Tag: Aufmärsche

  • Winterbräuche in der Marmarosch: Vermummte gegen Tatarenschreck

    Winterbräuche in der Marmarosch: Vermummte gegen Tatarenschreck

    Vor 300 Jahren schrieben die Bewohner der Marmarosch-Region (rum. Maramureş) Geschichte. Dennoch fehlt diese Seite aus den Geschichtsbüchern, nach denen heutzutage in der Schule unterrichtet wird. Nichtsdestotrotz lebt die Geschichte in den Herzen der Menschen weiter. Und die örtlichen Legenden sorgen dafür, dass sie weitererzählt wird. Der Herbst des Jahres 1717 hinterlie‎ß gro‎ße Schäden und tiefe Wunden. Zurück blieben zahlreiche Tote und niedergebrannte Kirchen. Aber auch glorreiche Taten, über die heute nur noch die Ortschaftsnamen zeugen und die Alten erzählen. Hier ist noch der sogenannte Stâlpul tătarilor“ (dt. Tatarenpfeiler) zu finden. Oder die sogenannte Preluca Tătarilor“ (eine kleine Wiese zwischen Hügeln). In fast jedem Dorf gibt es ein Tal, einen Ort, ein Denkmal, die an die damaligen Ereignisse, an die damalige angespannte Zeit erinnern.



    Über den letzten Einfall der Tataren wird viel erzählt. Die zahlreichen Legenden lie‎ßen Bräuche und Traditionen entstehen, die alljährlich gelebt werden. So etwa der Aufmarsch der vermummten Brondoşi von Cavnic“, in einer Ortschaft unweit von Baia Mare, im Norden des Landes. Ioana Petruţ ist die Leiterin des Kulturhauses in Cavnic. Sie lieferte uns mehr Einzelheiten zur einmaligen Tradition:



    Der Brauch ist auf das Jahr 1717 zurückzuführen. Wir sprechen also von einer 300-jährigen Tradition. Aus diesem Grund wollten wir dieses Jahr etwas Besonderes organisieren. Eine Parade der sogenannten »Brondoşi« [Ausspr.: brondòschj]. Die »Brondoşi« sind Bewohner aus unserem Umfeld, die die Tradition ganz getreu bewahren. Sie verkleiden sich, ziehen wei‎ße Anzüge an und tragen Masken. Eigentlich setzen sie eine Maske aus Schafsfell auf den Kopf auf. Der Rücken und die Brust sind mit Pferdegeschirr bedeckt. Am Geschirr hängen verschiedene Glocken, auch Kuhglocken, die furchtbar Lärm machen. Die vermummten Männer ziehen an den Häusern der Dorfbewohner zu Weihnachten während drei Tage vorbei.“




    In Cavnic, an dem Ort, wo heute der Tatarenpfeiler steht, hätten die Ortsansässigen mit Masken und Glocken die Pferde erschrocken und die Tataren vertrieben — so die örtliche Sage. Sie wurden vermutlich von Toader Crăciun angeführt, einem Dorfbewohner, über den erzählt wird, dass er Kapitän unter dem berühmten Freischärler Pintea der Mutige (rum. Pintea Viteazul) gewesen sei. Mit dieser Schlacht sei auch die Tradition der Brondoşi in Verbindung zu bringen, sagt Ioana Petruţ, die Leiterin des Kulturhauses in Cavnic:



    Legenden zufolge hätten die Ortsansässigen die Tataren von diesen Gebieten vertrieben. Die Auseinandersetzung habe gerade hier, in Cavnic, im Jahr 1717 stattgefunden. Die Einheimischen erzählen, ihre Vorfahren hätten die Tataren verjagt. Heute werden die bösen Geister durch die gleiche Methode vertrieben, hei‎ßt es. Es wird erzählt, die Tataren hätten nicht gewusst, wer sie angreife, und das habe ihnen Furcht eingejagt. Deshalb wären sie geflüchtet. So entstand die Tradition. Die Leute verkleiden sich, setzen Masken und Glocken auf und ziehen an den Häusern vorbei.“




    Die Brondoşi, also junge Leute, die Masken tragen und mit Glocken gewappnet sind, vertreiben heutzutage die bösen Geister. In der Vergangenheit dachten die Menschen, der Kampf gegen die Tataren sei eine Auseinandersetzung zwischen dem Guten und dem Bösen. Denn die Tataren lie‎ßen Kirchen niederbrennen und führten ihren Kampf gegen die Christen.



    Ein authentisches Kostüm umfasst unbedingt eine Maske aus Schafsfell und das Geschirr, an dem Glocken hängen. Die Gro‎ßeltern helfen mit Rat und Tat bei der Herstellung der Kostüme. Die restlichen Elemente sind auch bei anderen traditionellen Trachten zu erkennen: die wei‎ßen Kleider sind typisch für die Volkstracht in der Marmarosch, der breite Gürtel, die Schuhe, die geflochtenen Seile kommen häufig vor.



