Tag: Bräuche

  • Traditionelles Kunsthandwerk im Landkreis Gorj

    Traditionelles Kunsthandwerk im Landkreis Gorj

    Rumänien steht mit folgenden Bräuchen auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit: Călușarii (seit 2008), ein akrobatischer Ritualtanz, Doina (2009), ein lyrisches Volkslied, das Keramik-Kunsthandwerk in Horezu (2012), das Sternsingen mit einer Männergruppe (2013), multinationale Eintragung mit der Republik Moldau, Jocul fecioresc (2015), ein Ritual-Volkstanz typisch für beide Länder, kulturelle Praktiken im Zusammenhang mit dem 1. März (2017) – Mărțișorul – das Märzchen (2016), die Kunst der Volksbluse (2022), multinationale Einschreibung mit der Republik Moldau, und die Traditionen der Lipizzanerpferdezucht (2022), eine multinationale Einschreibung mit Österreich, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Ungarn, Italien, der Slowakei, Slowenien und Kroatien.

    Auch wenn es unserem Land scheinbar gut geht, wenn es darum geht, Elemente der Volkstradition zu bewahren, so gibt es doch nur wenige, denen es tatsächlich gelingt, das traditionelle Handwerk weiterzugeben. In der Volkskunstschule „Constantin Brâncuși“ in Targu Jiu leiten zwei Handwerker spezialisierte Holzbearbeitungs- und Töpferkurse und haben uns von ihren Erfahrungen berichtet. Marin Daniel Preduț, Lehrer an der Volkskunstschule, spezialisiert auf Holzkunst, erzählte uns:

    Diese Leidenschaft hat mich vor einiger Zeit gepackt, vor etwa 3 Jahren. Ich war 8 Jahre lang im Ausland und als ich wegen der Pandemie nach Hause kam, eröffnete ich eine kleine Holzwerkstatt. Ich beschloss, es in Zeiten der Krise mit einem kleinen Unternehmen zu versuchen. Mit meiner Entwicklung bin ich zufrieden: Neben den in Holz geschnitzten Ikonen und den Tellern, baue ich auch Hütten, Pavillons und Schaukeln. Das meiste wird von Leuten gekauft, die Holz wirklich lieben.“

    Unser Gesprächspartner erzählte uns, dass das Schnitzen einer Ikone zwischen 20 Minuten und einer Stunde dauert, aber dann wird sie bemalt, was viel länger dauert, wobei ein traditioneller, „geheimer“ Farbanstrich aufgetragen wird, und danach werden sie lackiert. Was die Holzhütten angeht, so erfuhren wir, dass ein einfaches Haus ohne Stockwerk in bis zu 7 Arbeitstagen hergestellt werden kann. Sie fragen sich vielleicht, was bisher die komplexeste Arbeit war? Dazu Marin Daniel Preduț:

    Wir haben einen Park mit europäischen Mitteln gebaut, in Hof einer Pension, einen großen Komplex mit etwa fünf kleinen Hütten, einem großen Pavillon, einem Ofen, einer Sauna. Es war ein Halbjahresprojekt.“

    Marian Măgureanu, Lehrer an der Volkskunstschule „Constantin Brâncuși“, initiierte den Töpferkreis am Tudor-Vladimirescu-Gymnasium und erzählte uns seine Geschichte:

    Ich habe mit dem Töpfern begonnen, einer neolithischen Technik, die von Hand modelliert wird. Ich versuche dadurch etwas darüber zu erzählen, wie einst die Großeltern, Urgroßeltern gelebt haben. Manche Teilnehmer sind sehr jung, viele von ihnen haben noch nie einen Topf oder einen Krug gesehen. Nur sehr selten ist einer dabei, der schon ein bisschen auf dem Lande war und sich ein bisschen auskennt. Solange die kleinen Touristen zum Vergnügen hierher kommen und im Laufe eines Jahres wiederkommen, bedeutet das, dass es ihnen gefallen hat, dass sie eine gute Zeit hatten, dass sie gekommen sind, um sich zu entspannen, um glücklich nach Hause zu gehen. Das verleiht ihnen mehr Energie zum Hausaufgaben schreiben, mehr Freude. Manchmal stoßen sie verschiedene Ausrufe aus, wenn ich ihnen zum Beispiel einen besonderen Krug zeige. Sie sehen es als große Innovation an.“

    Marian Măgureanu ging näher darauf ein, woher sie den Ton für ihre Kunstwerke beziehen:

    Traditionell gruben die Menschen an verschiedenen Orten nach dem Ton, die sie kannten, hüteten das Geheimnis dieses Ortes und bearbeiteten ihn mehrmals im Laufe eines Jahres. Sie mussten draußen stehen, um ihn in der Kälte auszugraben, dann nahmen sie ihn mit ins Haus, schnitten ihn mit einem Messer mehrmals durch, trampelten ihn mit den Füßen weich, gossen mehr Wasser darauf. Am Ende kneteten sie den Ton zu Törtchen und wickelten ihn in etwas ein, um ihn vor dem Austrocknen zu bewahren. Heute bekommen wir ihn von verschiedenen Fabriken für feuerfeste Produkte, es gibt mehrere Händler, wir versuchen, die beste Quelle zu finden. Nach dem Modellieren lässt man ihn eine Weile an einem Ort trocknen, der nicht der Sonne ausgesetzt ist, er muss langsam trocknen, sonst trocknet er plötzlich aus und bekommt Risse. Aber wir haben immer noch keinen Brennofen, wir können nicht mehr in dem traditionellen Ofen brennen, den die Töpfer früher hatten, wir hätten keinen Platz, um ihn zu bauen und wir wüssten nicht, wie man ihn benutzt. Wir könnten einen elektrischen Brennofen benutzen, den größere Werkstätten haben, aber wir haben noch keinen. Über Kollegen versuchen wir, jemanden zu finden, der entweder einen Elektroofen hat oder einen Handwerker in einer benachbarten Gegend, der einen Ofen benutzt, und dort brennen wir die Objekte von Zeit zu Zeit.

    Mit großem Enthusiasmus arbeiten diese Handwerker daran, die von den Älteren erlernten Techniken an die jüngeren Generationen weiterzugeben, und wir hoffen auf eine möglichst effektive Erhaltung dieses Handwerks.

     

  • #istayhome – und verreise trotzdem: Kulinarisches zu Ostern aus Rumänien

    #istayhome – und verreise trotzdem: Kulinarisches zu Ostern aus Rumänien

    Dieses Jahr war Ostern etwas anders. Die direkte Teilnahme an der Messe war verboten. Die Menschen durften weder verreisen, noch ihre Familie und Freunde besuchen. Wir blieben alle zu Hause. Doch trotz aller Schwierigkeiten durfte das Fest gleich schmecken wie in den Jahren zuvor. Wie das geht?



    Können Sie sich noch an die Zeiten zurückerinnern, an denen Ostern eine gute Gelegenheit war, vielfältige Köstlichkeiten zuzubereiten und besondere Erlebnisse zu planen? Zum Beispiel das Osterfest irgendwo in einem alten Dorf zu verbringen, wo Bräuche und Sitten noch eingehalten werden. Oder die Teilnahme an verschiedenen thematischen Touristenausflügen, die unter anderem die Vorführung von kulinarischen Künsten an exotischen Orten anboten — vielleicht in einem Schloss oder direkt am Strand. Tja, wir hatten so viele Pläne…Trotz der schwierigen Zeiten, die wir erleben, sind wir fest davon überzeugt, dass Ostern wie früher schmecken kann. Egal wo wir uns aufhalten oder was uns erlaubt wird. Um den gewünschten Geschmack hervorzurufen, möchten wir sie auf eine kulinarische Reise durch mehrere Regionen Rumäniens einladen.



    Hätten Sie gerne Ostern in der Bukowina verbracht? Dann können Sie Eier färben und sie mit Ostermustern nach Bukowiner-Art verzieren. Die Tätigkeit macht Frauen und Männern gleich viel Spa‎ß — das behauptet auf jeden Fall Elvira Romaniuc. Sie ist seit weniger Zeit Rentnerin und lebt in Gura Humorului. Als sie noch beschäftigt war, war sie die Leiterin des Museum für Bräuche und Sitten in der Bukowina. Sie erzählte uns Folgendes:



    Verzierte Ostereier — das ist ein Handwerk, das in der Bukowina erhalten wurde und immer noch gelebt wird. Vor allem in der Ortschaft Gura Humorului. Die Ostereier werden mit Symbolen verziert, die einen Sinn, eine tiefere Bedeutung haben. In der Regel verzieren die Männer die Ostereier in der Bukowina, doch die Frauen können sich auch daran beteligen. Traditionen sind uns hier besonders wichtig.“




    In Rumänien wird zu Ostern in der Regel Lamm gegessen — gefülltes Lammfleisch, Lammeintopf (zubereitet mit Unmengen an Jungzwiebel und –knoblauch), Lamm mit Spinatbeilage. Der als Cozonac“ bekannte Festtagsbackkuchen sowie die sogenannte Pască“ — eine Art Cheesecake in Hefeteig — dürfen aus keinem traditionellen Osternmenü fehlen. Mirela Maria Nechita lebt in der Ortschaft Dolheşti, ebenfalls in der Bukowina. Sie ist die Vorsitzende des Vereins für die Förderung des Şomuz-Tals. Sie erzählte uns, was sie zu Ostern zu Tisch trug:



    Zu Ostern essen wir, wie üblich in Rumänien, verschiedene Lammgerichte — Suppe, Lammbraten, Lamm aus dem Backofen. Dazu kommen als Nachspeise die gebackenen »Cozonaci« und unser traditioneller Ostern-Käsekuchen. Den Käsekuchen — die sogenannte »Pască« — bereiten wir nach einem für unsere Region typischen Rezept zu. Meine Oma gab in den Käsekuchen auch geräucherte Speckwürfel hinzu. Sie vermischte den Quark mit ein bisschen scharfem Käse und legte die Speckwürfel darauf.“




    Wir reisen nun weiter in eine andere Region des Landes und ändern dementsprechend auch den Geschmack der Osterspeisen. Mircea Iovan begleitet uns diesmal. Er ist Chefkoch und reiste kreuz und quer durchs ganze Land. Er erzählte uns Folgendes:



    In Siebenbürgen, kurz vor der Ortschaft Săvârşin, stie‎ß ich auf einen besonderen Lammbraten — Lamm aus dem Backofen nach Hirtenart –, so wie ihn die Bewohner des Ortes zu nennen pflegen. Sie bereiteten das Lammfleisch folgenderma‎ßen zu: Sie gaben das Fleisch abends in den Backofen ein und lie‎ßen es die ganze Nacht dort zum Schmoren. Am Morgen war das Feuer schon ausgelöscht, also holten sie das Fleisch heraus und schnitten es in kleine Stückchen. Danach gaben sie frischen Käse dazu. Ostern bedeutet Neuanfang, also galt die Regel, frischen Käse hinzuzugeben. Jungzwiebel und Butter kamen noch drauf. Und fertig. Lammbraten nach Hirtenart, so nennen sie das. Die Speise wird am Ostersonntag gegessen. Ebenfalls in dieser Region habe ich einen Oster-Käsekuchen gefunden, der mit Äpfeln und Rahm zubereitet war. Einfach lecker!“




    Auch Lammeintopf wird zu Ostern zubereitet. Und die typischen, mit Hackfleisch gefüllten Krautrouladen (rum. Sarmale“) — das erzählte uns Mircea Iovan. Je nach Region unterscheiden sich allerdings die verwendeten Gewürze. In der Kleinen Walachei (Oltenien) werden reichlich Thymian und Knoblauch eingesetzt, Majoran ist typisch für die Moldau. Im Banat wird Basilikum vorgezogen. An der Donau gibt es eine Vorliebe für Feigen. Der Meisterkoch Mircea Iovan erzählt, was für weitere typische Speisen zu Ostern verzehrt werden.



    Die hausgemachte Lammterrine darf zu Ostern von keinem Tisch fehlen. Sie wird aus Innereien vom Lamm zubereitet. In der Moldau wird die Terrine etwas anders zubereitet. Dort wird sie »Cighir« genannt und wird aus Innereien des Schweins zubereitet, mit viel Grüngemüse und Eiern. Die traditionellen Osterspeisen sind überall gleich, mit einigen wenigen Variationen und Einflüssen. Im Banat zum Beispiel werden die Hackfleischrouladen in Weinblätter, nicht in Kraut eingewickelt.“




    Die Lammsuppe wird als Symbol für den Frühling betrachtet. Insbesondere weil sie mit viel frischem Grüngemüse zubereitet wird, das im Frühjahr geerntet wird. Aber Achtung: Bei hei‎ßem Wetter ist die Lammsuppe nicht empfohlen, sie kann einem schwer fallen. Und der Küchenchef Mircea Iovan hat noch einen Geheimtipp parat:



    In der Dobrudscha habe ich eine Speise gefunden, die starke türkische Einflüsse aufwies. Eine Art Lammeintopf mit viel Zwiebel. Es werden noch Lorbeerblätter, Salz und Pfeffer hinzugegegeben und das Ganze wird zum Schmoren gebracht. Die Speise schmeckt einfach köstlich!“




    Während des Lockdowns bleibt uns nichts anderes übrig, als nur in Gedanken kulinarisch zu verreisen! Also: Viel Spa‎ß dabei!

  • Hörerpostsendung 28.4.2019

    Hörerpostsendung 28.4.2019

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Wir schreiben heute den Ostersonntag in der orthodoxen Kirche und passend zum Thema hinterlie‎ß uns Paul Gager, einer unserer Stammhörer aus Österreich, eine Frage im Internetformular:



    Werte Redaktion!



    Im englischsprachigen Programm von Radio Slowakei International erzählte die Moderatorin aus Rumänien über einen Ostermontagsbrauch, wo Frauen in Rumänien an der Grenze zu Ungarn mit Parfum bespritzt werden. In der Slowakei eher mit Wasser. Gibt es diesen ungewöhnlichen Brauch noch immer? Und was steckt dahinter? Werden nur unverheiratete Frauen bespritzt? Oder jede? Der rumänischen Moderatorin von RRI hat das früher überhaupt nicht gefallen.



    Mit grübelnden Grü‎ßen


    Paul Gager



    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Gager. Ich war meinerseits verwundert, zu erfahren, dass bei RSI jemand aus Rumänien arbeitet. Ich habe dann die Webseite der englischen Redaktion von RSI besucht, und in der Tat: Unter den Mitarbeitern befindet sich tatsächlich eine Dame mit rumänischem Namen. Nun aber zu Ihrer Frage. Den Brauch zu Ostermontag gibt es tatsächlich noch, und zwar nicht allein an der Grenze zu Ungarn, sondern in ganz Siebenbürgen und darüber hinaus auch in den benachbarten Landesteilen Bukowina und Marmarosch. Der Brauch stammt von den Siebenbürger Ungarn, wurde aber auch von der rumänischen Mehrheit übernommen und wird wie gesagt auch au‎ßerhalb von Siebenbürgen praktiziert. Allerdings wurden Mädchen und unverheiratete junge Frauen ursprünglich mit Quellwasser oder frischem Brunnenwasser bespritzt, erst später wurde das Wasser durch Kölnischwasser oder Parfum ersetzt. Damit sollten junge Frauen das ganze Jahr über schön bleiben, und dem Brauch liegt eine Legende zu Grunde. Es hei‎ßt, ein christliches Mädchen soll einmal mit einem Eierkorb durch den Wald gegangen sein. Dabei soll ihr ein heidnisches Mädchen über den Weg gelaufen sein. Das Christenmädel versucht die Altersgenossin zu bekehren und erzählt ihr von Jesus, Gottesfurcht und Nächstenliebe. Das heidnische Mädchen erwidert, sie würde sich nur dann bekehren lassen, wenn Gott ein Wunder geschehen und die Eier im Korb rot werden lasse. Und so kam es auch — die Eier färbten sich auf einmal rot, und vor lauter Aufregung und Ehrfurcht fielen die beiden Mädchen in Ohnmacht. Vorbeiziehende entdecken die beiden Mädchen und bespritzen sie mit Wasser, damit sie wieder zu sich kommen, und so sei dieser Brauch zu Ostermontag entstanden, wobei das Wasser später durch Parfum ersetzt wurde. Heute wird meistens auch ein kleiner Spruch dazu gesagt. Burschenscharen ziehen von Haus zu Haus, um die unverheirateten jungen Frauen ausfindig zu machen. Dabei sagen sie ein kleines Gedicht auf, das sinngemä‎ß so klingt: Ich bin der Gärtner und hab ein Fläschchen in meiner Tasche. Wo ist das schöne Röslein hier, das benetzt sein will?“ Der Brauch wird natürlich in unterschiedlichen Varianten praktiziert, in manchen Dörfern werden auch verheiratete Frauen bespritzt, manchmal artet es in einer regelrechten Spritzorgie aus — das ist wohl, was der Kollegin von RSI nicht gefallen hat. Meistens endet das Ganze mit einem Festgelage in einem grö‎ßeren Bauernhof. Und mancherorts dürfen die jungen Frauen am nächsten Tag Revanche nehmen, am Dienstag nach Ostern bespritzen sie dann die Burschen im Dorf.



    Von Wien geht es weiter nach Grafing bei München, von wo sich unser Hörer Werner Schubert meldete:



    Hallo Sorin, hallo liebe Redaktion,



    es wird mal Zeit, dass sich ein ehemals flei‎ßiger Hörer und Schreiber wieder meldet, die Ostertage haben auch mir mal wieder etwas Gelegenheit zu einem Besuch auf den kurzen Wellen gegeben.



    Der Empfangsbericht vom heutigen Tage stammt aus dem Inntal mit meiner dortigen guten Ausrüstung, aber auch in meiner ungünstigen Grafinger Wohnlage ist RRI wieder wie gewohnt in guter Qualität zu hören. Schön, dass man das Geld für die Kurzwelle noch hat, wenn es auch am Versandmaterial für die Hörer zunehmend fehlt. Aber das ist nicht nur bei RRI so. Besorgniserregend ist z.B. die Situation bei der Stimme der Türkei“, wo der deutschen Redaktion im Rahmen einer Umgestaltung“ einfach der Zugang zur eigenen Homepage genommen wurde.



