Tag: Asyl

  • Nachrichten 29.10.2022

    Nachrichten 29.10.2022


    – Heute Nacht wird in Rumänien die Winterzeit eingeführt, die Uhren werden um eine Stunde zurückgestellt. Dadurch wird es um 4 Uhr morgens wieder 3 Uhr. Der Sonntag hat 25 statt 24 Stunden und ist damit der längste Tag des Jahres. Die Zeitumstellung wird keine Auswirkungen auf den laufenden Zugverkehr haben. Die Zeitumstellung war in den letzten Jahren ein hei‎ß diskutiertes Thema. Die Europäische Union bat die Mitgliedstaaten, sich für die Sommer- oder die Winterzeit zu entscheiden. Bislang hat weder Rumänien noch ein anderes Land eine endgültige Entscheidung darüber getroffen.




    – Laut Daten des Nationalen Instituts für Statistik ist Rumänien im Zeitraum von Juli 2021 bis Juli 2022 um mehr als 100.000 Einwohner geschrumpft. Von mehr als 22 Millionen Einwohnern, die in Rumänien leben, ist die Zahl auf 21,9 Millionen zurückgegangen. Die Bewohnerzahl umfasst die inländische Bevölkerung, d. h. die mit rumänischer Staatsangehörigkeit und Wohnsitz in Rumänien lebenden Menschen, einschlie‎ßlich der Auswanderer. Statistisch gesehen sind die Städter und die Frauen überrepräsentiert. Die demografische Alterung hat sich weiter intensiviert, wobei der Anteil der älteren Bevölkerung gestiegen und der Anteil der jungen Menschen (0-14 Jahre) leicht gesunken ist. Nach den Berechnungen von INS könnte Rumänien im Jahr 2060 in einem optimistischen Szenario 16,3 Millionen Einwohner und in einem pessimistischen Szenario 12,5 Millionen Einwohner zählen.




    – Laut Angaben des Nationalen Instituts für Statistik wird die Wirtschaft Rumäniens zwischen Oktober 2022 und Dezember 2022 auf einem relativ konstanten Niveau verbleiben. Dagegen werden die Preise, vor allem in Industrie, Handel und Baugewerbe, bis zum Jahresende weiter stark ansteigen. Dies wird dazu führen, dass die Kaufkraft der Menschen angesichts der Inflation sinkt, auch wenn Experten davon ausgehen, dass die durchschnittlichen Bruttoeinkommen in diesem Jahr um rund 11 % steigen werden. Nach den vom Nationalen Instituts für Statistik erhobenen Daten werden die Preise und Tarife im Dienstleistungsbereich voraussichtlich steigen, wobei im Baugewerbe, im Einzelhandel und im verarbeitenden Gewerbe ein starker Anstieg erwartet wird.




    – Fast vier Millionen Menschen sind nach den jüngsten russischen Angriffen auf die ukrainische Energieinfrastruktur von Stromausfällen betroffen, so der ukrainische Präsident Volodymyr Selenskyj, wie AFP berichtet. “In vielen Städten und Landkreisen unseres Landes wurde die Stromlieferung unterbrochen, um die Situation zu stabilisieren”, so der ukrainische Präsident in seiner täglichen Ansprache. Betroffen sind Regionen in der Mitte, im Westen, Osten und Norden. In Kiew und Umgebung sind “beispiellose” Stromunterbrechungen geplant, da das ukrainische Stromnetz durch die jüngsten Angriffe der russischen Streitkräfte schwerbeschädigt wurde. Seit mehr als zwei Wochen verstärkt Russland seine Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur, wodurch mindestens ein Drittel der Kapazitäten zerstört wurde.




    – Die Generalinspektion der Grenzpolizei gab bekannt, dass am Freitag über 8.000 ukrainische Staatsangehörige nach Rumänien eingereist sind. Seit dem 10. Februar sind fast 2.700.000 ukrainische Bürgerinnen und Bürger nach Rumänien eingereist. Die meisten von ihnen reisen nach Westeuropa weiter. Einige Tausend beantragten und erhielten Asyl in Rumänien, wobei sie alle von der nationalen Gesetzgebung vorgesehenen Rechte in Anspruch nehmen konnten. Etwa 70.000 haben eine Aufenthaltsgenehmigung.



    – In Rumänien ist das Wetter am heutigen Sonnabend überwiegend schön und warm. Die Höchsttemperaturen am Samstag lagen zwischen 16 und 24 Grad Celsius. In Bukarest wurden am Nachmittag 23 Grad gemessen.

  • Migranten und Flüchtlinge in Rumänien: Integrationskapazitäten im mittleren Bereich

    Migranten und Flüchtlinge in Rumänien: Integrationskapazitäten im mittleren Bereich

    Gleichheit auf dem Papier“ — so lautet das Fazit eines Berichts zur Integrationspolitik von Migranten in Rumänien für das Jahr 2019. Der sogenannte MIPEX-Report wurde von der Migration Policy Group, einer Brüsseler Denkfabrik, erstellt und erforscht die Umsetzung sozialer und wirtschaftlicher Integrationsma‎ßnahmen in 52 Ländern. In den letzten 15 Jahren ist diese Studie zu einem der wichtigsten Instrumente für die international vergleichende Analyse im Bereich der Migration geworden. Es wird auch von der Europäischen Kommission als wichtigem Geber genutzt. Rumänien nimmt seit 2009 an der MIPEX-Studie teil. Im diesjährigen Bericht, der Daten aus dem Jahr 2019 berücksichtigt, erreichte Rumänien insgesamt 49 von 100 möglichen Punkten.



