Tag: Bergbau

  • Heiteres Petrila: Ehemaliges Bergwerk wird zum Kulturzentrum umfunktioniert

    Heiteres Petrila: Ehemaliges Bergwerk wird zum Kulturzentrum umfunktioniert

    Unter der Leitung des Künstlers Ion Barbu beschloss der Verein Colonia Veselă“ (dt. Heitere Siedlung“), das ehemalige Bergwerk und das Gelände rundherum im Stadtviertel mit dem bezeichnenden Namen Colonie“ zu einem Kulturort umzubauen. Eine touristische Sehenswürdigkeit, die nicht nur ein Besuchermagnet, sondern auch eine gute Gelegenheit zur Ankurbelung der Wirtschaft in der Umgebung sein sollte. Zum ersten Mal hat eine Gruppe von Intellektuellen, gebildet aus Architekten und Künstlern, die Möglichkeit, Gesellschafter eines Bergwerks zu werden — eines wohlgemerkt kulturellen Bergwerks. Mihai Danciu, Vertreter des Vereins Colonia Veselă“, erzählte uns die ganze Geschichte:



    Der Verein »Colonia Veselă« wurde 2013 gegründet, gleichzeitig mit der Umsetzung einiger Jahresprojekte, die von mir und meinen Kollegen, ebenfalls Architekten, entwickelt worden waren. Wir sind von dem Gedanken ausgegangen, dass das Stadtviertel Colonie in Petroşani ein Makeover benötigte. In diesem Stadtviertel befand sich das grö‎ßte historische Ensemble im Schil-Tal, welches zum historischen Denkmal erklärt wurde. Wir kamen zum Schluss, dass es dringend notwendig sei, es zu sanieren. Demnach gründeten wir unseren Verein. Ursprünglich veranstalteten wir Workshops für Kinder, denn auch sie wünschten sich, in einem fröhlicheren Umfeld zu leben.“




    Der Verein Colonia Veselă“ verwandelte ein Bergbaugebiet in ein Museum. Ausstellungsräume, Labors für Forschung und Experimente — kurzum: ein umfangreiches Konzept. Das Ziel war, durch künstlerische und theoretische Mittel und mit der Einbeziehung der örtlichen Gemeinschaft die Vergangenheit und die Gegenwart des Bergwerks Petrila vorzustellen. Au‎ßerdem sollten verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten untersucht werden. Das originelle Konzept wurde auch von der Expertengemeinschaft hochgeschätzt. Der Verein erhielt nämlich eine bedeutende Auszeichnung von der staatlichen Agentur für die Förderung des Nationalen Kulturerbes (kurz: AFCN). Mehr Einzelheiten dazu bringt Mihai Danciu:



    Es handelt sich um einen Preis, den wir als Anerkennung unseres Vorhabens in Petrila erhielten. Hier muss ich eine Klammer aufmachen und erklären, dass der Verein »Colonia Petrila« ein Stiftungsmitglied des Vereins »Planeta Petrila« ist. Es handelt sich um eine Gruppe von Personen, die sich mit der Sanierung des Industrievermögens im Bergwerk Petrila beschäftigen. Sie wollen es in ein gro‎ßes wirtschaftliches, soziales, kulturelles Zentrum im Schil-Tal umwandeln. Als Mitbegründer haben wir die Projektleitung des Projekts »Kulturelle Verwertung Petrila« übernommen. Ziel der Initiative ist es, das Bergwerk umzugestalten und kulturell zu verwerten. Das Projekt startete letztes Jahr. Wir beschlossen damals, das Bergwerkgelände als Kulturprojekt umzubenennen. Denn an dem Ort sollen künftig verschiedene Kultur- und Sportereignisse veranstaltet werden.“




    Die Organisatoren der Veranstaltungen im Bergwerk Petrila gingen von einem gro‎ßzügigen Gedanken aus: Das Bergwerk lieferte mir Unterhalt während 27 Jahren, also darf ich es jetzt nicht aussterben lassen“ — das sagte Cătălin Cenuşă, Bergarbeiter in Ruhestand, anlässlich einer Preisverleihung in Verbindung mit der Bergbauarbeit. Mehr Einzelheiten zu den vor Ort veranstalten Ereignissen lieferte uns Mihai Danciu:



    Wir haben die im Jahr 2014 gestarteten Projekte fortgesetzt. Wir wollten die Aufmerksamkeit, die dem Projekt Petrila geschenkt wurde, auf hohem Niveau halten, und bemühten uns diesbezüglich. In diesem Zusammenhang sei der Dokumentarfilm »Planet Petrila« zu erwähnen. Regie führte Andrei Dăscălescu, die Hauptrollen übernahmen Cătălin Cenuşă und Ion Barbu. 2018 veranstalteten wir insgesamt 10 Kulturereignisse. Die zwei wichtigsten waren der Tag der offenen Bergwerke am 1. Mai und die Kulturverwertung Petrila, Mitte August. Zu diesem Anlass wurden einige Räume und Stollen im Bergwerk temporär wiedereröffnet. Die Besucher hatten somit Zugang zu Räumen mit Maschinen, die im Bergwerk, beim Kohleabbau eingesetzt wurden, sie konnten den Weg nachgehen, den die Bergarbeiter bei ihrer Arbeit langgehen, den Weg der Kohle nachvollziehen. Mehrere Stollen und Galerien werden in Ausstellungsräumen oder Konzerthallen umgewandelt. Wir wollten das richtige Umfeld schaffen, um Kultur- und Sportereignisse hier zu veranstalten, so wie es auch im Westen gemacht wird, an den Orten, wo einst Bergwerke in Betrieb waren.“




    Mihai Danciu erklärte uns, dass das ehemalige Industriegelände in einen Kulturraum umgewandelt wurde. Es sei ein übliche Vorgangsweise im zeitgenössischen Urbanismus, so unser Gesprächspartner, der Folgendes ergänzte:



    Die Veranstaltungen in Petrila sind unser wichtigster Schwerpunkt. Wir arbeiten mit Freiwilligen im Bergwerk. Ehemalige Bergarbeiter leisten Bereitschaftsdienst und üben verschiedene Wartungsarbeiten aus. Das Team wird von Cătălin Ceauşu geleitet. Am 15. November letztes Jahres öffneten wir auch das Museum der Bergbauretter. Es ist ein einmaliges Museum landesweit. An der Stelle, wo früher die Rettungsstation war, arbeiten derzeit unsere Freiwilligen und leisten Hilfe all denjenigen, die durch das Gelände ziehen und Hilfe benötigen. Und das rund um die Uhr. Letztes Jahr kamen 5000 Besucher zu uns. Sie schauen sich mit Vergnügen den neuen lebendigen Raum an und bewundern die Transformation. Derzeit können die Besucher eine Ausstellung verschiedener Architekturgegenstände sehen. Die Exponate stammen aus der Zeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts, der Zwischenkriegszeit und den jungen Kommunismusjahren.“




    Der Verein will seine Projekte fortsetzen. Mindestens eine Veranstaltung im Monat soll organisiert werden. Dazu Mihai Danciu:



    Zum ersten Mal seit 2012 sind alle damit einverstanden, dass das Bergwerk Petrila in ein Kulturzentrum umgebaut werden soll. Dabei dürfen die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekte nicht vernachlässigt werden. Wir erwarten Sie in Petrila, Sie werden sich mit Sicherheit nicht langweilen!“

  • „Anti-Instagram“: Ausstellung mit analogen Medien dokumentiert Leben in ehemaliger Bergbaustadt

    „Anti-Instagram“: Ausstellung mit analogen Medien dokumentiert Leben in ehemaliger Bergbaustadt

    Im vergangenen Sommer reisten 20 Jugendliche aus dem ganzen Land für zwei Wochen nach Anina (dt. Steierforf), in den Südwesten Rumäniens, um die sozialen Realitäten einer ehemaligen Bergbaustadt zu erkunden, in der heute keine Industrie mehr betrieben wird. Das Motto der Initiative lautete: Wie war es, als alles gut war?“. Was die Jugendlichen herausfanden, war, dass die Erinnerung an die guten alten Zeiten ganz unterschiedlich ist. Das zeigt auch die Ausstellungsinstallation, die sie nach der Reise zusammenstellten.



    Die Ausstellung ANTI-Instagram ist das Ergebnis einer pädagogischen Übung, die sich die Dokumentation mit üblichen, klassischen Methoden zum Ziel setzte. Dabei wurden verschiedene Mittel wie Fotografie, Film und Zeichnung verwendet. In Teams drehten die Jugendlichen kurze Dokumentationen und schossen Standbilder mit Filmkameras und Polaroids, erstellten Cartoons und Gemälde, um die Geschichte der Stadt und ihrer Bewohner darzustellen. Die Verwendung ausschlie‎ßlich analoger Medien hilft den Künstlern, sich auf ihre individuelle Vision in Bezug auf die Deutung der Wirklichkeit und auf ethische Fragen zu konzentrieren. Die 19-jährige Irina Novac erzählte uns, wie alles begann:



    Ende August und Anfang September trafen wir uns in Anina, einer ehemaligen Industriestadt. Hier organisierten wir mehrere Besuche. Jedes Team setzte sich ein anderes Ziel. Mein Team interessierte sich für die Kultur in Anina. Andere Teams besuchten die Bergwerke, andere schenkten den Jugendlichen mehr Aufmerksamkeit, um herauszufinden, womit sie sich beschäftigten.“




    Auf den ersten Blick wirkt Anina wie eine exotische Bergstadt. Doch allmählich flie‎ßt der Alltag und die gelebte Wirklichkeit in den Raum hinein, den die Jugendlichen erkundet haben. Sara-Patricia Pongrac ist 18 Jahre alt, sie erzählte uns von der Forschungsarbeit:



    Mein Team hat nach Fotos gesucht. Wir haben Geschichten von Menschen gesammelt, uns mit den Ortsbewohnern unterhalten, Schnappschüsse von ihnen gemacht. Ich habe mit einem Kollegen an einem Kurzfilm gearbeitet, der eine Zugstrecke, nämlich die Strecke Anina-Oraviţa, dokumentierte. Da gibt es Leute, die täglich mit dem Zug fahren. Wir hatten die Gelegenheit, sie auf ihrer Zugreise zu begleiten und uns mit ihnen zu unterhalten.“




    Luisa Balaban, 19 Jahre alt, teilte uns auch ihre Erfahrung in Anina mit:



    Ich denke, dass Anina im Moment nicht so viel Aufmerksamkeit bekommt, wie sie es verdient. Es ist sehr interessant, dort zu sein und die Perspektive der Menschen in unserem Alter, der jungen Menschen, kennenzulernen. Denn es ist eine ziemlich begrenzte Stadt. Ich kam mit einigen Jugendlichen in Kontakt und was ich von ihnen erfuhr, war sehr interessant. Ich freute mich, ihre Lebensauffassung kennenzulernen. Offensichtlich hörte ich auch viele Klischees, wie z.B.: Diese Stadt ist tot, ich will von hier weg, ich habe nicht das Gefühl, dass hier noch etwas zu tun sei. Gleichzeitig hatten sie sehr tiefe Wurzeln in dieser Bergbaukultur, ihre Familien lebten seit vielen Generation hier. Es war interessant, festzustellen, dass diese Kinder, die in einer geschichtsreichen Stadt wohnen, diese Geschichte freudig umarmen, sie annehmen, aber sich gleichzeitig von ihr entfernen wollen. Denn sie erkennen keine mögliche Zukunft für sie vor Ort.“




    Eine multidisziplinäre Forschung, die von den zwanzig Jugendlichen durchgeführt wurde. Das Projekt war eine Schultätigkeit. Es war Teil eines umfangreicheren Vorhabens im Rahmen des Programms One World Romania“. Die Forschungsarbeit verknüpfte Bereiche wie Anthropologie, Geschichte und Kunst. Was die Jugendlichen motivierte, sich dem Projekt anzuschlie‎ßen, war der interdisziplinäre Ansatz, so Luisa Balaban:



    Die Idee, mit analogem Film zu arbeiten, schien sehr interessant. Ich liebte es, analoge Fotos zu machen, aber die Idee, an 16-mm-Filmen zu arbeiten, schien au‎ßergewöhnlich, eine Erfahrung, die ich sonst nirgendwo hätte machen können. Deshalb habe ich mich für dieses Projekt beworben.“



    Sara-Patricia Pongrac fügte Folgendes hinzu:



    Ich war sehr interessiert, als ich sah, dass es sich um ein anthropologisches Forschungslager handelte. Ich wusste anfangs nicht, worum es bei der Anthropologie geht. Dann sah ich, dass wir uns mit den Menschen und ihrem Leben beschäftigten. Die Fotos und Filme kamen erst danach. Wir haben uns vom Leben der Menschen inspirieren lassen, und wir haben versucht, dies in der Ausstellung auszudrücken und zu zeigen, was wir dort gesehen haben.“



    Auch Irina Novac teilte uns ihre Erfahrung mit:



    Ein Freund erzählte mir über das Projekt. Ich fand die Idee interessant, also besuchte ich die Webseite von One World Romania, um mehr Informationen darüber zu erfahren. Ich sah, es war weit weg von zu Hause; aber wir hatten gerade Sommerferien, also dachte ich, es wäre cool, daran teilzunehmen. Es ging um Menschen, das fand ich interessant. Folglich meldete ich mich an.“




    Das Ergebnis war eine Installation, die bis Mitte April im Museum für zeitgenössische Kunst in Rumänien zu sehen war. Luisa Balaban sagte uns, was dort zu sehen sei:



    Die Installation zeigt den Weg, den wir zurückgelegt haben. Anfangs waren wir recht zaghaft, weil wir viel zu tun hatten und nicht wussten, wo wir anfangen sollten — es gab so viele Möglichkeiten: Fotos, Filme, Dokumentationen. Das waren Bereiche, in denen wir überhaupt keine Erfahrung hatten. Es ist kompliziert, die Leute nach ihrer Geschichte zu fragen, sie um alte Fotos von der Stadt zu bitten. Aber das ist es, was Sie in der Ausstellung sehen. Das Projekt hat sich allmählich entwickelt — es war ein Prozess, den wir Schritt für Schritt durchmachten. Wir verstanden allmählich die Geschichte von Anina. Die Ortsbewohner halfen uns, zu diesem Verständnis zu kommen. Sie waren bereit, auf unsere Fragen in Bezug auf ihre Geschichte, zu antworten, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen.“




    Eine der Figuren in einem für das Projekt entworfenen Comic-Strip hei‎ßt Junge mit einem Trichter auf dem Kopf“. Sie soll das Leben in einer Bergbaustadt veranschaulichen. Der Junge geht durch die leeren Stra‎ßen, findet einen Trichter, den er auf den Kopf setzt und somit in einen Bergarbeiter-Schutzhelm verwandelt. So verkleidet, entdeckt er die Wirklichkeit und die Alltagsgeschehnisse um sich herum. Die Workshops zum Thema der kreativen Dokumentation sind das jüngste Projekt von One World Romania“ in den Schulen.

  • Bergleute im Jiu-Tal legen Arbeit nieder

    Bergleute im Jiu-Tal legen Arbeit nieder

    Die Bergleute der Grube Lupeni habe die Arbeit spontan niedergelegt. Der Energiekonzern Hunedoara, dem das Bergwerk gehört, befindet sich in einer Krise und ist offenbar außerstande, die notwendigen Arbeitsbedingungen vor Ort zu schaffen. Die Bergleute sind verunsichert, sie wissen nicht, was auf sie zukommt und verlangen Klarheit – entweder macht die Grube weiter, oder sie schließt: Die halten uns ständig hin und lügen uns an – dass sie Insolvenz anmelden oder uns Präamien auszahlen. So kann es nicht weitergehen. Wir sind gedemütigt. Wenn es nicht weitergeht, gehen wir eben nach Hause. Wir werden ja nicht die ersten und auch nicht die letzten sein, die ihren Job verlieren. Aber wir wollen endlich klar wissen, was Sache ist.



    Die Streikenden verlangen den Rücktritt der gegenwärtigen Betriebsführung, die sie für unfähig halten. Sie sind besonders mit dem stellvertretenden Betriebsleiter unzufrieden – er war bis letzten Herbst Gewerkschaftsleiter und soll jetzt nach Angaben der Grubenarbeiter versucht haben, sie einzuschüchtern. Er habe ihnen mir der Kpndigung gedroht, sollten sie die Arbeit nicht wieder aufnehmen.



    Die Europäische Kommission hat inzwischen eine Hilfe von 100 Millionen Euro genehmigt, die der rumänische Staat dem Konzern Hunedoara zur Schließung der Bergwerke Lupeni und Lonea geben will. Mehr als die Hälfte des Betrags soll auf Abfertigungen und Umschulungen für die Bergleute sowie für die Umweltsanierung entfallen.



    Die Schließungen sind nur die vorerst letzte Episode im langen Todeskampf des rumänische Bergbaus. Im Kommunismus wurde die Branche aus pragmatischen und ideologischen Gründen priviliegiert – sie versorgte eine ressoucenintensive Industrie mit Energie. Nach der Wende wurden Bergwerke konsequent geschlossen – die Branche war umweltverschmutzend und arbeitete mit Verlust.

