Tag: Ausgrabungen

  • Cernavodă: Archäologie und Geschichte an Ort und Stelle

    Cernavodă: Archäologie und Geschichte an Ort und Stelle

    Cernavodă hat dennoch vieles anzubieten und ist mit Sicherheit einen Besuch wert. Die Stadt wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Siedlern gegründet. Zu damaligen Zeit trug die Stadt den Namen Axiopolis. Sie war eine wichtige Handelsstadt in der Region. Sie war nämlich der Ort, an dem die griechischen Siedler ihre Geschäfte mit den Dakern in der Region abwickelten. Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde die Stadt wiedererbaut — diesmal von den Römern, im Auftrag des Kaisers Konstantin der Gro‎ße. Er lie‎ß eine Festung errichten. Au‎ßedem gab es früher an diesem Ort ein Bistum. Und es wurden unter anderem Ruinen von Kirchen aus dem 4. Jahrhundert gefunden.



    Die ersten historischen Funde wurden der Kultur Hamangia (im Früheneolitikum) zugeordnet. Es handelt sich um verschiedene Siedlungen und eine Nekropole, die etwa 400 Grabsteine umfasste. Im Jahr 1945 wurden die Statuetten Gânditorul de la Hamangia“ (dt. Der Denker von Hamangia) und sein weibliches Gegenüber, die Statuette Femeie şezând“ (dt. Sitzendes Weib) ausgegraben. Sie stammen aus der Zeit des späten 5. — frühen 6. Jahrtausend v. Chr.



    Cernavodă liegt am rechten Ufer des Flusses Dunărea Veche (dt. Alte Donau), an dem Punkt, wo der genannte Donauarm in die Donau mündet. Cernavodă ist ein wichtiger Verkehrsknoten in Rumänien. Hier treffen aufeinander die Autobahn, die die Hauptstadt mit Constanța verbindet, sowie wichtige Wasserwege und die Eisenbahnschienen. Die Stadt hat auch einen Hafen an der Donau. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch das Atomkraftwerk Cernavodă.



    Iulia Oanără arbeiet bei der Touristeninformation der Stadt. Sie lieferte uns mehr Einzelheiten zur Geschichte von Cernavodă:



    Cernavodă stellt den Zugangspunkt zur Region Dobrudscha und zum Schwarzen Meer dar. Kulturinteressierte Touristen können das Museum für Geschichte und Archäologie Axiopolis besuchen. Das Museum beherbergt eine Sammlung prähistorischer Kunstwerke. Manche davon stammen aus der Römerzeit. Sie umfasst auch einige Denkmäler aus dem 19. Jahrhundert. Sehenswert ist auch die Burg Axiopolis, die aus der Zeit unserer Vorfahren, der Geto-Daker, stammt. Merkwürdigerweise wurde festgestellt, dass die Bausteine, die für die Errichtung der Burg verwendet worden waren, später für das Fundament der orthodoxen Kirche in Cernavodă (Sfinţii Împăraţi Constantin şi Elena) eingesetzt wurden. Während dieser historischen Reise kann auch die Burg Capidava besichtigt werden. Die alte Festung wird schon seit einer guten Weile saniert.“




    Zwischen 1890 und 1895 baute der Ingenieur Anghel Saligny in Cernavodă eine Brücke über die Donau sowie über den Donauarm Borcea. Damals wurde die Brücke nach dem König Karl dem I. getauft. Später wurde sie aber nach dem Ingenieur umbenannt und ist heute als Podul Anghel Saligny bekannt. Die Brücke hat eine Länge von 4088 m und war zur Zeit ihrer Errichtung die längste Brücke in Europa. Bei der Einweihung der Brücke habe Anghel Saligny mit seiner Familie in einem Boot unter der Brücke gesessen, während über die Brücke schwere, mit Steinen beladene Wagen fuhren — ein Zeichen der Zuversichtlichkeit und eine Garantie für das Bauwerk.



