Zum Beginn eines Jahres, das von Kommunal- und Parlamentswahlen geprägt ist, kommen die rumänischen Politiker mit populistischen Initiativen. Am Dienstag hat die Abgeordnetenkammer in Bukarest auf einer Sondersitzung, mit 247 Ja-Stimmen gegen 21 Enthaltungen ein Gesetz zur Abschaffung der sogenannten Sonderrenten verabschiedet.
Das klare Ergebnis sagt jedoch nichts über die hitzigen Debatten aus, die der Abstimmung vorausgingen. Die derzeit regierenden Liberalen und die Sozialdemokraten, die Ende letzten Jahres in die Opposition geschickt wurden, warfen sich gegenseitig vor, diejenigen zu sein, die solche Privilegien für verschiedenen Berufskategorien überhaupt erst eingeführt hatten. Der Ungarn-Verband in Rumänien und die Liberaldemokraten beantragten eine Verschiebung der Debatten, während die Union Rettet Rumänien weitere Einschränkungen forderte, einschließlich einer Obergrenze für die Renten von Richtern und Staatsanwälten.
Der endgültige Text des Gesetzentwurfs schließt die Sonderrenten für Abgeordnete, Richter, Staatsanwälte, Gerichts- und Staatsanwaltsbedienstete, bestimmte Kategorien von Beamten, Diplomaten und Mitglieder des Verfassungsgerichts sowie Mitarbeiter von Fluggesellschaften aus. Alle diese Kategorien hatten bisher Renten erhalten, die nicht auf ihren früheren Beiträgen zu den Pensionsfonds basierten und die im Allgemeinen als ungerechtfertigt, ungerecht und letztlich als ein Schlag ins Gesicht der Millionen von Rentnern angesehen wurden, die um ihren Lebensunterhalt kämpfen.
Die Sonderrenten für ehemalige Soldaten, Polizei- und Geheimdienstmitarbeiter werden jedoch nicht angetastet, genauso wie die Leistungen für ehemalige Sportler, Künstler, Wissenschaftler und Mitglieder von Verbänden im kreativen Sektor.
Der Vorsitzende der liberalen Fraktion, Florin Roman, sagte, die Sonderrentenkürzungen würden einen Teil der Kosten decken, die durch die geplante Erhöhung der Kinderzulagen und der regulären Renten entstehen. Der Vorsitzende der Union Rettet Rumänien, Dan Barna, warnte, dass das Dokument Elemente enthält, die vor dem Verfassungsgericht angefochten werden können. Er schlug stattdessen, wenn auch ohne Erfolg, eine Reihe von Änderungen vor, mit denen die Sonderrenten für Richter beibehalten werden sollten, jedoch unterhalb einer bestimmten Obergrenze. Der Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten, Alfred Simonis, sagte seinerseits, dass das Parlament die erforderlichen Änderungen vornehmen werde, falls das Gericht das Gesetz für verfassungswidrig erklären sollte.
Die Vorsitzende des Obersten Kassationsgericht, Alina Corbu warnte kurz nach der Abstimmung in der Abgeordnetenkammer, dass der Gesetzentwurf gegen ein früheres Urteil des Verfassungsgerichts verstößt. Sie sagte, die Sonderrenten für Richter seien Teil einer Reihe von Garantien, die der Unabhängigkeit und Unparteilichkeit der Justiz zugrunde liegen.
Zuvor hatten auch die Abteilung zur Justizaufsicht und verschiedene Richterverbände behauptet, dass die Abschaffung ihrer Sonderrenten eine “brutale” Verletzung der Grundsätze der Unabhängigkeit und Unbeweglichkeit der Richter, wie sie in der rumänischen Verfassung und in den Urteilen des EGMR definiert sind, darstellen würde.
Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI.
