Tag: Burzenland

  • Frühmittelalter: die Deutschordensritter im rumänischen Siedlungsgebiet

    Frühmittelalter: die Deutschordensritter im rumänischen Siedlungsgebiet

    Mittelalterliche militärisch-klösterliche Orden wurden gegründet, um sowohl die Botschaft des Christentums zu verbreiten als auch die von Muslimen besetzten Gebiete zu befreien oder zurückzuerobern. Die berühmtesten mittelalterlichen militärisch-klösterlichen Orden waren der Johanniterorden, der Templerorden und der Deutsche Orden. Nach Johannitern und Templern war der Deutsche Orden der dritte der gro‎ßen geistlichen Ritterorden der Kreuzzugszeit. Der Deutsche Orden, dessen Mitglieder sich nach einem ehemaligen deutschen Spital in Jerusalem Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem“ nannten, wurde 1190 in Akkon gegründet, zunächst als Spitalbruderschaft und seit 1198 auch als ritterliche Kampfgemeinschaft zum Schutz der Pilger im Heiligen Land.



    Die Deutschordensritter kamen in das Karpatenbecken als Teil einer Expansionsstrategie, die der Westen erarbeitete, unterstützte und in den Osten führte. Der ungarische König Andreas II. versuchte, die Grenze zu den Ostkarpaten zu befestigen und die katholische Lehre im Norden und im Osten zu verbreiten. Infolge dieser Strategie kamen die Deutschordensritter in diese Region. Die strengen, kriegerischen, in der deutschsprachigen Welt bereits etablierten Deutschordensritter konvertierten heidnische Wandervölker und Mitglieder der orthodoxen Gemeinschaften zum Katholizismus, um die Einheit der christlichen Kirche wiederherzustellen. Die Strenge der Deutschordensritter zeigte sich auch in ihrer äu‎ßeren Erscheinung: Auf dem wei‎ßen Mantel und dem wei‎ßen Schild in der Farbe des reinen religiösen Glaubens war ein schwarzes Kreuz zu sehen, das Symbol des Opfers im Krieg zur Verteidigung des Glaubens. 1211 setzten die Deutschordensritter ein starkes Verteidigungszeichen innerhalb des Karpatenbogens, in den Krümmung-Karpaten und nach Südosten, im Gebiet des heutigen Landkreises Vrancea.



    Akademiemitglied Ioan Aurel Pop, Professor für mittelalterliche Geschichte an der Babeş-Bolyai-Universität in Cluj (Klausenburg), spricht über den Beitrag der Deutschordensritter zur Kultur und Zivilisation des rumänischen Raumes, auch wenn sie nicht sehr lange Zeit hier geblieben waren:



    Die Deutschordensritter haben ziemlich viel gebaut, und die uns vorliegenden Beweise zeigen, dass damals mindestens eine sehr wichtige Festung, die Kreuzfestung, existierte. Sie bauten sogar weitere Festungen ‚ultra montes nivium‘, zu dt. ‚über den schneebedeckten Bergen‘, und dehnten sich dabei mehr aus, als der ungarische König Andreas II. zugelassen hatte, im Widerspruch zu seiner Politik, die mit der Präsenz der Deutschordensritter eher auf lokale als auf allgemeine Ziele abzielte. Der Heilige Stuhl wollte einen Staat schaffen, der in das päpstliche Erbe eingehen sollte, eine Art Brückenkopf. Warum haben wir so wenig Daten über die Deutschordensritter? Vor allem gab es zu jener Zeit noch keine Kanzleien. Damals fing Siebenbürgen erst an, als Woiwodschaft innerhalb des Königreichs Ungarn zu funktionieren. Südlich und östlich der Karpaten waren die Gebiete, zu denen die Deutschordensritter Beziehungen hatten, noch keine zentralisierte Staaten, und daher gibt es sehr wenige Dokumente, hauptsächlich aus ausländischen Quellen.“




    Aus päpstlichen Dokumenten, die die Ansiedlung der Deutschordensritter im Burzenland beweisen, geht hervor, dass, als die Deutschordensritter ankamen, das Burzenland von einer gemischten Bevölkerung, bestehend aus Rumänen, Slawen und Petschenegen, bewohnt war. Um seine Kriegs- und Missionsaufgaben zu erfüllen, musste der Deutsche Orden auch einen gesicherten Lebensunterhalt haben, und so erhielten die Deutschordensritter das Privileg, in Siebenbürgen Gold und Silber abzubauen.