    Darüber hinaus wird die Tradition der Brondoşi in einem Viertel der Ortschaft Cavnic auch Anfang Januar fortgeführt. Die Leute, die hier wohnen, feiern Weihnachten nach dem alten Kalender, eben weil sie so sehr an den alten Traditionen hängen. Mehr dazu von Ioana Petruţ, der Leiterin des Kulturhauses in Cavnic:



    Alle Schüler machen mit, die meisten Jungen sind entsprechend verkleidet. Es nehmen auch viele Erwachsene teil. Letztes Jahr machten rund 100 Brondoşi mit. Der Umzug, der heuer organisiert wurde, war grö‎ßer, es wirkten etwa 200 Leute mit.“




    Die Tradition besagt, dass die Vermummten Glück für das neue Jahr bringen. Dafür müssen sie in die Häuser der Leute hineingelassen werden. Die Alten im Dorf erzählen, früher durften nur gestandene Männer“ die Rolle der Brondoşi übernehmen. Heuer wird die Tradition allerdings viel mehr von jungen Leuten fortgesetzt. Die verkleideten Kinder ergänzen die Aufführung und machen sie noch attraktiver. Frauen und Mädchen dagegen dürfen sich hingegen keinesfalls verkleiden. Falls sie als Brondosch“ verkleidet ertappt werden, so werden sie ausgezogen und durch den Schnee gerollt. Anschlie‎ßend werden ihnen Maske und Glocken weggenommen. Brondosch-Kostüme können auch gemietet werden. Und falls sich jemand entscheiden sollte, das Kostüm zu kaufen, so muss er/sie zwischen 100 und 250 Euro aus der Tasche ziehen.

  • Nachrichten 18.09.2014

    Nachrichten 18.09.2014

    BUKAREST: Präsident Traian Basescu hat am Donnerstag das Gesetz über die Senkung der Sozialbeiträge der Arbeitgeber um 5% verabschiedet. Der Staatschef erinnerte dabei allerdings daran, dass er den Gesetzentwurf dem Parlament für eine Überarbeitung zurückgeschickt hatte. Obwohl er den Inhalt des Gesetzes für gut halte, sei die Ma‎ßnahme vor dem aktuellen Hintergrund und auch im kommenden Jahr nicht tragfähig. Die meisten Abgeordneten und Senatoren, einschlie‎ßlich deren aus der Opposition, mit Ausnahme der präsidentennahen Volksbewegung hätten laut Angaben Basescus für das Gesetz abgestimmt. Bis Jahresende werde die Regierung den durch die Ma‎ßnahme enstehenden Fehlbetrag problemlos kompensieren können, allerdings werde dieses Defizit 2015 auf knapp 4 Milliarden Euro ansteigen, so die Prognose des Staatschefs. Die einzige Lösung für die Deckung des Fehlbetrags sei entweder die Annullierung der Ma‎ßnahme nach der Präsidentschaftswahl im November oder die Erhöhung der Gebühren. Indes übte der Staatschef auch Kritik am schwachen Abrufen der EU-Fördermittel.



    BUKAREST: Der Vorsitzende des Ungarnverbands in Rumänien (UDMR), Kelemen Hunor, hat am Donnerstag in Klausenburg den Gesetzentwurf über die Autonomie des Szeklergebietes vorgestellt. Es handele sich dabei nicht um separatistische oder Unabhängigkeitsbestrebungen, sondern um ein legales, verfassungsgemä‎ßes und legitimes Dokument, betonte Hunor. Er beharrte darauf, dass die drei mehrheitlich von Ungarnstämmigen bewohnten Landkreise in Zentral-Rumänien eine autonome Region mit eigener Rechtspersönlichkeit innerhalb des einheitlichen und unteilbaren Staates Rumänien darstellen sollten“. Die Grundsätze der lokalen Autonomie seien von der Verfassung garantiert, hie‎ß es noch. Der Entwurf sieht ferner vor, dass die Region von einem Regional- und einem Exekutivrat verwaltet werden sollte. Der Vorsitzende des Exekutivrates würde an den Regierungssitzungen teilnehmen, bei denen für die Region relevante Probleme zur Debatte stehen. Laut Angaben des Ungarnverbands enthalte der Entwurf au‎ßerdem noch einen Vorschlag über die Einführung der Zweisprachigkeit, sowie des Grundsatzes über die verhältnismä‎ßige Vertretung der Volksgruppen der Region in unterschiedlichen Behörden. Die ungarische Sprache sollte einschlie‎ßlich in den rumänischen Schulen unterrichtet werden. Der sozialdemokratische Vize-Premier Liviu Dragnea hatte dem Autonomie-Projekt des Szekler-Gebietes keine Erfolgsaussichten eingeräumt. Der Entwurf würde au‎ßerdem kaum zur Stärkung der Partnerschaft der Sozialdemokraten mit dem Ungarnverband innerhalb der Regierungskoalition beitragen.



    STRA‎ßBURG: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Stra‎ßburg hat am Mittwoch die rumänischen Sicherheitskräfte für den Umgang mit den Demonstranten während der Bergarbeiteraufmärsche in Bukarest verurteilt. Zwischen dem 13.-15. Juni 1990 waren im Rahmen der sogenannten Mineriade Tausende Bergarbeiter nach Bukarest gekommen. Die Ermittlungen in diesem Fall sollen wieder aufgenommen werden. Zudem muss der rumänische 60 000 Euro an drei Opfer der damaligen Ereignisse zahlen. Die Ereignisse vom Juni 1990 gelten als dramatischster Moment in der postkommunistischen Geschichte Rumäniens. Es gab damals zahlreiche Tote und Verletzte und erhebliche Sachschäden.