Tag: Berufe

  • Digitalisierung 4.0: Welche Berufe verschwinden?

    Digitalisierung 4.0: Welche Berufe verschwinden?

    Junge Untersuchungen zeigen, dass rund die Hälfte der heutigen Berufe in den kommenden Jahrzehnten verschwinden wird. Die Entwicklung der Technologie und Einführung von Robotern werden die menschliche Arbeitskraft ersetzen. Der Arbeitsmarkt wird sich im ständigen Wandel befinden und die Menschen werden sich laufend anpassen müssen. Die künftigen Angestellten werden ein Online-Profil haben, sie werden mehr verbunden sein, mobiler und agiler, meint die NGO INACO — Initiative für Wettbewerbsfähigkeit“ im Leitfaden der Zukunftsberufe, der in diesem Herbst veröffentlicht wurde. Die Untersuchung basiert auf die neuesten Ergebnisse der Studien über die Wirtschaft der Zukunft und erläutert die aktuellen Richtungen in der Technologie und die Voraussagen über die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt der Gesellschaft von morgen. Andreea Paul ist die Koordinatorin und Leiterin der NGO INACO:



    Alle Kinder, die heute die Schule beginnen, werden in ihrem Erwachsenenalter einen komplett unterschiedlichen Arbeitsmarkt, verglichen mit dem heutigen, haben. Zwei Drittel der Arbeitsplätze von heute werden sich verwandeln. Es ist auch selbstverständlich, dass es so sein wird, denn es wurden neue Technologie eingeführt, die Bereiche vollkommen neustarten, von der Landwirtschaft bis zum Handel, von Industrieproduktion bis Medizin. Bekannte Berufe wie der eines Fahrers könnten bald verschwinden. Die Handarbeit wird durch kreative Arbeit ersetzt. Es ist sogar ein sehr guter Slogan entstanden, den wir für die Berufe von morgen passend finden: »Intelligentes Arbeiten, ohne gro‎ßen Aufwand«. Denn alles, was körperlichen Aufwand, Wiederholung, Risiko am Arbeitsplatz voraussetzt, wird automatisiert, robotisiert, was unseren Alltag einfacher macht.“




    Die Urheber des Leitfadens der Zukunftsberufe“ meinen, dass das rumänische Bildungssystem die Jugendlichen nicht ausreichend informiert und sie nicht auf die Berufe der Gesellschaft von morgen vorbereitet. Gerade deshalb hat die Expertengemeinschaft, Mitglieder und Partner von INACO, dem Bürgermeisteramt des 3. Bukarester Bezirks ein komplexes Projekt vorgeschlagen, das 13 Bukarester Gymnasien an die Realitäten des Arbeitsmarktes von morgen anschlie‎ßen soll. Der Leitfaden der Zukunftsberufe wird als Grundlage für interaktive, kreative Werkstäten und für Ereignisse non-formeller Ausbildung dienen, die von den Experten von INACO koordiniert werden sollen. Diese sollen die schulische Beteiligung und die Berufsauswahl der Schüler dieser Gymnasien fördern. Andreea Paul:



    Wir haben uns vorgenommen, dieses Jahr mit 1000 Jugendlichen, mit Eltern und Lehrern direkt in Kontakt zu treten, um ihnen zu zeigen, welche die Berufe der Zukunft sein werden, welche Berufe sich in der Umwandlungsphase befinden oder sogar verschwinden und welche neuen Berufe entstehen, welche die von den Arbeitgebern gesuchten Kompetenzen und Fähigkeiten sein werden und besonders wie man diese erlangen könnte. Diese sind die Schlüsselfragen, die die Expertengemeinschaft von INACO einfach und deutlich, sodass es für alle verständlich ist, in einer Vorstellung des »Leitfadens der Zukunftsberufe«, die auf unserer Webseite www.inaco.ro online verfügbar ist, beantworten möchte. Der Zugriff auf diesen Leitfaden ist frei und die Interessenten sind eingeladen, jedes Bild anzuklicken, denn hinter jedem einzelnen Bild befinden sich kurze Erklärungsvideos. Diese zeigen, dass alles, worüber wir sprechen, bereits in einer Ecke der Welt umgesetzt wird, die viel fortgeschrittener ist als unser Land und die durch diese technologischen Tendenzen die ganze Weltwirtschaft beeinflusst. Diese müssen wir beachten. Wir sprechen über die digitale Revolution 4.0. Ob wir über die Einführung von Robotern, über 3D-Drucken, über Blockchain-Systeme, virtuelle Realität, Ressourcen und Verkehr der Zukunft sprechen, all das verpflichtet uns, uns neu zu kalibrieren, unser Bildungssystem neu zu starten und in unsere Fortbildung zu investieren.“




