Tag: darstellende Künste

  • Interdisziplinäre Auftritte: Das Caleido-Festival der darstellenden Künste

    Interdisziplinäre Auftritte: Das Caleido-Festival der darstellenden Künste

    Die 4. Ausgabe des Festivals hatte als Ziel, den interdisziplinären, interkulturellen und interethnischen Dialog in der Reihe Caleido Talks zu erweitern. Dabei handelte es sich um Diskussionen in Form von Podcasts, die sich wiederum mit dem Thema des Festivals auseinandersetzten: die Gesellschaft vielseitig gesehen, durch den Filter von Stereotypen, Beziehungen, Frauen, Gemeinschaften und der jüngsten Geschichte. Künstlerische Leiterin des Festivals war in diesem Jahr Andreea Novac, eine unabhängige Künstlerin, Choreografin und Performerin.



    Diese ist die erste Ausgabe, an der ich aus dieser Perspektive beteiligt bin, die der Person, die die künstlerische Auswahl trifft. Frühere Ausgaben standen ganz im Zeichen von Vielfalt und Multikulturalität, und – soweit ich von den Initiatoren und Organisatoren erfahren durfte – entstand das Festival aus einem Bedürfnis heraus. Aus der Notwendigkeit heraus, im gleichen Raum und Kontext extrem diverse Leistungen zusammenzubringen. Und wenn ich sage divers, dann meine ich das Thema, den ästhetischen Modus und Diskurs. Und die Idee war, wie ich schon sagte, dass diese Performances am selben Ort präsentiert werden sollten, damit das Publikum Verbindungen herstellen und die Phänomene beobachten kann, denen die Künstler nachgehen, um mehrere Perspektiven auf dieselbe Sache zu haben.



    Ich bin Choreographin. 2019 produzierte das Caleido Festival eine Aufführung, die ich mit dem Schauspieler István Téglás gemacht habe. Und weil den Leuten, die das Festival vor zwei Jahren organisiert haben, diese Aufführung gefallen hat, schlugen sie vor, dass ich dieses Jahr die Veranstaltung im Bereich Tanz und Performance weiterentwickle. Ich habe zugesagt, weil mir die Idee sehr gut gefiel, vor allem, weil ich nicht der Meinung bin, dass die Aufführungen spezialisiert sein sollten, dass sie ausschließlich Tanz- oder Theateraufführungen sein sollten. Ich glaube, dass eine Aufführung eine Mischung aus verschiedenen Künsten sein kann, und unter diesem Gesichtspunkt war Caleido genau die Plattform, die ich brauchte, eine Plattform, die mir half, meine Möglichkeiten zu entwickeln.



    Andreea Novac, die künstlerische Leiterin des Festivals, stellte uns auch die vier Produktionen des Caleido-Festivals vor, eine Veranstaltung, die auf die unsichere und instabile Situation des unabhängigen Theaters und der darstellenden Künste im Allgemeinen aufmerksam machen will.



    Wir haben auch mit den Vorschlägen der Organisatoren gearbeitet und wir haben zwei Ausschreibungen eingeplant. Eine für Aufführungen, die wir zum Festival einladen und eine andere Ausschreibung für Aufführungen, die wir während des Festivals produzieren, ein sehr wichtiger Aspekt von Caleido. Caleido hat im Jahr 2020 vier Aufführungen produziert, was für ein Festival und für ein so schwieriges Jahr wie 2020 sehr viel ist, und in diesem Jahr kamen diese Premieren heraus. In Bezug auf die Ausschreibung, war es mir ein großes Anliegen, Aufführungen von außerhalb Bukarests in das Festival einzubeziehen. Es gibt eine Menge unabhängiger Künstler landesweit, mit sehr starken Vorschlägen und ich wollte ihre Absichten kennenlernen und, soweit es mir möglich war, sie zum Festival einladen und diese vier Aufführungen zu produzieren.


    Um die Geschichte knapp zu erzählen: Ich habe Paul Duncă/Paula Dunker, einer queeren Aktivistin, die volle Freiheit gewährt, ein Team zu gründen, mit dem sie eine Aufführung mit dem Titel Anbetung der radikalen Performance auf die Beine gestellt hat. Es ist eine Aufführung über die Voguing-Bewegung (eine Tanzart, die sich in den 80er Jahren in Harlem entwickelte). Soweit ich weiß, ist es eine der wenigen Produktionen in unserem Land, die sich mit diesem Phänomen befasst und es auf eine tiefe Art und Weise behandelt, die mehreren Ebenen folgt. Es gibt eine persönliche Ebene, aber es gibt auch viele Informationen in der Aufführung über die Voguing-Kultur, die in unserem Land nicht sehr bekannt ist. Umso mehr lohnt es sich, das Stück wegen dieser sehr starken pädagogischen Dimension zu sehen. Es ist eine Aufführung, die einen mit Energie erfüllt, visuell sehr schön und vom Publikum leicht zu empfangen.


    In diesem Jahr präsentierte Caleido auch Bildungswoman unter der Regie von Elena Morar, eine Aufführung, die dem Projektaufruf entspricht. Bildungswoman ist eine Produktion, die visuell viel zu bieten hat, aber auch eine Aufführung mit Inhalt ist. Es ist eine Aufführung über Frauen und über das Erwachsenwerden. Ich zögere, es ein feministisches Manifest zu nennen, aber das Stück hat eindeutig eine sehr starke feministische Dimension. Eine weitere Caleido-Produktion war Fräulein Iulia, eine Produktion unter der Regie von Andreea und Andrei Grosu. Fräulein Iulia ist ein Ende des 19. Jahrhunderts geschriebener, aber sehr aktueller Text. Und die letzte Caleido-Produktion war Libretto Impostura, in der Regie von Matei Lucaci-Grünberg, der zweite Teil einer Trilogie. Eine Aufführung, die mit Humor und Ironie und auf eine sehr gesunde Weise über Hochstapelei spricht.


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  • In den Startlöchern: Internationales Theaterfestival Hermannstadt (FITS)

    In den Startlöchern: Internationales Theaterfestival Hermannstadt (FITS)

    Das Hermannstädter Theaterfestival hat unglaublich schnell ein au‎ßerordentliches Ausma‎ß erreicht — jetzt spielt es in der gleichen Liga mit den Festivals in Edinburgh und Avignon. Beim Festival in Sibiu (FITS) steht das Programm jetzt schon fest, sagt Constantin Chiriac, der Leiter des Nationaltheaters Radu Stanca“ und Festivalintendant.



    Wir haben dieses Jahr Hideki Noda als Gast, den Kunstdirektor des Tokyo Metropolitan Theatre, mit »One Green Bottle«, einer Ko-Produktion des Tokyo Metropolitan Theatre und des Londoner Nationaltheaters. Es ist eine absolut hervorragende Komödie, eine Aufführung in englischer Sprache, mit Herrn Hideki Noda in einer weiblichen Rolle; au‎ßerdem sind noch weitere zwei gro‎ße Schauspieler in der Besetzung, ein Nō-Schauspieler und ein Kabuki-Darsteller. Und dann haben wir eines der aus meiner Sicht bedeutendsten Theater hier, nicht nur in Israel, sondern weltweit. Es geht um das Gesher-Theater, mit der Aufführung »Yakish and Poopche«, eine Bearbeitung nach Hanoch Levin, dem wahrscheinlich grö‎ßten israelischen Dramatiker. Wajdi Mouawad kehrt mit einer seiner ergreifendsten Aufführungen nach Hermannstadt zurück, die er selbst geschrieben hat und bei der er selbst mitspielt. Es handelt sich um »Inflammation Du Verbe Vivre«, eine Produktion des Théâtre de la Colline. Sowohl Wajdi Mouawad als auch Hideki Noda bekommen einen Stern auf der Prominenten-Allee. Dann kommt Isabelle Huppert nach Hermannstadt, in einer Aufführung von Jan Fabre, »Je Suis un boeuf«. Thomas Ostermeier bringen wir ebenfalls erneut hierher, mit »Rückkehr nach Reims« / »Returning to Reims«, einer Produktion der Schaubühne Berlin. Ferner kehrt der Regisseur Luk Perceval zum FITS zurück, mit der gesamten Trilogie nach Émile Zola, bei der eine Ko-Produktion mit dem Hamburger Thalia-Theater gewagt wurde. Im Programm ist au‎ßerdem Det Norske Teatret aus Oslo, eines der zwei gro‎ßen norwegischen Theater, mit »Trauer muss Elektra tragen« / »Mourning Becomes Electra«. Nach vielen Jahren laden wir wieder Les Ballets Jazz de Montréal nach Hermannstadt ein, mit zwei unterschiedlichen Aufführungen. Wir sind sehr stolz darauf, denn es ist eines der wichtigsten Tanzensembles der Welt. Zum ersten Mal ist auch das Alexandrinsky Theatre aus Sankt Petersburg in Rumänien zu Gast. Es ist ein gro‎ßartiger Erfolg, dass wir Valery Fokin bei uns haben werden, einen der grö‎ßten russischen Regisseure aller Zeiten und der Leiter des Moskauer Meyerhold-Zentrums. Das Alexandrinsky-Theater präsentiert die Aufführung »Ihr Gogol«, die mit der Golden Mask ausgezeichnet wurde.“