  • Die Woche 18.-22.04.2016 im Überblick

    Die Woche 18.-22.04.2016 im Überblick

    Rumänien könnte dem Schengen-Raum in zwei Phasen beitreten



    Rumänien und Bulgarien erfüllen die Beitrittskriterien zum Schengenraum und die Europäische Union unterstützt diesen Beitritt. Dies erklärte am Dienstag EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im Plenum der parlamentarischen Versammlung des Europarates. Der Präsident der Europäischen Kommission hat somit eine Frage über den Beitrittsstand der beiden Länder zum Freizügigkeitsraum beantwortet. Laut diplomatischen Quellen, die von dem Radio-Rumänien-Korrespondenten in Strassburg zitiert wurden, könnte der Beitritt in zwei Phasen, beginnend mit der zweiten Hälfte dieses Jahres erfolgen. Rumänien erfüllt seit einigen Jahren die Schengen-Beitrittskriterien. Wenn man bisher noch keine Entscheidung in diesem Sinne getroffen hat, ist der Grund eher politisch und hängt mit dem hohen Korruptionsniveau des Landes zusammen. Der ursprünglich für März 2011 geplante Beitritt Rumäniens und Bulgariens zum grenzfreien Schengen-Raum wurde mehrmals von einigen Mitgliedstaaten blockiert. Bedenken gegen einen Beitritt Rumäniens gab es hauptsächlich in Bezug auf die Reform der Justiz und den Kampf gegen Korruption. Bukarest erklärt seinerseits nach wie vor, dass es die technischen Kriterien der Aufnahme in den grenzfreien Schengen-Raum völlig erfülle.




    Neuer Arbeitsminister steht vor gro‎ßen Herausforderungen



    Das Gesetz zur Entlohnung der öffentlichen Bediensteten und die Umsetzung der neuen Regelungen bezüglich des Mutterschaftsurlaubs und des Kindergeldes sind die wichtigsten Herausforderungen des Mandats des neuen rumänischen Arbeitsministers Dragos Paslaru. Der neue rumänische Arbeitsminister, der 40-jährige Wirtschaftler Dragoş Pâslaru, hat diese Woche den Amtseid vor dem Staatschef Klaus Iohannis abgelegt. Dragoş Pîslaru, ehemaliger Staatsberater in der Kanzlei des Ministerpräsidenten Dacian Cioloş, wurde von dem Regierungschef selbst vorgeschlagen, um Ana Costea zu ersetzen. Diese trat letzte Woche, infolge der Unzufriedenheit der Gewerkschaften über den Entwurf einer Dringlichkeitsverordnung zur Entlohnung der öffentlichen Bediensteten, zurück. In der Zwischenzeit kündigte Premierminister Cioloş an, dass die Exekutive die Gespräche mit den Sozialpartnern über die Entlohnung der öffentlichen Bediensteten fortsetzen wird, um eine aus haushaltstechnischer und rechtlicher Sicht annehmbare und machbare Lösung zu finden. Eine weitere Herausforderung für den neuen Arbeitsminister ist die Umsetzung der neuen Regelungen bezüglich des Mutterschaftsurlaubs und des Kindergeldes, die neulich vom rumänischen Staatschef promulgiert wurden. Das neue Gesetz beseitigt die Höchstgrenze für das monatliche Kindergeld, das bisher auf 3.400 Lei (umgerechnet 760 Euro) begrenzt war. Das Kindergeld, das die Mütter erhalten, wird 85% derer Einkommen darstellen und wird für eine Zeit von zwei Jahren gewährt. Die Eltern, die früher zur Arbeit zurückkehren, sind berechtigt, einen Zuschuss von 50% des mindestgarantierten Kindergeldes zu erhalten.




    Unzufriedenheiten der Staatsbediensteten sind in fast allen Sektoren der rumänischen Wirtschaft zu treffen



    Die Gewerkschaften aus dem rumänischen Gesundheitswesen haben diese Woche vor den Sitzen der Präfekturen in mehreren Städten und vor dem Parlamentspalast in Bukarest Mahnwachen gehalten. Die protestierenden Staatsbediensteten forderten eine entsprechende Finanzierung des Systems und die Eliminierung der Ungleichheiten aus dem Gesundheitswesen. Die Gewerkschaften sind wegen der Blockierung der Verhandlungen über das neue Lohngesetz unzufrieden und verlangen Regelungen für die Funktionierung der Schularztbetriebe und ein Budget in Höhe von 6% vom BIP. Diese Woche protestierten auch die Bergbauarbeiter: Mehrere Dutzend unzufriedene Bergleute vom Energie-Komplex Oltenien (im Südwesten Rumäniens) beteligten sich an einem 300 Km langen Protestmarsch. Eine massive Streichung der Arbeitsplätze hatte schon vor zwei Jahren begonnen. Im Sommer sollen weitere 2000 Bergleute entlassen werden. Die Bergleute hoffen, die Regierung überzeugen zu können, dass der Bergbau in dieser Landesgegend bewahrt werden muss. Der rumänische Energieminister, Victor Grigorescu, erklärte, der Energie-Komplex Oltenien gehe nicht in die Insolvenz, und die Regierung werde Lösungen für die finanzielle Erholung der Gesellschaft finden. Energieminister Grigorescu hat zusammen mit den Vertretern der Leitung und der Arbeitnehmer vom Energie-Komplex Oltenien einen Effizienzsteigerungsplan festgelegt, der auch eine Umstrukturierung mit Personalabbau vorsieht.




    Kommunalwahlen: National-Liberalen tauschen Oberbürgermeister-Kandidaten erneut aus



    Die Liberalen haben zum dritten Mal einen neuen Kandidaten für die Wahl des Oberbürgermeisters von Bukarest aufgestellt — sie schicken den Ortsverbandschef und Ex-Justizminister Cătălin Predoiu ins Rennen. Er war eigentlich für die Position des Premierministers vorgesehen, falls die Liberalen die Parlamentswahlen vom Herbst gewinnen sollten. Predoiu musste aber kurzfristig einspringen, nachdem die Liberalen auch den dritten Kandidaten innerhalb eines Monats verloren haben. Zuerst zog sich der chancenlose Europaabgeordnete Cristian Buşoi zurück, dann der Parteivizepräsident Ludovic Orban — gegen ihn wurde ein Strafverfahren unter Verdacht auf Bestechlichkeit angeregt. Er soll einem Geschäftsmann Geld verlangt haben, um die Gunst von Journalisten zu kaufen. Die Partei entschied sich dann für Marian Munteanu, eine bekannte Figur der bürgerlichen und studentischen Bewegung gleich nach der Wende — doch sofort wurde ihm nachgesagt, für die kommunistische Geheimpolizei Securitate gespitzelt zu haben und dem rechtsextremen Spektrum zu nahe zu stehen. Munteanu leugnete beides, zog sich aber auch zurück.