    Wie sich Rumänien im Laufe der Jahre entwickelt hat, wei‎ß der Soziologe Ovidiu Voicu, Vertreter des Zentrums für öffentliche Innovation, das als Verein Partner der Migration Policy Group ist.



    Es ist sehr interessant, zu sehen, dass es in der Tat keine signifikante Veränderung zwischen den Noten gibt, die Rumänien im Laufe der Zeit erhalten hat. Wir haben keine Fortschritte gemacht oder, wenn man es optimistisch sehen will, auch keine Rückschritte. Ich denke jedoch, wir sollten eher pessimistisch sein und zu dem Schluss kommen, dass es im Bereich der Integration von Migranten noch viel Raum für Verbesserungen gibt.“




    Rumänien hat einen gesetzlichen Rahmen, der die Rechte von Einwanderern und insbesondere von Personen, die internationalen Schutz genie‎ßen, regelt, aber es fehlt eine kohärente Politik, um diese Rechte umzusetzen. Deshalb erhielt das Land zwar 76 von 100 Punkten für den Rechtsrahmen, aber nur 31 Punkte für die tatsächlichen Chancen für Migranten, erklärt Ovidiu Voicu:



    Wir haben zwei Arten von Problemen — zum einen das, was wir »Sekundärstandards« nennen, also die Anwendungsvorschriften. Zum anderen die konkrete Umsetzung der Primär- und Sekundärstandards. Ein gutes Beispiel dafür ist das Programm zur Integration von Personen, die internationalen Schutz genie‎ßen, d.h. international anerkannte Flüchtlinge oder Asylsuchende aus Konfliktgebieten. Sobald sie in Rumänien aufgenommen sind, sollten sie bei ihrer Integration unterstützt werden, und zwar für einen Zeitraum von einem oder zwei Jahren durch ein Programm, das es ihnen ermöglicht, die Sprache und die örtlichen Gepflogenheiten zu erlernen sowie Arbeit und Unterkunft zu finden. In Rumänien liegt jedoch sowohl der Schutz der Grenzen vor illegaler Einwanderung als auch die Integration legaler Migranten in der Verantwortung der Polizeibehörden, speziell der Generalinspektion für Einwanderung. Doch hier liegt der Schwerpunkt auf dem Kampf gegen illegale Einwanderung. Die Generalinspektion für Einwanderung ist nicht sehr erfolgreich bei der Umsetzung des Einwanderungsprogramms, wenn es um Personen mit dem Recht auf legalen Aufenthalt in Rumänien geht.“




    Laut Experten stimmen sich die einzelnen Stellen für die Anpassung der Zuwanderer an die rumänische Gesellschaft und Wirtschaft untereinander schlecht ab. Das liest auch an den Punktzahlen im Bericht ab. So gab es beispielsweise 41 von 100 Punkten zu Bildungsfragen — die Integration von Schülern mit Migrationshintergrund ist also nur halbherzig. Darüber hinaus haben Asylbewerber und Personen, die internationalen Schutz genie‎ßen, Zugang zum Gesundheitssystem, aber fehlende Unterlagen können in der Praxis zu Problemen führen. Aus diesem Grund schneidet Rumänien mit 46/100 auch hier relativ schlecht ab. Die niedrigste Punktzahl bekam die politische Partizipation — nur 5 von 100. Dies beweist, dass es gro‎ße Hindernisse für die Integration von Zuwanderern in Bezug auf die Teilnahme am politischen Leben gibt. Die beste Punktzahl wurde für die Familienzusammenführung erreicht, 67/100, da die Gesetzgebung sehr klar ist. Flüchtlinge und Asylbewerber, die ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Rumänien erlangt haben, haben das Recht auf Familienzusammenführung — und das wird auch konsequent angewendet.



    In Sachen Arbeitsmarkt sieht es völlig anders aus, bemängelt der Experte Ovidiu Voicu:



    Wenn wir über den Zugang zum Arbeitsmarkt sprechen, liegt die Punktzahl bei 46 von 100 und es gibt zwei Kategorien zu berücksichtigen. Personen mit internationalem Schutzstatus, haben theoretisch die gleichen Rechte wie rumänische Staatsbürger. Das Problem ist, dass nicht alle von ihnen Papiere haben und wir noch keinen Rahmen für die Anerkennung der Fähigkeiten der Arbeitskräfte haben, der es uns erlauben würde, das Beste aus ihren Fähigkeiten zu machen. Da sie ohne Diplom oder Ausbildungsnachweis ankommen, können sie nur als ungelernte Arbeiter eingestellt werden.“




    Die zweite Kategorie ist die der Gastarbeiter — in ihrem Fall ist zwar rechtlich gesehen alles in Ordnung, aber es gibt keine staatliche Stelle, die die Einhaltung ihrer Rechte durch die Arbeitgeber überwacht. Dadurch besteht manchmal die Gefahr, dass sie ausgenutzt werden. Die Presse hat die Situation einiger vietnamesischer Arbeiter enthüllt, die unter sehr schlechten Bedingungen lebten, oder einiger anderer ausländischer Arbeiter, die zu Beginn der Pandemie praktisch im Stich gelassen wurden. Die Arbeitsministerin musste sich persönlich einschalten, um eine Lösung für sie zu finden, erläutert Ovidiu Voicu.



    Rumänien müsste also die Sekundärgesetzgebung verbessern — aber auch die Mentalität in Bezug auf die Zusammenarbeit der Behörden sollte sich ändern.

  • Nachrichten 18.02.2018

    Nachrichten 18.02.2018

    Die rumänische Premierministerin Viorica Dăncilă wird am 20. und 21. Februar ihren ersten Auslandsbesuch nach Brüssel unternehmen. Sie soll sich mit Kommissionpräsident Jean Claude Juncker, Ratspräsident Donald Tusk, Parlamentspräsdent Antonio Tajani und mit der EU-Kommissarin für Regionalpolitik Corina Creţu treffen. Dăncilă sagte neulich, Rumänien wolle die au‎ßenpolitischen und wirtschaftlichen Kontakte zu den Partnerstaaten intensivieren.



    Die rumänische Grenzpolizei hat letztes Jahr fast 6000 ausländische Bürger beim Versuch der illegalen Grenzüberschreitung festgehalten, so eine Bilanz der Behörde. Der Gro‎ßteil war in Gruppen organisiert und wurde von Schleusern unterstützt. Insgesamt über 730 Gruppen und fast 240 Schleuser waren in die Vorfälle verwickelt. Bei den Schleusern handelte es sich um Ausländer, aber auch um rumänische Staatsangehörige.



    Nachdem Kanada die Visumspflicht für rumänische Reisende aufgehoben hat, ist es zu einer rasanten Zunahme der Asylanträge von Rumänen gekommen — die kanadische Regierung sucht nun zusammen mit rumänischen Diplomaten nach Lösungen, berichtet die kanadische Internetseite La Presse. Seit dem 1. Dezember 2017 stellten 232 Rumänen einen Asylantrag — fast doppelt so viel wie im gesamten Jahr 2016. Sollte sich der Trend über die nächsten 12 Monate fortsetzen, könnte die Visumspflicht wieder eingeführt werden.



    Die Münchner Sicherheitskonferenz ist zu Ende. Sowohl Gro‎ßbritannien als auch die EU signalisierten Bereitschaft, sich im Sicherheitsbereich weiterhin auszutauschen. Der rumänische Verteidigungsminister Mihai Fifor betonte bei einem Arbeitsessen mit seiner deutschen Amtskollegin Ursula von der Leyen die Wichtigkeit der Entwicklung der bilateralen und regionalen Kooperation im Militärbereich — vor allem bei den militärischen Nachrichtendiensten und in der Rüstungsindustrie.



    Rumänien hat am Sonntag die Rugby-Partie gegen Spanien in Madrid 10 zu 22 verloren und somit die Qualifizierung für die WM verpasst.

  • Rumänien wird zur Flüchtlingsroute

    Rumänien wird zur Flüchtlingsroute

    Im letzten Monat sind vier Boote mit hunderten Migranten von der rumänischen Grenzpolizei im Schwarzen Meer aufgegriffen worden. Laut Angaben der Behörden kommen die meisten Migranten, die diese Route wählen, aus Syrien und Irak.



    Die Küstenwache hat am Samstag ein Boot mit 97 illegalen Migranten aufgegriffen. Kurz zuvor wurde ein Kutter mit rund 120 Personen von den Grenzschützern im Schwarzen Meer blockiert. Die Migranten wurden den türkischen Behörden übergeben. Die Zahl der Migranten, die über das Mittelmeer kamen um die italienische Küste zu erreichen, ist in den letzten Monaten stark gesunken: im August waren es nur 3914 Migranten, um 80% weniger als im vergangenen Jahr. Die Behörden in Rom haben beschlossen, Massnahmen zu treffen, so dass der Migrantenstrom aus Libyen abnehmen soll. ‚



    Die Grenzpolizei veröffentlicht täglich Nachrichten über Migranten, die illegal die Grenze überschreiten wollen. Zwei Syrier, eine Frau und ein Mann, sind von den Polizisten in Giurgiu (Suden) gestoppt worden, illegal die rumänische Grenze zu überschreiten. Sie waren in einem Lkw versteckt, der Kühlschränke aus der Türkei nach Tschechien transportierte. Der türkische Fahrer erklärte, er wusste nicht, dass zwei Flüchtlinge in seinem Wagen versteckt waren. Alle drei wurden der bulgarischen Grenzwache übergeben.



    Im Westen Rumäniens sind 25 Iraker, Asylbewerber in Rumänien, gefangen worden, als sie das Land illegal verlassen wollten. Weitere 9 Iraker sind in Nădlac, ebenfalls im Westen des Landes, zusammen mit den zwei rumänischen Schleppern gefangen worden. Diese werden jetzt wegen Migrantenschmuggel strafrechtlich verfolgt.