    Nur 28 Km von Cernavodă entfernt befindet sich das Kunstmuseum Dinu und Sevasta Vintilă“, ein einmaliges Museum im ländlichen Raum in Rumänien. Das Museum verfügt über 13 Ausstellungssäle, in denen die Kunstsammlungen ausgestellt werden. Mehr als 200 Kunstwerke können hier besichtigt werden, darunter auch 16 Skulpturen. Das Kunstmuseum beherbergt Werke renommierter rumänischer Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts, unter anderem von Nicolae Grigorescu, Ioan Andreescu, Octav Băncila, Nicolae Grigorescu, Ştefan Luchian, Gheorghe Petraşcu, Nicolae Tonitza, Alexandru Ciucurencu, Dimitrie Paciurea, Theodor Aman, Nicolae Tonitza, Corneliu Baba, Nicolae Dărăscu.



    Drei-Sterne-Hotels und Pensionen vor Ort hei‎ßen ihre Gäste willkommen. Die rumänische und mancherorts türkische Küche empfängt die Kunden mit leckeren Speisen. Die allerleckerste kulinarische Attraktion bleibt allerdings die Fischsuppe (rum. borş de peşte).

  • Ausstellung „Wege und Scherben“: Archäologen profitieren von Bauarbeiten an Westautobahn

    Ausstellung „Wege und Scherben“: Archäologen profitieren von Bauarbeiten an Westautobahn

    13 Armbänder, Teile einer vor allem in Siebenbürgen wohl bekannten Serie aus der Bronzezeit, nachgestellte alte Keramikgefä‎ße oder Schutzhelme und Werkzeuge, die auf einer archäologischen Grabungsstätte verwendet werden — das sind nur ein paar Exponate der Ausstellung Wege und Scherben“. Das Museum der dakischen und römischen Zivilisation in Deva (dt. Diemrich), einer Stadt im Westen Rumäniens, beherbergt die eben erwähnte Sammlung.



    Fünf Monate lang dauerten die Ausgrabungen am Fundort in der Region. Die Sammlung nimmt sich vor, die damit zusammenhängenden Erfahrungen darzulegen. Sie erzählt über die vor Ort gefunden Teile sowie über die Zusammenarbeit mit den Fach- und Bauarbeitern. Die Ausgrabungen auf der Route Abucea – Ilia brachten Siedlungen und Wohnungen ans Licht, die aus der Endphase der Neuzeit stammen und bis auf das frühe Mittelalter zurückgehen, teilten uns die Archäologen mit.



    Cătălin Rişcuţa, der Leiter der Archäologieabteilung im Museum der dakischen und römischen Zivilisation in Deva, erzählte uns über die Idee, die der Ausstellung zugrunde liegt:



    Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die archäologische Forschungsarbeit, die wir in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Institut für Archäologie »Vasile Pârvan« in Bukarest ausführten. Sie erzählt die Geschichte der Forschungsarbeiten entlang eines Abschnittes der Autobahn im Landkreis Hunedoara. Genauer gesagt fanden die Forschungsarbeiten in der Umgebung des 3. Abschnittes der genannten Autobahn, zwischen Lugoj und Deva, statt. Die Strecke liegt an der Grenze des Landkreises Hunedoara zum Kreis Timiş. Das Publikum soll mittels der Ausstellung einen Einblick in die Kulissen der archäologischen Forschungsarbeit bekommen. Die Menschen gehen meistens davon aus, dass ein Grundstück nur deshalb archäologisch erkundet wird, damit im Nachhinein irgendein Gebäude darauf gebaut werden darf. Doch nur wenige können sich konkret vorstellen, was auf einer archäologischen Stätte vor sich geht. Demnach möchten wir den Menschen zeigen, was konkret auf dem Grundstück passiert. Das Konzept der klassischen Ausstellung hätte dazu nicht gepasst. Wir wollten nicht nur die ausgegrabenen Teile vorstellen und dem Publikum die dazugehörenden technischen Informationen liefern. Unser Ziel war, die Stimmung vor Ort wieder herzustellen, den Besuchern genau zu zeigen, wie die Prospektion am Fundort verläuft. Hierfür haben wir mehrere reich illustrierte Plakate vorbereitet. Sie stellen sämtliche Schritte unserer Arbeit vor. Wir haben versucht, die auf der Grabungsstätte erlebte Wirklichkeit nachzustellen. Dazu haben wir mehrere Plattformen aus Erde gebaut und darauf archäologische Materialien sowie Werkzeuge, mit denen der Archäologe arbeitet, ausgestellt. Die Besucher können Schutzhelme sowie spezifische Arbeitsinstrumente im Rahmen der Ausstellung sehen.“




