Tag: Armenier

  • Das Getränk der Götter: die Geschichte des Kaffeemeisters Gheorghe Florescu

    Das Getränk der Götter: die Geschichte des Kaffeemeisters Gheorghe Florescu

    Tee wärmt das Herz, Kaffee wärmt die Seele“ — der Spruch passt auch zu Gheorghe Florescu, der sich als Cafegiul Florescu“, also Kaffeemeister Florescu, vorstellt. In dessen Laden am Rosetti-Platz, einem Wahrzeichen der Bukarester Belle Époque, herrschen ein bezaubernder Kaffeegeruch und stets gute Laune. Den Beruf erlernte Gheorghe Florescu von einem armenischen Kaffeehändler; viele Armenier seien nach dem Völkermord im Osmanischen Reich als Kaffeehändler in etliche Länder Europas geflohen, darunter auch nach Rumänien, erzählt er.



    Unsere Tradition geht auf das Jahr 1530 zurück, auf die Geschichte des Armeniers Avedis Carabelian, der in Damaskus, Syrien, lebte und in einem Dorf am Fu‎ße des Berges Ararat geboren wurde. Er war der erste Kaffeehändler, der einen Laden für das einfache Volk eröffnete. An der Macht war damals Suleiman der Prächtige, der vom Schwarzen Eunuchen Mahmud Bey erfuhr, dass Carabelaian den besten Kaffee verkauft. So wurde er zum offiziellen Kaffeelieferanten des osmanischen Herrschers. Deswegen berufen wir uns auf die armenische Tradition aus dem Jahr 1530. Mein Meister hie‎ß auch Avedis Carabelaian, er wurde im selben Dorf am Fu‎ße des Ararat-Berges geboren. Der letzte osmanische Sultan besorgte sich seinen Kaffee vom Onkel meines Meisters. Nach dem Völkermord gegen das armenische Volk blieben aus der 22-köpfigen Carabelaian-Familie allein zwei Menschen am Leben — mein Meister und sein Vater. Seine Mutter, seine Verlobte und andere Familienmitglieder wurden alle getötet. Die Überlebenden aus der Carabelaian-Familie sind 1915 nach Rumänien geflohen und haben den ersten Kaffeeladen in einem alten Viertel Bukarests eröffnet, dann folgten weitere zwei, in der Crețulescu-Passage und an der Siegesstra‎ße.“



    Gheorghe Florescu war im Laden der Carabelians Lehrling; später, im Jahr 1971, übernahm er das Geschäft. Am 1. März 2021 feiert er 50 Jahre als Kaffeemeister. Er erinnert sich, dass er schon mit 8 Jahren in den Kaffeeläden der Armenier und Juden in Bukarest zu arbeiten begann. Dafür kriegte er nur wenig Geld — und Kaffee. Sein Vater war politischer Gefangener, die Mutter musste alleine 4 Kinder gro‎ßziehen. Ob Arabica oder Robusta, heute verbirgt sich hinter Kaffee kein Geheimnis mehr für ihn, und er erzählt ganz stolz, dass in seinen Bukarester Läden die besten 20 von den Spitzenkaffeesorten der Welt zu finden sind.



    In der ganzen Welt trinkt man 5 Milliarden Kaffeetassen am Tag, zumindest war das so vor der Pandemie. Von einhundert Kilo Kaffee, das weltweit produziert wird, sind 70% Arabica und 30% Robusta. Arabica ist ein edler, ausgewählter Kaffee, wie ich ihn zu nennen mag: Gottes Kaffee. Arabica ist nicht zu stark, nicht zu mild, hat sein eigenes Aroma. Wegen der globalen Erwärmung wird jetzt ausgewählter Kaffee immer höher angebaut. In Kenia zum Beispiel, in der Nähe des Victoria-Wasserfalls, und in Jamaika sowie auf der Südatlantikinsel St. Helena wird hochwertiger Kaffee angebaut. Nur 10% von der Arabica-Sorte werden als hochwertig vermarktet und nur 2% davon kann man wirklich als ausgewählten Spitzenkaffee bezeichnen.“



    Geysha Esmeralda Panama, St. Helena, Hawai Kona Extra, Kopi Luak, eine Sorte, die ursprünglich aus halb verdauten Kaffeebohnen in Exkrementen von in freier Wildbahn lebenden Fleckenmusangs hergestellt wurde, diese sind laut Gheorghe Florescu die besten Kaffeesorten der Welt. Wie soll aber der beste Kaffee zubereitet werden? Gheorghe Florescu erzählt, wie er seinen Kaffee mag:



    Erstens soll der Kaffee von bester Qualität sein. Dann koche ich meinen Kaffee immer im Ibrik, dem Kaffeekessel aus Kupfer, und auf kleiner Flamme, mittlere Röstung. Auf zweiter Stelle nach dem im Ibrik gekochten Kaffee steht, meiner Meinung nach, der Espresso, was den Geschmack und das Aroma angeht. Aber Vorsicht, der Kaffee, den man im Ibrik kocht, muss wirklich gut sein, denn im Ibrik entfaltet er seinen vollen Geschmack. Ich liebe Arabica, den Kaffee Gottes, den Robusta nenne ich den Kaffee des Teufels. Robusta ist wild, hat kein Aroma und riecht nach Sumpf.“



    In einem YouTube-Film, unter der Suchanfrage Cafea la ibric zu finden, erklärt der Kaffeemeister, wie man den besten Ibrik-Kaffee kocht. In den Küchen aller Schlösser im Tal der Loire gebe es nur Kupfergefä‎ße, die bestens dafür geeignet seien, um Kaffee gleichförmig zu kochen, erläutert er. Wenn die Robusta-Kaffeesorten nach Nüssen, Vanille, Kakao oder Whisky schmecken, sei das meistens darauf zurückzuführen, dass die gro‎ßen Kaffeehersteller der Welt auf Chemie zurückgreifen, um dem Kaffee verschiedene Geschmacksnoten zu verleihen, sagt Florescu.



    2018 hat er seine Ehefrau verloren. Nach 54 Jahren Ehe hat der Kaffeemeister in Gedenken an seine Lebensgefährtin ihr eine Kaffeesorte gewidmet:



    Ich wollte meiner Frau seit langem eine besondere Kaffeesorte widmen; nach ihrem Tod habe ich zusammen mit meiner älteren Tochter für sie eine Marke eintragen lassen, die den Namen »Lucky Mommy« trägt. Was ich mir mit diesem Kaffee wünsche, ist, dass er direkt in die Seele der Damen geht, die älter als 60 Jahre sind — er soll der Gesundheit überhaupt nicht schaden, sondern einfach nur für ihre gute Laune sorgen.“



    Neuerdings möchte der Kaffeemeister eine Melange aus zwei oder drei organischen Kaffeesorten herstellen, die er zu einem günstigen Preis verkaufen will, den sich jeder leisten kann.



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  • Nachrichten 02.06.2016

    Nachrichten 02.06.2016

    Vier Mitglieder des rumänischen Rettungsdienstes SMURD sind am Donnerstag bei einem Hubschrauberabsturz in der benachbarten Republik Moldau ums Leben gekommen. Der SMURD-Hubschrauber aus Iasi (im Osten Rumäniens) befand sich im Rettungseinsatz und ist aus unbekannten Ursachen abgestürzt. Das Team sollte einen Kranken aus der moldauischen Stadt Cahul übernehmen und in ein Krankenhaus in der Hauptstadt Chisinau bringen. Das rumänische Innenministeroum hat eine Krisenzelle einberufen und angekündigt, sämtliche Hubschrauber vom gleichen Typ wie die abgestürzte Maschine am Boden zu halten. Rumänische Experten sind bereits auf dem Weg in die Moldau, um an der Ermittlung des Vorfalls teilzunehmen.



    Hessen und Rumänien haben vereinbart, einen gemischten Kooperationsausschuss zu bilden, der sich schwerpunktmäßig mit Wirtschaftsfragen befassen soll. Dies verlautete am Donnerstag nach Gesprächen des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier mit Staatspräsident Klaus Iohannis in Bukarest, bei denen es um die Standortvorteile bei Investitionen in Rumänien und die Brückenfunktion der Deutschen in Rumänien bzw. der Rumänen in Deutschland in den bilateralen Beziehungen ging. Die rumänische Gemeinde ist die viertgrößte ausländische Community im deutschen Bundesland Hessen.



    Der Schriftsteller Dan Stanca, der Dichter Vasile Dan, der Kritiker Mircea Anghelescu und der Essayist Horia-Roman Patapievici sind am Mittwoch mit den Preisen des Rumänischen Schriftstellerverbandes für das Jahr 2015 ausgezeichnet. Der Nationale Literaturpreis, die höchste Auszeichnung des Rumänischen Schriftstellerverbandes, ging an Mircea Cartarescu. Mehr dazu nach den Nachrichten.



