Tag: Brâncoveanu-Stil

  • Spiel für Kinder und Erwachsene: Die Suche nach Architektur-Schätzen

    Spiel für Kinder und Erwachsene: Die Suche nach Architektur-Schätzen

    Mit der Rückkehr der sonnigen Tage und dem Rückgang der Gesamtzahl der COVID-Infektionen haben die Menschen ihre spielerische Seite wiederentdeckt. In einem Gebiet in Bukarest hat die lokale Gemeinschaft eine Schatzsuche von Architekturelementen organisiert. Es gibt kein Spielerlimit, und jeder kann sich anmelden, entweder als Gruppe oder einzeln. Die Teilnahme ist kostenlos, und wenn man sich angemeldet hat, ist es egal, wo man anfängt, nur wie viele Hinweise man findet. Es gibt keinen vordefinierten Rundgang. Hat man einen Hinweis gefunden, muss man nur ein Foto von der Stelle machen, um sie zu markieren.



    Elena Lucaci, eine Vertreterin der Părinţi de Cireşari-Gemeinschaft, der Organisatorin der Jagd, sagt, dass die Gemeinschaft, die sie vertritt, vor ein paar Jahren aus dem Bedürfnis heraus geboren wurde, mehr Grünflächen zu schützen und zu schaffen.



    Wir organisieren Gemeinschaftsveranstaltungen und bündeln unsere Bemühungen, da wir alle Nachbarn sind – im wahrsten Sinne des Wortes. Im November 2020 haben wir 23 Setzlinge auf einem Spielplatz gepflanzt. Wir organisieren Müllsammelaktionen und alle möglichen Arten von Bürgeraktivitäten. Jetzt organisieren wir diese Architektur-Schatzsuche, die uns hilft, unsere Nachbarschaft besser kennenzulernen. Viele Leute, die hier leben, wissen nicht, dass ein Teil des Viertels eigentlich ein Schutzgebiet ist.



    Das Gebiet, auf das sich Elena Lucaci bezieht, wurde in der Tat nach dem Ersten Weltkrieg erschlossen, als in einem Teil des damaligen nördlichen Bukarests ein neuer Stadtteil namens Domenii-Park entstand. Auf Wunsch der Anwohner wurde 1935 die Caşin-Kirche gebaut. Die Schutzheiligen der Kirche sind die Erzengel Michael und Gabriel, aber auch die Heilige Katharina, was sie zu einer der größten orthodoxen Kirchen in Bukarest macht. Aus architektonischer Sicht ist die Kirche eine Mischung aus dem Brancoveanu-Stil und weiteren eklektischen Stilen, die auch in anderen Gebäuden in der Nachbarschaft zu sehen sind.



    Die Hinweise für die Schatzsuche sind witzig geschrieben, wie z.B. Finde ein Flachrelief oder Finde eine steinerne Ziege, und die Teilnehmer erhalten Punkte für jede Stelle, die sie identifizieren. Die größte Punktzahl entscheidet über den Sieger. Elena Lucaci erzählte uns, dass solche Gemeinschaftsveranstaltungen sehr beliebt sind.



    Wir haben eine große Anzahl von Teilnehmern aus der lokalen Gemeinschaft, wir müssen nicht auf Leute aus anderen Stadtteilen zurückgreifen, da wir eine ziemlich starke Gemeinschaft bilden. Wir kennen uns alle untereinander, obwohl wir recht zahlreich sind. Im Moment haben wir etwa 650 Mitglieder, darunter 50-60 sehr aktive Familien mit Kindern in allen Altersklassen.



    Wir haben Elena Lucaci gefragt, welche anderen Veranstaltungen sie organisiert hat und ob es eine Altersgrenze für die Schatzsuche gibt. Sie sagte uns Folgendes:



    Wir haben Anfang des Jahres eine Eiersuche für Kinder von 2-6 Jahren veranstaltet. Diese Schatzsuche richtete sich an Erwachsene und Kinder ab 11 Jahren. Die Hinweise sind nicht so komplex, und Kinder ab 11 Jahren können sich frei anmelden.