    Die Deutschordensritter waren auch Baumeister, die im Burzenland zahlreiche Holzfestungen errichteten, unter anderem die Festung Feldioara (Marienburg), auch als die Schwarze Festung oder die Kreuzfestung bekannt. Neben Rumänen, Slawen und Petschenegen wurden auch deutsche Bauern und Handwerker als Kolonisten nach Burzenland gebracht, was zur Entwicklung der Siedlungen von Feldioara (Marienburg), Braşov (Kronstadt), Codlea (Zeiden), Râşnov (Rosenau) und Prejmer (Tartlau) beigetragen hat.



    Die Deutschordensritter wurden aber zu Konkurrenten Ungarns, weil sie die päpstliche Macht zum Nachteil der ungarischen Macht unterstützten. Nachdem sie einige Schlachten gegen die Kumanen im Südosten Siebenbürgens gewonnen hatten, besetzten die Deutschordensritter deren Gebiete und stellten diese Gebiete unter die politische Autorität des Papstes und nicht des Königreichs Ungarn. Im Jahr 1225 beschloss der König von Ungarn den Rückzug des Deutschen Ordens aus dem Burzenland; die Deutschordensritter gingen dann in Richtung Norden, in die nordöstlichen Gebiete des heutigen Polen.



    Es war aber nicht einfach, einer solchen Elitegemeinde anzugehören. Welche Bedingungen musste ein Anwärter erfüllen, um Mitglied des Deutschen Ordens zu werden? Vor allem Glaube, Disziplin und Bildung, sagt Professor Ioan Aurel Pop:



    Ein Mitglied des Deutschen Ordens musste ein Mönch sein, um die klösterlichen Lebensregeln wie Keuschheit und Gebet zu akzeptieren, aber gleichzeitig musste er auch ein Kämpfer, ein Soldat sein. Die Berufung der militärisch-klösterlichen Orden war, mit der Waffe in der Hand zu kämpfen, um den christlichen Glauben zu verteidigen und zu verbreiten. Die meisten Deutschordensritter waren Söhne von Adeligen, gehörten einer höheren Kategorie an und dienten dem Christentum, indem sie höheren Idealen dienten, die zu jener Zeit vielleicht zu den wichtigsten moralischen und religiösen Prinzipien bei der Verbreitung des Christentums gehörten. Der mittelalterliche Mensch konnte sich sein Leben au‎ßerhalb des Glaubens und der Kirche nicht vorstellen, er hatte eine unerschütterliche Bindung an das religiöse Leben. Deshalb spielte beispielsweise die Exkommunikation im Mittelalter eine verhängnisvolle Rolle, sie konnte die Gesellschaft zersetzen und desorganisieren. Diejenigen, die sich direkt in den Dienst der Kirche stellten, waren Mönche, aber die Mönchsritter mussten im Vergleich zu den einfachen Mönchen einer ganz besonders strengen Hierarchie folgen und besondere Eigenschaften erweisen, wie körperliche Stärke, Entschlossenheit und Überzeugungskraft.“




    Die mittelalterlichen militärisch-klösterlichen Orden hatten auch eine ethnische Komponente, die sich nach Ansicht von Ioan Aurel Pop zu Formen der zukünftigen nationalen Identität entwickelte. Dies war auch bei den Deutschordensrittern der Fall:



    Es gab auch eine ethnische Komponente: Der Deutsche Orden wurde hauptsächlich von Deutschen gegründet, und der Templerorden von Franzosen. Der Konflikt, den die Templer mit dem König von Frankreich, Philipp IV. dem Schönen, hatten, besiegelte ihr Schicksal. Die militärisch-klösterlichen Orden hatten eine ethnische Färbung, die dann national wurde. Mit dem Fortschreiten des Mittelalters in die Renaissance stellten sich die Mitglieder des Deutschen Ordens im Dienste des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und kämpften gegen die Polen, die ebenfalls Katholiken sind.“




    Nach ihrem Abzug aus Siebenbürgen und dem Burzenland tauchten die Deutschordensritter noch einmal in der Geschichte der Rumänen auf. Im Jahr 1410 schickte der Herrscher der Moldau, Alexander der Gute, ein Armeekorps, um an der Seite der polnisch-litauischen Allianz in der Schlacht von Marienburg gegen die Deutschordensritter zu kämpfen.

