Die ersten Augenblicke des Besuchs hatten eine diplomatische Bedeutung, der Papst sprach über die Blutsbruderschaft, die gleichermaßen vom Katholizismus und der Orthodoxie beansprucht wird:
Die Glaubensverbindungen, die uns vereinen, gehen auf die Apostel zurück, Zeugen des auferstandenen Jesus, besonders auf die Verbindung, die Petrus und Andreas vereinte, die traditionell das Christentum in diese Länder brachten. Sie waren auch speziell Blutsbrüder, die ihr Blut für den Herrn vergossen haben. Sie erinnern uns daran, dass es eine Blutsbruderschaft gibt, die uns vorausgeht und die als stiller und lebensspendender Strom, der über die Jahrhunderte fließt, nie aufgehört hat, unseren Lebensweg zu benetzen und zu nähren.“
Papst Franziskus verwies andererseits auf die Fortschritte, die Rumänien in den letzten 30 Jahren gemacht hat, als das Land sich trotz zahlreicher Schwierigkeiten und Mängel, mit denen es konfrontiert war, zu einem demokratischen Projekt verpflichtet hat. Die symbolische Bedeutung des Papstbesuchs in Rumänien besteht in dem, was er als den menschlichen Preis bezeichnete, den Rumänien für den Schritt ins 21. Jahrhundert bezahlt hat — die Diaspora und die Rolle der Kirche im Dienste der gesamten Gemeinschaft –, erläutert Theologe und Priester Radu Preda bei Radio Rumänien International:
Es ist klar, dass es in Bezug auf die soziale und ethische Botschaft ein sehr breites Spektrum an Kontakten und sogar an Identifikation von Werten zwischen orthodoxen und katholischen Christen gibt. Der Papst ist nicht nur ein Bildvektor einer einzelnen Person, sondern auch die Synthese der Geschichte, wo es sicherlich auch weniger angenehme Momente gibt, zumindest was uns orthodoxe Gläubige angeht. Aber alles in allem ist unter den gegenwärtigen internationalen Umständen klar, dass wir eine größere christliche Solidarität brauchen, als wir es bisher bewiesen haben. Der Papst betonte den menschlichen Preis, den wir dafür bezahlen, dass Rumänien das 21. Jahrhundert erreicht hat. Millionen von Mitbürgern, unsere Brüder und Schwestern, wie er es so treffend ausdrückte, verließen ihr Land, wo sie ihren Traum leider nicht wahr werden sahen, und schufen Mehrwert in anderen Ländern, vor allem in Italien. Vergessen wir nicht, dass die rumänische Gemeinschaft in Italien, wenn ich mich nicht irre, die größte ist, gefolgt von derjenigen in Spanien und, wenn ich mich nicht irre, von derjenigen in Deutschland. Also wird der Schwerpunkt auf die Diaspora gelegt.“
Papst Franziskus würdigte das Opfer der Söhne und Töchter Rumäniens, die durch ihre Kultur, ihre Werte und ihre Arbeit die Länder bereichern, in die sie ausgewandert sind, und die durch die Früchte ihrer Arbeit ihren Familien zu Hause helfen. Im Unterschied zu dem pastoralen Besuch, den Papst Johannes Paul II. 1999 in Rumänien durchführte, der einen überwiegend ökumenischen Schwerpunkt hatte und der auf Einladung des Staates und der Rumänisch-Orthodoxen Kirche erfolgte, kam Papst Franziskus auf Einladung des rumänischen Präsidenten und der örtlichen Römisch-Katholischen Kirche nach Rumänien. Durch liturgische Zelebrierungen hatte sein Besuch einen pastoralen Charakter, der sich in erster Linie an die katholischen Gläubigen richtete. Es gab einige Neuheiten im apostolischen Besuch von Papst Franziskus in Rumänien: Er dauerte drei Tage, was in keinem anderen europäischen Land geschehen war. Der Papst besuchte in dieser Zeit ebenso katholische Christen, in ihrer sprachlichen und liturgischen Vielfalt, wie orthodoxe Christen. Der letzte Tag des Papstbesuchs, der sich auf die Griechisch-Katholische Kirche konzentrierte, hatte eine besondere symbolische Note. Auf dem Freiheitsfeld im Zentrum der Stadt Blaj (dt. Blasendorf) hat der Papst sieben griechisch-katholische Bischöfe seliggesprochen, die vom ehemaligen kommunistischen Regime gemartert, inhaftiert und gefoltert wurden und an Misshandlungen starben, weil sie sich gegen ein Regime auflehnten, das die grundlegenden Menschenrechte unterdrückte, wie der Papst erinnerte. Wilhelm Dancă, Dekan der Römisch-Katholischen Theologischen Fakultät in Bukarest, sprach über den Besuch des Papstes in Rumänien:
Im Balkanraum finde ich dieses Treffen sehr wichtig. Nördlich von Rumänien, in der Ukraine, gibt es Frakturen, Spaltung und Trennung innerhalb der orthodoxen Kirche, Tendenzen zum Bruch und Fragmentierung der christlichen Einheit. Es gibt dort zwei oder sogar drei Kirchen: Eine ist mit Moskau verbunden, eine andere mit Konstantinopel und die letzte ist autonom. In der Republik Moldau gibt es zwei Gemeinschaften: ein metropolitanes Bistum, das mit Moskau verbunden ist, und eine weiteres, das Bukarest nahe steht. Südlich von Rumänien, in Bulgarien, ist die orthodoxe Kirche mit Moskau verbunden, nicht mit Konstantinopel. Die Kirche in der Republik Nordmazedonien hat sich von Serbien gelöst und will sich der orthodoxen Kirche in Bulgarien anschließen. Sehen Sie, das sind alles Tendenzen der Verlagerung, der Trennung, der Vereinigung, und die einzige Kirche, die eine Botschaft der Einheit vermittelt, die mehr oder weniger als Einheitskirche auftritt, ist die rumänisch-orthodoxe Kirche.“
Ich kam in dieses schöne und gastfreundliche Land als Pilger und Bruder, um verschiedene Menschen zu Treffen. Und jetzt gehe ich bereichert nach Hause und nehme Orte und Momente und vor allem Gesichter mit. Eure Gesichter werden meinen Erinnerungen Farbe verleihen und in meinem Gebet gegenwärtig sein. Danke, und ich nehme Euch mit. Und jetzt segne ich Euch, aber zuerst möchte ich Euch um einen großen Gefallen bitten: Betet für mich!“ — sagte der Papst am Ende seines Besuchs in Rumänien.
Ihre Geschichte ist jedoch von erlittenem Unrecht geprägt: Priester und Gläubige wurden von den Kommunisten verfolgt, deportiert und getötet, unter Druck des Regimes musste sich die Kirche 1948 von der Union mit Rom loslösen und sich mit der orthodoxen Kirche vereinigen.
Die rumänische griechisch-katholische Kirche oder die mit der römisch-katholischen Kirche vereinigte Glaubensgemeinschaft byzantinischen Ritus (auch katholische Ostkirche oder Unierte Kirche Rumäniens genannt) wurde um das Jahr 1700 in den mehrheitlich von Rumänen bewohnten Territorien der Habsburgermonarchie gegründet: in Siebenbürgen, dem Banat, dem Kreischgebiet (rum. Crişana) und in der Maramuresch. Historiker sind sich einig, dass somit die ersten Ansätze der nationalen Emanzipation der Rumänen begannen, und renommierte Persönlichkeiten der Öffentlichkeit, Geistliche, Gelehrte und Politiker stammten damals aus den Reihen dieser Glaubensgemeinschaft. Zu den prominentesten gehören der Erzbischof Iuliu Hossu, der in der siebenbürgischen Stadt Alba Iulia (Karlsburg) 1918 die Resolution über die Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien verlas, und Iuliu Maniu, ein renommierter konservativer Politiker, der sich vor 1918 für die Rechte der Rumänen in Österreich-Ungarn stark machte und in der Zwischenkriegszeit die Nationale Bauernpartei gründete.
Als Sitz der rumänischen griechisch-katholischen Kirche wird das mittelrumänische Blaj (dt. Blasendorf) anerkannt. Dort lag eigentlich der Sitz der griechisch-katholischen Kirchenprovinz sowie eine theologische Akademie. In einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Hörfunk beschrieb im Jahr 2001 der griechisch-katholische Priester Nicolae Lupea die damals außergewöhnliche Atmosphäre, im sogenannten kleinen Rom der Rumänen“, so wie die siebenbürgische Kleinstadt genannt wurde:
Dort herrschte in der Tat eine theologische Atmosphäre, die Studenten waren bereit für die Mission, die sie als Priester der Kirche erfüllen mussten. Man studierte vier Jahre an der theologischen Akademie, dann konnte jeder, musste aber nicht, die Lizenzprüfung ablegen. Sie genossen dort eine wahre geistliche Atmosphäre, und das theologische Studium beinhaltete auch Fächer, die den zukünftigen Priestern nützlich waren, um die notwendigen Kenntnisse für ihre späteren Pflichten zu erwerben. Ein angemessenes Verhalten entsprechend ihrer geistlichen Bildung und ihrer Gabe war natürlich eine unentbehrliche Bedingung für ihre Mittlerrolle zwischen Gott und den Menschen.“
In der Geschichte der griechisch-katholischen Kirche Rumäniens herrschten normale Beziehungen zu den anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften in Rumänien. Im Sommer 1940 werden aber im Norden Siebenbürgen, damals infolge des sogen. Zweiten Wiener Schiedsspruchs an Ungarn abgetreten, zum ersten Mal griechisch-katholische Priester und Gläubige deportiert und getötet. Eine zweite Welle von Deportierungen kommt aber acht Jahre später, 1948. Aus Sicht der Kommunisten stand der Glaube der Modernisierung im Wege, das kommunistische Regime sah die Kirche als Gefährdung seines Systems an. Die griechisch-katholischen Priester werden gezwungen, die Vereinigung mit der orthodoxen Kirche zu akzeptieren, wer sich zur Wehr setzte, wurde ins Gefängnis geworfen. Das war auch der Fall von Nicolae Lupea:
Sie haben mich zusammen mit dem damaligen Rektor, Gheorghe Dănilă, verhaftet und uns beide nach Aiud gebracht, wo wir eingesperrt wurden. Er blieb sieben Monate hinter Gittern, ich neun, dann wurden wir ohne einen Prozess aus dem Gefängnis entlassen. Wir wussten nicht einmal, warum wir überhaupt verhaftet worden waren. 1946 war der kommunistische Premierminister Petru Groza zusammen mit ein paar Regierungsmitgliedern nach Blaj gereist, aus diesem Anlass kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Arbeitern und Studenten der theologischen Akademie. Die Arbeiter versuchten, mit Gewalt ins Gebäude einzudringen, die Studenten sperrten sich aber im Gebäude ein. Am 15. Mai war Petru Groza in Blaj, und was die Auseinandersetzungen überhaupt verursachte, war, dass einige Stimmen aus der Menge sich für den König erhoben, während andere hingegen die Kommunistische Partei unterstützten.“
Eine entscheidende Rolle in der erzwungenen Lösung der Union mit Rom nimmt der Besuch von Petru Groza in Blaj im Jahr 1946 ein, dieser habe die Zwangsvereinigung der griechisch-katholischen Kirche mit der orthodoxen Kirche eingeleitet, so der Geistliche. Hinter der Beteiligung des ehemaligen kommunistischen Premiers am griechisch-katholischen Gottesdienst hätten politische Hintergedanken gesteckt, sagt Nicolae Lupea:
Es regnete ununterbrochen. Petru Groza kam als erster aus der Kathedrale, stieg schnell in sein Auto ein, und als unser Bischof auch die Kathedrale verließ, klopfte Groza mit dem Finger auf die Autoscheibe und lud somit den Bischof ein, in sein Auto einzusteigen. Auf einmal kommt auch der orthodoxe Metropolit von Sibiu (Hermannstadt), Nicolae Bălan, den Petru Groza ebenfalls einlud, in sein Auto einzusteigen. Der orthodoxe Würdenträger rutschte beim Einsteigen ins Auto auf der Stufe aus, der griechisch-katholische Bischof reichte ihm die Hand, dann sagte der orthodoxe Metropolit: ‚Schauen Sie mal, Herr Premierminister, ich halte seine Hand und lasse sie nicht mehr weg. Er soll sich von Rom lösen, denn die Brüder sollen wieder zueinander finden.‘ Darauf antwortete unser Bischof: ‚Ich habe Ihnen nur die Hand gereicht, um Ihnen beim Aufstehen zu helfen!‘ Eine Stunde später appellierte der orthodoxe Metropolit Bălan öffentlich an die griechisch-katholische Kirche, sich von Rom zu lösen und sich mit der orthodoxen Kirche Rumäniens zu vereinigen. Der katholische Bischof Suciu versuchte eine Rede zu halten, um seinem Ärger Luft zu machen, es wurde ihm aber untersagt, das Wort zu ergreifen.“
Als nächstes gingen die kommunistischen Behörden sehr stark gegen die griechisch-katholischen Priester und Gläubigen vor. Sie wurden ins Gefängnis geworfen oder verfolgt; Nicolae Lupea ist der Ansicht, dass auch die orthodoxe Kirche zum Teil die Verantwortung dafür trägt:
Viele Priester wurden von der Securitate verhört und sie wurden gezwungen, sich der Orthodoxie anzuschließen. Wer sich zur Wehr setzte, wurde mit Gefängnis oder mit dem Ausschluss seiner Kinder aus der Schule bedroht. Man sagt oft, dass die Regierung das Weiterbestehen unserer Kirche verboten habe. Das hat sie aber zusammen mit der Führung der Orthodoxen Kirche gemacht. Hinter dem Besuch von Bălan in Blaj, ausgerechnet als sich auch Petru Groza dort aufhielt, steckten natürlich gewisse Hintergedanken. Der orthodoxen Kirche war der Beschluss der kommunistischen Behörden, unsere Konfession zu verbieten, allerdings auch nicht gerade unwillkommen. Als Bălan ins Amt eingeführt wurde, hatte er in seiner Rede deutlich gemacht, dass er sich dafür einsetzen wird, dass die griechisch-katholische Kirche verboten wird.“
Ein Unrecht in der Geschichte Rumäniens, das erst nach der Wende, am 31. Dezember 1989 wiedergutgemacht wurde, als die griechisch-katholische Kirche wieder zugelassen wurde.
Herzlich willkommen zur Hörerspostsendung von Radio Rumänien International.
Auch heute möchte ich Hörermeinungen zu unserem Programm zitieren und gegebenenfalls Fragen beantworten. Zunächst ist es eine Frage von Paul Gager (aus Deutschkreutz im Burgenland, Österreich), die direkt mit dem Funkbriefkasten zu tun hat:
Werte Redaktion,
im allseits beliebten Funkbriefkasten wurde auf eine Online-Fassung im Zusammenhang mit der Kriegsgeschichte von Dresden/Bukarest verwiesen. Gibt es denn zwei Fassungen vom Funkbriefkasten?
Mit grübelnden Grüßen
Paul Gager
Danke für Ihr Feedback, lieber Herr Gager. Grundsätzlich gibt es nicht zwei Fassungen, der Text und die Audiodatei zum Nachhören entsprechen größtenteils dem gesendeten Beitrag, allein die Vorspannmusik schneide ich heraus. Was ich mit der Online-Fassung meine, ist, dass im Unterschied zum gesprochenen Text, der als Audiodatei gesendet wird, der Internet-Auftritt oft multimedial ist. Das heißt beispielsweise, dass ich bestimmte Wörter als Link hervorhebe, die dann zu anderen Artikeln auf unserer Webseite oder zu anderen Webseiten mit weiteren Informationen zum besprochenen Thema führen. Das heißt auch, dass manchmal Fotos oder ganze Fotostrecken zu einem bestimmten Thema oder eingescannte Postkarten von Hörern eingebunden sind oder dass ein Youtube-Video oder eine weitere Audiodatei im Artikel eingebettet werden können. All das kann man im rein gesprochenen Text nicht tun. So sehr man der guten alten Kurzwelle auch nachtrauert, die Zukunft ist nun mal digital und multimedial. Das scheint auch in den Köpfen mancher Redakteure unseres Senders nicht angekommen zu sein, ich habe Aussagen von Kollegen aus anderen Redaktionen gehört, die in etwa lauten: Ich bin ja Redakteur, ich schreibe meine Sachen oder mache Interviews, Fotos und Videos sind nicht mein Bier, soll die Multimedia-Redaktion machen.“ Dass man einen Interviewpartner (beispielsweise für die Rubrik Neue Heimat, neues Leben“) auch mal schnell mit dem Handy ablichten kann (für die Webseite braucht man ja keine allzu hohe Auflösung oder ein anspruchsvolles Künstlerfoto), scheint den Leuten nicht zu dämmern. Sicherlich muss man nicht gleich ein Experte im Bereich Foto und Video sein, aber eine minimale Multimedia-Kompetenz sollte ein Redakteur im 21. Jh. schon haben. Finden Sie nicht auch?
Und da schon die Rede davon ist — unser Hörer Dieter Feltes (aus Pyrbaum in der Oberpfalz) hat unlängst eine TV-Dokumentation über Rumänien gesehen, zu der ich gerne verlinke, da ich sie ohne große Mühe in der ARD-Mediathek finden konnte. Herr Feltes schrieb:
In der vergangenen Woche habe ich einen ausführlichen Bericht über Wanderschäfer in Rumänien gesehen. Es wurde auch das Gebiet um Poiana Braşov gezeigt. Dort fahren heute noch die Familien mit Pferdekutschen spazieren. Aber es ist ein freundliches Volk. Der Schäfer, der im Film gezeigt wurde, war einige Monate mit seiner Herde unterwegs.
Auch nach der Zeit- und Frequenzumstellung war der Empfang bei mir gut. Ich hoffe, es bleibt so.
Hinsichtlich der Milchquote [die seit 1. April in der EU abgeschafft wurde — Anm. d. Red.] macht sich auch bei uns manch ein Bauer Gedanken. Ich hörte schon, dass einige auf Fleischverkauf umstellen und keine Milchkühe mehr besitzen. Ich bin gespannt wie, es weiter geht.
Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Feltes. Den Film habe ich dank des Internets nun auch gesehen — er stammt allerdings aus dem Jahr 2001 und wurde vom Bayerischen Rundfunk vermutlich erneut ausgestrahlt. Man merkt das schon allein an der Tatsache, dass z.B. Preise in Rumänien für den Zuschauer in D-Mark umgerechnet werden. Bei dem erwähnten Ort handelt es sich allerdings nicht um Poiana Braşov, sondern um einen anderen Ort namens Poiana, vermutlich im Landkreis Alba. Poiana heißt übersetzt Alm, Wiese oder Lichtung und es liegt auf der Hand, dass es ein Dutzend Ortschaften mit diesem Namen in Rumänien gibt. Außerdem möchte ich richtigstellen, was da im Film an einer Stelle gesagt wird. Von der Stadt Blaj (dt. Blasendorf) heißt es nebenbei, sie sei früher überwiegend von Siebenbürger Sachsen bewohnt worden. Das mag im Mittelalter für andere Städte Siebenbürgens wie Schäßburg, Hermannstadt oder Kronstadt zwar stimmen, bei Blasendorf ist aber genau das Gegenteil richtig: Das 20.000-Einwohner-Städtchen von heute war eine der wenigen Städte Siebenbürgens mit einer rumänischen Bevölkerungsmehrheit schon seit den Anfängen. In den siebenbürgisch-sächsisch oder ungarisch geprägten Burgen und Städten durften sich die Rumänen aus dem Umland bis in die Neuzeit hinein in der Regel nicht niederlassen. Blasendorf hingegen war und ist eine Hochburg der Siebenbürger Rumänen griechisch-katholischen Glaubens. Eines der Wahrzeichen der Stadt ist ja die griechisch-katholische Dreifaltigkeitskathedrale.
Die griechisch-katholischen Kirchen (nebst Rumänien gibt es diese Glaubensgemeinschaft auch in der Ukraine und in anderen Ländern) sind mit der römisch-katholischen Kirche sogenannte unierte Glaubensgemeinschaften, die den Papst als ihr geistliches Oberhaupt anerkennen. Durch Union versteht man die Glaubens-, Gebets- und Sakramentengemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche und die Anerkennung des Primats des Papstes. Im Ritus und in der hierarchischen Verfasstheit stehen die griechisch-katholischen Kirchen allerdings der ostkirchlichen Tradition nahe. Man nennt sie daher auch katholische Kirchen byzantinischen oder orientalischen Ritus.
Griechisch-Katholische Dreifaltigkeitskriche in Blaj/Blasendorf (Foto: Wikimedia Commons)
In diesem Sinne ist das Wort griechisch“ in der Bezeichnung zu verstehen, es hat also nicht direkt mit dem Volk der Griechen zu tun. Die Griechisch-Katholische Kirche Rumäniens richtet sich zudem nach dem julianischen Kalender bei der Berechnung der beweglichen Kirchenfeste, daher feiern orthodoxe und griechisch-katholische Gläubige Ostern immer zusammen.
Horst Cersovsky (Sangerhausen, Sachsen-Anhalt) meldete sich unlängst per E-Mail mit Eindrücken über den Empfang und über die Sendeinhalte:
Liebe deutsche Redaktion von RRI,
kurz entschlossen möchte ich nach dem Empfang der heutigen deutschen Morgensendung von Radio Rumänien International gleich ein paar Zeilen und einen Empfangsbericht in der Anlage nach Bukarest schicken. Ich habe arbeitsbedingt leider eher selten Gelegenheit, das Programm am Morgen zu hören. Die knapp 30 Minuten bieten aber eine gute Möglichkeit zur aktuellen Information und der Empfang auf der Kurzwelle ist auch in Ortssenderqualität möglich.
Heute fand ich im Programm einmal mehr den Sozialreport besonders interessant, welcher über bemerkenswerte statistische Daten zur Europazufriedenheit in Rumänien berichtete. Optimismus und Zufriedenheit in Rumänien sowie auch das Vertrauen in die eigene Justiz haben sich demnach insgesamt deutlich verbessert. Ich denke, dass auch die ersten 100 Tage der neuen Regierung unter Klaus Iohannis überwiegend positiv aufgenommen werden. Es wird hoffentlich gelingen, diese Entwicklung insgesamt kontinuierlich zu gestalten. Für uns in Deutschland würde ich mir ein ähnlich positives Image für Europa wünschen. In den heimischen Medien dominieren nach meiner Meinung zu stark Krisen und Kritik das Bild der EU. Vorteile und Nutzen der europäischen Einigung werden hier doch eher als selbstverständlich hingenommen und mitunter auch ignoriert. Ich jedenfalls finde die Aussagen des Europabarometers zur rumänischen Europa-Zustimmung sehr erfreulich.
Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Cersovsky. Ich bin ganz Ihrer Meinung: Viel zu oft betreiben Medienmacher und Bürger eine Art Europa-Bashing. Wenn der Haussegen im eigenen Land schief hängt, soll Europa für alles Schuld sein, hingegen die Vorteile des freien Menschen-, Dienstleistungs- und Warenverkehrs nimmt man als selbstverständlich hin. Man sollte nicht vergessen, dass vor nicht allzu langer Zeit es nicht möglich war, nur mit dem Personalausweis in Flugzeug, Bahn oder Bus zu steigen, um überall in der EU in den Urlaub zu fahren oder eine Arbeit zu suchen. Oder dass man seinen Lieblingswein oder Lieblingskäse aus einem anderen Land nun komfortabel im Supermarkt um die Ecke findet. Und dass z.B. die deutsche Wirtschaft von den Exporten in andere EU-Länder enorm profitiert.
Aus Dinslaken am unteren Niederrhein im Ruhrpott meldeten sich Iris Cox und Michael Dulisch, denen besonders die von Kollege Florin Lungu vorgestellten rumänischen Hits gefallen:
Die Sendung Rumänische Hits“ mit einigen wirklich guten Künstlern aus der Region gefällt uns sehr. Dass rumänische Musiker und Titel international gut Fuß fassen, ist seit Dragostea din tei“, dem guten Abschneiden mancher Eurovision-Sendungen sowie dank des Sängers Peter Maffay (der seine Wurzeln ja auch in Rumänien hat) sicher kein Geheimnis mehr. Wir hoffen sehr, noch einige wirklich gute Songs in Euren Samstagssendungen hören zu dürfen.
Liebe Iris, lieber Michael, danke für Euren netten Brief. Tja, Dragostea din tei“ war 2004 tatsächlich ein europaweiter Dance-Hit der Jungs von O-Zone. Sie stammen allerdings aus der Moldaurepublik, haben ihren Hit zuerst in Rumänien gelandet und am Anfang ebenfalls hier Karriere gemacht. Bald darauf ging die Band auseinander, den letzten Auftritt hatten Dan Bălan, Radu Sîrbu und Arsenie Todiraș im September 2005 beim Goldenen-Hirsch-Festival in Kronstadt.
O-Zone beim letzten Auftritt in Kronstadt (2005)
Foto: Wikimedia Commons
Es gab in jener Zeit übrigens mehrere Musiker, die aus der Moldaurepublik nach Rumänien übersiedelten, die Medien (oder auch die Neider) sprachen von einer regelrechten Invasion der Moldawier“. Sicherlich hat die gemeinsame Sprache (trotz dialektaler Unterschiede) den Einstieg ins rumänische Musikgeschäft erleichtert, was aber die Pop-Musiker linksseitig des Grenzflusses Pruth nach Rumänien zog war viel wahrscheinlicher die professioneller organisierte Branche und der größere Markt. Ich habe auch heute eine Musikeinlage vorbereitet, in der ein heute in Bukarest lebender Liedermacher aus der Moldaurepublik sein Bestes gibt.
Zuvor jedoch die von einigen Hörern heißersehnte Eingangsliste für die vergangenen zwei Wochen. Postbriefe erhielten wir von Wolfgang Waldl (Wien — danke für den beigelegten Zeitungsartikel), Michael Dulisch und Iris Cox (danke für die Postkarte mit dem nächtlichen Köln-Motiv drauf), Christoph Jestel, Gerolf Tschirner, Günter Schulz (alle aus Deutschland). Einen weiteren, frisch ausgehändigten Stapel hebe ich mir für kommenden Sonntag auf.
E-Mails erhielten wir vom 5. April bis vergangenen Freitagnachmittag, den 17. April, von Josef Robl (Österreich), Hans Verner Lollike (Dänemark), Klaus Karusseit (Schweden), Ferhat Bezazel (Algerien) sowie von Hans Kopyciok, Anna und Bernd Seiser, Klaus Köhler, Jörg-Clemens Hoffmann, Dieter Feltes, Andreas Pawelczyk, Udo Becker, Ralf Urbanczyk, Andreas Mücklich, Beate Hansen, Werner Hoffmann, Lutz Winkler, Alfred Albrecht, Fritz Andorf, Helmut Matt (alle aus Deutschland).
Das Internet-Formular nutzte gleich zweimal unser Stammhörer Paul Gager (aus Österreich).
Und jetzt zum angekündigten Musiktitel. Pavel Stratan wurde 1970 in der Moldaurepublik geboren. Bereits als Schüler spielte er Gitarre und sang dazu auf Schulfesten selbstkomponierte Lieder. Nach dem Studium an der Akademie für Theater, Musik und Bildende Künste in der moldauischen Hauptstadt Kischinjow (Chişinău) nahm er 2002 sein erstes Album auf, das Kindheitserinnerungen“ betitelt wurde. In den nächsten Jahren folgten Kindheitserinnerungen II und III, die Neuauflage in Rumänien 2004 wurde ein großer Erfolg, etwa um dasselbe Jahr herum siedelte Stratan nach Rumänien über. Seine Musik ist eine Mischung aus Folklore, Folk und Pop. Die Texte sind witzig-pointiert bis sarkastisch und oft im moldauischen Dialekt vorgetragen.
Pavel Stratan (Foto: Wikimedia Commons)
Das folgende Lied stammt vom ersten Album und heißt schlicht Ich trinke“. Im Text nimmt der Liedermacher die den Moldauern nachgesagte Trinksucht aufs Korn. Im Refrain heißt es etwa sinngemäß:
Ich trinke, ich trinke Schluck für Schluck in einem fort,
Bis ich meinen Kopf nicht mehr aufrecht halten kann.
Und ich werde weitertrinken, bis sich jemand findet,
Der mir sagt, wieviel man trinken muss, damit alles gut wird.“
Refrain im Original mit lautgetreuer Transkription der dialektalen Wortformen (links) und standardrumänischer Entsprechung (rechts):
Eu beu, puțân, puțân câte puțân,
Pân’ capul mieu pe umeri nu mai pot să-l țân.
Și am să beu atâta, pân’ când am s-aflu șini
Poate să-mi spuie cât să beu, să șie numa’ ghini.“
Eu beau, puțin, puțin câte puțin,
Până capul meu pe umeri nu mai pot să-l țin.
Și am să beau atâta, până când am să aflu cine
Poate să-mi spună cât să beau, să fie numai bine.“
Sorin Georgescu sagt an dieser Stelle danke fürs Zuhören, einen schönen Abend noch und tun Sie nicht, was im folgenden Lied beschrieben wird — nämlich zu viel Alkohol trinken. Pavel Stratan mit seinem Hit Eu beu“ (Ich trinke“).