Tag: Beschäftigung

  • EU-Kommissar für Arbeit zu Besuch in Bukarest

    EU-Kommissar für Arbeit zu Besuch in Bukarest

    Während eines Besuchs in Rumänien diskutierte der EU-Kommissar für Arbeit und soziale Rechte, Nicolas Schmit, mit den Behörden über die Ma‎ßnahmen, die Bukarest zur Bekämpfung der Bevölkerungsarmut ergreifen sollte, aber auch über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Wirtschaft Europas.



    Nicolas Schmit: Zuallererst müssen wir sicherstellen, dass dieser Krieg nicht zu einer neuen Wirtschaftskrise in Europa führt. Das ist ein sehr wichtiges Thema. Natürlich haben wir eine Reihe von unsicheren Themen, den Energiepreis, der bestimmte Sektoren beeinflussen kann. Zum Glück ist Rumänien in einer Situation, in der es fast autonom ist, es hat eine sehr gute Energiesituation, was natürlich sehr gut ist.“



    Gemeinsam mit Premierminister Nicolae Ciucă analysierte der Kommissar vor allem die Reaktion der EU auf die durch die russische Militäraggression verursachte Krise. Der Regierungschef stellte Rumäniens Strategie zur Sicherung der Energieunabhängigkeit durch die Nutzung der Kernenergie, den Ausbau der Kapazitäten zur Erzeugung erneuerbarer Energien und die Erschlie‎ßung neuer Offshore-Erdgasfelder vor.



    Andererseits betonte Nicolas Schmit die Effizienz der Anstrengungen der rumänischen Behörden bei der Aufnahme von mehr als einer halben Million Flüchtlingen. Er brachte auch die Unterstützung der Europäischen Kommission für den raschen Zugriff auf die den Mitgliedstaaten bereits zur Verfügung stehenden Mittel zum Ausdruck und versicherte, dass diese durch neue Ressourcen ergänzt würden.



    Brüssel wolle die rumänische Regierung in ihren Bemühungen unterstützen, jungen Menschen bei der Arbeitssuche zu helfen, sagte der Kommissar nach einem Treffen mit Arbeitsminister Marius Budăi. Dies könne durch die Umsetzung einer Gemeinschaftsinitiative namens Jugendgarantie“ und den Zugriff auf verfügbare Mittel geschehen. Ihm zufolge ist auch die Umsetzung der Kindergarantie“ wichtig, da es in Rumänien ein ernstes Problem mit der Armut gibt, insbesondere bei Kindern.



    Nicolas Schmit: Wir müssen allen Kindern bessere Chancen geben, bessere Betreuung, Bildung, bessere Ernährung. Wir haben auch über die Armut unter älteren Menschen gesprochen. Hier geht es um Renten und den Kampf gegen die Armut.“


    Minister Marius Budai wies seinerseits darauf hin, dass die im Nationalen Programm für Wiederaufbau und Resilienz vorgesehene Obergrenze von 9,4 % des BIP, die die Rentenausgaben begrenzt, flexibler gestaltet werden muss, da die Einbeziehung der Renten in diesen Prozentsatz zu einer Verarmung der Bevölkerung führt.



    Marius Budăi: Ich stimme zu und unterstütze, und das habe ich auch dem Kommissar gesagt, jede Reform, die dem rumänischen Staat zugute kommt und die sich an alles hält, was die Bestimmungen der Verträge der Europäischen Union bedeutet. Wir hängen auch sehr an diesem europäischen Projekt, aber ich werde niemals eine Reform unterschreiben, die die Verarmung der rumänischen Bürgerinnen und Bürger aufrechterhält oder zu ihr führt“.



    Um Rumänien im Zusammenhang mit der Krise an der Grenze zur Ukraine zu unterstützen, waren der EU-Kommissar für Inneres und der Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement kürzlich in Bukarest.

  • Nachrichten 21.02.2018

    Nachrichten 21.02.2018

    Die rumänische Premierministerin Viorica Dăncilă hat sich am Mittwoch in Brüssel mit dem Chef der Europäischen Kommission Jean-Claude Junker getroffen. Der Besuch war der erste offizielle Auslandsaufenthalt Dăncilăs als neue rumänische Premierministerin. Die Regierungschefin versprach eine korrekte und transparente Zusammenarbeit mit den europäschen Behörden, hoffte zugleich aber auf einen Schengen-Beitritt Rumäniens und auf die Aufhebung des EU-Kooperations- und Kontrollverfahrens in der Justiz – es sei nicht normal, dass Rumänien nächstes Jahr die EU-Ratspräsidentschaft mit einer Strafe am Hals übenimmt. Viorica Dăncilă hatte sich am Dienstag mit EU-Parlamentschef Antonio Tajani und dem Präsidenten des Europäischen Rates Donald Tusk, sowie mit der EU Kommissarin für Regionalpolitik Corina Creţu getroffen.



    Das Verfassungsgericht Rumäniens hat am Mittwoch mehrere Beschwerden gegen Abänderungen der Justizverwaltungsgesetze abgewiesen. Die opositionelle Parlamentspartei Union Rettet Rumänien hatte geklagt, dass die Änderungen gegen die Verfassung versto‎ßen würden — vor allem die Unabhängigkeit der Richter sei betroffen, rügte sie. Die Regierungskoalition, gebildet aus PSD und ALDE erklärt, die Änderung der Gesetze sei notwendig, weil diese seit mehr als 10 Jahren nicht mehr aktualisiert wurden. Die Opposition, ein Teil der Zivilgesellschaft und der Richterverbände protestieren gegen den Ansatz und behaupten, hinter den Abänderungen steckten Interessen der Politiker und Geschäftsleute.



    Nach weiteren Todesfällen ist in Rumänien die Zahl der Grippe-Opfer in dieser Saison auf 45 gestiegen. Über 500 Menschen sind erkrankt. Das Gesundheitsministerium geht allerdings nicht von einer Epidemie aus. Die Behörden empfehlen die Impfung und behaupten, dass rund 80.000 Impfdosen im ganzen Land verfügbar sind. Bisher wurden 920.000 Menschen geimpft.