    Und da die architektonische Schatzsuche ein Stadtspiel ist, bei dem die Teilnehmer das architektonische Erbe der Stadt entdecken oder wiederentdecken und sich mit den Grundlagen der Architektur vertraut machen, erzählte uns Elena Lucaci von einigen der Hinweise, die die Teilnehmer am vergangenen Wochenende finden mussten.



    Es gab eine bestimmte Straße, in der sie einem bestimmten Geruch folgen mussten. Ein anderer Hinweis war, zwei Schwestern zu finden, die Rücken an Rücken stehen. Es gibt alle Arten von Hinweisen, die in der Architektur des Viertels versteckt sind. Es ist ein wenig seltsam, denn manche Leute halten an und fragen uns, was genau wir fotografieren, und wir fühlen uns verpflichtet zu erklären, dass es ein Spiel ist, dass wir in dieser Nachbarschaft leben und daran nichts falsch sei. Ich habe für dieses Projekt auch mit einem Team von Architekten zusammengearbeitet, die diese Art von Veranstaltungen in ganz Bukarest durchführen. Sie haben ähnliche Projekte mit anderen geschützten Bezirken gemacht.



    Die architektonische Schatzsuche ist ein idealer Zeitvertreib für das Wochenende, passend zu dem schönen Wetter draußen.



    Audiobeitrag hören:



  • Hörerpostsendung 23.8.2015

    Hörerpostsendung 23.8.2015

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI. Die hei‎ßen Tage mit Temperaturen um die 36 Grad Celsius und mancherorts sogar mehr sind vorerst vorbei. Seit vergangenen Montag hat es deutlich abgekühlt, am vergangenen Donnerstag fiel die Temperatur in Bukarest bei prasselndem Regen sogar auf 16 Grad. Und mit dem heutigen 23. August sind ja auch die Hundstage vorbei, von denen unser Hörerfreund Paul Gager aus Österreich noch Anfang des Monats berichtete. Nun, ich hoffe, dass bis Anfang September die Sonne wieder jahreszeitgemä‎ß scheint, denn dann hei‎ßt es ab in den Urlaub und ich möchte mindestens 10 Tage davon am Schwarzen Meer verbringen. Bis dahin bin ich aber nach wie vor für Sie da und damit geht es gleich zu den Hörerzuschriften.



    Ralf Urbanczyk (aus Eisleben, Sachsen-Anhalt) gefiel unlängst eine Kultursendung von uns, in welcher der von der Renaissance inspirierte Architektur- und Kulturstil der Walachei im späten 17. und anfänglichen 18. Jh. vorgestellt wurde. Der Stil wurde nach dem damals herrschenden Fürsten benannt, der ein ausgesprochener Kulturförderer war. Herr Urbanczyk schrieb uns:



    Die Vorstellung des Brâncoveanu-Architekturstils in der Kulturchronik fand ich ganz spannend. Das ist ja in etwa das, was ich bisher immer als eine typische historische Architektur Rumäniens betrachtete und die sich in vielen Ansichten historischer Gebäude im Süden Rumäniens widerspiegelt. Jetzt habe ich endlich auch den richtigen wissenschaftlich korrekten Begriff dazu. Überhaupt hat die rumänische Architektur über die Jahrhunderte immer ihre typischen Elemente, die sie so sehr wiedererkennbar macht. Selbst der Stil der sozialistischen Zeit, wie er zum Beispiel am riesigen Parlamentsgebäude und einigen Wohnblocks an zentralen Stellen gezeigt wird, finde ich im Gegensatz zu vielen Kritikern gar nicht so schlecht. Er hat irgendwie etwas Eigenes an sich. Wenn da nicht der bittere Beigeschmack der dafür abgerissenen historischen Architektur und der sich schnell ins Monotone wandelnde Stil an weiter abseits gelegenen Stellen wäre.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Urbanczyk. Ich finde Wohnblocks und Plattenbauten auch nicht per se schlecht, zumal sie vielen Menschen Wohnraum bieten. Wenn die Bausubstanz und die Infrastruktur ordentlich sind, ist im Prinzip nichts einzuwenden. Andererseits stimmt es, dass in Bukarest beginnend mit den 1980er Jahren viel abgerissen wurde; nicht allein historisch wertvolle Architektur, sondern auch Teile von alten Stadtvierteln, die den Reiz der einst ruhigen Stadt Bukarest ausmachten: Ganze Stra‎ßenzüge von eher bescheidenen Häusern mit Weinlaube und Garten wurden einfach plattgemacht. Nur selten findet man heute noch solche Gegenden in Bukarest — das Flair des alten Bukarests ist einem fragwürdigen Fortschritt geopfert worden. Auch nach der Wende wurden viele Bauten dem Verfall preisgegeben oder von Grundstück-Haien gezielt zerstört. Was den grö‎ßenwahnsinnigen Bauplänen der kommunistischen Machthaber entging, wurde vom Turbo-Kapitalismus nach der Wende erledigt.




