Tag: Buchsalon

  • Bookfest 2019: Großbritannien Schwerpunktland auf Bukarester Buchmesse

    Bookfest 2019: Großbritannien Schwerpunktland auf Bukarester Buchmesse

    Die 14. Bukarester Internationale Buchmesse Bookfest begrü‎ßt als Ehrengastland Gro‎ßbritannien. Vom 29. Mai bis 2. Juni treten vor den rumänischen Lesern zehn britische Autoren der Gegenwart und ein rumänischer Autor auf, der in Gro‎ßbritannien einen gro‎ßen Erfolg feiert. Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf der literarischen Vielfalt. Der rumänische Buchmarkt steht in enger Verbindung mit dem britischen Buchmarkt, wenn wir die Buchproduktion nach der Wende berücksichtigen. Es ist also offensichtlich, warum die Teilnahme Gro‎ßbritanniens an der Buchmesse als Schwerpunktland eine Feier an sich ist, denn das bringt dem rumänischen Publikum eine Kultur näher, die die rumänischen Verleger mit gro‎ßer Anstrengung gefördert haben“, erklärte der Vorsitzende des Verbands Rumänischer Verleger Grigore Arsene. Unter dem Motto Culture is GREAT“ beteiligen sich 11 Schriftsteller aus England, Wales, Schottland und Nordirland innerhalb von fünf Tagen an Lesungen, Podiumsdiskussionen und Workshops. Die Koordinatorin des Programms Gro‎ßbritanniens auf der Buchmesse, Irina Stoica, kommt zu Wort mit Einzelheiten über die Höhepunkte des Programms:



    Erstens wollten wir die britischen Autoren fördern, mit deren Literatur die rumänischen Leser bereits vertraut sind. Mit diesem Programm zielten wir zudem darauf ab, einen Einblick in die Vielfalt der literarischen Genres in Gro‎ßbritannien zu schaffen, die als eines der wichtigsten Merkmale der britischen Literatur der Gegenwart gilt. In Gro‎ßbritannien wird so viel geschrieben und zu so zahlreichen Themen, dass die Vielfalt der Genres unglaublich gro‎ß ist. Eben das wollten wir dem rumänischen Publikum zeigen. Wir haben zu Gast auch Clare Mackintosh, eine bedeutende Vertreterin des Genres Thriller, ihre Bücher sind in Rumänien im Verlag Trei erschienen und erfreuten sich in rumänischer Übersetzung eines gro‎ßen Erfolgs beim hiesigen Publikum. Bevor sie sich der Literatur gewidmet hat, war sie als Polizistin tätig, sie bringt also eine völlig neue Perspektive im Vergleich zu anderen Autoren dieses Genres.“




    Der kulturelle Dialog hat eine au‎ßergewöhnliche Kraft, über soziale Gefälle hinauszugehen, das Programm Gro‎ßbritanniens als Schwerpunktland auf der Buchmesse wird also durch Literatur die Vielfalt und die Toleranz feiern“, sagte der Intendant des Britischen Kulturinstituts in Rumänien Nigel Bellingham. Über die britischen Gäste auf der diesjährigen Buchmesse spricht in den folgenden Minuten Irina Stoica:



    Ein weiteres Genre, das von britischen Schriftstellern gerne bedient wird, verdanken wir der Schriftstellerin Sarah Perry — die Literaturkritiker bezeichnen ihre Romane als viktorianisch. Sarah Perrys Roman »Die Schlange von Essex« ist in rumänischer Übersetzung im Verlag Nemira erschienen. Auf der Buchmesse wird ihr Roman »Melmoth« in rumänischer Übersetzung präsentiert. Auch Ross Welford ist auf der Buchmesse zu sehen und zu hören. Er ist Autor von Kinderliteratur, wir wollten auch, dass die rumänische Leser einen Einblick davon bekommen. Der Erfolg der britischen Literatur weltweit ist auch der Kinderliteratur zu verdanken, egal, ob Autoren der Gegenwart oder Autoren, die ihre Werke vor 20 Jahren veröffentlicht haben. Ross Welford präsentiert zwei seiner jüngsten Werke auf der Buchmesse in Bukarest. Im Verlag Corint erscheint in rumänischer Übersetzung »Zeitreise mit Hamster« und im Verlag Vellant erscheint der Band »Der 1000-jährige Junge«. Neben Buchlesungen beteiligt sich der Autor an weiteren Veranstaltungen. Wir haben uns von Anfang an vorgenommen, dem rumänischen Publikum neue Stimmen der britischen Literatur näherzubringen. Diese Stimmen sind, selbst wenn noch jung, Vertreter der neuen Literaturwelle in Gro‎ßbritannien, junge Autoren, die bereits mehrfach preisgekrönt oder für wichtige Literaturpreise nominiert wurden.“




    Die Internationale Buchmesse Bookfest wird vom Verband Rumänischer Verleger mit der Unterstützung des Kulturministeriums und der Botschaft Gro‎ßbritanniens in Bukarest organisiert.

  • Rumänien auf dem Pariser Buchsalon: Über 50 neue Titel vorgestellt

    Rumänien auf dem Pariser Buchsalon: Über 50 neue Titel vorgestellt

    Rumänien, so wie Sie es nie gelesen haben“/La Roumanie, comme vous ne l’avez jamais lue“ — unter diesem Motto stand zwischen dem 16. und dem 19. März die rumänische Präsenz auf dem Pariser Buchsalon. Auf dem Messestand des Rumänischen Kulturinstituts wurden über 50 aktuelle Titel ausgestellt. Die lebendige Literaturszene Rumäniens präsentierte sich auf der internationalen Buchmesse mit über 20 Veranstaltungen. Der Schriftsteller Basarab Nicolescu und Louis Monier, einer der Erfinder der Alta-Vista-Suchmaschine, präsentierten das Album Les Roumains de Paris“ / Die Rumänen in Paris“, erschienen im Verlag Éditions Michel de Maule. Doina Lemny stellte ihre neusten Titel vor: den Briefwechsel zwischen dem rumänischen Bildhauer Constantin Brâncuşi und dem französischen Maler Marcel Duchamp, erschienen im Verlag Éditions Diletca, sowie Brâncusi et Marthe — ou l’histoire d’amour entre Tantan et Tonton“ (den Briefweschel zwischen dem rumänischen Bildhauer und der schweizerischen Tänzerin Marthe Lebherz, erschienen im Verlag Fage Éditeur).



    Auf dem internationalen Buchsalon präsentierte das Rumänische Kulturinstitut auch den jüngsten Roman der moldauischen Schriftstellerin Tatiana Ţîbuleac, der in französischer Übersetzung im Verlag Éditions des Syrte erschien: L’Été où maman a eu les yeux verts“ / Der Sommer, in dem meine Mutter grüne Augen hatte“. Der kleine, aber aussagekräftige Roman setzt eine Prosaautorin in der europäischen Literaturszene durch, von der ich die grö‎ßten Erwartungen habe“, schreibt der Literaturkritiker Radu Vancu über den Roman, der im Verlag Cartier erschien. Über die französische Übersetzung ihres Romans, sagte die Autorin:



    Die französische Übersetzung meines Werkes habe ich nicht nur aus Stolz erwartet. Ich möchte sehen, wie diese osteuropäische Geschichte vom französischen Publikum wahrgenommen wird. Auch die Wahrnehmung durch das brasilianische Publikum weckt meine Neugier, denn bald soll der Roman auch ins Portugiesische übersetzt werden. Weitere ausländische Verlage haben sich ebenfalls bereit gezeigt, den Roman zu veröffentlichen. Jede Übersetzung verleiht meinem Werk ein neues Leben und das bewegt mich sehr. Als ich diese Geschichte zu schreiben begann, wusste ich, dass sie die Form eines Romans annehmen wird. Es handelt sich um die Geschichte einer Frau, die ich vorigen Sommer kennenlernte. Sie hat mich stark beeindruckt. Beim Schreiben stellte ich fest, dass ich nicht mehr aufhören konnte und dass verborgene Ideen, die ich im Kopf hatte, in dieser Geschichte eine Stimme bekommen können. Dann habe ich mir gesagt: Ich muss weitermachen. So viele Sachen wollte ich schon lange zum Ausdruck bringen, hatte aber nie die Gelegenheit. Dieses Buch hat mir die Chance gegeben. Nachdem ich das Buch fertigschrieb, fühlte ich, dass dieses Buch zu schreiben und all diese Sachen zum Ausdruck zu bringen, mir gut getan hat.“




    Die ausgebildete Journalistin lebt seit 2008 in Frankreich. Der Roman Der Sommer, in dem meine Mutter grüne Augen hatte“, der in Paris spielt, habe ihr die Chance gegeben, ein neues Leben zu beginnen. Wir haben die Autorin gefragt, wie sie ihr Verhältnis zu ihrer Muttersprache beurteilt:



    Die rumänische Sprache habe ich, im Gegenteil zu meinem Heimatland, nie verlassen. Selbst wenn ich auf Rumänisch geschrieben habe und das Rumänische als meine Muttersprache betrachte, kann ich sagen, dass ich es erst jetzt besser verstanden und vertieft habe. Jetzt, zehn Jahre seitdem ich mein Heimatland verlassen habe, kann ich sagen, dass ich meine Muttersprache mehr liebe. Mein Heimatland Republik Moldau habe ich eigentlich nie hinter mir gelassen, ich wollte aber, dass meine Romane nicht dort spielen und nicht mehr um moldau-bezogene Themen kreisen. Uns steht als Schriftsteller eine Vielfalt an Themen zur Verfügung.“




    Der Theaterkritiker George Banu hat auf der internationalen Buchmesse mit Marie-Noëlle Semet über seinen Roman Les Portes au coeur de l’intime“ gesprochen. Die rumänische Version des Bandes ist voriges Jahr im Verlag Nemira erschienen. 2015 jährte sich der Geburtstag des Dichters Gellu Naum zum 100. Mal. Das Rumänische Kulturinstitut widmete dem Dichter auch eine Lesung: Gellu Naum 100.

  • Satire vom Feinsten: Schriftsteller Radu Paraschivescu bespricht Stilblüten rumänischer Politiker

    Satire vom Feinsten: Schriftsteller Radu Paraschivescu bespricht Stilblüten rumänischer Politiker

    Der Band, in dem Radu Paraschivescu unvergessliche Stilblüten der Politiker gesammelt hat, rangierte auf dem diesjährigen Buchsalon Bookfest auf Platz drei hinsichtlich der vom Verlag Humanitas erzielten Verkaufszahlen. Die Initiative ist nicht neu, Stilblüten von Politikern habe der Autor dennoch bislang nicht gesammelt. Wie denken die Politiker?“ ist der fünfte Sammelband dieser Art:



    Bislang stand mir eine breite Auswahl zur Verfügung. Ich habe Fu‎ßball-Spieler, Sänger von Manele-Musik [rum. Bezeichnung für sogen. Balkanbeats — Anm. d. Red.], Geschäftsleute, Eigentümer von Restaurants, Ärzte und Patienten zitiert. Der gro‎ße Unterschied liegt dennoch darin, dass die Politiker durch ihre Handlungen unser Leben zunehmend beeinflussen. Ein Fu‎ßballspieler tut es hingegen nicht. Genauso wenig ein Manele-Sänger. Aber ein Politiker organisiert unser Leben, er kann unser Leben in eine gute oder schlechte Richtung führen. Deswegen werden wir von ihren Entscheidungen direkt betroffen und deswegen müssen wir dem einen oder anderen Politiker unsere Stimme verantwortungsvoll geben. Wir sollen nicht alles akzeptieren, was man uns zu verkaufen versucht. Kurzum, es handelt sich um ein lustiges Buch über eine traurige Situation.“




    Letztendlich handelt dieses Buch nicht nur von Politikern, sondern gleicherma‎ßen auch von den Menschen, denen sie die Tatsache verdanken, dass sie ihre Ämter bekleiden und Sonderrechte genie‎ßen, es handelt sich also auch um ihre Wähler. Sollten sie diesen Katalog der Stilblüten von Politikern durchlesen, den ich zusammengestellt habe, werden sie das nächste Mal bestimmt den Drang verspüren, ihre Urteilskraft einzuschalten. Die Politiker werden wohlverdient verachtet. Was wir oftmals vergessen, ist, dass sie uns allen ihre Ämter und ihre Positionen verdanken. Das wäre nicht passiert, hätten wir ihnen nicht vertraut und uns nicht reinlegen lassen, kurzum hätten wir sie in ihre Ämter nicht gewählt“, schreibt Radu Paraschivescu in seinem Buch. Wir haben den Autor um mehrere Details gebeten:



    Dieses Buch ist keine Abrechnung, selbst wenn es diesen Eindruck hinterlassen kann. Wenn jemand ein Licht auf die fragwürdigen Handlungen der Politiker wirft, kann man behaupten, dass er es aus Rache gemacht hat oder zumindest zum Spa‎ß, um sich über Politiker lustig zu machen. Aber die Wahrheit ist, dass sich die Politiker über uns lustig machen. Meistens durch die Entscheidungen, die sie treffen oder durch die Entscheidungen, die sie nicht treffen. Dieses Buch würde ich deswegen eher als Einladung an meine Leser bezeichnen, ihre Urteilskraft einzuschalten, wenn sie ihre Stimme abgeben.“




    Diese Sachen bringen uns zum Lachen. Wir lachen in unterschiedlichen Weisen. In guter Laune oder hysterisch, manchmal gelangweilt. Was wir in Bezug auf Politiker nicht vergessen dürfen: Wenn wir uns über den einen oder den anderen lustig machen, dann machen wir uns eigentlich über uns selbst lustig, weil wir sie gewählt haben. Wir lesen dieses Buch und amüsieren uns über Situationen, für welche wir die ganze Verantwortung tragen. Die Eifrigkeit und die Feinsinnigkeit, mit denen Radu Paraschivescu an diesem Buch gearbeitet hat, sind eigentlich umstürzlerisch, weil er sich gleichzeitig auch über seine Leser lustig macht“, sagte der Philosoph Andrei Pleşu, der bei der Buchpräsentation auch einige der Stilblüten rumänischer Politiker zitierte.

  • Der Bukarester Buchsalon „Bookfest 2014“

    Der Bukarester Buchsalon „Bookfest 2014“

    Fast eine Million Bände, darunter einige Tausende neue Titel, waren im Angebot der 9. Auflage der Internationalen Buchmesse Bookfest“, die Ende Mai in Bukarest stattgefunden hat. Neben dem breitgefächerten Literaturangebot wurden rund 300 Kulturveranstaltungen organisiert. Au‎ßer Buchvorstellungen hatten Buchliebhaber die Gelegenheit an Rundtischgesprächen, Kolloquien, Filmvorführungen und interaktiven Veranstaltungen für Erwachsene und Kinder teilzunehmen. Die meisterwarteten waren die Frage-und-Antwort-Sitzungen berühmter Schriftsteller.



    Einer der Anziehungspunkte für Literaturliebhaber war das Treffen mit gro‎ßen Vertretern der rumänischen Literatur, die zu oft — und zu Unrecht — aus der zeitgenössischen Kulturlandschaft ausgeschlossen werden. Die Dichterin, Romanschriftstellerin und Übersetzerin Nora Iuga:



    Ich bin — glaube ich — die einzige in dieser Schriftstellergesellschaft, die einige Dichterinnen, die nicht mehr unter uns sind, persönlich gekannt hat. Es findet das hundertjährige Jubiläum von Maria Banuş statt. Das war auch der Grund warum ich an zahlreichen Ereignissen eingeladen wurde, um über sie zu sprechen. Nina Cassian kam, dem Alter nach, gleich nach Maria Banuş. Bei der Buchmesse ist Sanda Golopenţia zu mir gekommen, die mir das Buch »Viaţa noastră« (»Unser Leben«) geschenkt hat, wo sie über ihre Mutter, Ştefania Golopenţia, meine Lehrerin am Iulia-Haşdeu-Gymansium spricht, die ich sehr geliebt habe und der ich grö‎ßtenteils meinen Werdegang als Dichterin zu verdanken habe.“



    Maria Banuş gab ihr Debüt 1937, mit dem Gedichtband Ţara fetelor“ (Das Mädchenland“). Die Gedichte weckten sofort das Interesse der Kritiker, einschlie‎ßlich George Călinescus, der das Buch in der Geschichte der rumänischen Literatur seit ihrem Ursprung bis heute“ von 1941 vermerkte. Nora Iuga:



    Maria Banuş habe ich in einer Zeit kennengelernt, in der aus der Öffentlichkeit beseitigt wurde — das Wort, das ich verwendet habe, ist nicht zu hart, das ist die pure Wahrheit. Niemand wollte mit ihr zu tun haben, alle drehten ihr den Rücken zu. Es waren die Jahre 1971-1972, gleich nach der sogenannten ‚Kulturrevolution‘. Ihre Söhne waren in den Westen ausgereist, zu einer Zeit, in der man sich so etwas gar nicht erträumen konnte, und Maria Banuş hatte dafür sehr zu leiden. Alles fand zur Zeit des Kommunismus statt, in derselben Zeit, als Maria Banuş zehn Jahre zuvor, ohne zu übertreiben, der Mount Everest der rumänischen Literatur gewesen war. Ich habe immer gedacht, dass es fürchterlich sein muss, so tief, in den tiefsten Abgrund zu fallen. Ich denke, dass sie entsetzlich gelitten hat und ihr Leid war von Tag zu Tag grausamer. Als sie 75 wurde, lebte sie in Rumänien und ich habe einen Artikel in der Literaturzeitschrift »România Literară« geschrieben, in der ich sagte, Maria Banuş mag die einzige Dichterin sein, die es verdient, ‚die gro‎ße Dame der rumänischen Dichtung‘ genannt zu werden. Mir wurde vorgeworfen, ich hätte sie auf dieses Podest gestellt.“



    Ehrengast der neunten Auflage der Internationalen Buchmesse Bookfest“ war Polen. Unter dem Motto Quo vadis Polen? Hin zum nächsten Nobelpreis“ hat das Polnische Institut eine Reihe von Veranstaltungen für Bookfest“ 2014 vorbereitet, die das Interesse des rumänischen Publikums für zeitgenössische Künstler aber auch für polnische Klassiker erwecken sollten. Ciprian Măceşaru, Dichter und Prosaschriftsteller:



    Bei Bookfest habe ich an zwei Buchpräsentationen teilgenommen. Die erste war die Lancierung einer Anthologie Wisława Szymborska, beim Polnischen Institut. Die zweite war die Lancierung des Romans eines polnischen Schriftstellers, den wir die Freude hatten, bei der Messe zu treffen. Es handelt sich um Janusz Wiśniewski, mit dem Roman »Allein im Internet«. Über die berühmte Schriftstellerin Wisława Szymborska gibt es nicht viel zu sagen, denn sie ist die Nobelpreisträgerin 1996. Die Neuheit dieser Anthologie ist, dass es auch Gedichte aus den letzten Bänden der Autorin beinhaltet. Die besagten Bände zeigen die Erneuerungskraft der Sprache der polnischen Schriftstellerin. Die Grundzüge bleiben zwar dieselben, ihr gelingt es, über dieselben universalen Themen zu sprechen, stellt den Fokus aber auf leicht erkennbare zeitgenössische Fragen. Da gibt es ein ausgezeichnetes Gedicht zum Augenblick 11. September 2001. Es gibt ein Gedicht, das von Rassismus handelt. Es gibt Gedichte über das, was wir haben, und über das, was uns weggenommen wurde, über Dinge, mit denen wir uns abfinden müssen. Bei Szymborska gibt es immer eine Parallele zwischen der Zerbrechlichkeit des Menschen und dem unendlichen, unantastbaren, stets stummen Universum. Eine ganz andere Art von Buch war Gegenstand der zweiten Lancierung. Der Autor kommt aus dem Bereich Wissenschaft. Wiśniewski erstellt Computerprogramme und verfolgt die Fortschritte der Chemie. Er begann recht spät, zu schreiben, »Allein im Internet« war sein erster Roman. Nichtsdestotrotz verzeichnete er einen Riesenerfolg. Wenn wir versuchen würden, etwas Ähnliches in Rumänien zu finden, würden wir es nicht schaffen. Allein in Russland wurde dieses Buch in einer Million Exemplaren herausgegeben und ist bereits bei der 11. Auflage angelangt. Es wurde sogar inszeniert. In Polen wurde der Roman verfilmt.“




    Während der Buchmesse hatten die Besucher freien Zugang zu dem Kunstkino Bookfest“, wo bei internationalen Festivals preisgekrönte Streifen vorgeführt wurden. Diese wurden vom Ungarischen Institut Bukarest, von der Norwegischen Botschaft, dem Französischen Institut Bukarest und vom Polnischen Institut zur Verfügung gestellt.



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  • Rumänien beim Buchsalon in Paris

    Rumänien beim Buchsalon in Paris

    Mit der Teilnahme Rumäniens am 34. Pariser Buchsalon hat die rumänische Literatur an Sichtbarkeit auf dem französischen Literaturmarkt gewonnen“, erklärte der Leiter des Rumänischen Kulturinstituts ICR, Lilian Zamfiroiu. Das vom Rumänischen Kulturinstitut zusammengestellte Programm lief unter dem Motto Des livres à venir, lavenir des livres“ / Cărţile viitorului, viitorul cărţii“ / Die Bücher der Zukunft, die Zukunft der Bücher“ und enthielt Rundtischgespräche, Buchvorstellungen und Treffen mit Verlegern, Schriftstellern, Übersetzern und Journalisten.



    Die Schriftsteller George Arion, Sylvain Audet, George Banu, Jean-Pierre Brach, Roxana Bauduin, Linda Maria Baros, Michel Carrassou, Alexandru Călinescu, Corina Ciocârlie, Cosmin Ciotloş, Florica Ciodaru Courriol, Benoit-Joseph Courvoisier, Augustin Cupşa, Mark Despot, Reginald Gaillard, Michel Gavaza, Dinu Flamând, Dominique Ilea, Nicolae Manolescu, Mircea Martin, Bujor Nedelcovici und Matei Vişniec beteiligten sich vom 21.-24. März am 34. Internationalen Buchsalon in Paris. Am rumänischen Stand wurden aufregende Debatten geführt, zu den Themen Avangardă şi modernitate“ (Avantgarde und Moderne“), Ezoterism şi sacralitate în lumea de azi“ (Esoterik und Sakralität in der heutigen Welt“), Les livres à venir, lavenir des livres“ (Die Bücher der Zukunft, die Zukunft der Bücher“), Livres français, lecteurs roumains / Livres roumains, lecteurs français“ (Cărţi franceze, cititori români / Cărţi româneşti, cititori francezi“ Französische Bücher, rumänische Leser / Rumänische Bücher, französische Leser“), Realitate şi ficţiune în sport. O altă scriitură?“ (Realität und Fiktion im Sport. Eine andere Schreibart?“) und “Présences de la peinture contemporaine roumaine en France“ (Pictori contemporani români în Franţa“, Rumänische Kunstmaler der Gegenwart in Frankreich“).



    Die Journalistin und Schriftstellerin Adela Greceanu war beim Pariser Buchsalon dabei und meinte, Rumänien habe ein lebendiges, vielfältiges Programm präsentiert und viel Interesse bei den ausländischen Lesern und Journalisten hervorgerufen. Adela Greceanu über den diesjährigen Internationalen Buchsalon in Paris:



    In den letzten Jahren ist der Pariser Buchsalon zum wichtigen Ereignis auf dem europäischen Literaturmarkt geworden. Das diesjährige Gastland Argentinien hatte einen beeindruckenden Stand, der von der Ausstellung »Julio Cortázar« dominiert wurde. 2014 feiert die literarische Welt 100 Jahre seit der Geburt des gro‎ßen argentinischen Schriftstellers, und gedenkt gleichzeitig seinem 30. Todestag. Für mich war es ein au‎ßerordentliches Geschenk, dass Argentinien als Gastland in Paris eingeladen war, dass ich noch nicht veröffentlichte Fotos von Julio Cortázar und vor allem ein Heft mit Notizen für seinen Anti-Roman »Rayuela: Himmel-und-Hölle« sehen konnte. Dieses Heft befand sich in einem Schaufenster und man konnte es digital durchblättern. In Bezug auf die Präsenz Rumäniens beim Buchsalon scheint es mir sehr wichtig, dass ich rumänische Bücher auch an anderen Ständen sah, und nicht nur am Stand Rumäniens. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die rumänische Literatur immer bekannter wird. Die Bücher von Gabriela Adameşteanu waren beim Verlag Gallimard zu sehen, der Roman »Viaţa şi faptele lui Ilie Cazane« (»Leben und Taten von Ilie Cazane«) wurde vom Verlag Zulma verkauft, und beim Stand des Verlags Actes Sud sah ich den Roman »Ferestrele zidite« (»Zugemauerte Fenster«) von Alexandru Vona.




    Eine Debatte, die ein zahlreiches Publikum anzog, war Perspektiven der europäischen Integration der Moldaurepublik“. Daran beteiligten sich der Botschafter der Republik Moldau in Frankreich, Oleg Serebrian, der Historiker, Schriftsteller und Direktor des Kischinjower Verlags Cartier“, Matei Cazacu, und der moldawische Schriftsteller Emilian Galaicu-Păun. Botschafter Oleg Serebrian sprach über die Bemühungen seines Landes um die EU-Integration. Beginnend mit 2009 wurden diese Aktionen beschleunigt. Wir hatten viele Erfolge auf diesem Weg; vor allem das Unterschreiben des Freihandelsabkommens war ein wichtiger Schritt vorwärts für die moldawische Wirtschaft. In einigen Jahren werden wir auch die positiven Wirkungen dieser Schritte spüren“, sagte Oleg Serebrian. Die Schriftstellerin und Journalistin Adela Greceanu dazu:



    Nach der Debatte unterhielt ich mich mit dem Schriftsteller Emilian Galaicu-Păun in einem Interview über die EU-Integration der Republik Moldau. Dabei sagte er mir, wie wichtig es war, da‎ß dieses Jahr moldawische Schriftsteller, die in rumänischer Sprache schreiben, am Stand Rumäniens beim Pariser Buchsalon anwesend waren. Für diese Schriftsteller bedeutet das eine Anerkennung der Tatsache, da‎ß sie sowohl der rumänischen Literatur als auch der Literatur der Europäischen Union angehören.“




    Florica Ciodaru Courriol präsentierte beim Pariser Buchsalon ihre französische Übertragung des Romans Acasă, pe Cîmpia Armaghedonului“ (Notre maison dans la plaine de lArmageddon“, Unser Haus auf der Armageddon-Ebene“) von Marta Petreu. Der Verlag L’Âge dHomme“, der die französische Übertragung vorstellte, hat bereits Werke der rumänischen Autoren Mateiu Caragiale, Lucian Blaga, Vintilă Horia und Ion Caraion veröffentlicht. Über den Roman von Marta Petreu sagte die Übersetzerin Florica Ciodaru Courriol:



    Ich liebe diesen Roman. Es handelt sich um einen autobiographischen Roman, der auch grausame Momente enthält wie zum Beispiel die Obduktion des Vaters. Kurzum: Es handelt sich um die Geschichte einer Bauernfamilie aus Siebenbürgen, die sich über ein Jahrhundert erstreckt. Parallel zu dieser Geschichte ist das Buch auch ein Bildungsroman — wir erleben die Entwicklung der jungen Erzählerin, die mit der Autorin Marta Petreu vieles gemeinsam hat. Für die Leser aus dem Westen wäre es interessant, zu erfahren, was in einer Region in Rumänien in einer Zeitspanne von etwa 100 Jahren geschehen ist — die Geschichte beginnt vor dem Zweiten Weltkrieg, es wird der Einmarsch der sowjetischen Truppen in Cluj/Klausenburg beschrieben, es folgen die Desertion des Vaters aus der Armee, die Zwangskollektivierung, die marxistische Erziehung in der Schule, die Religionsprobleme in Siebenbürgen. Marta Petreu bringt die Erzählung bis in die Gegenwart, sie klagt gegen den Verfall der rumänischen Wirtschaft und gegen die Zerstörung der Umwelt. Der Roman ist vielschichtig und kann aus vielen Gesichtspunkten betrachtet werden. Im Vorwort zur französischen Ausgabe schrieb ich, es handele sich um einen metaphysischen Roman.“




    Zum Schlu‎ß einige Eindrücke von Florica Ciodaru Courriol über die diesjährige Auflage des Pariser Buchsalons:



    Das rumänische Programm war von höchster Qualität, es war eine Bestätigung nach dem vorigen Jahr, als Rumänien Gastland des Pariser Buchsalons war. Dieses Jahr wurde der Poesie besondere Aufmerksamkeit geschenkt, und ich finde es sehr gut, weil die Poesie oft im Hintergrund bleibt, sowohl in Rumänien als auch in Frankreich. Wir warten weiterhin auf Reaktionen betreffend die Rezeption der rumänischen Literatur in Frankreich.“




    Der Internationale Buchsalon in Paris ist sowohl den Profis im Verlagswesen als auch dem breiten Publikum gewidmet. Nachdem Rumänien im Jahr 2013 Gastland des Pariser Buchsalons war, kam die rumänische Literatur mit mehr als 20 neuen Titeln auf den französischen Literaturmarkt, unter anderen mit Werken von Radu Aldulescu, Ana Blandiana, Lucian Boia, Norman Manea, Lucian Dan Teodorovici, Adina Rosetti, Răzvan Radulescu, Varujan Vosganian.



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