Tag: Artensterben

  • Kunming-Montreal-Abkommen: Fahrplan für die Rettung des Planeten?

    Kunming-Montreal-Abkommen: Fahrplan für die Rettung des Planeten?





    Das vergangene Jahr war das drittwärmste Jahr in der Geschichte der meteorologischen Messungen in Rumänien, so eine Analyse der Nationalen Instituts für Wetterfrischung, die zeigt, dass seit 1900 die fünf wärmsten Jahre 2007, 2015, 2019, 2020 und 2022 waren. Gleichzeitig war der Zeitraum zwischen 2012 und 2022 der wärmste in 11 aufeinanderfolgenden Jahren, was den Trend steigender Lufttemperaturen in Rumänien bestätigt.



    Überall auf der Erde kommt es zu viel höheren Temperaturen und klimatischen Störungen. Der Klimawandel betrifft und bedroht den gesamten Planeten, einschlie‎ßlich der biologischen Vielfalt, er ist folglich nicht mehr nur ein lokales oder nationales Problem, sagen Experten. Wissenschaftler betonen, dass die Zeit drängt — 75 Prozent der Ökosysteme der Welt werden durch menschliche Aktivitäten beeinflusst, mehr als eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht, und der Wohlstand der Welt steht auf dem Spiel, denn mehr als die Hälfte des weltweiten BIP hängt von der Natur und ihren Leistungen ab.



    Es werden immer wieder Ma‎ßnahmen zum Schutz des Planeten erdacht und angekündigt, doch gibt es wirksame Mechanismen, um sie in die Praxis umzusetzen? In der Überzeugung, dass die Menschheit zu einer Massenvernichtungswaffe“ geworden ist, rief der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, zu einem Friedenspakt mit der Natur“ auf, und im Dezember wurde auf der Umweltkonferenz in Montreal nach mehr als vier Jahren schwieriger Verhandlungen ein historisches, für die Menschheit lebenswichtiges Abkommen verabschiedet. Der als Kunming-Montreal-Abkommen“ bezeichnete Fahrplan zielt darauf ab, Land, Ozeane und Arten vor Verschmutzung, Degradierung und Klimakrise zu schützen.



    Die Schaffung von Schutzgebieten auf 30 Prozent der Erde — das bekannteste der gesetzten Ziele — wurde als das Biodiversitätsäquivalent zum Ziel des Pariser Abkommens dargestellt, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die Vereinbarung wurde zu einem Zeitpunkt getroffen, als nur 17 Prozent der Landmasse und 8 Prozent der Gewässer geschützt waren. Der Text bietet auch Garantien für indigene Völker in Gebieten, in denen 80 % der verbleibenden biologischen Vielfalt der Erde zu finden sind, und schlägt vor, 30 % der degradierten Flächen wiederherzustellen und das mit Pestiziden verbundene Risiko zu halbieren.



    Dieses Abkommen ist historisch, nicht nur, weil es zum ersten Mal einen Rahmen gibt, sondern auch, weil es ein ehrgeiziger Rahmen ist, wie auf dem Treffen in Kanada hervorgehoben wurde — wir haben ein Abkommen, das Pestizide einschlie‎ßt, wir haben ein Abkommen, das besagt, dass wir Subventionen abschaffen müssen, die schlecht für die biologische Vielfalt sind, wir haben Verpflichtungen nicht nur bis 2050, sondern kurzfristige Ziele, die bis 2030 reichen, und wir haben Finanzmittel — auch wenn einige Länder denken, dass sie nicht so weit reichen –, die sich von jetzt bis 2025 verdoppeln und bis 2030 sogar verdreifachen werden. Aus all diesen Gründen müssen wir sehen, wo wir anfangen. Es ist ein absolut historisches Abkommen.“ Das ist die Meinung von Professor Mircea Duțu, Präsident der Ökologischen Universität Bukarest, einer privaten hochschulischen Einrichtung. Im Interview mit dem Rumänischen Rundfunk detaillierte er seine Ausführungen:



    Dies ist ein erster Sieg, aber wir müssen abwarten und sehen, wie der Prozess weitergeht, denn im Grunde genommen befindet sich das Kunming-Montreal-Abkommen noch in der Phase eines vereinbarten Konsenses. Es wird nun den Staaten zur Unterzeichnung vorgelegt und muss anschlie‎ßend ratifiziert werden, um in Kraft treten zu können. Es geht darum, einen neuen globalen Handlungsrahmen für die biologische Vielfalt zu schaffen, weil die 21 Ziele, die 2010 in Japan für 2020 festgelegt worden waren, nicht erreicht wurden. Daher wäre es wünschenswert, dass dieses Mal alle 23 gesetzten Ziele in grö‎ßerem Umfang angesteuert werden. Mittelfristig, d.h. bis 2030, soll der Prozess der Erosion der biologischen Vielfalt gestoppt die Erhaltung von Meeres- und Landgebieten verstärkt werden. Langfristig, d.h. für die Jahre 2050 und 2100, wird eine Situation angestrebt, in der die Menschheit im Einklang mit der Natur lebt. Wir sehen, dass all diese Ziele das Tempo und die Meilensteine berücksichtigen, die für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens vorgesehen sind, da zwischen dem Klimawandel und dem Schutz und der Erhaltung der biologischen Vielfalt ein wechselseitiger Zusammenhang besteht.“