    Bukarest spricht Kiew Unterstützung auf dem Weg zu Reformen zu



    In Bukarest haben das Parlament, die Regierung und das Präsidialamt einstimmig die Annexion der Halbinsel Krim durch Moskau sowie den Militäreinsatz in der abtrünnigen Region Donbass scharf verurteilt und sich fest entschlossen für die Einhaltung der Souveranität und der territorialen Integrität der Ukraine ausgeprochen. Der ukrainische Präsident, Petro Poroschenko, ist am Donnerstag in Bukarest mit Präsident Klaus Iohannis und mit Ministerpräsident Dacian Ciolos zu Gesprächen zusammengekommen. Themenschwerpunkte bildeten die weitreichenden Reformen Kiews im Justizwesen und die Annäherung der Ukraine an die EU. Der rumänische Präsident Klaus Iohannis versicherte seinem ukrainischen Gegenüber Petro Poroschenko die Unterstützung Bukarests auf dem Weg zu den Reformen, denen Kiew gegenüber Brüssel nachkommen soll, nachdem es 2014 die EU-Assoziierungs-und Freihandelsabkommen unterzeichnet hatte. Der ukrainische Präsident sagte seinerseits, dass Kiew die Chancen, die das Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union anbietet, auszunutzen und die Gespräche über eine Erdgas-Verbindung mit der EU fortführen soll, um seine Abhängigkeit von direkten russischen Gasimporten zu verringern. Die zwei Staatschefs diskutierten auch über die Bildung einer gemeinsamen Nato-Schwarzmeerflotte, die die Sicherheit in der Region unterstützen sollte, sowie über die Möglichkeit der Gründung einer rumänisch-ukrainisch-bulgarischen Brigade nach dem Muster derjenigen, die zwischen Polen, Litauen und der Ukraine existiert. Am Donnerstag kam der ukrainische Präsident auch mit dem rumänischen Premierminister Dacian Cioloş zusammen. Die Bildung einer neuen Regierung in Kiew stelle eine neue Chance zur Beschleunigung der Reformen und zur Stabilisierung der Ukraine dar, erklärte dabei Premier Cioloş. Im Rahmen des Bukarester Treffens unterzeichneten die zwei Staatschefs zwei Abkommen, die die bilaterale Zusammenarbeit im Bereich der Militärtransporte bzw. den gemeisamen Einsatz von Patrouillen an der Grenze zwischen Rumänien und der Ukraine vorsehen.

  • Bergbau-Gemeinde Roşia Montană vor Aufnahme in UNESCO-Weltkulturerbe?

    Bergbau-Gemeinde Roşia Montană vor Aufnahme in UNESCO-Weltkulturerbe?

    Das Umwelt- und das Kultusministerium gaben unlängst bekannt, dass Rumänien die Gemeinde Roşia Montană auf die Kandidatenliste für die Aufnahme in das Weltkulturerbe der UNESCO gesetzt hat. Die endgültige Entscheidung über die Nominierung zur Aufnahme obliegt der UNESCO und soll in Paris fallen. Dabei wird eine umfassende Akte untersucht, in der sowohl das Szenario über die wirtschaftliche Wiederbelebung als auch das über die Erhaltung der Region eine Rolle spielen.



    Roşia Montană im Apuseni-Gebirge der Westkarpaten zählt zu den ältesten und bedeutendsten Gold-Lagerstätten Europas. Bereits in der Bronzezeit wurde hier Bergbau betrieben, später in der Antike, im Mittelalter und in der Moderne. Der traditionelle Bergbau, der ursprünglich von Familieninitiativen und kleinen Bergbauer-Genossenschaften ausging, endete mit der Verstaatlichung durch die Kommunisten ab 1948. Es folgte eine Industrialisierung des Bergbaus in der Region, die 2006 ein Ende fand.



    Mehrere Galerien durchkreuzen die Gebirgsmassive, die ringsum die Gemeinde umgeben. Ihre Gesamtlänge beträgt gut 80 Kilometer. Davon stammen die ersten sieben Kilometer aus der Antike und bildeten das größte und bedeutendste Bergwerk der Römer. Die heutige Stätte ist eben durch die langen Galerien, aber auch die Landschaften an der Oberfläche und die Marktgemeinde der Bergbauer gekennzeichnet.



    Laut bisherigen Evaluierungen erfüllt Roşia Montană fünf der Kriterien der UNESCO für die Aufnahme in das Weltkulturerbe. Mehrere NGOs hatten die Aufnahme verlangt, weil sie sich dadurch internationalen Schutz für die Bergbau-Gemeinde in den Westkarpaten erhofften. Der Ort sei laut Angaben der Organisationen angesichts eines Gold-Tagebauprojekts des kanadischen Unternehmens Roşia Montană Gold Corporation bedroht gewesen. 15 Jahre lang hatte das Unternehmen versucht, die Genehmigung für den Beginn der Bergbau-Aktivitäten an der Oberfläche zu erhalten.



    Nach der Ankündigung der Roşia Montană Gold Corporation, bei der Goldförderung Zyanid verwenden zu wollen, brach ein Skandal aus. Die Fördermethode könnte verheerende Auswirkungen auf die Umwelt und das archäologisch wertvolle Bergwerk aus der römischen Zeit haben, sagten die Kritiker des Vorhabens. Geologen vermuten in der Region das größte Goldvorkommen in Europa, hier hätten mit dem Zyanidverfahren 300 Tonnen Gold und 1600 Tonnen Silber gewonnen werden könen.