    Die Experten der Organisation INACO haben bereits die ersten Schritte unternommen, damit die Jugendlichen mit den technologischen Tendenzen der Zukunft schritthalten. Sie haben jeweils einen Bildungs-3D-Drucker und 10 Kilo Verbrauchsmaterialien den Schülern der Berufsschule einer Gemeinde im Landkreis Iaşi, aber auch den Schülern des Technologischen Gymnasiums Ioniță G. Andron“ in Negreşti Oaş gespendet. Ovidiu Mihai Hotca, der Leiter dieses Gymnasiums:



    Die Kinder sind sich dieser besonders gro‎ßen Wandlungen, die stattfinden, bereits bewusst. Ein Beispiel der modernen Technik ist dieser 3D-Drucker, den wir erhalten haben. Wir erklären den Schülern, wie weit man mit der Technologie gehen kann. Wir haben gesehen, dass es 3D-Drucker gibt, die sogar Häuser bauen können. Daher zeigen die Kinder hohes Interesse daran. Meiner Meinung nach müsste man, um einen geschlossenen Kreislauf zu haben, solche Technologien auch auf Industrieebene einsetzen.“




    In Zukunft werden Senioren-Betreuer, Fachleute für Weltraumtourismus, Drohnenbediener sowie Roboterüberwacher und -Programmierer sehr gefragt sein. Auch gefragt werden Physiotherapeuten, Bewegungstherapeuten und Facharbeiter für den Bereich unkonventioneller Energien sein, verlautet noch aus der Untersuchung von INACO. Gemä‎ß dieser werden neue Technologien zur Schaffung von Millionen neuen Arbeitsplätzen und vollkommen neuer Wirtschaftsbereiche führen. Andreea Paul:



    Es gibt Berufe, die in naher Zukunft fast sicher verschwinden werden. Es handelt sich um Haustürverkäufer oder Call-Center-Verkäufer. Die Stelle des Bankkreditberaters wird in Zukunft verschwinden, was auf die Automatisierung zu 98% dieses Marktes zurückzuführen ist, Schalter verschwinden, Kassen werden automatisiert, Taxifahrer werden in Zukunft zu 90% durch künstliche Intelligenz ersetzt, behaupten die Forscher von der Oxford University, Fast-Food-Köche werden zu 80% ihren Job verlieren. McDonald’s setzt heute weitgehende Programme zum Roboterisieren der eigenen Küchen um. Arztassistenten, Ernährungsberater, Chirurgen — diese werden nicht oder nur in sehr kleinem Ausma‎ß durch Automatisierung ersetzt werden können.“




    Obwohl es in den rumänischen Schulen keinen Robotik-Unterricht gibt, gehören die rumänischen Gymnasiumschüler, die von der Zukunftstechnologie begeistert sind, zu den besten der Welt bei den Wettbewerben, wo künstliche Intelligenz zum Leben erwacht. So etwa hat das Gymnasiumschülerteam Rumäniens an der Internationalen Robotik-Olympiade in Mexiko die höchsten Preise des Wettbewerbs errungen und belegte am Ende den 1. Platz unter allen Teilnehmerländern.

  • Der Amerikaner vom Kloster Oaşa

    Der Amerikaner vom Kloster Oaşa

    Seinen weltlichen Namen Stephen hat Pater Sava abgestreift. Er wurde streng katholisch erzogen, doch über die russische Literatur von Lew Tolstoi und Fjodor Dostojewski und über Berichte aus dem Leben von Heiligen und Mystikern fand er zur Orthodoxie.