Bevor es zu den Hörerzuschriften geht, möchte ich einige Sachen ankündigen. Zunächst eine weniger erfreuliche Nachricht: Die Dame in der Postbearbeitungsstelle hat einen Bandscheibenvorfall erlitten und musste operiert werden; das heißt, dass sie bis mindestens Mitte November, vielleicht sogar bis Jahresende in Krankenurlaub bleibt. Wer bis dahin die Postzustellung übernimmt, ist mir nicht ganz klar, aber zumindest die Entgegennahme der einkommenden Postbriefe hat das Sekretariat übernommen. Für die Hörer bedeutet das erneut Verzögerungen in der Kartenzustellung. Und es haben sich bereits mehrere Hörer gewundert, dass sie seit Monaten keine QSL-Karten mehr erhalten haben. Woran das liegt, kann ich nicht sagen, ich habe die Briefe und ausgedruckten E-Mails stets zur Postbearbeitungsstelle gebracht. Vielleicht wäre es ratsam, dass Hörer, die mehrere QSL-Karten vermissen, uns die Empfangsdaten für die entsprechenden Monate gebündelt zuschicken. Dabei brauchen Sie uns nicht die Empfangsbedingungen und Angaben zum Inhalt erneut zuzuschicken, sondern nur das Datum, die Uhrzeit und die Frequenz. Kollege Mihai Stoicescu kann dann gleich mehrere QSL ausfüllen und dann sehen wir weiter, wer und wann sie zur Post bringt.
In drei Wochen stellen wir auf Winterzeit um und wechseln somit auch die Frequenzen unserer Ausstrahlungen. Die Winterfrequenzen 2016/2017 habe ich bereits vor einigen Tagen in einer Massenmail an die Hörer geschickt; dabei ist mir ein Missgeschick passiert — ich habe die Adressaten aus Versehen in die cc-Zeile statt der bcc-Zeile eingefügt und somit konnte jeder die anderen Adressen sehen. Ich weiß, dass Datenschutz großgeschrieben wird, und bitte um Verzeihung, auch wenn sich die meisten Hörer untereinander wohl kennen und niemand böse Absichten hegt. Die pdf-Datei, die Sie erhalten haben, war übrigens nicht komplett, die Frequenz 7.425 kHz im 41-Meterband für die Abendsendung ist in DRM, also digital, nicht analog. Im Abschnitt Über uns — Frequenzen“ finden Sie die Daten für den Empfang ab dem 30. Oktober bereits auf unserer Homepage. Für die Hörer ohne Internetzugang werde ich die Winterfrequenzen nächsten und übernächsten Sonntag im Funkbriefkasten verlesen.
Und eine weitere Ankündigung habe ich: Am ersten Novembersonntag veranstalten wir wie in den vergangenen Jahren den Hörertag anlässlich des Tags des Rumänischen Rundfunks, der am 1. November 1926 auf Sendung ging und somit nun 98 Jahre alt wird. Auch dieses Jahr sind unsere Hörerinnen und Hörer gefragt, am 6. November 2016 gestalten wir die Sendung nämlich mit Hilfe Ihrer Zusendungen zum Thema dieses Jahres. Diesmal stellen wir Ihnen folgende Frage: Wo leben die glücklichsten Menschen?
Selbstverständlich gibt es jährlich Ranglisten oder Meinungsbarometer unter anderem über die glücklichsten Länder oder die Städte mit dem höchsten Lebensstandard. Dabei verwendet man oft Bewertungskriterien wie Großzügigkeit, soziale Beziehungen, Entscheidungsfreiheit, Lebenserwartung, Gesundheitssystem, Kultur, Bildungssystem, Infrastruktur. Dennoch: Sind die Bewohner der höchstplatzierten Länder oder die Einwohner der lebenswertesten Städte wirklich die glücklichsten Menschen der Welt? Oder hängt vielleicht das Glücklichsein“ von so vielen individuellen Faktoren ab, dass die Antwort nicht anders als individuell sein könnte? Wir laden Sie ein, uns Ihre Meinung dazu mitzuteilen. Wo leben die zufriedensten, die glücklichsten Menschen? Wo und wie möchten Sie selbst leben? Welche sind die perfekten Zutaten“, die Sie brauchen, um sich irgendwo auf der Welt wohl zu fühlen?