  • Kulturverein im Burzenland bringt Interessenten traditionelles Holzschnitzen bei

    Kulturverein im Burzenland bringt Interessenten traditionelles Holzschnitzen bei

    Früher arbeiteten die Handwerker in ländlichen Gebieten mit einfachem Werkzeug. Sie schnitzten verschiedene Holzstücke und stellten Möbelstücke aus Eichen-, Nuss-, Linden, Akazienholz und Binsen her. Oder verschiedene Haushaltsgegenstände und –werkzeuge. Häufig verzierten sie die selbstgemachten Gegenstände mit volkstümlichen Motiven. Holzschnitzerei war gang und gäbe in der volkstümlichen Baukunst. Sämtliche Hauptelemente der Häuser und Kirchen wurden durch kunstvolle Holzschnitzereien verschönert. Im ländlichen Raum in Rumänien werden Stützbalken sowie Tür- und Fensterrahmen der Häuser mit feinen geometrischen Holzschnitzereien verziert. Holzschnitzereien waren auch für die Aussteuertruhen, Tische, Schränke, Stühle und Bänke charakteristisch.



    Früher waren die Häuser auf dem Dorf ganz spärlich möbliert. Die Möbelstücke hatten eine genau definierte Funktion und entsprachen einem klaren Bedürfnis. Die am häufigsten zum Verzieren verwendeten traditionellen Motive waren die gerade Linie, der Punkt, die Spirale, die Zähne, das Kreuz, der Tannenbaum. Das Universum einstiger ländlicher Haushalte — mit Holzschnitzereien und weiteren herkömmlichen Architekturelementen — wird nun in Braşov (dt. Kronstadt) wieder ins Leben gerufen. Der Kulturverein Artessentia organisiert nämlich mehrere Werkstätte für Holzschnitzereien, mit dem Zweck, zum Teil vergessene Handwerke wieder zu beleben und als Kunstprojekte zu fördern. Die Rosette, der Wolfszahn und der Zickzack sollen nun von den Teilnehmern an den Werkstätten für verschiedene Motive verwendet werden. Die Reise in die Welt des Holzes und der im Holz geschnitzten Schutzsymbole beginnt mit einigen Kunstwerkstätten für Anfänger. Mehr Einzelheiten dazu lieferte uns Georgiana Gămălie, Mitbegründerin des Kulturvereins Artessentia:



    Der Kulturverein Artessentia beschäftigt sich sowohl mit Kunst wie auch mit herkömmlichen Traditionen. Durch die von uns veranstaltete Werkstätte wollen wir volkstümliche Kunst und in Vergessenheit geratene Handwerksbetriebe neu beleben. Holzschnitzereien sind typisch für unsere Region, dem Burzenland. Holz war nämlich hier immer eine bedeutende Ressource. Ich lernte dieses Handwerk von Nicolae Purcărea, als ich noch die Schulbank drückte. Und wünschte mir, das Handwerk auch an andere weiterzugeben. In den Werkstätten werden die wichtigsten Schritte erlernt.“




    Die Holzschnitzerei überrascht am Anfang die Teilnehmer, so unsere Gesprächspartnerin:



    Es ist gar nicht einfach. Unsere Kursteilnehmer sind auch davon überrascht. Es ist wiederum auch nicht so kompliziert. Durchs Schnitzen werden kleine Holzstücke entfernt und so entstehen die gewünschten Motive. Es ist anstrengend, obwohl wir nur einfache, keine dreidimensionalen Schnitzereien fertigstellen. Doch es dauert eine Weile, bis sie sich an den Stoff und an die Technik gewöhnen. Wir arbeiten mit Lindenholz, das weicher ist und sich leichter mit dem kleinen, besonders scharfen Messer schnitzen lässt. Wir zeigen den Teilnehmern wie man es macht, die Grundschnitte. Allerdings, um schöne Ergebnisse zu erhalten, müssen sie viel üben. Die meisten zeigen sich zufrieden zum Schluss, denn es handelt sich um eine entspannende Tätigkeit. Gleichzeitig ist es eine Form der Sozialisierung, des Miteinanderseins, des Austausches. Durch unsere Vorträge erfahren sie auch mehr Informationen über unsere Kultur.“




