Tag: Aufführungen

  • Theaterbranche während der Pandemie: vielfältige Probleme, Notlösungen mit Potential

    Theaterbranche während der Pandemie: vielfältige Probleme, Notlösungen mit Potential

    Der 21. September 2020 war ein weiterer Wendepunkt im rumänischen Theaterbetrieb. Um 22.30 Uhr Bukarester Zeit startete die 28. Ausgabe der UNITER-Gala. Ursprünglich für das Frühjahr 2020 geplant, wurde der Abend auf die Herbst-Tagundnachtgleiche verschoben. Die UNITER-Gala wurde diesmal in der südrumänischen Stadt Craiova veranstaltet und markierte 170 Jahre seit der Gründung des dortigen Theaters, das heute den Namen des 1996 verstorbenen Dichters und Dramatikers Marin Sorescu trägt. Die Gala fand im Sommertheater im Park Nicolae Romanescu“ statt, und der Kultursender von Radio Rumänien übertrug die Gala live — wer Bilder wollte, konnte online zusehen auf den Websites des Staatsfernsehens und der Theatervereinigung UNITER, die die Gala auch organisierte. Diese unpolitische, nichtstaatliche und gemeinnützige Berufsorganisation, die durch den freien Zusammenschluss von Theaterschaffenden in Rumänien sofort nach der Wende gegründet wurde, feierte 2020 ihr drei Jahrzehnte langes Bestehen.



    Am 10. September 2020 begann die UNITER mit der Videopromotion der Künstler, die für die Preise nominiert worden aren. Die Nominierungen erfolgten auf der Grundlage der Leistungen des Vorjahres, und ab dem 14. September konnten alle Zuschauer ihre Favoriten unterstützen, indem sie ihre Stimme auf uniter.ro abgaben. Ob es der Ort der Veranstaltung war, oder die besondere Lockdown-Atmosphäre — es war auf jeden Fall ein Triumph der Kreativität über die Angst, meint die Theaterkritikerin Oana Cristea Grigorescu, Mitglied im UNITER-Verband:



    Die UNITER-Gala-Veranstaltung hat es diesmal geschafft, etwas zu verändern — sie hat den etwas konservativen Ansatz der letzten 20 Jahren hinter sich gelassen. Jeder hat vor allem eine Umgestaltung des Formats gespürt, was nicht nur daran lag, dass die Veranstaltung unter freiem Himmel in Craiova stattfand… Ich glaube, all das war vor allem aufgrund des Vertrauens möglich, das die Organisatoren in die beiden Produzenten der Gala, den Regisseur Bobi Pricop und die Bühnenbildnerin Irina Moscu, gesetzt haben. Hinter ihnen stand ein ganzes Team, und jeder spürte den lebensspendenden Wind in den Segeln dieser Gala… Und wir haben auch eine Dosis Optimismus abbekommen, durch den prägnant-sauberen Ablauf. Aber da war noch etwas anderes, vielleicht der wichtigste Aspekt. Einige der Reden der Preisträger haben ein wichtiges Thema aufgegriffen. In der rumänischen Kultur gibt es, zumindest formal, aber vor allem aus organisatorischer Sicht, eine Kluft zwischen den unabhängigen Künstlern und den Künstlern, die von subventionierten Institutionen kommen. Diese Kluft ist ein Fehler, und die Künstler konzentrierten sich auf die sehr spezifische Idee, dass es an der Zeit sei, administrative Lösungen zu finden, um die verdienten unabhängigen Künstler zu unterstützen. Das sollte so geschehen, dass ihr Beitrag zur Vielfalt der Theaterbühne gewürdigt wird. Am Ende der Gala versprachen der Präsident von UNITER und der Intendant des Nationaltheaters in Bukarest, Ion Caramitru, dass Lösungen zur Unterstützung des unabhängigen Theaters gefunden werden. Und das ist ein Punkt von strategischer Bedeutung. Es ist eine Art von Kulturpolitik, die UNITER gelobt hat, fortan umzusetzen.“



    Und dann kam im Spätherbst die 30. Ausgabe des Nationalen Theaterfestivals in Bukarest. Die Veranstaltung Ende November war zugleich eine Premiere. Die drei Persönlichkeiten, die das online übertragene Programm inszenierten und kuratierten, hatten eine klare Absicht: einen Dialog zwischen der Ästhetik der Schöpfer von gestern und der künstlerischen Suche von heute herzustellen. Radio Rumänien ist einer der traditionellen Partner der Veranstaltung, daher auch das Label der Sondersektion FNT ON AIR. Eine der drei treibenden Kräfte hinter der Veranstaltung war Maria Zărnescu, au‎ßerordentliche Professorin an der Bukarester Universität für Theater und Film (UNATC).