    Die Bahnpolizei in Temeswar hat 38 irakische Bürger identifiziert, die in den Flüchtlingszentren in Galaţi und Bukarest untergebracht waren und die illegal die Grenze überschreiten wollten, um ein Land, Mitglied des Schengenraums, zu erreichen. Rumänien ist für Migranten kein Traumziel, sondern nur ein Transitland.

  • Internationale Theater-Plattform in Bukarest: Migration und Andersartigkeit im Mittelpunkt

    Internationale Theater-Plattform in Bukarest: Migration und Andersartigkeit im Mittelpunkt

    Der Andere/ Migration“, ein Thema, das schon zu unserem Alltag gehört, war auch Thema der 3. Auflage der Internationalen Theater-Plattform Bukarest. Diese wurde vom ARPAS-Verband und von ARCUB — dem Kulturzentrum des Bukarester Rathauses — organisiert.



    Der Kuratorin der Plattform zufolge, der Theater-Kritikerin Cristina Modreanu, hatte das Publikum mittels der Aufführungen aus Deutschland, Gro‎ßbritannien, den USA und Rumänien die Chance, neue Wege zu finden, um die Beziehung zum Anderen“ zu verhandeln. Wie akzeptieren wir die Fremden bei uns zu Hause und wie kann es uns gelingen, da, wo wir fremd sind, selbst akzeptiert zu werden — das sind neue Themen, die von der Migranten-Welle, die infolge der Militärkonflikte im Nahen Osten entstanden, hervorgerufen wurden“, meint Cristina Modreanu.



    Die Migranten-Welle besteht aus sehr unterschiedlichen Menschen, die in ein neues Gebiet — Deutschland, Gro‎ßbritannien und andere europäische Länder — gelangen. In jedem dieser Orte sind die Probleme unterschiedlich. Auch die Rechtssysteme, im Rahmen derer sie Asyl beantragen oder versuchen, sich irgendwie zu integrieren, sind sehr unterschiedlich, und natürlich sind jedes Mal die Probleme völlig unterschiedlich. Sie sind aber bedeutsam auch für uns, weil auch wir, wie jedes europäisches Land, eine Migranten-Quote haben. Es gibt diese Leute, die auch bei uns bleiben, die sich in einem System verirrt haben, das nicht gerade wei‎ß, was mit ihnen anzufangen ist. Die Aufführungen wurden so ausgewählt, um solche Geschichten darzustellen, so dass wir uns bewusst machen können, dass sie alle Menschen wie wir sind, Menschen, die eine Krise im Leben durchmachen, die ein Leiden haben und die wir besser verstehen müssen.“




    Diese Geschichte wurden dem Publikum auf unterschiedlichen Wegen näher gebracht: mittels Stimmen, Rhythmus und Musik, als physisches Theater ohne Worte, durch Reden, die den Reden der Politiker ähnlich sind, durch eine performative Stadtführung auf den Stra‎ßen Bukarests und durch Hörspiele.



    Das Event wurde von der Aufführung aus Deutschland eröffnet. Die Asyl-Monologe“ hie‎ß die Aufführung und wurde von Michael Ruf geschrieben. Dieser führte auch Regie. Das Stück präsentiert in einer minimalistischen Form drei sehr beeindruckende Geschichten und ist die Produktion einer speziellen Theater-Struktur, der Bühne für Menschenrechte“. Es ist ein Theater-Projekt, das wie ein Netzwerk funktioniert. Lara Chahal, Regie-Assistentin, dazu:



    Wir verfügen in Deutschland über ein Netzwerk von Schauspielern und Musikern und organisieren Aufführungen in unterschiedlichen Städten. So zum Beispiel, wenn wir eine Aufführung in München vorbereiten, suchen wir nach Schauspielern, die im Raum München wohnen. Die Schauspieler wechseln also ständig. Die Texte basieren auf Interviews mit den Flüchtlingen, die nach Deutschland gekommen sind. In diesen Interviews sprechen sie von ihren Erfahrungen mit dem europäischen Asyl-System. Wir möchten die Stimmen der Flüchtlinge bekannt machen, so dass immer mehr Menschen sich der Probleme, mit denen sich diese in Europa konfrontieren, bewusst werden. Gewöhnlich diskutieren wir nach der Aufführung mit dem Publikum und provozieren es zu einem Gespräch über das, was gemacht werden kann. Manche Menschen sind von diesen Geschichten erschüttert, weil sie nicht wissen, dass so etwas passiert, andere sind schon involviert und möchten mehr bewegen. Wir möchten Menschen ins Gespräch bringen und sie zum Reden ermutigen, über das, was sie gehört haben, zu sprechen, Informationen zu verbreiten und miteinander über die Unterstützung der Flüchtlinge auf lokaler Ebene, in ihren Gemeinden zu diskutieren.“




    Der Dramatiker Matei Vişniec analysiert in seinem Text Migraaanten oder Wir sind zu viele im selben Boot“ das Problem der Migration. Der Text wurde als Vorlesungs-Aufführung im Rahmen der Plattform präsentiert. Die Aufführung stellte ein Vorwort zum Hörspiel dar, das von der Hörspielabteilung des Rumänischen Rundfunks Anfang 2017 produziert wird. Künstlerischer Leiter dieses Stückes wird Mihai Lungeanu sein. Seiner Meinung nach werde das Problem der Migration von Matei Vişniec im Text Migraaanten oder Wir sind zu viele im selben Boot“ objektiv analysiert:



    Matei Vişniec wählt eine Beschreibung der Ereignisse, nicht eine Anteilnahme. Eine Beschreibung der Beziehungen zwischen denen, die diese Ankunft der Araber verwalten, die Handel treiben, Geschäfte abwickeln, Politik machen, auf allen Ebenen — kulturell, politisch, administrativ, menschlich… Es gibt ein paar sensible Szenen betreffend die Allgemeinheit des Todes, wenn die Leichen ans Land gebracht werden, haben sie keine Ethnie, kein Geschlecht, kein Alter mehr… Neben unserer Fähigkeit, die Lebendigen zu empfangen, stellt sich auch das Problem der Toten. Vişniec geht all diese Themen mit Sensibilität und Humor an, poetisch und mit geistiger Klarheit.“




    In letzter Zeit zeigen die Künstler in Bukarest immer mehr Interesse für die Schaffung von Stadterforschungs-Projekten. Eines dieser Projekte ist der Sinnes-Stadtplan Bukarests. Es handelt sich dabei um eine performative Stadtführung, in der Schauspieler eingesetzt werden, die eine Beziehung zu Häuser mit au‎ßerordentlichen Geschichten haben. Darüber hinaus werden Video- und Audio-Installationen benutzt. Der Sinnes-Stadtplan Bukarests wurde im Rahmen der Internationalen Theater-Plattform Bukarest gezeigt. Die Kuratorin des Projekts, Cristina Modreanu, dazu:



    Der Sinnes-Stadtplan von Bukarest ist ein Projekt, das uns mit sehr vielen Gesichtern Bukarests aus unterschiedlichen Epochen in Kontakt bringt. Wir haben das in die Plattform integriert. Es ist überraschend, zu sehen, dass Menschen, die an dieser Stadtführung teilgenommen haben, bis jetzt nicht wussten, dass es in Bukarest ein jüdisches Viertel gab, aus dem nur wenig übrig geblieben ist. Sie wussten auch nicht, dass es ein armenisches Viertel gibt und dass viele andere Völker, die hier lebten und weiter leben zur Vielfalt der Stadt Bukarest beitragen.“




    Der Gewinner der Auszeichnung Beste Aufführung“ war die Theater-Gruppe aus Gro‎ßbritannien. Diese hat das Problem der Migration aus psychologischer Sicht betrachtet. Ihr Stück Bestätigung“ fordert uns auf uns die Frage zu stellen: Was aber, wenn die Argumente der anderen, die im Gegensatz zu unserer Einstellung und unseren Vorurteilen stehen, genauso wahr sind?“.

  • Nachrichten 24.07.2016

    Nachrichten 24.07.2016

    Die rumänische Regierung will nächste Woche den Entwurf des Gesetzes genehmigen, durch das die EU-Richtlinie zur Einführung des Gemeinsamen Europäischen Schienenraumes in nationales Recht umgesetzt wird. Die Vorlage soll anschlie‎ßend an das Parlament gehen, um bis Oktober als Gesetz verabschiedet zu werden. Am Freitag hatte die Europäische Kommission beschlossen, Rumänien, Griechenland und Luxemburg vor dem Gerichtshof der EU wegen Nichtumsetzung der Richtlinie zu verklagen. Für Rumänien schlägt die Kommission die Zahlung einer Geldstrafe von täglich 30.000 Euro vor.



    Nach Daten der nationalen Einwanderungsbehörde haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 443 Personen Asyl in Rumänien beantragt — das sind rund 40% weniger als im selben Vorjahreszeitraum. Die meisten Asylbewerber sind aus Syrien — 154.

    69 kamen aus dem Irak, 33 aus Pakistan, 21 aus Afganistan. Im Zuge der Umverteilung von Flüchtlingen aus Italien und Greichenland sind 68 Personen freiweillig nach Rumänien gekommen, nachdem sie Sicherheitsüberprüfungen bestanden hatten. 148 Ausländer haben aktiv an Sozialberatung, Orientierungskursen und/oder Rumänischunterricht teilgenommen, so die Behörde.



    Die ersten Sportler aus der rumänischen Olympiariege sind am Sonntag nach Rio de Janeiro aufgebrochen, wo sie an der 31. Auflage der Olympischen Spiele teilnehmen werden. Es sind vor allem Boxer, Judokas, Fechter, Leichtathleten und Schwimmer, die sich auf den Weg gemacht haben. Rund 100 rumänische Sportler treten in 15 Disziplinen an. Der brasilianische Au‎ßenminister Jose Serra teilte mit, dass 45 Staats- und Regierungschefs der Eröffnungszeremonie auf dem berühmten Maracana-Stadion beiwohnen werden. 85.000 Soldaten sorgen für die Sicherheit der 10 Tausend Sportler, Funktionäre und Touristen.



    Kaum bei seinem neuen Team Zenith Sankt Petersburg angekommen, hat der 71jährige Coach Mircea Lucescu schon den ersten Erfolg auf der Trainerbank verzeichnet — nach einem 1-0 gegen ZSKA Moskau gewannen die Petersburger den russichen Supercup. In der Ukraine hatte Lucescu mit seinem langjährigen Klub Shachtar Donezk 22 Trophäen gewonnen.