    Dieter Feltes (aus Pyrbaum, Bayern) schrieb uns zur Griechenland-Krise:



    Nachdem ich in den Medien vom Chaos in Griechenland erfahren habe, bin ich der Meinung, dass Rumänien bei seiner Landeswährung bleiben sollte. Eine Umstellung würde für die rumänische Bevölkerung nur eine Verteuerung des gesamten Lebensstandards hervorrufen. Seit Einführung des Euro bei uns hat sich alles im Preis verdoppelt und die Gehälter und Renten um die Hälfte gekürzt. Ich glaube, dass dies die Bevölkerung nicht verkraften würde.




    Vielen Dank für Ihre Meinung, lieber Herr Feltes. Ich glaube, niemand in Rumänien denkt daran, den Euro überstürzt einzuführen. Auch wenn die gemeinsame europäische Währung noch nicht als offizielles Zahlungsmittel verwendet wird, gehört der Euro bereits zum Alltag der Rumänen. 70% der Darlehen und Kredite werden von den rumänischen Banken in Euro berechnet. Ebenfalls in Euro berechnet man auch die meisten Preise, von Telefonrechnungen bis zu Autos oder Wohnungen, so dass die Transaktionen über Kraftfahrzeuge, Grundstücke oder Eigentumswohnungen immer mit Bezug auf den Gegenwert in Euro betätigt werden. Und oft kann man in solchen Fällen auch in Euro bezahlen, natürlich nicht in der Kneipe oder beim Gemüsehändler, sondern eben bei grö‎ßeren Summen. Meine Zahnärztin berechnet die Kosten für bestimmte Zahnersatz-Erzeugnisse wie z.B. Zahnbrücken oder Implantate ebenfalls in Euro und bei ihr kann man in Euro oder in der Landeswährung bezahlen. Der Euro ist also in gewisser Weise schon da, für die tatsächliche Einführung in allen Bereichen muss Rumänien allerdings noch die sogenannten Konvergenzkriterien erfüllen, nämlich Preisstabilität, einen staatlichen Schuldenstand und ein Haushaltsdefizit unter bestimmten Parametern, Wechselkursstabilität und langfristige Zinssätze (der Zinssatz langfristiger Staatsanleihen darf nicht mehr als 2 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der drei preisstabilsten Mitgliedstaaten liegen). Derzeit erfüllt Rumänien nur die ersten beiden Kriterien, also die Preisstabilität und einen Schuldenstand unter 60% des Bruttoinlandsprodukts sowie ein Haushaltsdefizit unter 3% des Bruttoinlandsprodukts. Und nach den bitteren Erfahrungen mit Griechenland und anderen Ländern wird die EU wohl viel vorsichtiger sein, wenn es um die Erweiterung der Euro-Zone geht.




    Volker Willschrey (der in Dillingen an der Saar zuhause ist) meldete sich per E-Mail u.a. mit einem Reisebericht:



    Hallo, liebe Freunde von Radio Rumänien International,



    nachdem wir wieder seit über einem Monat zurück von unserer Reise auf die Seychellen zur Mutter meiner Frau zurück sind, habe ich wieder einige Empfangsberichte für Radio Rumänien International. Auch dieses Mal haben Sie mir wieder sehr vielfältige und interessante Programme geboten, so zum Beispiel berichteten Sie über die rumänische Schwarzmeerküste, Mamaia und das Donaudelta. Meine allererste Flugreise in meinem Leben war nach Mamaia und so kamen natürlich viele Erinnerungen an diese Zeit…







    Auch heute habe ich wieder einen Reisebericht, dieses Mal über unsere Reise auf die Seychellen im Juni 2015. Es war bereits unsere 15. gemeinsame Reise ins Heimatland meiner Frau. Ich hoffe, der Bericht ist interessant für Sie, zumindest enthält er viele Fotos von uns und auch den Schönheiten der Hauptinsel Mahé. src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg
    Foto: Volker Willschrey (zum Vergrö‎ßern anklicken)




    Allen Mitarbeitern der deutschen Redaktion die besten Grü‎ße (auch von meiner Familie) und bis zum nächsten Mal!




    Vielen Dank für Ihre Zeilen und für den interessanten Reisebericht, lieber Herr Willschrey. Ich selbst war noch nie au‎ßerhalb Europas auf Reisen, daher war Ihr bebilderter Bericht für mich auf jeden Fall lesenswert. Einen weiteren Reisebericht von unserem Hörerfreund Michael Lindner hebe ich mir für nächsten Sonntag auf.




    Jörg-Clemens Hoffmann (aus Alsbach-Hähnlein, Hessen) meldete sich per E-Mail, als es auch in Deutschland noch brühend hei‎ß war:



    Liebe deutsche Redaktion von Radio Rumänien International!



    Aus dem hochsommerlich-hei‎ßen Alsbach sende ich Ihnen herzliche Grü‎ße sowie meine aktuellen Empfangsberichte zu. Gleichzeitig danke ich Ihnen für die schönen Höhlen-QSL-Karten, die mich in den letzten Wochen erreicht haben. Diese beeindruckenden, unterirdischen Kathedralen wären jetzt ein angenehm temperierter Ort, um sich etwas von der Hitze zu erholen.



    Es freut mich wieder, Ihnen mitzuteilen, dass ich Ihre Kurzwellen-Sendungen weiterhin in ausgezeichneter Qualität empfangen kann. So macht es mir jedes Mal gro‎ße Freude, Radio Rumänien International einzuschalten und Wissenswertes aus Ihrem Land zu erfahren.



    Mit besonderem Interesse habe das Interview mit der Quizgewinnerin Beate Hansen gehört. Alleine die Tatsache, dass sie mit dem Fahrrad nach Rumänien gekommen ist, rechtfertigt den Hauptgewinn bei dem Hörerwettbewerb “Bad Govora”. Diese Leistung verdient gro‎ßen Respekt! Die 600 km, die ich gemeinsam mit meiner Partnerin in diesem Sommer geradelt bin, fallen dagegen etwas geringer aus. Dennoch haben wir 14 wunderschöne Tage auf dem Weg von Lüneburg über die mecklenburgische Seenplatte nach Berlin erlebt. Diese Tour ist wirklich zu empfehlen, da sie landschaftlich sehr reizvoll, abwechslungsreich und angenehm zu fahren ist.



    Soweit mein heutiges Schreiben.



    Ich grü‎ße Sie alle ganz herzlich und freue mich auf ein interessantes Wiederhören auf den Wellen von RRI.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Hoffmann. Ich bin kein besonders sportlicher Mensch, daher habe ich die Leistung von Frau Hansen ebenfalls bewundert.



    Zum Schluss habe ich wieder etwas aus unserem Audioarchiv vorbereitet. Zuvor jedoch die Postliste. Postbriefe erhielten wir von Michael Willruth, Erhard Lauber, Thomas Marschner, Stefan Druschke, Andreas Schäfer, Thomas Jeske (alle aus Deutschland) sowie von Kurt Rüegg (aus der Schweiz). E-Mails erhielten wir bis Freitagabend von Bernd und Willi Seiser, Erik Öffinger, Hansjörg Biener, Heinrich Eusterbrock, Fritz Andorf, Klaus Nindel, Dieter Feltes, Werner Hoffmann (alle aus Deutschland) sowie von Josef Robl (aus Österreich). Das Internetformular nutzte Frank Haberkamp (Deutschland).



    Wir schreiben heute den 23. August. Vor der Wende war es der Nationalfeiertag in der Sozialistischen Republik Rumänien. Am 23. August 1944 wurde in Rumänien Marschall Ion Antonescu, ein Verbündeter Nazi-Deutschlands, entmachtet, und das Land wechselte die Fronten. Die in ihrer Bedeutung umstrittenen Ereignisse wurden in der kommunistischen Deutung als bewaffneter antifaschistischer und antiimperialistischer nationaler Aufstand“ oder Befreiung vom faschistischen Joch“ bezeichnet. In der Ceauşescu-Diktatur wurde die Rolle der kommunistischen Partei während der Ereignisse von 1944 ma‎ßlos übertrieben, die Kommunisten wurden zu Helden hochstilisiert.



    Am Nationalfeiertag wurde in den staatlichen Medien Propaganda in diesem Sinne gesendet. Unser Sender, der sich damals Radio Bukarest nannte, machte keine Ausnahme — auf einem Tonband von 1975 wurden Gedichte von rumänischen Dichtern in deutscher Übersetzung oder von rumäniendeutschen Lyrikern vorgetragen — allesamt dem Nationalfeiertag oder der kommunistischen Partei gewidmet und mit pompöser Musik untermalt.








    Dem Tonband-Aufkleber zufolge wurde die Sendung am 23. August 1975 ausgestrahlt, also vor genau 40 Jahren. Für die mä‎ßige Audioqualität mögen Sie Verständnis haben — das Tonband war sehr verstaubt, der Ton blieb auch nach der Bearbeitung mit verschiedenen digitalen Filtern etwas dumpf. src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg
    Gebauter Beitrag von 1975 in voller Länge:




    An dieser Stelle verabschiedet sich Sorin Georgescu von Ihnen und nun hören Sie ein paar Minuten aus der Propaganda-Sendung von 1975.





    Audiodatei hören:




  • Der Brâncoveanu-Stil in der Kunst und Architektur der Walachei

    Der Brâncoveanu-Stil in der Kunst und Architektur der Walachei

    Die Brâncoveanu-Kunst ist in der Walachei, dem ehemaligen südlichen rumänischen Fürstentum im Mittelalter, in der Architektur, Malerei und in der Bildhauerei vertreten. Der Fürst Constantin Brâncoveanu war zwischen 1688 und 1714 Fürst der Walachei. Diese Epoche hat die anschlie‎ßende künstlerische Entwicklung geprägt. Der Begriff wird für die Kunstwerke, die bis um das Jahr 1730 geschaffen wurden, benutzt. Kunsthistoriker vergleichen die Entstehung dieses Stils mit der westlichen Renaissance. Die Grundsteine des Brâncoveanu-Stils wurden während der 20jährigen Herrschaft des Fürsten Matei Basarab im 17. Jahrhundert gelegt. Während dieser Zeit war die Walachei politisch stabil und die Künste konnten sich entwickeln. In der Periode nach Brâncoveanu hat sich insbesondere die Architektur der Herrenhäuser entwickelt. Die Kunsthistorikerin Adriana Scripcariu über die Brâncoveanu-Kunst:



    In 2014, dem Brâncoveanu-Jubiläumsjahr, haben wir ein Projekt eingeleitet, ein Buch. Wir wollten dem breiten Publikum die Schönheit des Brâncoveanu-Kulturerbes näher bringen. Das Buch ist eine Darstellung mit vielen Bildern, mit vielen einfachen Erklärungen, mit einem Lexikon für die unterschiedlichen Themen der Brâncoveanu-Kunst. Ein Kapitel ist dem Kloster gewidmet, ein anderes dem Schloss. Ein weiteres Kapitel behandelt unterschiedliche Handwerke: Steinmetzarbeit, Tischlerei, Weberei, Goldschmiedekunst. Ein Kapitel ist den Stiftern und den Stiftungen gewidmet. In diesem versuchen wir zu zeigen, wie der Wille der Stifter das ganze Monument beeinflusst. Es gibt Details, die den Baudenkmälern Leben einflö‎ßen. Wir sind mit relativ technischen Erklärungen gewohnt, mit der Grö‎ße, dem Baujahr, dem Namen des Stifters. Die Geschichten, die sich hinter diesen Stiftungen verbergen, werden uns seltener vorgestellt.“




    Bis jetzt wurden viele Bücher über das Brâncoveanu-Kulturerbe geschrieben, über die unterschiedlichen Stifter und über den Bau der wunderbaren Werke. Viele unserer Historiker haben über dieses schöne Kapitel in der rumänischen Geschichte geschrieben. Wozu dann noch ein weiteres Buch darüber? — könnte man sich vielleicht fragen. Insbesondere weil das Buch keine unbekannten Details entdeckt, die von einem Archäologen erforscht wurden. Trotzdem ist das Buch innovativ, der Leser wird verstehen, warum“ — steht im Vorwort des Buches von Adriana Scripcariu Das Brâncoveanu-Kulturerbe für alle“. Die Autorin erläutert weiterhin die Struktur ihres Buchs:



    Wir haben ein Anfangskapitel, das wir »Glossar der Brâncoveanu-Zivilisation in Bildern« genannt haben. In diesem Kapitel erklären wir dem Leser die Hauptelemente der mittelalterlichen rumänischen Mentalität, wer die Bojaren waren, wer die Fürsten waren und wie die unterschiedlichen sozialen Schichten in Kontakt miteinander kamen. Wir erklären die Rolle der Kirche, ein paar theologische Begriffe, die zum Verstehen des Themas beitragen. Am Ende haben wir ein sehr schönes Kapitel, das von der Kunsthistorikerin Luiza Zamora geschrieben wurde und der Kunst nach Brâncoveanu gewidmet ist. Es ist die längste Periode in der rumänischen Kunst, aus der wir viele Baudenkmäler haben. Viele von diesen sind heutzutage leider im Ruinenzustand. Das Buch sei eine angenehme Lektüre, hat man mir schon gesagt, und sehr attraktiv wegen der Bilder. Der Fotograf unseres Projekts ist George Dumitriu, der sich seit Jahrzehnten mit dem Fotografieren der Kulturdenkmäler beschäftigt. Man spürt die Erfahrung und die Herzlichkeit, mit der er gearbeitet hat. Graphisch ist das Buch auch besonders, wir wollten kein herkömmliches Kunst-Album erstellen.“




    Die Sommerresidenzen des Fürsten Constantin Brâncoveanu in Potlogi und Mogoşoaia sowie der Alte Palast in Bukarest sind historische Monumente, die im Brâncoveanu-Stil gebaut wurden. In der religiösen Architektur sind die Grö‎ße und das einheitliche Konzept zu erwähnen. Das Sinaia-Kloster, das Horezu-Kloster und das Antim-Kloster in Bukarest sind einige der wichtigsten religiösen Bauten im Brâncoveanu-Stil. Die Kunsthistorikerin Adriana Scripcariu:



    Man kann sich in die Brâncoveanu-Zivilisation verlieben, wenn man die Details entdeckt und die Ernsthaftigkeit, mit der die Stifter jede kleine Geste behandelten, Gesten, die zusammen die Schönheit, die wir auch heute bewundern, mit sich brachten. Ich denke hier an ein Beispiel, an das Sinaia-Kloster, das von Mihail Cantacuzino gestiftet wurde, nachdem er von einer Pilgerfahrt zu den heiligen Stätten zurückkam. Man kann viele Details über diese Reise und über die Art und Weise, auf der diese Reise in der Seele dieses Stifters Spuren hinterlassen hat, entdecken. Wir können diese auf den Fresken im Sinaia-Kloster wiederfinden.“



    Leider wurden echte Juwelen der Brâncoveanu-Architektur wie die Klöster Cotroceni und Văcăreşti vom kommunistischen Regime Mitte der 1980er Jahre abgerissen. Das Kloster Cotroceni wurde aber in den Jahren 2003-2004 auf demselben Platz wieder aufgebaut.

  • Der Brâncoveanu-Stil in der rumänischen Baukunst

    Der Brâncoveanu-Stil in der rumänischen Baukunst

    Von 1688 bis 1714 war Constantin Brâncoveanu Herrscher über die Walachei. Er war ein gebildeter Fürst und das sollte sich auf seine Vision über die Architekturplanung auswirken: Daraus entstand der gleichnamige Stil, erklärt Ruxanda Beldiman, Forscherin am Institut für Kunstgeschichte:



    Constantin Brâncoveanu ist vor allen Dingen als Herrscher, gro‎ßer Diplomat und feinfühliger Stratege bekannt, er war gleichzeitig auch eine Kulturpersönlichkeit, die sehr viel in Stiftungen investiert hat, sowohl aus seinem privaten Vermögen als auch aus den Staatskassen. Während dieser Zeit wurden sehr viele Kirchen, aber auch gleicherma‎ßen Behausungen gebaut. Der Constantin-Brâncoveanu-Stil ist nicht aus dem Nichts heraus entstanden. Es gibt einige Vorgänger, ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert, zum Beispiel die Herrscherzeit von Matei Basarab und Şerban Cantacuzino, deren Architektur viel einfacher und schlichter ist. Der Brâncoveanu-Stil kann auch als Blumenstil bezeichnet werden, weil er sich irgendwo zwischen Renaissance-Floristik und Barock befindet. Es ist ein extrem reichhaltiger Stil. Dabei wird viel Wert auf eine Art Bühnenbild gelegt — alle Steinmetzarbeiten, alle Portale, Kapitelle und Säulen sind typische Elemente für die Brâncoveanu-Architektur.“




    Eines der repräsentativsten Denkmäler für den Brâncoveanu-Stil ist das Kloster Hurezi, das seit 1993 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Schwester Ecaterina Olteanu ist eine der Fremdenführerinnen des Klosters.



    Weil es seine erste Stiftung war, wollte Fürst Constantin Brâncoveanu etwas Besonderes verwirklichen. Deshalb hat er für die Arbeiten Menschen mit künstlerischen Talenten, mit theologischen Kenntnissen, mit der Berufung zum Seelsorger hierhergebracht. Dann hat er eine Schule für Maler, Bildhauer und Architekten gegründet. Und mit der Errichtung des Klosters ist der Baustil entstanden, der seinen Namen trägt: der Brâncoveanu-Stil, auch als rumänische Renaissance gehandelt. Typisch für diese Architektur sind die langen Laubengänge, die einerseits traditionelle Merkmale aufweisen — die Bauernhäuser in Rumänien hatten die als ‚prispă‘ bezeichneten Verandas. Andererseits sind auch westliche Einflüsse zu spüren, die etwa von den italienischen Loggien stammen. Wenn die Prispa eher klein war, sind diese Laubengänge rund um das Gebäude angelegt und stützen sich auf Säulen, die durch Bögen miteinander verbunden sind. Ebenfalls neu ist auch das Gewölbe, auf dem sich gotische und romanische Elemente miteinander vermischen. Über den Pforten und Fenstern sticht der Kielbogen hervor, ein westliches Element. Einflüsse des Barocks sind ebenfalls sichtbar, an den Fensterelementen und den Pavillons, die sich auf geschnitzten Säulen stützen.“




