Tag: Banat

  • Neues Reiseziel: Skipisten im Banater Bergland immer häufiger besucht

    Neues Reiseziel: Skipisten im Banater Bergland immer häufiger besucht

    Daniel Onea hat für die Radio Tour Dan Mirea interviewt – er ist der Manager des Reisezentrums in Caraș-Severin. Mirea behauptet, das Banater Bergland könne insbesondere in den Winterferien ein ideales Ziel sein.

    Es gibt Großstädte in Rumänien, die verstanden haben, dass Weihnachtsferien wie in Europa aussehen müssen. Was in Craiova, Hermannstadt und sonstwo geschieht, ist der Beweis dafür, dass wir versuchen, uns am Kulturtourismus oder dem religiösen Tourismus im Ausland zu orientieren, denn diese Feiertage bringen Familien und Menschen zusammen. Das Banater Bergland ist umgeben von Urlaubsorten.

    Als Beispiel nenne ich den Ferienort Semenic und insbesondere den Ferienort Văliug, der sich in den letzten zehn Jahren neu erfunden hat. Dort gibt es über 30 Gästehäuser. Diese Orte werden seit einigen Jahren von Touristen besucht. Zurzeit sind die Hotels in Văliug wegen der Pisten ausgebucht. In Văliug gibt es eine der besten Skipisten in Westrumänien. Früher waren hier nur Touristen aus Rumänien, aber seit zwei oder drei Jahren kommen auch Gäste aus dem Ausland hierher.

    Die hier getätigten Investitionen wurden mit europäischen Geldern finanziert. Das ist der Grund warum die Unterkünfte inzwischen ausgebucht sind, glaubt Dan Mirea vom Reisezentrum Caraș Severin.  Doch nicht nur hier wurde investiert, sondern auch in der Region um den sogenannten Muntele Mic – dem Kleinberg-Massiv.

    Es hat viele, lange Diskussionsrunden über die dortige Piste gegeben. Jetzt wird sie gerade modernisiert. Die beiden Pisten auf dem Berg Semenic und auf dem Kleinberg werden mit Sicherheit in naher Zukunft das Interesse der Wintersportler wecken. In den letzten drei Jahren habe ich beschlossen, Silvester in Văliug zu feiern, hoch oben in den Bergen. Die Atmosphäre dort ist wunderbar und schwer zu beschreiben. Die Dörfer dort sind ganz besonders.

    Zum Beispiel das berühmte Gărâna/Wolfsberg, dieses ist bereits eine nationale Marke dank des internationalen Jazz-Festivals. Es gibt über 30 Gästehäuser dort. Wolfsberg hat deutsche Wurzeln, und der Ort hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. In den letzten zwei Jahren habe ich die Weihnachtsferien und Silvester in Wolfsberg verbracht, in den Gästehäusern und auf der Skipiste. Vor zwei Jahren habe ich die Silvesternacht wortwörtlich auf der Skipiste erlebt.

    „Das Banat ist Vorreiter“ – lautet die ungefähre Übersetzung eines landesweit bekannten Spruchs, mit dem die Einheimischen ihre Region stolz beschreiben. Dieser Spruch soll auch für den Tourismus gültig sein, sagt Dan Mirea. Für die Förderung des Tourismus setzt der Kreisrat in Caraș-Severin ein spezielles Team ein.

    Ich glaube, dass dieser Ausdruck uns verpflichtet, den Glanz der Vergangenheit wieder ins Bewusstsein der Besucher zu rufen. Wir können sehr gute Gastgeber sein und haben viele Attraktionen. Es gibt im Banater Bergland nicht nur das SemenicGebirge, sondern auch die Donauschlucht, die sich stark entwickelt hat. Während im Winter die Hauptattraktionen in den Bergen liegen, sind im Sommer alle Orte entlang der Donauschlucht voll ausgelastet, und die meisten Touristen sind Ausländer.

    Ich würde sagen, es ist bemerkenswert, dass so viele Touristen aus weiter entfernten Ländern als Europa gekommen sind. Natürlich haben wir auch einen Kern von Rumänen, die nach Hause zurückkehren. Das Banat ist die Region mit den meisten ethnischen Deutschen, Ungarn, Menschen, die schon vor 1989 im Ausland waren, von denen einige zurückkommen und im Banat investieren.