    Der deutsche Bundestag hat die Gräueltaten an den Armeniern im Osmanischen Reich als Völkermord bezeichnet. Als Reaktion auf die Resolution des Bundestages hat die Türkei ihren Botschafter aus Berlin zurückgerufen. Der Botschafter werde zu Beratungen nach Ankara reisen, sagte Ministerpräsident Binali Yildirim am Donnerstag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bestätigte das bei einem Besuch in Kenia während einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Erdogan sagte in Nairobi, er habe wegen der Bundestags-Resolution mit Yildirim telefoniert. Nach seiner Rückkehr in die Türkei werde über die Angelegenheit beraten werden.



    Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht zurzeit keinen Grund zur Lockerung der EU-Sanktionen gegen Russland. Der Regierung gehe es zunächst darum, den Friedensprozess von Minsk voranzubringen, sagte ein Sprecher. Mit den Strafmaßnahmen hatten die EU, die USA und andere Staaten auf die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland reagiert. Einige Sanktionen laufen im Juli aus, falls die EU sie nicht verlängert.



    Die rumänische Nationalelf steht vor dem letzten Testspiel vor der Endrunde der Europameisterschaften in Frankreich. Am Freitag geht es dabei gegen Georgien. Beim Vorbereitungsturnier in Italien letzte Woche endete eine Partie gegen Kongo unentschieden 1-1; das zweite Spiel gegen die Ukraine verlor Rumänien 3-4. Am 10. Juni geht es dann wirklich los in der EM-Endrunde – Rumänien trifft im Eröffnungsspiel auf Gastgeber Frankreich. Mit dabei in der A-Gruppe sind außerdem die Schweiz und Albanien.

  • Genozid: Armenische Flüchtlinge in Rumänien

    Genozid: Armenische Flüchtlinge in Rumänien

    Das 20. Jahrhundert hat eine schockierende Eigenschaft: Es war das Jahrhundert der Genozide. Der erste Genozid von vielen noch grö‎ßeren war der vom Osmanischen Reich an den Armeniern verübte Völkermord, in dessen Verlauf 1,5 Millionen Armenier getötet wurden — also etwa die Hälfte dieser Bevölkerungsgruppe. Offizieller Beweggrund der Osmanischen Herrscher war es, dass die Armiener sich mit den russischen Streitkräften verbrüdert hätten. In Wahrheit handelte es sich jedoch um politische Motive, Nationalismus und eine Ideologie eines Wirtschafts-Panturkismus: Armenier und Griechen besa‎ßen Handelsunternehmen und Banken im Osmanischen Reich. Dazu kamen religiöse Gründe, denn die muslimischen religiösen Führer hatten den Ungläubigen den Heiligen Krieg erklärt.



    Alles begann mit einem Aufstand armenischer Männer, die zum Bau von Eisenbahnlinien gezwungen worden waren, bei dem sie verhungerten oder zu Tode geprügelt wurden. Am 24. April 1915 gab der Groswesir und Kommunikationsminister Talaat Pascha die Order aus, alle armenischstämmigen Familien zu deportieren. Den Glücklichen unter den Unglücklichen gelang es, sich zu retten. Manche von ihnen flüchteten auch nach Rumänien, wie der Historiker Eduard Antonian berichtet. Ihm zufolge begannen die armenischen Flüchtlingsströme nach Rumänien Ende des 19. Jahrhunderts, nach dem Genozid von 1895-96.



    Unter der Herrschaft von Sultan Abdul Hamid dem Zweiten, auch Roter Sultan genannt, wurden um die 350.000 Armenier ermordet. Damals floh ein wichtiger Teil der armenischen Bevölkerung aus dem Osmanischen Reich nach Rumänien. Heute sind etwa 10 Prozent der armenischen Gemeindemitglieder in Rumänien Nachfahren derer, die nach dem ersten Genozid hierher gekommen sind. Die ersten Flüchtlinge waren noch in einer relativ guten finanziellen Situation und konnten mit etwas Geld aus dem Osmanischen Reich fliehen. Sie haben Läden eröffnet und ihre Verbindungen mit der alten Gemeinde in Rumänien aufrecht erhalten. Sie haben ihr Leben weitergeführt und sich perfekt in die rumänische Gesellschaft integriert.“