Für den Hörertag 2016 bei Radio Rumänien International erwarten wir mit großem Interesse Ihre Antworten auf diese Fragen. Selbstverständlich können Sie uns auch wahre Geschichten von glücklichen Menschen mitteilen, die Sie kennengelernt haben.
Ihre Antworten können Sie uns schriftlich per Post, E-Mail, Fax, im Internetformular oder via Facebook zusenden. Wenn Sie uns Ihre Meinung mündlich mitteilen möchten, können Sie uns auch im Vorfeld aufgezeichnete Audiodateien direkt per E-Mail zuschicken, falls Sie diese technische Möglichkeit haben.
Und jetzt zu Hörerzuschriften. Vor zwei Wochen ließ ich mir noch einen Briefstapel aushändigen, der vermutlich schon länger in der Ablage gelegen hatte, denn die meisten Briefe waren noch im August und September verfasst worden. So etwa schrieb uns Wolfgang Waldl (aus Wien) in einer Postkarte vom 10. September:
Können Sie mir mitteilen, wann im Rumänischen Rundfunk die Wasserstände der Donau verlesen werden? Das müsste doch eine regelmäßige Sendung sein. Ich kann viele Ihrer Sender hier ziemlich gut empfangen.
Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Waldl. Tatsächlich bietet der Rumänische Rundfunk seit Jahrzehnten diesen Dienst an. Grund für das tägliche Verlesen der Eckdaten über den Donaupegel ist eine Empfehlung der Donaukommission aus dem Jahr 1979, in der es hieß, dass diese für den Schiffsverkehr wichtigen Informationen im rumänischen Sektor des Donauverlaufs durch den Rumänischen Rundfunk zu erfolgen habe, und zwar in den Sprachen Rumänisch, Französisch und Russisch. Dieser Empfehlung war ein in Belgrad im Jahr 1948 unterzeichnetes internationales Abkommen über den Donauschiffsverkehr vorausgegangen. Warum gerade diese drei Sprachen, werden Sie sich fragen. Nun, das ist einfach zu beantworten: Rumänisch ist die Landessprache, Russisch und Französisch sind zwei von den insgesamt drei Amtssprachen der Donaukommission. Deutsch ist zwar auch Amtssprache der besagten Organisation, in der Aussendung des Rumänischen Rundfunks wird sie aber nicht berücksichtigt.
Seit 2008 werden die Wasserstände der Donau allerdings nicht mehr im ersten Programm ausgestrahlt, das sich Radio Rumänien Aktuell nennt, sondern im Programm für Landwirte, das sich Antena Satelor (Dorfantenne) nennt und auf Langwelle sendet. Die Donaupegel an den verschiedenen Messstationen werden täglich von 12:10 — 12:20 Uhr Ortszeit auf 153 kHz verlesen — das ist nach MEZ 11:10 — 11:20 Uhr, also eine Stunde früher. Allerdings ist für mich fraglich, ob in Zeiten der Elektronik, des Internets und der Satellitenkommunikation überhaupt jemand diesen Dienst noch nutzt. Und falls Sie neugierig sind, wie das klingt, hier ein kurzer Ausschnitt aus einer Aufzeichnung vom 28. April 2015 (in der folgenden Youtube-Einbettung ist das gesamte hydrologische Bulletin zu hören):
Ziemlich schnell heruntergerattert, wie Sie hören konnten (die Sprecher sind übrigens unsere Kollegen von der französischen bzw. russischen Redaktion) — ich kann mir kaum vorstellen, dass der Steuermann oder der Lotse eines modernen Schiffes die Sendung noch einschaltet, um sich brav die Donaupegel aufzuschreiben. Auf jeden Fall ist die Sendung Nostalgie pur für Menschen, die mit dem Radio vor der Wende aufgewachsen sind, alle wissen, was z.B. hausse und baisse auf französisch für den steigenden oder sinkenden Pegel bedeutet, auch wenn man keinen Französischunterricht in der Schule gehabt hat. Falls Sie also mal reinhören wollen und Sie in günstiger Empfangslage wohnen, hier nochmals die Empfangsdaten: täglich von 11:10 — 11:20 Uhr MEZ auf der Langwellenfrequenz 153 kHz.