    Hauptattraktion in der Donauschlucht ist die Steinskulptur von Decebal, dem dakischen König. Sie ist 55 Meter hoch und 25 Meter breit und damit die größte Steinskulptur in Europa, sagt der Manager des Reisezentrums. Er versucht, uns die Größenordnung zu erklären: Die Skulptur ist nur sechs Meter kleiner als die Freiheitsstatue in New York, acht Meter höher als das Jesus-Denkmal in Rio und zehn Meter höher als der Koloss auf Rhodos. Und ganz in der Nähe befindet sich der bislang heruntergekommene Kurort Herkulesbad. Doch auch hier besteht Hoffnung, glaubt Dan Mirea.

    Viele historische Gebäude in Herkulesbad sind renoviert worden. Es gibt Projekte, und es gibt europäische Investitionen in diesem Ferienort, der früher Maßstäbe setzte, ein Karlovy Vary Rumäniens. In diesem Jahr fand das Herkules-Festival im neuen, vollständig renovierten Sommertheater statt, und wir hatten jeden Abend eine konstante Besucherzahl von über 3000 Menschen aus In- und Ausland. Herkulesbad ist nach wie vor eine große Herausforderung für die lokalen Behörden.

    In nicht allzu ferner Zukunft werden Sie eine radikale Umgestaltung von Herkulesbad erleben. Denn es gibt dort einen sehr fleißigen Bürgermeister. Er hat erkannt, dass die größte Wette, die er zu gewinnen hat, darin besteht, das Image und den Glanz der alten Zeiten wiederherzustellen. In diesem Kurort verbrachten die Prinzessin Sissi und die Elite des österreichisch-ungarischen Reiches ihre Freizeit. Es gibt Thermalwasser, es gibt Hotelanlagen aus der k.u.k.-Zeit, die noch immer berühmt sind, es gibt die Villa, in der Maria Theresia gewohnt hat, die alten Möbel stehen noch.

    Ebenfalls im Banater Bergland steht ein in Europa einzigartiger Landschaftspark mit Wassermühlen, der zum UNESCO-Welterbe gehört. Der Park war Anfang der 2000er Jahre vom Astra-Freilichtmuseum in Hermannschaft mit europäischen Geldern restauriert worden. Die Mühlen befinden sich im Dorf Eftimie Murgu und sind noch in Betrieb. Ebenso faszinierend ist Ineleț, ein Bergdorf, das nur über senkrechte Holztreppen zu erreichen ist. Das Dorf ist dank des erschwerten Zugangs noch so erhalten, wie es vor hundert Jahren war.

  • Landkreis Temesch: vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot

    Landkreis Temesch: vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot

    Der Kreis Temesch ist ein multikultureller Landkreis und beispielhaft für das friedliche Zusammenleben und Miteinander der verschiedenen Volksgruppen. Ihre Präsenz zeigt sich in der Architektur der Gebäude, in der Vielfalt der Veranstaltungen und im Handwerk. Unsere heutige Reise führt uns von Temeswar, der Kreishauptstadt und Kulturhauptstadt Europas 2023, zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten des Region.

    Iosif Nicoară ist der Geschäftsführer des Vereins zur Förderung und Entwicklung des Tourismus im Kreis Timiș, der auf dem Tourismusmarkt mit dem englischsprachigen Slogan „Visit Timiș wirbt. In Timișoara gibt es mehr als 900 Gründe, einen Spaziergang zur Erkundung der Stadt zu machen, sagt unser heutiger Reiseführer. Diese Zahl steht für die denkmalgeschützten Gebäude der Stadt, denn Temeswar verfügt über den größten Bestand an historischen Gebäuden in Rumänien. Jedes mit seiner eigenen Geschichte, die nur darauf wartet, entdeckt zu werden:

    Ich würde mit einer Besichtigung der orthodoxen Metropolitankathedrale beginnen, die das zweitgrößte Gebäude dieser Art im Land ist und einen besonderen Bezug zur Spiritualität und Geschichte der Stadt hat. Die Kathedrale ist in einem unverwechselbaren architektonischen Stil gebaut und bietet von ihren Stufen aus einen Blick auf das Stadtzentrum. Darüber hinaus ist dieser Ort auch geschichtsträchtig. Hier spielte sich eine wichtige Episode der antikommunistischen Revolution von 1989 ab. Auf den Stufen der Kathedrale forderten Demonstranten mit Kerzen in den Händen Freiheit und das Ende der Ceaușescu-Diktatur im Dezember 1989. Anschließend empfehle ich einen Spaziergang über den Siegesplatz, den Freiheitsplatz und den Platz der Vereinigung, ebenfalls geschichtsträchtige Orte der Stadt. Am Vereinigungsplatz befindet sich das Nationale Kunstmuseum, in dem im vergangenen Jahr die Brâncuși-Ausstellung stattfand. Sie war ein durchschlagender Erfolg, der bis in die Vereinigten Staaten reichte. Selbst aus Übersee kamen Besucher, um die Brâncuși-Ausstellung zu besichtigen. Fünfzig Jahre nach dem Tod des weltbekannten Bildhauers hat die Ausstellung den größten Teil der Skulpturen von Constantin Brâncuși an einen Ort ins Land zurückgebracht. Sehenswert ist auch die Festung der Stadt Temeswar, auch bekannt als Maria-Theresia-Bastei. Heute ist dort das Nationale Museum des Banats untergebracht. Auch das Museum des Banater Dorfes ist einen Besuch wert. Dies wären die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Timișoara.“