    Im Mai ist ja Europawahl, normalerweise melde ich mich immer freiwillig als Wahlhelfer, aber an diesem Tag habe ich einen anderen Termin. Den würde ich nur streichen, wenn mich die Stadtverwaltung anschreibt, weil es zu wenig Helfer gibt. Die meisten Wahlhelfer kommen aus dem öffentlichen Dienst, weil es für den Sonntag einen anderen Tag frei gibt. Für mich als Angestellten in einer Firma gilt das nicht, ich bekomme zwischen 30 und 50 Euro für so einen Sonntag. Wer gut verdient, ist natürlich nicht scharf darauf, dafür einen ganzen Tag zu opfern, deswegen gibt es gelegentlich einen Mangel an Freiwilligen, auch wenn es Getränke und Wurstsemmeln dazu gibt.



    Das bringt mich zu einer Frage: Wer stellt sich in Rumänien als Wahlhelfer zur Verfügung? Setzt man auf Freiwillige oder werden Beamte verpflichtet, zu erscheinen, und gibt es eine Aufwandsentschädigung? Danke schon mal für die Antwort!



    Das mal eben von mir, ich melde mich bald mal wieder. Lieber Sorin, ich hoffe Ihr Rücken ist auch wieder ganz in Ordnung.



    Herzliche Grü‎ße aus dem frühlingshaft warmen Grafing von


    Werner Schubert




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Schubert, und danke auch für die Frage nach meinem Gesundheitszustand. Nun, dem Rücken geht’s besser, allerdings habe ich in letzter Zeit Schmerzen im Schultern- und Nackenbereich. Das kommt vom vielen Sitzen vor dem Rechner, und ich habe meine Gymnastik-Übungen in letzter Zeit auch etwas vernachlässigt. Ärzte sagen, nach einer Verletzung der Wirbelsäule verbleibt eine lebenslange Empfindlichkeit. Auf jeden Fall hat mir der kleine Unfall vor Augen gebracht, wie zerbrechlich ein Menschenleben ist — man kann von einem Augenblick auf den anderen im Rollstuhl landen, ich hatte auf jeden Fall Glück, mir keine schlimmere Verletzung zugezogen zu haben.



    Nun zu Ihrer Frage, zu deren Beantwortung mir unser ehemaliger Mitarbeiter Mihai Stoicescu geholfen hat, der selber öfter als Wahlhelfer im Einsatz war. In Rumänien ist die Zusammensetzung der Wahlausschüsse für Wahllokale durch ein kompliziertes Gesetz von 2015 geregelt. Demnach müssen der Präsident und der Vizepräsident Juristen sein — im Gesetz steht sogar Richter“. Da dies aber in der Praxis oft nur schwer umzusetzen ist, werden in der Regel Beamte aus der Lokalverwaltung damit beauftragt. Die übrigen Kommissionsmitglieder sind Vertreter aller kandidierenden Parteien und Wahlbündnisse, zudem Beobachter im Auftrag zivilgesellschaftlicher Vereine oder NGOs. Weil vor allem kleinere Parteien nicht immer über ausreichend Personal verfügen, greift man oft auf Volontäre zurück, die sich rechtzeitig anmelden und selbstverständlich unbescholtene Bürger sein müssen. Oft sind es Schullehrer, denn die meisten Wahllokale werden in Schulen organisiert. Allesamt unterzeichnen eine eigenverantwortliche Erklärung, dass sie somit einen staatlichen Auftrag erhalten und ihn nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen müssen. Die Aufwandsentschädigung ist — trotz auch hierzulande üblicher Verpflegung mit belegten Brötchen und Getränken — auch in Rumänien eher bescheiden: umgerechnet 25 Euro pro Wahlhelfer. Allein der Präsident und der Vizepräsident beziehen höhere Zulagen, die bis zu 100 Euro reichen können, weil sie als Berufsbeamte in der entsprechenden Funktion auch eine grö‎ßere Verantwortung haben. Der Einsatz ist allerdings nicht auf den Wahltag beschränkt. Am Freitag vor den Wahlen werden die Wahlhelfer zunächst eingewiesen; am Samstag nimmt man die Wahlzettel entgegen und versiegelt die Wahlurnen. Nach abgeschlossener Wahl am Sonntag kann sich das ganze Drumherum mit Auszählung der Stimmen, Protokollierung usw. bis Montagabend hinziehen, es ist also kein Spa‎ßjob. In der Regel werden daher drei Tagessätze als Entschädigung bezahlt. In der Schule im Kiez, wo ich wählen gehe, habe ich unter den Wahlhelfern einen Nachbarn aus meinem Hochhaus und eine Verkäuferin aus einem Laden im Viertel erblickt. Alles in allem ist es also ähnlich wie in Deutschland, und ich hoffe somit, Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet zu haben, lieber Herr Schubert. Herzliche Grü‎ße nach Bayern!



    Unser Hörer Carsten Fenske (der normalerweise in Greifswald zu Hause ist) meldete sich von einem neuen, malerischen Standort per E-Mail:



    Liebe Radiomacher von Radio Rumänien INTERNATIONAL, Deutscher Dienst,



    nach einer kleinen Pause melde ich mich nun, von einem neuen Empfangsort, bei Ihnen zurück.



    Das Winterquartier als Camper habe ich aufgegeben und stehe nun bis Ende Oktober auf einem Campingplatz im Fischerdörfchen Freest. Direkt vor mir in ca. 300 m Entfernung verläuft die Küste, auf die ich einen ungehinderten Blick habe. So kann ich aus- und einlaufende Schiffe sehen und abends auch hören. Ein sehr stimmungsvolles Bild, was nie langweilig wird.



    Nun aber zu Ihren Sendungen. Die Umstellung auf die Sommerfrequenzen macht sich bei mir deutlich bemerkbar. Der Empfang ist (bisher) schlechter, aber ausreichend. Ich höre Sie auf der Frequenz 9570 kHz, stets 18:00 Uhr UTC. Zur Verbesserung des Signals habe ich mir eine 6 m lange, stationäre Antenne gebaut. Zur Veranschaulichung hänge ich mal ein kleines Video an diese Mail. Damit erreiche ich eine Verstärkung von ca. 30% und somit ist wieder alles, wie es sein soll.



    Zu Ihren Sendungen kann ich nur sagen: Daumen hoch und bitte den Programmaufbau so lassen. Durch die kurzen Beiträge, Nachrichten und Musikstücke ist immer etwas für mich und sicher auch die anderen Hörer dabei. Didaktisch gut gemacht ist auch die stets zum Beginn moderierte Sendungsübersicht. Man wei‎ß also, was kommt. Da kann ich mich nur Ihrem deutschen Hörer Helmut Matt aus Herbolzheim anschlie‎ßen, den Sie am 21.04. zitierten.



    Aufschlussreich war auch Ihre Programmrückschau vom gleichen Tage, in welcher Sie von einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung berichteten. Wenn junge Menschen von 14 bis 23 Jahren eine Diktatur besser finden als eine parlamentarische Demokratie, lässt das aufhorchen. Es zeigt aber auch ein gro‎ßes Ma‎ß an Naivität und früher war alles besser“… Ich für meinen Teil möchte nicht wieder in einer Diktatur leben. Auf Kommunismus habe ich auch nach drei‎ßig Jahren noch keine neue Lust.



    Damit möchte ich meine Zeilen auch schon fast beenden, nicht ohne noch ein herzliches Danke zu sagen für den ersten Preis beim Radioquiz. Ich verbleibe bis zum nächsten Mal mit freundlichen Grü‎ßen



    Ihr Hörer


    Carsten Fenske



    Vielen Dank für das ausführliche Feedback, lieber Herr Fenske, und herzliche Grü‎ße an die Ostsee!



    Zeit für die Postliste. Einen Postbrief erhielten wir von Frank Bresonik aus Gladbeck, der uns u.a. vom Tod seines Vaters unterrichtete. Unser herzliches Beileid, lieber Herr Bresonik, möge er in Frieden ruhen! E-Mails erhielten wir bis einschlie‎ßlich vergangenen Freitag von Heinrich Eusterbrock, Volker Willschrey, Jörg-Clemens Hoffmann, Reinhold Meyer, Andreas Mücklich, Werner Schubert, Carsten Fenske und Michael Willruth (D) sowie von Sutomo Huang (Indonesien), Reinhard Schumann (SE) und Paul Gager (A).




    Audiobeitrag hören:




  • Dragobete – das fast vergessene Fest der Liebe

    Dragobete – das fast vergessene Fest der Liebe

    Am 24. Februar feiern die Rumänen die Liebe. Sie nennen das Fest Dragobete“. Es ist die rumänische Version des Valentinstags. Die Tradition besagt, der Dragobete sei ein Fabelwesen, zur Hälfte Mensch, zur Hälfte Engel. Er sei ein unsterblicher junger Mann, der unsichtbar durch die Welt wandere, so der Ethnologe Simeon Florea.