Einen weiteren Postbrief schickte unser Hörer Frank Bresonik (aus Gladbeck im Ruhrgebiet) noch im August. Darin berichtete er von Freunden, die Rumänien unlängst besucht haben, und erwog die Möglichkeit, selber mal Urlaub in Rumänien zu machen:
Erstmals wählten Freunde von mir die rumänische Hauptstadt Bukarest als ihr Reiseziel, in der sie zwei Wochen in einem schönen Hotel ihren Urlaub verbrachten. Sie erzählten mir von ihrem Aufenthalt und sind förmlich fasziniert von Rumänien. Ihren Reisebericht fand ich sehr interessant und er weckte in mir den Gedanken, Ihr Land eventuell im nächsten Jahr auch einmal zu besuchen. Mich persönlich interessieren aber eher die Regionen am rumänischen Meer. Könnten Sie mir eventuell einen netten rumänischen Urlaubsort am Meer empfehlen, der touristisch nicht so erschlossen ist? Ich mag nämlich nicht so gerne Orte, in denen der Massentourismus auf der Tagesordnung steht.
Lieber Herr Bresonik, danke für Ihren Brief. An der rumänischen Schwarzmeerküste gibt es kaum noch Orte, die vom Massentourismus verschont blieben. Grund dafür ist das Zubauen mit Betonklötzen, viele davon heute heruntergekommen, in denen das arbeitende Volk zu Zeiten des Kommunismus Entspannung finden sollte. Zumindest ist das der Fall in den Touristenresorts zwischen Mamaia, Constanţa und Mangalia. Dennoch gibt es einige wenige Orte, die ich empfehlen würde, allerdings eher im Juni oder vor allem im September, wenn das Wetter immer noch stimmt und nicht mehr so viel los ist. (Ich habe einige dieser Orte in den Funkbriefkästen vom 9. September 2012 und vom 22. September 2013 ausführlich und mit entsprechenden selbstgeschossenen Fotostrecken beschrieben und werde dazu verlinken, damit Sie meine damaligen Urlaubsberichte in voller Länge nachlesen können.) An dieser Stelle kann ich zeitbedingt nur einige wesentliche kurze Informationen wiederholen:
Einen Besuch wert sind die beiden ehemaligen Fischerdörfer Doi Mai und Vama Veche südlich von Mangalia und kurz vor der Grenze zu Bulgarien. Vama Veche galt als Treffpunkt für Individualtouristen, Künstler, Nonkonformisten — inzwischen ist der Ort durch die Anziehungskraft dieses Rufes zwar kommerziell geworden, aber Camping am Strand ist nach wie vor erlaubt und es gibt eine gelassene Atmosphäre. So gut wie jeden Abend treten in Vama Veche Livebands auf und die Kneipen haben in der Regel 24 Stunden geöffnet. An einem Ende des Strandes werden FKK-Badegäste meistens noch toleriert. Anders als in den meisten übrigen rumänischen Seebädern gibt es hier keine großen Hotels, stattdessen private Pensionen. In den letzten Jahren wurden zwar einige neue Ferienvillen und Pensionen gebaut, die Errichtung großer Hotelkomplexe konnte jedoch von einer Bürgerinitiative verhindert werden.
