Tag: Chaos

  • Aufstand der faschistischen Legionäre vor 80 Jahren: Gewalt, Chaos, Mordkommandos

    Aufstand der faschistischen Legionäre vor 80 Jahren: Gewalt, Chaos, Mordkommandos

    Vor 80 Jahren, vom 21. bis 23. Januar 1941, begannen paramilitärische Kräfte der Eisernen Garde, Rumäniens faschistischer Partei der Zwischenkriegszeit, den Aufstand gegen die von General Ion Antonescu geführte Regierung, die von der Wehrmacht unterstützt wurde. General Ion Antonescu, der auch von Hitler als Verbündeter angesehen wurde, entlie‎ß die faschistischen Legionäre aus der Regierung, nachdem er im September 1940, also viereinhalb Monate zuvor mit ihnen zusammen die Regierung gebildet hatte.



    Die unter Beteiligung der Legionäre gebildete Regierung Antonescus behielt die Gesetzgebung von 1938 bei, nach der die Juden die rumänische Staatsbürgerschaft verloren und ihre Geschäfte enteignet und an rumänische Unternehmer vergeben wurden. Die Spannungen zwischen Antonescu und den Legionären begannen Anfang Dezember 1940. Ein Jahr später, 1941, als der Innenminister der Legionäre, Constantin Petrovicescu, aus der Regierung entlassen wurde, schlugen die Spannungen in Stra‎ßenkämpfe um. Die Rebellion bestand aus Angriffen der Legionäre gegen die wichtigsten Institutionen des Staates, wie die Armee und die Gendarmerie, Angriffen auf Synagogen und der Ermordung von 120 Juden. Chaos und Gewalt herrschten für einige Tage in Bukarest und vielen anderen Städten.



    Die Historikerin Eliza Campus, die 1999 vom Zentrum für Mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks interviewt wurde, erinnert sich an die damaligen Ereignisse. Als Jüdin hatte Eliza Campus das Glück, von Menschen umgeben zu sein, die den Fanatismus der Legionäre nicht teilten:



    Während des Aufstandes wohnte ich in der Stra‎ße, die heute Bela Breiner hei‎ßt, und mein Vermieter war ein Legionär namens Niculescu. Er hatte aber eine gewisses Faible für mich. Hinten gab es ein Reihenhaus und vorne eine Wohnung. Ich sprach mit ihm und fragte ihn, ob er dachte, dass es irgendwelche Razzien geben würde. Er sagte mir, wenn das passieren würde, würde er sagen, dass nur Christen auf seinem Grundstück leben. Und das war’s. Er war ein anständiger Mann. Aber die Legionäre taten meinen Schülern und ihren Eltern schreckliche Dinge an. Und als der Aufstand vorbei war, lebten die Menschen immer noch in Angst. Die Leute gingen normal auf der Stra‎ße herum, es war nichts Besonderes los, aber in den Häusern lebten sie in Angst und wussten nicht mehr, wie sie sich verteidigen könnten. Wir gingen wie immer die Stra‎ße entlang, das tat ich jeden Tag. Aber die Legionäre drangen in die Häuser ein, schnappten sich die Leute, nahmen sie als Geiseln oder töteten sie geradewegs. Mit Gewehren in der Hand übernahmen sie die Schule, in der ich unterrichtete, und führten uns mit vorgehaltener Waffe auf den Hof, alle 800 Schüler. Zum Glück war es ein geräumiger Innenhof. Sie besetzten nur die Schule und lie‎ßen uns auf dem Hof allein. Aber sie haben alle Unterlagen aus der Schule mitgenommen. Am Ende habe ich alles im Staatsarchiv gefunden und konnte sie zurückbekommen.“




    Constantin Matei arbeitete als Techniker bei Radio Rumänien und war Leiter der Legionärszelle in dieser Einrichtung, der kleinsten Organisationsform der Faschisten an der Parteibasis. Er war im September 1940 der Eisernen Garde beigetreten. 1994 gab er folgendes Zeugnis ab:



    Ich ging zur Arbeit ins Studio. In der Sendung sprach ein Armeesprecher, dann der Vertreter des Ministerrats, dann die Leute von der Legionärsbewegung. Ich wurde in das Büro des Vorsitzenden, des Generaldirektors Mînzatu, bestellt. Ich war dort im Auftrag der technischen Abteilungen. Es war Mitternacht, Ion Antonescu war im Pyjama da, sein Stellvertreter Mihai Antonescu war da, er lehnte an einem Bücherregal und fragte: »Wer hat Ihnen den Befehl gegeben, die Kommuniqués der Legionäre zu senden?« Das fragte er Minzatu, der antwortete: »Sie waren es, Sie haben angeordnet, dass alles, was vom Präsidialamt oder der Legionärsbewegung kommt, gesendet wird.« Und dann sagte Antonescu: »Will [Faschistenführer] Horia Sima mir weismachen, dass das Land auf seiner Seite ist, weil die Arbeiter der Malaxa-Werke hinter ihm stehen? Ich werde Ihnen morgen zeigen, dass die Intellektuellen und die Armee auf der Seite von General Antonescu sind, und damit basta! Keine weiteren Kommuniqués, keine Unruhen! Ihr werdet nur noch das senden, was ihr vom Präsidialamt bekommt!« Ich ging zum Sendeturm in Băneasa, Truppen der Wehrmacht waren da. Ein deutscher Hauptmann, der sehr gut Rumänisch sprach, sagte uns: »Horia Sima hat keine Ahnung von. Es tut mir leid für Sie, gehen Sie Ihrer Arbeit nach, Antonescu hat diese Runde gewonnen.«“




    Mihail Baron, ein General der Gendarmerie, wurde 1995 fürs Archiv des Rumänischen Rundfunks aufgezeichnet, als er sich an die Unruhen während des Legionärsaufstandes vom Januar 1941 erinnerte und wie er seine Befehle ausführte:



    Am Morgen des 21. Januar begannen sie, die Sitze der lokalen und zentralen Behörden im ganzen Land anzugreifen. Mit dem Vorteil des Überraschungseffekts übernahmen sie das Justizministerium, das Amtsblattbüro und alle anderen zentralen Stellen, wie die Nationalbank, die Nationale Sparkasse und das zentrale Postgebäude. Das Gebäude des Zentralen Rundfunks konnten sie nicht einnehmen. Es gelang ihnen aber, den Radiosender in Bod (nahe Kronstadt) zu besetzen, nicht jedoch in Bukarest, weil dort Gendarmerie-Wachen aufgestellt waren, die sofort reagierten. Und dann, um mit der Bevölkerung und ihren Anhängern kommunizieren zu können, kappten sie das unterirdische Kabel und richteten ein mobiles Studio ein, das in der Hauptstadt herumfuhr und Geschichten verbreitete, wie zum Beispiel dass die Regierung gestürzt worden sei und dass die Legionäre die Macht übernommen hätten. Sie hängten auch Plakate auf. Es waren rote oder gelbe Plakate, einige griffen die Freimaurer an, andere die Kommunisten, um eine angespannte Atmosphäre zu schaffen. Am 21. Januar waren die Stra‎ßen voll von Legionären, die Getöse veranstalteten und »Legionärssieg!« brüllten. Sie blockierten die Stra‎ßen mit Lastwagen, Stra‎ßenbahnen, Bussen, Benzinkanistern, bereit, sie anzuzünden, wenn es nötig gewesen wäre. Am 22. Januar befahl Marschall Antonescu gegen 14 Uhr, nachdem er all diese Grausamkeiten und all die Menschen, die verletzt worden waren, gesehen hatte, der Armee, den Aufruhr zu zerschlagen und die Aufständischen zu verhaften.“




    Nach dem Aufstand wurden etwa 8.000 Legionäre verhaftet, angeklagt und verurteilt. Etwa 700 flüchteten nach Deutschland, darunter auch ihr Anführer Horia Sima. In der Folgezeit blieb Ion Antonescu als Alleinherrscher auf der politischen Bühne Rumäniens zurück.

  • Erster Weltkrieg: Bolschewistische Revolution brachte Ostfront durcheinander

    Erster Weltkrieg: Bolschewistische Revolution brachte Ostfront durcheinander

    Russische Soldaten betraten während des Ersten Weltkriegs rumänisches Territorium als Verbündete, nachdem Rumänien am 16. August 1916 an der Seite Frankreichs, Gro‎ßbritanniens und Russlands in den Krieg eingetreten war. Russlands Hilfe kam nicht sofort, und selbst als sie kam, war sie schwach und nicht überzeugend. Die rumänische Armee wurde von den Truppen der Mittelmächte besiegt, und im Dezember 1916 sah sich die Regierung gezwungen, die Hauptstadt zu verlassen und in der Moldau, im Osten des Landes, Zuflucht zu suchen. Erst Anfang 1917 schickte Russland eine grö‎ßere Verstärkung, die aus 1 Million Soldaten bestand. Die rumänisch-russische Zusammenarbeit funktionierte gut, auch dank der direkten Beteiligung der Franzosen, und so gelang es den Mittelmächten 1917 nicht, in die Verteidigung einzudringen. Das Jahr sollte jedoch nicht so gut enden, wie es begann, im Gegenteil.



