Tag: Bewegung

  • Das Gesundheitsticket

    Das Gesundheitsticket

    Das Gesundheitsticket, Ausgabe 2024, lief drei Monate lang, vom 25. September bis zum 2. Dezember, und bot zwei Bewegungsmöglichkeiten: 20 Kniebeugen für ein kostenloses Busticket an der Haltestelle Memorandum Sud oder 400 Meter auf einem stationären Fahrrad an der Smart-Station in der Regele Ferdinand Straße.

    Das Projekt wurde vor vier Jahren, im Jahr 2020, vom Sportfestival initiiert und mit Unterstützung des Rathauses und der Stadtverwaltung von Cluj-Napoca durchgeführt. Mirel Alexa, Direktorin des Sportfestivals, sagt, dass das Projekt weiterhin eine Quelle der Inspiration für die Gemeinschaft ist und mehr als eine sportliche Herausforderung darstellt. Es ist eine Möglichkeit für die Menschen, die Freude an der Bewegung und die Kraft der Gemeinschaft zu entdecken, um positive Veränderungen zu bewirken.

    Wir freuen uns, dass die Menschen in Cluj die 2 Sportmögkichkeiten bereits rege nutzen und sich an den beiden Elementen erfreuen, die wir mit diesen Projekten anstreben, nämlich Sport und Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Allein in den ersten drei Jahren wurden mehr als 150.000 Fahrkarten ausgegeben, was etwa drei Millionen Fahrten entspricht. Durch diese Projekte bringen wir möglichst viele Menschen dazu, die öffentlichen Verkehrsmittel zu wählen, Sport zu treiben, sich zu bewegen, ihre Energie auf positive Weise zu nutzen und einen kleinen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. In den ersten vier Jahren wurden 171.000 Fahrscheine an der Haltestelle am Memorandum und in den ersten zwei Jahren etwa 8.000 Fahrscheine an der Haltestelle in der König Ferdinand Straße gelöst“.

    Der neueste intelligente Busbahnhof wurde im September 2022 eröffnet und brachte eine neue Herausforderung für Reisende mit sich, die bereit waren, ein Busticket im Tausch gegen Bewegung zu erwerben: das Radfahren auf zwei Routen quer durch die Stadt. An dieser Station benutzten die Reisenden ein stationäres Fahrrad und radelten praktisch auf einer von zwei Routen ihrer Wahl durch die Stadt. Die 400 Meter langen Strecken mussten in maximal vier Minuten zurückgelegt werden. Während sie in die Pedale traten, wurden die zurückgelegte Strecke und ihre Geschwindigkeit auf dem Bildschirm angezeigt. Die Zeit, die für die beiden Strecken benötigt wurde, ergab eine ständig aktualisierte Rangliste, die am Ende der Strecke angezeigt wurde, bevor das Ticket ausgestellt wurde.

    „Wir haben uns für eine virtuelle Route entschieden, damit es beim Radfahren nicht langweilig wird und man virtuell ein bisschen auf den Radwegen der Gemeinde herumlaufen kann.“

    Insgesamt haben die Einwohner von Cluj seit 2020 und bis heute fast 4,1 Millionen Kniebeugen gemacht. Die 2022 eröffnete Station in der König-Ferdinand-Straße ist ähnlich erfolgreich: Insgesamt wurden 21.784 Gesundheitstickets ausgegeben und 14.313 Kilometer geradelt.

    Das Gesundheitsticket ist ein Gemeinschaftsprojekt, das Technologie mit Bewegung verbindet und eine direkte Verbindung zwischen körperlicher Aktivität und dem symbolischen Nutzen herstellt. Die ausgewählten Übungen sind für jedermann leicht durchführbar und haben einen großen Nutzen für die Person, die Bewegung in ihren Alltag einbaut.

     

  • Freizeitsport: Rumänen im Durchschnitt eher Sportmuffel

    Freizeitsport: Rumänen im Durchschnitt eher Sportmuffel



    38 % der Europäer treiben mindestens einmal in der Woche Sport oder eine andere Form der körperlichen Betätigung, während 17 % weniger als einmal pro Woche Sport treiben. Das hei‎ßt im Umkehrschluss, dass bis zu 45 % der Europäer überhaupt keinen oder nur selten Sport treiben und auch nicht andere Aktivitäten für die körperliche Ertüchtigung praktizieren. Diese Daten sind im jüngsten Eurobarometer über Bewegungsgewohnheiten und physische Aktivitäten enthalten und sie unterscheiden sich nicht wesentlich von jenen der vorangegangenen Erhebung aus dem Jahr 2017.



