Tag: Byzanz

  • Museum für Geschichte und Archäologie in Constanţa: spannende Ausstellungen

    Museum für Geschichte und Archäologie in Constanţa: spannende Ausstellungen

    Das Geschichtsmuseum in Constanţa ist das zweitgrö‎ßte Museum seiner Art in Rumänien, nach dem Nationalmuseum für die Geschichte Rumäniens in Bukarest. Mehr als 430.000 Exponate können hier betrachtet werden. Sie stammen aus Epochen beginnend mit dem Paläolithikum und gehen bis in die Moderne hinein.



    Das Museum unterscheidet sich von anderen ähnlichen Kulturanstalten. Es legt zwar gro‎ßen Wert auf die Geschichte der Dobrudscha, deckt allerdings ein breiteres, landesweites Themenspektrum ab. Die Besucher können sich hier Keramikteile griechischer, römischer, byzantinischer oder mittelalterlicher Herkunft anschauen, aber auch Werkzeuge aus Stein, Bronze oder Eisen betrachten. Auch antike Architekturelemente können gesehen werden — Säulen, Turmspitzen, Giebel. Die Museumsbesucher werden an antiken Skulpturen vorbeischlendern, sich Glasgegenstände, Bronzestatuen und Schmuck anschauen. Die Münzensammlung umfasst vielfältige Münzen aus Silber, Gold und Bronze. Manche davon sind einmalig. Sämtliche ausgestellte Gegenstände haben eine gro‎ße historische Relevanz.



    Cristian Ceagra ist Museumsführer und Publizist. Er lieferte uns einige Einzelheiten dazu:



    Die Dobrudscha ist ein Wunderland, doch leider nur wenig bekannt. Es ist eine geschichtsträchtige Region. Überall sind Ruinen zu finden. Die Touristen lernen viele au‎ßerordentliche Geschichten des Ortes kennen. Hier treffen aufeinander die Donau, das Meer und das Festland. Das Donaudelta ist atemberaubend schön und es hat zahlreiche spannende Geschichten zu erzählen. Diese Geschichten gehen immer von einem wahren Kern aus. Sie stützen sich auf konkrete Spuren der Vergangenheit, manche einmalig in der ganzen Welt, wie z.B. die Glykon-Schlange. Das alles stellt eine gro‎ßartige Visitenkarte dar. Kein Ausländer wird sich hier fremd fühlen, denn die Dobrudscha ist eine multikulturelle und multiethnische Region.“




    Die Glykon-Schlange ist ein Fabeltier der griechischen Mythologie aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Das Kultobjekt kann im Erdgeschoss des Museums betrachtet werden, zusammen mit anderen Unikat-Exponaten. Auch das antike Standbild von Fortuna, zu seinen Fü‎ßen Pontus, kann hier gesehen werden. Fortuna war als Beschützerin der Hafenstadt Tomis bekannt. Und wer sich für Schmuck interessiert, kann im Archäologischen Museum Constanţa Sammlungen von Goldjuwelen bewundern. Im ersten Stock erblicken die Besucher die Sto‎ßzähne eines Mammuts. Denn hier öffnet sich ihnen eine durchaus neue Welt. Sie betreten nämlich eine andere historische Epoche. Dazu Cristian Ceagra, Museumsführer:



    Sie können hier einen Bärenschädel sehen. Er wurde in einer Grotte entdeckt. Die Tierwelt war zu der Zeit völlig verschieden. Die Menschen machten eine Entwicklung durch, sie waren nicht mehr ausschlie‎ßlich Jäger und Sammler, sondern lie‎ßen sich allmählich nieder, waren keine Nomaden mehr. Folglich erscheinen unterschiedliche neolithische Kulturen. Die Keramik wird immer wichtiger. Die Menschen bauten Wohnungen, lernten, diese zu verwalten. Wir stellen eine Nachbildung aus, die veranschaulicht, wie die Menschen vor 6–7000 Jahren ihre Lebensweise organisierten. Die Kleider aus Fell z.B. werden aufgegeben, die Menschen beginnen Gewebe zu tragen.“




    Das Museum beherbergt auch verschiedene Ausstellungen, so Cristan Cearga, Museumsführer und Publizist:



    Wir versuchen, so viele Besucher wie möglich durch unsere Ausstellungen anzuziehen. Wir wünschen uns, dass sowohl In- wie auch Ausländer durch die Museumstür gehen, sowohl hochgebildete Menschen wie auch weniger geschulte Leute. Daher setzen wir immer auf Innovation. Bei einer so reichen Geschichte wie die unsere ist es unmöglich, etwas Spannendes nicht zu finden. Wir organisieren regelmä‎ßig Ausstellungen. Es stimmt, dass die wichtigsten Sammlungen des Museums auf die Antike zurückgreifen, doch vernachlässigen wir die anderen Elemente auch nicht. Wir haben eine Ausstellung von Zeitungen — da stellen wir 100 Jahre alte, zweisprachige Publikationen vor, Zeitungen der örtlichen Minderheiten.“




    Ein Rundgang durch das Museum dauert im Schnitt zwei Stunden. Wir laden Sie herzlichst ein, das Archäologische Museum in Constanţa zu besuchen. Sie werden es nicht bereuen.

  • Der Asseniden-Staat (12.-13. Jh.)

    Der Asseniden-Staat (12.-13. Jh.)

    Im Jahr 1185 waren die Steuerzahler im byzantinischen Reich sehr aufgeregt. Die zentrale Verwaltung hatte die Steuern angehoben, um die Hochzeit des Kaisers Isaak II. Angelos mit der Tochter des ungarischen Königs finanzieren zu können. Zwei Brüder, die rumänischen Bojaren Petru und Ioan Asan, Anführer der Gemeinden im nördlichen Teil des heutigen Bulgariens, haben dem Kaiserhof in Konstantinopel ein formelles Protestschreiben eingereicht. Ihr Antrag wurde abgelehnt. Zurück in Veliko Tarnovo haben die beiden Brüder einen antibyzantinischen Aufstand gestartet. Dieser führte zur Gründung des rumänisch-bulgarischen Staates oder des 2. Bulgarischen Reiches, unter der Führung der Asan-Dynastie (auch Assen od. Asseniden genannt). Der Staat funktionierte bis etwa 1260, als es sich spaltete. 1396 wurden alle Nachfolgestaaten vom Osmanischen Reich erobert.



    Das rumänisch-bulgarische Reich war ein multiethnischer Staat, in dem mindestens drei Volksgruppen gelebt haben: Rumänen, Bulgaren und Kumanen. Der Historiker Alexandru Madgearu meint, man könne kaum eine Karte des Staates erstellen.



    Es gibt mehrere Quellen, die zugleich — manchmal im selben Satz — die Wlachen, die Bulgaren und die Kumanen erwähnen. Man machte einen klaren ethnischen Unterschied bei der Teilnahme an einer Militärkampagne, bei einer Belagerung. Man machte sogar den Unterschied zwischen Gebieten, zwischen Bulgarien und der Walachei. Anscheinend gab es eine Walachei. Der Name wurde aber nicht von den Rumänen benutzt, weil die Rumänen sich nie selbst als Walachen bezeichnet haben. Die Quelle ist ein päpstliches Dokument. Wenn im selben Satz über die Walachei und Bulgarien berichtet wird, bedeutet das, dass der Staat Gebiete hatte, die sich einer Autonomie erfreuten. In dieser Hinsicht wissen wir kaum etwas. Wir wissen nur, dass man in byzantinischen Quellen, insbesondere des byzantinischen Historikers Niketas Choniates, einen klaren Unterschied zwischen Walachen und Bulgaren gemacht hat.“




    Auch wenn die mittelalterliche Nation nicht der modernen Nation entspricht, waren sich die Assen-Brüder ihrer Herkunft bewusst. Alexandru Madgearu:



    Natürlich waren sie sich ihrer ethnischen Herkunft bewusst. Wir müssen aber bedenken, dass die Idee des Volkes, der Nation nicht dieselbe Bedeutung wie beginnend mit dem 18.-19. Jahrhundert hatte. Damals handelte es sich mehr um die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, einer Religion oder sozialen Schicht. Direkt von ihnen wurde uns nur die Information, die mehrmals in der Korrespondenz mit dem Papst erscheint, dass sie römischer Herkunft seien, übermittelt. Bei diesen Aufständen war die Beteiligung multiethnisch. Die Feinde waren nicht die Griechen als Volksgruppe. Der Feind war die Macht in Konstantinopel, die Steuern einnahm. Alles ging von wirtschaftlichen Gründen aus, nicht unbedingt die Armen, sondern die Reichen haben den Aufstand gestartet. Insbesondere diese hatten zu leiden und haben dann auch die anderen zum Aufstand verleitet.“




    Der antibyzantinische Aufstand hatte auch eine mystische Komponente. Die Religion wurde im Mittelalter sehr oft für politische Zwecke eingesetzt. Alexandru Madgearu dazu:



    So haben die Assen-Brüder die Rumänen und Bulgaren in Tarnovo zum Aufstand aufgefordert. Sie haben eine komplizierte Geschichte erfunden, mit dem Heiligen Demetrios, der Thessaloniki verlassen hatte. Sie haben der Bevölkerung gesagt, der Heilige hätte die Griechen wegen ihrer Sünden verlassen und wäre zu ihnen nach Tarnovo gekommen. Sie haben am Fu‎ße der Burg eine Art Kapelle gebaut und haben dann einige Menschen dorthin gebracht, die meiner Meinung nach unter dem Einfluss von halluzinogenen Pilzen standen. So beschreibt es der Historiker Niketas Choniates. Diese begannen zu singen und schrien ‚Der Heilige Demetrios ist mit uns‘ und ‚Kämpfen wir gegen die verfluchten Griechen!‘. Niketas Choniates berichtet, die Bevölkerung war nicht kampflustig. Eine solche Strategie des psychologischen Kriegs war ma‎ßgebend für den Start des Aufstandes.“




    Den Staat der Assen-Brüder kennt man nicht näher, weil es nur wenige historische Quellen gibt. Alexandru Madgearu berichtet:



    Es fehlen die Quellen, wir können nicht wissen, wieviele Leute in einer Stadt Rumänen und wieviele Bulgaren waren. Wir haben auch keine Friedhöfe gefunden, sie darauf hinweisen könnten. Wenn die Anführer schwach waren, kam es zu abtrünnigen Bewegungen, so während der Herrschaft von Borilă und dann von Constantin Assen. Es hing von der Autorität des Herrschers ab. Wenn dieser nicht autoritär war, haben sich Bojaren in unterschiedlichen Gebieten autonom oder sogar unabhängig gemacht.“



    Die ersten drei Anführer – Petru, Ioan und Ioniţă Asan waren rumänischstämmig. Nachher wird die Dynastie bulgarisch. Das zweite bulgarische Reich bleibt auch nach dem Fall Konstantinopels selbstständig. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzritter im Jahr 1204 wurde das byzantinische Reich sehr geschwächt. Die Eroberungen des Osmanischen Reiches in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts brachten einen gro‎ßen politischen Wandel in der Region mit sich.

  • Die Griechen in Rumänien

    Die Griechen in Rumänien

    Die Griechen sind das älteste Volk, das im rumänischen Raum ansässig wurde. Schon in der Antike haben die Griechen am Schwarzen Meer die Kolonien Histria, Tomis und Callatis gegründet. In der Dobrudscha, der Region zwischen der Donau und dem Schwarzen Meer, wurden in der Geschichte viele griechische Gemeinden gegründet. Einige Namensortschaften deuten auf diese hin. So gibt es im Norden der Dobrudscha die Ortschaft Greci, zu deutsch Griechen. Der höchste Berg der Dobrudscha Gebirge ist 467 Meter hoch und hei‎ßt ebenfalls Greci. Unweit der Dobrudscha Gebirge liegt die Burg Enisala. Diese gehörte byzantinischen Griechen und Genuesen am Ende des 13. Jahrhunderts an.



    In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, nachdem Konstantinopel 1453 von den Osmanen unter der Führung von Mehmet III. erobert wurde, beginnen die Griechen an den rumänischen Fürstentümern nördlich der Donau noch mehr interessiert zu sein. Die Historikerin Georgeta Penelea-Filiti dazu:



    Als das byzantinische Reich fiel, betrachteten die Griechen die Donaufürstentümer als mögliche Zufluchtsstätten. Kurz danach geschieht etwas: die erste urkundliche Erwähnung Bukarests. Vielleicht war das ein glücklicher Zufall: 1453 fällt das byzantinische Reich, 1459 wird dieses Städtchen erwähnt, das 200 Jahre später Hauptstadt werden sollte und heute eine der Metropolen Europas ist. Was ist 1453 geschehen? Eine Welt, gekennzeichnet durch eine unglaubliche Lebhaftigkeit, eine unglaubliche städtebauliche, politische, juristische und institutionelle Entwicklung, die den Griechen charakteristisch war, stürzt ein. Als sie von den Türken erobert wurden, hatten viele Griechen keine andere Wahl, als Byzanz zu verlassen. Die Türken kamen aus einer anderen Welt und gehörten einer anderen Kultur an und der Zusammensto‎ß war unvermeidlich. Die repräsentativste byzantinische Familie, die es in die Donaufürstentümer zog, war vielleicht die Cantacuzino-Familie. Sie waren sehr reiche und flei‎ßige Leute und zogen langsam-langsam aus Bulgarien in den rumänischen Raum. Diese Cantacuzino-Familie, die in der Geschichte Rumäniens eine sehr aktive Rolle gespielt hat, wird im 17. Jahrhundert, als das Land unter politischen Kämpfen zu leiden hatte, zu einem Befürworter des nationalen Geistes. Es kam zu einer Rumänisierung der Griechen.“



    Nach 1453 beginnt eine andere Geschichte der Griechen, ein Teil dieser wickelt sich im Norden der Donau ab. Die Niederlassung der Griechen in der Walachei, in Bukarest, muss als ein laufender, nichtlinearer Prozess betrachtet werden. Dieser verfolgte wirtschaftliche, politische und persönliche Gründe. Georgeta Penela-Filiti erläutert:



    Die Griechen kommen nach Bukarest nicht nur als Fürsten. Man bezeichnete sogar einen von ihnen als Fürsten-Fabrikant“, weil er sich alle seine Mitbewerber zum Thron der Walachei untergeordnet hatte. Diejenigen, die in die Walachei kommen, sind an den vielen Opportunitäten, insbesondere Profit-Opportunitäten, am Handel, am sü‎ßen Leben interessiert. Es kommen Leute aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Ohne eine Statistik erstellt zu haben, würde ich aufgrund der erforschten Dokumente sagen, dass die Griechen im Handel, im Finanzbereich und im Kulturbereich tätig waren. Hier stö‎ßt man auf ein Element, das die Geschichte Rumäniens in den nachfolgenden Jahrhunderten, nach 1453 charakterisieren wird. Die Rumänen waren freundlich, tolerant, aber passiv. Deshalb war ein dynamisches, aktives Element, das etwas zu Ende bringt, willkommen. Die Griechen wurden sowohl positiv, als auch negativ empfunden. Es kommen sowohl Finanzleute, Steuereinzieher, diese sind keine angenehme Personen. Aber es kommen auch Lehrer, Ärzte, Juristen. Diese tragen zur Entstehung unserer städtischen Gesellschaft bei, sie dynamisieren diese und bereichern ihre Kultur.“



    Der Höhepunkt der griechischen Anwesenheit in Bukarest ist das 18.Jahrhundert, die sogenannte Phanarioten-Periode. Griechische Fürsten besteigen den Thron. Manche dieser Familien haben das Kultur-Niveau der Provinz angehoben und wurden dann assimiliert. Georgeta Penelea-Filiti hat die Details.



    Wir dürfen die vielen Griechen, die hierher kommen, die reich werden, nicht vergessen. Sie hatten auch eine Ehe-Strategie. Aus Integrations-Gründen mussten sie Rumäninnen heiraten. Es gibt viele Griechen, die hier bleiben, so dass 1719 einer sagt: ‚Konstantinopel? Das ist eine Stadt, die mich nicht interessiert. Hier finde ich alles, was ich brauche‘. Ein anderer enthusiastischer Grieche erklärte im 18. Jahrhundert: ‚Wenn es ein Paradies gibt, dann muss es der Walachei ähnlich sein‘.“



    Zu den Persönlichkeiten mit griechischen Wurzeln zählen die Schriftsteller Ion Luca Caragiale und Panait Istrati, die Künstler Hariclea Darclée und Jean Moscopol, der Politiker I.G Duca, der Unternehmer Nicolae Malaxa und der Bankier Zanni Chrissoveloni. Das sind nur einige der griechischen Persönlichkeiten, die die Geschichte Bukarests geprägt haben.



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