    Jede der geposteten Veranstaltungen war 48 Stunden lang zu sehen, man kann sie aber wieder besuchen, wenn jemand das möchte. Es war ein volles Programm, da wir die Vergangenheit des Festivals, also seine drei Jahrzehnte, Revue passieren lassen wollten. Und dabei haben wir teilweise bemerkenswerte schauspielerische Vorträge entdeckt, in enger Verbindung mit dem Dreiergespann Schauspieler-Regisseur-Dramatiker. Kürzere Beiträge haben wir in einer speziellen Sektion zusammengefasst, die den Titel »Die gro‎ße Schauspielkunst« trägt. Die Sektion legt den Schwerpunkt auf die Schauspieler, die beim rumänischen Publikum sehr beliebt sind, aber alle an der künstlerischen Arbeit beteiligten Schöpfer sind nicht weniger wichtig.“



    Natürlich gab es auch bemerkenswerte internationale Stücke, die im Rahmen des Nationalen Theaterfestivals in Bukarest aufgeführt wurden und zudem sozusagen Pandemieprojekte wie ZOOM BIRTHDAY PARTY, basierend auf einem Text von Saviana Stănescu, in der Regie von Beth Milles (aus den USA) oder POOL (NO WATER) von Mark Ravenhill, ein Projekt, das von Radu Nica, Andu Dumitrescu und Vlaicu Golcea getragen wurde.



    Die rumänischen Bühnenkünstler waren wirklich fähig, Ideen zu finden, um die aktuellen Zustände auf den Prüfstand zu stellen, und zwar in Formen, die sie mit der Gesellschaft und ihren Fragen in Verbindung halten. Einige der Notlösungen haben bereits ihre Machbarkeit bewiesen und haben vielleicht auch das Zeug zu neuen Meilensteinen in der rumänischen darstellenden Kunst.

  • Bukarester Nationaloper überträgt Archiv-Aufführungen online

    Bukarester Nationaloper überträgt Archiv-Aufführungen online

    Das Nationale Opernhaus beglückte sein Publikum im Laufe der Zeit mit vielen Premieren. Es lockte mit internationalen Gästen und weltberühmten Regisseuren und beeindruckte das Publikum mit dem herrlichen Bühnenaufbau. Doch besondere Zeiten erfordern besondere Ma‎ßnahmen. Während der Coronavirus-Pandemie musste die Rumänische Oper ihre Tore schlie‎ßen. Allerdings konnte sie nicht lange fern von ihrem Publikum bleiben. Daher bietet das Opernhaus ihre Aufführungen im Internet an. Mehr Informationen dazu lieferte uns der Intendant des Bukarester Opernhauses, Ştefan Ignat:



    Zum Glück verfügen wir über Aufnahmen sämtlicher Opern, die wir in den letzten zwei Jahren aufführten. Um nur einige Beispiele zu nennen — wir haben »Don Carlos«, »Tosca«, den »Troubadour«, die »Cavalleria Rusticana«, den »Bajazzo«, »Carmina Burana«, den »Nussknacker« und vieles mehr in unserem Archiv. All diese Videoaufnahmen stellen wir derzeit dem Publikum online zur Verfügung. Wir erleben schwierige Zeiten. Doch das Leben geht weiter und die Oper darf ihren Ruhm nicht verlieren. Wir wollen weiterhin sichtbar bleiben. Also bieten wir jeweils montags und donnerstags um 18.30 eine Oper im Internet an. Ich hoffe, die Qualität der Videos wird stimmen. Falls es aber doch anders sein sollte, entschuldige ich mich im Voraus bei unseren Zuschauern.“




