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  • Von der Architektur zur Poesie: Bühnenbildner Horaţiu Mihaiu veröffentlicht Gedichtband

    Von der Architektur zur Poesie: Bühnenbildner Horaţiu Mihaiu veröffentlicht Gedichtband

    In Bukarest sind im Verlag Charmides die ersten drei Gedichtbände der Sammlung Infinitesimal“ des Regisseurs und Bühnenbildners Horaţiu Mihaiu erschienen. Mit dem Band Der Tod ist ein guter Ratgeber“ aus der besagten Sammlung gibt der Künstler sein Debüt als Dichter. Horaţiu Mihaiu wurde in Klausenburg im Jahr 1953 geboren. In seiner Heimatstadt absolvierte Mihaiu die Architekturfakultät und lernte somit einen Beruf, den er bis 1989 ausübte. Anfang der neunziger Jahre gibt er sein Debüt im Theater als Bühnenbildner, 1995 gilt er zum ersten Mal als Regisseur einer Aufführung, die auf die Bühne des Nationaltheaters Klausenburg gebracht wird: 17 Akte mit Piet Mondrian“. Die Aufführung bringt ein neues Konzept im rumänischen Theater zum Vorschein, das sogenannte Image-Theater, und wird mit dem Preis des Rumänischen Theaterverbands UNITER für alternative Aufführung geehrt.



    Die Gedichte, die der Regisseur neulich im Band Der Tod ist ein guter Ratgeber“ veröffentlichte, wurden in den siebziger Jahren geschrieben. Wahrscheinlich ist die Inspiration etwas Göttliches, sagt Horaţiu Mihaiu, der überzeugt ist, dass die visuellen und die poetischen Ausdrucksmittel miteinander verbunden seien:



    Lyrik gibt es meiner Meinung nach nicht nur in unseren Gefühlen und Erlebnissen. Poesie gibt es überall — in unserem Alltag, in Apotheken, in Buchhandlungen, Lebensmittelläden… Das glaubte ich damals, in den Siebzigern. Ich habe versucht, den Gedichten, die überall vorkommen, eine Form zu verleihen, sie wie in einer Theateraufführung zu organisieren. Die Lyrik enthält zudem noch etwas, was in anderen Künsten nicht zum Ausdruck gebracht werden kann: Gerüche. In Gedichten riecht es nach Heu, es riecht wie in einer Apotheke, wie in einem Lebensmittelladen… Der Geruchssinn in unserem Leben hat mich immer bezaubert. Ich wollte diesem Erlebnis, das uns überall und immer im Leben begleitet, Ausdruck verleihen. Ich habe versucht, es aufs Papier zu bringen. Meiner Meinung nach haben Erlebnisse ohnehin diesen Bestandteil, der auf der olfaktorischen Wahrnehmung beruht. Selbstverständlich konnte eine Prise Emotion nicht fehlen. In meinen Gedichten rückt aber die Emotion in den Hintergrund, sie scheint irgendwie getarnt zu sein.“




    Seine Gedichte seien nicht im Dada-Stil geschrieben, sie eröffnen jedoch neue Assoziationsmöglichkeiten und seien nicht einfach zu entziffern, sagt der Dichter. Wenn Horaţiu Mihaiu über die Art und Weise spricht, in der er seine Gedichte aufbaut, erinnert sich der Künstler an die Zeit der Beatles:



    Es gab die verrückten Jahre, in denen die Menschen weltoffen waren. Es waren die Jahre einer gro‎ßartigen interkulturellen Öffnung. Die Zeit der Beatles war die Zeit der Revolution, einer Revolution, deren Folgen heute noch zu spüren sind. Eine authentische und gewaltfreie Revolution, die unsere Lebensweise und die zwischenmenschlichen Beziehungen gründlich verändert hat… Ein deutliches Merkmal meiner Gedichte bleibt die Originalität, ich wollte nicht bereits geebnete Wege betreten, ich wollte neue Gedichtformen suchen, um das Poetische im Unpoetischen zu finden. Auch wenn man Theater macht, sucht man neue Formen au‎ßerhalb der Theaterwelt. Es ist, als ob man das neu verwendet, was andere wegschmei‎ßen oder beiseite legen.“




    Über den Titel des Bandes, der einen Teil der Gedichte sammelt, die er im Laufe der Zeit schrieb, sagte Horaţiu Mihaiu:



    Ich wollte einen Titel finden, der nichts mit den Gedichten zu tun hat. Ich wollte dem Sprichwort ‚Die Nacht ist ein guter Ratgeber‘ einen spielerischen Sinn verleihen und so habe ich es in ‚Der Tod ist ein guter Ratgeber‘ umgewandelt. Die Idee, die dahinter steckt, ist, dass wir nicht wissen können, was nach dem Tod kommt. Es kann sein, dass wir die besten Ratschläge nicht im Laufe des Lebens finden, sondern erst danach. Auch die Sinne, die ich suche, werde ich höchstwahrscheinlich nicht während meines Lebens finden.“




    Der Regisseur und Dichter ist auch im retrospektiven Album des internationalen Verbands der Bühnenbildner World Scenography 1990-2005“ zu finden. Derzeit ist er künstlerischer Regisseur am Jugendtheater im ostrumänischen Piatra Neamţ. (Şt.B)

  • Nationales Theaterfestival 2016: Tanzkunst im Rampenlicht

    Nationales Theaterfestival 2016: Tanzkunst im Rampenlicht

    Zum 26. Mal findet in diesem Herbst das Nationale Theaterfestival in Bukarest statt. Auf dem Programm stehen Inszenierungen und Aufführungen, die in der Spielzeit 2015-2016 das Publikum begeisterten. Drei weltweit renommierte Künstler schlie‎ßen sich dieses Jahr den Festspielen an, unter ihnen der Choreograph Angelin Preljocaj, dessen Aufführung La Fresque — L’Extraordinaire Aventure“ das Festival am 21. Oktober eröffnete und die Choreographin Carolyn Carlson, deren Schlüsselrolle in der französischen und italienischen Tanzszene von der Fachpresse oftmals betont wird. Vor einem Monat hatte die Aufführung von Angelin Preljocaj beim Grand Théatre de Provence ihre Weltpremiere gefeiert. Carolyn Carlson bringt auf die Bühne der Bukarester Festspiele zwei Aufführungen: Short Stories“ und Now“.



    Dieses Jahr kommt allerdings dem Tanz eine gro‎ße Rolle im Festival zu, sagt die künstlerische Leiterin Marina Constantinescu:



    Als Hauptachse der Festspiele würde ich den französischen Tänzer und Choreographen rumänischer Herkunft Gigi Căciuleanu bezeichnen. Wir wollen dem rumänischen Publikum seine gro‎ße Persönlichkeit näherbringen und die Pforten seiner Welt öffnen. Dem Choreographen widmen wir eine Ausstellung, die ihn als gro‎ßartigen Künstler mit zahlreichen Nuancen präsentiert. Wer die Ausstellung besucht, wird leicht verstehen, woraus seine Motivation, Kreativität und Energie entspringen. Nach der Vernissage luden wir das Publikum zu einer Aufführung des sogenannten Coupe-Theaters ein. Es handelte sich um die Aufführung »Vivaldi und die Jahreszeiten« des Staatstheaters Târgu Mureş. Wenige Darsteller nehmen daran teil, der Maestro bringt seinen Lehrlingen das Tanzen, die Schauspielkunst bei und wie sie das Verhältnis zwischen Gedanken und Bewegung verfolgen können.“




    Das 26. Nationale Theaterfestival stellt auch die Choreographin Miriam Răducanu in den Vordergrund, eine Persönlichkeit der rumänischen Tanzschule, die mehrere Generationen bedeutender Tänzer und Choreographen geformt hat.



    Die Ausstellungen Căciuleanu — Fotografie, Graphik, Lyrik und Video“, TransMutaţii“ — eine Kunstinstallation des Bühnenbildners Dragoş Buhagiar und Shakespeare ad Infinitum“ — eine Ausstellung der Künstlerin Oana Maria Cajal präsentiert die künstlerische Leiterin Marina Constantinescu als Neuigkeiten des Festivals:



    Dieses Jahr hat sich auch das Nationale Kunstmuseum dem Festival angeschlossen und der Königspalast, der das Museum beherbergt, ist jetzt Teil der Struktur unserer Festspiele. Dort präsentieren wir dieses Jahr die bühnenbildnerische Installation von Dragoş Buhagiar, die einen neuen, magischen Raum mit einer besonderen Akustik eröffnet. Jeder Künstler bezeichnet eine solche Installation als eine besondere Herausforderung. Im Nationaltheater präsentieren wir zudem im Rahmen der Festspiele eine Ausstellung, die wir zum Teil vom Nationaltheater in Craiova und von der Kunstgalerie Senso in Bukarest übernehmen. Es handelt sich um eine dem Dramatiker Shakespeare gewidmete Gemälde-Collagen-Ausstellung der rumänischen Künstlerin Oana Cajal. Bei dieser Shakespeare-Hommage unseres Festivals versuchen wir diese besondere Technik neu zu definieren.“




    Radio Rumänien ist ein traditionsreicher Partner des Nationalen Theaterfestivals und beteiligt sich seit 2008 daran in der dem Hörspiel gewidmeten Sektion On Air“.