Tag: Bela Kun

  • Der Krieg nach dem Krieg 1919: wie die rumänische Armee die Räterepublik Béla Kuns stürzte

    Der Krieg nach dem Krieg 1919: wie die rumänische Armee die Räterepublik Béla Kuns stürzte

    Der Erste Weltkrieg endete nach vier Jahren blutiger Konflikte und Tragödien nicht plötzlich. Er hinterlie‎ß bei jedem Individuum, jeder ethnischen Gemeinschaft, politischen Gruppierung und jeder Nation ein schweres Trauma. Die Sieger konfrontierten sich mit den Folgen des Krieges und versuchten Lösungen zu finden, um die soziale und wirtschaftliche Situation auszugleichen, während die Besiegten mit der demütigenden Situation, in die sie gebracht worden waren, zu leben hatten.



    Der Krieg setzte sich 1919 fort, aber diesmal nicht zwischen den gro‎ßen kriegerischen Blöcken, sondern in Form kleinerer Schlachten und Gefechten in Mittel- und Osteuropa. Die Auflösung des Österreichisch-Ungarischen Reiches erfolgte mit Gewalt, die erst im Sommer 1920 mit der Unterzeichnung des Vertrages von Trianon nachlie‎ß. Nachdem das bolschewistische Regime unter der Führung von Béla Kun 1919 in Ungarn nach dem Vorbild Lenins und der Sowjetunion an die Macht kam, wurde dieses Land zur Hauptquelle der Instabilität und zum Haupthindernis für den Frieden. Als Hauptgegner, die es zu bekämpfen galt, sahen die ungarischen Kommunisten die Rumänen und die Tschechoslowaken. Der Historiker Şerban Pavelescu skizziert die feindselige Nachbarschaft, mit der sich Rumänien 1919 konfrontierte:



    Man kann durchaus sagen, dass der Waffenstillstand vom 11. November 1918 einen wahren Krieg nach dem Krieg als Folge hatte. Im Grunde genommen sah sich der rumänische Staat genötigt, mit seinen Streitkräften die Rumänen in den historischen Provinzen zu verteidigen, die im März, November und Dezember 1918 ihren Wunsch nach einem Beitritt zu Rumänien erklärt hatten. Das Land war von feindlichen Kräften umgeben, die sich gegen die Vereinigung der Gebiete und die Existenz des rumänischen Staates wehrten. Im Osten hatte das sowjetische Russland seine Truppen in der Ukraine verlegt, im Norden und Nordosten konfrontierte sich das Land mit territorialen Ansprüchen seitens der Ukraine, die von allen Seiten des politischen Spektrums, von nationalistisch bis bolschewistisch, erhoben wurden. Im Westen befand sich Ungarn, zunächst vertreten durch das Regime nach der Auflösung des österreichisch-ungarischen Reiches, mit dem die Rumänen die Trennung Siebenbürgens von Ungarn durch ein Referendum ausgehandelt hatten. Im Südwesten stand Rumänien Serbien gegenüber, das seine eigenen territorialen Ansprüche hatte, basierend auf den Versprechungen der Alliierten während des Krieges. Im Süden stie‎ß Rumänien auf Widerstand aus Bulgarien, das sich zögerte, die Dobrudscha militärisch zu räumen und die Bestimmungen des Waffenstillstands einzuhalten.“




    Der von der ungarischen Roten Armee begonnene Krieg zwischen Rumänien und Ungarn hatte zwei Phasen. Die erste Phase war von April bis Mai 1919, als die Ungarn rumänische Truppen in Siebenbürgen angriffen, dann folgte die zweite um die Hälfte des Monats Mai 1919, als die Ungarn ein zweites Mal angriffen, nachdem sie zurückgeschoben worden waren. Şerban Pavelescu wies uns jedoch auf einen weiteren Krieg im diplomatischen Bereich hin:



    Wir sprechen praktisch von zwei Kriegen. Einer wurde auf der Friedenskonferenz ausgetragen, der andere entfaltete sich auf dem Schlachtfeld. Es war ein sehr seltsamer Krieg, bei dem zwischen zwei oder drei Verhandlungsrunden, zwischen den von den Gro‎ßmächten auferlegten Waffenruhen, militärische Operationen durchgeführt wurden. So wurden beispielsweise die militärischen Operationen am 1. Mai 1919 auf Wunsch der Gro‎ßmächte eingestellt. Dies ermöglichte es den Truppen von Béla Kun, sich zu reorganisieren und am 20. Mai 1919 einen verheerenden Angriff nicht gegen die Rumänen, sondern gegen die Tschechoslowaken zu starten. Der Angriff auf die Rumänen scheiterte, er wurde schnell abgewehrt. In weniger als zwei Wochen besetzten ungarische Truppen aber die gesamte Slowakei. Was die Front an der Thei‎ß betrifft, so gingen die Rumänen nach zwei- bis dreitägiger Verteidigung in die Gegenoffensive, und als sie über den Fluss kamen, wurden die ungarischen Truppen vertrieben und die Rumänen besetzten Budapest.“



    Die zweite Phase des rumänisch-ungarischen Krieges endete im August 1919. Die ungarische Hauptstadt wurde besetzt, und die Räterepublik nach sowjetischem Vorbild wurde abgeschafft.