    Die Gewerkschaften aus dem Bildungswesen haben am Mittwoch vor dem Arbeitsministerium in Bukarest protestiert. Sie forderten die Änderung der Ma‎ßnahmen, die dafür schuld sind, dass Beschäftigte im Krankenurlaub signifikant niedrigere Verdienste beziehen. Die Gewerkschaften fordern ebenfalls Neuverhandlungen über das Lohngesetz. Sie behaupten, das Gesetz sorge für Diskriminierungen. Eine weitere Forderung ist die Änderung des Rentengesetzes,

    so dass die Lehrkräfte um drei Jahre früher in Ruhestand gehen können, als es das gesetzliche Rentenalter vorsieht. Die Protestaktionen sollen am Donnerstag fortgesetzt werden.



    Die Ministerrüge gegen die rumänische Arbeitsministerin Lia Olguţa Vasilescu, die von der Nationalliberalen Partei eingeleitet wurde, ist am Mittwoch im Plenum der Abgeordnetenkammer abgelehnt worden. 157 Abgeordnete stimmten dagegen, 96 dafür, 16 enthielten sich ihrer Stimme. Die Nationalliberalen forderten auch den Rücktritt der Arbeitsministerin, weil angeblich mehr als 2 Millionen Rumänen Lohnverluste hinnehmen mussten, nachdem die Beitragspflicht zu den Sozialversicherungen vom Arbeitgeber auf den Arbeitnehmer überging. Durch die jüngsten Gesetze und Regierungsbeschlüsse habe Lia Olguta Vasilescu sowohl im öffentlichen Dienst als auch in der Privatwirtschaft für Chaos gesorgt. Arbeitsminsiterin Vasilescu erklärte, die Löhne könnten tatsächlich niedriger ausfallen, wenn der Arbeitgeber nur auf Profit aus sei und die Bruttolöhne nicht erhöhe, um die Verlagerung der Beitragsfplicht aufzufangen.



    Rumäniens Staatschef Klaus Iohannis hat am Mittwoch den moldauischen Vizeministerpräsidenten für Europäische Integration Iurie Leanca empfangen. Iohannis sagte dabei, dass die europäische Integration der einzige zukunftsfähige Weg für die Moldau sei. Bei der Begegnung ging es auch um die Anknüpfung der Moldau an das europäische Stromnetz über Rumänien. Am Dienstag war Leanca mit Au‎ßenminister Teodor Meleşcanu und Europa-Minister Victor Negrescu zusammengekommen. Negrescu erklärte, die strategische Zielsetzung der Kooperation zwischen Bukarest und Chişinău sei die europäische Integration der Moldaurepublik.

  • Rumänien will Armut konsequenter bekämpfen

    Rumänien will Armut konsequenter bekämpfen

    Die rumänische Regierung hat unlängst ein Ma‎ßnahmenpaket zusammengeschnürt, mit dem die Armut in Rumänien besser bekämpft werden soll. Insbesondere Minderjährige (von denen 1,7 Mio. von Armut bedroht sind) und Senioren sollen davon profitieren. Bei der Vorlage des Pakets mit 47 Ma‎ßnahmen detaillierte Premierminister Dacian Cioloş eine Reihe von Zielen:



    Bei der Geburt gilt es, über die Unterstützung für die medizinische Untersuchung und Impfstoffe hinaus sicherzustellen, dass alle Kinder eine Identität bekommen. In manchen Fällen haben Familien keinen festen Wohnsitz, und daher gibt es Kinder, die ohne Identität bleiben und die vom Unterstützungssystem ausgeschlossen sind, und wir denken, hier ein paar Lösungen zu liefern. Nach Erreichen des Schulalters muss die Zahl der Schulabbrecher verringert werden. Für diejenigen, die die Schule verlassen und keine Chance auf einen Job haben, denken wir an einen proaktiven Ansatz vom Arbeitsamt, um Hilfsprogramme zu entwickeln, die diese jungen Menschen finden und ihnen helfen, im Berufsleben Fu‎ß zu fassen oder durch die Erweiterung des Programms “Schule im zweiten Anlauf” ihre Ausbildung fortzusetzen.“



    Die Aussagen des Premierministers sind eindeutig. Aber was bedeutet Armut genauer — abgesehen von Allgemeinplätzen wie Rumänien ist eines der ärmsten Länder in der EU“? Auf diese Frage zu antworten versucht seit etwa einem Jahr der Sozialmonitor“ der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien. Dieses Projekt bündelt, analysiert und präsentiert auf verständliche Weise die sozialen und wirtschaftlichen statistischen Daten aus verschiedenen nationalen und europäischen Quellen. Sobald der Überblick steht, wird etwas klar, glaubt Victoria Stoiciu, Programmkoordinatorin für die Friedrich-Ebert-Stiftung: Einige dieser Daten sind irreführend. Zum Beispiel, dass die Arbeitslosigkeit in Rumänien eine der niedrigsten in der EU ist. Statistiken zur Arbeitslosigkeit, Beschäftigungsquote, aber auch über selbstständig Beschäftigte kaschieren in Wirklichkeit eine harte Realität. Victoria Stoiciu:



    Die Beschäftigung in der EU wird mit Verweis auf diejenigen Kategorien von Personen gemessen, die eine abhängige oder unabhängige Beschäftigung haben. Zum Beispiel kann man auch selbständig beschäftigt sein. Nach dieser Definition gibt es in Rumänien einen relativ guten Anteil der Beschäftigungsquote, von etwas über 60%. Damit liegen wir im EU-Durchschnitt relativ gut, obwohl wir das Ziel der Agenda 2020 nicht erreicht haben. Aber was bemerken wir, wenn wir die Struktur dieser Bevölkerungsgruppe ansehen? Wir haben etwa 4,5 Millionen abhängig Beschäftigte. Davon abgesehen gelten fast 3 Millionen Menschen zur Hälfte als Selbständige, zur Hälfte aber auch als so genannte mithelfende Familienangehörige. Letztere arbeiten im eigenen Haushalt, aber sie haben kein Einkommen und werden am Ende des Monats nicht bezahlt. Das sind praktisch Arbeitslose, Menschen ohne Arbeitsplatz – statistisch gesehen gelten sie aber als beschäftigt. 90% der Selbstständigen arbeiten in der Landwirtschaft, wobei die Agrarwirtschaft wiederum eine Art Subsistenzbeschäftigung ist.“




    Aber auch abhängig Beschäftigte sind nicht viel besser gestellt, sagt Stoiciu — das Bruttomindestgehalt in Rumänien beträgt 218 €, nur in Bulgarien ist es im EU-Vergleich etwas niedriger. Und das durchschnittliche Nettogehalt erreichte Ende 2015 knapp 470 Euro. Darüber hinaus stellen die so genannten Sozialtransfers — Arbeitslosengeld, Kindergeld, Renten, Sozialleistungen etc. – bis zu 16% des BIP. Der europäische Durchschnitt liegt bei über 20%, Rumänien stellt also einen neuen negativen Rekord auf — es ist das europäische Land, das am wenigsten für die Sozialfürsorge ausgibt. Was hält unter diesen Umständen Victoria Stoiciu vom aktuellen Anti-Armuts-Paket?



    Es ist ein gutes Paket, ich habe daran nichts auszusetzen. Aber ich möchte zwei Bemerkungen machen. Anfang letzten Jahres wurde für den Zeitraum 2015-2020 die Nationale Anti-Armutsstrategie verabschiedet, die der öffentlichen Debatte vorgelegt wurde und aus meiner Sicht OK war. Deshalb habe ich nicht verstanden, warum die derzeitige Regierung nicht versucht hat, daran anzuknüpfen, was vorher getan wurde. Ich habe zwar keine berechtigte Kritik an der alten Strategie gehört, aber sie haben jetzt etwas anderes als Ergänzung aufgebaut, was wiederum OK ist. Es ist diese Gewohnheit von Regierungen in Rumänien, an die Macht zu kommen und mit dem Schwamm über alles zu fahren, was die Vorgänger gemacht haben, so dass keine Kontinuität in der öffentlichen Politik besteht. Obwohl ich an der Substanz des aktuellen Pakets nicht auszusetzen finde und alle Ma‎ßnahmen zu Sozialleistungen sinnvoll sind, muss ích dennoch sagen, dass man das Übel an der Wurzel packen muss, um Armut zu beseitigen. Die Ursache des Problems ist der Mangel an Arbeitsplätzen.“




    Das jüngst eingeführte Anti-Armuts-Paket enthält einige Beispiele für bewährte Praxis, z.B. Pilotprogramme von Nichtregierungsorganisationen, die jetzt in die nationale Gesetzgebung einflie‎ßen. Dazu gehört das Projekt Jedes Kind in den Kindergarten“, das vom Verein OvidiuRo“ entwickelt wurde und einen Sozialgutschein im Wert von 50 Lei für benachteiligte Familien vorsieht, deren Kinder im Kindergarten bleiben. Mit diesem Gutschein können Lebensmittel, Hygieneartikel, Bekleidung und Schuhe gekauft werden. Wie und seit wann Jedes Kind in den Kindergarten“ zu einem nationalen Programm wurde, erzählt Maria Gheorghiu, Geschäftsführerin der Stiftung OvidiuRo“:



    Es ist ein Projekt, das wir als Pilotprogramm seit 2010 in Gemeinden in Rumänien umgesetzt haben, und im letzten Jahr dachten wir, dass wir die Lösung gefunden haben, um die armen Kinder in Rumänien zu unterstützen. Wir haben einen Gesetzesvorschlag eingebracht, um das Pilotprojekt in ein nationales Programm umzuwandeln. Im Oktober 2015 verabschiedete die Abgeordnetenkammer das Gesetz und dann haben wir mit der Regierung gearbeitet, um die aktuellen Anwendungsvorschriften zu schreiben. Diese wurden Anfang Januar fertiggestellt, dann ist unser Programm ins Paket zur Armutsbekämpfung aufgenommen worden. Die Grundidee ist, Kindern aus benachteiligten Familien Sozialgutscheine zu geben, wenn sie regelmä‎ßig in den Kindergarten gehen. Rund um diesen zentralen Mechanismus, setzen wir auch andere Ma‎ßnahmen um, wie die Bereitstellung von Kleidung und Schuhen sowie Schulmaterial. Die Ma‎ßnahmen im neuen Anti-Armuts-Paket ergänzen somit den Sozialgutschein um solche Leistungen.“




    Bis zum 10. Februar haben die Kommunen eine Schätzung über die Anzahl der in Frage kommenden Kinder an die Steuerverwaltungen geschickt, die dann ihrerseits Mittel an die lokalen Haushalte übertragen haben.

  • Europäische Union versucht Arbeitslosigkeit zu bekämpfen

    Europäische Union versucht Arbeitslosigkeit zu bekämpfen

    Die Arbeitslosigkeit sorgt nach der Weltwirtschaftskrise für Kopfschmerzen in der ganzen EU. Seit Jahren steht das Thema auf der Agenda der wichtigsten europäischen Treffen. Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit wurden EU-weit Strategien eingesetzt, die sich als unpassend erwiesen haben. Auch auf nationaler Ebene gibt es Probleme bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, die Fonds sind unzureichend. Über Arbeitslosigkeit, ihre Folgen und pragmatische Massnahmen, die man treffen könnte, hat man auch bei der Konferenz betreffend die Beschäftigung der Arbeitskraft in Europa diskutiert. Das Treffen wurde in Mailand von der italienischen EU-Ratspräsidentschaft organisiert.



    Anwesend waren, unter anderen, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Staatschef François Hollande, der spanische Premier Mariano Rajoy und der italienische Regierungschef Matteo Renzi. Der Letztere erklärte, dass in der Zeitspanne 2008-2013 in der EU etwa 7,6 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen seien. Die Arbeitslosenquote erreichte im Durchschnitt 12 %. Das sind 5 Prozentpunkte mehr als vor der Krise.



    Die Statistik wiederspiegelt eine besorgniserregende Realität, das beweisen auch die im Rahmen des Treffens vorgeschlagenen Massnahmen. Etwa 20 Milliarden Euro sollen EU-weit für die Schaffung von Arbeitsplätzen ausgegeben werden. Gleichzeitig sollen die Verfahren für die Ausgabe dieser Gelder vereinfacht werden. In vielen europäischen Staaten, wie Spanien und Griechenland ist die Arbeitslosigkeit zu einer regelrechten sozialen Plage geworden. Die rumänische Arbeitsministerin Rovana Plumb nahm auch am Treffen in Mailand teil. Sie berichtete über die Massnahmen, die von der sozialdemokratischen Regierung in Bukarest für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit getroffen wurden. Rovana Plumb:



    ”In erster Reihe die Anhebung des Mindestlohns, die Nichtversteuerung des reinvestierten Profits und die Reduzierung der Sozialbeiträge beginnend mit November. Diese wird positive Folgen in puncto Beschäftigung haben.”




    Rovana Plumb erklärte, mehr als 190 Tausend rumänische Jugendliche hätten von den aktiven Massnahmen des Programms “Garantie für Jugendliche“ profitiert. Ziel dieses Programms ist, dass die jungen Leute unter 25, die ihren Arbeitsplatz verloren haben oder es nicht geschafft haben einen Job zu bekommen, innerhalb von vier Monaten nach der Anmeldung beim Arbeitsamt ein gutes Angebot für die Fortsetzung ihrer Bildung oder für eine Lehre bekommen.

  • Hörerpostsendung 26.01.2014

    Hörerpostsendung 26.01.2014

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur wöchentlichen Hörerpostsendung von RRI. Ihr Postbote begrü‎ßt Sie aus einem verschneiten Bukarest mit eisigem Wind, der die gemessenen -7 Grad zu gefühlten -14 Grad Celsius werden lässt. In unserer Redaktion mit undichten Fenstern ist es nicht gerade angenehm, aber zumindest im Studio herrscht angemessene Wärme — die Technik darf man offenbar keinen Temperaturschwankungen aussetzen, Menschen müssen aber damit leben.



    Hei‎ß scheint hingegen die Debatte in Deutschland über Migranten aus Rumänien und Bulgarien seit Wochen und Monaten zu sein. Man spricht im Zusammenhang mit Zuwanderern aus den genannten Ländern von Armutsmigration“ und Sozialtourismus“, und einige Politiker schüren Ängste vor einem Missbrauch der Sozialsysteme“ Deutschlands oder sprechen sogar von Betrug.



    Das Thema interessiert auch unsere Hörer, denn wir haben mehrere Zuschriften und Meinungen dazu erhalten. So etwa bittet uns Heiner Finkhaus (aus Gescher, NRW), auch in den nächsten Monaten aus rumänischer Sicht zu berichten:



    Sie sprachen in Ihren Sendungen das Thema der Freizügigkeit von Arbeitnehmern in Europa an. Ich hoffe, Sie begleiten dieses Thema auch in den nächsten Monaten. Ich denke, die Ängste, die in einigen Städten in Deutschland aufkommen, sind leider teilweise berechtigt, sieht man sich dort die momentane Situation an. Hoffentlich zeigt uns die Zeit, dass die Bedenken grundlos waren.




    Klaus Pfahl (aus Elsnigk, Sachsen-Anhalt) findet die Aufregung übertrieben und kritisiert die Politiker, die sich damit profilieren möchten:



    Ich selbst möchte mal kurz meine eigene Meinung zu Ihren Nachrichtenmeldungen über die — wie man hier in Deutschland so schön sagt — Angst vor einer Armutseinwanderungswelle“ ab Januar 2014 sagen. Ich verfolge diese Diskussion täglich mit und es ist erbärmlich, wie einige deutsche Politiker sich damit ins rechte Licht rücken wollen. Aber aus Erfahrung wei‎ß man, dass diese Diskussionen in Kürze im Sande verlaufen werden und es wird sein, wie es immer war.




    Ralf Urbanczyk (aus Eisleben, Sachsen-Anhalt) vergleicht die derzeitige Diskussion mit jener aus der Zeit, als die Freizügigkeit für Bürger anderer neuer EU-Staaten eingeführt wurde, ohne dass es zu einer massenhaften Einwanderung in die Sozialsysteme gekommen wäre:



    In Ihren Sendungen gingen Sie auch schon auf die Debatte über möglichen Sozialmissbrauch durch rumänische Einwanderer in Deutschland ein. Ich finde diese Diskussion einfach unterirdisch.



    Sozialmissbrauch gab es immer und wird es immer geben, besonders in solch komplexen Strukturen wie der EU. Dazu existieren in der EU und in Deutschland genügend Gesetze, welche diesen ausschlie‎ßen sollen. Es ist ein absolutes Armutszeugnis von den Politikern, profilierungssüchtig gegen Rumänen und Bulgaren zu schimpfen, statt sich konstruktiv mit den eigenen Gesetzen auseinanderzusetzen. Und dann noch allen Rumänen und Bulgaren pauschal Sozialtourismus zu unterstellen, das ist einfach gelogen. Ich bin mir ziemlich sicher, diejenigen Rumänen und Bulgaren, welche sich in Deutschland Sozialleistungen erschleichen, sind die gleiche Klientel, die es auch in ihren Heimatländern machen. Also keineswegs die Mehrheit der Leute, welche für ihren Lebensunterhalt hart arbeiten.



    Ich kann die Probleme mit der Arbeitnehmerfreizügigkeit für Rumänen und Bulgaren nirgendwo ausmachen. Als vor einigen Jahren diese Freizügigkeit für Länder mit ähnlichen Einkommensverhältnissen und Sozialleistungen, also zum Beispiel die Slowakei oder Lettland, eingeführt wurde, gab es auch keine massenhafte Einwanderung in die Sozialsysteme, obwohl die Einkommen in diesen Ländern weiterhin auf ähnlichem Niveau wie in Rumänien sind. Und die Beträge, welche am Ende aus den deutschen Sozialkassen für Migranten ausgegeben werden, sind gar nichts gegen die Summen, welche in die Rettung heruntergewirtschafteter Banken gesteckt wurden. Darüber wird dann der Mantel des Schweigens gelegt.




    Auch Lutz Winkler (aus Schmitten im Taunus, Hessen) ist gut informiert und lässt sich von einigen Medien, welche nur Stimmungsmache veröffentlichen, nicht beirren:



    Rumänien ist derzeit mit seinen Menschen in aller Munde. Die Diskussion über die europäische Freizügigkeit nimmt hier groteske Züge an. Einerseits möchte man nur die fertig ausgebildeten und studierten Menschen in Deutschland empfangen — andererseits aber bitte nicht jemand, der hier Arbeit suchen könnte. Die Stammtischparolen ziehen sich durch die Medien und gerade die Presse im Rhein-Main-Gebiet druckt nun flei‎ßig Leserbriefe ab, für die ich mich schäme. Weiter rechts geht es nicht mehr, der Populismus siegt.



    Wenn ich sehe, wie ausländische Arbeitskräfte im Pflegebereich ausgenutzt werden — und auch in deutsche Sozialsysteme einzahlen — und wie dann über diese Menschen gesprochen wird, dann frage ich mich, ob die Menschen Europa wirklich wollen. Ich habe mich geschämt, als jetzt in Frankfurt eine “Behausung” entdeckt wurde, in der Rumänen ihr Leben verbringen mussten. Die Behausungen waren ca. 1,50 m hoch und standen im Wasser. Ungeheizt natürlich. Angeblich hätten es die Rumänen darin besser als zu Hause.



    Ich hoffe, dass dieser Fremdenhass und die von deutschen Politikern geschürten Ängste bald aufhören und die Vernunft wieder einzieht. Denn seit der Freizügigkeit ist nichts passiert: keine Autokolonnen aus Rumänien und Bulgarien wurden entdeckt und bei 1,01 Mio. Menschen, die im Jahr 2013 nach Deutschland gekommen sind, gibt es auch 700.000 Menschen, die Deutschland wieder verlassen haben. Netto 300.000 Menschen sind also nach Deutschland gekommen — und sicher nicht nur Arbeitslose, die sich an den Sozialsystemen bereichern wollen. Aber Populismus war schon immer keine gute Diskussionsgrundlage.




    Fritz Andorf (aus Meckenheim, NRW) konnte hingegen den Meldungen in deutschen Medien auch positive Informationen entnehmen, die der These vom Sozialtourismus im Kern widersprechen:



    Leider spricht man in Deutschland im Zusammenhang mit Bulgarien und Rumänien zurzeit immer nur von Sozialtourismus. Dabei sollte man doch erst einmal abwarten, wie sich die Freigabe der Arbeitsmöglichkeit für diese Länder in der EU überhaupt auswirkt. Gerade heute ging eine Meldung durch die Medien, nach der Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien beruflich deutlich besser qualifiziert sind als Migranten aus anderen Ländern. Also wozu dieses Geschrei schon jetzt?




    Liebe Freunde, vielen Dank für die vielschichtigen, differenzierten und vor allem gut fundierten Meinungen. Ich wei‎ß, dass das Thema sehr umstritten in Deutschland ist — der Begriff Sozialtourismus“ hat es übrigens zum Unwort des Jahres 2013 geschafft, wie Sie sicher wissen. Ich habe die Diskussion über Migration aus Rumänien und Bulgarien in den letzten Wochen und Monaten mitverfolgt — dank Internet besuche ich fast täglich die Online-Portale der grö‎ßeren überregionalen Publikationen in Deutschland. Darüber hinaus wollte es der Zufall, dass mir eine unlängst ausgearbeitete Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien vorliegt, die Begriffe und Wendungen wie Armutszuwanderung“, Sozialtourismus“, Missbrauch sozialer Leistungen“ nicht nur bedenklich findet, sondern auch auf deren Wahrheitsgehalt überprüft. Dabei greifen die Autoren auf Zahlen und Berichte aus Quellen zurück, deren Zuverlässigkeit niemand ernsthaft bestreiten dürfte: das Statistische Bundesamt, das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, das Institut zur Zukunft der Arbeit (Bonn), das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), die OECD u.a.m. Autoren der besagten Abhandlung sind Matthias Jobelius, der Landesvertreter der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien und der Republik Moldau, und Victoria Stoiciu, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien mit den Schwerpunkten Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Die Publikation ist öffentlich, trotzdem habe ich auch die ausdrückliche Erlaubnis der Autoren bekommen, relevante Stellen aus dem Dokument mit dem Titel Die Mär vom »Sozialtourismus«“ in der Sendung zu zitieren. Und auch Verweise auf andere Quellen sollen nicht fehlen.



    Zum einen ist es nicht verwunderlich, dass das Wohlstands- und Einkommensgefälle zwischen West- und Mittelost- bzw. Südosteuropa Migration fördert. Schlie‎ßlich gab es ähnliche Wanderungsbewegungen zwischen den ost- und westdeutschen Bundesländern nach der Wiedervereinigung. Seit Jahren und schon lange vor dem EU-Beitritt arbeiteten rumänische EU-Bürger als Akademiker, Facharbeiter, Auszubildende, Selbständige und Saisonarbeiter im Rahmen der Arbeitnehmerfreizügigkeit in Deutschland. Seit dem 1. Januar 2014 können nun auch Rumänen ohne berufsqualifizierenden Abschluss uneingeschränkt in Deutschland arbeiten. Die Gründe für die Abwanderung rumänischer Arbeitskräfte sind komplex, den Autoren der Studie zufolge gingen und gehen die meisten Rumänen ins Ausland, um sich bessere Arbeitsmöglichkeiten und Einkommenszuwächse zu eröffnen. Dies liege an den niedrigen Löhnen und unzureichenden Beschäftigungsperspektiven in einem typischen Transformationsland wie Rumänien, so die Autoren der Studie.



    Doch bevor man meint, endlose Kohorten von Migranten aus Rumänien würden sich nach Deutschland in Bewegung setzen, sollte man sich Zahlen anschauen. Seit 2001 sind Italien und Spanien die mit Abstand wichtigsten Zielländer für rumänische Migranten. Sie nehmen zusammen jährlich zwischen 60 bis 80 Prozent aller rumänischen Zuwanderer auf. Wichtige Gründe für die Attraktivität beider Länder sind die Sprachverwandtschaft sowie die existierenden Netzwerke und gro‎ßen rumänischen Diaspora-Gemeinden in beiden Ländern. Deutschland liegt auf der Liste der Zielländer rumänischer Migranten zwar auf Platz drei, jedoch weit abgeschlagen hinter Spanien und Italien. Während in Spanien und Italien in den Jahren 2012 und 2013 jeweils über 900.000 bis knapp 1.000.000 Rumänen lebten, waren es 2012 in Deutschland etwa 205.000 und im Oktober 2013 ein wenig mehr als 262.000. Trotzdem lässt sich nicht von der Hand weisen, dass auch Deutschland als Zielland allmählich attraktiver für rumänische Migranten wird. Die Zahl der Zuwanderer aus Rumänien hat sich seit 2010 verdoppelt.



    Und nun zu den Qualifikationen und Tätigkeiten rumänischer Zuwanderer in Deutschland. In Deutschland gehören rumänische Staatsbürger zu den qualifizierten und gut integrierten Zuwanderungsgruppen. Zwar sei das Qualifikationsniveau der Migranten aus Bulgarien und Rumänien in Deutschland etwas niedriger als das von Migranten aus den mittelostosteuropäischen Ländern, die 2004 der EU beigetreten sind, jedoch liege es höher als das Qualifikationsniveau südeuropäischer EU-Bürger, die nach Deutschland kommen, schreiben die Autoren der Friedrich-Ebert-Stiftung und berufen sich dabei auf einen Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Beschäftigungsstruktur der rumänischen und bulgarischen Arbeitsmigranten im EU-Ausland sieht folgenderma‎ßen aus: Der überwiegende Teil ist im Bausektor (21,2 Prozent), in Privathaushalten und der häuslichen Pflege (17,5 Prozent) sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe (14,2 Prozent) tätig. 14 Prozent der Auswanderer gelingt es, im Ausland einer im Vergleich zum Heimatland höher qualifizierteren Tätigkeit nachzugehen. Für je 22 Prozent bleibt das Tätigkeitsniveau gleich, weitere 22 Prozent arbeiten im Zielland in niedriger qualifizierten Jobs, 36 Prozent gingen zuvor in Rumänien keiner Tätigkeit nach.



    Die generell überdurchschnittliche bis höhere Qualifikation vieler rumänischer Arbeitsmigranten bestätigen auch andere Quellen. Laut einer Statistik, die der Zeit“ vorlag, kommen aus keinem anderen Land so viele Ärzte nach Deutschland wie aus Rumänien. Rund 2.700 Ärzte rumänischer Herkunft waren im Jahr 2012 in Deutschland tätig. Und laut Berechnungen des Deutschen Instituts der Wirtschaft (IW) in Köln zahle sich die Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien unter dem Strich aus: Knapp 25 Prozent der erwachsenen Zuwanderer aus diesen Ländern besitzen einen akademischen Abschluss; unter den Zuwanderern insgesamt sind es 29 Prozent, innerhalb der Gesamtbevölkerung in Deutschland aber nur 19 Prozent. Besonders positiv für die Innovationskraft der Bundesrepublik wirke sich aus, dass rund 10 Prozent aller erwachsenen Zuwanderer über einen Hochschulabschluss in einem sogenannten MINT-Fach verfügen. Sie sind also in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik qualifiziert. Unter den Rumänen und Bulgaren liegt dieser Anteil bei gut 8 Prozent, während es in der Gesamtbevölkerung nur 6 Prozent sind, so die Berechnungen des Deutschen Instituts der Wirtschaft (IW) in Köln.



    Zurück zur Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Behauptung, dass Wanderungsbewegungen positiv mit hohen Leistungen für Arbeitslose korrelieren würden und es folglich einen »Sozialstaatstourismus« gäbe, lie‎ße sich kaum empirisch belegen, schreiben die Autoren und berufen sich dabei auf Zahlen vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB). In Deutschland sind Rumänen gut in den Arbeitsmarkt integriert. Verglichen mit dem Durchschnitt der Migranten aus den anderen östlichen EU-Mitgliedsländern (Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowenien, Slowakei, Tschechien und Ungarn) sowie mit südeuropäischen Mitgliedsländern (Griechenland, Italien, Portugal und Spanien) haben Rumänen in Deutschland mit 60,2 Prozent die höchste Beschäftigungsquote. Die Arbeitslosenquote der Rumänen in Deutschland liegt mit 5,3 Prozent unter dem Bevölkerungsdurchschnitt in Deutschland (6,7 Prozent) und deutlich unter dem Durchschnitt der ausländischen Bevölkerung (14,7 Prozent).



    Probleme treten allerdings räumlich begrenzt und konzentriert in strukturschwachen Kommunen auf. Laut einer weiteren Studie des IAB mit dem Titel Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien: Arbeitsmigration oder Armutsmigration?“ weicht die in der Regel gelungene Arbeitsmarktintegration rumänischer Zuwanderer in einigen Kommunen vom Bundesdurchschnitt ab. So liegt die Arbeitslosenquote der Rumänen in Duisburg bei 18,7 Prozent, in Dortmund bei 19,3 Prozent und in Berlin bei 21,6 Prozent. Auch so liegen diese Zahlen aber in allen drei Fällen deutlich unter der Arbeitslosenquote der in diesen Städten lebenden Ausländer; sie zeigen vielmehr, dass in diesen Gegenden die Arbeitsmarktintegration weniger gut gelingt als im Bundesdurchschnitt.



    Und somit kommt man zu Problemen wie Schwarzarbeit, miserable Wohnbedingungen oder unwürdige und ausbeuterische Arbeitsbedingungen, wie sie Lutz Winkler in seinen Zeilen andeutete. Sie treten verstärkt in struktur- und wirtschaftsschwächeren Regionen Deutschlands auf, aber nicht nur dort. Hier darf ich auf eine Expertise im Auftrag des Gesprächskreises Migration und Integration“ der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn verweisen, die in der anfangs erwähnten Schrift zusammengefasst wird. Im zuletzt erwähnten Dokument ist folgendes zu lesen:



    Insbesondere solche Arbeitnehmer, die bereits in Rumänien im informellen Sektor gearbeitet haben, sind sich ihrer Arbeitnehmerrechte im Zielland oft nicht bewusst. Häufig wird dann nicht geklärt, ob und in welcher Form Arbeitsverträge vorhanden sind, wie die Lohnabrechnung aussieht, wie sich soziale Absicherung, Arbeitsstandards und Arbeitnehmerrechte gestalten. Wenn die betroffenen Arbeitnehmer auf Vermittler, Sub-Unternehmer, Leiharbeitsfirmen oder Arbeitgeber treffen, die bewusst Arbeitsstandards umgehen wollen, bleiben die Rechte von Arbeitsmigranten aus Rumänien oft auf der Strecke. Existieren in den Zielländern deregulierte Arbeitsmärkte, grenzüberschreitende Leiharbeit, ausgeprägte Niedriglohnsektoren, atypische Beschäftigungsverhältnisse (Werkverträge, Sub-Contracting etc.), intransparente oder gar illegale Mechanismen der Arbeitsvermittlung, bis hin zu Menschenhandel, kann sich das Problem verschärfen. Dann treten schnell Situationen ein, in denen rumänische EU-Bürger auch in Deutschland und auch auf dem regulären Arbeitsmarkt unter unwürdigen und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen zu leiden haben.“



    Fazit der Studie: Wie so oft, wenn in Deutschland von »Missbrauch sozialer Leistungen«, »Armutszuwanderung« und »Sozialtourismus« geredet wird, sprechen die Fakten eine andere Sprache. Die Ausführungen haben gezeigt, dass rumänische Staatsbürger in Deutschland zu den vergleichsweise qualifizierten und gut integrierten Zuwanderungsgruppen gehören.“




    Zum Schluss ganz geschwind die Posteingangsliste:


    Von Paul Gager aus Österreich erhielten wir eine Gru‎ßkarte und einen dicken Umschlag mit Ausschnitten aus österreichischen Zeitungen und Magazinen. Weitere Schneckenpost, u.a. auch mit verspätet eingetroffenen Weihnachts- und Neujahrsgrü‎ßen, erhielten wir von Sandro Blatter (aus der Schweiz), Ulrich Wicke, Christoph Paustian, Wolfgang Kühn, Albert Pfeffer, Peter Thränert, Frank Bresonik, Carsten Hartwig, Wolf-Lutz Kabisch, Erhard Lauber, Heiner Finkhaus, Peter Möller (alle aus Deutschland).



    E-Mails erhielten wir bis Sonntagmittag von Iwan Roschkow (Ivan Rozhkov in englischer Transliteration) aus Russland sowie von Hubert Smykalla, Helmut Matt, Bernd, Anna und Willi Seiser, Siegbert Gerhard, Fritz Andorf, Herbert Jörger, Heinrich Eusterbrock, Hendrik Leuker, Volker Willschrey, Andreas Pawelczyk, Dieter Feltes (alle aus Deutschland).



    Audiobeitrag hören:



  • Volle Arbeitnehmerfreizügigkeit für Rumänen und Bulgaren sorgt für Debatten in Großbritannien

    Volle Arbeitnehmerfreizügigkeit für Rumänen und Bulgaren sorgt für Debatten in Großbritannien

    Fast die Hälfte der Briten äu‎ßern sich gegen den freien Arbeitsmarktzugang, den Rumänen und Bulgaren ab 2014 in der Europäischen Union genie‎ßen werden, ergibt eine Umfrage des TV-Senders Channel 5, die ebenfalls in der Zeitung The Daily Telegraph” veröffentlicht wurde. Zum grö‎ßten Teil glauben die Befragten, die Einwanderung habe sich bislang negativ auf die britische Gesellschaft ausgewirkt. Nur ein Viertel der Befragten sind hingegen der Meinung, dass Rumänen und Bulgaren dieselben Rechte auf dem britischen Markt wie andere EU-Bürger genie‎ßen sollen.



    Mehr als 150.000 Unterzeichner einer Petition fordern darüber hinaus den britischen Ministerpräsidenten David Cameron auf, den Arbeitsmarktzugang für Rumänen und Bulgaren auch nach dem 1. Januar 2014 zu beschränken. Eine derartige Stellungnahme stellt dennoch keine Neuigkeit in Gro‎ßbritannien dar. Die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit sorgte bislang nicht nur für Einwanderungsdebatten, sondern auch für Medienkampagnen gegen Immigration. Abgeordnete der Konservativen Partei haben neulich einen neuen Gesetzentwurf eingebracht, laut dem der Wegfall letzter Schranken der Arbeitnehmerfreizügigkeit für Rumänen und Bulgaren auf dem britischen Arbeitsmarkt um weitere fünf Jahre verschoben werden soll.



    Der Sprecher des EU- Kommissars für Beschäftigung, Soziales und Integration, Jonathan Todd, betonte aber, das sei ausgeschlossen. Beide Länder genie‎ßen seit 2007 EU-Vollmitgliedschaft. Doch war der Arbeitsmarktzugang für Rumänen und Bulgaren laut EU-Beitrittsvertrag für 7 Jahre beschränkt. Der EU-Beitrittsvertrag beider Staaten war von den Parlamenten aller Mitgliedstaaten ratifiziert worden und kann nicht mehr geändert werden. Ab 1. Januar 2014 werden demnach Rumänen und Bulgaren vollen Zugang zu legaler Arbeit, genau wie alle Mitgliestaaten, auf dem EU-Markt genie‎ßen.



    Die Europäische Kommission stimmt angesichts der Arbeitnehmerfreizügigkeit keinem Kompromiss zu. Der Wegfall der restlichen Arbeitsmarktbeschränkungen für Rumänen und Bulgaren wird zudem weder die Lage der britischen Wirtschaft noch des britischen öffentlichen Haushalts wesentlich ändern. Es wird erwartet, dass ein Einwanderungszustrom aus Osteuropa in Gro‎ßbritannien keine negativen Folgen habe, die meisten europäischen Arbeitnehmer sind hingegen Steuerzahler, die zum Haushalt der Sozialversicherungen deutlich beitragen und dennoch keine wesentlichen Sozialleistungen genie‎ßen.



    Es gebe keine konkreten Anhaltspunkte, die die Befürchtungen der Briten um eine Massenwanderung aus Rumänien ab 2014 rechtfertigen könnten, sagt Rumäniens Au‎ßenminister Titus Corlăţean. Der britische Premierminister David Cameron müsse jede fremdenfeindliche, nationalistische und zuweilen sogar rassistische Haltung britischer Spitzenpolitiker missbilligen, fügte Corlăţean hinzu. Darüber hinaus berichtete neulich “The Economist” über einen Einwanderungszustrom aus Spanien und Italien, mit dem sich Gro‎ßbritannien im Kontext der internationalen Wirtschaftskrise konfrontiere. Die britischen Konservativen richten dennoch ihre Kritik gegen Rumänen und Bulgaren.

  • Europäische Programme zur Beschäftigungsförderung in ländlichen Regionen

    Europäische Programme zur Beschäftigungsförderung in ländlichen Regionen

    Etwa 10 Millionen Menschen in der EU arbeiten ganzzeitig in Farmen. Das entspricht etwa 5% der Arbeitskraft EU-weit. 92% dieser sind Familienmitglieder der Farm-Besitzer. Au‎ßer den Angestellen in den Farmen gibt es weitere Personen, die regelmä‎ßig in der Landwirtschaft au‎ßerhalb der Farmen tätig sind.