    Das Dragobete-Fest ist eine Tradition, die früher überall im Land gefeiert wurde. In der Marmarosch markiert das Liebesfest den Frühlingsbeginn, daher auch die Bezeichnung, unter der es hier bekannt ist, nämlich Cap de Primăvară (dt. Frühlingsanfang) oder Dragomir. Dragomir ist eine Gestalt, die die gleichen Eigenschaften wie der Dragobete besitzt, ausgenommen seiner doppelten Natur. Au‎ßerhalb des Karpatenbogens wird der Dragobete als mythisches Wesen dargestellt — mit Menschenkopf und Schafbockbeinen. Es ist eine sehr alte Darstellung, vermutlich thrakischen Ursprungs, die allerdings auch in anderen Weltkulturen vorkommt. Das Dragobete wird am häufigsten am 24. Februar gefeiert, obwohl auch der letzte Februartag sowie der 1. März als mögliche Daten fungierten.



    Anlässlich des Dragobete zogen die jungen Dorfbewohner jedes Jahr ihre festliche Volkstracht an. Sie pflückten magische Pflanzen, die sie das ganze Jahr über aufbewahrten, im Hinblick auf eine vermutliche Heirat. Am gleichen Tag versammelten sich die jungen Frauen und Männer im Dorf und schlossen Blutsbrüderschaften. Das Versprechen galt für das ganze kommende Jahr.



    Das rumänische Dragobete ist eine Alternative zum abendländischen populären Valentinstag. Die Dorfmuseen im Land feiern das Dragobete in traditioneller Weise, wobei sie den Brauch fördern und ihn für die Neugierigen erläutern. Das Dorfmuseum in Bukarest zum Beispiel organisierte heuer ein Sonderprogramm zu diesem Anlass. Anfänglich wurde das Dragobete und seine Bedeutung vorgestellt. Der Schauspieler Alexandru Nicolae Mihai verlieh dem Fabelwesen seine Stimme:



    Am 24. Februar feiern wir hier im Dorfmuseum das Liebesfest, das Dragobete. Das Dragobete wird in der Regel mit dem Gedanken der Versöhnung, der Harmonie gepaart. Junge Frauen und Männer gingen früher bei dieser Gelegenheit zusammen aus, um die ersten Frühlingsblumen zu pflücken. Diese Geste stellt ein pflanzliches Opfer dar — wenn man sich die tiefere Bedeutung der Handlung anschaut. Dadurch war die Heiligkeit und Reinheit der nächstkommenden Zeit gesichert, hie‎ß es. Darüber hinaus hie‎ß es, dass die Vögel sich an diesem Tag ihre Paarungspartner aussuchten. Man sagte, der Vogel, der seinen Partner bis zum Dragobete nicht fände, würde das ganze Jahr allein bleiben. Eine Anmerkung diesbezüglich: Die Zeitspanne, die erwähnt wird, ist ein Jahr, und nicht ein Leben lang. Mit anderen Worten: Hast du es dieses Jahr nicht geschafft, gibt es nächstes Jahr eine neue Chancen.“





    Narcisa Mihai vom Bukarester Dorfmuseum erzählte uns mehr über die üblichen Dragobete-Zauberformeln:



    In Zusammenhang mit dem Dragobete gibt es sehr viele Traditionen. Vor dem Fest mussten sich die jungen Damen, die Schneeglöckchen pflücken gingen, vergewissern, dass die Männer, die sie mochten, auch etwas für sie empfanden. Daher mussten sie bestimmte Zauberworte dienstags und donnerstags aussprechen. Sie mussten also einen Liebeszauber aufsagen. Für ein komplettes Ritual brauchten sie Salz, Honig und »Feenwasser«. Salz und Honig findet sich in jedem Haushalt, wo war aber das Feenwasser zu finden ? Das Feenwasser wurde den letzten schmelzenden Schneeflecken in den Bergen und Wäldern entnommen. Es wurde mit gro‎ßer Sorgfalt, ebenso wie das Weihwasser, gelagert und für den Liebeszauber aufgehoben. Salz und Honig wurden in einen Topf gegeben und auf den Herd gestellt. Sobald das Gebräu zu brutzeln und zu zischen anfing, gab man Feenwasser dazu, um den Mix zu löschen. Das Mädchen, dem der Liebeszauber galt, musste nackt vor einer Ikone stehen. Es wurde mit dem magischen Trunk bespritzt, dabei wurde auch der Zauberspruch aufgesagt. Damit die beschworene Liebesbeziehung hielt, musste das Mädchen keine Kleider tragen. Denn falls das Feenwasser auf die Kleider gelangt wäre, so wäre die Liebe nicht nachhaltig, sondern vergänglich gewesen.“




    Das Dragobete lie‎ß die jungen Frauen von ihrer gro‎ßen Liebe träumen, so Narcisa Mihai:



    Das Ritual, das das Aufsagen des Zauberspruchs und das Zauberwasser voraussetzt, garantierte anscheinend den jungen Damen die Begegnung mit dem Traummann. Doch falls die Begegnung nicht in dem Jahr stattfand, war es nicht schlimm. Der Zauberspruch konnte auch im nächsten Jahr versucht werden. Doch häufig blieben die jungen Paare, die im Frühjahr gemeinsam Blumen pflückten, zusammen. Und bis zum Herbst waren sie meistens auch verheiratet. Selbstverständlich gibt es Traditionen, die auch die verheirateten Frauen einhalten müssen, damit die Liebe hält. Es hei‎ßt, die Ehemänner dürfen ihre Ehefrauen zu Dragobete nicht ärgern, sonst haben sie Pech das ganze Jahr über.“




    Und es gibt auch noch andere Bräuche, die mit dem Dragobete in Verbindung gebracht werden. Zum Beispiel müssen die Frauen einen jungen, netten Mann berühren — einen anderen als den Ehepartner –, um Glück während des Jahres zu haben und geliebt zu werden. Die Liebe frisch Vermählter wird bei dieser Gelegenheit auch in verschiedener Weise zur Probe gestellt. Zum Beispiel werden zwei Nüsse ins Feuer gelegt. Wenn sie ruhig knistern, wird sich die Liebe zu einer entspannten Beziehung entwickeln. Wenn sie mit gro‎ßem Krach aufplatzen und aus der Glut geschleudert werden, soll es eine schwierige Liebesbeziehung werden. Eine andere Tradition besagt: Wer seinem Partner am Dragobete-Tag auf den Fu‎ß tritt, wird die dominante Rolle in der Beziehung einnehmen.



    Ob nun Valentinstag oder Dragobete-Fest: Hauptsache, die Liebe wird gefeiert!

  • Ostern auf der Törzburg: Bauernbräuche und Traditionen am Schloss

    Ostern auf der Törzburg: Bauernbräuche und Traditionen am Schloss

    An Ostern, Weihnachten oder anlässlich anderer Feiertage präsentiert sich das Schloss eben in… Feierlaune. In diesem Jahr haben die Sonderveranstaltungen zum Osterfest in der Törzburg bereits am 2. April begonnen — die Eventreihe geht am 23. April zu Ende. An Ostern ist die Törzburg in Festgewand gekleidet — das erwartet sie übrigens auch von ihren Besuchern. Warum sollte man aber dem Schloss gerade in den Osterferien einen Besuch abstatten? Bogdana Balmuş ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Törzburg und wei‎ß, wie sich die Frage beantworten lässt:



    In erster Linie ist die Törzburg, wie Sie wissen, lebendig. Über das ganze Jahr haben wir sehr viele öffentliche und private Veranstaltungen verteilt. Die Veranstaltung, die Sie meinen, gehört zu den öffentlichen und ist uns sehr ans Herz gewachsen. Sie begann vor einigen Tagen und wird bis Ende April dauern. In diesem Zeitraum werden die Besucher der Törzburg eine Ausstellung von Volkstrachten aus der ethnographischen Sammlung »Gabriel Boriceanu« vorfinden, sowie eine Fotoausstellung mit sehr alten Fotos, auf denen lokale Bräuche und Traditionen dargestellt sind. Au‎ßerdem sollen in einigen Räumen typische Inneneinrichtungen der Bauernhäuser aus der Gemeinde Mateiaş rekonstruiert werden.“




    Gabriel Boriceanu war ein leidenschaftlicher Sammler von Volkstrachten, er war wie magisch angezogen von ihrer Vielfalt und dem Reichtum. In seiner Sammlung befinden sich repräsentative Beispiele für Trachten aus unterschiedlichen Folklore-Gebieten des Landes, reich verziert und für alle festlichen Ereignisse gefertigt: von Hochzeiten bis hin zu all den anderen Feiertagen im Laufe eines Jahres. Was kann der Besucher von der jetzigen Ausstellung im Schloss Bran erwarten, fragten wir Bogdana Balmuş.



    Die Trachten sind hervorragend! Sie sind authentisch, es gibt einige besonders schöne Stücke, die die lokalen Traditionen sehr gut beleuchten. Wie Sie wissen, befindet sich die Gemeinde Mateiaş in der Schnittfläche dreier ethnographischer Gebiete: dem Alt-Land (rum. Ţara Oltului), dem Burzenland (rum. Ţara Bârsei) und dem Repser-Land (rum. Ţinutul Rupea), deshalb findet man hier eine Fülle an Traditionen und Bräuchen vor. Das trifft sowohl auf die Verzierungen und Gewänder als auch auf die Tanz und Spiel zu. Besucher können sich vor Ort ein Bild davon machen.“



    Bogdana Balmuş, die in der Törzburg für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, verspricht ferner auch andere Überraschungen, die den Urlauber in die Feststimmung einer lebendigen Dorfgemeinde einführen sollen.



