Tag: Bildungsniveau

  • Integrationsbetriebe: vulnerable Menschen schwer vermittelbar auf freiem Arbeitsmarkt

    Integrationsbetriebe: vulnerable Menschen schwer vermittelbar auf freiem Arbeitsmarkt





    Soziale Unternehmen, die seit mehreren Jahren in Rumänien tätig sind, erweisen sich als äu‎ßerst nützlich für die gesellschaftliche Eingliederung von sogenannten vulnerablen“ (auf gut deutsch: gefährdeten) Personen. So etwa beschäftigt der Verein Ateliere fără frontiere“ (Werkstätten ohne Grenzen“) über seine Sozialunternehmen Menschen, die anderswo nur schwer eine Arbeit finden würden: Obdachlose, alleinerziehende Mütter, die Opfer häuslicher Gewalt waren, ehemalige Strafgefangene und Menschen, die sich in einer Suchttherapie befinden. Die Beschäftigung ist befristet, der Mindestlohn ist garantiert, und einige Arbeitnehmer erhalten auch Beratung und Umschulungen, um sie auf den Wiedereintritt in den freien Arbeitsmarkt und ein unabhängiges Leben vorzubereiten.



    Doch wer sind diese vulnerablen Menschen oder gefährdeten Arbeitnehmer? Eine komplexe Antwort liefert eine aktuelle Studie im Auftrag von Werkstätten ohne Grenzen“ — die Ergebnisse stellt Claudia Petrescu vor, Soziologin am Institut für die Erforschung der Lebensqualität, das die Studie durchführte.



    Wir haben uns ein wenig mit dem Bildungsniveau dieser Menschen befasst. Das Bildungsniveau ist immer sehr wichtig, wenn wir von Gefährdung sprechen. 28 % der Gesamtstichprobe haben höchstens einen Sekundarschulabschluss. Was das Einkommen anbelangt, so verfügen 39 % unserer Gesamtstichprobe über Einkommen aus Löhnen und Gehältern. Das ist zwar eine gute Nachricht, doch 25 % dieser Einkommen stammen aus Integrationsbetrieben oder geschützten Unternehmen, was ziemlich viel ist. Nur 14 % haben ein Einkommen aus einer Beschäftigung auf dem freien Markt, also von anderen Arbeitgebern. 55 % haben kein regelmä‎ßiges Einkommen oder überhaupt kein Einkommen. Wenn wir uns die Probleme unserer Befragten anschauen, erfahren wir, dass ihr Hauptproblem der Mangel an Arbeitsplätzen ist. 40 % gaben an, dass dies ihr Hauptproblem sei. Danach folgen gesundheitliche Probleme (34 %) und Obdachlosigkeit (13 %). An vierter Stelle stehen Schwierigkeiten mit der Kinderbetreuung. Das zuletzt erwähnte Problem ist keine Nebensache, denn wir haben es in vielen Fällen mit Opfern von Gewalt zu tun. Wir haben auch recht viele Frauen, die während ihres 8-Stunden-Jobs keinen Betreuungsplatz für ihre Kinder finden oder sich keinen leisten können. Von allen Teilnehmern an der Studie, die angaben, ihr Hauptproblem sei das Fehlen eines Arbeitsplatzes, hatten 22 % höchstens einen Sekundarschulabschluss. Deshalb habe ich anfangs gesagt, dass das Bildungsniveau dieser Menschen eine wichtige Rolle in der sozialen Gefährdung spielt.“




    Ein weiteres Problem der schutzbedürftigen Menschen ist der schlechte Gesundheitszustand. Dabei handelt es sich nicht um eine Behinderung, da Menschen mit Behinderungen in eine andere Kategorie fallen, sondern häufig um eine chronische Krankheit. In diesem Fall verringert sich nicht nur die Chance, eine Arbeit zu finden, sondern auch die Möglichkeit, den Arbeitsplatz zu behalten, weil der Gesundheitszustand es ihnen oft nicht erlaubt, sich dauerhaft anzustrengen. Deshalb sorgen Sozialunternehmen dafür, dass diese Menschen ihren Arbeitsplatz behalten können. Die Soziologin Claudia Petrescu mit weiteren Einzelheiten:



    Für Schutzbedürftige es nicht allein wichtig, ihnen einen Arbeitsplatz zu verschaffen, sondern auch die Unterstützungsleistungen beizubehalten, um sie langfristig an einen Job zu binden. Das ist nicht sehr einfach. Es gibt Menschen, die keine Ausbildung haben, die es aber trotzdem geschafft haben, durch die Beschäftigung in einem Integrationsbetrieb einen Beruf zu erlernen. Das sind aber nicht die einzigen Dinge, die wichtig sind. Die Beratung ist in diesen sozialen Integrationsbetrieben extrem wichtig. Die Betreiber solcher Eingliederungsbetriebe wissen, wie viele Stunden sie allein für die Information und Beratung dieser Menschen aufwenden. Es gibt Härtefälle, in denen eine Person heute zur Arbeit kommt und morgen plötzlich nicht mehr, und man wei‎ß nicht, was geschehen ist, und man versucht, sich zu erkundigen und herauszufinden, was passiert ist und was dieser Mensch braucht, um stabile Arbeitsverhältnisse aufzubauen. Und es kann von einem Monat bis zu einem Jahr oder sogar bis zu zwei Jahren dauern, bis einige von ihnen einen Job auf dem freien Markt finden können.“




    Der freie Markt braucht tatsächlich mehr Arbeitskräfte, wie eine andere Untersuchung des Arbeitgeberverbands Concordia“ zeigt. Radu Burnete, Geschäftsleiter bei Concordia, führt aus:



    Wir haben oftmals festgestellt, dass wir zwar kein armes Land mehr sind, aber manchmal wie eines aussehen. Und genau das ist das Problem. Aber warum soll Rumänien ein armes Land sein? Wir sind die zehntgrö‎ßte Volkswirtschaft in Europa. Wir haben Volkswirtschaften wie die Tschechische Republik, Finnland, Portugal und Griechenland überholt. Knapp vor uns liegen Dänemark und Österreich. Ich spreche nicht über das Pro-Kopf-Einkommen, sondern über die rumänische Wirtschaft als Ganzes. Kapital ist hierzulande ebenfalls vorhanden, auch inländisches Kapital. Es gibt eine ganze Menge Geld in Rumänien, und wir haben auch ausländische Investitionen. Es gibt also Geld, es gibt auch neueste Technologien. Au‎ßerdem produzieren wir in Rumänien eine ganze Menge gro‎ßartiger Dinge. Aber wir haben ein Problem mit den Menschen, und zwar in dem Sinne, dass wir zu wenig Menschen an diesem Wirtschaftswachstum teilhaben lassen. Wenn wir so weitermachen wie bisher, kommen wir nicht dahin, wo wir hinwollen, weil wir nicht genug Arbeitnehmer haben, die dieses Wachstum weiterhin tragen.“




    Die Statistiken scheinen den Mangel an Arbeitskräften zu bestätigen. Doch muss man sich fragen, wo sind eigentlich die Arbeitnehmer, die auf dem Arbeitsmarkt aktiv sein könnten? Es stimmt zwar, dass viele sich im Ausland verdingen, doch Radu Burnete vom Arbeitgeberverband Concordia“ weist auf ein Rätsel in der Statistik hin:



    Nach Angaben des Nationalen Instituts für Statistik gab es in Rumänien im Zeitraum 2020–2021 etwa 12 Millionen erwerbsfähige Personen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren. Von diesen 12 Millionen Menschen sind etwa 8 Millionen erwerbstätig. Das sind aktive Menschen, die einer Arbeit nachgehen und Einkommen erzielen. Es gibt aber auch 4 Millionen Menschen, die dem Arbeitsmarkt völlig fernbleiben. Sie sind zwischen 15 und 64 Jahre alt. Theoretisch könnten sie arbeiten, aber sie tun es nicht. Das bedeutet, dass die Zahl der Erwerbstätigen in Rumänien viel niedriger ist als im Durchschnitt in dieser Region Europas. Und das ist eine Frage, über die wir uns meiner Meinung nach Gedanken machen müssen, denn ein Teil dieser vier Millionen Menschen fällt sicherlich in die Kategorie gefährdete Personen.“




    Die Situation vulnerabler Menschen ist folglich verbesserungsbedürftig. Integrationsbetriebe sind sicherlich wichtig, doch die Anpassung an die Bedingungen des freien Marktes bleibt oft schwierig.

  • Nachrichten 20.09.2019

    Nachrichten 20.09.2019

    Die Kandidaten für die im November angesetzten Präsidentschaftswahlen haben bis Sonntag Zeit, ihren Antrag auf Registrierung beim zentralen Wahlbüro einzureichen. Am Freitag haben der amtierende rumänische Präsident Klaus Iohannis, unterstützt von der Nationalliberalen Partei, sowie der Vorsitzende der Union Rettet Rumanien Dan Barna unterstützt von der Allianz USR-PLUS ihre Kandidatur eingereicht. Die amtierende Premierministerin und Vorsitzende der regierenden PSD Viorica Dancila und der Oppositionsführer der PMP Theodor Paleologu haben sich am Donnerstag eingeschrieben. Der erste Wahlgang der Präsidentschaftswahlen findet am 10. November und der zweite zwei Wochen später statt.



    Die ehemalige Chefin der rumänischen Anti-Korruptions-Staatsanwaltschaft Laura Codruta Kövesi wird voraussichtlich die zukünftige Europäische Staatsanwaltschaft leiten. Laut US News erhielt Kovesi, die die erste Staatsanwaltin der EU für Korruptinsbekämpfung werden soll, trotz des Widerstands der Regierung in Bukarest, die Zustimmung der anderen Mitgliedsstaaten.



    Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen haben einwöchige Proteste in Rumänien gestartet, in denen sie das Fehlen wirksamer Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels verurteilten. In der rumänischen Hauptstadt Bukarest findet heute ein Protestmarsch statt, der vor dem Umweltministerium endet und die Aufmerksamkeit auf drängende Klimaprobleme lenken soll, mit denen Rumänien derzeit konfrontiert ist. Der Marsch ist Teil einer größeren internationalen Kampagne zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung, die am Freitag, drei Tage vor dem UN-Klimagipfel, mit einer massiven Kundgebung in New York enden wird. Ein kürzlich von französischen Wissenschaftlern veröffentlichter Bericht zeigt, dass die globale Erwärmung schneller voranschreitet, als ursprünglich angenommen.



    Die letzten drei Tage des George Enescu International Festivals sind reich an musikalischen Veranstaltungen. Die Banatul-Philharmonie mit Sitz in Timisoara, Westrumänien, gibt heute ein Konzert im Radiokonzertsaal in Bukarest, während das französische Ensemble Les Talens Lyriques unter der Leitung von Cristophe Rousset im rumänischen Atheneum, ebenfalls in Bukarest, Julius Caesar in Ägypten von George Frideric Händel spielt. Die kanadische Sopranistin Karina Gauving wird in der Show die Rolle der Kleopatra übernehmen. Arnold Schoenbergs Oper Moses und Aaron wird vom der George Enescu Philharmonie Orchester aufgeführt. Das George Enescu Festival, an dem Radio Romania als Koproduzent beteiligt ist, hat über 2500 der weltbesten Künstler versammelt, die in 84 Konzerten und Rezitalen aufgetreten sind. Bukarest und andere rumänische Städte sowie Städte in fünf Ländern, wie Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada und die Republik Moldau, waren Veranstaltungsorte für Veranstaltungen im Rahmen dieses Festivals.



    Über 80 Soldaten und militärische Ausrüstung der rumänischen Luft- und Bodentruppen nehmen an den NATO-Tagen in Ostrava in der Tschechischen Republik teil. Die NATO-Tage in Ostrava sind eine Veranstaltung, die jährlich stattfindet und aus Flugvorführungen und Ausstellungen besteht, die von der Polizei und den Streitkräften der NATO-Teilnehmer und Partnerländer veranstaltet werden. Gestern bei der Eröffnung der Ausstellung Wir sind zusammen: Rumänien und die USA in der NATO in der US-Botschaft in Bukarest, sagte die rumänische Premierministerin Viorica Dancila, dass Rumänien weiterhin fest an seiner Zusage festhält, 2% seines BIP für die Verteidigung bereitzustellen. Dancila fuhr fort, dass Bukarest weiterhin aktiv und verantwortungsbewusst zur Förderung der NATO-Werte gegenüber seinen Nachbarn beitragen werde.



    Die Arbeitslosenquote unter Europäern mit niedrigem Bildungsniveau lag 2018 mit 12,5% fast 9 Prozentpunkte über der Quote der Hochschulabsolventen, so Eurostat. Die Kluft zwischen den beiden Bildungsniveaus hat sich in den letzten Jahren vergrößert, von 5,8% im Jahr 2002 auf 8,6% im Jahr 2018. Die Arbeitslosenquote der Europäer im Alter von 25-64 Jahren mit niedrigem Bildungsniveau stieg von 10,1% im Jahr 2002 auf 12,5% im Jahr 2018. In Rumänien war dieser Anstieg weniger signifikant, von 5% im Jahr 2002 auf 5,4% im vergangenen Jahr. In Deutschland, dem Land mit der stärksten europäischen Wirtschaft, sank die Arbeitslosenquote dagegen von 15% im Jahr 2002 auf 8,5% im Jahr 2018.



    Der rumänische Fußballsverein CFR Cluj hat sich am Donnerstag in einem Heimspiel gegen Lazio Rom einen 2:1-Sieg gesichert. CFR Cluj speilt in der Europa League Gruppe E. Das andere Gruppenspiel, bei dem die französische Mannschaft Rennes gegen Celtic Glasgow antrat, endete unentschieden, eins zu eins. Lazio spielt gegen Rennes und Celtic gegen CFR Cluj am 3. Oktober.