprache bilden. Das wäre die einzige Neuigkeit betreffend die Tafeln: die Information zu entziffern. Würden wir — unter Anführungszeichen — diese Schrift entziffern, auch wenn wir verstehen würden, was Haşdeu übermitteln wollte, würde uns das nicht allzu viel weiter helfen, wenn wir den Stand der Kenntnisse Mitte des 19. Jahrhunderts in Betracht ziehen.“




    Warum aber hat Haşdeu diese Tafeln geschaffen und wie sollten wir diese heute betrachten? Radu Băjenaru:



    Haşdeu wollte keineswegs in die Irre führen. Er war ein Mensch seiner Zeit, er wollte nichts fälschen, nichts Böses tun, wahrscheinlich hatte er gute Absichten. Man muss ihn als einen aufgeklärten, allwissenden Geist betrachten, der so viel wie möglich lernen wollte und so viel wie möglich verbreiten wollte. Es war eine seiner Ausdrucksweisen. Es war die Mode seiner Zeit, so etwas zu tun. Ich sehe nichts Böses darin. Schlecht ist es, wenn wir versuchen, diese Schöpfungen 2000 Jahre früher zu datieren. Würden wir diese Tafeln als Schöpfung eines Gelehrten betrachten, würde es wunderbar sein. Gravierend wird es, wenn einige Menschen versuchen, anhand dieser einer Geschichte zu begründen, die wir gar nicht kennen. Die von den Tafeln erzählte Geschichte entspricht sowieso der Geschichte der antiken Quellen, weil die Tafeln auf antike Quellen beruhen. Da gibt es keine Unstimmigkeiten. Ich verstehe nicht, warum man auf die Authentizität dieser Tafeln beharrt. In der ganzen Antike gab es keine solchen Inschriften. Ich verstehe nicht warum gerade wir in Rumänien diese haben müssten.“




    Mitte des 19. Jahrhunderts, während der Periode der nationalen Fälschungen“ herrschte der Geist der Romantik. Haşdeu gilt au‎ßerdem auch als Schöpfer“ zweier anderer Dokumente dieser Art. Er soll das sogenannte Diplom von Bârlad von 1134“ und die Urkunde von Jurij Korjatowitsch von 1347“ fingiert haben. Heute wird Geschichte anders als vor 150 Jahren geschrieben.



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  • Das archäologische Ausgrabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi

    Das archäologische Ausgrabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi

    Die etwa 70 km nordwestlich von Bukarest gelegene Gemeinde Târgşorul Vechi scheint auf den ersten Blick eine Ortschaft wie viele andere im Landkreis Prahova. Historiker sind jedoch der Meinung, Târgşorul Vechi sei ganz besonders, weil die heutige Gemeinde vor 600 Jahren das Zentrum bedeutender Wirtschaftstätigkeiten bildete. Den Beweis dafür liefern die Ruinen, die zu dem heutigen Grabungsschutzgebiet gehören. Hier suchen lokale Experten gemeinsam mit den Angestellten des Bukarester Institutes für Archäologie Vasile Pârvan“ nach Artefakten, die mehr Auskunft über die Vergangenheit geben könnten. Das Grabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi ist umso wichtiger, da Kinder aus den Schulen der Region hierher kommen, um Seite an Seite mit den Experten zu arbeiten.



    Târgşorul Vechi wurde zu Zeiten des Fürsten Mircea der Alte (1386-1418) zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Er gilt als Gründer der Siedlung und wichtigster Name für die Geschichte der Gegend. Bogdan Ciupercă ist der Leiter der Ausgrabungsstätte Târgşorul Vechi, er führt uns als nächstes in die Anfänge der ersten hier lebenden Kulturen und Zivilisationen ein:



    Vor 600 Jahren wird in einer Urkunde der Kanzlei des Wojwoden Mircea der Alte, einem Handelsabkommen zwischen der Walachei und Kronstadt, der Ort Târgşor in seiner alt(kirchen)slawischen Bezeichnung zum ersten Mal erwähnt. Der lateinische Name lautete Novum Forum. Die beiden Namen der Ortschaft sind sehr bedeutend. Einerseits haben wir das altslawische Târgşor, in etwa ‚Marktfleck‘, zu vergleichen mit der Landeshauptstadt Târgoviştea, der gro‎ßen Marktgemeinde. Der lateinische Name zeigt, dass es eine neue Marktgemeinde war, wahrscheinlich während der Herrscherzeit Mircea des Alten gegründet. Der Name dieses gro‎ßen Wojwoden, der so viel für die Walachei getan hat, steht in enger Verbindung mit der Entstehung und Entwicklung von Târgşor.“



    Der Bestand des Grabungsschutzgebietes in Târgşorul Vechi ist nicht sehr reichhaltig, allerdings enthält er genügend Material, um leidenschaftliche Geschichtsfans anzuziehen. Die ältesten Siedlungsspuren sind die Silex-Werkzeuge aus der Altsteinzeit. Die Überlappung der Kulturen in Criș, Boian und Gumelnița, mit ihrer dekorierten Keramik, belegt die Jungsteinzeit. Den Kulturen Glina, Monteoru und Tei aus der Bronzezeit folgen Hallstatt und La Tène aus der Eisenzeit.