    Sie haben versucht, eine Ausstellung auf die Beine zu bringen, die die Stimmung vor Ort vermittelt. Eine Ausstellung, welche gelebte Erfahrungen live überträgt, so unser Gesprächspartner. Die Arbeit der Archäologen sei keineswegs einfach. Archäologen arbeiten oft unter schweren Bedingungen, bei bitterer Kälte oder bei brühender Hitze. Das erzählte uns Cătălin Rişcuţa, der Leiter der Archäologieabteilung im Museum der dakischen und römischen Zivilisation in Deva. Allerdings umfasse die Ausstellung auch herkömmliche Exponate:



    Wir haben selbstverständlich auch die während der Grabungsarbeiten gefundenen Objekte ausgestellt. Es sind zum Teil Keramikgegenstände, wunderschöne Tongefä‎ße, sehr schön verzierte Töpferware. Wir haben einzelne Bruchstücke zusammengelegt und die Keramik nachgestellt. Wir haben auch viele Metall- und Bronzeobjekte ausgegraben, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind. Die fünf erkundeten und erfassten archäologischen Stätte sind auf das Ende der Bronzezeit zurückzuführen. Wir haben auch Werkzeug aus Bronze während der Grabungen gefunden. Die ganze Ausstellung ist mit wissenschaftlichen Erklärungen untermauert. Somit haben die Besucher die Gelegenheit, die archäologische Arbeit noch näher kennenzulernen. Die Theorie kann sowohl auf den von uns gebastelten Plakaten wie auch in den Erklärungen zu den einzeln in Glaskästen ausgestellten Objekten gelesen werden.“




    Wir wollten von Cătălin Rişcuţa erfahren, ob die Bauarbeiten an der Autobahn häufig Bruchstücke aus der Vergangenheit ans Tageslicht bringen:



    Die derzeit gebauten Autobahnen gehen das Tal des Flusses Mureş (dt. Mieresch od. Marosch) entlang. Das Marosch-Tal war schon in der Vergangenheit, vor tausenden Jahren, eine bekannte Handelsroute. Demnach gibt es in diesem Gebiet auch ehemalige Siedlungen, in denen die Bewohner der Gegend damals lebten. Die Bauarbeiten bieten den Archäologen eine gute Gelegenheit, sich einen Einblick in die Entwicklung der Gemeinschaften in diesem Gebiet zu verschaffen. Innerhalb von 22 Km gab es 5 Fundorte. Das sind wiederum auch nicht so viele Grabungsstätten. Zwei davon waren etwas grö‎ßer, es waren Siedlungen prähistorischer Gemeinschaften. Wir versuchen das zu retten, was es schon gibt. Wir verzögern nicht die Bauarbeiten an der Autobahn, unseren Teil haben wir schon seit einem Jahr beendet!“




    Alle erwähnten Objekte sind im Palast Magna Curia in Deva ausgestellt und erwarten interessierte Besucher.

  • Das archäologische Ausgrabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi

    Das archäologische Ausgrabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi

    Die etwa 70 km nordwestlich von Bukarest gelegene Gemeinde Târgşorul Vechi scheint auf den ersten Blick eine Ortschaft wie viele andere im Landkreis Prahova. Historiker sind jedoch der Meinung, Târgşorul Vechi sei ganz besonders, weil die heutige Gemeinde vor 600 Jahren das Zentrum bedeutender Wirtschaftstätigkeiten bildete. Den Beweis dafür liefern die Ruinen, die zu dem heutigen Grabungsschutzgebiet gehören. Hier suchen lokale Experten gemeinsam mit den Angestellten des Bukarester Institutes für Archäologie Vasile Pârvan“ nach Artefakten, die mehr Auskunft über die Vergangenheit geben könnten. Das Grabungsschutzgebiet in Târgşorul Vechi ist umso wichtiger, da Kinder aus den Schulen der Region hierher kommen, um Seite an Seite mit den Experten zu arbeiten.