    Beim Anfängerkurs lernen die Teilnehmer, im Holz zu schnitzen. Dabei arbeiten sie mit drei wichtigen Motiven. Ihre Bedeutung wird im Laufe des künstlerischen Prozesses aufgeklärt, so Georgiana Gămălie:



    Die Grundelemente, mit denen wir arbeiten, sind der Wolfszahn, der Zickzack — oder der verlorene Weg, wie wir ihn noch zu nennen pflegen — und eine einfache Form der Rosette. Innerhalb von 2-3 Stunden — denn so viel dauert eine Werkstatt — lernen sie, mit diesen Elementen zu arbeiten. Wir erzählen ihnen auch, was die Schnitzereien bedeuten. Denn in der Vergangenheit hatten sie keine schlicht ästhetische Rolle, sondern auch eine Schutzfunktion. Der Wolfszahn lässt uns an unsere Vorfahren, an die Daker denken. Auf ihrer Flagge war ein Wolf abgebildet. Der hatte auch eine Schutzfunktion. Der Zickzack ist eine schöne Metapher des Lebens mit seinem ständigen Auf und Ab. Und die Rosette steht für die Sonne, ein lebensspendender Stern.“




    Wir wollten von Georgiana Gămălie erfahren, ob sich viele Leute für die Holzschnitzerei-Werkstätte anmelden:



    Es ist unwichtig, ob es viele oder wenige sind. Hauptsache, sie wünschen sich, das Handwerk zu erlernen. Das ist das Schöne daran — es beteiligen wirklich nur die Leute, die sich wirklich wünschen, dabei zu sein. Wir waren anfangs überrascht, dass sich IT-Leute, Lehrer, Ärzte — also Menschen, die in ihrem Alltag, in ihrem Beruf, nichts damit zu tun haben — an den Werkstätten beteiligten. Sie wünschten sich einfach, eine Handarbeit zu erledigen. Die meisten fühlen sich herausgefordert. Es macht ihnen aber Spa‎ß. Wir haben solche Werkstätte auch für Schüler organisiert. Wir arbeiten allerdings nur mit Schülern ab 12, da sie scharfe Messer handhaben müssen. Sogar eine IT-Firma hat uns angeschrieben, um an ihrem Sitz eine unserer Werkstätte zu veranstalten. Ihre Mitarbeiter arbeiten sehr viel vor dem Bildschirm und sie wollten ihnen eine zeitweilige Ablenkung anbieten.“




    Die Holzschnitzerei ist eine entspannende Beschäftigung, die sich möglicherweise zur Leidenschaft entwickeln und sogar kunstvolle Gegenstände entstehen lassen könnte.

  • Ostern auf der Törzburg: Bauernbräuche und Traditionen am Schloss

    Ostern auf der Törzburg: Bauernbräuche und Traditionen am Schloss

    An Ostern, Weihnachten oder anlässlich anderer Feiertage präsentiert sich das Schloss eben in… Feierlaune. In diesem Jahr haben die Sonderveranstaltungen zum Osterfest in der Törzburg bereits am 2. April begonnen — die Eventreihe geht am 23. April zu Ende. An Ostern ist die Törzburg in Festgewand gekleidet — das erwartet sie übrigens auch von ihren Besuchern. Warum sollte man aber dem Schloss gerade in den Osterferien einen Besuch abstatten? Bogdana Balmuş ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Törzburg und wei‎ß, wie sich die Frage beantworten lässt:



    In erster Linie ist die Törzburg, wie Sie wissen, lebendig. Über das ganze Jahr haben wir sehr viele öffentliche und private Veranstaltungen verteilt. Die Veranstaltung, die Sie meinen, gehört zu den öffentlichen und ist uns sehr ans Herz gewachsen. Sie begann vor einigen Tagen und wird bis Ende April dauern. In diesem Zeitraum werden die Besucher der Törzburg eine Ausstellung von Volkstrachten aus der ethnographischen Sammlung »Gabriel Boriceanu« vorfinden, sowie eine Fotoausstellung mit sehr alten Fotos, auf denen lokale Bräuche und Traditionen dargestellt sind. Au‎ßerdem sollen in einigen Räumen typische Inneneinrichtungen der Bauernhäuser aus der Gemeinde Mateiaş rekonstruiert werden.“




    Gabriel Boriceanu war ein leidenschaftlicher Sammler von Volkstrachten, er war wie magisch angezogen von ihrer Vielfalt und dem Reichtum. In seiner Sammlung befinden sich repräsentative Beispiele für Trachten aus unterschiedlichen Folklore-Gebieten des Landes, reich verziert und für alle festlichen Ereignisse gefertigt: von Hochzeiten bis hin zu all den anderen Feiertagen im Laufe eines Jahres. Was kann der Besucher von der jetzigen Ausstellung im Schloss Bran erwarten, fragten wir Bogdana Balmuş.



    Die Trachten sind hervorragend! Sie sind authentisch, es gibt einige besonders schöne Stücke, die die lokalen Traditionen sehr gut beleuchten. Wie Sie wissen, befindet sich die Gemeinde Mateiaş in der Schnittfläche dreier ethnographischer Gebiete: dem Alt-Land (rum. Ţara Oltului), dem Burzenland (rum. Ţara Bârsei) und dem Repser-Land (rum. Ţinutul Rupea), deshalb findet man hier eine Fülle an Traditionen und Bräuchen vor. Das trifft sowohl auf die Verzierungen und Gewänder als auch auf die Tanz und Spiel zu. Besucher können sich vor Ort ein Bild davon machen.“



    Bogdana Balmuş, die in der Törzburg für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, verspricht ferner auch andere Überraschungen, die den Urlauber in die Feststimmung einer lebendigen Dorfgemeinde einführen sollen.



    Damit alles lebendig und authentisch wirkt, wird eine Gruppe von Einheimischen, ein Volksensemble aus Mateiaş, am ersten Ostertag das sogenannte Gro‎ße Spiel rekonstruieren. Es ist ein uralter Brauch, der die Wiederauferstehung des Herrn und die Wiedergeburt der Natur zelebrieren soll. Wir kümmern uns darum, dass jeder wichtige Moment im Leben eines Rumänen in unserer Törzburg erlebt werden kann. Solche Sonderveranstaltungen gibt es auch an Weihnachten und Neujahr oder das ganze Jahr über.“




    Das lässt sich also als offene Einladung für einen Besuch im Schloss Bran deuten. Die Veranstalter versprechen, dass das jederzeit empfehlenswert ist, denn dort sei man schlie‎ßlich stets auf Gäste gefasst. Unlängst ist man auch zum Sommerprogramm übergegangen, also macht die Törzburg ihre Tore von 9-18 Uhr auf, und das von Dienstag bis Sonntag. Am Montag beginnt die Öffnungszeit erst um 12.



    An Ostern dürften vor allem die Kinder nicht zu kurz kommen, das sei auch in diesem Jahr so geplant, sagt Bogdana Balmuş abschlie‎ßend.



    Wie in den vergangenen Jahren auch, folgen wir unserer Tradition und weihen die Kleinsten und nicht nur in das typische Handwerk ein. Es werden einige Volkskünstler hier sein, die die Teilnehmer beim Erlernen der Eierbemalung betreuen sollen. Und für sie sind Holzeier bereitgestellt worden, damit sie anschlie‎ßend als Erinnerung mitgenommen werden können. Das wird vor allem die Kinder begeistern und an Ostern werden sie auch Schokoladeneier vom Osterhasen bekommen.“




    Damit die Räumlichkeiten im Schloss selbst optimal genutzt werden, soll der Osterhase im Musiksaal Schokoladeneier verteilen, und im Teehaus im Königlichen Park wird eine Eiersuche veranstaltet. Der Musiksaal gehörte der Königin Maria von Rumänien, die dort in der Zwischenkriegszeit ihre Konzerte und Empfänge hatte. Das Teehaus ist ebenfalls mit der Geschichte der Königin verbunden, auch dort wurden ab den 1930er Jahren Gäste empfangen.



    Und nicht zuletzt, weil Besucher der Törzburg oftmals auf der Suche nach einer furchteinflö‎ßenden Erfahrung sind, ist in vier der Räume das ganze Jahr über eine Ausstellung von Folterinstrumenten eingerichtet. Darunter die Eiserne Jungfrau“, Judas Wiege“ oder der Verhörstuhl“.

  • Farmen für die Zukunft

    Farmen für die Zukunft

    Rumänien ist ein wahres landwirtschaftliches Paradies“, für französische Investoren gibt es viele Möglichkeiten, in die rumänische Landwirtschaft zu investieren. Das erklärte in diesem Sommer Frankreichs Botschafter in Bukarest, Philippe Gustin. Die Landwirtschaft sei wirklich einer der beliebtesten Investitions-Bereiche in Rumänien für ausländische Investoren, meinen auch Fachleute.



    Auch junge Rumänen sind immer mehr daran interessiert, sich im Bereich der Landwirtschaft ausbilden zu lassen. Maria Drinovan, Leiterin des Kollegs für Landwirtschaft und Lebensmitteindustrie Burzenland“ in der Gemeinde Prejmer/Tartlau, Landkreis Braşov/Kronstadt, erläutert die Schwierigkeiten der Fachausbildung Landwirtschaft:



    Leider befinden sich heute die Landwirtschaftsschulen in einer ziemlich schwierigen Lage, weil immer weniger Kinder sich für Landwirtschaft interessieren Es wäre sehr wichtig, die Mentalität der Menschen irgendwie zu ändern. Man sollte nicht mehr sagen ‚wenn du nicht lernst, dann wirst du auf die Kühe aufpassen‘. Ich glaube immer noch daran, dass Rumänien sich durch die Landwirtschaft sehr viel entwickeln wird. Aber dafür brauchen wir ausgebildete junge Leute. Entweder machen sie Abitur bei einem Landwirtschafts-Gymnasium oder studieren an einer Universität, ohne Bildung und ohne vorbereitete Leute werden wir keine leistungsfähige Landwirtschaft haben können.“



    Die Erklärung der Leiterin des Landwirtschafts-Kollegs in Prejmer erfolgte bei der Feier anlässlich des 9.Jahrestags seit der Implementierung des Projekts Die demonstrative Farm und das Landwirtschafts-Zentrum für Ausbildung und Beratung Agrovision.“ Das ist ein Projekt von World Vision Rumänien, das 2004 eingeleitet wurde. Es kann als Modell einer alternativen Lösung für die Ausbildung professioneller Landwirte angesehen werden.



    Die Milchkühe-Farm wurde in einer armen Gemeinde, im Dorf Criţ/Deutsch-Kreuz, Gemeinde Buneşti/Bodendorf, Landkreis Braşov/Kronstadt gebaut. Crenguţa Bărbosu, Programm-Managerin für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung bei World Vision, erzählt, wie das Projekt startete. Das geschah 2004, gerade als Rumänien die EU-Verhandlungen im Bereich der Landwirtschaft abgeschlossen hatte.



    Zuerst haben wir eine Farm gekauft, eine ehemalige Landwirtschafts-Genossenschaft, die wir modernisiert haben. Au‎ßer der Finanzierung aus den USA haben wir auch ein Projekt bei SAPARD vorgelegt. Das, um in erster Reihe den Leuten zu beweisen, dass diese Fonds sich an Landwirte in Rumänien richten und dass man diese abrufen kann. Mit diesem Geld haben wir die Farm modernisiert, Kühe gekauft, die Ställe und einen Melkstand modernisiert. Zudem haben wir ein Bildungs-Zentrum für Landwirte gebaut und haben Management-Lehrpläne für Milchkuh-Farmen entwickelt. Zu dem Zeitpunkt gab es Fachliteratur nur für Spezialisten. Es gab keine zugänglichen Unterlagen für kleine Landwirte. Dann ist Rumänien der EU beigetreten, es entstand das Nationale Programm für ländliche Entwicklung. Unsere Programme haben sich dann damit beschäftigt, den Landwirten die Kenntnisse zur Verfügung zu stellen um EU-Fonds abzurufen.