Ich persönlich ziehe aber das ruhigere Doi Mai vor, das nur 4 Km nördlich von Vama Veche entfernt ist. Der Name der etwa 2200 Seelen zählenden Gemeinschaft rührt vom 2. Mai 1864 her, als Fürst Alexandru Ioan Cuza die Legislativversammlung der Vereinigten Fürstentümer Moldau und Walachei auflöste, um seine Reformen durchzusetzen. Doi Mai ist ein beschaulicher Ort, für Veranstaltungen wie Konzerte ist keine Infrastruktur vorhanden, eine schicke Kneipenmeile gibt es sowieso nicht — das Dorf ist eher ein Urlaubsziel für Familien mit Kindern oder Menschen, die Ruhe suchen. Zelten und Nacktbaden sind auch hier möglich, in den wenigen Kneipen kann man gut und zu erschwinglichen Preisen essen.
Mein Fazit: Die beiden Orte südlich von Mangalia und kurz vor der Grenze zu Bulgarien sind einen Besuch wert. Wem mehr Action“ zuspricht, bis tief in die Nacht hinein feiern und tanzen möchte, ist Vama Veche zu empfehlen — der Ort hat auch den schöneren und breiteren Strand. Wer eher Ruhe und lockere Stimmung braucht, ist in Doi Mai besser aufgehoben.
Aber auch nördlich von Mamaia sind zwei Orte etwas abseits vom Massentourismus zu finden: Man fährt an der Raffinerie in Năvodari vorbei und gelangt in zwei Dörfer namens Corbu und Vadu, die bis vor wenigen Jahren noch als Geheimtipp für alternative Urlauber galten. Den Orten bleibt (außer an Wochenenden) der Massentourismus tatsächlich erspart, es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Region touristisch erschlossen ist. Schon jetzt kommen an Wochenenden viele Neureiche mit dicken Geländewagen direkt an den Strand, stellen Boxen auf die Haube, drehen die Musik laut auf, feinden Nacktbadende an und lassen ihren Dreck einfach liegen. Unter der Woche ist es aber meistens ruhig, der Sand ist fein und die Landschaft schön. Ohne Auto oder Fahrrad sind die Strände vom Dorf aus allerdings nur schwer zu erreichen, in Corbu ist der Strand 4 Km entfernt, in Vadu sogar 7 Km. Die schmalen und überwiegend einspurigen Straßen sind nur teilweise asphaltiert, folglich muss man entweder ein Auto mit starkem Antrieb haben oder ein erfahrener Fahrer sein, um nicht im Sand oder — nach Regen — in aufgeweichter Lehmerde stecken zu bleiben. Und Matte und Sonnenschirm sollte man auf jeden Fall dabei haben, Liegestühle werden nicht angeboten und am Strand gibt es so gut wie kein Gewächs, das Schatten spenden würde. In beiden Dörfern gibt es in Strandnähe je ein Restaurant mit Fischspezialitäten.
Postbriefe erhielten wir von Paul Gager, Matthias Dicker und Wolfgang Waldl (alle drei aus Österreich), Sandro Blatter (aus der Schweiz) sowie von Reiner Peuthert, Ulrich Wicke, Detlef Jurk, Thomas Jeske, Christoph Paustian, Florian Krug, Jürgen Hannemann, Peter Möller, Michael Willruth, Frank Bresonik, Georg Tschirner und Jens Silabetzschky (alle aus Deutschland).
E-Mails erhielten wir bis Sontagmittag von Martina Pohl, Bernd Seiser, Hans Kaas, Herbert Jörger, Hans Georg Hessenbruch, Georg Günther, Andreas Pawelczyk, Heinrich Emmerl, Jörg Hoffman, Ralf Urbcanczyk und Joachim Kalkbrenner (aus Deutschland) sowie von Josef Robl und Georg Pleschberger (beide aus Österreich).
Das Internetformular nutzen Burkhard Müller (Deutschland), Paul Gager (Österreich) und Martin Kukla (Tschechien).