    Das Rumänische Opernhaus wünscht sich, sein treues Publikum mit spannenden Aufführungen zu belohnen, aber auch neue Zuschauer zu gewinnen. Was es hierfür plante, erfahren wir vom Intendanten der Bukarester Oper:



    Wir wollen unsere Sänger und Musiker auch einzeln ins virtuelle Rampenlicht bringen, individuelle Aufnahmen organisieren. Das Publikum soll die Gelegenheit haben, Solisten und Orchestermitglieder kennenzulernen. Wir wollen ihm einen Einblick in unsere Arbeitsabläufe gönnen. Und erhoffen uns selbstverständlich Feedback.“




    Das Nationale Opernhaus Bukarest überträgt jede Woche zwei seiner beliebtesten Performances online. Wir baten den Intendanten Ştefan Ignat, uns die Plattform vorzustellen, auf die wir uns anmelden müssen, um uns die Aufführungen anzuschauen:



    Die Aufführungen sind über Facebook zugänglich, zu den genannten Zeiten. Es ist der richtige Zeitpunkt, um mehr Sichtbarkeit zu gewinnen. In den kommenden zwei Monaten werden wir alle 13 Premieren, die wir aufgenommen haben, online übertragen. Es sind hochqualitative Aufnahmen, für ein besonderes Erlebnis.“




    Die erste Online-Übertragung war Don Carlos“ von Giuseppe Verdi. Das Video präsentierte eine Aufführung, die am 18. Februar 2018 stattgefunden hatte. Der Intendant der Rumänischen Oper wünscht sich, dass die Leute zu Hause bleiben, dass sie gesund bleiben. Denn wir hätten es mit einer unsichtbaren Gefahr zu tun. Daher die Einladung, sich die online übertragenen Opern anzuschauen.



    Das Bukarester Opernhaus verwöhnte sein Publikum in den letzten Jahren mit vielen Premieren. Die Saison 2018–2019 ging zum Beispiel mit der Premiere der Oper Der Troubadour“ von Giuseppe Verdi zu Ende. Inszeniert wurde die Aufführung vom italienischen Regisseur Mario de Carlo. Wir unterhielten uns mit ihm vor der damaligen Erstaufführung. Und er sagte uns Folgendes dazu:



    Ich möchte niemandem die Überraschung verderben. Eins kann ich aber sagen: Das Publikum in Rumänien, in Bukarest, kennt meine Arbeitsweise. Ich habe gro‎ßen Respekt vor dem Werk eines Komponisten, eines Librettisten. Ich versuche auch zu ahnen, was sich das Publikum wünscht. Im Falle des »Troubadours« beschränke ich mich nicht auf den oberflächlichen Kontrast zwischen zwei Individuen, sondern arbeite mit einem tiefer gehenden Kontrast. Ich spreche von zwei verschiedenen Weltanschauungen, zwei kontrastierenden Existenzen. Einerseits gibt es die rigide, an festen Regeln verankerte schwarze Welt — die Welt des Grafen De Luna. Andererseits haben wir es mit einer freieren Welt zu tun, in der viel mehr Licht scheint. Eine Welt, die keine Regeln aussteht — die Welt von Manrico.“




    Auch Carmina Burana“ von Carl Orff war ein gro‎ßer Erfolg auf der Bühne der Rumänischen Oper. Musik und Ballett verflechten sich mit gro‎ßer Intensität. Für die Choreographie ist Davide Bombana verantwortlich. Auch mit ihm unterhielten wir uns anlässlich der Erstaufführung der Oper. Und er erzählte uns Folgendes:



    Der Intendant der rumänischen Oper schlug mir vor, »Carmina Burana« zu inszenieren. Ich war sehr froh darüber, denn es war ein Projekt, von dem ich schon lange träumte. Ich hatte die Gelegenheit, mit professionellen, sehr begabten Balletttänzern zu arbeiten. Die Ballettschule der rumänischen Oper ist eher klassisch ausgerichtet, doch die Tänzer waren sehr offen für meine modernen Vorschläge. Sie nahmen meine Vorschläge freudig entgegen. Ich wollte nämlich, dass sie mehr ihren Oberköper einsetzen und gleichzeitig die klassischen Ballettbewegungen mit den Beinen weitermachen. Obwohl sie nicht daran gewöhnt waren, zeigten sie sich bereit, meinen Empfehlungen nachzugehen. Ich konnte sehr gut mit ihnen arbeiten.“




    Im Moment ist es wichtig, die Empfehlung #wirbleibenzuhause zu respektieren. Also vergessen Sie nicht, dass die rumänische Oper ihre Aufführungen zwei Mal die Woche online überträgt. Sie können sie sich anschauen, indem sie den Link www.operanb.ro/operaonline anklicken. Viel Spa‎ß dabei!