    Damit alles lebendig und authentisch wirkt, wird eine Gruppe von Einheimischen, ein Volksensemble aus Mateiaş, am ersten Ostertag das sogenannte Gro‎ße Spiel rekonstruieren. Es ist ein uralter Brauch, der die Wiederauferstehung des Herrn und die Wiedergeburt der Natur zelebrieren soll. Wir kümmern uns darum, dass jeder wichtige Moment im Leben eines Rumänen in unserer Törzburg erlebt werden kann. Solche Sonderveranstaltungen gibt es auch an Weihnachten und Neujahr oder das ganze Jahr über.“




    Das lässt sich also als offene Einladung für einen Besuch im Schloss Bran deuten. Die Veranstalter versprechen, dass das jederzeit empfehlenswert ist, denn dort sei man schlie‎ßlich stets auf Gäste gefasst. Unlängst ist man auch zum Sommerprogramm übergegangen, also macht die Törzburg ihre Tore von 9-18 Uhr auf, und das von Dienstag bis Sonntag. Am Montag beginnt die Öffnungszeit erst um 12.



    An Ostern dürften vor allem die Kinder nicht zu kurz kommen, das sei auch in diesem Jahr so geplant, sagt Bogdana Balmuş abschlie‎ßend.



    Wie in den vergangenen Jahren auch, folgen wir unserer Tradition und weihen die Kleinsten und nicht nur in das typische Handwerk ein. Es werden einige Volkskünstler hier sein, die die Teilnehmer beim Erlernen der Eierbemalung betreuen sollen. Und für sie sind Holzeier bereitgestellt worden, damit sie anschlie‎ßend als Erinnerung mitgenommen werden können. Das wird vor allem die Kinder begeistern und an Ostern werden sie auch Schokoladeneier vom Osterhasen bekommen.“




    Damit die Räumlichkeiten im Schloss selbst optimal genutzt werden, soll der Osterhase im Musiksaal Schokoladeneier verteilen, und im Teehaus im Königlichen Park wird eine Eiersuche veranstaltet. Der Musiksaal gehörte der Königin Maria von Rumänien, die dort in der Zwischenkriegszeit ihre Konzerte und Empfänge hatte. Das Teehaus ist ebenfalls mit der Geschichte der Königin verbunden, auch dort wurden ab den 1930er Jahren Gäste empfangen.



    Und nicht zuletzt, weil Besucher der Törzburg oftmals auf der Suche nach einer furchteinflö‎ßenden Erfahrung sind, ist in vier der Räume das ganze Jahr über eine Ausstellung von Folterinstrumenten eingerichtet. Darunter die Eiserne Jungfrau“, Judas Wiege“ oder der Verhörstuhl“.

  • Rumänien präsent bei der Internationalen Tourismus-Börse

    Rumänien präsent bei der Internationalen Tourismus-Börse

    An der weltgrößten Reisemesse ITB in Berlin beteiligen sich 40 rumänischeTourismusagenturen, Vertreter einiger Stadtverwaltungen und Verbände. Rumänien hat seit 1970 eine konstante Teilnahme an der Internationalen Tourismus-Börse. Laut Organisatoren werden bis Sonntag über 200.000 Besucher aus mehr als 180 Ländern erwartet.



    Am 8. März wurden die hohen Würdenträger der Länder und Reiseveranstalter, die an der Tourismus-Börse präsent sind, eingeladen, die tradionelle Musik, Volkstänze und die Gastronomie im Rahmen eines rumänischen Abends kennenzulernen. Am rumänischen Stand werden bei der ITB unterschiedliche Sonderveranstaltungen abgehalten, bei denen landestypische Bräuche im Vordergrund stehen sollen: die Bemalung der Ostereier, das Fertigen von Volkstrachten und traditionellem Schmuck. An dem Rumänischen Abend beteiligte sich auch der rumänische Botschafter in Deutschland Emil Hurezeanu und der für den Fremdenverkehr zuständige Minister Mircea Titus Dobre. Dieser kam mit dem Generalsekretär der Welttourismusorganisation Taleb Rifai zusammen und hob hervor, Rumänien wolle für die Förderung auf internationaler Ebene Büros im Ausland gründen, darunter eines in Madrid, in die Leitungsstrukturen der Organisation eintreten und einen dauerhaften Platz im Board der Organisation gewinnen. Mircea Titus Dobre erklärte sich mit der diesjährigen rumänischen Präsenz in Berlin zufrieden:




    “Ich bin der Meinung, dass unser Stand ganz gut vorbereitet ist. Er befindet sich zwischen Iran und dem Land Frankfurt. Wir beginnen auf internationaler Ebene eine Rolle zu spielen. Ab diesem Jahr und nach den Gesprächen mit den Reiseveranstaltern begann Rumänien besser seine Reiseziele zu verwerten.



    Das rumänische Tourismusministerium lansierte bei der Internationalen Reisemesse in der deutschen Hauptstadt die App Explore Ro. Zur Zeit steht sie den Touristen aus der ganzen Welt in Englisch zur Verfügung. Ionuţ Munteanu, einer der App-Entwickler, sagte, die App werde es in kurzer Zeit auch in Rumänisch geben. Ionuţ Munteanu dazu:



    “Es geht um eine App, die Rumänien als Reiseland fördert. Die schönsten Orte, Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen, die ein Tourist, ein Reisender ein Geschäftsmann besuchen kann, werden strukturiert und kurzgefasst vorgestellt. Die App kann von AppStore und Google Play kostenlos heruntergeladen werden.



    Am rumänischen Stand werden bei der ITB unterschiedliche Sonderveranstaltungen abgehalten, bei denen landestypische Bräuche gefördert werden: die Bemalung der Ostereier, das Fertigen von Volkstrachten und traditionellem Schmuck, sowie die Cucuteni Keramik. Die rumänische Delegation wird mit Reiseveranstaltern aus Deutschland, China und Indien zusammenkommen.

  • Bukarester Dorfmuseum lud zu Festival der Weihnachts- und Neujahrsbräuche ein

    Bukarester Dorfmuseum lud zu Festival der Weihnachts- und Neujahrsbräuche ein

    Weihnachten und Neujahr werden, wie fast überall in der Welt, auch in Rumänien hoch gefeiert. Der Duft des Weihnachtsgebäcks und des Glühweins lässt eine feierliche Stimmung aufkommen. Weihnachtslieder sorgen für gute Laune. Sternsinger wandern von einem Haus zum anderen, ungeachtet der eisigen Kälte von drau‎ßen. In vielen Gegenden des Landes werden Sitten und Bräuche immer noch wie einst gelebt.



    Früher zogen am Neujahrstag rumänische Burschen mit der capră“ (dt. Ziege) durch die Dörfer. Ein vermummter Bursche trug an einer Stange einen hölzernen Bockkopf mit einer beweglichen Kinnlade, die mit einer Schnur zum Klappern gebracht werden konnte. Unter Musikbegleitung zogen sie von Haus zu Haus, der Bockträger stampfte mit seiner Stange und klapperte mit der Kinnlade im Takte der Melodie. Zumeist war die Gestalt mit kleinen Glöckchen behangen. Nachdem die Burschen bewirtet wurden und kleine Geschenke bekamen, zogen sie ins nächste Haus.



    Je nach Region gibt es verschiedene derartige Bräuche zu Weihnachten und Neujahr. Vor dem gleichen Hintergrund fand Mitte Dezember im Bukarester Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ das Festival für Bräuche und Sitten zu Weihnahten und Neujahr Am venit să colindăm. Florile Dalbe“ statt. Weihnachtssänger und maskierte Sternsinger aus mehreren Regionen des Landes sowie Volkssänger und Kunsthandwerker versammelten sich in den Gassen des Dorfmuseums in Bukarest. Ihre Aufführungen lie‎ßen die Museumsbesucher in die wunderbare weihnachtliche traditionelle Stimmung einsteigen. Volkstrachten, Maskenspiele, Weihnachtslieder, Volkstänze — all das beeindruckte die Besucher des Dorfmuseums.



    Am Festival beteiligten sich mehrere Gruppen von Sternsingern aus mehreren Regionen Rumäniens. Zum ersten Mal beteiligten sich folgende Ensembles: die Sternsinger-Gruppe Cercănelul“ aus der Marmarosch, das Ensemble Mărişana — Mărişel“ aus Klausenburg, das Folklore-Ensemble Străjerii din Dolheşti“ aus Suceava und die Bären in Preuteşti, ebenfalls aus Suceava. Darüber hinaus wirkten renommierte bewährte Volkskünstler mit, unter anderem die Folk-Band Ciobănaşul“ aus Gura Teghii, Buzău, das Ensemble Drumul baltagului“ aus Borca im Landkreis Neamţ, das Volksensemble Tradiţii luncaviţene“ aus Luncaviţa, Landkreis Tulcea, die Folk-Band Marin Cotoanţă“ aus Măldăeni, Landkreis Teleorman.