    Laut Eugen David, dem Vorsitzenden der NGO Alburnus Maior, sei der jüngste Vorschlag Rumäniens nicht nur ein großer Gewinn für das Kulturerbe. Es sei auch ein großer Sieg der Zivilgesellschaft, der Sieg Tausender Menschen im In- und Ausland, die auf der Straße für die Rettung der Gemeinde Roşia Montană demonstriert hätten.

  • Parlamentsabgeordnete lehnen Gesetzesprojekt Rosia Montana ab

    Parlamentsabgeordnete lehnen Gesetzesprojekt Rosia Montana ab

    Die Abgeordnetenkammer des Bukarester Parlaments hat am Dienstag das Gesetzesprojekt über einige Ma‎ßnahmen betreffend den Abbau der Gold- und Silbervorkommen in der Umgebung der rumänischen Ortschaft Rosia Montana abgelehnt. November 2013 war das Projekt auch vom Senat abegelehnt worden, und weil die Abgeordnetenkammer das entscheidende Gremium des rumänischen Parlaments ist, bedeutet das Votum am Dienstag die endgültige, unwiderrufliche Ablehnung des Gesetzentwurfes der rumänischen Exekutive.



    Laut einem von einer Sonderkommission erarbeiteten Ablehnungsbericht würde das Projekt Rosia Montana nicht alle Forderungen betreffend den Abbau von Mineralresourcen in Rumänien erfüllen. Darüber hinaus sei das besagte Projekt ein Versuch, die Gesetzgebung im Bereich Bergbau zu verändern, mit Erarbeitung eines neuen Rahmengesetzes. Die angestrebten Veränderungen hätte dann dem kanadischen Unternehmen illegale Vorteile verschafft und ihm die Gold- und Silberförderung in Rosia Montana unter Verwendung von Zyanid ermöglicht. Mehr noch: Durch die im abgelehnten Projekt enthaltenen Vorschriften wäre das kanadische Unternehmen davon befreit, die für den Goldabbau notwendigen Genehmigungen vorzulegen, und die Vorschriften selbst wären auf Dokumente gegründet worden, die von der rumänischen Justiz in den letzten 15 Jahren annuliert worden waren.



    Die verfassungswidrigen Enteignungsverfahren, die Verpflichtung der Behörden, Stellungnahmen und Genehmigungen auszustellen, die Abweichungen vom Denkmalschutzgesetz, vom Umweltschutzgesetz, sowie von der EU-Richtlinie über Gewässer wurden von der Zivilgesellschft ans Licht gebracht. Der Skandal war nach der Ankündigung des kanadischen Unternehmens, bei der Goldförderung Zyanid verwenden zu wollen, ausgebrochen. Die Fördermethode könnte verheerende Auswirkungen auf die Umwelt und das archäologisch wertvolle Bergwerk aus der römischen Zeit haben, sagten die Kritiker des Vorhabens. Im Herbst 2013 gingen zigtausende Rumänen auf die Stra‎ße, sie demonstrierten gegen den Gesetzentwurf und forderten die rumänische Regierung auf, das Gesetzprojekt zurückzuziehen, die Verwendung von Zyanid in der Bergbauindustrie zu verbieten und das Verfahren zur Aufnahme der Ortschaft Rosia Montana — der ehemaligen römischen Kolonie Alburnus Maior — auf die UNESCO-Liste der geschützten Denkmäler zu starten. Unter dem Druck der Stra‎ßendemonstrationen schwand auch die politische Unterstützung für dieses Projekt, an dem der rumänische Staat mit etwa 19% beteiligt war. Parallel dazu erklärten sich auch rumänische und ausländische Wissenschaftler gegen die Fördermethode mit Zyanid in Rosia Montana, indem sie betonten, dieses Verfahren sei gegen den Grundsatz einer dauerhaften Entwicklung und verletze das Recht der Bürger auf eine saubere Umwelt.



    Infolge der jüngsten Entwicklungen drohte der Besitzer des mehrheitlichen Aktienpakets von Gold Corporation, Gabriel Ressources, dem rumänischen Staat mit einer Klage um Schadenersatz in Höhe von mehreren Milliarden Euro. Laut Angaben von Geologen gebe es in Rumänien das grö‎ßte Goldvorkommen des kontinentalen Europa, und zwar 68 Vorkommen im rumänischen Westgebirge. Durch den Goldabbau mit Einsatz von Zyanid wären aber 2.900 Ha Land mit Zyanidabfällen verseucht; die Folgen wären eine Umweltkatastrophe und gro‎ße soziale Probleme in Rumänien.

  • Bergbau und Arbeitsschutz im kommunistischen Rumänien der 1980er Jahre

    Bergbau und Arbeitsschutz im kommunistischen Rumänien der 1980er Jahre

    Die Schwerindustrie gehörte zu den Stützpfeilern der kommunistischen Industrialisierung in Rumänien. In diesen Bereich fielen der Bergbau, die Stahlindustrie und der Maschinenbau. Der Rohstoffabbau, vor allem im Tagebau, galt als schwierigste Branche, aufgrund der extremen Arbeitsbedingungen und des hohen Unfallrisikos bzw. der zahlreichen Todesfälle. Weil die Bergarbeiter eine erstaunlich solidarische Berufsgruppe bildeten, fühlte sich das Regime von ihrem Streikpotential bedroht. Deshalb genossen sie gro‎ßzügige Lohnbedingungen bzw. sozialen Schutz, wurden dafür aber gleichzeitig streng überwacht. Der Arbeitsschutz hatte sowohl eine soziale Komponente als auch eine Kontrollfunktion aus Sicht der Behörden. In einer perfekten Welt gibt es keine Unfälle, darauf lief der Ehrgeiz der Kommunisten hinaus.




    Und dennoch hat es derartige Arbeitsunfälle gegeben. Elektromechaniker Petru Gherman berichtete 2003 in einem Interview mit dem Zentrum für Mündliche Geschichte des Rundfunks darüber, wie er selbst bei einem tödlichen Unfall in einem Bergwerk im Schil-Tal unversehrt blieb.