    Târgşorul Vechi wurde zu Zeiten des Fürsten Mircea der Alte (1386-1418) zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Er gilt als Gründer der Siedlung und wichtigster Name für die Geschichte der Gegend. Bogdan Ciupercă ist der Leiter der Ausgrabungsstätte Târgşorul Vechi, er führt uns als nächstes in die Anfänge der ersten hier lebenden Kulturen und Zivilisationen ein:



    Vor 600 Jahren wird in einer Urkunde der Kanzlei des Wojwoden Mircea der Alte, einem Handelsabkommen zwischen der Walachei und Kronstadt, der Ort Târgşor in seiner alt(kirchen)slawischen Bezeichnung zum ersten Mal erwähnt. Der lateinische Name lautete Novum Forum. Die beiden Namen der Ortschaft sind sehr bedeutend. Einerseits haben wir das altslawische Târgşor, in etwa ‚Marktfleck‘, zu vergleichen mit der Landeshauptstadt Târgoviştea, der gro‎ßen Marktgemeinde. Der lateinische Name zeigt, dass es eine neue Marktgemeinde war, wahrscheinlich während der Herrscherzeit Mircea des Alten gegründet. Der Name dieses gro‎ßen Wojwoden, der so viel für die Walachei getan hat, steht in enger Verbindung mit der Entstehung und Entwicklung von Târgşor.“



    Der Bestand des Grabungsschutzgebietes in Târgşorul Vechi ist nicht sehr reichhaltig, allerdings enthält er genügend Material, um leidenschaftliche Geschichtsfans anzuziehen. Die ältesten Siedlungsspuren sind die Silex-Werkzeuge aus der Altsteinzeit. Die Überlappung der Kulturen in Criș, Boian und Gumelnița, mit ihrer dekorierten Keramik, belegt die Jungsteinzeit. Den Kulturen Glina, Monteoru und Tei aus der Bronzezeit folgen Hallstatt und La Tène aus der Eisenzeit.



    Die ersten Ruinen, die die Existenz einer gro‎ßen Zivilisation belegen, sind das römische Castrum und die Thermen, also die im 2. Jahrhundert nach Christus gebauten Badehäuser. Das Castrum war Bestandteil einer Befestigungslinie, die sich über den Norden erstreckte, etwa in der Nähe der walachischen Ausläufer der Karpaten. Dieses Militärllager wurde während der römisch-dakischen Kriege in den Jahren 101-102 und 105-106 n. Chr. mit dem Ziel gebaut, die Zugangswege aus und in den Karpatenbogen zu kontrollieren. Aus den folgenden Jahrhunderten stammen Grabstätten, in denen Keramikgegenstände, Kleidungsstücke, Schmuck und Waffen gefunden wurden. Die Waffen wurden den sarmatischen Stämmen zugeordnet, den iranischen Reitervölkern, die die Walachei passiert haben.



    Bogdan Ciupercă verweist auf die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung von Târgşorul Vechi um die Herrscherzeit Mircea des Alten.



    Târgşorul war ein fürstlicher Markt, auf fürstlichen Ländereien gebaut, und genoss deshalb bedeutende Handelsprivilegien. Es war auch eine Zollgemeinde, 1413 wurden hier Steuern auf die Fischmengen erhoben, die mit dem Wagen von den Teichen um Brăila nach Siebenbürgen geliefert wurden. Târgşorul hat eine wirtschaftshistorische Bedeutung: Es war eine der ersten drei Marktgemeinden oder –städten der Walachei und der wichtigste Handelspartner von Kronstadt in der Walachei. Man kann sagen, dass Târgşor die Stadt von Mircea dem Alten ist, weil er als erster diese wichtige Stadt erwähnt. Man könnte ein Zitat des Historikers Nicolae Iorga umformulieren und sagen, dass Târgşor das Ploiești vor der Existenz von Ploiești ist. Es hat Târgşor bereits vor der Gründung der heutigen Stadt Ploiești gegeben und vielleicht hat Ploiești seine spätere Entwicklung auch diesem Marktflecken am Fu‎ße der Karpaten zu verdanken. Es gibt au‎ßerdem eine Verbindung zwischen Târgşor und einem anderen berühmt-berüchtigten Wojwoden: Vlad Ţepeş (der Pfähler), Mirceas Enkel, dessen Herrscherzeit hier 1456 beginnt, nach dem Sieg über das Heer von Vlad II. und der Proklamation zum Fürsten der Walachei.“