    Die Revolutionen in Russland zerstörten die Moral der russischen Truppen und der Zerfall der russischen Armee gefährdete nicht nur die Front in den Karpaten, sondern auch die bestehende Gesellschaftsordnung. Als Lenin und seine Gruppe im November 1917 triumphierten und das bolschewistische System einführten, geriet die Situation in Rumänien au‎ßer Kontrolle. Die russischen Soldaten verhielten sich nicht mehr wie Verbündete, sondern wie Feinde. Unter gro‎ßen Anstrengungen gelang es der rumänischen Armee, den Aufstand der russischen Soldaten zu unterdrücken und die Lage zu stabilisieren.



    Der Historiker Șerban Pavelescu vom Institut für politische Studien, Verteidigungs- und Militärgeschichte ist Herausgeber des Buches Aliatul inamic“ (Feindlicher Verbündeter“), das die Memoiren der beiden russischen Generäle Nikolai A. Monkewitz und Aleksandr N. Vinogradski enthält. Die beiden waren 1917 und 1918 an der rumänischen Front und erinnern sich, wie Rumänien mit der bolschewistischen Revolution fertig wurde:



    Viele dieser Truppen befanden sich hinter der Frontlinie, wobei sich eine gro‎ße Gruppe russischer Truppen in der Gegend von Nicolina, in der Nähe von Iași, befand. Der bolschewistische Aufruhr, der dort von den nach dem Oktober 1917 gegründeten revolutionären Komitees geschaffen wurde, bedrohte die politischen und administrativen Strukturen des rumänischen Staates. Ende 1917 und Anfang 1918 kam es zu einem Konflikt, bei dem die rumänischen Truppen schlie‎ßlich gezwungen waren, gegen den ehemaligen Verbündeten einzuschreiten, um ihn von rumänischem Territorium zu vertreiben. So kam es 1918 zu regelrechten Kämpfen zwischen den rumänischen und den russischen Truppen, wobei erstere versuchten, letztere daran zu hindern, die Front mit den Waffen und der Munition zu verlassen. Hinter der Front verwandelten der Mangel an Disziplin, das Chaos und die revolutionären Wirren die russischen Truppen in Plünderer, die alles zerstörten.“




    Einige russische Soldaten verübten extreme Gewalttaten, vor allem in Bessarabien, der heutigen Republik Moldau. Der Historiker Șerban Pavelescu beschreibt die Ereignisse:



    Diese Truppen, die von den rumänischen Truppen besiegt und mit Gewalt vertrieben wurden, überquerten den Fluss Pruth und entfesselten dort Terror. Die Intervention der rumänischen Truppen in Bessarabien im März 1918 war nichts anderes als ein Versuch, die Ordnung wiederherzustellen, als Leben und Eigentum, ganz zu schweigen von den Entscheidungen der demokratisch gewählten Strukturen der zwischen Prut und Dnjestr lebenden Rumänen, durch die bolschewistischen Hegemonialbestrebungen bedroht waren.“




    Die Memoiren der beiden russischen Generäle enthalten viele Details darüber, wie die Menschen den Krieg und die Veränderungen, die unter ihren Augen stattfanden, wahrnahmen. Der Historiker Șerban Pavelescu dazu:



    Es gibt viele interessante Details über die Situation innerhalb der russischen Armee zu dieser Zeit. Wir können nachvollziehen, wie General Schtscherbatschow, der letzte Befehlshaber der russischen Truppen an der rumänischen Front, schlie‎ßlich von einer rumänischen Infanterieeinheit vor seinen eigenen Truppen geschützt wurde. Die Memoiren beschreiben auch, wie nach verschiedenen Wegen gesucht wurde, um die Truppen zum Weiterkämpfen zu motivieren. Die provisorische Regierung akzeptierte nur widerwillig, ihre eigenen Truppen zu motivieren und sie zum Weiterkämpfen zu bewegen, wie sie es ihren westlichen Verbündeten versprochen hatte. Was die Bolschewiki betraf, so lagen die Dinge völlig anders, und sie wären, wie man an der rumänischen Front sehen konnte, zu jedem Kompromiss bereit, um die gerade eroberte Macht zu behalten.“




