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  • Burg Fogarasch: Sitz des siebenbürgischen Landtags, Gefängnis, Touristenattraktion

    Burg Fogarasch: Sitz des siebenbürgischen Landtags, Gefängnis, Touristenattraktion

    Unsere heutige Reise geht wieder einmal Nach Braşov (dt. Kronstadt). Wie Sie sicherlich schon wissen, liegt Braşov in der Mitte Rumäniens. Die siebenbürgische Stadt zieht Jahr für Jahr immer mehr Reisende an — sowohl wanderlustige, wie auch kulturinteressierte Touristen. Die Stadt Făgăraş (dt. Fogarasch) liegt im Landkreis Braşov. Auch die Zahl der Touristen, die Făgăraş besuchen, hat in letzter Zeit konstant zugelegt. Vor allem seit dem die Fogarascher Burg renoviert wurde. Derzeit nimmt sie einen wohl verdienten Platz in internationalen Ranglisten ein. 2016 besuchten mehr als 130.000 Touristen die Burg in Fogarasch. Die Verwalter der Burg hoffen, dass die im Jahr 2016 verzeichnete Rekordzahl 2017 übertroffen wird.



    Horia Pirău arbeitet als Museologe in der Burg Fogarasch. Er erzählt den Besuchern, sie hätten eine Festung betreten, die niemals erobert worden sei:



    Die Burg wurde 26 Mal belagert, doch hat sie niemals ihre Tore aufgemacht. Ich wünsche mir, dass uns so viele Touristen wie möglich besuchen, denn die Burg ist sehr schön. Die Architektur entspricht dem italienischen Renaissance-Baustil. Die Struktur und Form der Fogarascher Burg entsprechen nicht dem Baustil herkömmlicher transsilvanischer Burgen. Siebenbürgische Festungen wurden üblicherweise in Sternform, also im Vauban-Stil, gebaut. Für die Burg Fogarasch wurde dagegen die Form eines unregelmä‎ßigen Vierecks vorgezogen. An der nordöstlichen Seite, der längsten Seite der Burg, befindet sich der Gefängnisturm. Dieser bot eine hervorragende Rundumsicht. Der Thronsaal ist ebenfalls prächtig. Der Saal liegt im zweiten Stock der Burg und wurde vor knapp drei Jahren restauriert. Mir reichen die Worte nicht, um seine Schönheit zu beschreiben. Wie aus dem Namen abgeleitet werden kann, befindet sich in diesem Saal ein Thron sowie das Wappen der Stadt Fogarasch — nämlich zwei Fische. Dann gibt es noch den Saal des Siebenbürgischen Landtags. Die Möbel in diesem Saal stammen aus dem 17. Jahrhundert. Es sind nachgestellte Möbelstücke. Man darf nicht vergessen, dass die Burg in den Jahren 1948–1962 als Gefängnis verwendet wurde. Viele Gegner des kommunistischen Regimes wurden hier eingesperrt. Leider gingen damit auch viele Gegenstände verloren.“




    Die Fogarascher Burg soll dieses Jahr mit europäischen Mittel erneut restauriert werden. Die Burgverwaltung erhält 4,9 Millionen Euro in Form von Fördergeldern. Das Geld soll unter anderem zur Einrichtung von ständigen kunsthandwerklichen Werkstätten eingesetzt werden. Geplant ist auch die Konstruktion zweier beweglicher Brücken sowie die Herrichtung des ehemaligen Verteidigungsgrabens rundum die Burg. Und dennoch: Wie schaffte es die Burg bis auf den 2. Platz in einem europäischen Ranking? Dazu der Museologe Horia Pirău:



    Einige Journalisten von der Huffington Post, der berühmten US-Publikation, haben vor zwei Jahren eine Reise durch Rumänien unternommen. Ihre Reise ging auch durch Siebenbürgen. Entlang ihrer Route haben sie auch in Fogarasch Halt gemacht. Sie besuchten unsere Burg, ohne aber ihre Identität zu enthüllen. Wir haben sie so behandelt wie auch alle anderen Touristen. Sie baten uns, ein paar Bilder mit einer Drone aufnehmen zu dürfen. Wir sagten selbstverständlich zu. Am Ende ihres Besuches sagten sie uns, wir werden von ihnen eine E-Mail bekommen. Sie hätten uns eine Überraschung vorbereitet. Wir hatten keine Ahnung, dass die Journalisten eine Rangliste der 10 schönsten Burgen und Schlösser in Europa aufgestellt hatten. Unsere Burg landete auf den 2. Platz. Der erste Platz wurde von einem Schloss in Deutschland eingenommen.“




    Touristen, die gerne Burgen und Schlösser besichtigen, wissen nun, dass die Fogarascher Burg auf keinen Fall verpasst werden darf. Vor Ort werden ihnen alle Informationen, die sie brauchen, zur Verfügung gestellt, so Horia Pirău:



    Wir stellen den Touristen Informationen auf Englisch, Französisch und Deutsch zur Verfügung. Werbe- und Informationsmaterial gibt es au‎ßerdem auch auf Ungarisch. Künftig wollen wir uns auch auf Italienisch und Spanisch vorstellen. Manche Touristen besuchen uns alle Jahre wieder. Einigen von ihnen bieten wir mittlerweile kostenlosen Eintritt. Dass unsere Burg so aussieht wie heute, verdanken wir zum Teil unseren Besuchern. Das Geld, das wir für den Eintritt verlangen, wird gezielt für Restaurierungsarbeiten sowie zur Erhaltung der historischen Einrichtung ausgegeben.“




    Im August findet das Burgfest statt — ein mittelalterliches Fest, dass drei Tage anhält. Auch an Wochenenden bereitet die Burg Fogarasch seinen Gästen Überraschungen. Dazu findet jeden Tag zwischen 12 und 12.30 Uhr die feierliche Ablösung der Wachen statt.

  • Fogarascher Burg – bestens erhaltener Feudalbau

    Fogarascher Burg – bestens erhaltener Feudalbau

    Das Internetportal Hopper, das Informationen zur Reiseplanung bietet, hat eine Rangliste mit den schönsten Schlössern und Burgen der Welt erstellt. Die rumänische Burg Fogarasch (rum. Făgăraș) im Landkreis Brașov (Kronstadt) belegt dabei den 2. Platz. Auf Platz 1 befindet sich das Ende des 19. Jh. im Renaissance-romantischen Stil gebaute Schloss Neuschwanstein, das oberhalb von Hohenschwangau bei Füssen im südlichen Bayern steht. Dritte im Top ist Durham Castle, eine normannische Burg in der Stadt Durham im County Durham, England. Sie steht auf einem Hügel oberhalb des Flusses Wear gegenüber der Durham Cathedral.



    Die Burg Fogarasch ist eine der grö‎ßten und am besten erhaltenen feudalen Burgen in Osteuropa“ steht auf der Hopper-Internetseite. Mehr über die Burg Fogarasch erfahren Sie in den nächsten Minuten von der Direktorin des Fogarasch-Museums, Elena Bojenaru:



    Beim Besuchen der Burg Fogarasch kann man den Au‎ßenhof, zwei befestigte Verteidigungsmauern und zwei Bastionen besichtigen. Im Inneren der Burg ist die gesamte zweite Etage für das Publikum geöffnet — dort erfährt man viel über die Geschichte der Fogarasch-Gegend. Neulich wurde auch der Gefängnis-Turm zur Besichtigung freigegeben. Dieser Turm diente im Laufe der Jahrhunderte vor allem militärischen Zwecken und als Gefängnis. Zwischen 1945 und 1960 war im Turm ein Gefängnis für Gegner des kommunistischen Regimes eingerichtet. Die rumänischen Besucher bewundern die mittelalterliche Kunst, die dekorative Kunst, die Gemälde und die Skulpturen. Die ausländischen Touristen sind von der traditionellen Volkskunst, von der Hinterglasmalerei-Ikonen und von der einmaligen Tracht der Fogarasch-Gegend besonders angetan. Die ethnographische Abteilung des Museums präsentiert traditionelle Kunsthandwerke wie Töpfern oder Weben und wunderschöne Exponate (dekorative Keramikgegenstände, Volkstrachten aus der Region und handgewebte Teppiche und Tücher). Wir haben auch eine Ausstellung mit Hinterglasmalerei-Ikonen, die in der Fogarasch-Gegend gemalt wurden, und auch einen bemalten Altar vom 17. Jh., aus der evangelischen Kirche der Ortschaft Cincşor (Kleinschenk).“




    Die Burg Fogarasch geht auf eine ursprünglich Ende des 14. Jahrhunderts errichtete Burg zurück, die anstelle einer vormaligen hölzernen Befestigung vom 12. Jh. errichtet wurde. Als Zentrum der Krondomäne Fogarasch, dem grö‎ßten Gut des Fürstentums Siebenbürgen, war die Fogarasch-Burg von gro‎ßer Bedeutung. Dies spiegelt sich auch in den diversen Ausbauetappen vom 16. und 17. Jh. wider, bei denen die Befestigungen stark ausgebaut wurden. Die im Fogarasch-Gebirge zwischen Siebenbürgen und der Walachei liegende Burg wurde sowohl von den walachischen als auch von den siebenbürgischen Fürsten hochgeschätzt. In ihrer langen Geschichte wurde die Burg nie erobert.



    Neben einigen einmaligen Exponaten wie die römische Parade-Maske oder der rekonstruierte Keramikofen kann man im Burgmuseum auch Gegenstände sehen, die den ehemaligen Zünften gehörten, sowie eine Rekonstruktion mit dem Saal des Siebenbürgischen Landtags und einige Teile aus dem Altar der Kapelle. Den Touristen, die die Burg Fogarasch besuchen, stehen Broschüren und Audioguides in rumänischer, englischer, französicher, deutscher und ungarischer Sprache zu Verfügung.