Tag: Belgrader Trilogie

  • Anton-Pann-Theater in Râmnicu Vâlcea: Mehr als nur lokaler Erfolg

    Anton-Pann-Theater in Râmnicu Vâlcea: Mehr als nur lokaler Erfolg

    Das Anton-Pann-Theater in Râmnicu Vâlcea sorgt für den Fortbestand der über 100-jährigen Theatertradition in der Region. Das Theater wurde im Mai 1990 als professionelle Institution gegründet. Sein Vorgänger war das Volkstheater, in den 1960-80er Jahren eines der anspruchsvollsten des Landes in seiner Sparte. Hier arbeiteten bekannte Regisseure wie Dan Micu, Silviu Purcărete oder Alexandru Dabija.



    Seit mehr als 10 Jahren lenkt der Regisseur Adrian Roman die Geschicke des Anton-Pann-Theaters. Die Verjüngung des Ensembles war seine Vision: Er lie‎ß 10 Absolventen der Klausenburger Theaterschule einstellen. Sicherlich würden viele junge Schauspieler gerne zu der inzwischen landesweit bekannten Truppe gehören. Deshalb fragten wir Adrian Roman nach dem Auswahlverfahren.



    Es ist nicht leicht, in das Ensemble des Anton-Pann-Theaters aufgenommen zu werden. Wer sich das wünscht, muss wissen, dass er oder sie nicht in erster Linie des Geldes wegen nach Râmnicu Vâlcea kommen wird, sondern um Teil einer erfolgreichen Künstlertruppe zu sein. Ich habe die künstlerische Entwicklung der meisten Schauspieler seit ihrer Studienzeit selbst verfolgt. Damit meine ich die Schauspieler aus Klausenburg. Ein Schauspieler tritt dem Ensemble von Anton Pann als Besetzung einer bestimmten Rolle in einer Aufführung bei. Man wird von einem Regisseur für eine Aufführung gebraucht, man kommt nicht einfach hierher, um etwas Geld abzuholen. Das hei‎ßt, die Schauspieler werden nicht nur von mir ausgewählt, sondern auch von den Regisseuren, die Stücke am Anton-Pann-Theater inszenieren. Und, wie ich bereits sagte, werden sie für mindestens ein Jahr beobachtet. Die Schauspieler kommen nicht nur anhand eines Lebenslaufes hierher. Sie müssen sich auch den Leistungsansprüchen anpassen, die wir als Philosophie des Anton-Pann-Theaters fördern.“




    Und selbstverständlich auch die Sache mit positiver Energie und Begeisterung angehen. Au‎ßer der Förderung junger Schauspieler nimmt sich das Anton-Pann-Theater gleicherma‎ßen die Förderung junger Theatermacher vor. Einer von ihnen ist der Regisseur Bálint Botos, der ebenfalls in Klausenburg studiert hat. Für den Direktor Adrian Roman hatte das vergangene Jahr einen ganz klaren Höhepunkt: Die Aufführung der Belgrader Trilogie“ von Biljana Srbljanović unter der Regie von Cristi Juncu wurde zur Teilnahme am Nationalen Theater-Festival in Bukarest eingeladen. Ende März bis Anfang April dieses Jahres wird das Anton-Pann-Theater im Rahmen einer Partnerschaft mit dem Rumänischen Kulturinstitut auf Tournee durch die ukrainische Region Odessa gehen. Dabei wird die Puppen-Theatertruppe vor rumänischsprachigen Kindern aus der Ukraine auftreten. Eine weitere Partnerschaft, die mit dem Bukarester Nottara-Theater vereinbart wurde, soll im März ihren Anfang nehmen, erzählt Adrian Roman:



    Die Partnerschaft entstand, als Frau Marinela Ţepuş, die Leiterin des Nottara-Theaters, einige unserer Aufführungen sah. Wir hatten davor eine Inszenierung am Nottara-Theater gehabt, und zwar »Halt ebenso, Maine«, unter der Regie von Cristi Juncu. Beim Studiotheater-Festival in Piteşti vergangenen Herbst sa‎ß Marinela Ţepuş in der Jury. Und wir gewannen mit unserer Aufführung »Viskovitz, du bist ein Tier!« von Alessandro Boffa, unter der Regie von Tudor Lucanu, den Hauptpreis. Es war irgendwie lustig, weil es die letzte Aufführung des Festivals war und die Würfel bereits gefallen waren… Aber wir haben mit unserem Stück ihre Pläne auf den Kopf gestellt und den Gro‎ßen Preis gewonnen, aber auch viel Applaus geerntet und das ist für uns sehr wichtig. Und angesichts dieses unschlagbaren Arguments hat Marinela Ţepuş vor den Zuschauern diese öffentliche Einladung an uns gerichtet, die ein Jahr lang gelten wird. Wir haben bereits die ersten Termine unserer Aufführungen am Nottara-Theater festgelegt. Als erstes werden wir das Stück inszenieren, mit dem wir den Hauptpreis in Pitești gewonnen haben. Es ist eine Aufführung der ganz besonderen Art. Wir hoffen, damit auch am Nottara-Theater den gleichen Erfolg zu landen. Wir sind gerade bemüht, unseren eigenen Weg auf diesem Boulevard des rumänischen Theaters zu bahnen und das Publikum mit unseren Aufführungen zu gewinnen, weil unsere junge Schauspielertruppe wirklich herausragend ist. Das ist meine Ansicht. Viele Leute erzählen schon von dem Ensemble und ich hoffe, dass wir auch Bukarest erobern, dass wir das Publikum dort erobern. Leider haben die Aufführungen in Râmnicu Vâlcea, einer kleineren Stadt also, ein kurzes Leben. Und hoffentlich wird unsere Präsenz am Nottara-Theater das Leben einiger Aufführungen verlängern, die es unserer Meinung nach auch verdient hätten.“




    Unlängst haben am Anton-Pann-Theater die Proben für die neue Aufführung von Hirsche und Hennen“ begonnen. Vlad Massacis Inszenierung des zeitgenössischen Stücks von Willy Russell wird Anfang April die Premiere feiern. Bis dahin wird die Jury des Theaterverbandes UNITER am 28. Februar und 1. März zu Gast in Râmnicu Vâlcea sein. Dabei sollen zwei vom Theater selbst für die UNITER-Preise vorgeschlagene Aufführungen besucht werden: Supergute Tage“ unter der Regie desselben Vlad Massaci und Viskovitz, du bist ein Tier!“ unter der Regie von Tudor Lucanu.

  • Das Theater „Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea

    Das Theater „Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea

    Ich glaube nicht, da‎ß es noch ein anderes Theater wie dieses in einer Ortschaft mit 200.000 Einwohnern gibt — neu, elegant, ausgestattet mit der besten modernen Technik. Ich werde auch das Internationale Theaterinstitut über diesen einmaligen glücklichen Fall informieren.“ Das sind die Worte des gro‎ßen rumänischen Schauspielers Radu Beligan über das Theater Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea, eine Bühne, auf der im Laufe der Jahre berühmte Regisseure wie Silviu Purcărete oder Alexandru Dabija inszeniert haben.



    Das Theater Anton Pann“ wurde in Mai 1990 als profesionelle Bühne offiziell eröffnet, aber die lokale Theatertradition ist über 100 Jahre alt. Das Volkstheater in Râmnicu Vâlcea war zwischen 1960 und 1980 eine der besten Bühnen für Laienschauspieler in Rumänien. Die Aufführungen Lăpuşneanul“ in der Regie von Dan Micu und Piaţeta“, inszeniert von Silviu Purcărete, sind als gro‎ße Ereignisse in die jüngste Geschichte dieses Theaters eingegangen. Seit mehr als einem Jahrzehnt leitet der Regisseur Adrian Roman das Theater Anton Pann“ — während dieser Zeit gelang es ihm, die Truppe zu verjüngen:



    Seit einigen Jahren bemühen wir uns, das Durchschnittsalter unserer Truppe auf das jüngste zu bringen. Ursprünglich war das Theater ‚Anton Pann‘ ein Volkstheater mit einer Truppe von Laienschauspielern. Als ich im Jahr 2000 die Leitung dieses Theaters übernahm, wollte ich eine Truppe von Profi-Schauspielern bilden. Am Anfang stellte ich mehrere junge Absolventen der Theaterschule in Craiova ein; später, das hei‎ßt vor etwa zwei Jahren, schaute ich nach Cluj und brachte eine Hälfte der Schauspielklasse des Professors Miklós Bács nach Râmnicu Vâlcea. Miklós Bács bewundere ich sehr, er ist ein fantastischer Professor und ein besonderer Mensch, der seinen Absolventen eine spezielle Geisteshaltung einflö‎ßt. Das sind nicht blo‎ß junge Schauspieler, sondern Menschen mit einer ausgezeichneten Einstellung in Bezug auf ihre Arbeit und die Bühne — das ist schon etwas Besonderes, so etwas habe ich bei anderen jungen Schauspielern, die in meinem Theater gearbeitet haben, nicht erlebt. Das war der Anfang der Geschichte — dann sind noch drei Absolventen von der Klasse der Professorin Miriam Cuibus zu uns gekommen. Insgesamt haben wir 15 Schauspieler — 5 von der alten Truppe und 10 junge Kollegen.“



    Einige Regisseure kannten bereits diese wunderbaren jungen Schauspieler von anderen Projekten. Cristi Juncu und Vlad Massaci zum Beispiel sind speziell nach Râmnicu Vâlcea gekommen, um mit dieser Truppe zu arbeiten. Adrian Roman dazu:



    Ich versuche, Regisseure, die wir schon kennen, die sich mit dem Theater ‚Anton Pann‘ angefreundet haben, hierher zu bringen. Gro‎ße Namen sind zu teuer, wir können uns nicht leisten, sie zu bezahlen. Die Regisseure, die bereits unsere Freunde sind, kommen gerne zu uns und machen uns auch ein Rabatt. Das Theater ‚Anton Pann‘ ist wirklich ein schönes Haus, wo man sehr gut arbeiten kann. Im Unterschied zu anderen Theatern, vor allem zu den Theatern in Bukarest, wohnen die Schauspieler hier, im Haus — es ist also sehr leicht, sie zusammenzubringen und mit dem gesamten Team kontinuierlich zu arbeiten, nicht nur bei der Generalprobe, wie in anderen Häusern. Im Sommer veranstalten wir auch Workshops – wir haben Unterkunftsmöglichkeiten, und es funktioniert sehr gut. Wir haben auch eine schöne Terrasse und einen exzellenten Probesaal, oben, auf dem Theatergebäude. Die Gäste, die uns besucht haben, haben versprochen, mit interessanten Projekten zurückzukommen. Wir versuchen, ein Team zu bilden, das unser Theater in eine gewisse Richtung orientieren soll.“



    Die Orientierung des Theaters Anton Pann“ bringt eine gewisse Publikumskategorie ins Theatersaal. Dazu der Intendant Adrian Roman:



    Wir zählen vor allem auf ein junges Publikum. Eine Truppe von jungen Schauspielern zieht ein junges Publikum an, das habe ich schon feststellen können. Die jungen Schauspieler besitzen die notwendige Offenheit und Mobilität. Für ein Provinztheater ist Mobilität besonders wichtig — in Kleinstädten sind die Leute nicht so beweglich, daher müssen wir ihnen entgegenkommen. Nach und nach hat unser Publikum gesehen, da‎ß wir eine gute Truppe sind, die gute Aufführungen auf die Bühne bringt. Die älteren Leute kommen eher ins Gewerkschaftshaus, wo Stücke mit bekannten Schauspielern aufgeführt werden. Langsam bilden wir aber unser eigenes Publikum. Wir haben auch eine Kindertheatertruppe, die sehr gut mit den jungen Zuschauern kommuniziert. So lernen die Kinder sehr früh den Weg ins Theater, sie verstehen, wie eine Theateraufführung funktioniert und so bilden wir unser Publikum von klein auf. Wir gewinnen sie fürs Theater.“