    Doch wie gelang denjenigen, die es nach Rumänien geschafft haben, die Flucht? Eduard Antonian:



    Sie bekamen Hilfe. Ein Teil von ihnen sogar von der türkischen und arabischen Zivilbevölkerung. Andere hatten einfach Glück. Vielen gelang es, osmanische Herrscher zu bestechen, viele hatten Glück mit ausländischen Missionaren, weil die Amerikaner sich sehr eingebracht haben. Die USA waren damals ein neutrales Land. Sie hatten eine gut aufgestellte Botschaft, der Botschafter Henry Morgenthau brachte sich aktiv in die Hilfsaktionen für Armenier ein. Später hat er die Verbrechen gegen die Armenier in seinen Memoiren öffentlich verurteilt. Darüber hinaus gab es dänische oder deutsch-protestantische Missionare, die denjenigen halfen, die fliehen mussten.“




    Nach Schätzungen von Historikern haben etwa 20.000 Armenier einen Unterschlupf in Rumänien gefunden und Rückhalt in der armenischen Gemeinde hier erfahren — etwa ein Viertel davon Waisen. Sie kamen in mehreren Wellen, die meisten zu Beginn des Krieges. Eduard Antonian hat die Fluchtwege derjenigen nachgezeichnet, die in einer Welt aus Zerstörung und Tod einen sicheren Ort suchten.



    In Istanbul sind sie an Bord eines französischen Schiffs gegangen und sind so nach Constanţa gelangt. So haben es auch mein Urgro‎ßvater und seine Kinder gemacht. Auf diesem Dampfer befanden sich tausende Kinder, die im Zuge des Völkermords zu Waisen geworden waren. In Rumänien gab es eine armenische Gemeinde, die gut strukturiert und finanziell gut aufgestellt war. Es gab damals Berühmtheiten wie Krikor Zambaccian, Grigore Trancu-Iaşi, die Brüder Mansarian, die wichtigsten Getreidegro‎ßhändler Südosteuropas. Man muss sagen, dass die Armenische Union 1919 nur gegründet wurde, um den Flüchtlingen zu helfen. Der erste Präsident war Grigore Trancu-Iaşi. Die Ankunft der Flüchtlinge am Hafen von Constanţa hat alle entsetzt. Die Zeitung »Adevărul« hatte 1919 einen Korrespondenten in Istanbul und konnte über den Genozid berichten. Daher wusste die rumänische Öffentlichkeit, was mit den Armeniern im Osmanischen Reich geschah. Armenad Manisarian, der zweite Präsident der Armenischen Union, hat sich einmal mit Brătianu, dem rumänischen Premierminister, getroffen und hat ihn gefragt, was man mit all den armenischen Flüchtlingen tun könne. Brătianu fragte zurück, ob Manisarian in jedweder Hinsicht für die Flüchtlige garantieren könne. Er sagte ja. Und so gab der Premier grünes Licht dafür, dass sich alle Armenier hier niederlassen durften. Die Staatsbürgerschaft erhielten sie später. Die Flüchtlinge waren mit einem Nansen-Pass für Staatenlose hierher gekommen, der nur für eine Reise gültig war. Nach der Ankunft der Waisen hat sich die armenische Gemeinde zusammengetan und mehrere Hektar Land in Strunga, bei Iaşi gekauft. Dort haben sie ein Waisenhaus mit Lehrern gebaut, in dem die Waisen aufwachsen konnten. Sie lernten dort einen Beruf und konnten ihrem Leben einen Sinn geben, viele von ihnen wurden von anderen armenischen Familien in Rumänien adoptiert. Viele haben Läden eröffnet, so auch mein Gro‎ßvater, der eine Schusterwerkstatt in Bukarest aufgemacht hat.“




    Im Laufe der Zeit sind die Kriegstraumata verblasst, obwohl nichts vergessen ist. Eduard Antonian berichtet, dass die armenischen Flüchtlinge weiterhin zwischen schockierenden Erinnerungen und Hoffnungen leben.



    Die Armenier, die aus dem Osmanischen Reich geflohen sind, haben sich immer als osmanische Bürger verstanden. Sie waren gute Staatsbürger, zahlten Steuern, traten in die Armee ein, sprachen türkisch. Die Gemeindemitglieder haben mir erzählt, dass ihre Eltern, die vor dem Genozid geflohen sind, miteinander türkisch sprachen, wenn sie Geheimnisse vor ihren Kindern hatten. Leider haben sich einige von ihnen von der sowjetischen Propaganda hereinlegen lassen und sind wieder nach Armenien zurückgegangen. Sie sagten sich, dass sie jetzt ihr eigenes Land hätten. 1991, als Armenien sich unabhängig erklärt hat, sind einige der Kinder derjenigen, die ins sowjetische Armenien ausgewandert waren, wieder nach Rumänien zurückgekommen.“




    Die armenischen Flüchtlinge, die in Rumänien eine neue Heimat fanden, sind aus dem Osmanischen Reich geflohen, um die unbekannten Geschichten derjenigen zu erzählen, die 1915 in der anatolischen Wüste gestorben sind. Aber auch, um das Unmenschliche in etwas Menschliches zu verwandeln.

  • Hörerpostsendung 11.08.2013

    Hörerpostsendung 11.08.2013

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI. Aus Studio 18 in Bukarest begrü‎ßt Sie diesmal Alex Grigorescu. Bis zum 1. September, wenn mein Kollege Sorin Georgescu von seinem wohlverdienten Urlaub zurückkehrt, werden Sie jeden Sonntag eine andere Stimme als Rundfunk-Postbote hören.




    Gleich zum Anfang die Posteingangsliste.



    E-Mails landeten in unserer Inbox bis einschlie‎ßlich Samstag nachmittag von: Christoph Preutenborbeck aus Odenthal, Andreas Fessler — Dreden, Herbert Jörger – Bühl und von Bernd Seiser.


    Im Online-Formular hinterlie‎ßen Ihre Beobachtungen Reding Bernard aus Luxemburg, Georg Pleschberger — VILLACH, Österreich und Paul Gager — Deutschkreutz.



    Von Reding Bernard erhielten wir auch eine Nachricht mit der Auflösung unserer Hörerquizfragen.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, liebe Freunde, selbstverständlich erhalten Sie QSL-Karten für Ihre Empfangsberichte, auch wenn es bei uns erfahrungsgemä‎ß etwas länger mit der Zustellung dauern kann.



    Unsere Postanschrift lautet: Radio Rumänien International, General-Berthelot-Stra‎ße 60-64, PLZ 010171, Bukarest/Rumänien.



    Unsere Faxnummer ist: 0040-21-319-05-62



    Per E-Mail erreichen Sie uns blitzschnell — die Adresse unserer Mailbox ist: germ@rri.ro



    Auf unserer Homepage www.rri.ro können Sie den Funkbriefkasten bald nach der Erstausstrahlung nachlesen und natürlich auch die Audiodatei nachhören.




    Und jetzt einige Auszüge aus den Hörerbriefen. Das rumänische Königshaus scheint bei unseren Hörern in letzter Zeit Interesse zu wecken. Gleich zwei Hörer wollen mehr über die rumänische königliche Familie erfahren.



    Unser Hörer Herbert Jörger aus Bühl schreibt uns:




    Ich hätte von Ihnen gerne etwas über den ersten König Rumäniens erfahren. Ein Abbild von Carol I. soll vor Schlo‎ß Peles, dem “Neuschwanstein Rumäniens” stehen.“



    Auch Unser Hörerfreund Hans-Joachim Pellin aus Lübz interessiert sich für das rumänische Königshaus. Er schreibt:



    “Die Sendung fand ich, wie immer, sehr interessant, z.B. die Ordensverleihung an den rumänischen Rundfunk. Ich selber habe wenig Kenntnis über das rumänische Königshaus, vielleicht könnte es dazu mal einen längeren Beitrag oder Sendung geben, oder habt ihr dazu auch schriftliche Informationen? Wenn dies schon geschehen ist, habe ich die Sendung dann leider verpasst.”




    Lieber Herr Jörger, lieber Herr Pellin, wir berichten ab und zu Mal über die königliche Familie in unseren Sendungen. Über das rumänische Königshaus werden sie viele Informationen im Internet finden. Ich werde aber versuchen die Geschichte der rumänischen königlichen Familie kurz zusammenzufassen.




    Insgesamt hatte Rumänien vier Könige: Karl I, Ferdinand, Karl II und Michael. Der letzte rumänische König Michael lebt noch, jetzt wieder in Rumänien, nachdem er Jahrzehnte lang im Exil in der Schweiz gelebt hat.



    Karl I von Hohenzollern-Sigmaringen kam 1866 nach Rumänien und wurde Fürst. Die rumänische Regierung hatte zuvor beschlossen einen fremden Fürsten ins Land zu holen. 1869 heiratete Karl I die Prinzessin Elisabeth zu Wied. Damals stand Rumänien noch unter der Oberhoheit der Türken. Rumänien erklärte 1877 seine Unabhängigkeit, es folgte der Unabhängigkeitskrieg der 1878 gewonnen wurde. Drei Jahre später wurde dann Karl I von Hohenzollern-Sigmaringen König von Rumänien. Der König leitete in Rumänien in vielen Bereichen Reformen ein. So wurden die Staatsfinanzen, die Armee, das Schulsystem und die Hauptstadt Bukarest modernisiert. Die ersten Eisenbahnlinien wurden zu Zeiten von Karl I gebaut. Der erste rumänische König regierte bis zu seinem Tode 1914.



    Auf den Thron stieg dann Ferninand, sein Neffe. Karl I und seine Frau Elisabeth hatten zwar ein Kind, ein Mädchen, die Maria, sie starb aber leider als sie vier Jahre alt war. Elisabeth konnte keine weiteren Kinder bekommen. Deshalb adoptierte Karl I seinen Neffen Ferdinand. Dieser kam schon 1889 nach Rumänien und lebte hier. Seine Frau, die er 1893 heiratete war die englische Prinzessin Maria von Edinburgh, eine wunderschöne und sehr intelligente Frau. Sie war die Enkelin der Königin Victoria von England und des russischen Zaren Alexander II. Ferdinand musste im 1. Weltkrieg eine schwere Entscheidung treffen und zwar gegen Deutschand in den Krieg einzusteigen. Ziel war die Vereinigung Rumäniens mit Siebenbürgen. Rumänien bliebt bis 1916 neutral, im August folgte dann die Kriegserklärung an Österreich-Ungarn. Nach dem 1. Weltkrieg vereinigten sich Siebenbürgen, Bessarabien und das Buchenland mit Königreich Rumänien. 1922 wurde Ferdinand in Alba Iulia/Karlsburg zum König Grossrumäniens gekrönt. Der zweite rumänische König starb 1927. Er wurde 62 Jahre alt.



    Eigentlich hätte gleich sein Sohn Karl II auf den Thron steigen müssen. Das geschah jedoch zunächst nicht. Karl II ist vielleicht eine der interessantesten Figuren der europäischen Königshäuser. Er sorgte immer wieder für Skandale im rumänischen Königshaus, insbesondere wegen seiner vielen Liebesaffären. Während des 1. Weltkriegs liess er sich, zum Beispiel, in Odessa mit seiner damaligen Freundin Zizi Lambrino trauen, ohne dass die königliche Familie etwas davon mitbekam. Die Ehe wurde vom Obersten Gerichtshof annuliert, Karl II verzichtete jedoch auf den Thron und führte seine Beziehung zu Zizi Lambrino weiter. 1920 brachte sie einen Sohn, Carol Mircea, auf die Welt. Letztenendes wurde Karl II gewzungen die griechische Prinzessin Elena zu heiraten. Ihr Sohn Michael kam im Oktober 1921 auf die Welt. Karl II führte aber seinen für die königliche Familie skandalösen Lebensstil weiter, hatte viele Leibesaffären und wurde deshalb 1926 von der Thronfolge ausgeschlossen. 1928 liess sich seine Frau von ihm scheiden. Karl II ging zusammen mit seiner Fraundin Magda Lupescu nach Paris. Zwischen 1927 und 1930 übernahm sein kleiner Sohn Michael den Thron. Erst 1930 kam Karl II zurück und stieg auf den Thron, nachdem er versprach sich von Magda Lupescu zu trennen. Das geschah jedoch nie, die beiden blieben zusammen. Karl II regierte bis 1940. Er dankte ab, verliess das Land und starb 1953 in Portugal. Sein Sohn Michael bestieg im September 1940 den Thron.



    Der vierte rumänische König regierte bis am 30. Dezember 1947. Er wurde dann von den Kommunisten gezwungen abzudanken und das Land zusammen mit der Familie zu verlassen. Die Kommunisten hatten etwa 200 Stunden, die gegen die kommunistische Partei protestierte festgenommen. Man hat dem König gesagt, man würde diese erschiessen, sollte er auf den Thron nicht verzichten.