    Experten glauben, Târgşorul Vechi sei eine der Sekundärresidenzen der ersten walachischen Fürsten gewesen. Hier baute Vlad Țepeș (auch bekannt unter seinem Beinamen Dracul) im Jahr 1461 die Fürstenkirche Sf. Nicolae (Sankt Nikolaus). Heute erhalten sind noch das alte Fundament und die Stifterinschrift. Fürst Antonie-Vodă baute 1667 an dieser Stelle eine neue Kirche — und drum herum das Kloster Turnu. Um das Jahr 1700 wurde dieses Kloster von einem weiteren Fürsten, Constantin Brâncoveanu, restauriert und bemalt. Heute können noch ein Gro‎ßteil der Mauern und ein Teil der damaligen Malereien bewundert werden. Hier wurde es au‎ßerdem ab dem 16. Jahrhundert farbenfroh: 1570 entstand zunächst die Wei‎ße Kirche, und dann, Ende des 16. Jahrhunderts während der Herrscherzeit von Mihnea Turcitul, die Rote Kirche.



    Repräsentativ für die zivile Architektur ist die Residenz der Moruzi-Familie im Nordwesten des Grabungsschutzgebietes. Diese wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im neorumänischen Stil errichtet. Die Erben der Moruzi-Familie haben Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Anwesen eine Pflanzen- und Tierfarm nach westlichen Standards gebaut.



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  • Die Cucuteni-Tripolia-Kultur

    Die Cucuteni-Tripolia-Kultur

    Der Name stammt vom Dorf Cucuteni, wo 1884 die ersten archäologischen Funde dieser Kultur erschienen. Typisch für diese ist die schön bemalte Keramik, die aus den Jahren 4800-4600 v. Chr. stammt. Die Menschen, die diese Kultur entwickelt haben, waren sesshaft. Sie beschäftigten sich mit der Jagd, der Landwirtschaft, der Fischerei und der Salz-Förderung und dem Salz-Handel.



    Eine der wichtigsten Ortschaften in Rumänien, die der Cucuteni-Kultur angehört ist das Dorf Poduri im Landkreis Bacau, im Osten Rumäniens. Hier wurde 1979 eine reiche archäologische Stätte gefunden. Diese schlieest Wohnungen, Werkzeuge, Lebensmittel-Lager, bemalte Keramik, Statuen und sogar eine Mühle ein. Auf dem Ghindaru-Hügel ist die Cucuteni-Geschichte begraben. Heute werden wir versuchen, mit Hilfe des Zentrums für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks, das die Stätte in Poduri dokumentiert hat, ihnen diese Geschichte zu erzählen.



    Der Archäologe Dan Monah leitete die Ausgrabungen hier. Die ersten Siedler liessen sich etwa 4800 v. Chr. in Poduri nieder. Sie haben das erste Dorf, das nachher im einem Brand zerstört wurde gebaut. Das Dorf wurde wieder aufgebaut. Das geschah mindestens 15 Mal. Die Fläche, die wir in den knapp 30 Jahren erforschen konnten, ist leider klein.



    Wir nähern uns einer erforschten Fläche von 1000 Quadratmetern, die Fläche des Tells ist 12 Tausend Quadratmeter gross und die Fläche der ganzen Ortschaft zwischen 60-80.000 Quadratmeter gross. In den Ortschaften in Poduri lebten sesshafte Landwirte. Natürlich beschäftigten sich diese auch mit der Jadg, der Fischerei, dem Pflücken. Eine bevorzugte Lage boten die salzigen Quellen in der Nähe an. Aus diesen gewannen sie Salz und handelten dieses Salz mit der Bevölkerung, die in Regionen, wo sich kein Salz befand, wohnte.“



