Tag: Barock

  • Arad – eine Stadt mit vielfältiger Architektur

    Arad – eine Stadt mit vielfältiger Architektur

    Unsere heutige Reise geht in den Westen Rumäniens, nämlich nach Arad. Das Museum der Konditorei, das Beller-Haus, zahlreiche historische Denkmäler und ein vielfältiges Kulturprogramm — das sind nur einige Anhaltspunkte eines gelungenen Urlaubs. Ralu Cotrău ist die Sprecherin der Stadtverwaltung Arad. Sie lieferte uns einige Einzelheiten zur historischen Entwicklung der Stadt:



    Die Stadt wurde 1937 evaluiert. Bei dieser Gelegenheit wurde festgestellt, dass Arad die repräsentativste Stadt der Regionen Siebenbürgen und Banat und die viertwichtigste Stadt landesweit sei. Rund 4000 Handelsgesellschaften wickelten zu der Zeit ihre Tätigkeit in der Stadt am Ufer der Marosch ab. Die geografische Lage der Stadt, aber auch die ethnische und religiöse Vielfalt trugen zur Entwicklung der Stadt bei. Arad ist auch heute noch eine der reichsten und erfolgreichsten Städte Rumäniens.“




    Architekturliebhaber können hier wunderschöne Bauwerke bewundern. Viele Gebäude sind im Barockstil gebaut, allerdings sind auch viele Elemente der Renaissance zu erkennen. Der klassische, neogotische oder sezessionistische Stil ist ebenfalls sichtbar in der Architektur des Ortes. Mehr dazu von Ralu Cotrău:



    Falls Sie nach Arad kommen, empfehlen wir Ihnen das Verwaltungspalais zu besuchen. Das Gebäude ist beeindruckend, es ist vermutlich das schönste Gebäude, in dem ein Rathaus in Rumänien untergebracht wurde. In der Innenstadt befindet sich auch das Klassische Theater »Ioan Slavici«, der Kulturpalast, der vor kurzem restauriert wurde. Die Innenräume des Kulturpalastes sind atemberaubend schön. Der Wasserturm ist eine weitere Sehenswürdigkeit in der Stadt. Er ist 35 m hoch. Die Aussicht von der Turmplattform ist ebenfalls wunderschön. Der Turm beherbergt zahlreiche Ausstellräume.“




    Arad hat eine Reihe schöner repräsentativer Profanbauten, die das Stadtbild mitprägen, wie das Rathaus, das Komitatshaus, das Amtsgericht, das neue Theater, das Haus zum goldenen ABC, das Wei‎ße Kreuz und der Kulturpalast. Neben dem Rathaus stehen die 1821 und 1870 erbauten und mit korinthischen Säulen verzierten Gebäude: das Komitatshaus und das Amtsgericht. Den Rathausplatz umrahmen das Eisenbahnpalais, die Nationalbank und die Sparkasse, alle im klassizistischen Baustil. Vom Rathaus bis zum Theater führt der Boulevard der Revolution, eine breite, lange Allee, mit Grünanlagen und von Gebäuden verschiedenen Alters und verschiedener Stilrichtungen eingesäumt. Ralu Cotrău, die Sprecherin der Stadtverwaltung, mit mehr Informationen über Arad:



    Die Burg von Arad, eine siebenbürgische Festung, erbaut im Vauban-Stil, ist besonders schön. Ebenso das Beller-Haus, bekannt unter anderem als Haus mit Kanonenkugeln, nach den 17 Kanonenkugeln, die ihre Spuren in der Wand hinterlie‎ßen. In Arad gibt es auch Barockkirchen, wie z.B. das Kloster St. Simeon der Stylit (Säulenheiliger) und die serbische Kirche St. Petrus und Paulus oder die Kathedrale St. Anton von Padua. Letztere wurde 1904 im Stil der Renaissance erbaut. Es gibt sehr viele Sehenswürdigkeiten in der Stadt. Sie ist mit Sicherheit einen Besuch wert.“




    Das örtliche Informationszentrum befindet sich in der Innenstadt von Arad. Es stellt den Touristen Karten und touristische Werbematerialien in verschiedenen Sprachen zur Verfügung, unter anderem auf Englisch, Deutsch und Ungarisch. Die Mitarbeiter der Auskunftsstelle bieten darüber hinaus Informationen über verschiedene mögliche Wanderrouten durch die Stadt sowie über Radwege und sämtliche Sehenswürdigkeiten.

  • Bánffy-Schloss in Bonţida: „Electric Castle“ und mehr

    Bánffy-Schloss in Bonţida: „Electric Castle“ und mehr

    Wir reisen heute in den Westen Rumäniens und besuchen eine Ortschaft, die knapp 35 Km von Cluj (dt. Klausenburg) entfernt liegt. Die Ortschaft ist bekannt dank eines der bedeutendsten Festivals für elektronische Musik weltweit — Electric Castle“. Die Gemeinde hei‎ßt Bonţida. Sie ist klein und kokett. Ein Spaziergang durch die Stra‎ßen von Bonţida verwandelt sich mit Leichtigkeit in eine faszinierende Reise in die Vergangenheit. Wie in vielen rumänischen Dörfern gibt es auch hier schöne Kirchen. Eine davon stammt sogar aus dem 13. Jahrhundert. Allerdings ist das Architekturjuwel des Ortes das Schloss Bánffy. Es ist übrigens auch der Ort, wo die meisten spannenden Veranstaltungen organisiert werden, unter anderem auch das früher erwähnte Festival für elektronische Musik Electric Castle. Früher als das Versailles Siebenbürgens betrachtet, wurde das Schloss Bánffy in Bonţida in mehreren nacheinander folgenden Etappen gebaut. Die Bauarbeiten begannen im 16. Jahrhundert und endeten erst im 19. Jahrhundert. Am Schloss werden vorwiegend zwei Baustile erkannt — die Renaissance und der Barock. Mehr Einzelheiten dazu bringt Timea Berki, die Programmleiterin der Stiftung Transylvania Trust, die sich um die Sanierung des Denkmals kümmert:



    Das Schloss ist ein historisches Denkmal. Vermutlich kennen es die inländischen Touristen viel mehr als eine Ruine. Denn nach der Wende sind viele Schlösser vernachlässigt worden, weshalb sie ungepflegt aussahen. Dennoch ist es ein öffentlich zugängliches historisches Denkmal. Viele wissen nicht, dass das Schloss täglich besucht werden kann. Der Eintritt kostet nur 3 Lei (umgerechnet 80 Eurocents). Der Betrag ist gering, hat vielmehr einen symbolischen Wert. Die im Inneren des Schlosses ausgehängten Informationsschilder enthalten Informationen in drei Sprachen über das Denkmal sowie über die Familie Bánffy, die das Schloss besitzt.“




    Die Stiftung Transylvania Trust verwaltet das Schloss seit mehr als 15 Jahren. Es sei eine wichtige historische Stätte und gleichzeitig das grö‎ßte Schloss in Siebenbürgen, so Timea Berki, Programmleiterin bei der Stiftung Transylvania Trust:



    Der letzte Bewohner des Schlosses, Graf Miklós Bánffy, war ein kulturinteressierter Mensch. Er war auch Schriftsteller, schrieb, unter anderem, die »Siebenbürgische Trilogie« (rum. »Trilogia transilvană«), ein Buch über den Adel in Siebenbürgen und Ungarn zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Buch wurde von der Tochter des Grafen, Katalyn Bánffy, kurz nach seiner Herausgabe ins Englische übersetzt. Auf diesem Wege erreichte es viele Menschen, vor allem im Ausland. Heutzutage besuchen uns ausländische Touristen, die eben auf der Suche nach den im Buch beschriebenen Ortne sind. Ende letzten Jahres beendete Marius Tabacu, der Leiter der Philharmonie in Cluj (Klausenburg), die Übersetzung des Buches ins Rumänische. Wir warten gespannt darauf, dass das Buch auch in rumänischer Sprache veröffentlicht wird. Demnach werden auch inländische Touristen den Roman lesen können und vielleicht haben sie dann Lust, unsere schöne Umgebung zu besuchen.“




    Im Schloss Bánffy werden zahlreiche Veranstaltungen organisiert, so Timea Berki:



    Als wir im Jahr 2000 mit der Schlosssanierung begannen, überlegten wir, die bereits sanierten Räume sowie die Räume, bei denen Rennovationsarbeiten noch im Gange waren, für verschiedene Veranstaltungen zu verwenden. Anfangs organisierten wir die Tage des Schlosses Bánffy Ende August. Sie wurden zur Tradition in der Gemeinde Bonţida und in der Umgebung von Cluj (Klausenburg). Danach starteten wir eine Initiative in Zusammenarbeit mit den Schulen vor Ort — wir veranstalteten einen Festtag für Kinder. Im April und September, anlässlich des Internationalen Tages der Denkmäler und historischen Residenzen bzw. der Europäischen Tage des Kulturerbes, organisieren wir den Tag der offenen Türen im Schloss. Wir arbeiten auch mit verschiedenen Organisationen zusammen, die ihr Interesse bekunden, im Schloss ein Event zu organisieren. Im Rahmen des Internationalen Filmfestivals Transilvania (TIFF) finden im Schloss mehrere Film-Projektionen statt. Und zu guter Letzt beherbergt das Schloss das berühmte Festival für elektronische Musik »Electric Castle«. Dank dieses Musikfestes sind wir weltweit bekannt geworden. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Restaurations-Werkstätte, die wir als Teil unseres Bildungsprogramms organisieren. Denn wir fördern die Bildung durch Restauration und die Restauration durch Bildung. Dieses Projekt wurde im Jahr 2008 mit dem Preis »Europa nostra« ausgezeichnet.“




    Das wichtigste Ziel der Stiftung ist die Restauration des Schlosses. Die Sanierung ereignet sich durch die aktive Teilnahme von Freiwilligen, die an den Restaurations-Werkstätten mitmachen. Die ehemalige Küche des Schlosses wurde schon restauriert. Derzeit gibt es hier ein Kulturcafé, in dem sich die Touristen einen leckeren Kaffee gönnen können. Darüber hinaus haben sie Zugang zu den Publikationen der Stiftung über die Geschichte des Schlosses und den aktuellen Veranstaltungen.

  • QSL 11 / 2016: Vereinigungsplatz in Temeswar

    QSL 11 / 2016: Vereinigungsplatz in Temeswar

    Der Vereinigungsplatz (rum. Piaţa Unirii) in der Innenstadt von Temeswar ist der älteste Platz in der Banater Metropole. Sein heutiger Name rührt vom Einmarsch der rumänischen Truppen am 3. August 1919 her, womit die rumänische Verwaltung der Stadt und die Vereinigung des Banats mit dem Altreich Rumänien besiegelt wurde. Der 3. August ist seitdem auch ein offizieller Stadtfeiertag. Ursprünglich hieß der Platz Losonczy-Platz, nach dem Heeresführer Stefan Losonczy benannt, der die Temeswarer Festung im 16. Jh. vor den osmanischen Truppen zu verteidigen versuchte. Nach der Eroberung Temeswars im Jahr 1552 ließen die Türken Losonczy hinrichten.



    Sein heutiges Aussehen erhielt der Platz nach 1717, als die Truppen der Habsburger die Stadt aus den Händen der Osmanen befreiten. Lange Zeit war der Platz ein Marktplatz. Architektonisch ist der Vereinigungsplatz ein Paradebeispiel für barocke Baukunst. Das symbolträchtigste Baudenkmal ist der 1736 errichtete römisch-katholische Dom, wofür der Platz im Volksmund auch noch als Domplatz bezeichnet wird. Im Mittelpunkt des Platzes steht das Denkmal der Heiligen Dreifaltigkeit. Weitere wichtige Baudenkmäler am Vereinigungsplatz sind der Barockpalast, der heute das Kunstmuseum beherbergt, und das Gebäude-Ensemble des Serbischen Bistums. Das Letztere umfasst die serbisch-orthodoxe Bischofskirche und den Palast der serbischen Volksgruppe.