    Fröhliche, zum Anlass passend verkleidete junge Leute lie‎ßen beim Tanzen die Glöckchen erklingen und ihre Stimmen in den Gassen des Bukarester Dorfmuseums laut werden. Die als Ceata de Moşoaie“ in Tulcea bekannte Gruppe beeindruckte durch ihre Aufführung. Ionuţ, einer der singenden Burschen, sagte dazu:



    Wir wollen unsere Sitten und Bräuche nicht verschwinden lassen. ‚Vertreibe die bösen Geister‘ ist eine wichtige Tradition für uns. Die sogenannten Moşoaie in Luncaviţa bei Tulcea spielen für uns eine bedeutende Rolle. Das Fest beginnt am 6. Dezember, zum Nikolaustag. Die Traditionen in Luncaviţa — die sogenannten Moşoaie — werden bis am 24. Dezember vor Ort feierlich gelebt. Junge Leute verkleiden sich zu diesem Anlass so wie die Tradition es vorsieht. Die ‚Moşoaie‘ kündigen die Ankunft von Weihnachten an und vertreiben die bösen Geister, so dass der Hof rein ist und das Weihnachtsfest anständig empfangen werden kann. Wenn sie die Glocken hören, öffnen die Landwirte die Haustür. An einem Abend ziehen mehrere Sternsinger-Gruppen vorbei. Insgesamt gibt es in unserem Dorf etwa 50 Gruppen. Alles verläuft besonders feierlich!“



    Im Gebiet Dobrudscha leben nicht nur Rumänen, sondern auch mehrere Volksgruppen wie z.B. die sich als Chacholen“ bezeichnenden Ukrainer, Russen und Türken. Örtliche Bräuche und Sitten wurden dadurch beeinflusst. Einheimische erzählten uns, dass früher türkische Familien die Moşoi- Sternsinger“ in ihre Häuser empfingen und die Rumänen Baklava zubereiteten.



    Auch die Sternsänger bei Cluj (dt. Klausenburg) sind stolz auf ihre Traditionen. Dazu Maria Ana Mariş:



    Wir kommen aus Măricel im Landkreis Cluj, aus dem Apuseni-Gebirge. Wir sind nach Bukarest gekommen, um auch hier unsere Traditionen rund ums Sternsingen bekannt zu machen. Unsere Sternsinger-Gruppe, Ceata Junilor, zieht anlässlich der Geburt Christi von Haus zu Haus und singt dem Anlass entsprechende Lieder. In unserer Region verkleiden sich die Sternsinger nicht, sie tragen keine Masken. Sie ziehen blo‎ß die für unsere Gegend spezifische Volkstracht an. Sternsinger müssen mit offenen Armen und Freude empfangen werden.“




    Eugen Amaria leitet die Bärengruppe an. Die Tradition stammt aus der Bukowina. Er lieferte uns mehr Einzelheiten dazu:



    Wir führen hier das Bären-Spiel auf. Es ist eine spezifische Tradition für unsere Gemeinde, Preuteşti, im Landkreis Suceava. Das Bären-Spiel verläuft wie folgt: Mehrere Leute verkleiden sich als Bären. Zu Beginn kriechen sie auf Knien und Ellbogen, dann stehen sie auf und sterben kurz danach. Dann wird eine Beschwörungsformel gemurmelt und die Bären werden zurück zum Leben beschwört. Sie stehen auf und beginnen zu tanzen. Unsere Gruppe besteht aus 13 Mitgliedern. Dazu kommen noch die Musiker. Die Kostüme nähen wir uns selber, aus Schafsfell. Jedes Gruppenmitglied näht nach Belieben sein Kostüm. Die Musiker tragen Volkstrachten. Wir ziehen vom 31. Dezember bis zu Neujahr durch die Dorfstra‎ßen und vertreiben die bösen Geister.“




    Cosmin Rusu, Mitglied in der Gruppe Străjerii din Dolheşti“ bei Suceava, erklärte uns:



    Wir führen hier mehrere traditionelle Weihnachtstänze auf, unter anderem Capra (dt. die Ziege), Dansul măştilor (dt. der Maskentanz), Dansul urşilor (dt. der Bärentanz), Dansul Ţiganilor (der Zigeunertanz). Letzterer ist ein uralter Tanz, der mir sehr am Herzen liegt. Er wird zu Weihnachten getanzt und kündigt den Wintereinbruch an. Die Ankunft der Zigeuner kündigt die Feiertage an.“




    Die Besucher des Dorfmuseums Dimitrie Gusti“ hatten die Gelegenheit, rumänische Bräuche und Sitten unmittelbar zu erleben und dazu auch noch leckere Speisen zu genie‎ßen. Oder handgemachte Geschenke zu kaufen.

  • Ländlicher Tourismus: Wie früher bei den Großeltern

    Ländlicher Tourismus: Wie früher bei den Großeltern

    Wir freuen uns auf den Sommeranfang und nutzen die Gelegenheit, um Sie zu einem Aufenthalt auf dem Land einzuladen. Wir empfehlen Ihnen gerne mehrere Regionen, die Ende Mai im Rahmen der 12. Preisverleihungszeremonie Margareta de Aur“ (Goldene Margerite“) als beste touristische ländliche Regionen in Rumänien ausgezeichnet wurden. Die feierliche Gala fand wie üblich im Bukarester Dorfmuseum Dimitrie Gusti“ statt. Bei der Bewertung wurde insbesondere auf die Qualität der von den Gastwirten und Eigentümern von Pensionen angebotenen Dienstleistungen geachtet. Die Erhaltung und Förderung herkömmlicher örtlicher Bräuche und Sitten wurde entsprechend hochgeschätzt und belohnt. Bewertet wurde auch die Erhaltung der regionalen gastronomischen Identität sowie die Vielfalt der angebotenen Unterhaltungsmöglichkeiten, die Garteneinrichtung, die Veranstaltung von Festivals unter dem Schirm der Landesbehörde für ländlichen, ökologischen und kulturellen Tourismus. Die Verleihungsfeier umfasste mehrere Preiskategorien — Örtliche Traditionen“, Gastronomie“, Garteneinrichtung“, Unterhaltungsprogramme“, Ferienerlebnisse“, Veranstaltung von Festivals und traditionellen Events“, Anerkennungszeugnisse“.



    Traian Bădulescu, Reiseveranstalter und Moderator des Events, empfahl uns die Regionen, in denen wir unsere Ferien immer noch wie einst bei den Gro‎ßeltern auf dem Land verbringen können:



    Ausgezeichnet wurden mehrere Pensionen, Gastwirte und Leute, die den Tourismus hierzulande fördern. Viele Preise gingen an die Region Bran-Moeciu, vor allem in den Kategorien »Gastronomie« und »Festivals«. Darüber hinaus wurden Gaststätten in den Landkreisen Gorj oder Neamţ ausgezeichnet. Auch die Ortschaft Botiza wurde prämiert. Die Gemeinde Botiza ist der Ort, in dem der ländliche Tourismus in der Marmarosch, im Norden des Landes, ins Leben gerufen wurde. In Botiza wurden einige der ersten Pensionen in Rumänien eröffnet. Auch in Prejmer/Tartlau bei Kronstadt ist ein Urlaub auf dem Bauernhof empfehlenswert. Im Westen des Landes, im Apuseni-Gebrige, findet alljährlich ein erfolgreiches, gut besuchtes Festival in der Ortschaft Albac statt. Es ist erfreulich, dass sich der ländliche Tourismus landesweit entwickelt — angefangen im Süden, an der Donau, mit den Ortschaften Orşova und Ieşelniţa, bis hin zum Donaudelta oder bis in den Norden des Landes, wo hochwertiger Tourismus in der Marmarosch, der Bukowina oder im Landkreis Neamţ betrieben wird.“




    Wir wollten von Traian Bădulescu erfahren, was einheimische Touristen im Gegensatz zu ausländischen Gästen von einem Urlaub im ländlichen Raum erwarten:



    Ich beobachtete einen Mentalitätswandel bei den Rumänen in den letzten 10 Jahren. Ausländische Touristen suchten vor 20 Jahren eine gewisse Echtheit. Sie wohnten am liebsten in Pensionen, die in alten, womöglich sanierten Häusern eingerichtet waren, wünschten sich authentische Speisen, was sie übrigens auch heute wollen. Und weniger Komfort, ausgenommen die Badezimmer. Die Rumänen dagegen wollten am liebsten in einer neuen schönen Villa wohnen, sie legten Wert nur auf die Naturlandschaft. In den letzten 10 Jahren nahm die Urbanisierung immer stärker zu. Demnach änderten auch die Rumänen ihre Vorlieben und wünschen sich nun immer mehr das, was sich ausländische Touristen früher wünschten. Leider verbringen wir nicht mehr so viel Zeit auf dem Land wie früher, die Kinder bleiben nicht mehr einen Monat lang während der Sommerferien auf dem Bauernhof bei den Gro‎ßeltern. Aus diesem Grund suchen auch die Rumänen derzeit immer mehr die Authentizität, sie beteiligen sich an Festivals, die herkömmliche, vergessene Traditionen wieder ins Leben rufen, und möchten traditionelle Gerichte essen. Und ziehen nun auch immer mehr die traditionellen, urigen Gaststätten vor.“




    Je nach Jahreszeit besteht für die Touristen die Gelegenheit, im Haushalt oder im Hof mitzuhelfen. Im ländlichen Raum gibt es zahlreiche Möglichkeiten zum Radfahren oder zum Wandern. Extremsport steht für Abenteuerlustige auch im Angebot. Ebenso Kulturtourismus. Ruhe können Sie im ländlichen Raum selbstverständlich auch genie‎ßen. Stellen Sie sich mal vor, Sie wachen auf und es duftet nach Heu. Und Sie hören die Haustiere im Hintergrund, die ungeduldig nach dem wohlverdienten Futter schreien. Unter dem Strich spricht alles für einen Urlaub auf dem Land in Rumänien.