    Wir hatten einen fallenden Verhieb in einer Abbaukammer in etwa 150 Metern Tiefe, und die Kammer wurde mit individuellen Trageelementen gestützt. Das hei‎ßt, es sind Pfeiler und Stützbalken dort, was auch immer. Ich war Kombineführer, fuhr den schrägen Stollen runter, in Richtung Abbaukammer. Plötzlich ist es entlang einer 17 Meter langen Strecke zu einem Bruch gekommen, meine Kombine wurde komplett begraben. Ich konnte irgendwie rauslaufen. Damals ist aber ein Bergarbeiter verschüttet worden, erst nach drei Tagen konnten sie die Leiche bergen. Er hie‎ß Mureşan Vasile, ich werde ihn nie vergessen, er war ein sehr guter Mensch und wir verstanden uns sehr gut. Aber ich habe überlebt, weil ich weglaufen konnte, die Kombine hatte sich ein wenig zur Seite geneigt und er wurde verschüttet.“




    Der Bergarbeiter Miklós Bokor hat sich bei seiner Berufswahl einer langen Familientradition angeschlossen, sich aber auch aus purer Leidenschaft für den Bergbau entschieden. Man könnte glauben, dass die Bergarbeiter sich aus rein materiellen Gründen für diesen gefährlichen Beruf entscheiden. Aber viele der Bekräftigungen von Kumpeln lassen auf eine Leidenschaft für den Bergbau, für die Branche, schlie‎ßen. Und das gilt auch für Miklós Bokor, der lange Zeit untertage im Bergwerk Aninoasa im Schil-Tal tätig war. 2003 berichtete auch er von einem Arbeitsunfall, bei der er sich einen Fu‎ßbruch zugezogen hatte.



    In diesen 31 Jahren, in denen ich dort gearbeitet habe, gab es untertage zwei Unfälle. Einmal war es ein Bruch und das andere Mal ein Einsturz in einem Kohleabbau, eigentlich ist die Decke eingestürzt dort. Beim Bruch ist Gestein hereingebrochen. Es war dort ein hoher Neigungswinkel, etwa 60 oder 50 Grad. Und wenn ein Gesteinsbrocken runterfällt, können Sie sich vorstellen, mit welcher Geschwindigkeit er herunterrollt. Dieser Brocken kam von oben, etwa 20-30 Meter über mir. Ich hörte das Geräusch, wollte hochspringen und ausweichen, aber der Brocken ist über meinen Fu‎ß hinweggerollt und hat mir drei Zehenknochen gebrochen. Wenn so ein Gestein hereinbricht, hört man ein lautes Getöse, schon vorher hört man das. Man hört es, wenn man Bergarbeiter und mit dem Gedanken am richtigen Ort ist, fast unterhält man sich mit dem Berg. Auf jeden Fall siehst und wei‎ßt du, wenn etwas passiert. Denn das Bergwerk vergie‎ßt Tränen genau wie ein Mensch, zunächst kommen die Tränen und danach weint es richtig, und der Gesteinsbrocken flie‎ßt runter, er kommt ins Rollen. Und wenn du dann rausgehst, ist es ein richtiger Berg! Wenn es richtig leise ist, denn damals herrschte auch Ruhe, dann wei‎ßt du, dass es eine Risslinie ist, und hast die Möglichkeit, die Arbeiter rauszubringen.“




    Die Minenunfälle galten als wichtige Ereignisse und wurden von Untersuchungen gefolgt, bei denen die Schuldigen ermittelt werden sollten. Ingenieur Iulian Costescu war technischer Bergwerks-Leiter in Livezeni. Im Jahr 1980 starben 53 Menschen infolge von zwei Explosionen: Bei der ersten starben 32 Bergleute, eine zweite Explosion tötete 21 Retter. Eine Arbeitsschutz-Kommission, der auch Securitate-Offiziere angehörten, untersuchte den Fall und befand ihn für unschuldig.



    Wie es damals üblich war, mussten hohe Tiere ins Gefängnis, etwa der Bergwerksleiter und der Chefingenieur. Der Securitate-General Macri ist gekommen, um alles zu überwachen. Ich hatte eine Auseinandersetzung mit ihm, weil er nach der Explosion runter wollte. Der damalige Bergbau-Minister, Virgil Trofin, hat mich zum Leiter der Bergungsarbeiten ernannt. Und es war mein gutes Recht, dem General den Zugang zum Bergwerk zu verweigern, denn die Explosion hätte sich wiederholen können. Das war bereits davor im Bergwerk Vulcan der Fall gewesen, wo sogar Professoren vom Bergbau-Institut Petroşani gestorben waren, darunter der Leiter des Instituts und jemand vom Zentrum für die Sicherheit im Bergbau in Petroşani. Und Macri hat vorgeschlagen, dass auch ich angeklagt werde und ins Gefängnis gehe. Das Strafverfahren hat ein Jahr lang gedauert, am Ende wurde ich freigesprochen. An jenem Morgen war Paul Romanescu zuständig für den Belüftungsdienst und den Arbeitsschutz im Kombinat. Und ich sagte ihm, ins Bergwerk zu gehen, um die Belüftung zu überprüfen. Er war ein au‎ßergewöhnlicher Junge. Er ging hinunter ins Bergwerk. Wäre ich mitgegangen, wäre das vielleicht nicht passiert. Vielleicht hätte ich Ma‎ßnahmen getroffen, die den Tod so vieler Menschen verhindert hätten. Ich glaube, dass die Explosion sowieso stattgefunden hätte, aber ich hätte vielleicht die Leute aus dem Bergwerk in Sicherheit gebracht. Ich wei‎ß nicht, was ich gemacht hätte.“




    Die Unfälle in den Bergwerken haben die Arbeiter dort nicht dazu bewegen können, aufzugeben. Obwohl die Arbeitsschutznormen die Lebensgefahr untertage nicht ausschlie‎ßen können. Für sie gilt Eines: Die Erde kann in ihrem Inneren, genauso wie die Tiefe der Meere, nicht vollständig gezähmt werden.