  • Oradea – die multikulturelle Stadt in Nordwestrumänien

    Oradea – die multikulturelle Stadt in Nordwestrumänien

    Unsere heutige Reise geht in den Nordwesten Rumäniens, nämlich nach Oradea (dt. Gro‎ßwardein, ung. Nagyvarad). Oradea liegt am östlichen Rand der Gro‎ßen Ungarischen Tiefebene am Fluss Crişul Repede (dt. Schneller Kreisch). Das Stadtzentrum ist 13 km von der ungarischen Grenze entfernt. Am Nordostrand der Stadt enden die Ausläufer des Apuseni-Gebirges. Das Gebiet ist damit eine Übergangszone zwischen hügeligem Relief und Ebene. Die Innenstadt zeichnet sich durch schmale, mittelalterliche Gassen aus, die Oradea zum romantischen Reiseziel machen. Die Gebäudearchitektur beeindruckt durch die raffinierte Eleganz. Zahlreiche Hotels, Restaurants und Cafés warten darauf, ihre Gäste willkommen zu hei‎ßen.



    Die Stadt Oradea war auch in der Vergangenheit ein bedeutender Bezugspunkt in der Region. Sie war schon immer ein wichtiges Kultur- und Handelszentrum. Im Mittelalter gab es in der Burg eine Sternwarte. Die dort arbeitenden Astronomen verwendeten den Meridian der Stadt Oradea als Nullmeridian. Die Stadt wurde erstmals urkundlich im Jahr 1113 erwähnt. Die ersten Vermerke über die Burg sind dagegen auf das Jahr 1241 zurückzuführen. Im Mittelalter lebten mehrere Volksgruppen in der Burg zusammen. Dadurch lässt sich die ethnische Vielfalt der Bevölkerung von heute erklären — Rumänen, Ungarn, Alt-Österreicher, Slowaken, Juden, Russinen und Türken leben hier friedlich zusammen.



    Bei einem Stadtrundgang können die Besucher viele bedeutende Denkmäler entdecken. In der Innenstadt gibt es zahlreiche alte, schöne Gebäude. Manche wurden sogar im 16. Jahrhundert errichtet. Der Wiener Architekt Franz Anton Hillebrandt entwarf die bedeutendsten Gebäude im Barockstil. In diesem Zusammenhang ist das Barockschloss repräsentativ. Die historische Altstadt zeichnet sich durch die im Jugendstil erbauten Gebäude aus, wie z.B. das Staatstheater, das Rathaus, das Apollo-Palais, die Sternfestung, das Haus Poynár oder das Palais Moskovitz. Sehenswert sind auch einige orthodoxe sowie römisch-katholische Kirchen in der Stadt. Manche von ihnen beherbergen auch ein hausinternes Museum.



    Die orthodoxe Mondkirche“ (rum. Biserica cu Lună), offiziell Kirche zur Entschlafenen Muttergottes“ (rum. Biserica Adormirea Maicii Domnului), erbaut im barocken bis klassizistischen Baustil, fertiggestellt 1790, sollte auf jeden Fall nicht verpasst werden. Wahrzeichen ist ein Mechanismus im Turm, der anhand einer Kugel die aktuelle Mondphase anzeigt. Der Turm ist 55 m hoch, wobei die Kugel einen 3 m gro‎ßen Durchmesser hat.



    Ebenfalls in der Innenstadt befinden sich das Staatstheater und die Philharmonie. Interessierte Besucher, Kultur- und Musikliebhaber können sich abends im Konzertsaal entspannen oder einer Aufführung beiwohnen. Theateraufführungen gibt es sowohl in rumänischer wie auch in ungarischer Sprache. Die meisten Aufführungen beginnen um 19 Uhr.

  • Arad – die multikulturelle Stadt im Westen Rumäniens

    Arad – die multikulturelle Stadt im Westen Rumäniens

    Heute reisen wir in die Westebene, die vom Marosch-Fluss durchquert wird, genauer gesagt nach Arad, Hauptstadt des gleichnamigen Landkreises.