Mir ist aufgefallen, dass ich Ihnen Anfang September gar nichts über meinen Urlaub erzählt habe, umso mehr ich dieses Jahr in einer Gegend war, die ich seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen hatte. Der Zufall wollte es, dass sich unser Hörerfreund Ralf Urbanczyk (aus Eisleben, Sachsen-Anhalt) gerade für diese Region interessiert. Ende August schrieb er uns:
Mit Interesse hörte ich in der Radiotour den Bericht über die Touristengebiete an der rumänischen Schwarzmeerküste. Mir ist aufgefallen, dass die Region zwischen dem Donaudelta und Mamaia mit der langgestreckten Landzunge am Schwarzen Meer und den großen Seen Sinoe, Goloviţa und Razim so gut wie gar nicht touristisch beworben wird. Einmal so ganz direkt gefragt: Gibt es dort nichts Interessantes zu entdecken? Lohnt sich ein Ferienaufenthalt in dieser Gegend oder sollte man dann doch lieber direkt ins Donaudelta oder an die recht überlaufene Schwarzmeerküste südlich von Mamaia fahren?
Vielen Dank für Ihre Frage, lieber Herr Urbanczyk. Und ob es in der Region zwischen Mamaia und dem Donaudelta Interessantes zu entdecken gibt. Wie gesagt habe ich gerade dort Urlaub gemacht. Dass die Region nördlich von Mamaia kaum beworben wird, hängt damit zusammen, dass es dort nur wenige Unterkunftsmöglichkeiten gibt und die touristische Infrastruktur noch sehr schwach ist im Vergleich zu den rappelvollen Stränden beginnend mit Mamaia bis an der südlichen Grenze zu Bulgarien.
Nun, ich war diesen Sommer nördlich von Mamaia, man fährt an der Raffinerie in Năvodari vorbei und gelangt in zwei Dörfer namens Corbu und Vadu, die bis vor wenigen Jahren noch als Geheimtipp für alternative Urlauber galten. Viele sprachen sogar davon, dass die Dörfer eine Art neue Doi Mai und Vama Veche seien, die zwei Ortschaften südlich von Mangalia und kurz vor der bulgarischen Grenze, die ich im Funkbriefkasten vom 9. September 2012 beschrieben hatte. Den Orten bleibt (außer an Wochenenden) der Massentourismus tatsächlich erspart, es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Region touristisch erschlossen wird. Schon jetzt kommen an Wochenenden viele Neureiche mit dicken Geländewagen direkt an den Strand, stellen Boxen auf die Haube, drehen die Musik laut auf, feinden Nacktbadende an und lassen ihren Dreck einfach liegen. Unter der Woche ist es aber meistens ruhig, der Sand ist fein und die Landschaft schön.
Fotostrecke Corbu:
Ohne Auto oder Fahrrad sind die Strände vom Dorf aus allerdings nur schwer zu erreichen, in Corbu ist der Strand 4 Km entfernt, in Vadu sogar 7 Km. Die schmalen und überwiegend einspurigen Straßen sind nur teilweise asphaltiert, folglich muss man entweder ein starkes Auto haben oder ein erfahrener Fahrer sein, um nicht im Sand oder — nach Regen — in aufgeweichter Lehmerde stecken zu bleiben. In beiden Dörfern gibt es in Strandnähe je ein Restaurant mit Fischspezialitäten, allerdings scheinen sich die Betreiber nicht sonderlich um genügend Fischfang zu sorgen, schon donnerstags gehen ihnen die Fischgerichte aus und dann muss man bis zum Wochenende eben etwas anderes essen.