    So erreichte 2010 die Zahl der Personen, die in der EU regelmä‎ßig landwirtschaftliche Tätigkeiten durchführen, 25 Millionen, eine etwas niedrige Zahl, wenn wir an die Anwesenheit der landwirtschaftlichen Produkte in unserem alltäglichen Leben denken. In den Jahren 2000 bis 2012 ist die Zahl der Arbeitnehmer in der EU-Landwirtschaft um 4,8 Millionen zurückgegangen. 70% dieser Arbeiter stammten aus den neuen EU-Mitgliedstaaten, auch aus Rumänien, wo die Landwirtschaft einen sehr hohen Anteil der Wirtschaft ausmacht. Die Gründe dieses Rückgangs sind mehrfach. Die Judenglichen sind nicht interessiert, in der Landwirtschaft zu arbeiten. Die Subsistenzwirtschaft ist nicht ertragreich und setzt auch keine Arbeitsverträge und eigentliche Löhne voraus. Sowohl die Behörden als auch die Nichtregierungsorganisationen wollen diese Lage ändern.



    Dumitru Fornea ist Mitglied des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses und Verantwortlicher für internationale Beziehungen bei der Gewerkschafts-Konföderation Meridian. Er erklärte, dass ein Teil der EU-Gelder für die Landwirtschaft der Arbeitskraft in diesem Bereich gewidmet ist.



    Ein Drittel des EU-Haushalts für die gemeinsame Agrarpolitik, also 30 Milliarden Euro im Jahr sind für die Arbeitnehmer bestimmt. Man beschäftigt sich also damit auf europäischer Ebene, aber auch auf nationaler Ebene, denn Rumänien gehört noch zu den Ländern mit dem höchsten Beschäftigungsgrad in der Landwirtschaft. Knapp 3 Millionen Menschen arbeiten in der Landwirtschaft. In puncto Agrarpolitik ist Rumänien einer der Staaten, die in der letzten Periode sehr viel Geld ausgegeben haben. Von 2007 bis 2013 wurden der Landwirtschaft insgesamt etwa 15 Milliarden Euro zugewiesen. Das sollte sichtbar werden. Leider sieht sich ein Gro‎ßteil der ruralen Bevölkerung gezwungen, auszuwandern und nach anderen Opportunitäten auf anderen europäischen Märkten zu suchen.“



    Die Jugendlichen lehnen die Subsistenzwirtschaft, die zwar ihr tägliches Brot sichert, aber keine Einkommen anbietet, ab und wandern aus. Folglich sinken die Chancen, dass diese Haushalte, in denen Subsistenzwirtschaft betrieben wird, zu Farmen oder anderen wirtschaftlichen Einheiten werden. Ein anderer Grund für die niedrige Wirtschaftlichkeit in der Landwirtschaft ist die Zurückhaltung der Landwirte, sich in Farmen zusammen zu schlie‎ßen um gemeinsam ihre Felder zu bearbeiten. Dumitru Fornea meint, die Erinnerung an die LPGs der kommunistischen Periode würde die Menschen von Zusammenschlüssen abhalten.



    Der Vertauensmangel schafft den Jugendlichen und anderen Menschen in ruralen Gegenden Probleme. Sie haben Schwierigkeiten, effizient zu werden und in Wettbewerb mit der korporatistischen Landwirtschaft zu treten. Dass in Rumänien die Landwirtschaft 30% der Wirtschaft ausmacht, ist an sich nicht schlecht. Der Industriesektor erreicht 28%, der Dienstleistungssektor 42%. Alle könnten sich vorteilhaft ausbalancieren. Leider arbeiten diese Landwirte nicht aufgrund eines Tarifvertrags oder eines Arbeitsvertrags. Nur 8% gehören einer Gewerkschaft an und nur 3% gehören einer den neuen Gesetzen entsprechenden Landwirtschafts-Genossenschaft an.“



    Nichtsdestotrotz gibt es auch private Initiativen, die versuchen, die Lage zu verbessern und den Judendlichen die Chance einer Karriere in ländlichen Regionen anzubieten. Das Unternehmen Global Commercium Development hat das Programm Karrieren in ruralen Regionen“ eingeleitet. Im Rahmen dieses Programms hat das Unternehmen kostenlose Kurse für Dorfbewohner organsiert, die ihre unternehmerischen Fähigkeiten ausweiten wollten. Das Programm wurde durch den Europäischen Sozialfonds finanziert und in einigen Dörfern implementiert. Tina Cozmanciuc von Global Commercium Development erläutert:



    Wir haben zusammen mit Partnern aus Spanien und Italien ein paar Projekte in Höhe von etwa 500.000 Euro eingeleitet. Es sind lokale Initiativen, die nicht nur im Landkreis Cluj, sondern auch in anderen Landkreisen aublaufen: Constanţa, Alba, Vâlcea und Ilfov. Unsere Projekte haben als Zielgruppe inaktive Personen, Arbeitslose, die Subsistenzwirtschaft betreiben. Laut unseren Analysen haben 62% der Dorfbewohner nur Einkommen aus der Landwirtschaft. Dieser Prozentsatz ist nicht erfreulich, denn nur 25% dieser Menschen bekommen Löhne. Andere erzielen Einkommen aus der Landwirtschaft, ohne angestellt zu sein.“



    Insbesondere Judengliche waren an diesen Kursen interessiert. Tina Cozmanciuc über deren Wünsche bezüglich einer künftigen Karriere auf dem Lande:



    Sie interessieren sich nicht unbedingt für Landwirtschaft. Sie helfen ihren Eltern im Haushalt, wollen aber auch einen anderen Beruf erlernen. Sie orientieren sich abhängend von den Gegebenheiten der Region. In einer Region, wo wir aktiv sind, gibt es zum Beispiel die Fabrik eines Autozulieferers für einen gro‎ßen PKW-Hersteller. Viele würden gerne da arbeiten, dafür müssen sie aber vorbereitet sein. Leider besuchen sie nach dem Abschluss der pflichtigen acht Klassen weiter die Schule, ohne aber die Abiturprüfung zu schaffen oder einen Beruf zu erlernen, der ihnen die Arbeit in dieser Fabrik ermöglichen würde. Eine andere Tendenz betrifft die Entwicklung des Tourismus, aber auch hier brauchen sie eine Ausbildung.“



    Die Ausbildungs-Kurse sind auf dem Lande jederzeit willkommen, für deren Veranstaltung braucht man aber Geld. Und dieses Geld könnte man durch die vernünftige Verwaltung der Fonds für die Landwirtschaft finden, die Rumänien für die Periode 2014-2020 zugewiesen wurden.



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