    Corina Drăghici, Sprecherin der Arader Stadtverwaltung, sagte uns, Arad sei für Rumänien ein Eingangstor:



    Die geographische Lage und die Geschichte sind die bedeutendsten Faktoren, die Rumänien mit Europa verbinden. Deshalb laden wir alle ein, die Rumänien kennenlernen wollen, einen Arad-Besuch zu unternehmen. Hier leben verschiedene Ethnien und Religionen, eine multikulturelle Gemeinschaft. In Arad kommt der dynamische Rhythmus des modernen Lebens in einer wunderbaren Stadtkulisse zum Vorschein. Die Touristen werden gleich von der Schönheit der Gebäude und der freundlichen Atmosphäre erobert. Die Stadt Arad besitzt ein reiches Kulturerbe. Die Baustile sind für das 18., 19. Jahrhundert und den Anfang des 20. Jahrhunderts spezifisch. Das Stadtzentrum ist ein kirchlicher Baukomplex mit Schlössern, Kirchen und anderen Denkmälern, die repräsentativ für den Barock, die Neo-Renaissance, die Neugotik und die Sezession sind.“




    Unter den besonderen Sehenswürdigkeiten der Stadt Arad zählen die Kirchen. Zu erwähnen sind die Minoritenkirche St. Antonius von Padua, die im Neurenaissance-Stil errichtet ist, und die Rote Kirche oder die Evangelisch-Lutherische Kirche im Neugotischen Stil. Die älteste Kirche ist die Serbische Kirche mit Rokoko-Elementen. Eine Besichtigung wert sind noch die Alte Orthodoxe Kathedrale und die Neue Orthodoxe Kathedrale. Der Kulturpalast Arad beeindruckt durch seine Dimensionen und durch die Innendekorationen.



    Die bedeutendste Touristenattraktion ist die Festung Arad. Diese ist eines der bedeutendsten historischen Monumente im Westen des Landes. Die Festung wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gebaut und war eine der beeindruckendsten militärischen Festungsanlagen. Der Plan der Festung ist von der Kaiserin Maria Theresia und ihrem Sohn Joseph II. genehmigt worden. Die Festung wurde im Vauban-Stil in der Form eines Doppelsternes mit 6 Ecken, mit kräftigen Verteidigungsmauern und Kasematten errichtet.



    Arad, ein altes Weingebiet, bietet mehrere Weinsorten, die in den Weinkellern bei Miniş, 30 km von Arad entfernt, am Fuße des Zarand-Gebirges gekostet werden können. Die Touristen können hier rumänische, ungarische und slowakische Speisen essen, darunter das Brot von Pecica, die Salami von Nădlac oder die slowakischen Klöße.



    Arad wetteifert um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2021 und hat in der letzten Zeit ein reiches kulturelles Leben. Es werden Theateraufführungen, Konzerte der örtlichen Philharmoniker, Malerei-Ausstellungen und Festivals organisiert.

  • Der Brâncoveanu-Stil in der rumänischen Baukunst

    Der Brâncoveanu-Stil in der rumänischen Baukunst

    Von 1688 bis 1714 war Constantin Brâncoveanu Herrscher über die Walachei. Er war ein gebildeter Fürst und das sollte sich auf seine Vision über die Architekturplanung auswirken: Daraus entstand der gleichnamige Stil, erklärt Ruxanda Beldiman, Forscherin am Institut für Kunstgeschichte:



    Constantin Brâncoveanu ist vor allen Dingen als Herrscher, gro‎ßer Diplomat und feinfühliger Stratege bekannt, er war gleichzeitig auch eine Kulturpersönlichkeit, die sehr viel in Stiftungen investiert hat, sowohl aus seinem privaten Vermögen als auch aus den Staatskassen. Während dieser Zeit wurden sehr viele Kirchen, aber auch gleicherma‎ßen Behausungen gebaut. Der Constantin-Brâncoveanu-Stil ist nicht aus dem Nichts heraus entstanden. Es gibt einige Vorgänger, ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert, zum Beispiel die Herrscherzeit von Matei Basarab und Şerban Cantacuzino, deren Architektur viel einfacher und schlichter ist. Der Brâncoveanu-Stil kann auch als Blumenstil bezeichnet werden, weil er sich irgendwo zwischen Renaissance-Floristik und Barock befindet. Es ist ein extrem reichhaltiger Stil. Dabei wird viel Wert auf eine Art Bühnenbild gelegt — alle Steinmetzarbeiten, alle Portale, Kapitelle und Säulen sind typische Elemente für die Brâncoveanu-Architektur.“




    Eines der repräsentativsten Denkmäler für den Brâncoveanu-Stil ist das Kloster Hurezi, das seit 1993 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Schwester Ecaterina Olteanu ist eine der Fremdenführerinnen des Klosters.



    Weil es seine erste Stiftung war, wollte Fürst Constantin Brâncoveanu etwas Besonderes verwirklichen. Deshalb hat er für die Arbeiten Menschen mit künstlerischen Talenten, mit theologischen Kenntnissen, mit der Berufung zum Seelsorger hierhergebracht. Dann hat er eine Schule für Maler, Bildhauer und Architekten gegründet. Und mit der Errichtung des Klosters ist der Baustil entstanden, der seinen Namen trägt: der Brâncoveanu-Stil, auch als rumänische Renaissance gehandelt. Typisch für diese Architektur sind die langen Laubengänge, die einerseits traditionelle Merkmale aufweisen — die Bauernhäuser in Rumänien hatten die als ‚prispă‘ bezeichneten Verandas. Andererseits sind auch westliche Einflüsse zu spüren, die etwa von den italienischen Loggien stammen. Wenn die Prispa eher klein war, sind diese Laubengänge rund um das Gebäude angelegt und stützen sich auf Säulen, die durch Bögen miteinander verbunden sind. Ebenfalls neu ist auch das Gewölbe, auf dem sich gotische und romanische Elemente miteinander vermischen. Über den Pforten und Fenstern sticht der Kielbogen hervor, ein westliches Element. Einflüsse des Barocks sind ebenfalls sichtbar, an den Fensterelementen und den Pavillons, die sich auf geschnitzten Säulen stützen.“




    Der Brâncoveanu-Stil ist auch in der Holzbildhauerei und der Malerei vertreten. Schwester Ecaterina Olteanu beschreibt die Malerei im Kloster Hurezi:



    Es ist in der Tat ein byzantinischer Einfluss, aber die vorhandenen Porträts stellen den Unterschied zur byzantinischen Kunst dar. Nicht einmal die Heiligenbilder sind mehr statisch, es treten äu‎ßere Erscheinungsbilder auf, Ausdrucksstärke. Eine ganze Galerie laizistischer Porträts gibt es hier — nicht nur das Votivbild, sondern der gesamte Brâncoveanu-Stamm. Wir dürfen die Chromatik nicht vergessen, die typisch für diesen Stil ist.“




    Au‎ßer den Kirchen gibt es auch andere Bauten, die repräsentativ sind für den Brâncoveanu-Stil, etwa das Mogoşoaia-Schloss. Darüber wei‎ß die Forscherin Ruxanda Beldiman mehr:



    Das Schloss Mogoşoaia ist eine private Residenz, die Constantin Brâncoveanu am Stadtrand von Bukarest für sich erbauen lie‎ß. Um die Stadtmitte zu erreichen, muss man vom Schloss entlang des ersten Bukaresters Boulevards gehen — der 1692 gebauten Calea Victoriei (Siegesstra‎ße). Das Schloss ist wirklich ein Schlüssel für den Brâncoveanu-Stil. Und überhaupt haben während seiner Zeit alle Sommerresidenzen ein beeindruckendes Erscheinungsbild. Das Schloss befindet sich inmitten der Anlage, es ist von Gärten umgeben. Dafür wurden italienische Gärtner beauftragt, die die Grünanlagen pflegen sollten. Für den Bau der Schlösser wurden Baumeister aus Italien beauftragt. Die Loggien oder Pavillons hier sind sehr wichtige Elemente für die Architektur des Schlosses — sie sind wie eine Architektur für sich. Und die Wände sind innen mit Blumenelementen orientalischer Inspiration bemalt. Und da wäre natürlich noch die sehr reiche Steinmetzarbeit an den Au‎ßenwänden und Säulen.“




    Au‎ßer dem Kloster Hurezi und dem Schloss Mogoşoaia werden noch viele weitere Bauten mit dem Namen des Herrschers Constantin Brâncoveanu in Verbindung gebracht, wei‎ß Ruxanda Beldiman.



    Brâncoveanu hat zum einen aus eigener Initiative mehrere Kirchen gestiftet — das Kloster in Hurezi, die Klosterkirche Surpatele und die Frauenkirche, das sind die Stiftungen der Woiwodin Maria, der Ehefrau von Constantin Brâncoveanu, bzw. das Kloster Sâmbăta de Sus in Siebenbürgen, denn die walachischen Fürsten hatten auch dort Besitztümer. Gleicherma‎ßen lie‎ß er auch alte Stiftungen seiner Verwandtschaft restaurieren, davon würde ich das Kloster in Brâncoveni in Oltenien (in der Kleinen Walachei) erwähnen. Während dieser Zeit werden auch andere Würdenträger auf dem Gebiet intensiv tätig. Der Schwertträger Mihail Cantacuzino, der mit Brâncoveanu verwandt war, ist der Stifter der Colţea-Kirche in Bukarest, ein klassisches Beispiel der Architektur des Fürsten, und auch der kleinen Kirche des Klosters Sinaia. Cantacuzino stiftete auch die Kirche Fundenii Doamnei, ein sehr interessantes Beispiel raffinierter Au‎ßendekoration, die nicht nur auf das Eingangsportal oder die Säulen des Laubengangs beschränkt ist, sondern auf allen Fassaden zu bewundern ist.“




    Als Rumänien um die Jahrhundertwende auf der Suche nach einer nationalen Identität war, zählte der Brâncoveanu-Stil zu den wichtigsten Bezugspunkten. Laut Frau Beldiman kann dieser nach wie vor als Baustil oder als Ausnahmemoment in der Entwicklung der Architektur angesehen werden.




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  • QSL 5 / 2014

    QSL 5 / 2014

    Die Ortschaft Kokelburg (rum. Cetatea de Baltă od. Cetatea Târnăveni, ung. Küküllővár) befindet sich im siebenbürgischen Landkreis Alba am Ufer des Flusses Kleine Kokel. Der Name der Ortschaft lässt vermuten, dass sich hier bereits im frühen Mittelalter eine Festung befunden haben könnte. Das heutige Schloss stammt aus der Zeit Ende des 16. Jh. bis erste Hälfte des 17. Jh. Das genaue Jahr des Baubeginns und der Auftraggeber lassen sich heute nicht mehr ermitteln, bekannt ist nur, dass die Burg um das Jahr 1624 fertig war und dass die gesamte Domäne im Besitz von Stephan Bethlen (von Iktar) war, einem Bruder des siebenbürgischen Fürsten und Heerführers Gabriel Bethlen (von Iktar).



    Das Schloss hat einen für die Renaissance typischen rechteckigen Grundriss mit fünf überdachten Türmen und verfügt über keinen Innenhof. Die vier Ecktürme sind rund und weisen Öffnungen für Pechschleudern auf. Der fünfte Turm ist achteckig, liegt als Anbau an einer Nebenseite und beherbergt eine bis heute erhaltene Nebentreppe aus Holz. Der Bau besteht aus Keller, Erdgeschoss und Obergeschoss. Die Räume im Erdgeschoss wurden von der Dienerschaft bezogen, die Gemächer im Obergeschoss bewohnten die Adelsfamilie und ihre Gäste. Die Räumlichkeiten im Keller haben Tonnengewölbe aus Ziegelstein, im Erdgeschoss Rippengewölbe und im Obergeschoss stützt sich das Gewölbe auf Metallbalken, ein für das 19. Jh. typisches Deckensystem, was von einem späteren baulichen Eingriff zeugt. Bei den Türumrahmungen aus Stein weisen hingegen die eingemei‎ßelten Verzierungen eindeutig Züge der Renaissance auf.



    Die Haupttreppe aus Holz befindet sich an der Frontseite des Schlosses und führt zu einer überdachten Terrasse mit Holzvertäfelung. Stiege und Terrasse gehören nicht zu den ursprünglichen Bauelementen, sie wurden im 18. Jh. errichtet. Neben dem Schloss befinden sich weitere Anbauten: eine Kapelle auf gleicher Höhe mit dem Schloss und ein ehemaliger Getreidespeicher am Fu‎ße des Hügels, der 2011 im Ruinenzustand war.



    Im späten 18. Jh. wechselt der Eigentümer: Die Bethlens von Iktar sind nicht mehr im Besitz des Schlosses, hingegen kauft Gábor Bethlen von Bethlen das gesamte Gut vom Fiskus und verkauft es gleich an seinen Bruder Miklós (Nikolaus) Bethlen. Der neue Gutsbesitzer lässt das Schloss 1770-73 renovieren und fügt dekorative Elemente des Barocks hinzu. Eines davon wird heute auf dem Feld hinter dem Schloss aufbewahrt, es trägt eine lateinische Inschrift (Anno 1773. Arcem hane restauri, innovari et adornari fecit excel. ac. Illus. d. Comes Nicolaus de Bethlen Sacrae S. Reg. Mai. Camerarius status et gubern. act int. consiliarius et per magnum Tran[silva]niae principatum thesaurarius regius 1773“), die sich folgenderma‎ßen übersetzen lässt: Nikolaus Bethlen, örtlicher Kämmerer des Staates und der Regierung, königlicher Berater und Schatzmeister des Gro‎ßfürstentums Siebenbürgen, befahl die Restaurierung und Verzierung dieses Schlosses im Jahre 1773. Es ist wahrscheinlich, dass das Dekorationselement mit der Inschrift ein Teil der barocken Stirnseite des Schlosses gewesen ist, es taucht auf jeden Fall nur in Abbildungen aus jener Zeit auf. Ein weiteres Verzierungselement an der Frontfassade war ein Wappen, das die Verbündung der ungarischen Adelsfamilien Bethlen von Bethlen und Csáky von Körösszegh und Adorján abbildet. Katalin, die Frau des neuen Besitzers entstammte dem zuletzt genannten Adelsgeschlecht. Das Wappen vereinte die heraldischen Abzeichen der beiden Familien: eine Schlange und einen vom Schwert abgeschlagenen Tatarenkopf.



    Der letzte Schlossbesitzer aus der Familie Bethlen von Bethlen war Márkus Bethlen. Er habe laut einigen Quellen das Schloss in der zweiten Hälfte des 19. Jh. an die Familie Haller verkauft, nach anderen Quellen soll er das Schloss beim Kartenspiel verloren haben. Die Hallers, ursprünglich eine der ältesten Patrizierfamilien der Reichsstadt Nürnberg, hatten mehrere Ableger, die es nach Ungarn und Siebenbürgen verschlagen hatte. Das Schloss blieb bis zur Enteignung im Jahr 1948 im Besitz der siebenbürgischen Hallers.



    In der Zeit des Kommunismus wurde das Schloss zu verschiedenen Zwecken genutzt, zuletzt war es zu einer Produktionsabteilung des staatlichen Sektherstellers IAS Jidvei (dt. Seiden, Sögden) umfunktioniert worden. Die industrielle Nutzung während des Kommunismus führte zum Verschwinden des originalen Mobiliars und der Dekorationen.



    Nach dem Umbruch von 1989 wurde das Schloss den Nachkommen der Familie Haller zurückerstattet; diese verkauften es an die Familie Necşulescu weiter, die heute auch in den Besitz der Sektfabrik Jidvei ist. Bis 2003 war im Schloss weiterhin eine Sektherstellungsanlage in Betrieb, danach begannen umfangreiche Restaurierung- und Einrichtungsarbeiten, um die Burg wieder an ihr ursprüngliches Aussehen heranzuführen.



    Das Bild des Schlosses wird weiterhin als Markenzeichen der Weine und Schaumweine von Jidvei verwendet. Schloss und Umgebung sind Privatgrundstück, sie können aber auf Anfrage besichtigt werden, die Besuchserlaubnis erteilt das Unternehmen. Im Gro‎ßen und Ganzen sind die wichtigsten Bauelemente der Renaissance und ein Teil der Barock-Verzierungen erhalten, die heutigen Eigentümer haben diverse Innendekorationen hinzugefügt, um die mittelalterliche Atmosphäre zu verstärken. Dem Besucher eröffnet sich somit ein eklektizistischer Gesamteindruck — vier Jahrhunderte haben das Schloss Bethlen-Haller in Kokelburg geprägt: Gewölbe und Portale aus der Zeit der Renaissance, barocke Verzierungselemente, moderne Fliesen und zeitgenössische Replikate mittelalterlicher Ritterrüstungen.




    Quellen:




    – rumänischer Text der Historikerin Irina Leca auf der Webseite www.monumenteuitate.org



    www.historia.ro



    – Wikipedia