  • Hörerpostsendung 10.05.2015

    Hörerpostsendung 10.05.2015

    Im heutigen Funkbriefkasten beantwortet Irina Adamescu Ihre Fragen über rumänische Bräuche zum Mai-Anfang und über den Beinamen der westrumänische Stadt Timişoara. Au‎ßerdem gibt einen Reisebericht, die Vorstellung unserer QSL-Karte für den Monat April und zum Schluss einige Empfangsbeobachtungen. Doch zunächst sehen wir mal, wer uns diese Woche geschrieben hat.



    Wir erhielten E-Mails von: Josef Robl in Maria Alm, Österreich, Jörg Hoffmann in Alsbach-Haehnlein, Heinz Guenther Hessenbruch in Remscheid, Ralf Urbanczyk in Eisleben, Fritz Andorf in Meckenheim, Andreas Pawelczyk in Mannheim, Herbert Jörger in Bühl, Thomas Bethe in Krefeld und Alfred Albrecht in Emmendingen. Unser Antwortformular nutzten: S. Matzke, Guido Pfeffermann und Briefe gingen von Christoph Paustian in Haesern, Andreas Pawelczyk in Mannheim, F. Bleeker in Wittlohe, Peter Moeller in Duisburg ein.




    Für den Anfang ein (spitzer) Kurzkommentar und eine Frage von Herrn Ralf Urbanczyk ausgehend von unserer Sendung am 1. Mai an. Er schrieb:


    In den Nachrichten habe ich die Gru‎ßworte von Ministerpräsident Ponta zum 1. Mai, dem Tag der Arbeit, verfolgt. Ich hätte mir ein paar mehr Berichte gewünscht, es gab doch sicher auch Kundgebungen der rumänischen Gewerkschaften, die naturgemä‎ß nicht alles so rosig sehen wie der Regierungschef. Abseits vom Tag der Arbeit gibt es hier in Deutschland mit Beginn des Monats Mai viele Traditionen und Bräuche. Die Feiern zur Walpurgisnacht zum Beispiel mit dem traditionellen Tanz in den Mai, Maifeuer oder das Setzen des Maibaums. Das ist regional ganz unterschiedlich. Gibt es solche besonderen Traditionen und Bräuche mit Beginn des Maimonats auch in Rumänien?“




    Zum 1. Mai zieht es viele Rumänen ins Freie, einige begnügen sich mit einem Bier auf einer Terrasse, andere fahren zum Grillen ins Grüne. Für Jugendliche ist dieser Tag – oder besser die Nacht – ein Anlass, richtig durchzufeiern. Es gibt einen Run auf die Klubs und Bars an der rumänischen Schwarzmeerküste. So wird der 1. Mai heutzutage gefeiert. Ich habe mich auch schlaugemacht und herausgefunden, dass es einige alte Bräuche gab und zum Teil noch gibt, die Anfang des Monats Mai gehalten werden. Es gab früher ein Volksfest, das Armindeni genannt wurde (Armindeni soll vom Propheten Jeremias abgeleitet sein), das gefeiert wurde, um dem Boden eine gute Ernte abzuringen und die Tiere gesund zu halten. Der Tag, der auch den Sonnenanfang markierte, wurde im Volksmund Säufertag“ genannt, weil dem vom Vorjahr übriggebliebenem Wein frisches Weinkraut zugesetzt wurde, damit er nicht gärt. Dabei müssen die Leute wohl sehr tief ins Glas geguckt haben. Dieses Volksfest setzte den 1. Mai auch in Verbindung mit dem Märzchen, vielleicht erinnern Sie sich an die kleinen Anhängsel, die am 1. März den Frauen und Mädchen geschenkt werden. Eben diese wurden zum Armindeni abgenommen und im Freien an Baumäste gehängt. Ein weiter Grund also, um ausgiebig zu feiern.




    In Siebenbürgen wiederum war der 1. Mai ein guter Anlass, die jungen Paare der Gemeinde vorzustellen und im hohen Norden des Landes, im Oasch, wird auch heute noch, wohl aber nicht mehr für lange Zeit, der Zeitpunkt gefeiert, zu dem die Schafe das erste Mal im Jahr gemolken werden.




    Der Mai bringt uns allen einige arbeitsfreie Tage, die jeder wie er am besten kann, nutzt. Herr Fritz Andorf schrieb dazu:


    Wie ich hörte, befindet sich Sorin im Urlaub, und ich bin gespannt, welches Land oder Reiseziel er sich diesmal ausgesucht hat, sicher wird er wie üblich nach seine Rückkehr darüber berichten. Ich habe meine Urlaubsreise“ schon hinter mir, denn meine Frau und ich sind am vergangenen Samstag, dem 2.05., von einer 15-tägigen Reise nach Portugal zurückgekehrt. Mit einer grö‎ßeren Gruppe haben wir zunächst von Lissabon aus eine Rundreise über Porto, den Wallfahrtsort Fatima und die alte Universitätsstadt Coimbra in den Norden bis nach Braga unternommen, danach haben wir uns 8 Tage an der Algarveküste erholt. Die hohe Steilküste der Algarve hat wunderschöne Sandstrände mit vielen Buchten. Und von Sagres aus, wo Heinrich der Seefahrer seine berühmte Seefahrtschule unterhielt, ist es nicht weit zum Cabo de Vicente, dem südwestlichsten Punkt Europas. Für uns war manches eine schöne Erinnerung, denn wir waren schon einmal vor etwa 40 Jahren in Portugal. Damals sendete Radio Portugal noch in deutscher Sprache, stellte aber kurz danach diese Sendungen ein. Im Programm lobte man damals die Museumsstadt Evora in der Alentejo-Provinz sehr, und natürlich haben wir damals und jetzt diese Stadt wieder aufgesucht. Und ich muss ehrlich bekennen, vieles habe ich nicht wiedererkannt, denn es hat sich doch so manches verändert. Das gilt auch für die Algarveküste, wo man seitdem eine Vielzahl von hohen Appartement-Blöcken errichtet hat. Zum Glück waren davon in der Vorsaison noch nicht viele bewohnt, und so konnten wir bei warmem Sommerwetter die Ruhe genie‎ßen, natürlich auch die gute Küche und den süffigen Wein im Vier-Sterne-Hotel. Auf unserem Reiseprogramm standen auch Besichtigungen einer Portweinkellerei, einer Weinkellerei, einer Olivenölpresse und einer Korkfabrik.”




    Ich möchte Ihnen die Freude an Sorins Reiseindrücken nicht schmälern und werde nicht verraten, wohin er gefahren ist. Eine touristische Destination spricht aber Herr Andreas Pawelczyk, im folgenden Kommentar an:


    Ich konnte bei Ihnen im Internetauftritt auch einen Bericht über die Stadt Temeswar nochmals nachlesen. Da wurde ich in die schöne Geschichte nochmals reingeworfen. Warum? 1869 wurde eine der ersten Pferdestra‎ßenbahn eröffnet und 1884 gab es hier die erste rumänische elektrische Stra‎ßenbeleuchtung. Au‎ßerdem soll es in der Stadt 14.000 historische Bauten geben. Man trifft hier auf den Barockstil, auf serbische Einflüsse und sogar für Freunde des Deutschtums auf das Deutsche Staatstheater. Dies ist alles sehr beeindruckend. Und wer wei‎ß dies schon als Deutscher? Es gibt auch Leute, die Temeswar “Klein-Wien” bezeichnen. Von wem stammt diese Bezeichnung?“




    Die Bezeichnung Klein Wien“ trägt, mit Stolz, nicht nur die westrumänische Stadt Timişoara. Es gibt mehrere europäische Städte, die aufgrund ihres Stadtbildes, der der Hauptstadt des ehemaligen österreichisch ungarischen Kaiserreiches ähnlich ist, diesen Beinamen bekommen haben. Die bekanntesten Städte sind, neben Timişoara, Tschernowitz und Lwiw in der Ukraine und Bielsko-Biała in Polen. Es waren wohl Reisende, die Ähnlichkeiten in der Architektur dieser Städte, die dem ehemaligen Kaiserreich angehörten, mit Wien festgestellt haben und ihnen den Beinamen gaben.




    Soviel zu Ihren Fragen. Ich habe festgestellt, dass wir ihnen noch die Präsentation unserer QSL Karte für April schuldig sind:




    Die diesjährige QSL-Karten-Serie von RRI ist den Höhlen in Rumänien gewidmet. Auf der Karte des Monats April ist Pestera Floriilor, auf Deutsch übersetzt die Pfingst-Höhle, abgebildet. Diese Tropfsteinhöhle wurde erst im Jahre 1992 von einem rumänischen Speologen entdeckt, wohl, weil der Eingang sehr eng und den Blicken versteckt ist. Sie liegt im Süden des Landes, in einer Gebirgsgegend ca. 30 km von Târgu Jiu entfernt, in der Sohlodului Schlucht des Vulcan Gebirges.