  • Das 27. Nationale Theaterfestival läuft bis Ende des Monats

    Das 27. Nationale Theaterfestival läuft bis Ende des Monats

    Mit einer Gesamtzahl von 91 Aufführungen innerhalb elf Festivaltage, sieben Ausstellungen und 25 Buchpräsentationen, gilt das 27. Nationale Theaterfestival als das grö‎ßte in der Geschichte dieser traditionsreichen Veranstaltung. Wir haben die künstlerische Leiterin Marina Constantinescu gefragt, was die diesjährige Festivalauflage von den anderen unterscheidet: In erster Linie, die grö‎ßte Zahl der Aufführungen, die wir bislang auf die Bühne brachten. Es handelt sich um bedeutende Aufführungen, die in der ästhetischen Vision der Regisseure und der künstlerischen Laufbahn der Darsteller eine ausschlaggebende Rolle spielen. Wir bringen die verschiedensten Aufführungen auf die Bühne, neue Herangehensweisen an alte Themen aber auch neue Themen und Richtungen. Egal ob kleine oder gro‎ße Aufführungen, alle sind wahre Juwelen des Theaters. Nicht zuletzt stellen die diesjährigen Festspiele nicht nur die Theatermacher, sondern auch die Zuschauer vor eine neue Herausforderung, denn dieses Jahr haben sich viele Theaterbegeisterte Eintrittskarten bei manchen Aufführungen besorgt, die in anderen Städten als Bukarest präsentiert werden.”



    Auf die Bühne Bukarester Theater werden im Rahmen dieses Kulturfestes Aufführungen zahlreicher Theater aus dem ganzen Land gebracht. Zudem werden zahlreiche Produktionen ausländischer Theater präsentiert. Die Aufführung Hamlet/Collage” nach einem Stück von William Shakespeare eröffnete allerdings die Festspiele am 20. Oktober. Es handelt sich um eine Inszenierung des Moskauer Staatstheaters der Nationen, in der Regie des kanadischen Theatermachers Robert Lepage. Die Bühnenvision des kanadischen Regisseurs war voller Originalität: ein einziger Darsteller, Evgeny Mironov verkörperte zwölf Rollen. Das Publikum erlebte eine beeindruckende Aufführung, die spektakuläre Bühnentechnik spielte dabei auch eine gro‎ße Rolle. Der Theaterkritiker Emil Boroghină, der im südrumänischen Craiova eins dem englischen Dramatiker gewidmete Festival organisiert, zeigte sich besonders beeindruckt von der Aufführung, die die Festspiele in Bukarest eröffnete: So eine Aufführung kann man nur schwer vergessen und ich freue mich, dass sie die künstlerische Leiterin des Festivals, Marina Constantinescu, nach Bukarest brachte. Was kann ich sagen? Dass der renommierte Theaterregisseur Peter Brook, einer der wichtigsten Vertreter des europäischen Theaters, über Robert Lepage gesagt hat, er sei das Genie der Theateregie. Wenn Peter Brook so was sagt, dann so ist es. Das künstlerische Niveau von Robert Lepage zu erreichen, ist heute sehr schwer.”



    Das diesjährige Festival wird dem renommierten Darsteller Victor Rebengiuc gewidmet, der in seiner Branche als Vorbild für nachkommende Generationen gilt. Der Theaterregisseur Mircea Cornişteanu sagte über den rumänischen Schauspieler: Derzeit ist Victor Rebengiuc der Patriarch des rumänischen Theaters. Der 84-jährige Darsteller ist sehr dynamisch und energievoll, tritt in vielen Aufführungen auf. Jetzt spielt er in einer beeindruckenden und anspruchvollen Aufführung, Der König stirbt”. Rumänien hat so viele Künstler mit einer langen und eindrucksvollen Karriere, denen niemand eine Auflage eines Theaterfestivals gewidmet hat. Das rumänische Volk muss seine wahren Werte kennen und muss wissen, dass es diese Menschen unter uns gibt.” Das Theater kann die Welt ändern, unter diesem Motto organisiert dieses Jahr der Nationale Theaterverband UNITER, Veranstalter der Festspiele, eine Spendeaktion für den Bau einer Klinik für pediatrische Onkologie in Bukarest.