    Die Besetzung von Budapest war ein Problem, denn obwohl Rumänien angegriffen worden war und die rumänischen Streitkräfte nun gegen einen Feind drängten, der seinerseits zwei zweimal angegriffen hatte, wurde Rumänien aufgefordert, den Angriff einzustellen. Es herrschte enormer Druck, und nur auf Initiative rumänischer Kommandeure mit Autorität auf diesem Gebiet wurde Budapest, der sensibelste politische und militärische Punkt Ungarns, besetzt und die Räterepublik aufgelöst. Die Budapester Bevölkerung empfing die rumänischen Truppen allerdings mit Dankbarkeit, auch wenn heute manche etwas anderes behaupten. Darüber hinaus hatte Rumänien zusätzliche Ziele. Auf der einen Seite mussten die rumänischen Streitkräfte den militärischen Gegner au‎ßer Gefecht setzen, um weitere Angriffe zu vereiteln. Andererseits gewann Rumänien dadurch eine bessere Position auf der Friedenskonferenz. Die rumänischen Truppen verlie‎ßen Ungarn erst nach dem Vertrag von Trianon vom Juni 1920. In Anbetracht der Schwierigkeiten, denen die rumänische Delegation auf der Friedenskonferenz ausgesetzt war, halte ich es für einen klugen Schritt.“




    Vor 100 Jahren ergriff Rumänien militärische Ma‎ßnahmen in Mitteleuropa, um seine staatliche Stabilität zu sichern, im Einklang mit dem Willen der Menschen, die für die Vereinigung gestimmt hatten. Die rumänische Militärintervention gegen das bolschewistische Regime in Ungarn brachte schlie‎ßlich den dringend benötigten Frieden mit sich.

  • The Centennial of the 1919 Romanian Army Campaign

    The Centennial of the 1919 Romanian Army Campaign

    World War I, after 4 years of bloody conflict and tragedy, did not come to an end suddenly. It left every individual, ethnic and political group, and every nation feeling profound trauma. The winners faced the aftermath of the war, trying to find solutions to even out the social and economic situation, while the defeated had to face the humiliating situation they were put in. The war continued in 1919, but this time it was not between the warring blocs, but were area battles and skirmishes in Central and Eastern Europe. The break-up of the Austro-Hungarian Empire came with violence that only subsided in the summer of 1920, along with the signing of the Treaty of Trianon. After the Bolshevik regime led by Bela Kun took power in Hungary in 1919, based on the model applied by Lenin in the Soviet Union, that country became the main source of instability and the main obstacle in the way of peace. The main targets for the Hungarian communists were Romanians and Czechoslovakians.

    Historian Serban Pavelescu provided us with a sketch of what was facing Romanians in 1919:

    “We can say that the aftermath of the armistice of 11 November 1918 is a veritable war after the war. Basically, the Romanian state was put in the situation of using its military to defend the Romanians in the historical provinces, which had declared in March, November, and December 1918 their wish to join Romania. The country was surrounded by hostile forces, opposed to the union of the territories, and to the existence of the Romanian state. To the east it had Soviet Russia and Soviet forces in Ukraine, to the north and northeast it was facing territorial claims from Ukraine, from all sides of the political spectrum, nationalist or Bolshevik. To the west it had Hungary, first represented by the regime that followed the dissolution of the Austro-Hungarian Empire, with which Romanians had negotiated the separation of Transylvania from Hungary based on a referendum. In the southwest, Romania faced Serbia, which had its own territorial claims, based on promises made by the Allies during the war. In the south, Romania faced resistance from Bulgaria, which was reluctant to vacate Dobrogea and meet the provisions of the armistice.

    The war between Romania and Hungary started by the Hungarian red army had two stages. The first was that of April- May 1919, when the Hungarians attacked Romanian troops in Transylvania, then the second around the half of May 1919, when the Hungarians attacked a second time, after being pushed back. Serban Pavelescu pointed us to another war, however, in the diplomatic field:

    “We are practically talking about two wars. One was at the peace conference, another on the battlefield. It was a very strange war, where military operations were carried out between two or three rounds of negotiations, in between armistices imposed by the great powers. For instance, military operations ceased on May 1, 1919, as per the wish of the great powers. This allowed Bela Kun’s troops to reorganize and launch a devastating attack on May 20, 1919, not against Romanians, but against the Czechoslovakians. The attack against the Romanians fails, it was quickly repulsed. In less than two weeks, Hungarian troops occupied all of Slovakia. As for the front on the river Tisza, after two or three days of holding defense, the Romanians went on the counteroffensive, and once they got over the river, the Hungarian troops were routed and the Romanians occupied Budapest.

    The second stage of the Romanian-Hungarian war ended in August 1919. The Hungarian capital was occupied, and the Soviet republic was dismantled.

    “The occupation of Budapest was a problem, because, even though Romania had been attacked, and it was pushing against an enemy that had attacked it twice, it was asked to cease the assault. There was enormous pressure, and it was only by the initiative of Romanian commanders with authority in the field that Budapest, Hungary’s most sensitive political and military point, was occupied and the Soviet republic dissolved. At that time, it could be said that the population of Budapest received the Romanian troops with gratitude. In addition, Romania had additional objectives. On the one side, they had to crush the enemy and make it impossible for them to attack. On the other, it was gaining a better position at the peace conference. The Romanian troops left Hungary only after the Treaty of Trianon of June 1920. Considering the tribulations that the Romanian delegation at the peace conference faced, I believe it was a wise move.

    100 years ago, Romania took military action in Central Europe in order to secure its state stability, in line with the will of the people that had voted to unite it. The Romanian military intervention against Bolshevik Hungary ultimately brought along with it much needed peace.