    Der Tanz genie‎ßt wie üblich einen Sonderstatus beim FITS. Zu den eingeladenen Aufführungen gehört in diesem Jahr FLEXN“, in der Regie von Peter Sellars und mit der Choreographie von Reggie (Regg Roc) Gray. Ebenfalls aus der Welt des Tanzes kommt die Kibbutz Contemporary Dance Company zur 25. Auflage des FITS, mit der Aufführung Mothers Milk“, die Choreographie ist von Marie Chouinard und Michèle Noiret.



    Zu den Premieren der aktuellen Spielzeit des Nationaltheaters Radu Stanca“, die ins Festivalprogramm aufgenommen wurden, gehört auch das mit Spannung erwartete Kabuki-Theater-Projekt, an dem noch gefeilt wird. Dieses hei‎ßt The Scarlet Princess of Edo“, daran arbeitet der Regisseur Silviu Purcărete gemeinsam mit dem Bühnenbildner Dragoş Buhagiar und dem Komponisten Vasile Şirli. Besetzt ist die Aufführung ausschlie‎ßlich mit Schauspielern des Nationaltheaters in Sibiu sowie Studenten und Masteranden der Hermannstädter Theaterschule, berichtet Constantin Chiriac:



    Mit dieser Premiere werden wir auch den Kabuki-Saal einweihen, der nach allen Regeln der Kabuki-Kunst von Dragoş Buhagiar gestaltet wurde. Der Raum befindet sich in der unmittelbaren Nähe des Faust-Saals, in der Kulturfabrik. Wir haben einschlie‎ßlich kleine Balkone eingerichtet, die klassische Verlängerung des Kabuki-Saals bis in den Publikumsbereich, mit reservierten Plätzen, genauso wie am Nationalen Kabuki-Theater in Japan. Die zweite Serie von Proben beginnt Mitte April. Im Dezember hatten wir ein Treffen mit der gesamten Mannschaft, einschlie‎ßlich mit dem Herrn Nobuaki Tomita, der zu diesem Zweck speziell eingereist war und der für einen magischen Moment gesorgt hat: Er zeigte uns, wie ein Schauspieler innerhalb von zehn Sekunden zehn unterschiedliche Kostüme anhaben kann. Au‎ßerdem präsentierte er uns einen Stoff, den nur er schaffen kann, der unterschiedlichste Farben annehmen kann, je nach Intensität des Lichts. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir den wichtigsten Kimono-Designer Japans, Herrn Nobuaki Tomita, für unser Projekt gewinnen konnten, er ist einer der berühmtesten Künster in Hollywood.“




    Festivalintendant Constantin Chiriac konnte anschlie‎ßend bestätigen, dass The Scarlet Princess of Edo“ die erste Aufführung aus dem Programm sein wird, die bei der Einweihungszeremonie der Kulturellen und Olympischen Spiele in Tokyo 2020 dargeboten werden soll.