    Einer der Regisseure, die das Theater Anton Pann“ kennen- und liebengelernt haben, ist Cristi Juncu. In der Spielzeit 2013-2014 inszenierte Cristi Juncu eine Premiere auf der Bühne dieses Theaters — das bewegende Stück Die Belgrader Trilogie“ von Biljana Srbljanović über das Immigrantenleben in Prag, Sydney oder Los Angeles, gespielt von den 10 sehr jungen Schauspielern des Theaters. Zu dieser Truppe gehört auch Vlad Bârzanu, der 2012 die Theateruniversität in Cluj/Klausenburg absolviert hat. 2013 wurde Vlad Bârzanu bei den UNITER-Preisen in der Kategorie Nachwuchsschauspieler“ nominiert, für die Rolle des Bälgenflickers Flaut aus dem Stück Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare, inszeniert von Bálint Botos beim Theater Anton Pann“. In einer Zeit, in der junge Theaterschulabsolventen oft als unabhängige Schauspieler von einer Bühne zur anderen wechseln müssen, zieht Vlad Bârzanu den Status eines fest angestellten Schauspielers vor:



    Die gegenwärtige Tendenz ist, als unabhängiger Schauspieler von einem Theater zum anderen zu wechseln, aber ich fühle mich als festes Mitglied dieser Truppe besonders gut. Ich bin Teil eines Teams, das ich gut kenne — die meisten Schauspieler kannte ich schon von der Theaterschule, wir waren Kollegen. Es ist auch sehr gut, einen festen Arbeitsplatz zu haben — heutzutage gibt es sehr viele junge Schauspieler, die nach dem Abschlu‎ß keinen weiteren Weg sehen. Und da kommt auf einmal ein Theaterintendant auf einen zu und sagt: ‚Ich habe dich auf der Bühne gesehen, ich möchte dich in meine Truppe haben.‘ Was kann man dazu sagen? ‚Wow, danke, natürlich, ich bin dabei!‘ Für mich ist es perfekt so, ich habe einen sicheren Arbeitsplatz, ich bin nicht weit von Bukarest entfernt, ich kann weiter studieren und mein Magisterdiplom machen, was will ich mehr? Das traf sich wirklich gut!“



    Die Belgrader Trilogie“ präsentiert mit einem lachenden und einem weinenden Auge die Herausforderungen und die Schwierigkeiten der jungen Leute, die sich als Immigranten in einem neuen Land irgendwie durchschlagen müssen. Vlad Bârzanu spricht über die Art und Weise, wie er seine Rolle als Immigrant vorbereitet hat:



    Ich dachte nicht so viel an die Position des Immigranten — ich dachte mehr an die Beziehung zu meinem Bruder. Ich konzentrierte mich zuerst auf die Beziehung zwischen uns beiden, ich verarbeitete sie, und dann entwickelte sich auch die folgende Stufe der Beziehung zwischen Menschen, die nicht zuhause sind, die in einem fremden Land, allein, ohne Freunde, fern von ihren Lieben leben müssen… Es ist schwer, aber es ist auch schön. Als Schauspieler kann man in einer solchen Situation sehr viel erzählen. Was wollte ich mit der Rolle des Mika sagen? Das ist ein Stück aus der Erlebnis der Heimatferne und wie man damit zurecht kommt. Jeder von uns hat so etwas erlebt — fern von der Heimat leben, unsicher sein, nicht wissen, was der morgige Tag bringen wird, etwas tun, was man eigentlich nicht möchte, und all das als Existenz auf sich nehmen — eine ewige Unsicherheit und Sehnsucht nach seinen Lieben. Vielleicht habe auch ich so etwas zu spüren bekommen — ich bin in Baia Mare, im Nordwesten Rumäniens geboren und aufgewachsen, habe in Cluj/Klausenburg, in der Landesmitte, studiert, und jetzt lebe ich im Süden, in einer ganz anderen Region des Landes. Ich bin von zuhause weit entfernt, ich bin auch ein kleiner Emigrant — wenn man es so sehen will. Selbstverständlich ist meine Situation nicht so kompliziert wie die eines echten Emigranten, aber das hat meine Einbildungskraft angefeuert.“



    Erst seit dem 25. September 2009 hat das Theater Anton Pann“ ein eigenes Haus — an jenem Tag wurde das erste Theatergebäude, das als professionelles Schauspielhaus geplant, gebaut und eingerichtet wurde, in Râmnicu Vâlcea eröffnet. Das Haus hat zwei Theatersäle, ein Amphitheater im Freien, ein Probesaal, eine Terrasse und mehrere Unterkunftsräume — somit besitzt das Theater Anton Pann“ in Râmnicu Vâlcea eines der modernsten und am besten ausgestatteten Theatergebäude in Rumänien.



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