    Die Hohle kann nur in Begleitung eines Speologen besucht werde. Weil der Eingang sehr niedrig ist, müssen die Besucher hineinkriechen. Das ist aber nicht alles, bei Verlassen die Hohle ist nur ein Abseilen möglich. Doch für alle die in Form sind lohnt sich der Besuch, denn der Anblick der Stalaktiten und Stalakmiten ist atemberaubend. Das auf der QSL-Karte wiedergegebene Bild ist auch auf unserer Internetseite (www.rri.ro) zu sehen.



    Und zu guter Letzt noch einige Empfangsbeobachtungen. Herr Jorg Hoffmann, schrieb: Ich freue mich Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Sender weiterhin mit ausgezeichneter Signalstäke gehört werden kann. Ohne gro‎ßen Aufwand ist es möglich, die deutschen Programme aus Rumänien sehr gut zu empfangen. So macht das Radiohören auf Kurzwelle richtig Freude.“


    Herr Guido Pfeffermann stellte fest: Ihre DRM-Sendungen sind – seit Beginn der Sommerfrequenzen durchgehend – in Englisch auf 11810 kHz (Tiganesti) erheblich besser zu empfangen, als später in Deutsch auf 7300 kHz (Galbeni). Erstgenannte Ausstrahlung quasi in Ortssenderqualität.“ Herr Pfeffermann schickte uns auch Bildschirm-“Schnappschüssen”, die für unsere Techniker vom Interesse sind.


    Herr Thomas Bethe hatte Schwierigkeiten beim Ausfüllen unseres Internetformulars:


    Während der Aussendung wollte ich gerne einen Hörbericht senden. Nach ausfüllen des (neuen?) Formulars war jedoch das Absenden nicht möglich bzw. es wurde ein Fehler bei dem Versuch es Absenden angezeigt. Die Fehlermeldung lautete: “Email Wrong” und die Seite blieb stehen. Als Anlage sende ich einen kleinen Screenshot. Ich denke ich hatte keinen Fehler gemacht.“ Danke, Herr Bethe für ihr Feedback. Es ist wichtig für uns von unseren Hörern zu erfahren, wenn sie Schwierigkeiten haben. Wir haben ihre Information weitergleitet und hoffen, dass der Fehler rasch behoben wird.




    Audiobeitrag hören:




  • Osterbräuche in Rumänien

    Osterbräuche in Rumänien

    Die Gedächtnisfeier Jesu Christi – oder das Osterfest – ist einer wichtigsten Termine (wenn nicht der wichtigste) im christlichen Kalender. Die Karwoche bzw. die Woche vor dem Ostersonntag enthält eine ganze Reihe von Traditionen, die zwar regionsspezifische Unterschiede aufweisen, allerdings im Wesentlichen die geistliche Bedeutung des Ereignisses speichern.



    Ostern ist ein beweglicher Feiertag, das Datum des Festes wird von der orthodoxen und katholischen Kirche jeweils nach einer unterschiedlichen Formel berechnet. In diesem Jahr liegt eine Woche zwischen dem Osterfest der West- und jenem der Ostkirche. Delia Suiogan, Ethnologin an der Nord-Universität in Baia Mare, erklärt für unseren Sender, warum die Termine unterschiedlich errechnet werden.



    Das Äquinoktium oder die Tagundnachtgleiche ist die gemeinsame Berechnungsgrundlage des Ostertermins für alle Arten von Kalendern. Es gibt den julianischen Kalender, nach dem sich die Orthodoxen richten, und den gregorianischen Kalender, den die Katholiken verwenden. Die beiden Kalender sind um 13 Tage zeitlich versetzt. Am 8. März findet nach dem gregorianischen Kalender das Frühjahrs-Äquinoktium statt, und am 21. März nach dem julianischen Kalender. Und aufgrund der Tagundnachtgleiche wird der Termin für den Vollmond errechnet. Wenn bei den Orthodoxen der Vollmond auf einen bestimmten Sonntag fällt, wird das Osterfest eine Woche später gefeiert. Ebenso wird beim gregorianischen Kalender vorgegangen, aus der 13-tägigen Verschiebung ergibt sich das verschobene Datum. Es ist wichtig, sich zu merken, dass das Osterfest sich nach dem Mond richtet und nicht nach der Sonne, wie es der Fall mit Weihnachten ist. Und diese Tatsache hat offensichtlich einen direkten Einfluss auf die Bräuche und Traditionen. In der Regel, findet das katholische Osterfest vor dem der Orthodoxen statt.“




    Während der gesamten Karwoche gilt es, einer Fülle an bedeutungsschwangeren Ritualen nachzugehen. Sabina Ispas, die Leiterin des Bukarester Institutes für Ethnographie und Folklore Constantin Brăiloiu“ zieht die Bilanz.



    Da wären vor allem die zwei bedeutungsschwangeren Tage, die voll von ritualistischen Akten und Gesten sind, die für die traditionellen Gesellschaften absolut obligatorisch waren. Ich rede von dem Gründonnerstag, an dem zum letzten Mal der Toten gedacht wurde. Vor etwas längerer Zeit wurde in manchen Regionen im Süden Rumäniens, wie von unterschiedlichen Urkunden des 16. Jahrhunderts belegt, die Tradition der Klage und Ölung der Gräber aufrechterhalten. Es wurden auch große Feuer gezündet. Das Feuer sollte dabei nicht das Holz verbrennen und verbrauchen, sondern das Licht symbolisieren. Das ist eine Ausdrucksform göttlicher Energie, die im Laufe der darauffolgenden Ereignisse am Tage und in der Nacht freigesetzt wird. Das ist die Zeit, in der jeden Abend, nach Sonnenuntergang, die sogenannten Denijen stattfinden (die für die Karwoche spezifischen Gottesdienste der Ostkirche – Anm. der Redaktion). Am Gründonnerstag wird die Denija der 12 Evangelien gefeiert. Laut Tradition sollten an diesem Donnerstag die Eier gefärbt, das Osterlamm geopfert und das Osternbrot oder die Pasca gebacken werden. All diese Tätigkeiten im Haushalt waren bedeutungsträchtig, sie deuteten allegorisch das Großereignis der Wiederauferstehung an, das in der Nacht zum Sonntag folgte. Der Karfreitag symbolisierte die Grabesruhe des Herrn. Die Menschen aßen üblicherweise wenig oder hielten einen strengen Fast- oder Abstinenztag. Das nennt man auch schwarze Fastenzeit. In den Kirchenhöfen wurden Feuer gezündet, wie in der Osternacht auch.“




    Sehr wichtig ist selbstverständlich die Nacht von Samstag auf Sonntag. Niemand geht zu Bett, in den Gärten werden Feuer gezündet und um Mitternacht muss jeder zur Kirche, um sich Licht zu holen. Das von dem Priester an die versammelte Menge weitergegebene Licht wird nach Hause geholt und leuchtet für die Familie das ganze Jahr über. Das Gesamtbild mit den Mitgliedern der traditionellen Kirchengemeinde, die mit den angezündeten Kerzen den Heimweg antreten, ist einzigartig. Allerdings bedeutet diese Prozession nicht das Ende des Feiertags, wie Sabina Ispas erklärt.



    Am Samstag wurde in den traditionellen Gesellschaften nicht mehr gearbeitet. Die Menschen bereiteten sich gedanklich, spirituell auf die Auferstehung vor. Nicht auf die Feier, die ohnehin nicht als Gesang, Tanz, gute Laune, Spaß und ein üppiges Mahl zu verstehen ist. Es geht um etwas völlig Anderes. Die Menschen bereiteten sich für dieses außerordentliche Ereignis vor, der Osterkorb wurde aufbereitet. Gemäß der rumänischen Volkstradition wurde niemals ein Lebensmittel verspeist, das zuvor nicht geweiht oder gesegnet worden war. Das heißt, dass selbst dieser Osterkorb eine Form der Segnung aller Osterspeisen war, die zum Festtagsmahl serviert wurden. Es galt, einen gewissen Lebensmittelkodex einzuhalten, die hart gekochten und gefärbten Eier durften natürlich nicht fehlen.“




    Überhaupt sind die gefärbten Eier vielleicht das wichtigste Ostersymbol, wie Sabina Ispas weiß.



    Dieses Ei entstammt selbstverständlich dem jüdischen Glauben. Man darf nicht vergessen, dass man während des jüdischen Pessach-Festes ein gelbes Ei inmitten der Speiseplatte aufstellte, samt bitteren Kräutern. Das Ei wurde traditionsgemäß rot gefärbt. Die Freude an den unterschiedlichen Gelb-, Grün-, Blautönen und der Bemalung der Eier mit unterschiedlichen Motiven, die heute sogar Katzen-, Hunde- und Zeichentrickmotive sein können, haben überhaupt nichts mit dem Spezifikum der Feier am Hut. Die Eier wurden rot gefärbt, und wenn zusätzlich noch Motive darauf gezeichnet wurden, dann waren es Kreuze, Weizenähren, Fische und etwas später Pflanzenblätter.“




    Ungeachtet der regionsbedingten Unterschiede, wird dem Osterfest in allen Teilen Rumäniens nach wie vor eine große Bedeutung beigemessen: Es ist ein Anlass für eine geteilte Freude, ein wichtiges Ereignis, dass die Mitglieder der Dorfgemeinden zusammenbringt.