Tag: Bibliothek

  • Leseförderung: „Bücher im Triumphbogen“

    Leseförderung: „Bücher im Triumphbogen“

    Am 1. Februar wurde in Rumänien der Welttag des Vorlesens“ gefeiert. Es folgte das Projekt Bücher in der U-Bahn“, das gro‎ßen Erfolg erntete. Vor kurzem wurde eine neue Initiative gestartet, nämlich Bücher im Triumphbogen“. Das letzte Projekt wurde anlässlich des Welttags des Buches und der Urheberrechte umgesetzt. Mitbegründer des Vorhabens waren die Stadt Bukarest und der Verlag Litera. Im Rahmen des Projekts öffnete der Triumphbogen — ein Wahrzeichen der Stadt Bukarest — seine Tore für das breite Publikum. Er verwandelte sich zeitweise in eine öffentliche Bibliothek. Bei dieser Gelegenheit wurden im Triumphbogen Leseräume sowie eine Multimedia-Stelle für Kulturinformationen eingerichtet. Somit bot das historische Denkmal seinen Besuchern einen günstigen Rahmen für eine interaktive Erkenntniserfahrung an.



    Oana Zaharia, die Leiterin des Amtes zur Verwaltung historischer Denkmäler und touristischer Sehenswürdigkeiten (AMPT), erzählte uns mehr über diese Kampagne:



    »Bücher im Triumphbogen« ist ein Vorhaben, das wir zusammen mit dem Litera-Verlag, unserem Partner für diesen Event, entwarfen. Der Verlag veranstaltete die Nacht der Bücher am 23. April in den vergangenen 6 Jahren. Am 23. April wird nämlich der Welttag des Buches gefeiert. Dieses Jahr feiern wir das Bücherjahr in Rumänien, also wollten wir etwas Besonderes vorbereiten. Und wir sind auf die Idee gekommen, den Triumphbogen in eine Bibliothek umzugestalten. Gro‎ß und Klein hatten somit die Möglichkeit, den Triumphbogen in Form einer Bibliothek zu besichtigen.“




    Der Triumphbogen ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in der rumänischen Hauptstadt. Allerdings wissen nur wenige Leute, dass er von Innen besichtigt werden kann, so unsere Gesprächspartnerin:



    Sehr viele Leute wissen nicht, dass auch der Triumphbogen besucht werden kann. Die meisten Gäste sind beeindruckt, nachdem sie hineinschauen. Die Aussicht von oben, von der Plattform, ist ebenfalls sehr schön. Darüber hinaus sind die Besucher von der Innengestaltung des Triumphbogens überrascht. Denn die meisten erwarten etwas anderes. Über einen Fu‎ß des Bogens kann man im Inneren hinaufsteigen, bis man die Dachterrasse erreicht. Der zweite Fu‎ß ist für den Abstieg. Wer derzeit in den Triumphbogen hineingeht, findet dort Leseräume, Kinderspielplätze — eine echte Bücherwelt. Das Projekt kam sehr gut an, wir hatten nicht mit so einem gro‎ßen Erfolg gerechnet.“




    Bei der Eröffnung fand eine Video-Mapping-Show statt. Die Mauern des Triumphbogens wurden somit in eine virtuelle Bibliothek umgewandelt. Die dreidimensionale Animation verdeutlichte drei Themen — Geschichte, Bücher und Kunst. Die Videoprojektionen eröffneten den Teilnehmern eine Tür zu einer magischen Welt. Berühmte Kunstwerke, seltene Bücher oder Neuerscheinungen wurden im Rahmen einer interaktiven Farben-, Licht- und Tonallegorie verknüpft.



    Die Nacht der Bücher war ebenfalls eine erfolgreiche Veranstaltung — wie immer eigentlich. Oana Zaharia, die Leiterin des Amtes zur Verwaltung historischer Denkmäler und touristischer Sehenswürdigkeiten, erzählte uns mehr darüber:



    Am Abend der Eröffnung — also zwischen 19 und 23 Uhr — kamen etwa 5000 Gäste. Es war proppenvoll. Alle, die hineingingen, wollten länger drinnen bleiben, den Augenblick genie‎ßen, sich umschauen. Es war etwas schwierig, die Besucher in Bewegung zu halten. Der Event war auf jeden Fall ein Erfolg!“




    Der Bukarester Triumphbogen bleibt bis Mitte Juni offen. Die Besucher werden aufgefordert, ein Buch aus der eigenen Bibliothek mitzubringen. Die gesammelten Bücher sollen im Nachhinein an benachteiligte Gemeinden gespendet werden. Oana Zaharia versprach sogar mehr Überraschungen:



    Dieses Jahr führen wir mehrere Kampagnen durch, um die Menschen zum Lesen anzuregen. Wahrscheinlich werden wir auch weiterhin verschiedene Veranstaltungen im Triumphbogen organisieren. Bis zum 15. Juni planen wir noch, neuerschienene Bücher vorzustellen und andere kleinere Kulturereignisse zu veranstalten. Diese wollen wir in das Projekt des Triumphbogens als Bibliothek einflie‎ßen lassen. Danach sollen hier verschiedene Ausstellungen veranstaltet werden. Unsere Kampagnen zielen darauf ab, vor allem Kinder und Jugendliche zum Lesen anzuregen. Denn das Lesen verhilft ihnen, sich zu jungen informierten Erwachsenen zu entwickeln. Es hilft ihnen, sich selbst zu definieren.“




    Oana Zaharia ermuntert auch unsere Hörer:



    Lesen! Möglichst viel lesen! Und schauen Sie sich ab und zu unsere Kampagnen an. Denn wir möchten damit möglichst viele Einwohner von Bukarest und Touristen anlocken.“




    Eine komplexe Erfahrung — die Besucher der temporären Bibliothek können dadurch die wunderbare Welt der Bücher in der historisch konnotierten Stimmung des Triumphbogens entdecken.

  • Inklusion: die Bibliothek für Roma-Kinder in Bukarest

    Inklusion: die Bibliothek für Roma-Kinder in Bukarest

    Als wirtschaftlich und sozial in vielen Hinsichten unterprivilegierte ethnische Minderheit können die Roma diese Stellung nur selten überwinden, und eine der Möglichkeiten, dies zu tun, besteht in der Kultur und Bildung. Das ist die Idee der Roma-Kinderbibliothek, ein Projekt, das vor drei Jahren in Zusammenarbeit mit der schwedischen Schriftstellerin Gunilla Lundren, der in Rumänien geborenen schwedischen Buchillustratorin und Verlegerin Arina Stoenescu, Thomas Acton, einem Roma-Studienprofessor aus Gro‎ßbritannien, und einem schwedischen Journalisten von Roma-Herkunft, Fred Taikon, begann.



    Die Bibliothek befindet sich in einem Gebäude, in dem sich auch ein weiteres, umfassenderes soziales und kulturelles Projekt befindet, das Museum für Roma-Kultur. Dieses befindet sich in Giuleşti, einem Stadtteil in der rumänischen Hauptstadt Bukarest, in dem viele Roma leben. Ursprünglich bestand die Bibliothek aus Büchern, Möbeln und Spielzeug, die von verschiedenen Mitwirkenden gespendet wurden.



    Dort, am vernachlässigten Stadtrand von Bukarest, wo der städtische Raum in eine vernachlässigte ländliche Gegend übergeht, trafen wir die Schriftstellerin Gunilla Lundgren. Lundgren, die vor allem als Autorin von Kinderbüchern bekannt ist, gründete einen PEN-Club, einen kreativen Schreibclub für die Roma-Kinder in ihrem Heimatland. Basierend auf den Erfahrungen, Lesungen und Vorträgen im Club schrieb sie drei Bücher und kreierte zusammen mit den Kindern, mit denen sie arbeitet, eine Radio-Serie. Angesichts ihrer Beziehungen zur Roma-Minderheit in Schweden hatte die Schriftstellerin es leicht, sich mit den Roma-Kindern in Osteuropa zu verbinden, trotz der Unterschiede zwischen den beiden Gemeinschaften. Gunilla Lundgren:



    In Schweden gibt es viele verschiedene Gruppen. Wir haben die so genannten schwedischen Roma, die dort viele, viele Jahre gelebt haben, und wir haben jetzt auch Neuankömmlinge. Wir haben Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien, als der Krieg vorbei war, kamen sie dorthin. Wir haben viele andere Gruppen von Roma, wir haben russische Roma und finnische Roma, die unterschiedliche Religionen und Sprachen haben. Wir haben jetzt in Schweden viele Menschen aus Rumänien und Bulgarien, die in Schweden auf den Stra‎ßen betteln, und die schwedischen Roma-Kinder fanden das sehr traurig. Sie sind keine Bettler, die schwedischen Roma-Kinder. Sie leben in Wohnungen und ihre Eltern arbeiten, und sie sind glücklich, sich nicht mit den Menschen identifizieren zu können, die betteln. Und dann haben wir viel darüber gesprochen und gefragt: ‚Was passiert mit den Kindern, deren Mütter auf der Stra‎ße sitzen und betteln?‘ Die schwedischen Roma-Kinder sagten: ‚Wir müssen den Kindern helfen, denn sie sind mit Sicherheit in Rumänien geblieben. Und sie sollten nicht zu Bettlern werden. Wir sollten ihnen Bücher geben.‘ Die Einnahmen aus den Büchern, die wir jetzt im Pen Club schreiben, flie‎ßen also in die Veröffentlichung dieser Bücher, die Arina uns hilft, nach Rumänien zu bringen, um sie den Kindern hier zu geben, weil sie nicht Bettler werden sollten.“




    Pioner Press, der von der Buchillustratorin und Übersetzerin Arina Stoenescu gegründete Verlag, feierte das dreijährige Bestehen der Roma-Kinderbibliothek mit der Veröffentlichung eines zweisprachigen, auf Rumänisch und Romanes herausgebrachten Buches mit dem Titel Frohe Ostern“. Dies ist das dritte zweisprachige Buch, das von diesem Verlag herausgebracht wurde und sich an Roma-Kinder richtet. Seine Autorin, Gunilla Lundgren, erzählte uns von dem Engagement und der Unterstützung für die Roma-Kinderbibliothek:



    Die Bibliothek funktioniert und ich denke, dass es harte Arbeit erfordert. Beide Seiten arbeiten sehr hart. Wir nennen diese Bibliothek »Unsere Freundesbibliothek«. Und Arina kommt hierher, die Kinder von dort schreiben Briefe an unsere Kinder hier und wir schreiben Briefe an die Kinder dort. Also, sie haben wirklich das Gefühl, dass wir Freunde sind, wir schreiben uns gegenseitig. Wir veranstalten Ausstellungen in unserer schwedischen Bibliothek mit den Briefen, die die Kinder hier in Giuleşti schreiben. Au‎ßerdem sind unsere Kinder jetzt hier auf Fotos zu sehen, es gibt Fotos von den schwedischen Roma-Kindern hier in dieser Bibliothek, und das gibt ihnen das Gefühl dieser Freundschaft.“




    Luminiţa Ancuţa vom Museum für Roma-Kultur in Giuleşti, sieht in dieser Bibliothek eine Art Club der Kinder in der Nachbarschaft:



    Diese Initiative war von Vorteil, denn viele der Kinder hier haben Eltern, die es aus verschiedenen Gründen nicht schaffen, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, ihnen vorzulesen und ihnen zu helfen, diese Art von Fähigkeiten zu entwickeln. Seit der Eröffnung der Roma-Kinderbibliothek haben wir uns besonders auf Leseförderung konzentriert. Wir lesen ihnen einfach Geschichten vor oder lesen zusammen mit ihnen. Das Wichtigste war, dass wir sie hierher gebracht haben, denn in dieser Gegend gibt es keinen Spielplatz oder grö‎ßeren Park. Wir haben nur einen kleinen Park neben einer der beiden Schulen in unserer Nachbarschaft.“




    Das Lesen hilft den Kindern, unabhängig von ihrem sozialen oder kulturellen Hintergrund, sich in mehrfacher Hinsicht zu entwickeln. Es hilft ihnen, sich zu konzentrieren, Fragen zu stellen, Antworten zu geben und zu kommunizieren. Luminiţa Ancuţa:



    Wir haben Erzählungen über die Geschichte des Roma-Volkes gelesen. Als die Bibliothek eröffnet wurde, brachte Gunilla Lundgren auch eines ihrer Bücher mit dem Titel »Sophia« heraus, das die Geschichte eines Überlebenden des Roma-Holocaust erzählt. Das Buch ist eigentlich als zweisprachiger Cartoon in Rumänisch und Romanes konzipiert. Und als wir diese Geschichte mit den Kindern gelesen haben, haben wir festgestellt, dass sie sehr wenig über die Geschichte der Roma wissen. Sie waren sehr bewegt von der Geschichte des kleinen Mädchens, das in einem Konzentrationslager lebte und dramatische Erfahrungen machte. Kinder sind von Natur aus sehr neugierig. Wenn sie die Bücher in den Regalen sehen, nehmen sie sie heraus, durchblättern sie und stellen alle möglichen Fragen. Viele von ihnen haben Probleme beim Lesen und bitten uns, ihnen vorzulesen. Manchmal bringen sie ihre jüngeren Geschwister mit, die, obwohl sie nicht lesen können, unsere Bewegungen und Stellungen beim Lesen nachahmen. Was wir hier tun wollen, ist, ihren Appetit aufs Lesen zu wecken, denn nur durch das Lesen können sie entdecken, wer sie sind.“




    Kinder entdecken sich selbst, aber sie entdecken auch die anderen Kinder im Stadtviertel, denn die Roma-Kinderbibliothek steht auch den Kindern offen, die nicht zu dieser ethnischen Gruppe gehören und in diesem vernachlässigtem Teil von Bukarest leben.

  • Leseförderung in Rumänien

    Leseförderung in Rumänien

    Lesen gehört seit langem nicht mehr zu den Lieblingsbeschäftigungen der Jugendlichen in Rumänien. Eine Meinungsumfrage des Rumänischen Institutes für Soziale Studien hat gezeigt, dass 22% der Jugendlichen überhaupt nicht lesen, während einer von fünf nur ein Buch im Jahr liest. Die Tatsache, dass die Rumänen weder Lust noch Geld für Bücher haben, spiegelt sich auch auf dem Markt der gedruckten Bücher wider, der von Jahr zu Jahr schrumpft.



    Zurzeit befindet sich der rumänische Buchmarkt auf dem letzten Platz im EU-Vergleich. Und das ist der Grund, warum unterschiedliche Verbände, Bibliotheken oder Verlage versuchen, dem breiten Publikum das Lesen mit allerlei Projekten schmackhaft zu machen.



    Die Kampagne România, citeşte-mă!“ (Rumänien, lies mich!“) entstand vor dem Hintergrund einer fehlenden landesweiten Strategie zur Förderung der geschriebenen Kultur. Die Verleger standen deshalb vor gro‎ßen Schwierigkeiten, wenn es um die Lese- und Buchförderung ging, berichtet Lucia Ovezea, die Vorsitzende des Rumänischen Buchhändler-Verbandes.



    Es waren unterschiedliche Aktivitäten vorgesehen, aber wir dachten zunächst an die kleineren Kinder, die insbesondere in diesem Alter für das Buch und das Lesen begeistert werden sollen. Deshalb haben wir die Viertklässler ausgewählt und sie zu einem Lesewettbewerb eingeladen. Der Wettbewerb wurde letztes Jahr in ungefähr 50 Schulen in Bukarest, in allen Schulen in Târgoviște und in Câmpina organisiert. Praktisch haben wir versucht, dem Ganzen eine nationale Dimension zu verleihen. In diesem Jahr hatten wir weniger Fördermittel zur Verfügung. Von daher hat der Verband der Buchverleger, der der Konföderation der Buchverleger und –händler angehört, die Kontrolle übernommen und die Kampagne fortgesetzt — dabei wurden 20 Schulen aus Bukarest mobilisiert. Die Kinder werden in diesem Monat an dem Wettbewerb auf Stadtebene teilnehmen, die Preise werden dann — wie letztes Jahr auch — im Rahmen der Buchmesse Bookfest am 31. Mai verliehen.“



    Weil die Jugend von heute die meiste Zeit vor dem Computer verbringt, hat ein junger Mann aus Klausenburg eine Kampagne zur Leseförderung auf Facebook gestartet. Das Projekt von Victor Miron hei‎ßt Die Bücher im Gesicht“ und hat das Selfie-Konzept als Grundlage. Das setzt die Inszenierung eines sogenannten Buch-Selfies“ voraus, das hei‎ßt ein Bild, auf dem das Gesicht der fotografierten Person von dem gerade gelesenen Buch verdeckt ist. Bislang hat Mirons Initiative Hunderte von positiven Rückmeldungen, Kommentaren und Fotos gesammelt und viele Jugendliche für die Kultur begeistert, wie der Autor selbst erzählt:



    Ich konnte die Leute vom Buchladen Bookstory in Klausenburg überreden, den Kunden, die ein Facebook-Profilfoto mit Buch vorweisen können, einen Rabatt von 10% zu bieten. Das geschah im Februar und die Meldung über diese Ermä‎ßigung hat sehr viele Menschen gefreut. Auf der ersten Seite, auf der ich für diese Aktion warb, hatten innerhalb von einigen Tagen fast 2000 Facebook-Nutzer den Gefällt-Mir-Button gedrückt. Und das hat gezeigt, dass die Leute Interesse daran hatten, nach dem ersten Artikel waren sehr viele Nutzer mit einem Buch auf ihrem Profilfoto zu sehen.“



    Nachdem auf Facebook immer mehr Selfies mit lesenden Menschen zu sehen waren, ging Victor Miron zur nächsten Aktion seiner Kampagne über:



    Unsere Absicht war, sie mit Büchern zu überraschen, an Orten, wo sie es nicht erwarteten… Also haben wir eine kleine Bibliothek in einer Autowerkstatt eingerichtet, die für jede Reparaturarbeit ein Buch verschenkte. Das Motto lautete dort: Egal wie schön dein Auto ist, es kann dich nicht in die Gemütszustände versetzen, die ein Buch verursacht. Und dann hat eine Zahnarztpraxis in Klausenburg ein ungewöhnliches Angebot für die lesenden Patienten. Man bekommt eine 10%-ige Ermä‎ßigung auf die Behandlungskosten, wenn man auf Facebook in die Praxis eincheckt und dabei angibt, welches Buch einem ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Wir unternehmen also Ungewöhnliches, um die Menschen aus ihrem monotonen Alltag zu entführen und sie zu veranlassen, ein angenehmes Gefühl dem Lesen gegenüber zu entwickeln, interessante Diskussionen über Bücher zu führen. Wir wissen, dass Menschen sehr positiv auf Preisnachlässe reagieren, allerdings reagieren sie noch viel besser auf Gratisangebote. Deshalb haben wir dem Bürgermeisteramt Klausenburg vorgeschlagen, dass am ersten Sonntag eines jeden Monats Bücher lesende Fahrgäste der öffentlichen Verkehrsmittel diese kostenlos nutzen dürfen. Die Behörden haben bestätigt, dass sie das Konzept im Rahmen einer Buchmesse testen wollen und wir konnten es bereits anlässlich des Internationalen Buchtags umsetzen. Wer ein Buch bei sich hatte, konnte den Botanischen Garten in Klausenburg kostenlos besuchen. Auch diese Aktion war recht erfolgreich, in dem Sinne, dass der freie Eintritt am Karfreitag durch eine einfache Anzeige im Internet angekündigt wurde und, innerhalb von einigen Tagen, 32.000 Menschen erreicht hat — das Bild mit der Gratis-Aktion wurde einfach weitergegeben. Insgesamt haben dann 1230 Personen mit einem Buch unter dem Arm den Botanischen Garten besucht.“



    Der Welttag des Buches wird am 23. April begangen und ist inzwischen zum wichtigen Termin für alle Leseratten geworden. In Bukarest und anderen Städten des Landes fanden an diesem Tag unterschiedliche Aktionen zur Leseförderung statt. Nichtsdestotrotz verbringt der Durchschnittsrumäne laut einer Studie des Nationalen Institutes für Statistik lediglich eineinhalb Stunden im Monat mit Theater-, Kino- und Kunstgaleriebesuchen, während das Lesen in der Freizeit im Schnitt nur 13 Minuten am Tag ausmacht, wobei mit fortschreitendem Alter auch die mit Büchern verbrachte Zeit abnimmt. Lucia Ovezea versucht, die Entwicklung zu erklären:



    Die Welt ist global geworden, es gibt nun das Internet, die Informationen verkehren viel schneller, die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung oder die eigene Vorstellungskraft kommen heute auf anderen Wegen zum Ausdruck. Und da ist es klar, dass das Lesen dem Ganzen ein wenig hinterherhinkt, weil viele es als veraltet ansehen oder weil es gar nicht wahrgenommen wird. So ist es nun mal, es sind andere Generationen. Lesen ist aber nach wie vor für recht viele Menschen wichtig. Leider ist der Anteil der Leser in Rumänien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern viel geringer, aber damit müssen wir uns abfinden. Im Allgemeinen stagniert das Buch bei uns oder es macht kleine Rückwärtsschritte.“



    Für die Jugendlichen sind audiovisuelle Medien, der Fernseher und der Computer das attraktivere Angebot, im Vergleich zum geschriebenen Text. Die virtuelle Welt hat die jungen Menschen erobert und sie vor den Büchern auf Distanz gebracht. Relativ interessiert sind die Schüler heute noch an den Büchern aus dem Lehrplan.



    Audiobeitrag hören: