Tag: Briefe

  • „Between Revolutions“ – Vlad Petris Werk für die Berlinale ausgewählt

    „Between Revolutions“ – Vlad Petris Werk für die Berlinale ausgewählt

    Die beiden Hauptdarstellerinnen sind Freundinnen und Kommilitoninnen an der Medizinischen Universität in Bukarest in den 1970er Jahren. 1979, als die Möglichkeit eines politischen Wandels im Iran zur Gewissheit wird, kehrt Zahra in ihr Land zurück und nimmt dort an der Revolution teil, fernab von ihrer Freundin. In den nächsten 10 Jahren kommunizieren die beiden nur über Briefe. Umrahmt von zwei Revolutionen beschreiben ihre Worte den Kampf der Frauen um Gehör, Gesellschaften im Umbruch und eine Freundschaft, die nicht zerbrechen kann.



    Regisseur Vlad Petri verwendete Archivmaterial und Dokumente sowie fiktionale Elemente und schuf so einen hybriden Spielfilm, in dem sich Dokumentarisches und Fiktionales miteinander verbinden. Für mich ist es ein Film über die jüngste Vergangenheit, der sehr stark an die unmittelbare Realität anknüpft. Es ist ein Film, der eine subjektive, weibliche Geschichte von zwei Ländern und Gesellschaften zeigt, die Tausende von Kilometern voneinander entfernt sind und die beispiellose politische Systeme erlebt haben, in denen die Menschen nach und nach von repressiven politischen Apparaten unterdrückt wurden. Es ist ein zeitgenössischer Film, der im Dialog mit den Protesten der letzten Monate im Iran steht, wo die Frauen für ihre Rechte kämpfen und eine gerechte Gesellschaft anstreben, so wie sie es 1979 taten“, sagt Regisseur Vlad Petri.



    Ich würde mit dem beginnen, was ich über die aktuellen Proteste im Iran gesagt habe. Ich habe vor drei Jahren mit der Arbeit an diesem Film begonnen, zu einer Zeit, als es noch nicht viele Protestaktionen gab. Es ist ein Zufall, dass jetzt, wo wir den Film starten, die vielleicht eindrucksvollsten Proteste im Iran seit der Islamischen Revolution von 1979 stattfinden, vielleicht die eindrucksvollsten Proteste im gesamten Nahen Osten. Ich beziehe mich auch auf die Tatsache, dass im Iran gerade die erste von Frauen geführte Revolution stattfindet, was für die Region unglaublich ist. Was mein Interesse an politischen Themen angeht, so stimmt es, dass ich mich für Osteuropa und den Nahen Osten begeistere. Ich bin auch in den Iran und andere Länder der Region gereist, und der Film ist auf diese Weise entstanden, aus mehreren Richtungen.


    Eine wichtige Rolle spielten auch die Gespräche mit meiner Mutter, die Medizin studierte und mir von Studierenden aus dem Orient erzählte, die in Rumänien studieren wollten. Ich wurde 1979 geboren, im Jahr der Islamischen Revolution. Irgendwie war diese Geschichte auf mehreren Ebenen aufgebaut, und ich fand Verbindungen, Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede zwischen der Islamischen Revolution und der antikommunistischen Revolution, die 1989 in Rumänien stattfand. Und ich fand es irgendwie interessant, dieses Terrain zu testen und über Hoffnungen, Optimismus und den Wunsch nach radikalen Veränderungen zu diskutieren. Denn beide Revolutionen führten zu radikalen Veränderungen, und ich halte sie immer noch für die vielleicht wichtigsten Revolutionen des letzten Jahrhunderts.



    Die Briefe im Film wurden von Lavinia Braniște geschrieben und sind inspiriert von Briefen aus den Securitate-Archiven und den Gedichten zweier bedeutender Schriftstellerinnen aus Rumänien und dem Iran: Nina Cassian und Forugh Farrokhzad. Die Autorin Lavinia Braniște zu ihrer Erfahrung:



    Als ich mit der Arbeit an dem Projekt begann, hatte Vlad die Geschichte, die einen Briefwechsel zwischen den beiden Figuren vorsah, schon ziemlich genau im Kopf, so dass er mir viele Infos geben konnte. Wir kannten uns nicht, daher kam sein Vorschlag für mich völlig überraschend. Es war etwas, das mich aus meiner Komfortzone herausholte, wie man so schön sagt, denn ich hatte noch nie an einem Projekt wie diesem gearbeitet. Ich fühlte mich geschmeichelt und gleichzeitig erschrocken über diesen Vorschlag, aber ich habe ihn mit großer, großer Freude angenommen. Ich musste ziemlich lange recherchieren, bevor ich mit dem Schreiben beginnen konnte, denn die islamische Revolution war ein Thema, über das ich fast nichts wusste.


    Ich stand ständig im Kontakt zu Vlad und wir berieten uns in allen Phasen des Projekts intensiv. Zufälligerweise hat auch meine Mutter Ende der 70er Jahre ihr Studium abgeschlossen, so dass ich einige Geschichten von ihr über diese Zeit hatte. Und ich habe noch einige eigene Erinnerungen aus den 80er Jahren, so dass ich eine gewisse Gemeinsamkeit mit Vlad hatte und wir gemeinsam diese Geschichte aufbauten, von der am Ende ein großer Teil des Textes übrig blieb. Aber insgesamt war die Arbeit an dem Film ein kontinuierlicher Prozess und eine sehr interessante Erfahrung für mich.



    Der rumänische Spielfilm Zwischen Revolutionen“ ist einer von 28 Titeln, die aus über 2.000 Filmen aus der ganzen Welt für das Hauptprogramm der Sektion Forum der Internationalen Filmfestspiele in Berlin ausgewählt wurden. Sebastian Mihăilescus abendfüllendes Spielfilmdebüt Mammalia wurde ebenfalls in der gleichen Sektion ausgewählt. Überhaupt nehmen viele weitere rumänische Filmemacher und Projekte an der diesjährigen Berlinale teil.



    Die Schauspielerin Judith State wurde für das europäische Shooting-Stars-Programm ausgewählt und der Berlinale Talents Workshop, der jedes Jahr während des Festivals stattfindet, hat vier junge Filmemacher und eine junge Filmemacherin aus Rumänien zu Gast: die Regisseurin und Schauspielerin Alina Șerban, die Schauspielerin Ioana Chițu, die Verleiherin Oana Furdea, die Filmkritikerin Dora Leu und der Soundkünstler Marian Bălan. Außerdem ist das Projekt Export Only der Produzentinnen Ada Solomon und Carla Fotea auf dem Berlinale-Markt vertreten, Spy/Master, eine HBO-Serie von Adina Sădeanu, wurde in das neue Berlinale-Serienprogramm aufgenommen, der Filmeditor Cătălin Cristuțiu sitzt in der Kurzfilmjury und Radu Jude in der Jury des offiziellen Wettbewerbs.


  • Mail-Art: Kunstprojekt bringt Generationen einander näher

    Mail-Art: Kunstprojekt bringt Generationen einander näher

    Das Projekt zielt darauf ab, eine echte Verbindung zwischen Senioren, Kindern und der zeitgenössischen Kunst zu schaffen. Zunächst wurde das Projekt durch eine Reihe von Pilotaktivitäten umgesetzt, die im Januar dieses Jahres starteten, aber dennoch Teil eines langfristigen Vorhabens sind. Das langfristige Ziel des Projekts ist es, Kinder und ältere Menschen durch Korrespondenz zusammenzubringen und eine emotionale Bindung zwischen Menschen dieser Altersgruppen sowie eine Bindung anderer Art zwischen diesen Menschen und der zeitgenössischen Kunst zu schaffen, in einer Zeit, in der das Gefühl der Einsamkeit seinen Tribut von der Psyche der Menschen fordert, besonders in isolierten Gemeinden. Mălina Ionescu leitet die Bildungsabteilung des Nationalen Museums für Zeitgenössische Kunst und betreut auch dieses Projekt:



    Es ist ein Modell der Zusammenarbeit, das in den letzten Jahren in gro‎ßem Ma‎ßstab im Ausland angewendet wurde. Wir haben versucht, durch unser Community-Art-Programm mit Schulgemeinschaften im weiteren Sinne in Beziehung zu treten. Und wir haben auch versucht, die Schulgemeinschaften zu erreichen, die nicht die Möglichkeit haben, zu uns zu kommen, seien es unterprivilegierte Gemeinden oder Gemeinden, die au‎ßerhalb von Bukarest liegen. Und dann dachten wir, weil wir die Kinder über Programme wie »Teach for Romania« und die älteren Menschen durch das »Seneca Anticafé« schon kannten, dass das Museum eine geeignete Verbindung wäre, wenn es darum geht, die beiden miteinander in Beziehung zu bringen. Wir haben das durch Korrespondenz gemacht, leider, weil das der Kontext ist, den wir haben, und weil der direkte Kontakt mit dem Museum, aber auch zwischen den beiden Gruppen von Begünstigten, derzeit unmöglich ist.



    Für einen Zeitraum von sechs Monaten sollen im Rahmen des Projekts Senioren-Kinder-Teams gebildet werden, die monatlich ihre Gedanken in Form von Briefen zu Werken der zeitgenössischen Kunst übermitteln. Die Kinder haben Begriffe der zeitgenössischen Kunst kennengelernt, auf deren Grundlage sie im Rahmen eines Workshops von Mălina Ionescu auf Zoom thematische Briefe erstellt haben. Mehr dazu von Mălina Ionescu selbst:



    Ich habe vorerst nur einen Workshop mit den Kindern gemacht und danach habe ich auch eine Präsentation des ganzen Projekts für die Senioren gemacht. Den Kindern und auch den Senioren wurde der Schriftverkehr als eine Möglichkeit vorgestellt, sich mit Korrespondenten anzufreunden, die zu Altersgruppen gehören, die ihnen sehr vertraut sein könnten — Enkelkinder für die Senioren und Gro‎ßeltern für die Kinder. Sie versetzten sich in diese Positionen, die der Gro‎ßeltern und jene der Enkelkinder und natürlich auch die der entfernten Freunde. Das Projekt begann mit den Kindern, wir hatten den ersten Workshop. Wir verdeutlichten zu diesem Anlass, was es im Allgemeinen bedeutet, eine Korrespondenz zu führen, weil das Konzept ziemlich ungewohnt ist, angesichts der Tatsache, dass fast die gesamte Korrespondenz und Kommunikation heute digital sind. Wir sprachen auch darüber, wie ein Brief tatsächlich zu einem Kunstwerk werden kann. Und erläuterten auch den Prozess des Versendens, da die Briefe von Senioren empfangen werden sollen. Das Projekt befindet sich noch in den Anfängen.“



    In der Pilotphase des Projekts nehmen 30 einsame Gro‎ßeltern im Kreis Giurgiu teil. Derzeit sind es 30 Schulkinder im Alter von 12 und 13 Jahren aus den Dörfern Herăşti und Izvoarele im Kreis Giurgiu, die an zwei Schulen angemeldet sind, die in das Projekt Teach for Romania“ aufgenommen wurden. Die Beteiligten haben sich anfangs begeistert. Allerdings wei‎ß niemand, welche Wendung das Korrespondenzprojekt noch nehmen wird. Dazu Mălina Ionescu:



    Der erste Vorschlag war, die Korrespondenz als eine Form der Kunst zu betrachten, anstatt sie als eine Form der Kommunikation anzusehen. Die Herausforderung, die wir hatten, war natürlich eine doppelte, denn für die Kinder war die Kommunikation selbst etwas Ungewohntes unter dieser schriftlichen Form, während es für die Älteren nicht der Fall war. Die Tatsache, dass wir einen Ansatz gefunden haben, der etwas abseits dessen lag, was ein Brief und ein Umschlag bedeuten, und die Idee, ihn zu versenden, das war ein erster Kontakt mit dem, was Mail-Art bedeutet. Der Brief kann selbst zu einer künstlerischen Ausdrucksform werden, wenn wir uns auf die Grafik und das visuelle Zeichen beziehen, als wären sie ein Bild und nicht nur eine gewöhnliche Form des geschriebenen Textes, die allein den Inhalt vermitteln kann. Der Text und die dazugehörige Form werden genauso wichtig wie die Botschaft selbst, durch Zeichnungen, durch Eingriffe în die Gestaltung — und das ist Kunst. Was wir tatsächlich taten, war, das Papier und den Umschlag als Seiten zu betrachten, auf denen sie zeichnen und malen konnten. Wir haben den Kindern verschiedene Möglichkeiten gegeben, mit dem Umschlag und mit dem Brief, mit der Botschaft zu spielen, und wir haben ihnen alle möglichen Farben und Stifte und Tinte zur Verfügung gestellt, so dass sie über den Brief hinausgehen konnten, bei dem es blo‎ß darauf ankommt, was man allein durch Worte vermittelt.“



    Mălina Ionescu erzählt auch, was man sich vom nächsten Schritt im Rahmen des Projekts erhofft:



    Wir hoffen, dass die Älteren auf die nächsten Briefe antworten werden und dass sie ermutigt werden, mehr als eine Korrespondenz mit dem Kind zu führen. Wir hoffen, dass sie dieses Medium als eine Form des persönlichen Ausdrucks nutzen werden, denn darum geht es ja schlie‎ßlich auch. Und was wir uns am meisten wünschen, ist, dass wir in der nächsten Phase des Projekts, wenn es möglich ist, die Kinder und die älteren Menschen im Museum zusammenbringen, für ein paar Workshops und Besuche, damit bestimmte Bindungen stärker werden zwischen ihnen, aber auch zwischen ihnen und dem Museum.



    In den kommenden Monaten wird es jeweils einen Workshop für Kinder über die Video-Plattform Zoom geben. Die Kinder werden alle möglichen Materialien herstellen und Briefe schreiben, die zusammen mit dem üblichen Lebensmittelpaket, das Seneca ihnen jeden Monat schickt, an die Senioren geschickt werden. Der Austausch der Briefe wird durch die Freiwilligen von Seneca und durch Teach for Romania“ ermöglicht.



    Audiobeitrag hören:



  • Lenau-Museum im Banat: schwäbische Bauernkultur rund um den romantischen Dichter

    Lenau-Museum im Banat: schwäbische Bauernkultur rund um den romantischen Dichter

    20 Km von der Grenze zu Serbien liegt die Gemeinde Lenauheim. Sie trägt den Namen eines österreichischen romantischen Dichters in sich — Nikolaus Lenau. Dieser wurde hier im Jahr 1802 geboren. Sein Vater war Kassierer, demnach trägt heutzutage das Gebäude der damaligen Finanzbehörde, das später als Rathaus fungierte und noch später ins Museum der Schwäbischen Kultur umgewandelt wurde, den Namen Lenau. Elfriede Klein ist die Kuratorin des Museums. Sie erzählte uns mehr Einzelheiten darüber:



    Das Gebäude wurde 1774 errichtet und war ursprünglich der Sitz der örtlichen Finanzbehörde. Gleichzeitig wurde auch die katholische Kirche erbaut. Das Gebäude birgt in konzentrierter Form das Leben des Dichters Nikolaus Lenau. In mehreren Räumen können ethnografische Puppenausstellungen gesehen werden. Die ausgestellten Puppen tragen die für das Banat typische schwäbische Volkstracht. Jedes Dorf hat eine typische Volkstracht, also werden rund 56 Puppenpaare gezeigt.“




    Als Nikolaus Lenau vier Monate alt war, verlie‎ß die Familie des Dichters das Banat und zog nach Ungarn. Seine Kindheit verbrachte er in Ungarn, in den Städten Pest, Tokaj und Pressburg (Bratislava). Danach reiste er nach Wien, wo er zwischen 1822 und 1832 seine Studien vollendete. Er studierte unter anderem Rechtsprechung, Philosophie, Agronomie und Medizin. Seinen Doktorarbeit schrieb er allerdings nicht. Er lebte als freiberuflicher Schriftsteller und genoss die Privilegien einer gro‎ßzügigen Erbschaft. Zwischen 1832 und 1844 führte er ein ruhiges Leben. In diesem Zeitraum lebte er abwechselnd in Wien und Stuttgart. Seine Werke wurden 1855, nach seinem Tod veröffentlicht. Für sein Heimatdorf ist Nikolaus Lenau eine durchaus markante Persönlichkeit, so Elfriede Klein:



    Die Dorfbewohner sind stolz, denn das Dorf trägt heute seinen Namen. Vor der Geburt des Poeten hie‎ß das Dorf Csatád. Die Rumänen nannten es Ceaţa (dt. Nebel), die deutsche Minderheit Schadat. Seit 1926 trägt die Ortschaft den Namen Lenauheim, also Heimatort Lenaus. Er war ein berühmter österreichischer Dichter, geboren im rumänischen Banat. Er lebte eine Zeitlang auch in Amerika, allerdings schrieb er dort keine Gedichte. Fast sein ganzes Leben verbrachte er in Österreich. Auch in Deutschland hielt er sich immer wieder Weile auf.“




    Das Museumsgebäude liegt in der Hauptstra‎ße. Das Haus ist im Banater schwäbischen Stil gebaut. Es hat auch einen Innenhof, trotz seines ursprünglichen Zwecks. Denn wie gesagt beherbergte das Gebäude anfänglich die damalige Finanzbehörde. Mehr Einzelheiten dazu lieferte Elfriede Klein:



    Die Besucher des Museums werden staunen, so vielfältig ist das Angebot. Jedes Dorf hat die für die Ortschaft typischen Trachten genäht. Die Volkstrachten sind sehr komplex, es steckt viel Arbeit dahinter. In jedem Dorf gab es eine Näherin, die sich damit befasste. Sämtliche Puppen wurden bei der Puppenfabrik in Arad — bekannt unter dem Namen »Arădeanca« — bestellt und gekauft. Die Fabrik gibt es auch heute noch. Und in jedem Dorf gibt es noch eine Näherin, die den Auftrag erhielt, Trachten für diese Puppen zu nähen. Die Puppen sind in fünf Räumen ausgestellt. Wir verfügen über drei weitere Überraschungsräume, mit Mobiliar aus der damaligen Zeit, also aus 1821. Wir stellen auch ein Bett und eine Kommode aus, die von Hand gemalt wurden. Die zwei Möbelstücke stammen ebenfalls aus dem Jahr 1821. Wir haben ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer nachgebaut. Und auch eine Speisekammer — das Schmuckstück eines jeden Haushaltes.“




    Die Lenau-Ausstellung umfasst heutzutage sieben Räume im linken Flügel des Gebäudes, im ersten Stockwerk. Fotografien, Manuskripte und Briefe von Nikolaus Lenau werden hier ausgestellt. Diese widerspiegeln verschiedene Aspekte aus dem Leben des Dichters. Auch die Wahrnehmung seiner Werke kommt in der Ausstellung zum Vorschein. Denn Nikolaus Lenau war eine vielseitige Persönlichkeit, stets auf der Suche nach der gro‎ßen, wahren Liebe.



    Die Ausstellung umfasst darüber hinaus auch Werkzeuge, landwirtschaftliche Geräte sowie für den Haushalt typische Gegenstände. Die Küche scheint ihre Gäste mit gedecktem Tisch zu erwarten. Ein altes Bügeleisen steht bereit, man möchte gern zugreifen und irgendeine Tischdecke glätten. Der rote Steinpflasterboden sorgt für Kühle und die Frische in der Speisekammer und die Holzfässer — in denen früher Sahne und weitere Milchprodukte aufbewahrt wurden — laden die Gäste zu einer Phantasieübung ein.



    Auch Bücher und Manuskripte von Nikolaus Lenau können im Museum gesichtet werden. Das Museum stellt au‎ßerdem verschiedene Gegenstände vor, die dem Dichter und seiner Familie gehört haben. Im Zentrum der Gemeinde gibt es auch ein Standbild des Poeten. Die Statue wurde im Jahr 1905 errichtet.

  • „Liebe per Post geliefert“ – die Briefe-Werkstatt

    „Liebe per Post geliefert“ – die Briefe-Werkstatt

    Briefe im Kleinformat, Briefe in versiegelten Umschlägen, Puzzle-Briefe, Briefe im Reagenzglas, Briefe zum Anbauen, in Schachteln verpackte Papyrusbriefe oder Flaschen-Briefe — all das wird an einem Arbeitstag in der Werkstatt für Briefe bewerkstelligt. Zwei junge Damen nahmen sich vor, die älteste schriftliche Kommunikationsform neu zu beleben — den Brief. Demnach boten Sie den Interessenten an, ihre Botschaften schön aufzuschreiben und an den von ihnen angegebenen Empfänger liebevoll zu verschicken. Loredana Munteanu, Mitbegründerin der Initiative livrezdragoste.ro (Atelierul de scrisori“) (dt. Liebe per Post geliefert.ro, die Briefe-Werkstatt), lieferte uns mehr Einzelheiten zur Geschichte des Vorhabens:



    Wir starteten die Initiative im Jahr 2013, aus dem Wunsch heraus, die Kommunikationswege zu vervielfältigen. Wir planten ursprünglich ein dreimonatiges Projekt. Doch es kam sehr gut an, daher entwickelten wir es weiter. Mit der Zeit verwandelte es sich in eine echte Werkstatt zum Briefe schreiben. Wir wollten zeigen, dass die Handschrift nicht am Aussterben ist.“




    Das Ergebnis? Mehrere Hunderte Briefe werden jeden Monat von der Hand geschrieben, erzählte uns Loredana Munteanu. Das Projekt soll erweitert werden. In einem nächsten Schritt werden handgeschriebene Briefe im öffentlichen Raum verteilt:



    Wanderbriefe ist eine Initiative, die mir sehr am Herzen liegt. Es war nämlich meine Idee. Zweck des Vorhabens war, den öffentlichen Raum kreativ zu verwerten. Und wir wünschten uns, ein ehrliches Lächeln ins Gesicht der Fahrgäste zu zaubern. Den ersten Versuch machten wir vor 2 Jahren. Wir verteilten Briefe in der U-Bahn. Die Initiative kam derma‎ßen gut an, dass wir sie ausbauten. Wir verteilten Briefe in Zügen, Stra‎ßenbahnen, im Touristenbus. Vor kurzem, genauer am 22. November, reisten wir zum ersten Mal aus Bukarest hinaus nach Kronstadt (rum. Braşov). Dort verteilten wir 300 Briefe in einem Bus. Wir waren sehr gespannt auf die Reaktion der Fahrgäste. Sie waren entweder neugierig oder eher schüchtern. Manche wussten nicht, was zu tun sei, ob sie den Brief nehmen sollen oder nicht. Obwohl auf dem Umschlag deutlich stand: ‚Nur zu! Mach den Umschlag auf. Du bist der Empfänger des Briefs!‘ Die Kronstädter waren begeistert, kann ich im Nachhinein sagen.“




    Wie die Leute diese Kommunikationsform betrachten, erfuhren wir ebenfalls von Loredana Munteanu:



    Grundsätzlich sind die Menschen beeindruckt davon, dass zwei offenbar verrückte Damen eine klassische Kommunikationsmethode wiederbeleben wollen. Wir legen hohen Wert auf den Charme vergangener Zeiten und schreiben jeden Tag, von der Hand, unzählige Geschichten. Es macht viel Spa‎ß!“




    Was die Zukunftspläne betrifft, vor allem in der Vorweihnachtszeit, erzählte uns Loredana Munteanu Folgendes:



    Wir haben schon viele Anfragen erhalten. Wir werden gefragt, welches das passende Geschenk für die Mutter, den Vater, die Gro‎ßeltern, die Arbeitskollegen, die geliebte Person wäre. Viele Rumänen schreiben uns aus dem Ausland. Sie möchten einen Brief an ihre Lieben verschicken, die im Land zurück geblieben sind. Neuerdings zeigen auch die Unternehmen Interesse für unsere Briefe. Sie wollen sich vom klassischen Weihnachtskorb entfernen und, im Gegenzug, ein paar ehrliche Worte, vom Herzen, niederschreiben. Es ist eine schöne Form, sich bei den Partnern und bei den Mitarbeitern für die erzielten Resultate zu bedanken. Wir haben zwei weitere Reiseziele, die wir bald erreichen werden — die Städte Baia Mare und Iaşi. Danach kommen wir nach Bukarest zurück, wo wir wieder ein Verkehrsmittel mit Briefen dekorieren. Ein Verkehrsmittel, das wir bis jetzt mit unseren Briefen nicht in Anspruch genommen hatten.“



    Dennoch wollte uns unsere Gesprächspartnerin nicht enthüllen, um welches öffentliche Verkehrsmittel es ginge. Es sei eine Überraschung, hie‎ß es. Mir persönlich gefielen die Flaschen-Briefe am besten. Daher forderte ich Loredana Munteanu auf, uns mehr darüber zu erzählen:



    Es sind drei verschiedene Briefarten — der klassische Brief, der Brief in Form eines Cellos und der Brief in Form eines Herzens. Jede Flasche ist schön verziert, entweder mit Lavendel, da wir diesbezüglich viele Anfragen hatten, oder mit einer Weizenähre. Die Weizenähre sei ein Glücksbringer, wird erzählt. Die Botschaften werden auf gewachstem Papier geschrieben. Der Rand des Briefpapiers ist angebrannt, für einen besseren Papiereffekt. Nachdem die Botschaft geschrieben wird, wird das Papier zusammengerollt und in die Flasche gesteckt. Die Flasche wird schön verpackt und mit viel Liebe an den Empfänger verschickt.“




    In einer digitalisierten Zeit kann das Verschicken eines Briefes über die normale Post eine Geste sein, die den feinen Unterschied macht und zum Dialog auffordert. Dazu erweicht es Herzen und es schafft bleibende Erinnerungen.