     

    Das historische Stadtzentrum von Temeswar ist einzigartig in Rumänien und besteht aus drei städtischen Plätzen, die jeweils einen anderen Baustil repräsentieren. Der vorherrschende architektonische Stil ist der Wiener Barock, aber auch der neobyzantinische Stil und der Jugendstil haben an vielen Gebäuden ihre Spuren hinterlassen. Temeswar hat auch die vielfältigste ethnische und konfessionelle Struktur Rumäniens. 21 Volksgruppen und 18 religiöse Konfessionen leben hier in Harmonie und Toleranz miteinander, sagt Iosif Nicoară, Geschäftsführer des Vereins zur Förderung und Entwicklung des Tourismus im Kreis Timiș.

    Ich habe vor kurzem darüber nachgedacht, welches das beste Wort wäre, um all das auf den Punkt gebracht zu beschreiben, was Temeswar und der Kreis Temesch als Ganzes bedeuten, denn der Kreis Timiș hat viel zu bieten. Es gibt viele ethnische Minderheiten, darunter Deutsche, Ungarn und Serben. Und wenn es etwas gibt, das den Kreis Temesch auszeichnet, dann ist es das gute Zusammenleben dieser Gemeinschaften. Das Miteinander der Volksgruppen hat sich harmonisch entwickelt, und dieses Zusammenwachsen hat dafür gesorgt, dass sich diese Stadt und dieser Landkreis sehr schön entwickelt haben, dass Temeswar eine Touristenattraktion für jeden ist, der nach Rumänien kommt. Nicht von ungefähr wird Temeswar auch als Klein-Wien bezeichnet.“

     

    Weiter geht es in unserer Reise nach Buziaș (Bad Busiasch) – der Kurort ist vor allem für die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt, wobei natürliche Heilfaktoren eingesetzt werden. In erster Linie wird das kohlensäurehaltige Mineralwasser für die äußere Behandlung in Form von beheizten Mineralwasserbädern und für die innere Behandlung an den Trinkbrunnen des Parks verwendet. Sehr beliebt sind auch die sogenannten Mofetten, Kohlendioxidausströmungen, die sich positiv auf den peripheren Kreislauf auswirken. Und nicht zuletzt die Kur mit stark ionisierter Luft. In diesem Fall handelt es sich um eine Ionenkonzentration in der Luft, die mit jener in einer Höhe von 1000 m vergleichbar ist, obwohl sich der Kurort auf einer Höhe von nur 128 m befindet. Das hier herrschende Mikroklima ist besonders gesundheitsförderlich, sagt weiter Iosif Nicoară vom Verein „Visit Timiș“.

    Wenn man als Tourist nur zwei oder drei Tage zur Verfügung hat, würde ich nach einem Rundgang durch Temeswar auf jeden Fall Buziaș empfehlen, denn der Kurort liegt ganz in der Nähe. Außerdem gibt es direkt neben Buziaș einen Hügel namens Dealul Silagiului (dt. Silascher Hügel), auf dem sich sechs Weinkeller befinden. Nur wenige Menschen wissen, dass es dort diese Weinkeller gibt, die sich harmonisch entwickelt haben. Dort gibt es lokale Winzer, die einen großartigen Wein herstellen. In diesem Jahr wollen wir am 2. Juni einen sogenannten Herzmarathon veranstalten. Es wird Läufe über 600 m für Kinder geben, denn sie sind die Zielgruppe, um sich an der frischen Luft zu bewegen und zu sehen, wie schön die Gegend ist. Mit dem Auto ist man in 30 Minuten von Temeswar nach Busiasch unterwegs, und neben dem äußerst großzügigen Gesundheitsangebot der Stadt bietet der Silascher Hügel auch eine wunderschöne Natur. Ich habe die sechs Weinkeller erwähnt, aber es gibt auch lokale Lebensmittelhersteller, die alle Arten von Naturprodukten in der Gegend anbieten – Honig, sehr guten Käse, Fleisch und andere authentische lokale Erzeugnisse.“

     