    In der Highschool war ich Dostojewski-Fanatiker. Ich bin katholisch aufgewachsen, in New Orleans, Louisiana. Dostojewskis Literatur regte mich an, die Unterschiede zwischen Katholizismus und Orthodoxie zu erforschen, weil Dostojewski relativ anti-katholisch eingestellt war. Er bestand darauf, dass die Orthodoxie das wahre Christentum und der Katholizismus eine Art Christentum auf Irrwegen sei.“




    Stephen lie‎ß diese Einstellung keine Ruhe mehr. Als er mit dem Gymnasium fertig war, nahm er insgeheim in einer Zeremonie bei einer Kirche in der Nachbarschaft den orthodoxen Glauben an. Er wollte Violine studieren, wurde aber Buchhalter und arbeitete bei einer der grö‎ßten Banken in den USA. Sein Leben war materiell und persönlich erfüllt. Mit 40, so erzählt Stephen selbst, entschied er sich, gegen den Strom des Materialismus zu schwimmen und sich dem Klosterleben zuzuwenden — zuerst in einem orthodoxen Kloster in der USA.



    Ich habe Bücher über Mönche und Heilige gelesen und wünschte mir ein solches Leben. Mit 40 war es dann soweit. Ich kündigte bei meiner Bank — ein gro‎ßes Bankhaus in North Carolina — und ging in ein griechisches Kloster in Ohio, wo ich ein Jahr und vier Monate blieb. Dort stie‎ß ich auf das Buch eines rumänischen Bischofs, in dem stand, dass die rumänische Kultur und Gesellschaft sich sehr nahe an der orthodoxen Kirche entwickelt haben.




    Der amerikanische Mönch ging dann auf den Berg Athos in Griechenland, wo der rumänische orthodoxe Pfarrer Vasile ihm zufällig über das kleine Kloster Oaşa in den Südkarpaten erzählte. Die meisten Mönche seien jung und zudem Akademiker. Oaşa wurde dann 2004 zum neuen Zuhause für Stephen — oder Pater Sava, wie er heute genannt wird.



    Ich fühle mich sehr gut hier und verstehe mich mit der Gemeinde sehr gut. Ich fühle mich ganz und gar nicht als Fremder. Ich habe öfters den Eindruck, dass das hier eher mein Zuhause ist als die USA. Ich habe bestimmt keine Absicht, das Kloster zu verlassen. Ich hoffe nur, immer näher an Gott zu sein und ein immer besserer Mönch zu werden.“



    Würde er nach Amerika zurückkehren, sagt Pater Sava, käme es ijm dort wie auf einem fremden Planeten vor. Der Amerikaner vom Berg“ hat sich an den Klosteralltag mit sechs-sieben Stunden Gebet gewöhnt. Er arbeitet viel, nimmt sich selbst aber nicht immer ganz ernst. Als Tom Cruise der Klosterwelt sieht er sich, nachdem die Medien immer wieder Interviews und die Menschen Autogramme von ihm wollen. Auch das Kloster ist populär geworden.



    Vor zehn Jahren kamen vielleicht 20-25 Gäste an Weihnachten zu uns ins Kloster, heute sind es immer über 200. Fast alle sind junge Menschen und es überrascht mich, dass viele es vorziehen, in ein Kloster zu kommen, anstatt Weihnachten mit der Familie zu feiern — es ist ja ein Familienfest. Das zeigt etwas, die Leute sehnen sich nach Gott.“




    In den USA sang Stephen Chorstücke von Brahms, Verdi, Beethoven oder Mahler. Pater Sava singt dafür in Oaşa orthodoxe religiöse Musik. Ende Oktober nahm der Mönchschor von Oaşa an einem Wettbewerb für Kirchenmusik im Konzerthaus des rumänischen Rundfunks statt. Es war der einzige Männerchor, ansonsten traten nur Nonnen an. Aber die Mönche wurden begrü‎ßt wie Rockstars — vielleicht auch weil ein Amerikaner mitsang.