    Trotz dieser Situation und des enormen Schadens, den die Russen anrichteten, sagt der Historiker Șerban Pavelescu, dass das Eingreifen der rumänischen Armee für viele von ihnen entscheidend war. Einige von ihnen änderten ihre Ansichten und gaben ihre revolutionären Ideen auf:



    Es ist erwähnenswert, dass aufgrund der Entfernung der rumänischen Front von Moskau und dem Zentralkommando, der Art und Weise, wie die russischen Truppen agierten, sogar des Beispiels der rumänischen Truppen, die sich nicht vom Bolschewismus anstecken lassen wollten, der Grad der Überläufer und der Bolschewisierung unter den russischen Truppen der niedrigste an der gesamten Ostfront war. Die meisten Truppen, die an der Seite der Wei‎ßen Armee kämpfen sollten, wurden aus den Truppen der rumänischen Front rekrutiert. Ich meine damit nicht nur Einheiten aus Offizieren, Unteroffizieren und Kadetten, sondern auch reguläre Truppen, die sich der Wei‎ßen Armee anschlie‎ßen würden.“




    Während des Ersten Weltkriegs war Rumänien gezwungen, sich sowohl dem Feind vor als auch dem Feind hinter den eigenen Linien zu stellen. Die bolschewistische Revolution war aber der unerwartete Feind.

  • Rumänien leidet weiterhin unter der Kältewelle

    Rumänien leidet weiterhin unter der Kältewelle

    Die eisigen Temperaturen und der Schnee haben Rumänien erfasst. Die Schneefälle sorgen für Chaos im Verkehr. Wegen der Schneeverwehungen wurden zwei Autobahnen, sowie viele nationale und lokale Straßen gesperrt. Die direkten Strecken Bukarest-Moldau und Bukarest-Constanţa sind nicht befahrbar. Auf den Umwegen fährt man auch nicht einfach, weil einige Strecken zugesperrt sind. Die Nationale Gesellschaft für die Verwaltung der Verkehrsinfrastruktur hat Restriktionen für die Schwerlast-LKWs eingeführt. Die Gesellschaft appelliert an die Autofahrer, vorsichtig zu fahren, die Geschwindigkeit an die Fahrbedingungen anzupassen und die Wagen für den Winter vorzubereiten und auszustatten. Sie sollen sich ebenfalls im Vorhinein über die Verkehrsbedingungen informieren.



    Die Eisenbahngesellschaft CFR Călători hat 100 Züge gestrichen. Die Fahrgäste haben aber andere Strecken und Züge zur Verfügung. Wegen den Schneeverwehungen und der Windgeschwindigkeit von bis zu 60-70 km/h im Süden des Landes fahren nur die Diesel Züge, auf anderen Strecken fährt man mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h.



    Auch der Luftverkehr hat zu leiden. Einige Flüge wurden gestrichen. Alle vier rumänischen Schwarzmeerhäfen Constanţa Nord, Constanţa Sud Agigea, Midia und Mangalia sind geschlossen. Im Kreis Tulcea wurde Bara Sulina geschlossen und der Fährenverkehr zwischen Rumänien und Bulgarien bei Turnu Măgurele – Nikopol und Zimnicea – Svishtov ist eingestellt worden.



    Die Schulen und Kindergärten in Bukarest und in anderen 11 Landkreisen im Süden und Südosten des Landes bleiben die ganze Woche geschlossen. Bukarests Oberbürgermeisterin Gabriela Firea hat den Eltern, die keine Unterstützung haben, eine Lösung angeboten, und zwar die Sozialarbeiter und die Freiwilligen, die in dieser Periode bereit sind, den Familien, die Hilfe fordern, zu unterstützen.



    Das rumänische Wetteramt könnte die Warnung für Kälte auf das gesamte Land bis zum 2. März verlängern, da die Kältewelle anhalten wird und die Temperaturen am Donnerstagmorgen bis auf – 22 Grad fallen werden.