Tag: behindertengerecht

  • Parkplätze für Behinderte: Rücksicht will gelernt sein

    Parkplätze für Behinderte: Rücksicht will gelernt sein

    Ich gehe nur fünf Minuten da rein“, Diese Plätze stehen sowieso normalerweise leer, denn es gibt nicht so viele behinderte Autofahrer“ — wie kennen alle diese Ausreden. #Echt jetzt?“ (rum. #PeBune) — fragen sich rhetorisch jene, denen diese Sonderparkplätze zustehen sollten. Und diese Frage führte zur Einleitung einer Aufklärungskampagne. Die Stiftung Motivation, die sich Personen mit Behinderungen des Bewegungsapparats annimmt, möchte, dass durch dieses Projekt die nicht behinderten Autofahrer darauf aufmerksam gemacht werden, wie wichtig es ist, die Behindertenparkplätze frei zu lassen. Gleichzeitig mit der Information der Öffentlichkeit über die Notwendigkeit eines Sonderparkplatzes nimmt sich die Kampagne #Echt jetzt?“ vor, zumindest einen Teil der Vorurteile gegenüber dem Mobilitätsmangel der Behinderten aus dem Weg zu räumen. Viele dieser Personen sind unabhängig und aktiv und können Autofahrer oder Passagiere in speziell für Behinderte umgebaute Wagen sein. Ihre Zahl ist viel grö‎ßer, als es der Öffentlichkeit bewusst ist, sagte uns Erika Garnier, Koordinatorin der Presseabteilung der Stiftung Motivation. Als Nachweis übermittelte sie uns Statistiken des rumänischen Fahrzeugmeldeamtes. Erika Garnier:



    Bis Oktober 2017 wurden 1.700 Kraftfahrzeuge umgebaut, um von behinderten Personen gefahren werden zu können oder um sie zu befördern. Womöglich ist die Zahl bis Jahresende noch weiter gestiegen. Im Vergleich zu 2012 hat sich die Zahl fast verfünffacht. Deshalb glauben wir, dass es viel mehr Behinderte gibt, die aktiv sind und sich Voraussetzungen schaffen, um sich sozial einzugliedern und an dem Gemeinschaftsleben teilzunehmen. Behinderte Personen sind in erster Linie Menschen und sie haben selbstverständliche Bedürfnisse, die sie auf natürliche Weise auch befriedigen wollen. Sie möchten an allen Aktivitäten teilhaben, an denen wir alle teilhaben möchten. Z.B. wollen sie einkaufen gehen, Auto fahren, mit Freunden ausgehen — kurzum das tun, was jeder einzelne von uns täglich tut. Damit das möglich ist, benötigen sie Sonderparkplätze.“




    Erika Garnier, die ihrerseits auch gehbehindert ist, ist auch Autofahrerin und nicht nur ein Mal fand sie den ihr gewidmeten Parkplatz missbräuchlich besetzt. Die Kampagne #Echt jetzt?“ war eigentlich ein erster Ansto‎ß, um gerade Erfahrungen dieser Art durch Information zu vermeiden. Erika Garnier sendet denen, die unbegründet die Sonderparkplätze besetzen, eine Botschaft:



    Erstens brauchen ich und meine Rollstuhlfahrerkollegen oder Personen mit anderen Arten von Behinderungen diesen Sonderparkplatz — und keine Ausrede wie ‚Ich hatte es eilig‘, ‚Es dauert doch nur fünf Minuten‘ oder ‚Dieser Platz wäre sowieso frei geblieben‘ ist gültig. Auch die Tatsache, dass jemand dort für nur fünf Minuten parkt oder es eilig hat, hindert einen Behinderten, etwas Selbstverständliches zu tun, wie z.B. in ein Gebäude reinzugehen, um einzukaufen oder auf ein Treffen.“




    Au‎ßerdem ist es wichtig, nachzuvollziehen, warum diese Parkplätze sich in der Nähe der Gebäudeeingänge befinden und breiter als die anderen sind. Erika Garnier:



    Wenn man im Rollstuhl sitzt, ist man weniger sichtbar für den Fahrer eines Autos, das rückwärts fährt. Deshalb ist es wichtig, dass der Parkplatz sich in der Nähe des Eingangs befindet. Darüber hinaus benötigt man mehr Platz, um sich zu bewegen und für verschiedene Manöver beim Aussteigen. Man kann das nicht zwischen Autos durch tun, die dicht aneinander geparkt sind.“




