Tag: bedrohte Arten

  • Bedrohte Arten: Rothalsgans im Rahmen internationaler Kooperation beobachtet

    Bedrohte Arten: Rothalsgans im Rahmen internationaler Kooperation beobachtet

    Die Rothalsgans wird streng überwacht, denn sie ist eine vom Aussterben gefährdete Vogelart. Derzeit gibt es immer weniger Rothalsgänse weltweit. Es gibt mehrere Gründe, weshalb die Rothalsgans-Population zurückgegangen ist, unter anderem die Tatsache, dass sie in Gebieten brüten — z.B. Erdölgebieten — in denen die menschliche Aktivität stark zugenommen hat und ihren Lebensraum zerstört. Auch die Windkraftanlagen entlang der Migrationsroute der Vögel gefährden ihre Existenz. Und — nicht zuletzt — die Jagd.



    Als Zugvogel zieht die Rothalsgans zwischen ihrem Brutgebiet in der europäischen Arktis, insbesondere dem westlichen Sibirien, und ihren Überwinterungsgebieten in Zentralasien, insbesondere Kasachstan, dem Südirak und in Südosteuropa, dort insbesondere an der westlichen Schwarzmeerküste, umher. Einzelne Rothalsgänse gehören allerdings auch zu den in den arktischen Tundren Russlands brütenden Populationen, die normalerweise in Bulgarien, Rumänien und der Ukraine überwintern.



    Die Rothalsgänse erreichen Rumänien zum Überwintern etwa im Monat November. Sobald sie ankommen, werden sie von Fachleuten überwacht. Einer davon ist Emil Todorov, bulgarischer Herkunft. Er lebt seit mehr als 10 Jahren in Rumänien und beobachtet hierzulande Vögel. Au‎ßerdem leitet er das Projekt Life for Safe Flight“ (dt. Leben für einen sicheren Flug“), das in Rumänien in Zusammenarbeit mit der Rumänischen Gesellschaft der Ornithologen umgesetzt wird. Er lieferte uns mehr Einzelheiten zum Projekt:



    Das Projekt betrifft die gesamte Migrationsroute, von Russland über Kasachstan, die Ukraine, Rumänien bis hin nach Bulgarien. Diese Länder spielen eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Erhaltung der Vogelart. Auch wir hierzulande müssen uns diesbezüglich bemühen. Es ist nämlich wichtig, den Lebensraum, in dem sie überwintern, zu schützen. Wir überwachen ganz aufmerksam ihren Lebensraum, ab November bis Februar, denn es handelt sich um eine gefährdete Vogelart. Derzeit leben in der ganzen Welt etwa 50.000 Rothalsgänse. Davon überwintern etwa 20.000 Vögel in Rumänien. Das konnten wir in den letzten 5 Jahren feststellen. Wir arbeiten mit mehreren zuständigen Institutionen zusammen, mit dem Umweltministerium, mit verschiedenen Jagdvereinen, um eventuelle Bedrohungen auszuschlie‎ßen.“




    Rothalsgänse ernähren sich von Gras, insbesondere Queller, heute zunehmend von Weizen und Mais, die Jungvögel auch von Insekten. Ein Grund zur Freude für die Fachleute, die die Vogelart beobachten, war die Rückkehr einer Gans in Rumänien, die den Namen Victoria trägt. Dazu Emil Todorov:



    Die Rothalsgans Victoria wurde in einem Dorf im Kreis Ialomiţa verletzt aufgefunden. Zusammen mit den Kollegen vom Verein »Visul Luanei« haben wir ihre Wunde gepflegt, Danach haben wir sie mit einem Satellitensender ausgestattet und sie befreit. Das geschah im Monat Februar 2020. Sie flog nach Sibirien wo sie ihre Brutzeit verbrachte und kehrte danach, im November letzten Jahres, wieder zurück nach Rumänien. Derzeit hält sie sich im Südosten Rumäniens auf, im Donaudelta, wo sie überwintert.“




    Der Satellitensender zeigt an, dass die Gans Victoria in 74 Tagen aus Sibirien nach Rumänien geflogen ist. Sie legte dabei 7.700 Km zurück — bis ins Donaudelta, wo sie dieses Jahr überwintert. Der Satellitensender lieferte wichtige Daten über die konsequent verfolgte Migrationsroute der Vögel. Auch die Abweichungen von der Route wegen schlechter Wetterbedingungen wurden aufgezeichnet. Im Rahmen des Projekts Life for Safe Flight“ arbeiten Naturschutzorganisationen in sämtlichen Ländern entlang der Migrationsroute der Rothalsgänse zusammen. Fachleute in Russland, Kasachstan, der Ukraine, Rumänien und Bulgarien tauschen sich regelmä‎ßig aus. Die Migrationsroute und die Bewegung der Gänse können auf der Projekt-Internetseite www.savebranta.org beobachtet werden.

  • Biodiversität in Gefahr: rumänischer Groppenbarsch vom Aussterben bedroht

    Biodiversität in Gefahr: rumänischer Groppenbarsch vom Aussterben bedroht

    Der Groppenbarsch ist ein kleiner flussbewohnender Barsch, der in Mittelrumänien nördlich der Donau, im Flusssystem des Argeș und seiner Nebenflüsse als endemische, also nur hier verbreitete Art anzutreffen war. Inzwischen ist sein Lebensraum auf einen kleinen Abschnitt des Flusses Vâlsan beschränkt. Der Groppenbarsch gilt als lebendes Fossil — es wurde nämlich nachgewiesen, dass er schon seit 65 Millionen Jahren, also seit der Zeit der Dinosaurier auf der Erde lebt.



    Die Fischart wurde allerdings vor kurzem von einer Fischkundler-Gruppe in einem Bergfluss im höchsten Gebirge Rumäniens, Făgăraş (Fogarasch), gesichtet und selbstverständlich auch gefilmt. Das kündigte der Bergsteiger und Umweltaktivist Alex Găvan an. Alex ist Mitglied der Gruppe, die sich für die Rettung der Fischart aktiv einsetzt. Er sagte Folgendes dazu:



    Wir konnten erneut bestätigen, dass der Groppenbarsch nicht ausgestorben ist. Die Bestätigung kommt nach vielen Jahren, in denen sein Fortbestehen in Frage gestellt wurde. Die von uns aufgenommenen Bilder sind vermutlich die ersten Videoaufnahmen von einem Groppenbarsch. Es gab schon Fotos von der Fischart, aber noch keine Videoaufnahmen. Der Groppenbarsch ist nachtaktiv, das muss in diesem Zusammenhang betont werden. Während des Tages versteckt er sich unter Steinen. Wir haben ihn zufällig gefunden, wir suchten nicht danach. Meine Kollegen Andrei Togor und Marcus Drimbea sind ebenfalls Mitglieder im Groppenbarsch-Rettungsteam. Sie haben ihn entdeckt. Ich lebte als Kind im Vâlsan-Tal, im Fogarascher Gebirge. Und eben in diesem Bergfluss findet man noch dieses lebende Fossil, den Groppenbarsch, den es seit 65 Millionen Jahren auf der Erde gibt. Der Groppenbarsch ist die einzige Tierart auf Erden, die die Bezeichnung unseres Landes in seinem Namen trägt — denn der lateinische Namen der Spezies ist Romanichthys valsanicola.“




    Der Groppenbarsch hat eine Länge von 10–12 cm. Er wurde 1956 von einem Biologie-Studenten, Nicolae Stoica, in einem Bergfluss in den Karpaten entdeckt. Inzwischen ist sein Lebensraum auf einen kleinen Abschnitt des Flusses Vâlsan beschränkt, was unter anderem auf die verschiedenen Arbeiten entlang der Bergflüsse zurückzuführen ist. Man hatte schon befürchtet, die Fischart sei verschwunden. Alex Găvan brachte mehr Einzelheiten zum Thema:



    Der Groppenbarsch gilt offiziell als seltenste Fischart in Europa, laut manchen Fachleuten sogar in der Welt. Es kommen nur noch einige zig Exemplare vor. Wir entdeckten 12 innerhalb von 10 Jahren. Rumänien verabschiedete vor 10 Jahren die Landesstrategie für Artenvielfalt. Dadurch engagierte es sich gegenüber der EU, die drei vom Aussterben bedrohten Tierarten zu retten. Gemeint waren der Groppenbarsch sowie der Huchen, auch Donaulachs genannt, und eine Vogelart, und zwar die Gro‎ßtrappe. Doch 10 Jahre später, also 2019, stellten wir fest, dass bis dahin nichts in dieser Hinsicht unternommen wurde. Die drei Spezies sind nach wie vor vom Aussterben bedroht!“




    Der Umweltaktivist Alex Găvan und sein Team schlugen einen Plan für die Rettung des Groppenbarsches vor. In diesem Zusammenhang sei es besonders wichtig, die bestehenden Umweltgesetze einzuhalten. Darüber hinaus soll ein Zentrum zur Forschung und Fortpflanzung des Groppenbarsches direkt im Vâlsan-Tal gegründet werden. Auch die Flusstäler der drei Bergflüsse, die vor 60 Jahren als Lebensraum des Groppenbarsches bekannt waren, sollen umweltfreundlich nachgestaltet werden. Die Ortsbewohner sollen in die Rettungsma‎ßnahmen miteinbezogen werden. Denn die lebende Fossile ist eine Attraktion für die Naturliebhaber, also könnten dadurch mehr Touristen in die Region einreisen.