    Die ersten Ruinen, die die Existenz einer gro‎ßen Zivilisation belegen, sind das römische Castrum und die Thermen, also die im 2. Jahrhundert nach Christus gebauten Badehäuser. Das Castrum war Bestandteil einer Befestigungslinie, die sich über den Norden erstreckte, etwa in der Nähe der walachischen Ausläufer der Karpaten. Dieses Militärllager wurde während der römisch-dakischen Kriege in den Jahren 101-102 und 105-106 n. Chr. mit dem Ziel gebaut, die Zugangswege aus und in den Karpatenbogen zu kontrollieren. Aus den folgenden Jahrhunderten stammen Grabstätten, in denen Keramikgegenstände, Kleidungsstücke, Schmuck und Waffen gefunden wurden. Die Waffen wurden den sarmatischen Stämmen zugeordnet, den iranischen Reitervölkern, die die Walachei passiert haben.



    Bogdan Ciupercă verweist auf die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung von Târgşorul Vechi um die Herrscherzeit Mircea des Alten.



    Târgşorul war ein fürstlicher Markt, auf fürstlichen Ländereien gebaut, und genoss deshalb bedeutende Handelsprivilegien. Es war auch eine Zollgemeinde, 1413 wurden hier Steuern auf die Fischmengen erhoben, die mit dem Wagen von den Teichen um Brăila nach Siebenbürgen geliefert wurden. Târgşorul hat eine wirtschaftshistorische Bedeutung: Es war eine der ersten drei Marktgemeinden oder –städten der Walachei und der wichtigste Handelspartner von Kronstadt in der Walachei. Man kann sagen, dass Târgşor die Stadt von Mircea dem Alten ist, weil er als erster diese wichtige Stadt erwähnt. Man könnte ein Zitat des Historikers Nicolae Iorga umformulieren und sagen, dass Târgşor das Ploiești vor der Existenz von Ploiești ist. Es hat Târgşor bereits vor der Gründung der heutigen Stadt Ploiești gegeben und vielleicht hat Ploiești seine spätere Entwicklung auch diesem Marktflecken am Fu‎ße der Karpaten zu verdanken. Es gibt au‎ßerdem eine Verbindung zwischen Târgşor und einem anderen berühmt-berüchtigten Wojwoden: Vlad Ţepeş (der Pfähler), Mirceas Enkel, dessen Herrscherzeit hier 1456 beginnt, nach dem Sieg über das Heer von Vlad II. und der Proklamation zum Fürsten der Walachei.“



    Experten glauben, Târgşorul Vechi sei eine der Sekundärresidenzen der ersten walachischen Fürsten gewesen. Hier baute Vlad Țepeș (auch bekannt unter seinem Beinamen Dracul) im Jahr 1461 die Fürstenkirche Sf. Nicolae (Sankt Nikolaus). Heute erhalten sind noch das alte Fundament und die Stifterinschrift. Fürst Antonie-Vodă baute 1667 an dieser Stelle eine neue Kirche — und drum herum das Kloster Turnu. Um das Jahr 1700 wurde dieses Kloster von einem weiteren Fürsten, Constantin Brâncoveanu, restauriert und bemalt. Heute können noch ein Gro‎ßteil der Mauern und ein Teil der damaligen Malereien bewundert werden. Hier wurde es au‎ßerdem ab dem 16. Jahrhundert farbenfroh: 1570 entstand zunächst die Wei‎ße Kirche, und dann, Ende des 16. Jahrhunderts während der Herrscherzeit von Mihnea Turcitul, die Rote Kirche.



    Repräsentativ für die zivile Architektur ist die Residenz der Moruzi-Familie im Nordwesten des Grabungsschutzgebietes. Diese wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im neorumänischen Stil errichtet. Die Erben der Moruzi-Familie haben Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Anwesen eine Pflanzen- und Tierfarm nach westlichen Standards gebaut.



