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  • Schriftsteller Gheorghe Crăciun (1950–2007) mit Autorenreihe geehrt

    Schriftsteller Gheorghe Crăciun (1950–2007) mit Autorenreihe geehrt

    Der Verlag Cartea Românească“ hat ein neues Projekt angesto‎ßen, das einem der wichtigsten rumänischen Schriftsteller gewidmet wird. Es handelt sich um die Autorenserie Gheorghe Crăciun. Die ersten zwei Titel der Serie sind Acte originale/Copii legalizate (Variaţiuni pe o temă în contralumină)“, zu deutsch Originalunterlagen/Beglaubigte Kopien (Variationen über ein Thema im Gegenlicht)“, und Mecanica fluidului“, zu deutsch Mechanik der Flüssigkeit“. Die Einbände der beiden Werke werden mit Originalzeichnungen des Autors bebildert, der 2007 verstarb. Die Autorenserie, die ihm gewidmet wird, soll unter der Koordination der Literaturkritikerin Carmen Muşat und der Tochter des Autors, Oana Crăciun, ercheinen. Der Band soll sowohl Prosawerke als auch Essays, Artikel, Literaturkritik und Auszüge aus noch nicht veröffentlichten Schriften, die in seinem Nachlass in Form von Manuskripten zu finden waren.



    Ale ein Schöpfer von Welten, als ein Begeisterter der Ideen hat Gheorghe Crăciun ein einheitliches Werk hinterlassen, in dem jeder Band eine selbstständige Sequenz eines einzigartigen Textes ist, der regelmä‎ßig aufs Neue geschrieben wurde. Jede Lektüre seiner Bücher bietet die Möglichkeit, ein lebendiges Gewissen wieder zu entdecken, ein Gewissen, das im spezifischen Rhythmus seiner Phrasen pulsiert“, schreibt Muşat. Die Literaturkritikerin ist der Ansicht, dass die zwei Bände, die die Autorenserie Originalunterlagen/Beglaubigte Kopien und Mechanik der Flüssigkeit“ eröffnen, alle nachträglichen Tendenzen der Literatur von Gheorghe Crăciun enthalten. Carmen Muşat:



    Gheorghe Crăciun hatte sein Debüt als fertiger Autor, ein Autor der sein literarisches Programm bereits im Werk »Originalunterlagen/Beglaubigte Kopien« ankündigt. Die Entscheidung, beide Werke im Doppelband herauszubringen, war gewisserma‎ßen beabsichtigt, zusammen mit der Tochter des Autors, Oana Crăciun, wollte ich dieses doppelte Debüt dokumentieren und es unter die Leser zu bringen. Es sind hier sein Erstling von 1983 und ein späteres Buch vereint, mit dem der Autor ursprünglich debütieren wollte, es aber jahrelang in einer Schublade zurückhielt und erst 2003 im Verlag Cartier in Chişinău veröffentlichte.“




    Gheorghe Crăciun sagte, dass sein Debütband Originalunterlagen/Beglaubigte Kopien“ ein äu‎ßerst experimentales und daher auch weniger zugängliches Buch sei. Er sah sich selbst dennoch nicht als Mitglied der Avantgarde an. Postmodern im üblichen Sinne des Wortes sei er auch nicht, selbst wenn seine Literatur eine deutliche experimentale Komponente habe. Es gibt in mir die Faszination der Suche nach einer anderen Macht und nach einer Möglichkeit, die Welt in Worte zu fassen. Mein Experimentalismus lässt sich aber nicht auf Sprache reduzieren, wie manchmal über mich gesagt wurde. Er stammt von der Empfindung, vom Bewusstsein, dass unsere natürliche Sprache, die Wörter, die wir zur Verfügung haben, ungenügend im Vergleich zur Vielfalt und zum Reichtum des Realen sind. Es handelt sich um einen Willen, in einer Sprache tiefer zu suchen, die die Gesamtheit und den Reichtum der Welt zu beschreiben versucht“, sagte Gheorghe Crăciun über seine eigene Literatur. Literaturkritikerin Carmen Muşat:



    In unserem literarischen Raum bleibt Gheorghe Crăciun einer der Autoren, deren schriftstellerische Hypostase von einem äu‎ßerst scharfen theoretischen Verstand ergänzt wird. Aus dieser Sicht ist er Teil der Familie der Schriftsteller wie Camil Petrescu, Mircea Eliade, Mihail Sebastian. Diese sind Schriftsteller, die das eigene Werk Schritt für Schritt ersonnen haben. Ich glaube, dass in seinem Debütband »Originalunterlagen/Beglaubigte Kopien« Gheorghe Crăciun diese Sicht ausführlich präsentiert. Einer seiner Versuche war, verschiedene Spracharten in sein Werk zusammenzubringen und Literatur zu machen, indem er Malerei, Musik, Fotografie zusammenruft und sie auf die solide Grundlage, die die Literatur darstellt, setzt. Das gelingt ihm gut und die Literatur, die er schafft, hat die Fotografie und die Musik als Vorbild. Die Art und Weise, in der er seine Phrasen baut, deren Rhythmus, die Art und Weise, in der er Ideen Ausdruck verleiht, in der er eine Erzählung baut, hat ein wenig mit der Technik der Fotografie und der Musik zu tun. Etwas, das mir als äu‎ßerst wichtig erschien.“




    Ein Gedanke, ein Gefühl, eine gewisse Traurigkeit und dennoch auch die Freude, dass diese Welt existiert, in uns pulsiert, nach Aufmerksamkeit verlangt und uns dazu bringt, ihr Ausdruck zu verleihen, egal was wir denken. Ich sehe die Welt mit den Augen des Kindes, ein Kind das noch nicht erfahren hat, was es am Schönsten in der Welt gibt. Mein Auge kann sich daran auch nicht erinnern. In meinem Gedächtnis finden die bekannten Wörter und Farben keinen Platz. Weder die Ästhetik noch irgendein literarischer Text oder ein berühmtes Gemälde können meinen Blick von der Welt lenken. Nichts von dem, das ich in mir trage, kann in meinen Gedanken bleiben. Ich sehe und ich mag, was ich sehe, ich mag das Ausma‎ß und den Zeitpunkt des Betrachtens.“ Das waren ein paar Zeilen aus dem Band Originalunterlagen/Beglaubigte Kopien“, die die Autorenserie Gheorghe Crăciun eröffnet.




    Die Literaturkritikerin Carmen Muşat kommt erneut zu Wort:



    Das Prosawerk von Gheorghe Crăciun und im allgemeinen die Prosa der sogenannten Generation der achtziger Jahre wird gleich beim Debüt als realistische Prosa betrachtet. Eine realistische Prosa, die im völligen Kontrast zu dem literarischen Projekt des sozialistischen Realismus oder des sogenannten politischen Romans steht, der in den Achtzigern in Mode gekommen war. Was die Generation der achtziger Jahre macht, ist das Reale bis ins kleinste Detail zu entdecken. Das kommt einem Versuch gleich, das ideologische Sieb bei seinem Versuch zu verhindern, den Blick auf die reale Welt zu verdunkeln oder zu hindern. Die Menschen bewegen sich natürlich in der Prosa von Gheorghe Crăciun. Es handelt sich um normale Menschen, die der Autor in ihrem Alltag entdeckt: Pendler, Lehrer die irgendwo auf dem Dorf unterrichten und deren geistiger Horizont aus ideologischen Gründen eingeschränkt wird. Dennoch nimmt sich diese Prosa nicht vor, politische Verschwörungen oder Missbräuche zu enthüllen, so wie es in der Literatur über die 1950er Jahre der Fall war. Die Hauptfiguren in der Prosa von Crăciun nehmen die Wirklichkeit sehr getreu wahr und werden in ihrem Alltag mit gewöhnlichen Problemen konfrontiert. Wer sein Prosawerk jetzt liest, braucht keine zusätzliche Erklärungen, man braucht gar nicht zwischen den Zeilen zu lesen. Man muss sich nicht anstrengen, um seine Prosa zu lesen, und man braucht keine Fu‎ßnoten dafür.“




    Einige Werke Gheorghe Crăciuns wurden ebenfalls im Ausland veröffentlicht. Folgende Bände hat er als Autor oder Mitautor unterschrieben: Experiment in Romanian Post-War Literature“ (veröffentlicht 1998), Images & Texts / lmages et textes (erschienen im Jahr 2000) und Composition aux parallèles inégales“ (veröffentlicht 2001 im französischen Verlag Maurice Nadeau“, Paris, in der Übersetzung von Odile Serre). Sein Name ist auch in den Prosasammlungen Desant 83“ (veröffentlicht 1983), The Phantom Church and Others Stories from Romania“ (erschienen im Verlag University of Pittsburgh Press im Jahr 1996) und Romanian Fiction of the 80s and 90s“ (veröffentlicht 1999) zu finden.

  • Schriftsteller Gheorghe Crăciun mit Autorenreihe geehrt

    Schriftsteller Gheorghe Crăciun mit Autorenreihe geehrt

    Gheorghe Crăciun war Prosaist, Essayist, Publizist, Theoretiker und Literaturkritiker. Er ist einer der bedeutendsten rumänischen Schriftsteller der gegenwärtigen Literatur. Gheorghe Crăciun starb 2007. Seine veröffentlichten Romane Acte originale/Copii legalizate“ (1982) und Compunere cu paralele inegale“ (1988) sind ins Französische übersetzt worden. Frumoasa fără corp“ Mecanica fluidului“ (2003), Pupa russa“ (2004) sind weitere Titel seiner Werke. Er hat Rumänien beim Festival Les Belles Etrangères“ vertreten, wo französische Leser mit rumänischen Schriftstellern zusammenkamen. Gheorghe Crăciun ist 1983 mit dem Debütpreis des Rumänischen Schriftstellerverbandes 1995 und 2003 mit dem Preis des Schriftstellerverbandes der Moldaurepublik sowie 1997 und 2002 mit dem ASPRO-Preis für das beste Kritikbuch des Jahres ausgezeichnet worden.



    Die Autorenserie Gheorghe Crăciun erscheint unter der Leitung der Literaturkritikerin Carmen Muşat und der Tochter von Gheorghe Crăciun, Oana Crăciun. Die Serie bringt sowohl bekannte Prosawerke, Publizistik, Theorie als auch Manuskripte aus dem Archiv des Autors zusammen. Carmen Muşat, Chefredakteurin der Literaturzeitschrift Observator Cultural“, bringt Einzelheiten über Gheorghe Crăciuns Werk:



    Bei Gheorghe Crăciun hat man es mit Literatur vom feinsten zu tun. Wenn man Werke von Gheorghe Crăciun liest, merkt man, dass in den 1980er-90er Jahren und sogar im Jahre 2000 in Rumänien gute Literatur geschrieben wurde, die mit Werken bedeutender ausländischer Schriftsteller verglichen werden kann. Gheorghe Crăciun ist einer der repräsentativsten rumänischen Schriftsteller. Er liebte die Literatur und die Welt, und das kommt in seinem wunderbaren Werk zum Ausdruck. Deshalb sprechen wir von einem originellen Schriftsteller.“




    Der Roman Acte originale/Copii legalizate (variaţiuni la o temă în contralumină)“, der 1982 im Verlag Cartea Românească erschien, kann als eine Ouvertüre seines gesamten Werks gesehen werden. Der Autor polemisiere hier mit einer realistischen Tradition, von der er sich distanziere, sagte Carmen Muşat. Hören wir weiter, wie die Kulturjournalistin Gheorghe Crăciun neu entdeckt hat:



    Für mich war es sowohl eine gro‎ße Freude als auch eine gro‎ße Überraschung. Zusammen mit Oana Crăciun ging ich von der folgenden Idee aus: Wir wollten den Lesern die Titel der Werke von Gheorghe Crăciun anbieten. Wir suchten im Nachlass des Schriftstellers und haben besondere Sachen entdeckt wie die Manuskripte dieser Bücher. Gheorghe Crăciun war ein Perfektionist. Er war nie mit der Form seines Buches ganz zufrieden und schrieb jeden Text mehrfach um, bis er die gewünschte Form erzielte. Das merkt man einfach dank der Manuskriptenserie, die die herausgegebenen Bände begleiten. Wir haben versucht, diese harte Arbeit des Autors anschaulich zu machen, indem wir zu jedem Werk wie etwa »Acte originale/Copii legalizate (variaţiuni la o temă în contralumină)«, und »Mecanica fluidului« eine Notiz hinsichtlich der Manuskripte hinzufügten, wir haben versucht, einen Schlüssel zu diesem faszinierenden Universum zu liefern. Es geht um ein Labor, wo geschaffen wird, wo man das Profil und die Grö‎ße des Schriftstellers sehen kann.“




    Anlässlich der Lancierung der Autorenserie fand auch die Vernissage der Ausstellung 15 originelle Zeichnungen von Gheorghe Crăciun“ statt. Die Ausstellung kann bis Ende Januar besucht werden.