    Dan Monah sprach auch über die wichtigsten Objekte und Gebäude, die in Poduri gefunden wurden: Es wurden gro‎ße Getreide-Lager gefunden. In einer Wohnung wurden nicht weniger als 16 Getreide-Lager entdeckt. Es wurden Lehm-Bauten gefunden mit einer Kapazität von etwa einem halben Kubikmeter. Diese haben eine Fläche von einem Quadratmeter und waren 45 Zentimeter hoch. Die spektakulärste Entdeckung in dieser Region ist die sogenannte Mühle. Es handelt sich dabei um einen Bau, in dem sich 4 kegelförmigen Silos befanden. Diese waren etwa 1 Meter und 10 Zentimeter hoch, hatten einen Deckel und eine Lüftung. Als sie entdeckt wurden, waren sie etwa ein Drittel voll mit verkohltem Getreide.



    Interessant ist es, dass die Silos aufgeteilt waren, zwei beinhalteten Gerste, die anderen zwei Weizen. In der Nähe der beiden Silos befindet sich ein quadratförmiger Bau, in dem 5 Mahler, 3 grössere und 3 kleinere gefunden wurden. Sie waren auf weissgestrichene Lehm-Sockel fixiert. Auf der Ecke gab es eine Rinne, auf der das gemahlene Getreide rutschte. Es ist eine der ältesten Mühlen in Südost-Europa.“



    Die Menschen damals arbeiteten, sie beteten aber auch. Dan Monah und sein Team haben viele Kultobjekte in der archäologischen Stätte von Poduri gefunden: Es wurde eine Konstruktion mit zwei Backsteinen entdeckt. Nebem dem ersten Backstein waren sieben weibliche Statuen, ein Thron aus gebrantem Ton und ein kleiner Keramik-Behälter. Wir haben dieses Ensemble die heilige Familie genannt. Es handelt sich um eine Hausmutter und weitere sechs weibliche Gestalten, die angesichts der Grösse und der Züge, jünger scheinen als die Hausmutter.



    Die interessanteste Entdecklung erfolgte in derselben Konstruktion. Neben dem zweiten Backstein wurde ein Behälter mit 21 weiblichen Statuen, 13 Thronen und 2 nicht identifizierten prehistorischen Objekten gefunden. Der Behälter in dem sich die heiligen Objekte befanden, wurden von einem anderen Behälter der auf dem Kopf stand, geschützt. Alle waren aber wegen des Einbruchs der Wände des Baus und der Ablagerungen gebrochen.



    Wir nannten diesen Komplex die Synode der Göttinnen, es ist eine Darstellung des Pantheons der Einwohner, die vor der Cucuteni-Kultue gelebt haben. Nach 28 Jahren wurde im Dorf Isaia im Landkreis Iasi, in einer vor-Cucuteni Ortschaft ein Behälter mit 21 Statuen, 13 Thronen, 42 gelochte Kugeln- also Mehrfaches von 21- 21 Kegel, 21 nicht komplett gelochte Kugeln. Da gibt es eine Beziehung zwischen den beiden Kultstätten, die uns die religiöse Einheit der vor-Cucuteni Stämme zeigt.“



    Der Arzt Romeo Dumitrescu, der Cucuteni-Keramik-Sammler ist und die Ausgrabungen finanziert hat, bestätigt die Aussagen des Archäologen Dan Monah.



    Die schönsten Fundstücke sind wahrscheinlich die des Schatzes von Bohotin. Dieser beinhaltet 21 Gottheiten, 13 davon sitzen auf Ton-Stühlen. Weiter gibt es ein besonderes Stück, seht selten für die Periode. Es ist Teil eines Schatzes von 21 Ton-Figuren, auf dem ein Paar schön abgebildet ist. Alle sind schön, alle sind merkwürdig, das ist aber eine Darstellung, die in anderen Kulturen nicht zu finden ist. Sie hängt am Herz und wird sogar eine Obsession.“



    Die Cucuteni-Kultur zeigt, dass der neolitische Mensch, wie auch der heutige, kreativ war. Die Wunder, die die Archäologie ans Licht bringt, sorgen für Entzücken und Kontemplation.



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