  • 18. Gala der Nachwuchsschausspieler HOP

    18. Gala der Nachwuchsschausspieler HOP

    Die Darstellerin Maia Morgenstern, der Schauspieler Tudor Chirilă, der Filmregisseur Radu Jude, die Bühnenbildnerin Iuliana Vîlsan und die Musikerin Luiza Zan haben sich von der Energie und der Aufregung einiger Nachwuchsschauspieler verzaubern lassen und schließlich die Entscheidung getroffen, wer die begehrten Preise für die beste Schauspielerin, den besten Schauspieler und wer den Großen Preis verdient. Alles geschah im Ferienort Costineşti, zwischen dem 8. und dem 11. September bei der 18. Gala der rumänischen Nachwuchsschauspieler HOP. Die Veranstaltung wurde, wie jedes Jahr, vom rumänischen Theaterverband UNITER unter Koordinierung des Regisseurs Radu Afrim organisiert.



    Die Bühnenbildnerin Iuliana Vîlsan beteiligte sich dieses Jahr zum ersten Mal an der Preisgala als Jurymitglied. Dazu Iuliana Vîlsan: Ich stelle bei der Bewertung hohe Anspüche und bin äußerst streng. Als erstes habe ich mich erschrocken aber ich ließ mich anschließend von der Energie der Gruppe verzaubern. Im Alter von 20 oder 30 Jahren fühlt man alles sehr intensiv und ist immer bereit, etwas Neues zu lernen und zu versuchen. So habe ich auch alles locker genommen und bei der Bewertung viel emphatischer gewirkt. Bei der Bewertung einzelner Darstellerinnen und Darsteller habe ich mehr Gewicht auf die authetische Empfindung gelegt und die Schauspieler gut bewertet, die ihre Aufregung überwunden und eine gewisse Botschaft klar nach Aussen getragen haben. Die Dada-Aufführung der Gewinnerin Dana Marineci, die mit dem Großen Preis ausgezeichnet wurde, hat ein hohes Niveau durchgesetzt. Ich gratuliere der Gewinnerin dafür, dass sie das Thema sehr aussagekräftig zum Ausdruck gebracht hat.



    Die Gewinnerin des Preises, der den Namen des berühmten Schaspielers Ştefan Iordache trägt und den Großen Preis der Gala darstellt, Dana Marineci, hat die Universität der Theater-und Filmkunst vor drei Jahren abgeschlossen. Selbst wenn es heutzutage einem Nachwuchsschauspieler sehr schwer einfällt, seinen eigenen Platz zu finden, mit Regisseuren und Theaterintendanten in Kontakt zu kommen, hat die junge Darstellerin viel Selbstvertrauen gezeigt, viele Proben gegeben und sich an zahlreichen Wettbewerben beteiligt. Über die Dada-Aufführung die die Jury der Preisgala HOP so stark begeisterte, sagte Dana Marineci: Es war schwer, weil meine Aufführung eine Struktur haben sollte. Selbst wenn der Dadaismus die konventionelle Kunst ablehnt, darf man jedoch dabei nicht vergessen, dass man zu jenem Zeitpunkt auf einer Bühne steht und man soll sich infolgedessen ins Verhältnis zum Publikum setzen.

    Man darf ja nicht vergessen, dass sie da sind, um dich als Schauspieler zu sehen. Zwei Wochen vor meiner Aufführung hatte ich viel über Dadaismus gelesen und in youtube dadaistische Aufführungen gesucht. Ich habe mir besonders gerne die Performance des deutschen Künstlers Kurt Schwitters angesehen. Es handelte sich um Ursonate oder Sonate in Urlauten. Dann habe ich den Text gefunden, der 15 Seiten Töne enthält. Ich habe ihn auswendig gelernt, aber später habe ich verstanden, dass es nicht genug war. Ich habe mir folglich die Frage gestellt: Was ist primordial? Primordial ist die Liebe. Daher habe ich in meiner Aufführung eine Liebesgeschichte gebaut.



    Der Regisseur Radu Afrim hat bekanntlich zahlreiche Nachwuchsschauspielerinnen-und Shauspieler am Anfang ihrer Karriere unterstützt. 2015 war er zum dritten Mal hintereinander Intendant der Gala. Im Mittelpunkt der 2015 Preisgala stand als künstlerisches Konzept der Schauspieler und nicht der Text, erläuterte der Regisseur. Radu Afrim dazu: In den ersten zwei Jahren haben wir festgestellt, dass die Texte unser Publikum sehr stark beeindrucken. Sollte der Text sehr aussagekräftig, beeindruckend oder komisch sein, dann rückt der Schauspieler in den Hintergrund. Bekanntlich hängt aber vom Schauspieler ab, ob die Aufführung als Endprodukt gut oder schlecht ist, aber wer einen ausgezeichneten Text hatte, hatte automatisch also Chancen auf einen Preis.



    Daher habe ich dieses Jahr die Schauspieler vor die Herausforderung gestellt, fast unmögliche also dadaitische Texte aufzuführen. Ich wollte also sehen, wer aus diesem Kampf mit dem Text als Sieger hervorgeht. Es gab sehr gute Ergebnisse. Bei der dreiminütigen vorgegebenen Probe sollten die Bewerber den Text eines Schlagers vortragen. Es gab meistens alberne oder lächerliche Schlager, aber sie durften sie nicht parodieren. Jurymitglied Iuliana Vîlsan war von der jungen Schauspielergeneration stark beeindruckt: Sie sind besonders verletzbar, empfindlich, sie haben einen emotionalen Hintegrund, der sondiert werden soll, die junge Generation kann so viel Energie auf die Bühne bringen.


  • Premieren des Temeswarer Nationaltheaters

    Premieren des Temeswarer Nationaltheaters

    Das erste Musical der Regisseurin Ada Lupu, Maria de Buenos Aires“ feierte neulich seine Erstaufführung im westrumänischen Timişoara (Temeswar). Die Regisseurin baut zusammen mit den Schauspielern des Theaters und mit der Band Nuevo Tango Quintet eine Welt voller Energie und Sinnlichkeit auf. Die Musik des Komponisten Astor Piazzolla, die Verse des uruaguayischen Dichters Horacio Ferrer stellen einen perfekten Milonga-Abend in Temeswar wieder her. Die Gäste sitzen am Tisch, auf dem Tisch gibt es Wasser, Wein und Tischlampen, die ein diskretes Licht werfen. Die Gäste werden ab und zu von den Schauspielern, die jetzt die Rolle der Tänzer spielen, zum Tanz eingeladen.



    Die Idee, das berühmte Musical in Temeswar zu inszenieren, kam vom Akkordeonspieler Alin Stoianovici, einem der Gründer der Band Nuevo Tango Quintet. Regisseurin Ada Lupu erklärte nach der Premiere:



    Vor einem Jahr kam die Aufführung » Maria de Buenos Aires « ins Leben des Temeswarer Nationaltheaters zusammen mit Alin Stoianovici, der mich fragte, wie es wäre, wenn wir das Musical inszenieren würden, und wie ich mir diese Inszenierung überhaupt vorstellen würde. Damals hatte ich eine Entwicklung des Theaters in die Richtung Performance in Aussicht. Es handelt sich um ein sogenanntes in der Theateraufführung integriertes Konzert — das Orchester spielt nicht in dem Theatergraben, es kann im Publikum sitzen, das Orchester kann zudem seinen Rhythmus ändern und somit wird die Aufführung viel lebendiger.“




    Maria de Buenos Aires“ erzählt eine Liebesgeschichte, die Geschichte einer Frau sowohl aus der Perspektive der Religion als auch aus der Perspektive der Gegenwart. Ada Lupu mit weiteren Einzelheiten:



    Wir diskutieren darüber, was eine Frau heutzutage darstellt, was es in ihrer Seele gibt, was sie in dieser Welt, die sie mehr oder weniger liebt, schätzt und ihr das Recht gewährt, eine Stellungnahme zu haben. Dazu spielt sich alles auf einer herrlichen Musik ab. Die Musik von Piazzolla ist eigentlich mehr als Musik. Es ist nicht nur Tango, sondern experimentelle Musik, Liebesmusik, intellektuelle Musik, eine Musik die über alle Schranken der Gefühle hinausgeht und mehr als eine Emotion wird. Wir haben die Aufführungen in fast zwei Monaten vorbereitet. Wir haben den Text erneut übersetzt und adaptiert. Wichtig für uns war es, eine offene Aufführung zu inszenieren, eine Aufführung in der wir mit dem Publikum arbeiten, eine Aufführung die uns den Anlass gibt, Gefühlen und tiefen Emotionen Ausdruck zu verleihen. Die Menschen sollen den Mut haben, ‚Ich liebe dich‘ zu sagen, wir sollen unser Leben für das Leben wagen, wir sollen es wagen, alles zum Audruck zu bringen, was uns gefällt und was nicht, keine Vorurteile haben, denn diese setzen grausame Schranken und führen zu einem furchtbaren Frust in unserer Gesellschaft. Um das zu vermeiden, sollen wir unseren Gefühlen Ausruck verleihen, denn nur so können wir uns viel schöner und tiefer als alle Vorurteile entwickeln.“




    Das Musical Maria de Buenos Aires“ war die dritte Premiere der Spielzeit 2014-2015 beim Temeswarer Theater. Theaterintendantin Ada Lupu dazu:



    Die erste Aufführung, die die Spielzeit eröffnete, ist »Pe ceas. Cu 60 de minute mai bătrân«, zu deutsch »Nach der Uhr. 60 Minuten älter«, nach dem Text von Peca Ştefan. Es handelt sich um eine Koproduktion mit dem Staatstheater aus Karlsruhe und am 3. Oktober soll die Aufführung auch auf die Bühne des Karlsruher Theaters gebracht werden. Es handelt sich um ein europäisches Projekt, das unter der Schirmherrschaft der Europäischen Theaterkonvention angesto‎ßen wurde und zu deren Mitgliedern wir ebenfalls zählen. Im April werden wir dieses Stück beim Rumänischen Dramaturgiefestival inszenieren. Dabei sollen weitere vier Produktionen der anderen Mitglieder-Theater der Konvention auf die Bühne gebracht werden. Die Aufführungen werden um das Thema »Art of Ageing« kreisen, oder was es im heutigen Europa bedeutet, alt zu werden und in die Rente gehen. Unsere Aufführungen basieren auf einer Reihe von Interviews die Ştefan in Temeswar und in Karlsruhe zu verschiedenen Themen machte. Jeder Moment des Lebens, den man an der Arbeit, zu Hause oder anderswo verbringt, ist eine Wahl, weil solche Momente für immer vorbei sind. Die Idee finde ich sehr tief und wichtig.“




    Nach der Aufführung Nach der Uhr. 60 Minuten älter“ von Peca Ştefan, kam Nopţi albe“, zu deutsch “Wei‎ße Nächte“, eine Inszenierung nach Dostojewski des italienischen Regisseurs Stefano de Luca. In den folgenden Minuten spricht Theaterintendantin Ada Lupu über die kommenden Aufführungen des Temeswarer Theaters:



    Wir bereiten ein anderes Musical vor: »Die schöne und das Biest«. Die Inszenierung des Regisseurs Kero (Miklós-Gábor Kerényi) soll im gro‎ßen Saal unseres Theaters aufgeführt werden. Hauptdarsteller sind Matei Chioariu in der Rolle des Biestes und die Opersolistin Cristina Vlaicu in der Rolle Belle. Es handelt sich um keine Performance, in der auch das Publikum eine gewisse Rolle spielt, sondern um eine klassische Aufführung mit Darstellern auf der Bühne und Zuschauern im Saal. Ich glaube, sie wird einen hervorragenden Erfolg erzielen. »Maria de Buenos Aires« richtet sich an ein gewisses Publikum, während »Die Schöne und das Biest« eine andere Zielgruppe hat. Ich sagte früher, ich möchte, dass sich unser Theater in die Richtung Performance entwickelt, damit habe ich die Zusammenarbeit zwischen Schauspielern und Musikern gemeint. Ich möchte den gemeinsamen Faktor Performing finden, der das Theater, die Musik und den Tanz zusammenbringt. Das ist für mich als Forschungsbereich von gro‎ßem Interesse. Wir haben ebenfalls eine Zusammenarbeit mit Pal Frenak in Aussicht. Pal Frenak ist ein ungarischer Choreograph, der in Frankreich lebt und eine Koproduktion mit dem Theaterensemble von Gigi Căciuleanu vorbereitet. Wir setzen also unsere Projekte im Bereich Performing fort. Mal sehen, wo der Treffpunkt dieser unterschiedlichen Kunstgattungen ist. Ich möchte, dass das Temeswarer Theater neue Wege öffnet.“