    Das Fatscheter Land (rum. Țara Făgetului) rund um die gleichnamige Kleinstadt, auch als Bukowina des Banats bekannt, erstreckt sich im östlichen Teil des Kreises Temesch. Es ist eine malerische Gegend mit vielen Möglichkeiten für Erholung und Entspannung, wie wir weiter von Iosif Nicoară, dem Geschäftsführer des Verbands für die Förderung und Entwicklung des Tourismus im Kreis Timiș, erfahren:

    Ich bin selbst in einem hügeligen Gebiet in der Nähe der Berge geboren und aufgewachsen, daher wäre das zweite Ziel, zu dem ich sie führen würde, das Făget-Land. Es ist eine außergewöhnlich schöne Gegend, in der es auch die älteste urkundlich attestierte Kirche der Region gibt. Hier kann man zum Șopot-Wasserfall wandern oder die Quelle des Bega-Flusses sehen – die Gegend ist leicht mit dem Auto oder dem Motorrad erreichbar. Wer eine Radtour machen möchte, kann eine sehr schöne Strecke namens Transluncani wählen. Auf dieser Strecke kann man auf die andere Seite wechseln, in den Landkreis Caraș-Severin. In der Gegend gibt es den Cornet-Wasserfall, die Jdioara-Festung, den Surduc-See, auf dem Sie mit dem Katamaran unseres Vereins eine Fahrt buchen können. Diese Gegend ist also auch außerordentlich schön. Es ist eine hügelige und bergige Region, in der man sich entspannen und eine schöne Zeit verbringen kann.“

     

    Im Kreis Temesch sind auch viele Handwerker anzutreffen. Anders als in anderen Teilen Rumäniens fasziniert hier der Reichtum der Traditionen aufgrund des multiethnischen Charakters der Region. Das Umland von Temeswar wartet also darauf, ohne Eile entdeckt zu werden, denn es lohnt sich. Und wenn Sie die Handwerker in ihren Werkstätten bei sich zu Hause besuchen möchten, können Sie sich an den Verein zur Förderung und Entwicklung des Tourismus im Kreis Timiș wenden. Der Verein organisiert nämlich Reisen zu den Handwerkern im ganzen Landkreis.

  • Kamele im rumänischen Raum: bereits in der Antike als Nutztiere verbreitet

    Kamele im rumänischen Raum: bereits in der Antike als Nutztiere verbreitet

     

     

    Die Geschichte der Menschheit und die Entwicklung von Gemeinschaften und Individuen können auch durch die Tiere erforscht werden, die sie in unterschiedlichen Zeiten als Nutz- oder Haustiere begleitet haben. Archäologen, die für uns heute die erstaunlichsten Objekte aus dem Boden graben, bringen auch die Überreste von Haustieren ans Tageslicht. Die Archäozoologie ist die Disziplin, die sich mit den Beziehungen zwischen dem historischen Menschen und der Tierwelt befasst, d. h. mit der Domestizierung, der Ernährung des Menschen, der Tierhaltung, den Bestattungsriten usw. Die Archäozoologie unterscheidet sich von der Paläontologie, die sich mit der Entwicklung von Tieren und Menschen befasst, ohne sich um ihre möglichen Beziehungen zu kümmern, und von der Paläozoologie, die ausgestorbene Tiere erforscht. Dank der Archäozoologie erfahren wir, dass das Kamel, ein typisches Säugetier der tropischen und Wüstenregionen Afrikas, Asiens und Australiens, einen Platz auch in der rumänischen Geschichte hat.

    Das Kamel ist ein großes, wiederkäuendes, pflanzenfressendes Säugetier, das auch in Rumänien in drei Varianten vorkommt: das Dromedar oder einhöckrige Kamel, das Trampeltier oder zweihöckrige Kamel und Hybriden der beiden, die einen großen und einen kleinen Höcker haben. Das Kamel, das auch als „Wüstenschiff“ bezeichnet wird, wurde als Transporttier eingesetzt, da es mit nur wenigen Wasser- und Nahrungsvorräten weite Strecken zurücklegen kann. Das Kamel, das vor etwa 5 000 Jahren domestiziert wurde, liefert Fleisch, Milch und Wolle und kann bei Nahrungsmangel auch verzehrt werden.

    Adrian Bălășescu hat in Biologie und Geschichte promoviert und ist Archäozoologe am „Vasile Pârvan“-Institut für Archäologie der Rumänischen Akademie. Er erforscht Kamelreste, die an archäologischen Stätten in Rumänien gefunden wurden, und hat eine Chronologie der Funde vorgelegt. Das älteste Kamel in Rumänien stammt aus dem 2. bis 4. Jahrhundert und wurde in der Dobrudscha, nahe der Festung Ibida im Landkreis Tulcea entdeckt.