Die nahe gelegene Raffinerie in Năvodari scheint beinahe stillgelegt zu sein, ich habe Flammen nur auf einem der vielen Schlottürme gesehen, wenn der Wind gen Norden weht, spürt man ein wenig vom Geruch, allerdings nur in Corbu. Vadu liegt wie gesagt etwas weiter, dort fährt man bis zum Strand an einer stillgelegten Fabrik für seltene Metalle vorbei, den hässlichen Betonklotz sieht man schon aus weiter Entfernung. In den 1960er Jahren soll man in der naheliegenden Sanddüne Chituc uranhaltigen Sand vermutet haben, so dass man mit Beginn der 1980er die Fabrik errichtete, um Titan und Zirkon zu fördern. Ob seltene Metalle tatsächlich vorhanden waren und wieviel davon gefördert wurde, ist recht umstritten, auch sind die Geschichten über ehemals dort Beschäftigte, die an Strahlenkrankheiten gestorben wären, im Bereich der Gerüchteküche geblieben, ohne jemals mit glaubwürdigen Dokumenten belegt worden zu sein.
Fotostrecke Vadu:
Sehenswertes gibt es auch, wenn man weiter nördlich fährt, man muss es eben nicht allein auf Strände abgesehen haben. Die in der Nähe des heutigen Dorfs Istria (Landkreis Constanţa) befindlichen Ruinen der alten Siedlung Histria (vom antiken Namen der Donau “Istros” abgeleitet) sind eine Besichtigung wert.
Mitte des 7. Jh. v. Chr. von griechischen Kolonisten aus Milet gegründet, erlebte die Stadt in ihrer 1300-jährigen Existenz mehrere Blütezeiten als Hafen am Schwarzen Meer, da der Binnensee Sinoe, an dessen Ufer die Ruinen heute liegen, damals eine Lagune des Meers war.
Mehrere Einflüsse und Epochen lösten einander ab, als Teil der Römischen Provinz Moesia Inferior und später Scythia bestand die Stadt bis Anfang der frühbyzantinischen Zeit fort. Mit den Goteneinfällen ab Mitte des 3. Jh. n. Chr begann der Niedergang, Plünderungen der Awaren und Slawen bewirkten schließlich Anfang des 7. Jh. die Aufgabe der Stadt.
Der Standort Histria wurde 1868 vom französischen Archäologen Ernest Desjardins ausfindig gemacht, Ausgrabungen begannen aber erst 1914 unter der Leitung des rumänischen Forschers Vasile Pârvan. Die Ausgrabungen gelten auch heute als nicht abgeschlossen, entlang der Jahrzehnte wurden immer wieder neue interessante Entdeckungen gemacht. Ein guter Teil der thrakischen, griechischen, römischen und byzantinischen Artefakte sind im Museum im Eingangsbereich zu sehen.
Wer sich für alte Steine nicht sonderlich interessiert oder Hunger kriegt, ist im gegenüber dem Museum liegenden Restaurant (Fischspezialitäten) gut aufgehoben. Die Preise sind für rumänische Verhältnisse etwas gepfeffert, probieren sollte man aber auf jeden Fall die aufs Haus gehende angebotene Beilage namens “picanterie” — ein nicht allzu scharfer Aufstrich aus allerhand Gemüse, Grünzeug, Walnuss und Pinienknospen (insofern man mir tatsächlich das vollständige Rezept verraten hat).
Fotostrecke Histria:
Ein weiterer eintägiger Ausflug in Richtung Norden brachte mich in den benachbarten Landkreis Tulcea zu den Ruinen der Festung Enisala. Mitte des 14. Jh. errichteten reiche Kaufleute aus Genua eine Festung auf einem Hügel am Ufer des heutigen Razim-Sees, damals noch eine Bucht des Schwarzen Meers. Die Genuaner besaßen ein Monopol auf die Handelsrouten über das Schwarze Meer und waren somit interessiert, die Schiffahrt in der Region zu überwachen. In den Portulanen (Segelhandbüchern) der Zeit tauchen die Namen Bambola oder Pampolo auf, die wahrscheinlich die Festung bezeichneten. Sie war Teil eines Systems von Befestigungsanlagen im Norden der Dobrudscha. Doch bereits vor den Genuanern dürften schon die Byzantiner an der Region interessiert gewesen sein, das Haupttor mit doppelter Arkade und die dazugehörige Bastei zeugen von orientalisch-byzantinischen Einflüssen.