    Die Diskussionen wurden durch die finanzielle Frage stark beeinträchtigt, die bis zum Schluss im Mittelpunkt der Debatte stand, sogar während der Verabschiedung im Plenum, wobei mehrere afrikanische Staaten Einwände erhoben. Die Länder des sogenannten Globalen Südens forderten von den reichen Ländern 100 Milliarden Dollar pro Jahr als Gegenleistung für ihre Bemühungen um das Klima und eine schrittweise Aufstockung dieses Fonds auf 700 Milliarden Dollar pro Jahr bis 2030. Schlie‎ßlich wurde eine Einigung erzielt, die 30 Milliarden Dollar an jährlicher Klimahilfe für Entwicklungsländer vorsieht. Zusätzlich zu den Zuschüssen wurde auch ein globaler Biodiversitätsfonds gefordert, ähnlich dem, der bei den Klimaverhandlungen in Ägypten im November vereinbart wurde, um weniger entwickelte Länder bei der Bewältigung von Klimaschäden zu unterstützen. China, das auf der Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen (COP15) den Vorsitz führte, hat einen Kompromiss vorgeschlagen, der vorsieht, im Jahr 2023 innerhalb der bestehenden Globalen Umweltfazilität (GEF) einen Zweig für die biologische Vielfalt einzurichten.

  • Welt-Wildtier-Tag:  Meerestiere besonders schutzbedürftig

    Welt-Wildtier-Tag: Meerestiere besonders schutzbedürftig

    Die Vereinten Nationen haben den 3. März als Welt-Wildtier-Tag erklärt. Der 3. März ist nämlich der Tag, an dem das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten frei lebenden Tieren und Pflanzen unterzeichnet wurde. Ungefähr 38.700 Tier- und Pflanzenarten stehen derzeit unter seinem Schutz. Dieses Jahr steht der Welt-Wildtier-Tag im Zeichen der Meerestiere. Adriana Trocea, Brand Manager bei World Wide Fund Rumänien, bringt uns mehr Einzelheiten zum Thema:



    Mehrere NGO und Unternehmen haben beschlossen, vorübergehend auf die Wildtier-Repräsentation in ihren Logos zu verzichten. WWF Rumänien hat sich diesem Trend angeschlossen und zum ersten Mal seit der Gründung der Organisation vor 60 Jahren auf den Pandabär in ihr Logo verzichtet. Es ist eine Initiative, die darauf hinweist, dass die Natur und die Wildtiere in Gefahr sind und im besorgniserregenden Tempo verschwinden. Gleichzeitig stellt die genannte Geste ein Engagement dieser Unternehmen und NGO dar, die sich dadurch verpflichten, alles Mögliche zu tun, um den Rückgang der Artenvielfalt zu stoppen.“




    Anlässlich des Welt-Wildtier-Tages verschwanden der Pandabär, der Braunbär, der Löwe, die Möwe, der Adler, die Biene und viele andere Wildtiere aus den Logos bekannter Marken in Rumänien. Glücklicherweise sind diese Tierarten noch nicht verschwunden, doch sie sind stark vom Aussterben bedroht. NGO und Unternehmen vereinen ihre Kräfte, um darauf hinzuweisen, dass die Wildtier-Bevölkerung der Welt in den letzten 50 Jahren bereits um zwei Drittel geschrumpft ist. In Bezug auf die in Rumänien lebenden Wildtiere, die vom Aussterben bedroht seien, sagte uns Adriana Troncea Folgendes:



    Es leben sehr viele vom Aussterben bedrohte Tierarten in Rumänien. Auch viele Pflanzenarten sind gefährdet. WWF bemüht sich, die Stör-Population in der Donau oder die Wisente-Bevölkerung in den Karpaten zu schützen und zu erhalten und ihre Lebensräume wiederherzustellen. Wir versuchen auch die aus verschiedenen Gründen verwaisten Bärenjungen zu schützen. Das sind nur ein paar für Rumänien wichtige Tierarten, für dessen Erhaltung wir uns hierzulande stark einsetzen. Wildtierarten sind rückgängig — das zumindest besagt der Living Planet Report, laut dem in den letzten 50 Jahren die Wildtierpopulation weltweit um zwei Drittel zurückgegangen sei. Die Ursachen dafür sind ganz vielfältig — die Zerstörung des Lebensraums der Wildtiere, die Wilderei, die Art und Weise, in der wir die Naturressourcen verbrauchen oder unsere Nahrung erzeugen — das alles trug zur heutigen Lage bei. Das ist auch in Rumänien ersichtlich, im Hinblick auf einige Tierarten. Den Stören in der Donau zum Beispiel wurde der Lebensraum stark eingegrenzt. Und auch ihr Fortpflanzungshabitat wurde zerstört.“