    Radu Todea ist ein junger Mann, der die Fakultät für Bauingenieurwesen absolviert hat. Er beschloss jedoch, im Bereich der Viehzucht zu arbeiten, nachdem er bei der Agrovision-Farm ausgebildet wurde. Er hat seine Farm selbst geplant und gebaut. Das erfuhren wir aus dem Präsentations-Video über den Impakt des Projekts:



    Ich habe dieses Geschäft von meinen Eltern geerbt. Wir hatten 11 Milchkühe. Dann habe ich die Kurse der Stiftung World Vision besucht. Ich habe gelernt, Tiere unter den besten Bedingungen zu züchten, ich habe über die Kalbzucht gelernt und über Milchstände. Jetzt melke ich auch mechanisiert. Ich habe die Zahl der Tiere verdoppelt. Ich leite ein blühendes Geschäft und bereue meine Wahl nicht.“



    In den neun Jahren ist die Demo-Farm in Criţ mehr als nur ein Unterstützungs-Projekt für kleine Farmer geworden. Letzen Endes hatte sie wichtige soziale Folgen und führte zur Entwicklung der lokalen Gemeinde. Crenguţa Bărbosu:



    Wir haben das touristische Potential der Gegend geahnt — Criţ befindet sich in einer Region mit vielen sächsischen Kirchenburgen. Das Interesse der rumänischen und ausländischen Touristen wuchs immer mehr. Dann haben wir die Agrotourismus-Kurse für Frauen und nicht nur gestartet. Etwa 300 Personen haben die Agrotourismus-Kurse absolviert — ein Gro‎ßteil dieser Absolventen betreiben jetzt touristische Pensionen oder arbeiten in solchen. Für die Entwicklung der Gemeinde haben wir auch eine Weberei-Werkstatt für die ärmsten Frauen, die als Tagelöhnerinnen arbeiteten, gegründet. Wir habe sie das Weben gelehrt und einige von ihnen verkaufen erfolgreich ihre Produkte den Touristen, die in der Gegend immer zahlreicher werden.“



    Ein gro‎ßes Problem der landwirtschaftlichen Ausbildung in Rumänien ist, dass die Schüler kein relevantes Praktikum ableisten können. Dies weil zu wenige Farmen auf höchstem Niveau ausgestattet sind, meint Maria Drinovan, die Leiterin des Landwirtschafts-Kollegs in Prejmer.



    Ich wünsche mir von ganzem Herzem, dass die jungen Leute auf dem Lande bleiben und dort ein Geschäft entwickeln, auch wenn nicht alle im Bereich der Landwirtschaft sein werden. Aber es geht auch auf dem Lande. Ich stamme aus einer reichen Gemeinde, wo sich auch die Schule, in der ich arbeite, befindet. Unser Einfluss in der Gemeinde war sehr gro‎ß. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Ich glaube, wir hatten im Jahr 2000 ein Leonardo-Projekt abgewickelt und haben 10 junge Farmer aus Prejmer und den Nachbardörfern für vier Monate nach Dänermark zu einem Praktikum im Bereich der Öko-Landwirtschaft geschickt. Das Ergebnis: 5 der 10 jungen Leute, die gegangen sind, besitzen heute vorbildliche Farmen in Prejmer und den umliegenden Dörfern. Einer von ihnen hat auch ein Hochschulstudium im Bereich der Landwirtschaft belegt und ist Manager einer gro‎ßen dänischen Farm, die 6.000 Hektar Land in Rumänien bearbeitet.“



    Als Schlussfolgerung kann man sagen, dass man auch in der Landwirtschaft gut verdienen kann. Das ist auch die positive Botschaft, die von den Leitern solcher Projekte gesendet wird. Und es gibt junge Leute in Rumänien, die Geschäfte auf dem Lande entwickeln und sich als Vorbild an Farmen wie jene in Criţ orientieren.



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