    Interessenten können sich bis zum 23. März noch für die Aufführungs-Börse in Hermannstadt anmelden, eine Struktur, die in das Festival integriert ist und vom Radu Stanca“-Theater organisiert wird. Seit der ersten Ausgabe 1997 ist die Aufführungs-Börse zu einem wichtigen kulturellen Netzwerk gewachsen. Es ist die Schnittstelle zwischen Festivals und Künstlern, unabhängigen Ensembles oder staatlichen Institutionen mit Zuständigkeiten im Bereich darstellender Künste. Jährlich kommen über 300 Börsen-Teilnehmer aus der gesamten Welt in Hermannstadt zusammen, um über mögliche Partnerschaften zu diskutieren. Die diesjährige Ausgabe der Börse findet im Zeitraum 11.-16. Juni 2018 statt.

  • Internationales Theaterfestival in Sibiu beginnt am Freitag

    Internationales Theaterfestival in Sibiu beginnt am Freitag

    Das Internationale Theater-Festival in Sibiu ist wahrscheinlich das komplexeste Festival, das jährlich in Rumänien organisiert wird. Und es ist das drittgrö‎ßte Festival für darstellende Künste in Europa, nach dem Internationalen Festival im schottischen Edinburgh und dem Festival im französischen Avignon.



    Die diesjährige Auflage des Festivals in Hermannstadt setzt die Tradition eines kulturellen Angebots vom feinsten fort. Zehn Tage lang wird die alte Burg der Siebenbürger Sachsen zur riesigen Bühne, mit Künstlern aus allen Ecken der Welt, die ihre Aufführungen an über 60 Veranstaltungsorten präsentieren: darunter Marktplätze, Kirchen, historische Stätten und klassische Theatersäle. Jede Auflage des Festivals findet unter einem Motto statt, diesmal hei‎ßt es “Einheit in Vielfalt”.



    Das diesjährige 21. Festival in Sibiu findet zwischen dem 6.-15. Juni statt. Daran beteiligen sich 2500 Künstler und Gäste aus 70 Ländern. Auf dem Programm stehen 350 Darbietungen: Theateraufführungen, Tanzdarbietungen, Musikkonzerte, Stra‎ßenaufführungen, Zirkusshows, Ausstellungen, Lesungen und Konferenzen. Die Auflage 2014 gleicht einem Marathon einzigartiger Veranstaltungen. Neben den Theateraufführungen haben die Veranstalter eine Reihe von Filmvorführungen und Buchpremieren geplant.



    Das Festival wird mit dem Film “Die Frau die singt” eröffnet, der 2011 für den Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film nominiert wurde. Das Drehbuch zum Film basiert auf einem Drama des libanesischen Schriftstellers, Schauspielers und Regisseurs Wajdi Mouawad, der bei der Eröffnungsveranstaltung in Sibiu anwesend sein wird. Dabei wird er ein Podiumsgespräch mit dem bekannten rumänischen Theaterkritiker George Banu führen. Eine weitere ungewöhnliche Darbietung ist das Ausstellungskonzept “Luminarium Mirazozo” am gro‎ßen Ring in Hermannstadt, das dem interaktiven Spiel mit Licht und Farbe gewidmet ist. Das Konzept ist aus der islamischen und gothischen Architektur inspiriert und beinhaltet eine aufblasbare Struktur, an der das Publikum eine Reihe von au‎ßersinnlichen Wahrnehmungen experimentieren kann. Diese beruhen auf dem auf farbige oder durchsichtige geometrische Flächen projizierten Lichtspiel.



    Nicht zuletzt sollen neue Sterne auf der Allee der Persönlichkeiten eingeweiht werden — nach dem Vorbild des Walk of Fame in Hollywood. Zum ersten Mal werden die Sterne von Peter Brook, Gigi Căciuleanu, Martin Hochmeister (dem Gründer des ersten Theaters in Sibiu), Krystian Lupa, Radu Stanca und Peter Stein in Hermannstadt erstrahlen. Laut Angaben des Festivaldirektors Constantin Chiriac, werden die Veranstaltungen der 21. Auflage nach dem Grundsatz kommunizierender Gefä‎ße stattfinden. Besucher können erwarten, dass das Programm die humanistische Berufung der europäischen Kulturhauptstadt von 2007 hervorheben wird.