    Gegründet im Jahre 1961, ist der WWF eine Naturschutzorganisation, die sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt in mehr als 100 Ländern, darunter auch Rumänien, einsetzt. Um auf den katastrophalen Niedergang der Natur hinzuweisen, entfernt der WWF am Weltnaturschutztag zum ersten Mal in seiner Geschichte den ikonischen Panda aus seinem Logo. Die Bemühungen zur Erhaltung der Panda-Population beginnen allmählich Früchte zu tragen. Die Panda-Population hat sich nämlich in den letzten 50 Jahren fast verdoppelt.

  • Living Planet Report 2018: Artensterben geht weiter

    Living Planet Report 2018: Artensterben geht weiter

    20 Jahre sind vergangen, seitdem die erste Ausgabe des Living Planet Reports über den Gesundheitszustand des Planeten veröffentlicht wurde. Die Ergebnisse sind von einem Bericht zum anderen immer besorgniserregender und zeigen die Auswirkungen des menschlichen Handelns. Tierpopulationen schrumpfen jedes Jahr, Wälder werden abgeholzt, Böden werden degradiert und Flüsse und Ozeane immer weiter verschmutzt. Ökosysteme werden zerstört und wild lebende Tiere verschwinden allmählich. Ökologen haben häufig darauf hingewiesen, dass ein globales Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt, zur Regeneration von Lebensräumen und zur Natur im Allgemeinen erforderlich ist. Der Bericht von 2018 zeigt das gleiche düstere Bild der Naturzerstörung, sagt Adriana Trocea, eine Expertin für Öffentlichkeitsarbeit bei WWF Rumänien:



    Der Living Planet Report ist eine Studie, die die Gesundheit der Erde mit den Folgen des menschlichen Handelns vergleicht. Es vergleicht die Entwicklung von Wirbeltierarten mit dem ökologischen CO2-Fu‎ßabdruck des Menschen. Der Bericht von 2018 zeigt, dass wir in den letzten 40 Jahren 60% der Populationen von Wirbeltieren verloren haben. Wie auch in den vorangegangenen Berichten gezeigt wurde, ist der grö‎ßte Verlust bei den Sü‎ßwasserarten verzeichnet worden, nämlich 83%. Die grö‎ßten Verluste wurden in den tropischen Gebieten registriert. Was die Wasserarten angeht, so haben wir das traurige Beispiel der Korallenriffe. In den letzten 30 Jahren ist die Hälfte der Korallenriffe verloren gegangen.“




    Der Living Planet Report macht auf die überlasteten Ressourcen der Erde aufmerksam und hebt den Beitrag der Natur zur Weltwirtschaft hervor. Die Natur bringt Arbeitsplätze. Auf weltweiter Ebene bietet die Natur Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich im Wert von 125 Billionen Dollar pro Jahr an, betont Adriana Trocea.



    Biodiversität zu verlieren, ist ebenso gefährlich wie der Klimawandel, warnen die Autoren der zwölften Ausgabe des Living Planet Reports und unterstreichen die sehr kurze verbleibende Zeit sowie die dringende Notwendigkeit, auf globaler Ebene etwas zu unternehmen. Der WWF fordert die internationale Gemeinschaft nachdrücklich auf, eine globale Vereinbarung zu treffen, um die rasante Degradierung der Tierwelt zu stoppen. Adriana Trocea dazu:



    Wir haben immer noch die Chance, etwas zu tun. Experten auf diesem Gebiet glauben, dass wir die letzte Generation sein könnten, die den Lauf der Dinge aus dieser Sicht noch ändern kann. Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren einige positive Ergebnisse erzielt. Zum Beispiel ist der Tiger eine Art, die nahe am Aussterben steht. Die Tigerpopulation auf globaler Ebene ist in den letzten 100 Jahren um über 90% zurückgegangen und jetzt leben weltweit nur noch nahezu 4.000 Tiger in freier Wildbahn. Dank der gemeinsamen Anstrengungen der Regierungen der Länder, in denen Tigerpopulationen leben, und der Bemühungen von Experten und Bürgern, erholt sich diese Art langsam. Experten berichteten zum Beispiel in diesem Jahr von einem Anstieg der Zahl der Tiger in Nepal. Ein anderes anschauliches Beispiel ist das der Auerochsen, die in Rumänien vor 200 Jahren ausgestorben sind. Dank nachhaltiger Bemühungen der Naturschützer können wir jetzt eine Population von Auerochsen in Rumänien vorweisen, deren ständig Zahl zunimmt. In den rumänischen Karpaten leben heute etwa 50 Tiere in freier Wildbahn.“