    Die rumänische Tennisspielerin Monica Niculescu und die Belgierin Yanina Wickmayr haben am Samstag das WTA-Tennisturnier in Washington gewonnen. Sie besiegten im Finale des mit 277 Tausend Dollar dotierten Wettbewerbs das japanische Duo Shuko Aoyama und Risa Ozaki mit 6-4, 6-3. Für Niculescu ist es in ihrer Laufbahn schon der sechste Turniergewinn im Doppel.

  • Nachrichten 15.02.2015

    Nachrichten 15.02.2015

    Bukarest: Rumäniens Präsident Klaus Iohannis hat sich am Montag mit dem Präsidenten des Europäischen Rates Donald Tusk getroffen. Die Begegnung fand vor dem Europäischen Rat am 18. und 19. Februar statt, bei dem eine Vereinbarung über die britischen Reformvorstellungen in der EU möglich ist. Der britische Premierminister David Cameron hat den Verbleib seines Landes in der EU von einer solchen Vereinbarung abhängig gemacht. Bukarest unterstütze den Verbleib Großbritanniens in der EU, versuche jedoch, das Risiko jeder Diskriminierung gegen rumänische Gastarbeiter in Großbritannien zu entfernen, sagte Präsident Iohannis. Die Londoner Behörden fordert die Eingrenzung der sozialen Leistungen für Arbeitnehmer aus anderen EU-Staaten.



    Bukarest: Ein zweites Kind aus Kreis Argeş (im Süden Rumäniens) ist am Montag morgen in einem Bukarester Krankenhaus infolge einer schweren Darminfektion gestorben. Ein 11 monatiges Mädchen war am 4. Februar an Komplikationen infolge einer Infektion mit E-Coli gestorben. 10 Kinder befinden sich zur Zeit in einem Bukarester Krankenhaus; vier Babys sind in ernstem Zustand. Nachdem bei mehreren Kindern im Süden Rumäniens und in Bukarest schwere Lebensmittelvergiftungen registriert worden waren, ermitteln jetzt Staatsanwälte und Gesundheitsbehörden. Bei einigen der Kinder kam es zu Nierenversagen. In der ersten Februarwoche sind außerdem nach Angaben des Seuchenüberwachungszentrums acht Menschen in Rumänien an Schweinegrippe gestorben. Insgesamt starben in dieser Saison neun Rumänen, nachdem sie sich mit dem Virus AH1N1 angesteckt hatten.



    Brüssel: Der rumänische Premier Dacian Cioloş ist am Montag in Brüssel mit dem EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker zu Gesprächen zusammengekommen. Die Migration, die aktuelle Lage der rumänischsprachigen Republik Moldau sowie die Perspektive Rumäniens, dem Schengen-Raum beizutreten bildeten die Themenschwerpunkte der Gespräche. Diskutiert wurde zudem über die Fortschritte Rumäniens beim Kooperations-und Überprüfungsmechanismus, so wie sie im jüngsten Bericht der Europäischen Kommission festgestellt werden. Diesbezüglich versicherte Jean-Claude Juncker dem rumänischen Premier, dass das Kooperations-und Überprüfungsmechanismus bis Ende der Amtsszeit der aktuellen EU-Kommission aufgehoben wird. Das Kooperations-und Überprüfungsmechanismus wurde 2007 beim EU-Beitritt Rumäniens implementiert. Der rumänische Ministerpräsident Dacian Cioloş unternimmt einen zweitägigen Besuch in Brüssel. Auf der Agenda des rumänischen Premiers stehen auch Gespäche mit dem Vorsitzenden der Europäischen Volkspartei Joseph Daul, mit dem EU-Kommissar für Erweiterung und Nachbarschaftspolitik Johannes Hahn und mit der EU-Kommissarin zuständig für Haushalt und Personal Kristalina Georgieva.



    Bukarest: Das rumänische Parlament hat am Montag in einer Plenumssitzung beider Kammern dem Antrag von Präsident Iohannis über den Einsatz rumänischer Soldaten zur Ausbildung der irakischen Streitkräfte zugestimmt. Rumänien will im Rahmen der internationalen Koalition gegen IS für die Dauer eines Jahres 50 Soldaten und Ausbilder von Spezialkräften in den Irak entsenden.



    Bukarest: Rund 100 Menschen haben seit Jahresanfang Asylanträge in Rumänien gestellt. Laut dem Sprecher des nationalen Amtes für Migration Ermina Mihai, seien die Herkunftsländer der Asylbewerber zum größten Teil Pakistan, Syria und Irak und die meisten von ihnen seien Männer zwischen 18 und 34 Jahren. Das Amt für Migration prüft und bearbeitet jeden Asylantrag mit allen dazugehördenden Unterlagen und Informationen aus den Herkunftsländern der Asylbewerber. Als Schritt des Asylverfahrens gilt auch das Interview, wobei der Asylsuchende zu den Gründen seiner Flucht befragt wird. In Rumänien werden derzeit rund 2.600 Nutznießer internationalen Schutzes registriert.



