Tag: Büffel

  • Digitales Museum in einer Büffelfarm – Pecica ist einen Besuch wert

    Digitales Museum in einer Büffelfarm – Pecica ist einen Besuch wert

    “Das von der Skulptur “Das Wunder” von Constantin Brancusi inspirierte Gebäude entspringt dem Boden durch mehrere goldene Spiralen und kristalisiert in eine Form, die, genau wie die Muse des Bildhauers, sich von den Lasten der Vergangenheit befreit und in unendliche Höhe emporsteigt. Die Form des Gebäudes vermittelt dem Besucher ein Strebensgefühl — es geht dabei nicht nur um das Gebäude, sondern um das Leben selbst.”



    So beschreibt der Architekt Claudiu Ionescu das Konzept des von ihm geschaffenen Gebäudes, das der Stadt Pecica, im Kreis Arad, internationalen Ruhm brachte. Im westrumänischen Pecica kann der Besucher eine einmalige Kombination von altbewährter Tradition und Zukunftsarchitektur erleben, die fast zu einer Science-Fiction-Welt gehören könnte. Im Besucherzentrum der hiesigen Büffelfarm wurde eine aussterbende Tierart gerettet; parallen dazu entstand dort auch das einzige völlig digitalisierte Museum der Welt.



    Marinela Petran ist die Leiterin des Zentrums für nachhaltige Projekte im Rahmen der Stadtverwaltung Pecica. Sie führt uns durch das Besucherzentrum und durch die Büffelfarm, die eigentlich ein kleiner Zoo ist:



    Als Erstes wurde ein traditioneller Stall mit Schilfdach für 25 Büffel wie einst gebaut. Im folgenden Jahr bauten wir ein schönes Besucherzentrum mit ultramoderner Apparatur — deshalb wird es als digitales Museum” bezeichnet. In diesem Zentrum haben wir zwei interaktive Schnittstellen, um die Museen der Welt im Internet zu besuchen. Wir haben auch zwei gro‎ße 3D-TV-Bildschirme, zwei Projektoren und ein virtuelles Fahrradsystem — man kann pedalieren und auf dem Bildschirm einen schönen Ausflug durchs Muresch-Tal erleben. Wir haben einen Raum mit 60 Fahrrädern, weil wir fit bleiben und auch die schöne Naturlandschaft genie‎ßen sollten.”



    Ein Kinderspielplatz und ein moderner Pavillon für die 10 Kessel, die beim jährlichen Gastronomie-Wettbewerb Festival der Kessel” verwendet werden, ergänzen das Angebot des Besucherzentrums. Marinela Petran:



    Auf der Büffelfarm leben rumänische Büffel aus der Gegend Talmaciu, im Norden des Kreises Arad. Der Büffel ist eine aussterbende Tierart; die Büffel sind halbwilde Tiere, man kann sie nicht anfassen, aber man kann sie beobachen. Die Büffelkälber sind für Kinder besonders attraktiv – heutzutage haben die Kinder kaum noch die Gelegenheit, Tiere in ihrem natürlichen Habitat zu sehen. Wir haben eine Möglichkeit gefunden, diese eindrucksvolle Tiere zu schützen, und ihnen zu einem freien Leben in der Natur zu verhelfen.



    Ebenfalls hier kann der Besucher das Pecica-Brot kosten. 1923 wurde hier die älteste, heute noch funktionierende Bäckerei gebaut. Kinder und Erwachsene konnen den Teig selbst kneten und ihr eigenes Brot ohne Konservierungsstoffe backen. Im Besucherzentrum der Büffelfarm Pecica befindet sich auch ein Backstein-Brotofen, das nach einem 250 Jahre altem Modell gebaut wurde.



    Seit Oktober 2013 bezeichneten Fachzeitschriften wie Club Innovation oder Culture France das originelle Gebäude auf der Buffelfarm als das erste komplett digitalisierte Museum der Welt” Das auf einer Fläche von nur 125 Quadratmetern errichtete Gebäude ist auch ein Modell für effiziente Raumverwendung. Der Architekt Claudiu Ionescu sagte, auf diesen 125 Quadratmetern würden so viele Exponate gezeigt, wie auf Tausenden Quadratmetern in anderen Museen. Gleichzeitig spart man Pflege- und Personalkosten. Mehr dazu von Marinela Petran, Leiterin des Zentrums für nachhaltige Projekte im Rahmen der Stadtverwaltung Pecica.



    Der 28-jährige Architekt Claudiu Ionescu ist ein junger Mann, dem die Idee eines digitalen Museums besonders gut gefallen hat. Ich kann nicht sagen, dass wir hier ein richtiges Museum haben, aber wir verfügen über eine modernere Ausstattung als andere Museen. Wir können 3-D-Projektionen machen, wir haben 60 3-D-Brillen, das Gebäude ist teilweise ein Öko-Haus, mit einem Grasdach, auf dem man steigen kann, um das wunderbare Panorama der Stadt Pecica zu sehen, und wir haben auch eine Naturwand mit Innenpflanzen. Wir haben unseren eingenen Wasserkreislauf, unsere eigene Kläranlage und wir verwenden unkonventionelle elektrische Energie, die wir mit unserer Photovoltaikanlage gewinnen.”



    Das Museum bietet Möglichkeiten für Kunstaustellungen und andere Veranstaltungen, wie zum Beispiel Erziehungsprogramme für Kinder. Das Gebäude ist das Resultat eines avantgardistischen Projekts und dient der Studien zur Widerherstellung der Wasserbiotope in Naturschutzgebieten.

  • Theaterregisseur Radu Afrim landet drei Erfolgspremieren in Hermannstadt

    Theaterregisseur Radu Afrim landet drei Erfolgspremieren in Hermannstadt

    Das Hermannstädter Nationaltheater hat in der aktuellen Spielzeit sein Publikum zu drei Erstaufführungen eingeladen. Die Stücke Giraffen“ und Büffel“ aus der Serie Urbane Fabeln“ des Katalanen Pau Miró erforschen Themen wie Feminismus, Wahlfreiheit, Tod und Überleben, während Tattoo“, eine Inszenierung nach Igor Bauersima und Réjane Desvignes, eher eine spannungs- und humorvolle Aufführung ist.



    Unter den Stichworten FOCUS TNRS — RADU AFRIM hat neulich das Theater Radu Stanca“ in einem Theatermarathon die drei Aufführung des Regisseurs Radu Afrim präsentiert, die in dieser Spielzeit beim Hermannstädter Theater auf die Bühne gebracht wurden. Es handelt sich um Tattoo“ von Igor Bauersima und Réjane Desvignes, eine Produktion, die von der deutschen Abteilung des Nationaltheaters in Sibiu (Hermannstadt) inszeniert wurde, und um die offizielle Erstaufführung der zwei Stücke aus der Serie der urbanen Fabeln, Giraffen“ und Büffel“, nach einem Text von Pau Miró. Diese wurden ebenfalls von der rumänischen Abteilung des Hermannstädter Theaters auf die Bühne gebracht.



    Radu Afrim mag es, besonders mit neuen Texten und neuen Autoren zu arbeiten. Zudem ist er der Ansicht, dass die Wahl des Textes eine ausschlaggebende Rolle spiele, oder, so wie der Regisseur es formuliert, den passenden Text für das passende Theater und für die passende Stadt“ zu finden. Die Texte von Giraffen“ und Büffel“ bilden zusammen mit dem Stück Löwen“, die Trilogie Urbane Fabeln“ von Pau Miró, einem katalanischen Schriftsteller, der sich in Europa einer besonderen Popularität erfreut, in Rumänien aber dennoch eher unbekannt bleibt. Der Regisseur Radu Afrim:



    Ich habe erstens an die Truppe gedacht. »Giraffen« wird mit erwachsenen und berühmten Darstellern gespielt. In »Büffel« treten eher jüngere Schauspieler, Studenten auf. Es ist schwer für Nachwuchs-Schauspieler, solche Rollen zu spielen. Ich dachte, es wäre nicht genug, nur ein Stück aus dieser Trilogie zu inszenieren, denn ich fühlte eine enge Verbindung zwischen allen Stücken. Eine besondere Aufregung erlebte ich bei der Inszenierung von »Büffel«, weil es sich um ein ‚dunkles‘ Stück handelt. Ich wollte einen Kontrapunkt zu »Giraffen« setzen, nicht alleine »Büffel« inszenieren, wie ursprünglich geplant. Ich hatte »Büffel« gelesen und dieses dramatische Gedicht besonders gemocht. Auch in »Giraffen« ist das Thema ziemlich traurig.“




    In der Aufführung Giraffen“ wird die Handlung an die Schwarzmeerküste im Rumänien des Jahres 1968 versetzt und im Mittelpunkt der Handlung steht ein scheinbar banales Utensil, das im letzten Jahrhundert das Leben der Frau von Grund auf revolutioniert hat: die Waschmaschine. Alle drei Texte von Miró kreisen übrigens um dieses Haushaltsgerät. Radu Afrim:



    In »Giraffen« handelt es sich ebenfalls um sexuelle Befreiung in einer Zeit, in der das ein Tabuthema in Rumänien war. Eine der Gestalten ist ein Transvestit in einer Bar, die sich an der Riviera befindet. Meiner Ansicht nach war diese Idee, die Handlung des Stückes nach Rumänien zu versetzen, völlig angemessen. Ich habe auch früher Haushaltsgeräte in meinen Stücken genutzt. Sie sind schön, gebrauchsfertig, haben aber keine kulissenartige Wirkung, man kann ihnen Zauber verleihen, man kann damit spielen. Diese Gegenstände werden in ihrer Beziehung zu den Menschen auch human. Oder es kann wohl sein, dass der Mensch in Beziehung zu diesen Haushaltsgeräten zu einem Roboter wird. In diesem Stück steht die Waschmaschine für die Befreiung der Frau von einer Arbeit, die in meiner Kindheit üblich war. Ich bin im Jahr 1968 geboren, genau das Jahr, in dem die Handlung des Stücks »Giraffen« spielt, und damals wurde die Wäsche von Hand gewaschen, meine Gro‎ßmutter wusch sie noch am Fluss…“




    Das Stück Giraffen“ erforscht Themen wie Traditionalismus, Feminismus, Liebe und die freie Wahl. Die Schauspielerin Mariana Mihu spielt die Rolle der verheirateten Frau, die sich eine Waschmaschine der Marke Albalux wünscht. Wie die Darstellerin einräumte, finde sie sich in dieser Gestalt wieder, weil sie darin die Gelegenheit sieht, ihre Kindheit und Teenagerzeit erneut zu erleben. Besonders interessant sei ihre Gestalt dadurch, dass sie sich ständig ändert:



    In »Giraffen« gibt es eine gewisse Humorzone, die mir sehr gelegen kommt, weil wir üble Zustände mit Galgenhumor überbrücken. Das tut sowohl der Psyche als auch dem Leib gut. Es handelt sich um die Kraft des Menschen, sich umzuwandeln und zu hoffen, dass wirklich auch Gutes passieren muss. Das gefällt mir und ich glaube, dass ich deshalb auch diese Rolle akzeptiert habe. Die Idee, dass Menschen sich zum Besseren verändern und wieder hoffen können, war sehr attraktiv für mich und deshalb habe ich weitergemacht. Für mich sind die Giraffen die Tiere, die über den engen Horizont hinaus sehen können. Und Büffel sind Tiere, die lange aushalten.“




    Die Rollenbesetzungen in Giraffen“ und Büffel“ sind gemischt. In dem ersten Stück werden die Rollen von den erwachsenen Darstellern des Theaters Radu Stanca“ gespielt, im zweiten Stück sind sie hingegen von Nachwuchs-Schauspielern besetzt. Giraffen“ ist eine komisch-nostalgische Aufführung, während Büffel“ hingegen eine emotionsbeladene Aufführung über Tod und Überleben ist. Die Handlung spielt in einer Wäscherei: Ein Kind stirbt, die Mutter verschwindet, der Vater verliert seinen Verstand und die vier Büffel-Kinder müssen damit zurechtkommen. Der junge Darsteller Vlad Bârzanu spielt die Rolle eines der Kinder. Er sagte dazu:



    Sie sind verzweifelt, klein, sie versuchen zu überleben, zu verstehen, was passiert, sie versuchen weiter zu leben — das Leben so weiter zu leben, wie es bislang war, wie sie es kennengelernt hatten, wie ihnen ihre Eltern beigebracht hatten, das Leben zu leben. Sie sind verletzlich in dieser Welt, genau wie die Giraffen, und dennoch stark. Alle vier erleben die eigene Geschichte, jedes von ihnen muss Schwierigkeiten überwinden, können dennoch durchhalten.“




    Selbst wenn Büffel“ ein bedrückender Text ist, hat der Regisseur dennoch die richtige Zeit gefunden, um für Humor Platz zu schaffen:



    Wer keinen Humor hat, kann auf der Bühne nicht interessant sein. Ich habe den richtigen Moment gefunden, wenn die Kunden, verkleidet als diverse bekannte Figuren, ihre Kleidungsstücke zur Wäscherei bringen und sich somit auch von ihren Sünden reinwaschen. Ich habe zahlreiche Witze in der Aufführung gefunden, die im Originaltext nicht zu finden waren, aber der Autor dieses Textes bietet die Gelegenheit zum improvisieren, Künstler und Regisseur zu werden. Ja, der Text bietet auch die Gelegenheit, komische Situationen zu schaffen, aber mit Mä‎ßigung. Und die Gestalten aus »Giraffen« bringen auch eine bestimmte Dosis an Sympathie mit. Ich habe die beiden Aufführungen so konzipiert, dass sie am selben Abend dargeboten werden können, allerdings mit einer Pause dazwischen.“




    Die Aufführung Tattoo“, nach dem Text der schweizerischen Autoren Igor Bauersima und Réjane Desvignes, wurde vom Regisseur mit den Schauspielern der deutschen Abteilung des Hermannstädter Theaters Radu Stanca“ inszeniert. Der Regisseur sagte, dass die Aufführung spannungs- und humorvoll sei:



    Die Aufführung ähnelt keiner anderen, die ich bislang inszeniert habe. Es handelt sich um ein sehr gut geschriebenes Stück und die Zusammenarbeit mit den Darstellern hat mir viel Spa‎ß gemacht, es herrschte dabei eine äu‎ßerst gute Stimmung. Der Text hatte mich vom ersten Moment an erobert. Es handelt sich um einen Künstler, der sich seinen ganzen Körper tätowieren lässt, um seine Freunde auf beispiellose Weise herauszufordern. Es handelt sich gleichzeitig um Freundschaft, um Aufrichtigkeit in einer Beziehung.“