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  • Paläolithische Fundstellen in Rumänien

    Paläolithische Fundstellen in Rumänien

    Die Vorgeschichte steht für manche mit dem Abenteuer, dem Adrenalin und dem freien Geist in enger Verbindung. Die Vorgeschichte stellt eigentlich einen Bereich dar, der nur auf dem ersten Blick mit dem Abenteuer, dem Adrenalin und dem freien Geist in Verbindung steht. Sie gilt als eine der schwierigsten Bemühungen zur Rekonstruktion der ältesten Zeit der Vergangeheit der Menschheit. In der Kindheit der Menschheit“, so wie die Prähistorie metaphorisch bezeichnet wird, gibt es keine schriftlichen Urkunden. Oftmals wird sie in Beziehung mit der Anthropologie betrachtet.



    Das Paläolithikum wurde erstmals im geographischen Raum Rumäniens im Becken des Flusses Argeş, in der Sibiu-Senke und im Karpatenvorland an den Südkarpaten belegt. Der Archäologe Adrian Doboş vom Archäologie-Institut Vasile Pârvan“ der Rumänischen Akademie führt uns in den folgenden Minuten in die Welt des Paläolithikums:



    Etymologisch bedeutet das Paläolithikum die Altsteinzeit. Es unterscheidet sich von der Neolithikum-Epoche dadurch, dass im Paläolithikum ausschlie‎ßlich der geschnitzte Stein verwendet wurde. Im Neolithikum sprechen wir ebenfalls vom geschnitzten Stein, aber auch vom geschliffenen Stein. Unsere Forschung zielt auf genaue Erkenntnisse ab. Dennoch taucht auch in diesem Fall die Spekulation auf, da wir mit Gegenständen aus geschnitzten Stein zu tun haben. Zudem handelt es sich auch um menschliche Überbleibsel und die Tierwelt, was ebenfalls Raum für Spekulationen schafft. Bei der Forschung einer archäologischen Fundstelle aus der Altsteinzeit spielt die Tierwelt eine ausschlaggebende Rolle. Die Identifizierung verschiedener Spezies führt zu weiteren Schlussfolgerungen über das klimatische Umfeld, in dem die jeweiligen Fundstellen aufgetaucht sind.“



    In der Ortschaft Cuciulat, im nordwestrumänischen Landkreis Sălaj, wurden Felsengemälde aus der Altsteinzeit entdeckt. Es handelt sich um ein Pferd und ein anderes Tier aus dem Paläolithikum, das als Panther oder Katze gedeutet wurde. Adrian Doboş war Mitglied eines Archäologen-Teams, das die grö‎ßte paläolithische Fundstelle in Rumänien entdeckte. Sie wurde in der Ortschaft Dealul Guran in der südostrumänischen Dobrudscha entdeckt:



    Dealul Guran wurde 2009 im Rahmen eines Projektes entdeckt, an dem sich das Rumänische Archäologie-Institut in Zusammenarbeit mit dem Leipziger Max-Planck-Institut und dem rumänisch-deutschen Museum aus Mainz beteiligte. Dies passierte während einer sechswöchigen Saison, in der wir Oberfläche-Forschungen durchführten. Die archäologischen Grabungen fanden 2010 und 2011 statt. Es handelt sich um eine archäologische Anlage, wo feuerfestes Glas entdeckt wurde. Die unterste Fundschicht datiert auf etwa 390.000 Jahre vor der Gegenwart und die Fundstelle gilt als die älteste in Rumänien. Es gibt auch weitere Entdeckungen, die dem unteren Paläolithikum zugeordnet wurden, viele davon wurden aber in verschiedenen Flussbetten gemacht. Da die archäologische Anlage nicht unberührt beibehalten werden konnte, kann man nicht gewiss sagen, ob sie aus dem unteren Paläolitikum stammt. Das ist für Rumänien spektakulär und in ganz Europa gibt es nur 15-20 solcher Fundorte.“



    Wie sahen die Menschen im Paläolithikum aus? Wer hat das aktuelle Territorium Rumäniens damals bevölkert? Auf diese Frage antwortet ferner der Archäologe Adrian Doboş:



    Wer Werkzeuge schuf, wurde als Hominin bezeichnet, so ist auch die Bezeichung Homo Habilis, der geschickte Mensch, zu erklären. Ein weiterer Aspekt betrifft das Volumen seines Hirnschädels: Misst dieser mehr als 600 Kubikzentimeter, dann gehören die Menschen unserem genealogischen Baum an. Neulich bildet auch die Fortbewegung ein Kriterium. Diesbezüglich möchte ich noch erwähnen, dass die ältesten Australopithecus, die eine bipede Fortbewegungsweise, einen aufrechten Gang hatten, auch der Kategorie Hominini zugeordnet werden. Die Fortbewegung stellt ein wesentliches Kriterium dar zur Einordnung eines Urmenschen in eine gewisse Kategorie. Die ältesten menschlichen Fossilien, die in Rumänien entdeckt wurden und welche dem modernen anatomischen Menschen gehören, lagen im Fundort Peştera cu Oase (zu dt. Knochenhöhle), einer Höhle, die auf 36.000 Jahre zurück datiert wird und als das älteste Fossil Europas gilt. Peştera cu Oase ist keine archäologische Fundstelle, sie wurde von Speläologen entdeckt. Der Neanderthal-Mensch hinterlie‎ß in Rumänien leider keine Überbleibsel. Wir nehmen an, er sollte auch bei uns gelebt haben, bislang gibt es dennoch keinen klaren Beweis dafür. Der älteste auf rumänischem Territorium lebende Hominin war Homo Heidelbergensis. Das ist die Gattungsbezeichnung für den Homo erectus, der auf dem heutigen rumänischen Territorium auf 600.000 und 300.000 Jahre zurück datiert wird. Homo Heidelbergensis war kleiner, sein Aussehen war deutlich affenähnlich. Man wei‎ß nicht genau, ob er dünner oder dicker als seine Nachfolger war, weil es nur wenige Überbleibsel von ihm gibt.“



    Die Fundstelle Bugiuleşti ist ebenfalls ganz relevant für die Altsteinzeit auf dem Territorium des heutigen Rumänien, weil man lange der Überzeugung war, dass die meisten Hominini hier gelebt haben. Adrian Doboş:



    Das ist ein äu‎ßerst wichtiger Fundort aus paläontologischer Sicht. In der Umgebung wurden Ende der 1950er Jahre weitere 10 Interessenpunkte für Forscher entdeckt. Sie werden auf 1,8-2 Millionen Jahren vor unserer Zeit datiert. Sie stellen hauptsächlich Knochen von Tieren gro‎ßer Dimension am Rande eines Sees dar. Einmal wurden dort Gegenstände entdeckt, die als von Hominini, also von Australopithecus hergestellte Werkzeuge gedeutet wurden. Es handelte sich eigentlich bestimmt um ein Gemisch zwischen der Begeisterung der Archäologen und der protochronistischen Ideologie der rumänischen Behörden.“



    Die Vorgeschichte fasziniert, die Wurzeln der Menschheit erwecken die Neugier über das Leben unserer Vorfahren. In der französischen Historiographie bezeichnet das Wortspiel zwischen la prehistoire“ und l’après histoire“ das Interesse für die Anfänge der Menschheit.



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  • Die Cucuteni-Tripolia-Kultur

    Die Cucuteni-Tripolia-Kultur

    Der Name stammt vom Dorf Cucuteni, wo 1884 die ersten archäologischen Funde dieser Kultur erschienen. Typisch für diese ist die schön bemalte Keramik, die aus den Jahren 4800-4600 v. Chr. stammt. Die Menschen, die diese Kultur entwickelt haben, waren sesshaft. Sie beschäftigten sich mit der Jagd, der Landwirtschaft, der Fischerei und der Salz-Förderung und dem Salz-Handel.



    Eine der wichtigsten Ortschaften in Rumänien, die der Cucuteni-Kultur angehört ist das Dorf Poduri im Landkreis Bacau, im Osten Rumäniens. Hier wurde 1979 eine reiche archäologische Stätte gefunden. Diese schlieest Wohnungen, Werkzeuge, Lebensmittel-Lager, bemalte Keramik, Statuen und sogar eine Mühle ein. Auf dem Ghindaru-Hügel ist die Cucuteni-Geschichte begraben. Heute werden wir versuchen, mit Hilfe des Zentrums für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks, das die Stätte in Poduri dokumentiert hat, ihnen diese Geschichte zu erzählen.



    Der Archäologe Dan Monah leitete die Ausgrabungen hier. Die ersten Siedler liessen sich etwa 4800 v. Chr. in Poduri nieder. Sie haben das erste Dorf, das nachher im einem Brand zerstört wurde gebaut. Das Dorf wurde wieder aufgebaut. Das geschah mindestens 15 Mal. Die Fläche, die wir in den knapp 30 Jahren erforschen konnten, ist leider klein.



    Wir nähern uns einer erforschten Fläche von 1000 Quadratmetern, die Fläche des Tells ist 12 Tausend Quadratmeter gross und die Fläche der ganzen Ortschaft zwischen 60-80.000 Quadratmeter gross. In den Ortschaften in Poduri lebten sesshafte Landwirte. Natürlich beschäftigten sich diese auch mit der Jadg, der Fischerei, dem Pflücken. Eine bevorzugte Lage boten die salzigen Quellen in der Nähe an. Aus diesen gewannen sie Salz und handelten dieses Salz mit der Bevölkerung, die in Regionen, wo sich kein Salz befand, wohnte.“



    Dan Monah sprach auch über die wichtigsten Objekte und Gebäude, die in Poduri gefunden wurden: Es wurden gro‎ße Getreide-Lager gefunden. In einer Wohnung wurden nicht weniger als 16 Getreide-Lager entdeckt. Es wurden Lehm-Bauten gefunden mit einer Kapazität von etwa einem halben Kubikmeter. Diese haben eine Fläche von einem Quadratmeter und waren 45 Zentimeter hoch. Die spektakulärste Entdeckung in dieser Region ist die sogenannte Mühle. Es handelt sich dabei um einen Bau, in dem sich 4 kegelförmigen Silos befanden. Diese waren etwa 1 Meter und 10 Zentimeter hoch, hatten einen Deckel und eine Lüftung. Als sie entdeckt wurden, waren sie etwa ein Drittel voll mit verkohltem Getreide.



    Interessant ist es, dass die Silos aufgeteilt waren, zwei beinhalteten Gerste, die anderen zwei Weizen. In der Nähe der beiden Silos befindet sich ein quadratförmiger Bau, in dem 5 Mahler, 3 grössere und 3 kleinere gefunden wurden. Sie waren auf weissgestrichene Lehm-Sockel fixiert. Auf der Ecke gab es eine Rinne, auf der das gemahlene Getreide rutschte. Es ist eine der ältesten Mühlen in Südost-Europa.“



    Die Menschen damals arbeiteten, sie beteten aber auch. Dan Monah und sein Team haben viele Kultobjekte in der archäologischen Stätte von Poduri gefunden: Es wurde eine Konstruktion mit zwei Backsteinen entdeckt. Nebem dem ersten Backstein waren sieben weibliche Statuen, ein Thron aus gebrantem Ton und ein kleiner Keramik-Behälter. Wir haben dieses Ensemble die heilige Familie genannt. Es handelt sich um eine Hausmutter und weitere sechs weibliche Gestalten, die angesichts der Grösse und der Züge, jünger scheinen als die Hausmutter.



    Die interessanteste Entdecklung erfolgte in derselben Konstruktion. Neben dem zweiten Backstein wurde ein Behälter mit 21 weiblichen Statuen, 13 Thronen und 2 nicht identifizierten prehistorischen Objekten gefunden. Der Behälter in dem sich die heiligen Objekte befanden, wurden von einem anderen Behälter der auf dem Kopf stand, geschützt. Alle waren aber wegen des Einbruchs der Wände des Baus und der Ablagerungen gebrochen.



    Wir nannten diesen Komplex die Synode der Göttinnen, es ist eine Darstellung des Pantheons der Einwohner, die vor der Cucuteni-Kultue gelebt haben. Nach 28 Jahren wurde im Dorf Isaia im Landkreis Iasi, in einer vor-Cucuteni Ortschaft ein Behälter mit 21 Statuen, 13 Thronen, 42 gelochte Kugeln- also Mehrfaches von 21- 21 Kegel, 21 nicht komplett gelochte Kugeln. Da gibt es eine Beziehung zwischen den beiden Kultstätten, die uns die religiöse Einheit der vor-Cucuteni Stämme zeigt.“



    Der Arzt Romeo Dumitrescu, der Cucuteni-Keramik-Sammler ist und die Ausgrabungen finanziert hat, bestätigt die Aussagen des Archäologen Dan Monah.



    Die schönsten Fundstücke sind wahrscheinlich die des Schatzes von Bohotin. Dieser beinhaltet 21 Gottheiten, 13 davon sitzen auf Ton-Stühlen. Weiter gibt es ein besonderes Stück, seht selten für die Periode. Es ist Teil eines Schatzes von 21 Ton-Figuren, auf dem ein Paar schön abgebildet ist. Alle sind schön, alle sind merkwürdig, das ist aber eine Darstellung, die in anderen Kulturen nicht zu finden ist. Sie hängt am Herz und wird sogar eine Obsession.“



    Die Cucuteni-Kultur zeigt, dass der neolitische Mensch, wie auch der heutige, kreativ war. Die Wunder, die die Archäologie ans Licht bringt, sorgen für Entzücken und Kontemplation.



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