    Der Brâncoveanu-Stil ist auch in der Holzbildhauerei und der Malerei vertreten. Schwester Ecaterina Olteanu beschreibt die Malerei im Kloster Hurezi:



    Es ist in der Tat ein byzantinischer Einfluss, aber die vorhandenen Porträts stellen den Unterschied zur byzantinischen Kunst dar. Nicht einmal die Heiligenbilder sind mehr statisch, es treten äu‎ßere Erscheinungsbilder auf, Ausdrucksstärke. Eine ganze Galerie laizistischer Porträts gibt es hier — nicht nur das Votivbild, sondern der gesamte Brâncoveanu-Stamm. Wir dürfen die Chromatik nicht vergessen, die typisch für diesen Stil ist.“




    Au‎ßer den Kirchen gibt es auch andere Bauten, die repräsentativ sind für den Brâncoveanu-Stil, etwa das Mogoşoaia-Schloss. Darüber wei‎ß die Forscherin Ruxanda Beldiman mehr:



    Das Schloss Mogoşoaia ist eine private Residenz, die Constantin Brâncoveanu am Stadtrand von Bukarest für sich erbauen lie‎ß. Um die Stadtmitte zu erreichen, muss man vom Schloss entlang des ersten Bukaresters Boulevards gehen — der 1692 gebauten Calea Victoriei (Siegesstra‎ße). Das Schloss ist wirklich ein Schlüssel für den Brâncoveanu-Stil. Und überhaupt haben während seiner Zeit alle Sommerresidenzen ein beeindruckendes Erscheinungsbild. Das Schloss befindet sich inmitten der Anlage, es ist von Gärten umgeben. Dafür wurden italienische Gärtner beauftragt, die die Grünanlagen pflegen sollten. Für den Bau der Schlösser wurden Baumeister aus Italien beauftragt. Die Loggien oder Pavillons hier sind sehr wichtige Elemente für die Architektur des Schlosses — sie sind wie eine Architektur für sich. Und die Wände sind innen mit Blumenelementen orientalischer Inspiration bemalt. Und da wäre natürlich noch die sehr reiche Steinmetzarbeit an den Au‎ßenwänden und Säulen.“




    Au‎ßer dem Kloster Hurezi und dem Schloss Mogoşoaia werden noch viele weitere Bauten mit dem Namen des Herrschers Constantin Brâncoveanu in Verbindung gebracht, wei‎ß Ruxanda Beldiman.



    Brâncoveanu hat zum einen aus eigener Initiative mehrere Kirchen gestiftet — das Kloster in Hurezi, die Klosterkirche Surpatele und die Frauenkirche, das sind die Stiftungen der Woiwodin Maria, der Ehefrau von Constantin Brâncoveanu, bzw. das Kloster Sâmbăta de Sus in Siebenbürgen, denn die walachischen Fürsten hatten auch dort Besitztümer. Gleicherma‎ßen lie‎ß er auch alte Stiftungen seiner Verwandtschaft restaurieren, davon würde ich das Kloster in Brâncoveni in Oltenien (in der Kleinen Walachei) erwähnen. Während dieser Zeit werden auch andere Würdenträger auf dem Gebiet intensiv tätig. Der Schwertträger Mihail Cantacuzino, der mit Brâncoveanu verwandt war, ist der Stifter der Colţea-Kirche in Bukarest, ein klassisches Beispiel der Architektur des Fürsten, und auch der kleinen Kirche des Klosters Sinaia. Cantacuzino stiftete auch die Kirche Fundenii Doamnei, ein sehr interessantes Beispiel raffinierter Au‎ßendekoration, die nicht nur auf das Eingangsportal oder die Säulen des Laubengangs beschränkt ist, sondern auf allen Fassaden zu bewundern ist.“




    Als Rumänien um die Jahrhundertwende auf der Suche nach einer nationalen Identität war, zählte der Brâncoveanu-Stil zu den wichtigsten Bezugspunkten. Laut Frau Beldiman kann dieser nach wie vor als Baustil oder als Ausnahmemoment in der Entwicklung der Architektur angesehen werden.




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