    Tudor Dărvăreanu, Instrukteur der Stiftung Motivation, ist trotz Behinderung sehr sportlich und eine sehr dynamische Person — sein Leben möchte er auch im Rollstuhl normal weiterführen. Als Fahrer wurde er auch oft mit der Situation konfrontiert, in der er keinen freien Sonderparkplatz für Behinderte finden konnte. Tudor Dărvăreanu:



    Mein Glück war, dass ich einen Begleiter hatte, der mir geholfen hat, einen anderen Parkplatz am Rande des Parkplatzes zu finden, wo mehr Raum war. Dort konnte ich in Sicherheit parken. Erstens handelt es sich um Informationsmangel und um mangelndes Bewusstsein der Bedeutung der Parkplätze. Man sieht nicht so viele behinderte Fahrer, gerade weil es nicht viele speziell eingerichtete und zugängliche Parkplätze gibt.“




    Und das sei nicht das einzige Problem, mit dem Behinderte konfrontiert werden, wenn sie sich durch die Stadt bewegen wollen:



    Erstens ist es das Parken, dann die Zugänglichkeit der öffentlichen Behörden. Wenn wir über eine Spazierfahrt durch die Stadt im Rollstuhl sprechen, dann sprechen wir über Gehsteige, auf denen Autos geparkt sind, und das hei‎ßt automatisch, dass man keinen Platz für die Durchfahrt mit dem Rollstuhl hat. Die Zugänglichkeit allgemein, behindertengerechte öffentliche Verkehrsmittel… Fehlanzeige.“




    In Rumänien besagt ein Gesetz zur Regelung des Zugangs zu öffentlichen Behörden, dass 4% der Parkplätze behinderten Personen gewidmet werden müssten. Au‎ßerdem sieh das Gesetz 448/2006, das die Rechte der Behinderten fördert und wahrt, Bu‎ßgelder für diejenigen vor, die gegen dieses versto‎ßen und missbräuchlich auf den Behindertenparkplätzen parken.

  • Multisensorische Spielanlagen für behindertengerechte Spielplätze

    Multisensorische Spielanlagen für behindertengerechte Spielplätze

    In diesem Herbst werden wir aufgefordert, einen multisensorischen, mobilen Spielplatz zu entdecken. Der Spielraum ist mit einmaligen, kreativen und inklusiven Spielanlagen ausgestattet. Die sogenannten Pop-Up-Spielplätze richten sich an alle Kinder, ungeachtet dessen, ob sie einen besonderen Förderbedarf haben oder unter einer autistischen Krankheit leiden. Pop-Up-Spielplätze wurden erstmals in der rumänischen Hauptstadt Bukarest eingerichtet. Iris Popescu ist Mitbegründerin des Vereins für Alternative Methoden zur Sozialen Inklusion. Sie lieferte uns einige Einzelheiten zur genannten Initiative:



    Das Projekt »Pop Up Răspiua« wurde aus einer anderen Initiative unseres Vereins, dem Projekt »« Răspiua”, abgeleitet. Dieses Projekt starteten wir im vergangenen Sommer, im Jahr 2016. Es war Teil des Programms »Förderung der Exzellenz« (rum. »Mobilizăm excelenţa«). Wir haben mehrere Projekte für behinderte erwachsene Personen umgesetzt — die »Sensibility« – Projektreihe. Wir haben uns intensiv mit behinderten Menschen beschäftigt und festgestellt, dass in einem gewissen Alter manche Frustrationen aufkommen. Frustrationen, die schwer zu überwinden sind. Wir sind zum Schluss gekommen, wir müssen Kinder in unsere Projekte einbinden, also früh anfangen. Demnach richteten wir spezielle Spielplätze ein.“




    Kommt allesamt, Gro‎ß und Klein! Lasst uns zusammen spielen, inklusiv handeln und Empathie zeigen!“ — so lautet die auf der Webseite des Vereins veröffentlichte Einladung. Das Projekt PopUP Răspiua“ will nämlich das Leben behinderter Menschen erleichtern. Daher nimmt es sich vor, die Hindernisse in unserem Land zu erkennen, erklärte Iris Popescu:



    Wir versuchen, möglichst kleine Kinder in unsere Projekte einzubinden. Wir arbeiten mit Kindern ab zweieinhalb Jahren und gestalten die Spielsachen und –anlagen dementsprechend. Behinderte Menschen werden in Rumänien aus den meisten Lebensbereichen ausgeschlossen. Zwei Ursachen trugen zu dieser Situation bei: Es gibt zwei getrennte Welten — die Welt gewöhnlicher Menschen und die Welt behinderter Personen. In erster Linie ist die Infrastruktur für behinderte Personen sehr mangelhaft. Und zweitens ist diese Spaltung durch die Einstellung der Gesellschaft, der ‚gewöhnlichen‘ Menschen gegenüber behinderten Personen zu erklären.“