1397-1418 war die Dobrudscha im Besitz des walachischen Woiwoden Mircea der Ältere, die Festung diente somit als Verteidigungsanlage des mittelalterlichen Fürstentums Walachei. In den Jahren 1419-1420 wurde die Dobrudscha von den Osmanen erobert, die Festung zu einer türkischen Garnison unter dem Namen Yeni-Sale umfunktioniert. Der Name Enisala (auch Yeni-Sale, Enişala) bedeute nach einigen Meinungen “Neue Verkündung” im Türkischen, nach anderen Meinungen soll es eine Mischung aus dem türkischen Wort “yeni” (neu) und dem slawischen Wort “selo” (Dorf, Siedlung) sein.
Bis zum 16. Jh. bildeten sich die Sandbänke, die Razim (Razelm) zu einem Binnensee werden ließen, die osmanische Herrschaft war bereits weiter nach Norden ausgedehnt, so dass die Festung nach und nach an militärischer Bedeutung verlor. Gegen Ende des 17. Jh. wurde sie verlassen.
Die Aussicht vom Hügel ist wunderschön, man fühlt sich wie am Anfang oder Ende der Welt. Auch die Fahrt ist ein Augenschmaus: Sie führt teils über karge Landschaften, wie sie in der Dobrudscha typisch sind, teils über grüne Hügel oder an weiten Raps- und Sonnenblumenfeldern und am Babadag-Wald vorbei. Seit einigen Jahren sieht man in der Ferne auch viele Windkraftanlagen des Windparks in Fântânele-Cogealac.
Fotostrecke Enisala:
Alle oben stehenden Fotostrecken lassen sich mit wenigen Mausklicken auch in Großansicht bzw. direkt bei Flickr betrachten.
Zum Schluss möchte ich noch die Zeilen verlesen, die wir von unserem Hörer Eckhard Röscher (aus Dessau-Roßlau, Sachsen-Anhalt) erhielten:
Liebe Mitarbeiter der deutschen Redaktion von RRI,
Heute möchte ich wieder die Gelegenheit nutzen, um Ihnen einen neuen Empfangsbericht zu senden.
Die Empfangsbedingungen auf 7300 kHz sind nach wie vor ausgezeichnet hier in meiner Heimatstadt Dessau. Somit konnte ich Ihre inhaltsreiche Sendung wieder problemfrei genießen. Darin gab es jede Menge Kultur, aber auch Natur, wie z.B. der Beitrag über den Nationalpark Cozia. Und solche Reportagen interessieren mich ganz besonders.
Der Kinderchor des rumänischen Rundfunks hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich bewundere immer wieder derartige Fähigkeiten, da ich vollkommen unmusikalisch bin. Die weiteren Beiträge über das Musikfestival und über den Nationalpark trafen ebenfalls meinen Geschmack. Somit haben Sie wieder dafür gesorgt, dass diese Stunde sehr schnell vergangen ist.
An dieser Stelle möchte ich wieder das gesamte Team grüßen und ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrer interessanten Arbeit wünschen.
Lieber Herr Röscher, vielen Dank für Ihre Hörertreue und auch von uns einen schönen Gruß nach Dessau.
Zeit für die Posteingangsliste. Postbriefe lese ich mir erst für kommenden Sonntag durch. E-Mails erhielten wir bis einschließlich Sonntagmittag von: Anna, Bernd und Willi Seiser, Petra Kugler, Fritz Andorf, Hendrik Leuker, Norbert Hansen, Rolf Endris, Heinrich Eusterbrock, Werner Hoffmann, Dieter Feltes, Günter Jacob (alle aus Deutschland) und Gérard Koopal (Niederlande).
Das Internetformular nutzten Claudio Alfredo Martijena (Argentinien), Hans Verner Lollike (Dänemark), Ronny Weiner (Deutschland).