    Bukarest: Der rumänische Bildungsminister Adrian Curaj hat am Montag erklärt, die jetzige Gesetzgebung über die Doktorarbeiten sei inkohärent. Die Erklärung erfolgte nachdem letzte Woche das Bildungsministerium den Gesetzentwurf für die Abänderung der Gesetzgebung betreffend die Doktorandenprogramme zur öffentlichen Debatte gestellt hatte. Mehr zu diesem Thema nach den Meldungen.



    Bukarest: Der Rechtsausschuss der Bukarester Abgeordnetenkammer hat am Montag über den Antrag der Nationalen Antikorruptionsbehörde betreffend die Zustimmung der Legislative für die Festnahme und Untersuchungshaft der Abgeordneten Mădălin Voicu und Nicolae Păun positiv entschieden. Die Entscheidungen des Rechsauaschusses haben konsultativen Charakter; über besagte Entscheidung muß noch das Plenum der Abgeordnetenkammer abstimmen. Mădălin Voicu und Nicolae Păun sollen unter anderem im Zeitraum 2010-2015 europäische Fördergelder für die Inklusion der Roma unterschlagen haben. Die Nutznießer der Projekte sollen dabei um Summen in Millionenhöhe geschädigt worden sein. Die Anklage gegen Voicu lautet Vorteilsgewährung, Falschaussage und Geldwäsche in fortgesetzter Form, bei Păun vermuten die Staatsanwälte Falschaussage, Veruntreuung von europäischen Fördergeldern und Unterschlagung, sowie mit Amt und Mandat unvereinbare Finanztransaktionen.




    Sport: Die rumänische Damendegen-Mannschaft hat am Sonntag die Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft in Buenos Aires, Argentinien gewonnen. Das rumänische Team besiegte im Finale Russland mit 45 zu 40. Rumänien führt die Rangliste der Nationalmannschaften an, gefolgt von China und Russland. Simona Gherman hat im Einzelwettbewerb die Bronzemedaille geholt.

  • Hohes Alter, schwere Kleidung

    Hohes Alter, schwere Kleidung

    Wer sich vor einem Heim wie diesem hütet, begeht einen gro‎ßen Fehler. Als ich einigen Freunden von meinem Wohnort erzählte, sagten sie ‚Oh, mein Gott, du bist jetzt im Asyl?‘ Mann, das ist doch kein Nachtasyl, sondern ein Pflegeheim, das dir ein ruhiges Leben bietet. Aus diesem Grund gibt es noch alte Leute, die ziellos auf den Stra‎ßen herumirren. Aus Angst, weil sie sich schämen.“



    Es ist mehr als ein Jahr vergangen, seitdem Teodora Drăguţ im Altenheim Nicolae Cajal der Stadt Bukarest wohnt. Sie hatte Glück, sagt sie, weil sie gute Menschen traf, mit gro‎ßem Herzen, die von der Situation der damals 85-Jährigen angetan waren: Sie lebte fast auf der Stra‎ße, in einer Bleibe für Familienlose; ihr einziges Hab und Gut bestand aus den Büchern und einer blonden Puppe, die sie bis heute noch pflegt, wie das Kind, das sie niemals hatte. Die Verwandtschaft besteht lediglich aus einem Neffen, dem Sohn ihrer Schwester, der nach dem Tod der Mutter die alte Tante aus dem Haus warf. Weil ihre Rente für die Heimgebühren nicht ausreichte und sie keine anderen Verwandten hatte, wurde Frau Drăguţ als Sozialfall eingestuft und fiel damit in den Verantwortungsbereich des Bürgermeisteramtes. Aber wieviele von den Rentern, die sich in ähnlich verzweifelten Situationen befinden, können in einem Heim unterkommen? Und vor allem: Wieviele von den Senioren Rumäniens akzeptieren es, die Tür ihrer Wohnung hinter sich zu schlie‎ßen und in eine unbekannte Umgebung zu ziehen, um die Einsamkeit mit Gleichgesinnten zu teilen?



    Laut offiziellen Angaben der Direktion für Sozialhilfe des Arbeitsministeriums, gibt es zurzeit gut 200 öffentliche und private Altenheime. Auf der Warteliste stehen 2600 Antragsteller. Die meisten davon beziehen sich auf akute Pflegefälle, kranke und abhängige Menschen, die sich zudem in einer finanziell prekären Lage befinden. Und ein Platz im Heim kostet eben Geld. Um in eine solche Einrichtung ziehen zu können, muss der Rentner die gesamte Gebühr bezahlen, oder, wenn seine Rente zu niedrig ist, 60% der Summe. Für die restlichen 40% würde die Familie aufkommen. Der Staat sorgt sich nur um die Sozialfälle. Allerdings könnte es auch hier mit der Zeit kompliziert werden, da in Rumänien die Anzahl der Rentner in alarmierendem Tempo ansteigt und der Haushalt für die Sozialversicherungen unter der Last einzubrechen droht. Das bestätigt Carmen Manu, Leiterin der Sozialhilfe-Direktion des Arbeitsministeriums.