    Um diesen Teufelskreis zu unterbrechen, so wie ihn unsere Gesprächspartnerin nennt, schlägt das Projekt einige Empfehlungen vor:



    Wir versuchen, zwei Themen gleichzeitig anzugehen: die Sozialisierung und die Empathie. Das bedeutet, wir legen gro‎ßen Wert auf die Kommunikation und das Beisammensein von gewöhnlichen und behinderten Menschen. Behinderte Menschen sollten zum Beispiel die Möglichkeit haben, die Stadt zu erforschen. Die Empathie ist ebenfalls wichtig. Alle sollten verstehen, wie wichtig eine behindertenfreundliche Stadtinfrastruktur ist.“




    Was schlagen uns die Projekturheber vor? Wie sollten wir miteinander spielen?



    Im Projekt Pop Up Răspiua geht es um einen mobilen Spielplatz. Wir haben einen Lieferwagen gekauft und haben Sticker mit dem Brand Răspiua drauf geklebt. Wir werden damit durch Bukarest fahren, durch die Stadtteile, die eine Wiederaufwertung brauchen, sowie durch besonders sichtbare und gut zugängliche Viertel. Hier werden wir ein sensorisches Labyrinth aufstellen. Wir haben ein Modul entworfen, welches neunmal vervielfacht wurde. Damit bauen wir das Labyrinth auf. Die Labyrinthwände werden mit verschiedenen natürlichen Stoffen, die wir in Harz befestigen, bekleidet. Wichtig ist, dass die von uns aufgebauten Anlagen mindestens zwei Sinne aktivieren. Die übertragenen Informationen können demnach über mindestens zwei Sinne wahrgenommen werden. Das ist ein Hauptkriterium beim Entwurf unserer Anlagen. Denn wir möchten so viele Kinder wie möglich erreichen. Die Kinder können Rüstungen anziehen. Es sind keine Rüstungen im echten Sinne des Wortes, sondern vielmehr Kostüme aus unterschiedlichen Stoffen und Pailletten. Letztere werden mit Sicherheit viele Kinder begeistern. Die Rüstungen haben auch einen eigenen Geruch. Dadurch werden also mehrere Sinne angesprochen.“




    Sie mögen sich fragen, wieso gerade ein modulares Labyrinth als Spielplatz gewählt wurde. Dazu Iris Popescu:



    Das modulare Labyrinth bietet eine hohe Flexibilität, es ist sehr gut anpassbar. Wir können damit sämtlichen Umständen Rechnung tragen. Es passt zu jeder Oberfläche. Ideal wäre eine 100-m2-Fläche. Doch wir passen uns den örtlichen Gegebenheiten an. Und ein einteiliges Labyrinth bereitet den Kindern ebenfalls Spa‎ß. Die modulare Struktur erlaubt uns, kreativ zu sein.“




    Der Verein plant auch weitere ähnliche Projekte, sagt Iris Popescu:



    Wir versuchen, den von uns entworfenen modularen Spielplatz zu erweitern. Darüber hinaus planen wir ein komplexeres Projekt, das allerdings mehr Mittel in Anspruch nimmt. Wir überlegen, eine multisensorische Anlage an mehreren Spielplätzen in der Stadt einzubauen. Dafür brauchen wir ein offenes Ohr bei den öffentlichen Behörden, denn dafür müssten die Spielplätze umgestaltet werden. Es reicht nicht, ein Schild aufzuhängen, auf dem eine Schaukel abgebildet ist und eine Anweisung zur Benutzung ab einem bestimmten Alter draufsteht. Der Spielplatz und die zusammenhängenden Anweisungen sollten kinderfreundlich verfasst sein. Darüber hinaus sollte ein sehbehindertes Kind die Zeichen auch erkennen können. Schilder für Blinde gibt es überhaupt nicht. Solche Aspekte sollten auch in Betracht gezogen werden.“




    Das Projekt Pop Up Răspiua“ ist ein weiteres Beispiel von guten Praktiken im Hinblick auf eine künftig behindertenfreundliche Gestaltung von Spielplätzen. Wir sind gespannt auf die Reaktion der Kinder und können es kaum erwarten, dass diese ihre Freude an den neuen Spielgeräten haben.