    Rumänien liegt in der europäischen Statistik unter dem Durchschnitt — nur 20 % der Menschen hierzulande treiben regelmä‎ßig Sport oder bemühen gymnastische Übungen. Mehr noch: 60 % treiben nie Freizeitsport und 13 % gehen einem Job nach, bei dem sie länger als achteinhalb Stunden täglich sitzen müssen, und vernachlässigen damit ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit. Freizeitsport sei eine Gemeinschaftsaktivität, die das Zugehörigkeitsgefühl und die Inklusion erhöhe, meint Iulian Șerban, 42 Jahre alt, Fitness-Trainer in einem Unternehmen. Er selbst nehme regelmä‎ßig an Amateur-Marathons teil und räumt ein, dass er den gesunden Lebensstil recht spät für sich entdeckt habe:



    Erst mit 33 Jahren habe ich mit dem Jogging angefangen — bis dahin hatte ich überhaupt keinen Sport getrieben — weder als Kind noch im Rahmen eines Klubs oder zum Zeitvertreib. Als Schüler habe ich überdies den Sportunterricht immer geschwänzt. Als ich dann doch mit dem Sporteln anfing, war das aus reinem Vergnügen an der Sache, nicht etwa, weil es der Arzt verschrieben hätte oder um einer Erkrankung vorzubeugen. Zuvor hatte ich einen völlig ungesunden Lebensstil gehabt, 10 Jahre lang war ich ein starker Raucher. Ich habe eher aus Neugierde mit etwas Bewegung angefangen und musste bald feststellen, dass Rauchen und Joggen sich kaum vertragen; so habe ich dann mit dem Rauchen aufgehört und die Laufstrecken allmählich verlängert. Noch später begann ich, an Halbmarathons und Marathons für Amateure teilzunehmen, und das hat eine Veränderung in mir bewirkt, die ich nicht mehr missen wollte. Und ich wurde Teil einer Community — ich begann, zusammen mit anderen Menschen zu joggen, die meine Leidenschaft teilten; und so fand ich auch neue Freunde, und nun entwickeln wir uns weiter als Gruppe. Neben dem gesundheitlichen Nutzen der sportlichen Aktivitäten gab und gibt es auch einen echten sozialen Nutzen. Denn die Motivation kann oft von au‎ßen kommen, von der Gruppe, der man angehört.“




    Die Gruppe, auf die sich Iulian Șerban bezieht, nimmt an Marathons und anderen Wettbewerben für Amateure teil, die seit einigen Jahren in Rumänien organisiert werden. So hat sie kürzlich an der vom Verein Invictus Romania“ organisierten Veteranenstaffel teilgenommen, die in Bukarest beginnt, durch Ploiești und Brașov (Kronstadt) führt und am 25. Oktober in Carei endet. Obwohl die Teilnehmerzahl recht hoch ist, meint Iulian Șerban, dass es immer noch Luft nach oben gibt.



    Es besteht immer Raum für Verbesserungen. Ich freue mich sehr darüber, dass es in Rumänien mehrere internationale Marathons in Brașov (Kronstadt), Cluj (Klausenburg), Timișoara (Temeswar) und Bukarest gibt, die immer mehr Menschen anziehen. Und neben den Leistungssportlern, die daran teilnehmen, um sich für anstehende internationale Wettkämpfe fit zu halten, beteiligen sich auch viele Amateure. Das ist eine sehr gute Sache, denn so kann die Öffentlichkeit sehen, dass es neben den Spitzensportlern auch Menschen jeden Alters gibt, die Sport treiben — und das ist ein Ansporn für alle. Ich habe eine gewisse Zurückhaltung bei den Leuten beobachtet, wenn jemand in ihrer Umgebung Sport betreibt. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die Bewegung in irgendeiner Art fördern. Und es gibt auch viele Menschen, die dieses Phänomen erst gar nicht verstehen. Aber ich denke, mit dem Alter werden viele Menschen einfach aus medizinischen Gründen Sport treiben müssen.“




    Zu den Menschen, denen die Ärzte Bewegung empfehlen, gehören auch Menschen mit Behinderungen. Sie können auch Sport treiben, um einfach nur Spa‎ß zu haben, wei‎ß Iuliana Meseșan, Sozialarbeiterin bei der Stiftung Motivation“. Sie ist auch Koordinatorin eines Motivationsteams, das aus Rollstuhlfahrern wie Menschen ohne Behinderung besteht, die an verschiedenen Sportveranstaltungen mit dem Schwerpunkt Bewegung teilnehmen und auch andere zum Mitmachen ermutigen.