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  • Nachrichten 04.11.2013

    Nachrichten 04.11.2013

    BUKAREST: Mitglieder der Gewerkschaftsverbände im Bildungswesen haben am Montag ihre Protestaktionen fortgesetzt. Sie protestierten vor dem Parlamentssitz und forderten den Senatoren und Abgeordeneten die Zuweisung von 6% des BIP für das Bildungswesen. Gleichzeitig möchten die Gewerkschaftler die Novellierung des Bildungsgesetzes, die Erarbeitung eines Sondergesetzes für die Entlohunung des Personals im Bildungswesen, die Entbürokratisierung der Bildungstätigkeit und die Entpolitisierung des Bildungswesens. Die Gewerkschaftler kündigten an, dass der Höhepunkt ihrer Protestaktionen die Blockierung des Schuljahres sein könnte, werden ihre Forderungen nicht gelöst.



    BUKAREST: Einige Tausend Menschen haben am Sonntag abend in Bukarest und weiteren Städten des Landes den 10. Sonntag hintereinander gegen das Bergbauvorhaben im mitterumänischen Rosia Montana protestiert. Die Protestteilnehmer fordern den Widerruf des Gesetzentwurfs zur Regelung des Goldabbaus, das Einsatzverbot von Zyanid in Rumänien und die Aufnahme der Region Rosia Montana in das UNESCO-Welterbe. Ein parlamentarischer Sonderausschuss wird bis zum 10. November einen Bericht über das Bergbauvorhaben veröffentlichen.



    BUKAREST: Die gemeinsame Mission des IWF, der Weltbank und der EU-Kommission setzt in Bukarest die Beratungen über ein neues Abkommen vorbeugender Art mit Rumänien fort. Am Montag ist die Delegation der internationalen Kreditgeber mit Vertretern des Steuerrates und der Wertbörse Bukarest zusammengekommen. Der Haushaltsentwurf, der von den rumänischen und den internationalen Fachleuten bewertet wurde, soll am Mittwoch der Regierung vorgelegt werden. Die Unterlage sieht die Angleichung der Renten und die Anhebung der Gehälter der Staatsbediensteten, die wenig verdienen und keine Steuererhöhungen vor.



    BUKAREST: Bestandteile des Raketenabwehrschirms, einschlie‎ßlich Abfangraketen, sollen in den Süden Rumäniens, zum Stützpunkt in Deveselu 2014 gebracht werden. Dies erklärte am Montag der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Bogdan Aurescu. Er sagte au‎ßerdem, dass in Rumänien mit den Abfangraketen keine Tests durchgeführt werden sollen. Rumänien stimmte der Einrichtung dieses Stützpunktes auf seinem Territorium zu. Hier sollen rund 200 amerikanische Militärs und Techniker im Rahmen des amerikanischen Raketenabwehrschirms in Europa stationiert werden. Der Stützpunkt in Deveselu soll 2015 in Betrieb genommen werden. Polen und die Türkei sind zwei weitere Länder, die Bestandteile des NATO-Raketenabwehrschirms beherbergen werden. Das System soll 2020-2022 fertig werden.



    BERN: Der rumänische Landwirtschaftsminister Daniel Constantin unternimmt einen Staatsbesuch in Bern, wo er mit schweizer Würdenträgern zusammenkommen wird. Zu den angegangenen Themen zählt der bilaterale Handel mit landwirtschaftlichen Gütern zwischen Rumänien und der Schweiz, die Erforschung der Standpunkte der beiden Länder hinsichtlich der laufenden Verhandlungen bei der Welthandelsorganisation, sowie die Erkennung gemeinsamer Merkmale der Landwirtschaftspolitik der zwei Staaten. Auf der Diskussionsagendas stehen auch die wissenschaftliche Zusammenarbeit in der Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit. Die Schweiz ist einer der grö‎ßten Investoren in Rumänien, mit einem Gesamtwert von über 868 Millionen Euro.



    BUKAREST: Der Vorsitzende der Abgeordnetenkammer des Bukarester Parlaments, Valeriu Zgonea, hat am Montag erklärt, in Rumänien gebe es keine Verletzungen des Rechtsstaates, und die Erklärungen der EU-Justizkommissarin, Viviane Reding, seien keine Kritik gegen Rumänien. In der Perspektive der EU-Wahl sollten keine falsche Themen an die Öffentlichkeit gebracht werden, sagte noch Valeriu Zgonea. Die EU-Justizkommissarin hatte neulich in einem Interview für Die Zeit“ erklärt, es seien Änderungen der europäischen Verträge notwendig, etwa im Bereich des Schutzes der Rechtsstaatlichkeit, denn es gebe eine Reihe von Mitgliedstaaten, in denen heute der Rechtsstaat gefährdet oder ganz infrage gestellt werde, wie, unter anderen, in Rumänien und Ungarn, aber nicht nur. In vielen Mitgliedsstaaten täten wir gut daran, gemeinsam einen genaueren Blick auf das Funktionieren des Rechtsstaates zu richten, sagte noch Viviane Reding.



    BUKAREST: Die rumänische Nationalbank, Romfilatelia und die Rumänische Rundfunkgesellschaft haben am Montag, anlä‎ßlich des 85. Jahrestages seit der Gründung der Rumänischen Rundfunkgesellschaft, die Briefmarkenserie “Die Goldene Phonothek Rumäniens” lanciert. Bei der Lancierung erklärte der Gouverneur der rumänischen Nationalbank, Mugur Isarescu, die Briefmarkenserie, das Album und die CD mit der Goldenen Phonotek seien eine Anerkennung der hohen kulturellen Werte Rumäniens. Ebenfalls am Montag wurde die Jubiläumsmedaille 85 Jahre Rumänische Rundfunkgesellschaft“ präsentiert.