    Vor 60 Jahren wurden die ersten Kamelreste ausgegraben, die in Dinogetia bei Garvăn im Kreis Tulcea entdeckt wurden. Damals gab es dort eine systematische archäologische Erforschung der byzantinischen Epoche aus dem 9. bis 12. Jahrhundert. Es wurde ein Zehenglied der Art camelus bactrianus entdeckt, also ein Kamel mit zwei Höckern. Mehr als 40 Jahre später, im Jahr 2007, wurden weitere Überreste in Noviodunum, dem heutigen Isaccea, ebenfalls im Kreis Tulcea, am Donauufer entdeckt. Diese Überreste stammen aus dem 11. Jahrhundert.“

     

    2007 wurden auch in Agighiol, ebenfalls in der Dobrudscha, weitere wichtige Funde gemacht. Es handelt sich um sechs erwachsene Kamele, die anhand ihrer Kiefer identifiziert werden konnten, deren Knochen keine Anzeichen menschlicher Eingriffe und keine Spuren von Raubtierzähnen aufweisen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sie schnell begraben wurden, wie der Forscher Adrian Bălășescu erläutert.

    Wir haben uns gefragt, wie die Knochen dieser Tiere in den Boden gekommen sind? Wir haben nicht viele Informationen vom Ausgrabungsort, und daher ist diese Frage schwer zu beantworten. Ich habe die Theorie, dass das Fehlen von Schnitt- und Zerlegungsspuren darauf hindeuten könnte, dass diese Tiere innerhalb kurzer Zeit an einer Krankheit starben und schnell begraben wurden, um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Jüngste paläogenetische und mikrobiologische Studien belegen, dass Kamele als Überträger der Pest in Frage kommen. Die großen Epidemien kamen aus Asien, und neben Mäusen und Ratten als Träger des Pesterregers scheinen auch Kamele eine sehr wichtige Rolle gespielt zu haben. Dieses Bakterium, das die Pest verursacht, wurde sogar bei den von mir untersuchten Überresten im Zahnstein gefunden.“

     

    Weitere Kamelspuren wurden in der westrumänischen Stadt Timișoara (Temeswar) gefunden. Die Temeswarer Festung wurde 1552 von den Türken erobert und bis 1716 von ihnen beherrscht. Hier handelt es sich um zwei Unterkiefer, die bei Ausgrabungen im Stadtzentrum gefunden wurden. Doch Kamele gab es in Mittel- und Osteuropa schon lange vor der Ankunft der Osmanen, sagt weiter Adrian Bălășescu.

    In Mittel- und Südosteuropa sind Kamele seit der Römerzeit bekannt. Ihr Vorkommen dürfte vor allem auf die Ausdehnung des Römischen Reiches und die Verlegung von Militäreinheiten aus den Provinzen des Nahen Ostens oder Afrikas zurückzuführen sein, wo diese Tierart häufig anzutreffen war. So wurden osteologische Beweise in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Ungarn, Serbien und Bulgarien gefunden. Für das frühe Mittelalter sind die Funde in Dinogetia und Noviodunum (9.-12. Jahrhundert) belegt, wo diese Tiere aufgrund des römisch-byzantinischen Einflusses in der Region vorkommen.“

     

    Die Anwesenheit der Osmanen in Mitteleuropa beginnend mit der zweiten Hälfte des 16. Jh. und insbesondere ab dem 17. Jh. hat auch eine Wiederbelebung des Kamelhandels bewirkt, führt zum Schluss unseres Geschichtsmagazins der Archäologe Adrian Bălășescu aus.

    Mit dem Vordringen der Türken nach Europa kehrte auch diese Tierart zurück. Das ist insbesondere in Ungarn für die Zeit vom 15. bis zum 17. Jh. relativ gut dokumentiert. Die Anwesenheit dieser Tiere auf rumänischem Gebiet ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sie als Transporttiere für militärische und zivile Zwecke verwendet wurden. Wahrscheinlich wurden sie in Zeiten des Nahrungsmangels auch verzehrt. Im 16. und 17. Jahrhundert gab es in der türkisch besetzten Region Banat Gasthäuser, in denen Kamelfleisch serviert wurde. Die Anwesenheit dieser Tiere in Rumänien ist bis ins 20. Jahrhundert bezeugt. Es gibt ein Fotoarchiv eines Artillerieregiments aus der Zeit des Ersten Weltkriegs in der Dobrudscha, wo zu sehen ist, dass die Kanonen mit Kamelen befördert wurden.“