    Das Motivationsteam besteht aus etwa 100 Personen — Menschen im Rollstuhl wie auch Menschen ohne Behinderung. Und für uns ist es sehr wichtig, an diesen Sportveranstaltungen teilzunehmen, denn es ist eine Gelegenheit für uns, Menschen ohne Behinderung zu zeigen, dass auch Menschen im Rollstuhl sportlich sein können und dass es generell sehr wichtig ist, Sport zu treiben. Wir möchten unser Team sogar von Jahr zu Jahr vergrö‎ßern, damit immer mehr Menschen, insbesondere Rollstuhlfahrer, sich uns anschlie‎ßen können. Es gibt Menschen, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Leben keine Behinderung hatten und dann einen Unfall hatten — sie fielen aus der Höhe und verletzten sich an der Wirbelsäule — und auf diese Weise in den Rollstuhl kamen. Und vielleicht fällt es ihnen anfangs schwer, aber allmählich nehmen diese Menschen ihr tägliches Leben wieder auf, und es ist wichtig für sie, zu verinnerlichen, dass sie weiterhin Sport treiben können, wenn sie vor dem Unfall eine Leidenschaft dafür hatten. Und bei vielen Sportveranstaltungen gibt es spezielle Rennen für Rollstuhlfahrer.“




    Doch zurück zu den eingangs erwähnten ernüchternden Zahlen des Eurobarometers. Die Sozialarbeiterin Iuliana Meseșan eröffnet zum Schluss, dass die Statistik ihre empirischen Beobachtungen aus der Praxis bestätigt:



    Beim Bukarester Marathon, dem grö‎ßten Sportereignis, an dem wir teilnehmen, kommen die Läufer in recht gro‎ßer Anzahl, aber natürlich könnten es im Vergleich zur Bevölkerung der Hauptstadt mehr sein. Ich glaube, viele Rumänen haben berufsbedingt eine bewegungsarme Lebensweise. Wir leben in einer Zeit, in der wir viel Zeit in unsere Arbeit investieren. Und dann ist da noch das Privat- und Familienleben, dem man seine Zeit widmet. Und ich glaube, dass die Menschen im Allgemeinen vergessen, wie wichtig es ist, Sport zu treiben. Daher räumen sie diesem Bereich in ihrem Leben oft nicht so viel Priorität ein, wie sie sollten.“

  • Dokumentarfilmfestival fokussiert auf Justiz, Erziehung, Protestkultur

    Dokumentarfilmfestival fokussiert auf Justiz, Erziehung, Protestkultur

    Vom 16. bis 25. März läuft in Bukarest die 11. Auflage des Dokumentarfilmfestivals One World Romania“ zum Thema Menschenrechte. 10 Tage lang werden in acht Sälen in der Bukarester Stadtmitte neue Dokumentarfilme aus aller Welt vorgeführt. Auch bei der diesjährigen Auflage fokussiert das Festival One World Romania“ auf brisante Themen. Die Arbeitsweise der Justiz, die Modernisierung der Erziehungsmethoden, die Umgestaltung der Familie nach neuen Kriterien der Gegenwart gehören zu den Themen, die oft in den rumänischen und internationalen Medien zur Debatte stehen. In diesem Sinne werden im Rahmen des diesjährigen Festivals One World Romania“ diese wichtigen Themen in speziellen Sektionen behandelt. Mehr dazu von Alexandru Solomon, Direktor des Festivals One World Romania“:



    Diese Themen sind sowohl in Rumänien als auch weltweit höchst aktuell. Das Thema Justiz zum Beispiel; es wird so viel darüber geredet, dass es vielen langweilig wurde. Und doch hat dieses Thema nichts an Brisanz verloren, die Lage wurde mit jedem Tag akuter. Nach so vielen Diskussionen und Debatten dachten wir, die Situation hätte sich wieder gelegt, aber das war keineswegs der Fall. Es scheint, dass der Begriff ‚Rechtsstaat‘ in Rumänien weiterhin für Ärger sorgt. Auch die Diskussionen über Gender, Antirassismus und LGBTQ-Gerechtigkeit (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Queer) wurden immer aktueller in der rumänischen Gesellschaft. In den letzten Monaten gab es mehrere Vorfälle in Rumänien, bei denen fundamentalistische Gruppierungen versucht haben, das Vorführen von Filmen zum Thema LGBTQ-Gerechtigkeit zu verhindern. Zum Thema Erziehung und deren Bedeutung in der rumänischen Gesellschaft gibt es auch viel zu diskutieren. Es ist schon klar: Wir müssen mit der Erziehung anfangen, die Erziehung muss eine wichtigere Rolle in unserem Leben spielen, sonst werden wir nichts erreichen.“




    Die 11. Auflage des Internationalen Festival für Dokumentarfilme zum Thema Menschenrechte One World Romania“ hat eine Sektion mit der Bezeichnung Memoria arhivelor de film“ — Gedächtnis der Filmarchive“. Zweck dieser Sektion ist, verschiedene historische Ereignisse und Phänomene ans Licht zu bringen, um die Nuancen der Gegenwart besser zu konturieren. Seit seiner Gründung bemüht sich der Verband One World Romania“, die Dokumentarfilme des ehemaligen staatlichen Studios Alexandru Sahia“ zu retten und dem Publikum vorzuführen. Dazu Andrei Rus, Ko-Direktor des Festivals:



    Es geht dabei um ein breitangelegtes Projekt. Die Sektion »Gedächtnis der Filmarchive« hat einen besonderen Bezug zur diesjährigen Auflage des Festivals »One World Romania«. Wir wollten zeigen, wie die Vergangenheit die Gegenwart und auch die Zukunft beeinflusst. Grundlegend bei der Gestaltung der Sektion »Gedächtnis der Filmarchive« war auch das 100-Jahre-Jubiläum seit dem Entstehen des modernen Rumänien, aber wir wollten keine Feierlichkeiten veranstalten, sondern unseren Zuschauern die Realität präsentieren. »Get real!« (»Zurück zur Realität!«) ist auch der Slogan der diesjährigen Festivalauflage. Auch in anderen Sektionen werden mit Hilfe der vorgeführten Dokumentarfilmegewisse Aspekte der Vergangenheit und deren Einfluss auf die Gegenwart in Frage gestellt. Eine besonders interessante Sektion trägt den Namen »Trecutul prezent« (»Die gegenwärtige Vergangenheit«) und präsentiert 10 Dokumentarfilme aus aller Welt über brisante Themen wie zum Beispiel den Einfluss des Kommunismus und Faschismus auf die Gesellschaft.“




    Eine weitere Sektion der 11. Auflage des Internationalen Festivals für Dokumentarfilme zum Thema Menschenrechte One World Romania“ hei‎ßt Cultura Protestului“ (Protestkultur“); darin werden 5 Dokumentarfilme über verschiedene Protestformen in verschiedenen Ländern gezeigt: Kambodscha (Primăvara cambodgiană — A Cambodian Spring“), Israel (Înainte ca tălpile mele să atingă pământul — Before My Feet Touch the Ground“), Frankreich (Adunarea – L’assemblée“), USA (În stradă — Whose Streets?“) und Rumänien (Portavoce — Megaphone“). Mehr dazu von Alexandru Solomon, Direktor des Festivals One World Romania“:



    Auch wenn sie in den letzten Jahren ziemlich stark waren, stecken jetzt die Stra‎ßenproteste in Rumänien in einer Sackgasse, weil sie eine klare Richtung brauchen. Ich fand es interessant, die Protestkultur zur Debatte zu bringen, und zwar durch Filme, die aus ganz verschiedenen Kulturen der Welt stammen, von Kambodscha bis Rumänien. Bei der jetzigen Auflage von »One World Romania« wollen wir sehen, was die verschiedenen Protestformen bewirkt haben, ob man dadurch einen anderen politischen Diskurs erreicht hat. In diesem Sinne werden wir eine Dokumentation aus Hong Kong vorführen; es geht dabei um Stra‎ßenproteste, die nach und nach zur Gründung einer organisierten politischen Bewegung führten. Ferner wollten wir die Protestaktionen aus einer historischen Perspektive betrachten, wir fokussierten auf das Jahr 1968, mit Dokumentarfilmen über die Proteste der 1960er und 1970er Jahre in Frankreich, Italien und der Tschechoslowakei.“




    1968: După 50 de ani“ (1968: 50 Jahre danach“) ist eine Sektion des Festivals One World Romania“, die an den 50. Jahrestag seit den Studentenprotesten von 1968 erinnern sollte. Diese Studentenbewegungen haben sowohl den Westen als auch den Osten tief geprägt und wichtige Änderungen ermöglicht, sowohl im sozialen Bereich als auch im kollektiven Gedächtnis der neuen Generationen weltweit. Mehr dazu von Andrei Rus, Ko-Direktor des Festivals One World Romania“:



    In der Sektion »1968: 50 Jahre danach« werden wir mehrere Events haben, die mir sehr wichtig sind. Ein Event widmen wir den Studentenbewegungen vor 50 Jahren, die versucht haben, die Welt zu verändern. Wir wollen sehen, wie diese Studentenproteste die gegenwärtige Gesellschaft verändert haben. Dazu veranstalten wir zwei Rundtischgespräche. Das erste findet am Samstag, den 24. März, im Bukarester Kulturhaus ARCUB statt, mit Karel Kovanda, Monika MacDonagh-Pajerová, Protagonisten des Films »Revolte der tschechischen Studenten« der Historikerin Lavinia Betea, und dem Präsidenten des Nationalen Studentenverbands ANSOR, Marius Deaconu. Das zweite Event in der Sektion »1968: 50 Jahre danach« findet am Sonntag, den 25. März, im Französischen Institut Bukarest statt. Der bekannte französische Journalist Bernard Guetta wird über seine persönlichen Erfahrungen im Paris des Jahres 1968 sprechen und erläutern, wie die damaligen Ereignisse die Welt, in der wir leben, beeinflusst haben.“




    Bei der 11. Auflage des Internationalen Festivals für Dokumentarfilme zum Thema Menschenrechte One World Romania“ werden 12 Dokumentarfilme vorgeführt, die in Rumänien produziert oder koproduziert wurden.

  • Musikpädagogik in Schulen: NGO versucht unkonventionelle Methoden

    Musikpädagogik in Schulen: NGO versucht unkonventionelle Methoden

    Unkonventionelle pädagogische Mittel für Kinder, die sich auch für Erwachsene eignen, gehören seit einigen Jahren zur Erziehungspraxis in Rumänien. Besonders wichtig sind dabei Musik und Bewegung, die sowohl für die Aneignung von Kenntnissen als auch für die Anspornung der persönlichen Kreativität und für spezifische Therapien angewandt werden. Diese Alternativkurse gibt es in Rumänien seit 1993, als der deutsche Klangforscher und Musikpädagoge Hannes Heyne seine Erziehungsmethode in unserem Land präsentierte. Es handelt sich um eine Erziehungsmethode durch Musik, die sich auf einem einfachen Grundsatz stützt: Für die Menschen ist Musik genauso wichtig wie Sprache, sie ist ein uraltes Kommunikationsmittel. Mit Hilfe der Musikpädagogie werden die Kinder der Musik näherkommen, sie als Teil ihres Lebens aufnehmen. Auch die fast immer ungeduldigen, nervösen Erwachsenen bekommen dadurch die Chance, einander zuzuhören und zu verstehen. Hannes Heyne:



    Die alten Volksstämme haben Klänge und Instrumente geschaffen. Die Instrumente waren zunächst einfach: Kiesel- und Klangsteine aus verschiedenen Landschaften, geschnitzte Hölzer unterschiedlicher Bäume, geschmiedete Metallstäbe, Klangplatten, Gongs. Wenn sie keine Instrumente zusammenbastelten, benutzten die Menschen Muschelschalen oder Meeresschnecken, Steine, Holzstäbchen, und sie versuchten, durch Klänge zu kommunizieren. Was man damals in der Natur finden konnte, finden wir auch heute. Wir müssen nicht unbedingt mit Hilfe von elektronischen Geräten kommunizieren, wir können es genauso gut mit Steinen, Stäbchen, Muschelschalen tun. Auf diese einfache Weise kann jeder Musik machen, ohne besondere theoretische Kenntnisse haben zu müssen.“




    Die Klangmethode entwickelt die Kommunikationsfähigkeiten und die emotionelle Intelligenz sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Mit Hilfe der Klänge werden die Erwachsenen von der inneren Spannung befreit, die sich infolge von stressigen und schwierigen Aktivitäten angestaut hatte, und manchmal werden sie auch wieder lernen, miteinander zu kommunizieren. Hannes Heyne erläutert:



    Es ist besonsders wichtig, einander zuzuhören. Wenn ich dem anderen zuhöre — sei es, wenn er spricht oder wenn er singt –, bedeutet das, dass ich seinen Wert anerkenne. Dasselbe können wir lernen, indem wir Musik machen. Mit Hilfe von Musik können wir zuhören und auch antworten. Es entsteht ein musikalisches Gespräch, die Grundlage der Kommunikation.“




    Hannes Heyne ist in die ganze Welt gereist und hat seine Klangerziehungsmethode in vielen europäischen Ländern, in den USA, in Mexiko und in Japan praktisch umgesetzt. Auch in Rumänien veranstaltet er oft Workshops für Wahrnehmung, Improvisation, Instrumentenbau und Kunst sowie Klangerlebnisse für Kinder, aber auch Musiktherapie-Kurse für Erwachsene. Mehr dazu von Hannes Heyne:



    Ich wurde von Schulen und anderen Erziehungsanstalten eingeladen, Workshops zu halten. Ich arbeite gern mit Kindern. Wenn sie ganz klein sind, beginnen wir mit einer Geschichte, mit einem musikalischen Märchen. Die kleinen Kinder lieben die Märchen, und in meinen Geschichten ist jedes Musikinstrument eine Märchenfigur. Die etwas grö‎ßeren Kinder stellen schon gezielte Fragen über die Musikinstrumente: wozu sie dienen, wer sie erfunden und gebaut hat, wie sie funktionieren. Die Erwachsenen wiederum wollen wissen, wie sich die Musik auf die Menschen auswirkt, ob sie einen Einfluss auf die Gesundheit hat, wie Musik einen Menschen beeinflussen kann, ob man von einer Therapie durch Musik sprechen kann, ob man lernen könnte, andere Menschen mit Hilfe von Musik zu erziehen… Ich arbeite gern mit verschiedenen Einrichtungen zusammen. In Rumänien hatte ich eine gelungene Zusammenarbeit mit dem Bauernmuseum in Bukarest, ich veranstaltete dort Kreativitäts-Workshops. Ich hatte auch Projekte in Arad, in Braşov — eigentlich überall in Rumänien.“




    Die Methode, die Hannes Heyne anwendet, hat eine gewisse Ähnlichkeit mit den sogenannten aktiven Methoden zur musikalischen Erziehung der Kinder, die Anfang des 20. Jh. von den Komponisten Émile Jaques-Dalcroze und Carl Orff entwickelt wurde. Diese Methode der Musikpädagogie wurde in Rumänien zuerst bei Kursen im Rahmen einiger Nichtregierungsorganisationen praktiziert und neulich wird sie auch in öffentlichen Schulen angeboten. MiMaMuzica ist eine NGO, die eine aktive Methode der Musikpädagogie verwendet. Lucian Nicolae, Musikpädagoge bei MiMaMuzica, wei‎ß mehr:



    Ein Kind mu‎ß eine gewisse Sprache sprechen und verstehen, bevor es die Buchstaben des Alphabets lernt und damit Wörter bilden und später auch schreiben kann. Ein Kind lernt zuerst seine Muttersprache — bevor er das Lesen oder Schreiben erlernt. Dasselbe Prinzip funktioniert auch in der Musik: Als Erstes lernen wir ‚Musik sprechen‘, das hei‎ßt, Musik praktizieren, Musik machen; dann entziffern wir die spezifischen Kodifizierungen der Musik und verstehen auf kognitiver Ebene, was Musik bedeutet, wie wir eine Partitur lesen und schreiben können. Ich persönlich fühle mich Carl Orff sehr nahe — seine Methode kombiniert vokale Rezitation, Sprache, Bewegung, Tanz, vokaler und körperlicher Ausdruck, Theater, Gesang und Spielen von Instrumenten, die keine komplizierte Technik benötigen.“




    Diese aktive Methode bildet die Grundlage für die Kurse, die bei MiMaMuzica angeboten und teilweise auch von Lucian Nicolae gehalten werden:



    Die MiMaMuzica-Workshops richten sich an Kinder zwischen 0 un 8 Jahren. Die Pädagogen von MiMaMuzica haben des öfteren mit Kindergärten und Grundschulen in Bukarest zusammengearbeitet. Wenn wir in Schulen gehen, müssen wir all unsere Instrumente mitbringen; deshalb ist es einfacher, wenn die Kinder zu uns kommen.“




    Die Musikpädagogie könnte, unter gewissen Bedingungen, ins öffentliche Erziehungssystem integriert werden, meint Lucian Nicolae:



    Ich bin davon überzeugt, dass unsere Musikpädagogie in die öffentlichen Schulen integriert werden kann. In den französischen Schulen gibt es bereits sogenannte ‚Bewegungssäle‘, wo Musikstunden, Tanzstunden, Bewegungsstunden und Gymnastikstunden stattfinden. Auch in Rumänien wurde der Lehrplan mindestens theoretisch an diese Tendenzen angepasst — von der Klasse Null (Vorschule) bis zur 4. Klasse gibt es Musik- und Bewegungsstunden. Ich empfehle dieses Erziehungsystem aus ganzem Herzen und ich stütze mich dabei auf das gute Beispiel Frankreichs, wo viele Schulen mit Musikinstrumenten und Bewegungssälen ausgestattet sind. Der Lehrplan ist in Rumänien sehr gro‎ßzügig, er wurde von Fachleuten erarbeitet, die sich mit den aktiven Erziehungsmethoden auskennen. Von der Erstellung eines Lehrplans bis zu dessen praktischen Umsetzung ist aber noch ein langer Weg — alles hängt von der musikalischen Erziehung der Lehrer ab.“

  • Kinder brauchen Bewegung: Kampagne für gesundes Leben in Schulen

    Kinder brauchen Bewegung: Kampagne für gesundes Leben in Schulen

    In Anbetracht dessen führt eine rumänische NGO eine Kampagne, die einen gesunden Lebensstil in rumänischen Schulen fördert. Untersuchungen zufolge habe das Bewusstsein der Rumänen im Hinblick auf die Bedeutung eines gesunden Lebensstils zugenommen. Allerdings sei ihr Interesse diesbezüglich im Ländervergleich immer noch gering. Darüber hinaus wissen viele rumänische Bürger nicht, was ein gesunder Lebensstil voraussetze, was sie mit dem Begriff anfangen sollen. Demnach legten mehrere Unternehmer ihre Kräfte zusammen und beschlossen, es sei an der Zeit, den Kindern einen gesunden Lebensstil beizubringen. Sie nahmen sich au‎ßerdem vor, ihnen zu zeigen, wie das Wohlbefinden auf möglichst vielen Ebenen erhalten werden kann. Sie hoffen, dass ihre Bemühungen Früchte tragen und die Kinder ihre Eltern ersuchen werden, ihnen einen angemessenen Lebensstil anzubieten.



    Silvia Bucur ist die Leiterin der Stiftung Prais“ und zugleich Urheberin der landesweiten Kampagne Auch ich lebe gesund“. Die Kampagne soll in Schulen umgesetzt werden. Dazu Silvia Bucur:



    Wir sind Mitglieder der internationalen Organisation EPODE, des grö‎ßten Weltnetzwerks zur Prävention von Übergewicht bei Kindern und zur Förderung eines gesunden Lebensstils. Vor 6 Jahren begannen wir die Studien zu untersuchen, die zu diesem Thema in Rumänien erschienen sind. Die Gefahr, dass Kinder im Alter bis zu 12 Jahren unter Übergewicht oder Fettleibigkeit leiden, habe deutlich zugenommen, hie‎ß es in den erwähnten Studien. Aus diesem Grund beschlossen wir, zu handeln. Wir verfügten über die von der Organisation EPODE entwickelten Methodologie, die wir zur Durchführung unseres Projektes heranzogen. Das Projekt hei‎ßt »Auch ich lebe gesund« (rum. »Şi eu trăiesc sănătos«, kurz SETS) und wird heuer zum sechsten Mal in der Folge in rumänischen Schulen umgesetzt. Wir haben bis jetzt mehr als 150.000 Schüler der Grundschule damit erreicht. Die Schüler wurden im Laufe von vier Jahren (während ihrer Grundschulerziehung) zu Themen in Bezug auf einen gesunden Lebensstil unterrichtet und durch unterschiedliche Aktivitäten ausgebildet.“




    Kinder werden aufgefordert, die Geheimnisse einer ausgewogenen Ernährung sowie die Vorteile täglicher Sportaktivitäten und einer angemessenen Körperpflege zu entdecken. Der Ernährungsunterricht in Schulen beginnt mit der Lebensmittelpyramide. Die Kinder lernen, welche Nahrungsmittel gesund sind, was ihrem Körper gut tut. Au‎ßerdem werden die Schulen ermuntert, Sport- und Funklubs zu organisieren, wo die Kinder unterhaltsame Tätigkeiten ausüben können. Dazu Silvia Bucur:



    Zusammen mit unserem wissenschaftlichen Rat, gebildet aus Psychologen, Ernährungsberatern, Ärzten, Soziologen und Vertretern des Gesundheits- und des Bildungsministeriums, haben wir eine Reihe von Lehr- und Informationsmaterialien erstellt. Diese haben wir an Kinder in den Städten verteilt, in denen unser Projekt umgesetzt wird, nämlich in Bukarest, Ploieşti, Temeswar, Klausenburg, Roman und Otopeni. Alljährlich findet ein Wettbewerb der Sport- und Funklubs in den Schulen statt. Derzeit gibt es mehr als 150 solcher Klubs, die seit mehreren Jahren funktionieren und eine hervorragende Tätigkeit haben. Erzieher und Schüler gründeten zusammen diese Klubs. Die Zusammenarbeit klappt bestens. Die Schüler locken neue Schüler an, sie taufen den Klub, sie denken sich ein Logo aus. Die Sport- und Funklubs organisieren zahlreiche Sportveranstaltungen. Diese zielen darauf ab, den Lebensstil der Kinder zu verändern.“




    Im Rahmen der Sport- und Funklubs werden die Kinder aufgefordert, Sport zu treiben und sich gesund zu ernähren. Darüber hinaus werden sie über die Bedeutung der Körperpflege sowie der Hygiene zu Hause unterrichtet. Sie lernen, freundlich und respektvoll gegenüber anderen Menschen zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Tätigkeiten wie Die Pause durchgetanzt“, Flash Mob im Schulhof“ oder Obst oder Eis“ halten die Kinder fit und machen ihnen Spa‎ß. Sie lernen zusammen, gesund zu leben, sich gesund zu ernähren. Wir fragten Silvia Bucur, ob die von ihnen durchgeführte Kampagne erfolgreich war:



    Wir führen alljährlich qualitative und quantitative Studien in den Schulen durch. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Essgewohnheiten der Kinder und ihre Einstellung gegenüber Sport und Bewegung verbessert haben. Auch die Eltern wurden über ihre Kinder im Hinblick auf einen gesunden Lebensstil unterrichtet. Sie haben ebenfalls angefangen, mehr Obst und Gemüse zu essen und mehr Sport zu treiben. Darüber hinaus haben wir mehr Umfragen durchgeführt, wir haben Schüler der Grundschule befragt und sind zum Schluss gekommen, dass die Familien den sportlichen Aktivitäten viel zu wenig Zeit widmen. Kinder treiben weder genug Sport, noch schlafen sie genug. Dagegen verbringen sie viel Zeit vor einem Bildschirm, sei es Fernseher, Smartphone oder Tablet. Rumänien ist ein Land, das im Ländervergleich diesbezüglich einen Spitzenplatz belegt. Aus diesem Grund müssen wir unser Programm fortsetzen. Eltern und Kinder müssen verstehen, wie wichtig Bewegung und Schlaf sind. Ein guter Schlaf in einem frisch gelüfteten Zimmer kann Wunder bewirken. Sonst häuft sich Müdigkeit an und die Leistungsfähigkeit der Kinder nimmt verhältnismä‎ßig ab.“




    Die Kampagne Auch ich lebe gesund“ nimmt sich vor, die harmonische Entwicklung einer möglichst gro‎ßen Anzahl von Kindern anzuregen. Vor diesem Hintergrund wird darauf bestanden, dass sich die Kinder an möglichst vielen Tätigkeiten, die ihnen Spa‎ß machen, beteiligen. Persönliche Entscheidungen spielen dabei, auch im Hinblick auf einen gesunden Lebensstil, eine wichtige Rolle. Immer mehr Schulen treten dem Projekt bei. Und die Kinder sind voll dabei — sie setzen bereits die erlernten Grundsätze um. Oder drücken sich schon wie Ernährungsberater im Kleinformat aus. Sie sprechen darüber, was sie täglich essen oder wie ihr Alltag aussehen sollte.