    In allen ex-kommunistischen Staaten, die heute in der EU sind, wird die Sozialhilfe aus dem Staatshaushalt finanziert. Und deshalb versucht man, entweder Sonderfonds einzurichten, oder Versicherungen abzuschlie‎ßen. Denn all diese Dienstleistungen für die Senioren sind teuer. Und langfristig betrachtet, wenn man davon ausgeht, dass die Bevölkerung altert, und das in einem beschleunigten Tempo, werden uns die Finanzmittel ausgehen, und das nicht, weil eine bestimmte Person kein Geld mehr zahlen will. Der Topf wird irgendwann leer sein. Und die heutigen Familienstrukturen ähneln einem Sandwich: die Erwachsenen müssen sich sowohl um ihre Kinder, als auch um die Eltern kümmern.“



    Und wenn die Erwachsenen überfordert sind, kann das Altenheim die Lösung darstellen. Weil aber die Wartelisten so lang sind und sich die Familie oft nicht leisten kann zu warten, wenden sich immer mehr Rumänen von Haus aus den privaten Alternativen zu. Zumal sie sich von diesen Einrichtungen erhoffen, dass sie nicht wie die öffentlichen Heime unter akutem Personalmangel leiden.



    Als ihre neunzigjährige Gro‎ßmutter einen Hirnschlag erlitt, musste Alexandra sich selbst eingestehen, dass sie sie nicht mehr alleine pflegen kann. Das auch weil in derselben Wohnung auch Alexandras sechsjährige Tochter lebte. Weil sie den Bedingungen in den öffentlichen Heimen nicht vertrauen konnte, entschied sie sich für eine private Einrichtung, und das auch weil:



    Ich bin hierhergekommen und es hat mir gefallen, weil es wie ein Hotel aussieht. Ich hatte Angst, es würde wie ein Asyl ausschauen, was auch meine Gro‎ßmutter erschreckt hätte. Nachdem sie aber hier angekommen war, atmete sie auf und sagte ‚Gut, dass es nicht wie im Krankenhaus ist‘. Weil sie sich genau das Bild vorgestellt hatte: ein Asyl mit jenen wei‎ßen Eisenbetten, bedeckt von Matten, die nach Krankenhaus riechen.“



    Alexandra findet die Heimkosten von umgerechnet ca. 450 Euro als angemessen, weil ihre Gro‎ßmutter den Komfort genie‎ßen kann, den ein älterer Mensch braucht. Und genau das hatte sich die in Bukarest geborene Architektin Mariana Melinger gewünscht: Nachdem sie lange Zeit in Israel gelebt hatte, wollte sie mit der Eröffnung des Zentrums Moșia Bunicilor (deutsch: das Anwesen der Gro‎ßeltern) den Senioren ein Leben wie zu Hause in einer Vier-Sterne-Bleibe bei Bukarest ermöglichen. Und trotzdem ist es oft nicht der Preis, der die Rumänen von der Einweisung in ein solches Heim zurückschreckt, berichtet Melinger:



    Wir sind in unserer Denkweise rückständig. Wir glauben, dass wenn wir unsere Eltern oder Gro‎ßeltern in ein solches Zentrum einliefern, wir sie auch verlassen. Wir wollen ja oftmals hier bessere Bedingungen als zu Hause schaffen.“



    Entgegen allen Vorurteilen setzen auch die staatlichen Heime alles daran, um ihren Bewohnern anständige Lebensbedingungen zu bieten, sowie eine Reihe von Aktivitäten, damit sie von den Problemen des Alters und der Einsamkeit abgelenkt werden:



    Sie haben hier einen Club, wo sie sich an verschiedensten Aktivitäten beteiligen, sie unterhalten sich, schauen fern und erlernen die Glasmalerei. Wir haben zwei Bichons, einen Papagei, ein Aquarium…Wir unternehmen mit den Bewohnern Ausflüge zu den Klöstern, verbringen dort einen ganzen Tag, grillen mit ihnen und sie fühlen sich wie früher in der Familie. Im Sommer fahren wir mit ihnen zwei Wochen nach Moeciu de Sus, in eine Pension. Wir fahren in einem Reisebus, gemeinsam mit dem Pflegepersonal dorthin.“



    Obwohl Cătălin Maxim, der Leiter des staatlichen Heimes Casa Max im dritten Bezirk Bukarests, stolz auf die vorgeschlagenen Aktivitäten ist, glaubt Frau Olga, dass sie nicht ausreichend sind. Sie lebt seit sieben Jahren im Heim, seitdem sie ihren Ehemann und ihr Haus verloren hat.



    Die Anpassung fiel mir recht schwer. Ich fand meinen Platz nicht. Ich fühle mich jetzt recht gut, aber ich kann diesen Ort nicht als mein Zuhause nennen. Es ist wie in einer Familie, aber dennoch…ohne Worte.“



    Und in der Tat sind Worte überflüssig für viele der Menschen, die am Ende ihres Weges angelangt sind, einsam und ohne Unterstützung. Und dennoch ist es ein Wunsch, der bleibt, erzählt die Psychologin Mirela Fiţa von dem Altenheim Nicolae Cajal:



    Sie wollen gesund bleiben, sie wollen nicht bettlägerig werden. Sie wollen möglichst aktiv und gesund sein.“



    Solange sich die Senioren nicht als verlassen und unnützlich fühlen, können sie sich auf wundersame Weise aus mitleidserregenden Menschen in gro‎ßartige Gro‎ßeltern verwandeln.



    Audiobeitrag: