Tag: Bodenerosion

  • Karpatenbecken: Erosion nimmt im Hochgebirge seit 100 Jahren zu

    Karpatenbecken: Erosion nimmt im Hochgebirge seit 100 Jahren zu





    Die Bodenerosion wird zu einem dringenden Umweltproblem in den Karpaten, die bereits an biologischer Vielfalt und natürlichen Lebensräumen eingebü‎ßt haben. Dies ist das Fazit der rumänischen Forscherin Aritina Haliuc, Postdoktorandin an der Universität Bordeaux, Frankreich. Sie verweist auf zwei kürzlich veröffentlichte Studien, in denen die Bodenerosion in zwei Karpatenbecken untersucht wurde: Am Roten See in den Ostkarpaten im Landkreis Harghita und am Ighiel-See im Westgebirge im Landkreis Alba. Konkret wurde gemessen, wie viel Sediment über einen Zeitraum von 100 Jahren den Grund dieser Seen erreicht und wie dies mit dem Klima und der Anwesenheit des Menschen zusammenhängt. Beide Studien haben gezeigt, dass sich die Erosion mit zunehmenden menschlichen Aktivitäten beschleunigt. Neben den Auswirkungen auf das Ökosystem, insbesondere am Roten See, hat der erhöhte Sedimenteintrag auch zu einer beschleunigten Ablagerung geführt, ein Prozess, der die Lebensdauer des Sees beeinträchtigt. Vlad Zamfira, Klima-Experte und Autor auf dem Umweltportal Infoclima, wo die beiden Studien veröffentlicht wurden, erläutert, was Erosion genau ist:



    In den letzten 100 Jahren haben wir in den Gebirgsbecken beobachtet, dass sich die Erosion mit der Intensivierung der menschlichen Aktivitäten, insbesondere der Abholzung und Überweidung, beschleunigt. In den Karpaten führt die Umwandlung natürlicher Ökosysteme in Grasland zu weniger Pflanzen und damit zu instabilen, erosionsanfälligen Böden, was zu einer Degradierung der Landschaft führt. Vor dem Hintergrund des derzeitigen Klimawandels, zu dem Temperaturschwankungen, Dürren und Überschwemmungen beitragen, beschleunigt sich die Bodenerosion. Prognosen zeigen, dass dieser Prozess bis 2050 in der Europäischen Union um 13 % bis zu über 22 % zunehmen wird.



    Was aber ist Erosion genau? Die Landformen — Berge, Hügel, Ebenen, Täler –, die wir heute sehen, sind das Ergebnis von Erosionsprozessen, die das Land im Laufe der Zeit abgetragen haben. Erosion ist der geologische Prozess, bei dem der Boden durch natürliche Kräfte wie Wasser, Eis und Wind abgebaut, zerkleinert und abgeführt wird. Es gibt zwei Hauptarten von Erosion: die chemische und die physikalische Erosion. Chemische Erosion liegt vor, wenn sich die chemische Zusammensetzung eines Gesteins verändert, während physikalische Erosion vorliegt, wenn Gesteine zerbrechen, ihre chemische Zusammensetzung aber gleich bleibt. Erdrutsche oder Schlammlawinen werden beispielsweise durch physikalische Erosion verursacht. Die Hochgebirgsregionen der Karpaten sind aufgrund ihres zerklüfteten Geländes und der starken Regenfälle anfällig für Bodenerosion. Abholzung, Überweidung und Vegetationsbrände führen zu Bodendegradation, Verlust der biologischen Vielfalt und der Fruchtbarkeit sowie zu einem erhöhten Risiko von Erdrutschen und Überschwemmungen in tiefer gelegenen Gebieten.“




    Durch Erosion werden die Gesteine kleiner, glatter und leichter abtragbar durch weitere Einwirkungen wie Wasserströme. Sowohl Wasser als auch Eis tragen zur physischen Erosion bei, da ihre Bewegung Felsen zum Auseinanderbrechen oder Zusammensto‎ßen bringt. Auch der Wind ist ein starker Erosionsfaktor, der Staub, Sand, Asche und andere Trümmer über weite Strecken befördert, erklärt die Forscherin Aritina Haliuc. Die Erosion hängt von Klima, Gelände, Vegetation, tektonischen Aktivitäten und menschlichem Handeln ab. Das Klima trägt durch Niederschläge, Wind und Frost-Tau-Wechsel zur Erosion der Landschaft bei. Die Vegetation kann die Auswirkungen der Erosion verlangsamen. Die Wurzeln von Bäumen, Sträuchern und anderen Pflanzen stabilisieren den Boden, verhindern den Sedimenttransport und können die Auswirkungen von Erdrutschen begrenzen. Im Karpatenhochland, wo die Vegetationsdecke dünn und lückenhaft ist, führt selbst eine geringe Erosion zu einem irreversiblen Bodenverlust, was zu einer Verschlechterung der Landschaft und einem Verlust der natürlichen Ökosystemleistungen führt.



    Andererseits sind die rumänischen Karpaten auch für Vegetationsbrände anfällig. Diese können verheerende Auswirkungen auf Ökosysteme im Hochland haben und zum Verlust natürlicher Lebensräume sowie zur Zerstörung der biologischen Vielfalt führen und sogar die Sicherheit der Gemeinden in der Nähe der betroffenen Gebiete gefährden. Darüber hinaus erhöhen Brände, vor allem in Hochgebirgsregionen, das Risiko von Naturkatastrophen wie Erdrutschen, Überschwemmungen und Murenabgängen. In den Karpaten, so zeigen uns die Klimamodelle, sollten die Zunahme der Niederschläge in kurzer Zeit sowie der Anstieg der Temperaturen und die Verlängerung der warmen Jahreszeiten als Folge des Klimawandels Anlass zur Sorge sein, schlie‎ßt die rumänische Forscherin von der Universität Bordeaux.



    Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene gibt es eine Reihe von Initiativen und Strategien, die darauf abzielen, die Bodenerosion zu begrenzen und — so gut es geht — zu verhindern. Da gibt es zum Beispiel das Bodenschutzgesetz, das eine Reihe von Ma‎ßnahmen zur ordnungsgemä‎ßen Bodennutzung, zur Verringerung der Erosion und zur Verhinderung von Degradation vorschreibt. Oder das Nationale Programm zur Entwicklung des ländlichen Raums — ein nicht rückzahlbares EU-Förderprogramm, das die Umsetzung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken unterstützt.



    Auf europäischer Ebene gibt es die EU-Bodenstrategie, die darauf abzielt, eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung zu gewährleisten und zu fördern. Auf regionaler Ebene schlie‎ßlich zielt die Karpatenkonvention, ein 2003 von Polen, der Slowakei, der Ukraine, Ungarn, Rumänien und der Tschechischen Republik angenommener internationaler Vertrag, auf die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung und des Umweltschutzes in den Karpaten ab. Darüber hinaus gibt es lokale Stiftungen und Organisationen, die sich für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen einsetzen, indem sie die Abholzung einschränken, Naturparks einrichten, betroffene Gebiete überwachen und bewerten und die lokale Bevölkerung aufklären.

  • Landwirtschaft: EU-Kommission genehmigt 24 neue Förderprogramme

    Landwirtschaft: EU-Kommission genehmigt 24 neue Förderprogramme

    Die Schaffung von 40.000 neuen Arbeitsplätzen in ländlichen Gebieten: Das will die Europäische Kommission mit der jüngst beschlossenen Aufstockung der Programme für die ländliche Entwicklung erreichen. Insgesamt wurden 24 zusätzliche Programme gebilligt. Deren Zweck ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft in der EU zu verbessern, die Umwelt und das Klima in ländlichen Gebieten zu schützen und bis 2020 die ökonomischen und sozialen Strukturen der lokalen Gemeinschaften zu stärken.



    Modernisierung landwirtschaftlicher Betriebe, Unterstützung für Junglandwirte, nachhaltige Bodenbewirtschaftung und verbesserte Breitbandinfrastrukturen zählen zu den prioritären Ma‎ßnahmen der angenommenen regionalen und nationalen Programme. Die betroffenen Mitgliedstaaten sind Bulgarien, Kroatien, die Tschechische Republik, Deutschland, Irland, Italien, Rumänien, Spanien, Schweden und das Vereinigte Königreich”, hei‎ßt es in einer von EU-Landwirtschaftskommissar Phil Hogan veröffentlichten Pressemitteilung.



    Rumänien bekommt dabei den Löwenanteil an den 24 am Dienstag genehmigten Sonderprogrammen: Dem Land stehen durch das sogenannte Landesprogramm für die Ländliche Entwicklung für den Zeitraum 2014-2020 8,18% der gesamten Fördersumme zu. Das Geld soll für die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit und die Umstrukturierung der Landwirtschaft, den Umwelt- und Klimaschutz, bzw. die Ankurbelung der Wirtschaftstätigkeit, die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und die Verbesserung der Lebensstandards in den rumänischen Gemeinden verwendet werden. Die Lebensstandards der ländlichen Bevölkerung in Rumänien liegen oft unter dem nationalen und dem EU-Schnitt.



    Etwa 3400 Landwirtschaftsbetriebe und Genossenschaften würden durch das Programm modernisiert. Au‎ßerdem sollen dadurch 30.000 Kleinbetriebe weiterentwickelt und 9400 junge Landwirte bei der Existenzgründung unterstützt werden. Anvisiert sind ferner die Regeneration und Erhaltung der Ökosysteme im Rahmen der land- und forstwirtschaftlichen Tätigkeit auf über 1,3 Millionen Hektar Agrarflächen und über 800.000 Hektar Waldflächen. Die Ausgaben in diesem Bereich sollten sich positiv auf die Biodiversität und die umweltgerechte Bewirtschaftung der Grundstücke auswirken.



    Schlie‎ßlich soll auf weiteren 4,7 Millionen Hektar in die Bekämpfung der Landaufgabe und der Bodenerosion investiert werden. Etwa 184.000 Landwirte werden im Rahmen von Schulungen ihre Kompetenzen im Agrarbereich vertiefen können. Etwa 27.000 Arbeitsplätze würden dabei entstehen, verspricht die Europäische Kommission, die zudem die Gründung und den Ausbau von 3000 nicht-landwirtschaftlichen Betrieben in Aussicht stellt. Damit sollten die Investitionen in die ländliche Infrastruktur etwa 27% der ländlichen Bevölkerung zugute kommen.



    Die Hilfen für die Entwicklung des ländlichen Raums stellen den zweiten Pfeiler der Gemeinsamen Agrarpolitik dar. Diese stellt den Mitgliedsstaaten ein europäisches Finanzpaket zur Verfügung, das auf nationaler oder regionaler Ebene verwaltet werden soll. Die Fördermittel werden als Ko-Finanzierung im Rahmen der insgesamt 118 mehrjährigen Programme den 28 Mitgliedsstaaten zur Verfügung gestellt.