    Liebe Hörer, ich hoffe, dass sie jetzt einen besseren Überblick über die rumänische königliche Familie haben. In einer Umfrage, die vor wenigen Wochen durchgeführt wurde, hat sich ergeben, dass etwa 20 % der Rumänen dafür sein würden, dass Rumänien wieder ein Königreich wird. Wie gesagt, der König lebt zusammen mit seiner Frau Ana de Bourbon Parma wieder in Rumänien. Während des Kommunismus lebten sie in der Schweiz, in Versoix, am Genfer See.




    Unser langjähriger Hörerfreund Ralf Urbanczyk äusserte sich auch zu unserer Sendung. Hier ein Zitat aus seinem Brief:



    Interessant war der Bericht über die armenische Minderheit in Rumänien im Land-und-Leute-Programm. Die erwähnten architektonischen Zeugen der Vergangenheit, die Kirchen und Wohnviertel in Bukarest und Siebenbürgen klingen interessant und sind sicher eine Reise wert. Allerdings konnte dieses kurze Programm, kaum mehr als 5 Minuten, gerade zur aktuellen Situation der Armenier nur einen groben Überblick geben. Gibt es im heutigen Rumänien aktive Organisationen der Armenier, politischer oder kultureller Art? Erscheinen in Rumänien Druckerzeugnisse oder Minderheitenprogramme im Radio in armenischer Sprache? Gibt es Kindergärten oder Schulen, in welchen in armenischer Sprache unterrichtet wird?“




    Lieber Herr Urbanczyk, es freut uns, dass sie den Beitrag interessant gefunden haben.


    In Rumänien lebt heutzutage noch eine kleine armenische Gemeinde. Die zentrale Leitung der Gemeinde ist die Union der Armenier in Rumänien. Diese hat den Hauptsitz in Bukarest und dazu weitere 12 Filialen im Land, in den Städten Constanta, Bacau, Suceava, Botosani, Tulcea, Iasi, Focsani, Gherla, Cluj, Pitesti, Dumbraveni und Galati. Armenische Kirchen gibt es jedoch mehrere, nicht nur in diesen Städten. Die Gemeinde versucht aktiv zu bleiben. Vor kurzem fand sogar ein kleines Festival der armenischen Gemeinde dar, das den Namen Die armenische Strasse“ trug. Dieses fand wirklich auf der armenischen Strasse im ehemaligen armenischen Viertel statt. Da ist noch die imposante armenische Kirche zu sehen. Zudem hat hier die Union der Armenier und das armenische Kulturzentrum ihren Sitz. Die Union der Armenier besitzt auch eine Druckerei und einen Verlag, der viele Bücher über die Geschichte der Armenier in Rumänien und über Armenier allgemein veröffentlicht. Zudem veröffentlicht die armenische Gemeinde zwei Zeitschriften. Die Zeitschrift Ararat erscheint auf Rumänisch zwei Mal im Monat. Die zweite Zeitschrift Nor Ghiank erscheint monatlich und ist zweisprachig, Rumänisch und Armenisch. Armenische Schulen oder Kindergärten gibt es leider keine mehr. Nur in Bukarest, Gherla und auch Cluj gibt es Sonntagsschulen. Auf politischer Ebene sind die Armenier in Rumänien auch vertreten. Zwei bekannte rumänische Politiker sind Armenier. Der erste ist Varujan Vosganian, der Mitglied der liberalen Partei ist. Vosganian ist im Moment Rumäniens Wirtschaftsminister. Seit 1990 ist er Vorsitzender der Union der Armenier in Rumänien und seit 2005 Vizevorsitzender der Schriftstellerunion Rumäniens. Der zweite Politiker armenischer Herkunft der auf der rumänischen Politbühne aktiv ist, heisst Varujan Pambuccian. Seit 1996 ist er Abgeordneter im rumänischen Parlament seitens der Union der Armenier und leitet auch in der Abgeordnetenkammer die Gruppe der Minderheiten. Zudem ist er Vorsitzender des IT-Ausschusses der Abgeordnetenkammer. Es gibt in Rumänien auch weitere armenische Persönlichkeiten, die dem breiten Publikum bekannt sind, so der Jazz-Musiker Harry Tavitian.




    Liebe Hörerfreunde, Alex Grigorescu sagt an dieser Stelle danke fürs Zuhören. Nächstes Wochenende wird Florin Lungu ihre Fragen im Funkbriefkasten beantworten.



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