  • Das Internationale Festival des Hörspiel-Theaters findet zum ersten Mal in Bukarest statt

    Das Internationale Festival des Hörspiel-Theaters findet zum ersten Mal in Bukarest statt

    Rund 60 Aufführungen aus mehr als 20 Ländern wurden diese Woche in Bukarest beim Internationalen Festival des Hörspiel-Theaters Grand Prix Nova präsentiert. Das Festival, das dieses Jahr zum ersten Mal stattfindet, wird unter der Schirmherrschaft der Rumänischen Hörfunkanstalt aus Anlass ihres 85. Jahrestages organisiert.



    Die Festspiele bilden eine Brücke zwischen Gegenwart und Zukunft, sagte der Präsident der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt Ovidiu Miculescu: Grand Prix Nova ist der erste Stein eines neuen Bauwerks gewidmet der Kraft des Wortes, des mit grosser Geschicklichkeit ausgesprochenen Wortes, in einer einzigartigen Form in den Theateraufführungen, die vor dem Rundfunkmikrophon gespielt werden. Das alles geht aus dem Auftrag des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks hervor, indem wir hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, um neue Zuhörer zu gewinnen und zeitgleich den langjährigen Zuhörern, die uns seit 85 Jahren beistehen, unsere volle Achtung zu erweisen.”


    Die Festspiele bringen einzigartige Aufführungen des neuen und revolutionären Hörspiel-Theaters zusammen, die die Ausdrucksmöglichkeiten der modernen Technik verwerten. Der Hörfunk steht in zahlreichen Ländern mit dem Hörspiel-Theater und den Werten die es nachhaltig vorantreibt in enger Verbindung, bekräftigte seinerseits der Leiter der Norwegischen Akademie für Sprache und Literatur und Präsident der Jury Niels Heyerdahl: Mit diesem neuen Festival beweist Radio Rumänien dass das Hörspiel-Theater eine grosse Bedeutung auch heutzutage genie‎ßt, selbst wenn wir derzeit in einer Welt leben wo die oberflächliche Unterhaltung eine immer wichtigere Rolle spielt und ein immer grösseres und breiteres Publikum entzückt.”




    Der Wettbwerb findet unter der Schirmherrschaft Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Margareta von Rumänien statt. Bei der Presekonferenz zu dieser besonderen Veranstaltung wurde dem Präsidenten der öffentlich-rechtlichen Hörfunkansalt Ovidiu Miculescu ein Diplom vom Prinzen Radu von Rumänien überreicht. Prinz Radu über die Veranstaltung: Ein gro‎ßartiges internationales Festival das drei Kontinente umfasst kann nur als ermutigende Geste für die Gegenwart unseres Landes angesehen werden.”


    Das Königliche Haus und Radio Rumänien pflegen eine besondere Beziehung die 1928 begann, als König Ferdinand die Gründungsurkunde der rumänischen Hörfunkanstalt unterzeichnete, bekräftigte ferner Ovidiu Miculescu.




    Das Königliche Haus hat bedeutungsvolle Momente der Geschichte Rumäniens mit dem öffentlich-rechtlichen Hörfunk an seiner Seite erlebt. Nach 85 Jahren können wir erneut von einem Ausgangpunkt sprechen, es handelt sich um die Organisierung eines Internationalen Festivals des Hörspiel-Theaters und das Königliche Haus steht, gar nicht überraschend, an unserer Seite”, sagte ferner der Präsident der Rumänischen Hörfunkanstalt.